Wie verhält sich das eigentlich mit dem „Suchtgedächtnis“?

Benutzeravatar

Thread-Starter
Anemone77
Beiträge: 73
Registriert: 5. September 2016, 12:41
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Wie verhält sich das eigentlich mit dem „Suchtgedächtnis“?

Beitragvon Anemone77 » 25. Februar 2019, 09:50

Ich habe die nachstehenden Postings von einem anderen Thread abgetrennt. Denn dieses Suchtmedizinische Konstrukt des „Suchtgedächtnis“ ist bestimmt einen eigenen Thread wert. Also haut rein!

Der Admin
============================================


Hallo Elmubana,

Du schreibst: "Die Frage nach dem Ziel ist...ich will erst mal abstinent leben. Für mich wirft sich die Frage auf, ob es jemals wieder möglich sein wird,ohne Baclofen moderat zu trinken".

Meine Meinung ist ja, wer sich für Baclofen entscheidet -- meistens hat derjenige ja schon alles versucht, um trocken zu werden -- ,sollte sich auch für die Abstinenz entscheiden. Wenn man mit dem Gedanken spielt, doch irgendwann wieder kontrolliert trinken zu wollen, warum hat er sich denn überhaupt erst für Baclofen entschieden!??? Es macht dann doch keinen Sinn... [nea]

Wir sind Alkoholiker, die die Kontrolle übers Trinken verloren haben. Moderates Trinken ist für uns nicht mehr möglich... Mag ja sein, dass es anfangs noch gut klappt... Aber schon mit einem Schluck Alkohol hat man sein Suchtgedächtnis wieder aktiviert und früher oder später verliert man wieder die Kontrolle. Alles beginnt wieder von vorn.... Außerdem ist es wahnsinnig anstrengend sich vorzunehmen, nur ein oder zwei Gläser zu trinken... Abstinenz ist immer die bessere Wahl! [smile]

Ja, aber okay, du entscheidest Dich ja jetzt erstmal für die Abstinenz.

Wünsche Dir alles Gute!!!

LG Anemone
Vertrauen ist die Stillste Art von Mut.

Benutzeravatar

shelf
Beiträge: 1226
Registriert: 10. September 2017, 21:20
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 198 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon shelf » 25. Februar 2019, 10:39

Hallo Anemone77,

da muss ich widersprechen.

Anemone77 hat geschrieben:Wenn man mit dem Gedanken spielt, doch irgendwann wieder kontrolliert trinken zu wollen, warum hat er sich denn überhaupt erst für Baclofen entschieden!???

Mit Baclofen kann eine Reduzierung der Trinkmenge und somit auch ein "moderates Trinken" erreicht werden.
Wie sinnvoll das ist sei jedoch dahingestellt.

Anemone77 hat geschrieben:Aber schon mit einem Schluck Alkohol hat man sein Suchtgedächtnis wieder aktiviert und früher oder später verliert man wieder die Kontrolle.

Ich habe es an anderer Stelle bereits geäußert. Ein "Suchtgedächtnis" gibt es nicht!
Was sollte das denn sein? Ein Organ? Eine "Trinkerdrüse"?

Nein, das was irreführend/abwegig als Suchtgedächtnis bezeichnet wird ist ein primitives, chemisches, Ungleichgewicht!

Beispiel Alkohol:
Beim Konsum werden GABA-A und Serotonin (um nur die gravierendsten zu nennen) übermäßig "aktiviert".
Etwas verzögert und wesentlich schwächer folgen GABA-B und Melatonin.
Wir haben keine Lust mehr weiter zu trinken (GABA-B), werden müde (Melatonin) und schlafen unseren Rausch aus, wobei GABA-A und Serotonin mit sinkendem Alkoholpegel wieder "abflachen" und GABA-B Melatonin weiter aktiv bleiben und und dadurch "Entzugserscheinungen" gering halten. (höchstens nächtliches Schwitzen)
Ganz nebenbei kommt es durch den Alkoholabbau noch zu einer minimalen Acetaldehyd-Vergiftung sodass am nächsten Morgen bereits der Geruch von Alkohol zu Übelkeit führt/führen kann.
--- Eine ebensolche Acetaldehyd-Vergiftung wird gezielt mit "Antabus" herbeigeführt ---
Der Flüssigkeitsmangel äußert sich (nach Übertreibung) in einem Brummschädel.
Der Körper giert nach Wasser ("Brand wie 'ne Bergzicke").

Tut man dies zu intensiv (Werdegang jedes Alkoholikers) funktioniert das nicht mehr.
Die "Dämpfung" durch GABA-B fehlt oder ist unzureichend.
Da ist dann der "Schnaps gegen den Kater" nicht selten.

Baclofen "ersetzt" quasi GABA-B wodurch der "Saufdruck" (auch nur eine "Entzugserscheinung") reduziert wird.

Ich persönlich ziehe Abstinenz vor weil ich sie nunmal erreicht habe und damit seit fast 2 Jahren sehr zufrieden bin.
Jedoch ist für viele "Abstinenz" ein "Vermeidungsverhalten" das nicht gerade verlockend wirkt.
Was es auch nicht ist, denn wenn man darauf achten muss keinen Alkohol zu konsumieren und seien es winzige Mengen dann bedeutet das Stress. Zufrieden kann man damit niemals sein.
Bei zufriedener Abstinenz ist aber kein Vermeiden erforderlich. Alkohol spielt einfach als Genussmittel keine Rolle mehr.
Ich habe garantiert schon öfter unbewusst Alkohol zu mir genommen.
Mein "Suchtgedächtnis" hat davon offensichtlich nicht das Geringste bemerkt.

Baclofen ("GABA-B") macht's möglich.

LG

Benutzeravatar

Thread-Starter
Anemone77
Beiträge: 73
Registriert: 5. September 2016, 12:41
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Anemone77 » 25. Februar 2019, 12:59

Hallo Shelf,

danke für den ausführlichen Bericht. Vieles von dem ist mir bekannt.

Mit Baclofen mag es durchaus möglich sein, moderat Alkohol zu trinken. Elmubana meinte aber,
ob es ohne Baclofen möglich ist moderat zu trinken!

... und natürlich existiert ein Suchtgedächtnis! :wink:

Durch den Alkohol kommt es im Gehirn zu einem Dopamin-Kick, der das Lustzentrum anheizt. Auf Dauer verändert dieser Reiz die Gehirnstruktur. Es entstehen mehr Nervenzellen, die auf Alkohol ansprechen. Denn je mehr Nervenenden bereitgehalten werden, an denen die Alkoholmoleküle andocken können, umso besser wird das positive Gefühl verwertet. Es bildet sich ein Suchtgedächtnis.

LG Anemone
Vertrauen ist die Stillste Art von Mut.

Benutzeravatar

Purzelbaum
Beiträge: 69
Registriert: 17. Februar 2016, 11:23
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Purzelbaum » 25. Februar 2019, 13:36

shelf hat geschrieben:
Ich habe garantiert schon öfter unbewusst Alkohol zu mir genommen.
Mein "Suchtgedächtnis" hat davon offensichtlich nicht das Geringste bemerkt.

LG


Eben, unbewusst ist hier das "Zauberwort".

shelf hat geschrieben:
Baclofen ("GABA-B") macht's möglich.

LG


Wenn's denn so einfach und so wie oben von dir beschrieben wäre, dann müsste es ja problemlos bei allen Menschen helfen.

Aha es fehlt ein Stoff im Gehirn, ersetz ich den eben mit Baclofen, so einfach und so gut.

Ist es aber nicht.

Benutzeravatar

shelf
Beiträge: 1226
Registriert: 10. September 2017, 21:20
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 198 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon shelf » 25. Februar 2019, 19:03

Purzelbaum hat geschrieben:Eben, unbewusst ist hier das "Zauberwort".

Nein, ist es nicht.

Purzelbaum hat geschrieben:Wenn's denn so einfach und so wie oben von dir beschrieben wäre, dann müsste es ja problemlos bei allen Menschen helfen.

Aha es fehlt ein Stoff im Gehirn, ersetz ich den eben mit Baclofen, so einfach und so gut.

Ist es aber nicht.

Doch, so einfach ist es. Unser gesamter Organismus funktioniert auf diese Weise.
Meist fehlt nicht nur 1 Stoff sondern mehrere. Aber das auszugleichen braucht Zeit.
GABA-B ist der Schlüssel für den "Saufdruck". Für das was Saufdruck begünstigt (Stress, Depressionen etc) sind wiederum andere "zuständig".
Genau so funktioniert auch die Regulierung von Appetit, Libido, Tatendrang etc.
Schlussendlich funktioniert eine "Birne" nur dann wie sie soll wenn alles verfügbar ist.
Das Regulieren übernimmt der Hirnstoffwechsel dann situationsabhängig selbständig.

Unser Stoffwechsel ist ein sehr komplexer (bio)chemischer Apparat mit vielen kleinen "Rädchen" die ineinander greifen.

Natürlich spreche ich niemand das Recht ab an ein übermächtiges Suchtgedächtnis zu glauben dem man völlig ausgeliefert ist.

LG

Benutzeravatar

Purzelbaum
Beiträge: 69
Registriert: 17. Februar 2016, 11:23
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Purzelbaum » 26. Februar 2019, 06:51

shelf hat geschrieben:
Purzelbaum hat geschrieben:Wenn's denn so einfach und so wie oben von dir beschrieben wäre, dann müsste es ja problemlos bei allen Menschen helfen.

Aha es fehlt ein Stoff im Gehirn, ersetz ich den eben mit Baclofen, so einfach und so gut.

Ist es aber nicht.


Doch, so einfach ist es. Unser gesamter Organismus funktioniert auf diese Weise.



Und jetzt keine Ausreden mehr ihr Erfolglosen, euer Organismus funktioniert so und fertig.

Liebe Erfolglose "shelf" hat es euch geschrieben, es ist doch so einfach, vom Alk los zu kommen.

Benutzeravatar

shelf
Beiträge: 1226
Registriert: 10. September 2017, 21:20
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 198 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon shelf » 26. Februar 2019, 07:22

Purzelbaum hat geschrieben:Und jetzt keine Ausreden mehr ihr Erfolglosen, euer Organismus funktioniert so und fertig.

Liebe Erfolglose "shelf" hat es euch geschrieben, es ist doch so einfach, vom Alk los zu kommen.


Dein Sarkasmus/Zynismus in allen Ehren, aber wer für das "nicht Loskommen" eine Ausrede in Form eines "Suchtgedächtnisses" braucht...

Und ich wiederhole es gern noch einmal: Ja, es ist "so einfach".
Vorausgesetzt (Zusammenhang siehe weiter oben im thread) man bleibt am Ball und behebt sämtliche Defizite.

Wer die Geduld dafür nicht aufzubringen bereit ist für die/den ist der Suff wohl immer noch zu attraktiv.

>>>Achtung Sarkasmus<<<
An dieser Stelle noch eine rhetorische Frage.
@Purzelbaum, was glaubst du wohl warum ein "Normalo" nicht süchtig ist?
Weil ihm noch kein "Suchtgedächtrnis" gewachsen ist?
Wird so ein "Suchtgedächtnis eventuell sogar vererbt? (Kinder von Alkoholikern werden oft selbst abhängig)

Denn dass lediglich ein Stoffwechselproblem vererbt wird... neeeee, das wäre ja idiotisch und kann gar nicht sein.
>>>Sarkasmus Ende<<<

Falls du dich selbst zu den "Erfolglosen" zählen solltest schreib bitte was dich trotz Baclofen zum Trinken bringt.

LG

Benutzeravatar

Chinaski
Beiträge: 1434
Registriert: 29. November 2012, 15:17
Hat sich bedankt: 214 Mal
Danksagung erhalten: 370 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Chinaski » 26. Februar 2019, 07:40

Hallo purzelbaum,

kann es sein das du nur das aus dem Beitrag von Shelf heraus liest was dich bestätigt und nicht das was er eigentlich sagt?

Lies dir den Beitrag bitte nochmal durch.


Gruß,
Chinaski

Benutzeravatar

Thread-Starter
Anemone77
Beiträge: 73
Registriert: 5. September 2016, 12:41
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Anemone77 » 27. Februar 2019, 13:07

Hallo Shelf,

ich muss nochmal auf Deine Meinung über das Suchtgedächtnis zurückkommen...

Shelf: "Ich habe es an anderer Stelle bereits geäußert. Ein "Suchtgedächtnis" gibt es nicht!
Was sollte das denn sein? Ein Organ? Eine "Trinkerdrüse"?

Shelf: "Natürlich spreche ich niemand das Recht ab an ein übermächtiges Suchtgedächtnis zu glauben dem man völlig ausgeliefert ist."

Bin darüber sehr erstaunt, dass Du das anzweifelst...!!? Kann es gar nicht glauben, denn es ist einfach Fakt.
Jeder Arzt, Suchttherapeut oder Psychiater kann dir bestätigen, dass ein Suchtgedächtnis existiert!
In diesem sind alle unsere Erinnerungen, die wir mit Alkohol in Verbindung bringen, gespeichert. :wink:

Suchtgedächtnis:
Nur ein paar Millimeter neben dem Belohnungszentrum liegt das ebenfalls sehr kleine Suchtgedächtnis. Dieser Bereich des Gehirns arbeitet autonom, ist also nicht mit unserem Verstand beeinflussbar. Hier sind bestimmte Hinweisreize gespeichert, die dem Hirnstamm in Situationen, in denen man früher zu seiner Droge gegriffen hat, andeuten: „bereite dich schon mal vor, es gibt gleich wieder was für die Dopaminausschüttung“.
Im Suchtgedächtnis sind die schönsten Trinkerlebnisse, die aufregendsten Abenteuer unter Alkohol sowohl inhaltlich als auch emotional gespeichert. Darüber hinaus gibt es direkte und indirekte Hinweisreize, durch die das Gehirn gelernt hat, dass zeitnah ein Suchtmittelkonsum zu erwarten ist. Bei Alkoholkranken kann dies das Ansehen einer Bierflasche, Alkoholwerbung im Fernsehen, der Besuch eines Grillfestes oder ähnliches sein. Bei heroinabhängigen Menschen könnte es das Finden eines Spritzenbesteckes, Aluminiumfolie, Löffel, Kerze und Feuerzeug bedeuten. Glücksspielsüchtige Menschen reagieren womöglich auf blinkende Lichter an einem Wandgerät, Spielhallenatmosphäre oder eine bestimmte Geräuschkulisse. Diese im Suchtgedächtnis gespeicherten Hinweisreize erzeugen im Sinne eines Erwartungsbelohnungssystems eine entsprechende Ausschüttung von Neurotransmittern (Dopamin), die das erwartete ‚Hurragefühl‘ erzeugt.
Wenn dieses erwartete ‚Hurragefühl‘ nicht eintritt, kommt es kurzfristig zu einer negativen Stimmungslage mit Gereiztheit und Unzufriedenheit, die dann wie zuvor beschrieben, suchtmittelkonsumauslösend wirken kann. Auch hier benötigt das Gehirn mehrere Monate, um Veränderungen in der Wahrnehmung und Bewertung von Hinweisreizen vorzunehmen.
Dr. med. Dipl.-Psych. Thomas Redecker
Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin

Bist Du jetzt immer noch der Meinung, dass das Suchtgedächtnis überhaupt nicht existiert? [smile] :wink:

Schöne Grüße
Anemone
Vertrauen ist die Stillste Art von Mut.

Benutzeravatar

Purzelbaum
Beiträge: 69
Registriert: 17. Februar 2016, 11:23
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Purzelbaum » 27. Februar 2019, 13:22

shelf hat geschrieben:
Dein Sarkasmus/Zynismus in allen Ehren, aber wer für das "nicht Loskommen" eine Ausrede in Form eines "Suchtgedächtnisses" braucht...


Falls du dich selbst zu den "Erfolglosen" zählen solltest schreib bitte was dich trotz Baclofen zum Trinken bringt.

LG


Ich brauche keine Ausrede in Form von einem Suchtgedächtnis und ich glaube, das ich nach 6 trockenen Jahren (Das ging ohne Baclofen, kannst du alles hier irgendwo nachlesen.) auch nicht unbedingt zu den Erfolglosen Alkoholikern gehöre.

Benutzeravatar

Purzelbaum
Beiträge: 69
Registriert: 17. Februar 2016, 11:23
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 14 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Purzelbaum » 27. Februar 2019, 13:27

Chinaski hat geschrieben:Hallo purzelbaum,

kann es sein das du nur das aus dem Beitrag von Shelf heraus liest was dich bestätigt und nicht das was er eigentlich sagt?

Lies dir den Beitrag bitte nochmal durch.


Gruß,
Chinaski


Was ich rauslese ist:

Es gibt nichts was den nassen Alki daran hindert trocken zu werden, wenn er nur fleißig Baclofen schluckt, da das die Defizite im Gehirn regelt und somit alles ohne weiteres zutun gut wird.

Benutzeravatar

Chinaski
Beiträge: 1434
Registriert: 29. November 2012, 15:17
Hat sich bedankt: 214 Mal
Danksagung erhalten: 370 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Chinaski » 27. Februar 2019, 14:09

Hallo purzelbaum,

purzelbaum hat geschrieben :
Was ich rauslese ist:

Es gibt nichts was den nassen Alki daran hindert trocken zu werden, wenn er nur fleißig Baclofen schluckt, da das die Defizite im Gehirn regelt und somit alles ohne weiteres zutun gut wird.


Das ist nur leider nicht das was @Shelf zum Ausdruck gebracht hat.

Nur Baclofen schlägt dir nicht das Glas aus der Hand.


Gruß,
Chinaski

Benutzeravatar

shelf
Beiträge: 1226
Registriert: 10. September 2017, 21:20
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 198 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon shelf » 27. Februar 2019, 17:29

Purzelbaum hat geschrieben:Ich brauche keine Ausrede in Form von einem Suchtgedächtnis und ich glaube, das ich nach 6 trockenen Jahren (Das ging ohne Baclofen, kannst du alles hier irgendwo nachlesen.) auch nicht unbedingt zu den Erfolglosen Alkoholikern gehöre.

Das ist doch sehr schön.
Ich bin nicht so der Typ der unbedingt alles über jeden wissen muss, daher habe ich auch über dich nicht alles hier irgendwo gelesen.
Mir genügt es allerdings zu wissen dass du dich in einem Forum für Baclofen gegen Alkoholismus angemeldet hast nachdem du bereits 3 Jahre OHNE Baclofen trocken warst und die 3 Jahre seit dem für dich zu kurz waren etwas über Baclofen zu lernen. Das kannst du alles hier irgendwo nachlesen.

Purzelbaum hat geschrieben:Was ich rauslese ist:

Es gibt nichts was den nassen Alki daran hindert trocken zu werden, wenn er nur fleißig Baclofen schluckt, da das die Defizite im Gehirn regelt und somit alles ohne weiteres zutun gut wird.

Ja, damit bestätigst du es. Entweder willst du nicht, oder du kannst nicht. Denn genau das habe ich NICHT geachrieben!

Ich mache es nochmal über deutlich, extra für dich.
Baclofen kann den Trinkzwang bis auf null dämpfen.
Baclofen kann NICHT deinen freien Willen beeinflussen.
(wer trinken WILL wird dies auch MIT Baclofen tun)
Baclofen kann NICHT das Leben schön machen.
Baclofen kann NICHT dafür sorgen dass trübe Gedanken und eingefahrene Schienen verschwinden.
Ich hatte es bereits geschrieben, für die anderen Defizite ist Baclofen nicht zuständig.

Übrigens, was Baclofen NICHT kann, kann "KEIN Baclofen" auch nicht.

Wundere dich bitte nicht dass meine Aufmerksamkeit für dich künftig stark eingeschränkt sein wird.
Ich gebe mir wirklich Mühe, aber auch meine Zeit ist nicht wertlos.

Benutzeravatar

Thread-Starter
Anemone77
Beiträge: 73
Registriert: 5. September 2016, 12:41
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Anemone77 » 28. Februar 2019, 16:42

Hallo allwissender Shelf! Warum bekomme ich keine Antwort? Das Suchtgedaechtnis existiert!☺️
Weißt du nichts mehr zu sagen?

Anemone
Vertrauen ist die Stillste Art von Mut.

Benutzeravatar

shelf
Beiträge: 1226
Registriert: 10. September 2017, 21:20
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 198 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon shelf » 28. Februar 2019, 19:01

Anemone77 hat geschrieben:Hallo allwissender Shelf! Warum bekomme ich keine Antwort? Das Suchtgedaechtnis existiert!☺️
Weißt du nichts mehr zu sagen?

Anemone

Deine Frage beweist dass ich keineswegs allwissend sein kann, denn sonst hätte ich auf dein "das Suchtgedächtnis existiert" reagiert. Da ich das nicht bin, war ich fälschlich davon ausgegangen dass du den Fehler in deiner Erklärung selber entdeckst. Zumal du in meinen späteren Beiträgen auch dazu Anhaltspunkte finden kannst.

Anemone77 hat geschrieben:Durch den Alkohol kommt es im Gehirn zu einem Dopamin-Kick, der das Lustzentrum anheizt. Auf Dauer verändert dieser Reiz die Gehirnstruktur. Es entstehen mehr Nervenzellen, die auf Alkohol ansprechen. Denn je mehr Nervenenden bereitgehalten werden, an denen die Alkoholmoleküle andocken können, umso besser wird das positive Gefühl verwertet. Es bildet sich ein Suchtgedächtnis.

Ich gebe dir mal eine kleine Hilfestellung. "Wie gestaltet sich eine Suchtentwicklung?"

An das "Allmächtige Suchtgedächtnis" habe ich leider auch geglaubt weil es mir vor 20 Jahren während einer Langzeittherapie so eingetrichtert wurde. Jedoch kamen später Zweifel auf.
Wäre ich nur von mir ausgegangen dann würde ich vielleicht heute noch daran glauben. Aber bei vielen Entgiftungen unterhält man sich mit vielen Alkoholikern aller Bildungsstufen und Lebenssituationen.

In Gewisser Weise sind wir ("Süchties") alle gleich - aber nicht durch "die Sucht", sondern lediglich durch "das süchtige Verhalten". Das ist ein Unterschied.

LG

Benutzeravatar

Thread-Starter
Anemone77
Beiträge: 73
Registriert: 5. September 2016, 12:41
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Anemone77 » 2. März 2019, 13:36

Hallo Shelf!
Zweifelst du wirklich immer noch die Existenz des Suchtgedaechtnisses an?? Dr. Redeckers Aussage ist doch wohl eindeutig!
Im Suchtgedaechtnis sind all unsere Erinnerungen die wir mit dem Trinken verbinden gespeichert! Was verstehst du daran nicht?

LG
Vertrauen ist die Stillste Art von Mut.

Benutzeravatar

shelf
Beiträge: 1226
Registriert: 10. September 2017, 21:20
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 198 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon shelf » 2. März 2019, 17:09

Hallo Anemone,

meine Erinnerungen - auch die an's Trinken - sind bei mir im Langzeitgedächtnis gespeichert.
So dürdfte es sich bei den meisten von uns verhalten.

Versuch es doch mal kausal. Das was sich wie ein "Suchtgedächtnis" auswirkt ist eine - durch den Alkoholmissbrauch verursachte - biochemische Fehlfunktion im Gehirn.

Immer betroffen ist das gabaerge System, da Alkohol massiv GABA-A-Rezeptoren stimuliert. Deshalb kann mittels Baclofen (GABA-B) eine Reduzierung des "Saufdrucks" erreicht werden.
Wer parallel noch Alkohol trinkt benötigt eine bedeutend höhere Dosis als jemand der abstinent bleibt.

Fast immer betroffen ist das serotonerge System, da auch hier durch Alkohol eine verstärkte Ausschüttung stattfindet.
Dieses kann, bei Abstinenz, durch eine Ausgewogene Ernährung und ggf Nahrungsergänzungsmittel (Tryptophan + B-Vitamine) wieder zu einer normalen Funktion geführt werden.
(wichtig ist dabei die Vorgehensweise und Dosierung - wer zu viel auf einmal will erntet schnell Übel, Stichwort serotonerges Syndrom)

Dass dies nicht so schnell geht wie den "Saufdruck" mit Baclofen "wegmachen" sollte einleuchten.

Es können sich im Laufe der Zeit auch noch weitere "Baustellen" offenbaren, denn der Hirnstoffwechsel ist sehr komplex.

Ich erkenne zwar Alkohol zielsicher am "Aroma", aber wenn etwas Leckeres Alkohol enthält dann verbiete ich mir das deswegen noch lange nicht. Ich habe jedoch weder das Bedürfnis nach "mehr", noch nach einer raschen Wiederholung. Wo ist mein "Suchtgedächtnis" geblieben?

Mich "triggert" nichts. Kein Gedanke, kein Schnapsregal, kein Kummer, keine Ängste - das nehme ich alles so wie es ist. Ich rege mich auf - und komme wieder runter. Ich bin auch mal traurig, aber das vergeht.

Nun kannst du es dir aussuchen. Entweder bin ich ein "medizinisches Wunder", oder das "Suchtgedächtnis" beruht auf einem Missverständnis. [smile]

LG

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 832 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon DonQuixote » 2. März 2019, 20:26

Hallo Anemone

Die Gesamtheit der Mechanismen, welche letztendlich zur „Sucht“ führen, konnte bisher noch nicht gefunden und ergründet werden. Einerseits handelt es sich wie @Shelf schrieb um eine „biochemische Fehlfunktion im Gehirn“. Die US-Amerikanische Gesellschaft für Suchtmedizin (ASAM), schreibt dazu:

ASAM hat geschrieben:Sucht ist eine grundlegende und chronische Hirn-Erkrankung der Belohnungs-, Motivations-, Gedächtnis- und verwandter Systeme.
(Quelle …)

Aber ist das schon alles? Welche Rolle spielen z.B. „die Psyche“, soziales Umfeld, angelerntes Verhalten, Erziehung oder Genetik (Vererbung)? Sehr vieles ist da leider noch unverstanden. Und deshalb scheint es mir auch falsch, sich zu sehr auf den Begriff „Suchtgedächtnis“ zu versteifen. @Jivaro, eine erfahrene mit Baclofen behandelnde Suchtmedizinerin meinte diesbezüglich:

Jivaro hat geschrieben:Wenn ich schon immer vom bösen „Suchtgedächtnis“ lese rollen sich meine Zehennägel..... es sind glücklicherweise nur Lernstrukturen die überschrieben werden können - Extinktion dauert lange (GGG).... ist aber möglich und funktioniert glücklicherweise bis ins hohe Alter! Gilt meiner Meinung nach genauso für Eisgedächtnis, Schwiegermuttergedächtnis und andere Lernprozesse.

DonQuixote

Benutzeravatar

Thread-Starter
Anemone77
Beiträge: 73
Registriert: 5. September 2016, 12:41
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Anemone77 » 5. März 2019, 11:47

Hallo DonQuixote und Shelf, [hi_bye]

Anemone77 hat geschrieben:Nur ein paar Millimeter neben dem Belohnungszentrum liegt das ebenfalls sehr kleine Suchtgedächtnis. Dieser Bereich des Gehirns arbeitet autonom, ist also nicht mit unserem Verstand beeinflussbar. Hier sind bestimmte Hinweisreize gespeichert, die dem Hirnstamm in Situationen, in denen man früher zu seiner Droge gegriffen hat, andeuten: „bereite dich schon mal vor, es gibt gleich wieder was für die Dopaminausschüttung“.


Vielleicht reden wir auch aneinander vorbei, glaube ich aber nicht. Dies hat sich Dr. Thomas Redecker nicht nur so aus dem Ärmel geschüttelt.... [nea]

Hans Huber, Psychotherapeut und Leiter einer Caritas-Suchtfachambulanz:
Suchtabhängigkeit bzw. das Suchtgedächtnis im Gehirn des Menschen entstehe durch Lernen, wie alle anderen Gedächtnisarten auch, nämlich durch neue und sich dann verfestigende Verschaltungen und Verbindungen der Nervenzellen im Gehirn. Das Gehirn lerne über einen Suchtstoff oder ein abhängiges Verhalten wie zum Beispiel Spielsucht, dass der Suchtmittelkonsum bzw. das Suchtverhalten angenehm ist bzw. hilft Unangenehmes vermeiden hilft. Das Suchtgedächtnis speichert die Erwartungswirkung im Gehirn und sagt: „Das will ich wieder haben.“ So entstünden fest abgespeicherte „Erwartungswirkungen“ als „feste Straßen“ im Gehirn mit seinen über 100 Milliarden Nervenzellen, die wiederum 10.000fach verschaltet sind.

Diese Aussage stimmt nach Eurer Meinung also auch nicht...!?

[/i]
DonQuixote hat geschrieben:Aber ist das schon alles? Welche Rolle spielen z.B. „die Psyche“, soziales Umfeld, angelerntes Verhalten, Erziehung oder Genetik (Vererbung)? Sehr vieles ist da leider noch unverstanden. Und deshalb scheint es mir auch falsch, sich zu sehr auf den Begriff „Suchtgedächtnis“ zu versteifen.


Ja, all diese Dinge spielen bei der Entstehung der Sucht auf alle Fälle eine Rolle. Ich versteife mich nicht auf das Suchtgedächtnis! Hatte mich nur geäußert, weil Shelf meine Meinung über das Suchtgedächtnis ins Lächerliche gezogen hatte: "was soll das sein, ein Organ... ?".usw. Ist ja auch nicht nur meine Meinung! Nein, es ist Fakt.

shelf hat geschrieben:Mich "triggert" nichts. Kein Gedanke, kein Schnapsregal, kein Kummer, keine Ängste - das nehme ich alles so wie es ist. Ich rege mich auf - und komme wieder runter. Ich bin auch mal traurig, aber das vergeht.


Mit Baclofen triggert dich nichts???? Das wäre ja normal, da Baclofen ja den Suchtdruck dämpft.
Ausnahmen gibt es aber dennoch..!!!
Wenn das früher auch so war bei Dir ohne Bac, dann wärst du eine große Ausnahme! Ein Wunder!!!! [shok] [shok]

Aber egal, wir haben alle dasselbe Ziel und das ist das Wichtigste!!! :wink:

Schöne Grüße
Anemone
Vertrauen ist die Stillste Art von Mut.

Benutzeravatar

Thread-Starter
Anemone77
Beiträge: 73
Registriert: 5. September 2016, 12:41
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: 1. Erfahrungsbericht

Beitragvon Anemone77 » 5. März 2019, 11:52

Sorry, oben ist ein Fehler aufgetreten im 1. Absatz! Das Zitat ist nicht von mir, sondern von Dr. Redecker!!!
[hi_bye]
Vertrauen ist die Stillste Art von Mut.


Zurück zu „Diverses zur Alkoholabhängigkeit“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste