Guten Tag miteinander....

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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tournesol
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Guten Tag miteinander....

Beitragvon tournesol » 8. Januar 2014, 12:23

Ich bin 46 Jahre alt und lebe mit meiner kleinen Tochter (7) im mittleren Ruhrgebiet.
Ich illustriere Schulbücher für einen Verlag in Hamburg und bin gelernte Buchhändlerin.

Zum Trinken bin ich 1992/93 durch eine fürchterlich schmerzhafte Liebesbeziehung gekommen, die mir für viele Jahre den Boden weggezogen hat. Er hat damals sehr stark getrunken, und ich wollte mithalten, ich wusste von nichts, habe mir das Besoffensein gar zu einer Art Lebenshaltung gemacht. Der Trennung folgte eine schwere Depression (ich weiß erst heute, 20 Jahre später, dass es eine war und ich eigentlich Hilfe gebraucht hätte). Ich habe jahrelang entweder in Kneipen gesessen oder zu Hause allein und aus dem Fenster gestarrt, wenn ich nicht im Bett lag.

So etwas wie Selbstwertgefühl hatte ich wohl nie; auch wenn ich sehr selbstBEWUSST und präsent wirke,
aber das sind ja zwei verschiedene Dinge, weiß ich heute.

Dann ab 1999 Beziehung und Ehe mit einem schwer traumatisierten Mann (posttraumatische Belastungsstörung), der sehr viel trank und der mich 2006 mit dem Säugling sitzenließ und sich 2009 das Leben nahm, da war unser Kind drei Jahre alt. davon habe ich mich bis heute nicht ganz erholt.

Mittlerweile bin ich zwar über das Schlimmste hinweg, war bei den AA, war in verschiedenen Gesprächs- und Verhaltenstherapien, die ich aber alle nicht ernst nehmen konnte - helfen konnte mir auch deshalb niemand, weil ich das Trinken nicht auf lange Sicht sein lassen kann.

Meine längsten Abstinenzphasen waren während der Schwangerschaft, dann 2010 dreieinhalb Monate, 2013 zwei Monate. Ich habe wirklich um jeden Tag gekämpft, aber dann kam das Craving mit Macht zurück.

Ich lebe allein mit der Kleinen, habe fürchterliche Stimmungsschwankungen und kann mir auch eine neue Beziehung nicht vorstellen; nicht dass ich's nicht versucht hätte! Aber ich finde wohl immer nur die, die ich "Einen von uns" nenne, die auch "Beschädigten", in denen ich mich wiedersehe, oft sehr feinsinnige, tiefgründige Menschen mit einer fast greifbaren seelischen Verletzung. Das meine ich nicht despektierlich, bitte versteh mich niemand falsch.

Ich habe im Sommer mein Sozialleben auf fast Null gefahren und meine Stammkneipe und den Biergarten gemieden. Jetzt schäme ich mich oft, wenn ich wieder dort auflaufe und Rotwein trinke.
Ich schaffe, wenn es gut läuft, 4, 5 Tage ohne Trinken, aber dann kommt wieder ein Ärger, ein stressiger Tag, die Einsamkeit, und dann "druckbetanke" ich mich, zwei Flaschen Rotwein sind das Minimum.

Das alles entsetzt mich sehr.
Ich kann so nicht weitermachen. Mein Kind, mein Job, meine Unversehrtheit. Ich will nicht erst GANZ unten sein.

Könntet Ihr mir bitte sagen, wo in NRW ich einen Arzt finde, der mir Baclofen verschreiben würde? Ich lese seit drei Tagen (nüchtern) Olivier Ameisens Buch und weine viel, weil ich so viel von mir darin wiedererkenne. Auch die greifbaren Studien habe ich bereits gelesen, auch wenn ich nicht alles verstehe - ich bin keine Medizinerin.

Danke erst einmal für's Lesen, liebe Leute.

Voller Hoffnung,
tournesol
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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon Dr_Domuch » 8. Januar 2014, 12:48

Hallo tournesol!
tournesol hat geschrieben:ab 1999 Beziehung und Ehe mit einem schwer traumatisierten Mann (posttraumatische Belastungsstörung), der sehr viel trank und der mich 2006 mit dem Säugling sitzenließ und sich 2009 das Leben nahm,

Psychotraumata sind übertragbar. Bitte suche Dir diesbezüglich Hilfe. Du hast gute Chancen die Alkoholabhängigkeit zu überwinden, wenn Du Dich ihrem Auslöser stellst.
Baclofen verschreibende Ärzte findest Du hier (PN an @DonQuixote)

Dr.Domuch stellt sich vor.
LGDD

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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon tournesol » 8. Januar 2014, 13:32

Hallo Dr_Domuch,

danke für Ihre Antwort (oder duzt man sich hier im Allgemeinen? Ich möchte mich ja nicht so herankumpeln...)

Traumata übertragen sich also.. Das war mir bisher nicht bekannt.
Das erklärt, warum ich bis heute ein tiefes Grauen und Fluchtreflex gegenüber kontrollierenden, mir Druck machenden, aggressiven Menschen empfinde.

An Therapeuten welcher "Behandlungs-Richtung" sollte ich mich wenden?

Dank und viele Grüße ins Rheinland (oder nach Wien),

tournesol
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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon Dr_Domuch » 8. Januar 2014, 15:32

Hallo tournesol!

tournesol hat geschrieben:duzt man sich hier im Allgemeinen

Ja, das ist in Internetforen so üblich.
tournesol hat geschrieben:Das erklärt, warum ich bis heute ein tiefes Grauen und Fluchtreflex gegenüber kontrollierenden, mir Druck machenden, aggressiven Menschen empfinde.

Nein, das tut es so nicht. Ein "fight or flight response" gegenüber Aggressoren ist normal.
Übertragbares Trauma bedeutet nur, dass Du, wenn Du mit einem psychotraumatisierten Menschen eine engere Beziehung hast, Du zumindest einen Teil des Traumas übernimmst. Vulgo: mit-leiden.
tournesol hat geschrieben:An Therapeuten welcher "Behandlungs-Richtung" sollte ich mich wenden?

Die theoretische Ausrichtung einer Therapie ist verblüffend gering korreliert mit dem Behandlungserfolg. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) wird Dich da eher weniger voranbringen, systemische Therapie ist derzeit überwiegend von Scharlatanen beansprucht, doppelte Vorsicht also. Tiefenpsychologisch würde ich da nicht unbedingt herangehen, es geht ja nicht um unterbewusste oder bewusstseinsferne Erfahrungen. Trotzdem brauchbar. Gesprächstherapie wäre mir am nächsten dran.
Wie vorgehen?
google: Wohnort Psychologe Psychotraumatologe
- spricht mich der erste Auftritt an? Nein? Weg damit.
- Ja: Anruf, klare Schilderung des Problems. Mein Mann (PTBS) hat mich mit unserem Baby sitzenlassen, sich drei Jahre später umgebracht, ich komme damit nicht klar. Darauf muss die andere Seite angemessen reagieren, sonst: weg damit.

Rechne aber bitte mit sechs bis 12 Monaten Warteschleife, da Du ja nicht unmittelbar traumatisiert bist. Dazu kommen rund 100 Euro je Sitzung (50 min.), die Du i.d.R. privat zahlen musst (da nur wenige und nicht zwingend die sinnvollsten Therapien mit der KK abgerechnet werden können)

Daher eine Qualitätsprüfung, der ich mich selbst immer unterziehe:

- nach fünf Therapiestunden: reden wir über das gleiche? Ja-> weiter; Nein->exit
- nach zehn Therapiestunden: ist eine deutliche Besserung eingetreten? s.o.
- nach 15, maximal, aber wirklich maximal 20 Therapiestunden: sind wir fertig?

Viel Erfolg

LGDD

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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon tournesol » 8. Januar 2014, 15:59

Ja, die Wut weicht nicht, auch nach knapp sieben Jahren nach dem Verlassenwerden, vier Jahre nach dem Tode.
Ich bin an manchen Tagen rasend vor Zorn, dass man mich so behandelt hat, weggetreten wie einen dreckigen Wischlumpen.
Das Mit-Leiden hat sich mit der Reha 2011 erledigt, geblieben ist der Zorn, dass er sein Kind einfach verlassen hat und ich soll ihr was von einem Papa (der natürlich in ihren Augen ein Supermann war), erzählen, der auf ner Wolke...
Da möchte ich am liebsten jedes Mal spucken. Aber sie ist ja erst sieben, und ich schweige.

Die Suche nach einem Therapeuten wird ein wenig Geduld erfordern. An ein Selbstzahlen ist nicht zu denken, nicht mal mit viel gutem Willen. Dazu muss erst mal der große Auftrag her...

Aber vielleicht gibt mir der Austausch mit Euch hier im Forum ja auch Auftrieb - und hält mich trocken, wer weiß?
Diese Unterhaltung hat mir bereits viel Mut zum Weitermachen gegeben, nochmals Dank dafür und herzliche Grüße!

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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon DonQuixote » 8. Januar 2014, 17:12

Hi Tournesol

Willkommen im Forum. Du wirst Dich bestimmt bald eingelesen haben und hilfreiche Anregungen bekommen. Arztadressen sind auch schon so gut wie unterwegs. Wobei es bei dem Arzt primär um die Verschreibung von Baclofen geht. Das kann dann ein Allgemeinmediziner oder auch ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sein. Mal sehen, Du erhältst eine entsprechende Auswahl. Wichtig ist, erst mal die Alkoholproblematik bestmöglich, und hoffentlich dann mit Baclofen, in den Griff zu bekommen, weil erst dann andere Problemfelder wirklich zugänglich werden. Dr. Renauld de Beaurepaire, einer der erfahrensten „Baclofen-Ärzte“ überhaupt, schrieb auch mal sinngemäß: „Allein die Tatsache, das Craving, mithin die Sucht, zu überwinden und hinter sich zu lassen, wiegt oft mehr, als jede Psychotherapie“.

Dr_Domuch hat geschrieben:Die theoretische Ausrichtung einer Therapie ist verblüffend gering korreliert mit dem Behandlungserfolg.

Danke dafür! Ich hatte letztes Jahr im Radio gehört, dass die Universität Bern in einer umfangreiche Studie, die auch viel Beachtung gefunden haben soll, zu ebendiesem Resultat gekommen ist. Ich habe aber weder die Radiosendung noch die Studie je wieder finden können *seufz*

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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon Dr_Domuch » 9. Januar 2014, 08:53

Hallo!
tournesol hat geschrieben:Die Suche nach einem Therapeuten wird ein wenig Geduld erfordern. An ein Selbstzahlen ist nicht zu denken, nicht mal mit viel gutem Willen. Dazu muss erst mal der große Auftrag her...

Du kannst einfach mal Deinem Hausarzt davon erzählen, dass Du mit diesem Erlebnis nicht fertig wirst und ihn nach einem geeigneten Therapeuten fragen. Wenn Du ein bisschen Geduld mitbringst, kann es gut sein, dass Du die Therapie über die KK abrechnen kannst (nebenbei: was der Therapeut macht und was er abrechnet, muss nicht zwingend das exakt Gleiche sein :wink: )

DonQuixote hat geschrieben:Dr. Renauld de Beaurepaire, einer der erfahrensten „Baclofen-Ärzte“ überhaupt, schrieb auch mal sinngemäß: „Allein die Tatsache, das Craving, mithin die Sucht, zu überwinden und hinter sich zu lassen, wiegt oft mehr, als jede Psychotherapie“.

Dr_Domuch hat geschrieben:Die theoretische Ausrichtung einer Therapie ist verblüffend gering korreliert mit dem Behandlungserfolg.


Danke dafür! Ich hatte letztes Jahr im Radio gehört, dass die Universität Bern in einer umfangreiche Studie, die auch viel Beachtung gefunden haben soll, zu ebendiesem Resultat gekommen ist. Ich habe aber weder die Radiosendung noch die Studie je wieder finden können *seufz*

Es gibt einige interessante Studien in diese Richtung, aktuell läuft wieder (mindestens) eine. Das Problem bei der Veröffentlichung ist, dass erstens in der Allgemeinheit die Botschaft "Psychotherapie ist egal" ankommt und zweites sich ein ganzer Sack voll Kolleginnen und Kollegen vehement gegen eine solche "Qualitätskontrolle" sträuben.

Zum Ersten: diese Studien weisen verstärkt darauf hin, dass die psychologische Ausrichtung einer Therapie für den Behandlungserfolg eher "egal" ist. Ob ich beispielsweise Depressivität nun eher kognitiv, eher systemisch oder eher tiefenpsychologisch ausgerichtet therapiere, ist vergleichsweise wurst. Ob ich sie überhaupt therapiere aber bei weitem nicht. Das geht in der Öffentlichkeit ganz gern durcheinander.

Zum Zweiten: es gibt sehr gute, valide und mit hoher Retest-Güte versehene Erhebungsinstrumente, mit denen ich meine Arbeit kontrollieren kann. Das sollte man auch gelegentlich tun, um sich nicht zu verrennen und nichts weiter zu ereichen als dem Klienten das Geld aus der Hose zu ziehen. Aber gerade im Selbstzahlerbereich der Bachblüten, Duftkerzen und Gesundbeter bekommt man gern zu hören, dass diese Arbeit nicht "messbar" sei. Merke: je weniger Dein Therapeut Dir sagt, was er konkret warum macht, desto schlechter ist er;-)

Diese Aussage von Dr. de Beaurepaire kann ich so nicht teilen (surprise). Sicher wird in vielen "Therapien" der biologische Aspekt unter- und der kognitiv-steuerbare Teil überbewertet. Aber die Chance, die sich hier bietet, an die auslösenden Momente zu gehen und auf diesem Umweg an den steuerbaren Teil anzuknüpfen, die würde ich nicht ungenutzt lassen. Immerhin bietet sich hier die Möglichkeit, auf Dauer alkohol- und medikamentenfrei ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon tournesol » 9. Januar 2014, 10:01

Sicher wird in vielen "Therapien" der biologische Aspekt unter- und der kognitiv-steuerbare Teil überbewertet. Aber die Chance, die sich hier bietet, an die auslösenden Momente zu gehen und auf diesem Umweg an den steuerbaren Teil anzuknüpfen, die würde ich nicht ungenutzt lassen. Immerhin bietet sich hier die Möglichkeit, auf Dauer alkohol- und medikamentenfrei ein selbstbestimmtes Leben zu führen.


Jawohl. Genau von diesem Aspekt/ dieser Herangehensweise las ich vor wenigen Tagen zum ersten mal in Monsieur Ameisens Buch und lese es jetzt wieder hier bei Dir. In all meinen Therapien wurde mir immer wieder nahegelegt:

- Wenn Sie trinken wollen, machen Sie doch lieber einen schönen Spaziergang
- nehmen Sie ein Schaumbad
- lesen Sie was
- legen Sie sich ein Notfallköfferchen zu

Ich will aber nicht baden oder an einem Lavendelsäckchen schnuppern wenn ich saufen muss, herrgott nochmal! [ireful]
Das kann ja MAL funktionieren, aber wenn HALT (hungry, angry, lonely UND tired) an der Pforte rappeln... Wir kennen das ja alle. Das hat bisher niemand verstanden, der nicht selber ein nicht zu überwindendes Craving erlebt hat, vor allem keine meiner Therapeutinnen. Deshalb habe ich nun endlich mal, nach all den Jahren, wieder Hoffnung auf ein, wie Du es so treffend nennst, selbstbestimmtes Leben.

So, jetzt gehe ich ins von der Heydt-Museum in Wuppertal und schaue mir was Erhebendes, Beglückendes an.

Herzliche Grüße!
tournesol
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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon Suse » 10. Januar 2014, 00:51

Hallo Tournesol.

wow, eben erst angemeldet und schon so viele kompetente Antworten. Was soll man da noch schreiben [twiddle]

Erst einmal herzlich willkommen im Forum und danke für deine ausführliche und sehr anschauliche Vorstellung. So kann man sich direkt ein Bild machen und deine Geschichte ist an Elend kaum zu überbieten. Dagegen liest sich meine ja fast wie ein Sketch von Loriot.

Dennoch sehe ich auch einige Parallelen, wie zB der extreme Liebeskummer, der dir die Pforte zum Erleichterungstrinken geöffnet hat. Genauso war es bei mir auch, selbst die Zeit kommt ungefähr hin (bei mir ware das 1994). Dadurch habe ich "gelernt", dass sich der Schmerz durchaus wegtrinken lässt und dass die momentane Entspannung der Situation einem wichtiger erscheint als die Tatsache, dass der Kummer am nächsten Tag weiter geht... Man wusste ja nun das "Medikament"...

Ich denke auch, dass eine "gute" Therapie, sei es nur die guten Gespräche dich weiterbringen könnte. So etwas ist alleine nicht zu bewältigen. Auch denke ich, dass du unter bestimmten Voraussetzungen die Therapie durchaus erstattet bekommen kannst. Bei meinem Arzt war das jedenfalls kein Problem. Damals ging es zwar nicht um Alkohol, eigentlich weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr, worum es ging, hat auch nix gebracht und war mir augenscheinlich nicht wichtig genug, weiter nach einem geeigneten Therapeuten zu suchen. In deinem Fall aber würde ich denken, dass dein Trauma durchaus eine Behandlung zwingend erforderlich macht und dementsprechend vom Arzt "verkauft" werden könnte - der KK gegenüber.
Von Alkohol würde ich da an deiner Stelle erst mal gar nicht anfangen...weiß nicht, ob das richtig ist, aber alleinerziehende Mutter mit Alkoholproblemen, da könnte dir evtl ein Strick draus gedreht werden...?

Sicher führt der Weg hin zum Leben zunächst erstmal weg vom Alkohol - zumindest von dem regelmäßigen, ausartendem Konsum. Dabei könnte dir Baclofen bei entsprechender Disposition durchaus eine Hilfe sein. Wie bei allem im Leben gehts natürlich auch mit Bac ohne Willen nicht. Auch ohne das Medikament kannst du es natürlich schaffen, logisch. Ohne Austausch jedoch geht es nicht, denke ich. Da ich mich bei den AA nicht wohl gefühlt habe und irgendwie auch nicht motiviert genug war, mir eine andere Gruppe zu suchen, hat mir der Austausch hier im Forum schon geholfen.
Man steht halt nicht so alleine da.

Tournesol hat geschrieben: Ich will aber nicht baden oder an einem Lavendelsäckchen schnuppern wenn ich saufen muss, herrgott nochmal! [ireful]


[lol] Diese Tipps kann man doch nur höhnisch belächeln. Natürlich kann man sich die Laufschuhe anziehen und dem Druck davon rennen, mag ja auch für den Moment helfen. Doch bei mir ist es ebenso wie bei dir: Kommt der Druck mit Macht, habe ich dem keine Energie entgegenzusetzen. Mein gesamter Wille verdampft urplötzlich und es fehlt sogar die Motivation, die Laufschuhe hervorzukramen geschweige denn anzuziehen und loszurennen...
Willensschwach, keine Frage. Aber so ist es-

Dir erstmal alles Gute, bleib am Ball, bis bald und liebe Grüße, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon tournesol » 11. Januar 2014, 11:22

Danke sehr für Deine freundlichen und verständnisvollen Worte, liebe Suse.
Gern würde ich auch Deine Geschichte erfahren, bin aber noch nicht firm genug in diesem Forum, um mir Deinen Vorstellungstext aufzurufen. Kannst Du mir da helfen, bitte? (Dass Deine Geschichte ein Sketch von Loriot sei, bezweifle ich - aber ich schätze Menschen sehr, die seinen Humor teilen). [biggrin]

Dein Bild, dass der Wille einfach "verdampft", finde ich sehr treffend. Man kann den Widerstand manchmal einfach so aus sich rausfließen sehen... Und dass es nur mit Baclofen, aber ohne den Willen nicht geht, muss man sich, denke ich, immer vor Augen halten.

Ach, ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Forum entdeckt habe. Bereits am Montagabend habe ich meinen ersten Arzttermin und bin sehr erlöst.

Dank nochmal in die Runde und allen ein schönes Wochenende gewünscht!

Liebe Grüße,
tournesol
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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon agnesl » 11. Januar 2014, 12:14

hallo tournesol,
sag auch mal willkommen!
Deine Geschichte ist echt sehr tragisch und traumatisch.Wie alle hier schon schrieben,ist sicher eine therapeutische
Person,mit ausgezeichneten Kenntnisse in diesem Bereich,sehr wichtig für dich.
Hatte vor Jahren auch ein seelisches Tief,wagen meiner Vergangenheitsbewältigung mit meiner Mutter und den (sicher auch damit verbundenen)Eheproblemen sowie, der für mich damals schon,vorhandenenn Alkoholprobleme,duch meinem Arzt eine Psychotherapie von der Kasse genemigt bekommen.

Mir habe die Stunden leider nach einiger Zeit überhaupt nix mehr gebracht.
Wie Dr_D.schreibt !:wenn nach der 15.Sitzung keine :reden wir übers gleiche!kommt...sollte man/frau`s aufgeben
Du findest aber hier sicher sehr oft jemand,der dir ein positives feedbag,auf deine schreiben oder auch Fragen,gerne gibt.So manche Geschichten ähneln sich doch irgendwie.

Um auf Suses Loriot Geschichte zu sprechen zu kommen!"Das ist echt auch nicht die Schönste Story,Suse!
Du stellst dich da echt unter den Schäffel!!!"

So nun weiterhin allen gesundes Trockensein
lg
Agnesl :wink:

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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon Suse » 11. Januar 2014, 23:31

Desperatio - ohne Hoffnung, so hatte ich mich bei der Anmeldung hier genannt. Ist allerdings sehr langatmig und ermüdend, finde ich im Nachhinein.
Doch: aus einem hoffnungslosen Fall wie mir so etwas zu machen, wie ich jetzt bin, da brauchte es halt viel viel gedankensülze und Selbsterkenntnis !
Sprich, du musst das nicht lesen, es mag deinen eigenen Erfahrungen völlig fern sein.

Ich wünsche dir nur einfach alles beste, Suse
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Re: Guten Tag miteinander....

Beitragvon tournesol » 26. Januar 2014, 08:25

Liebe Agnesl, liebe Suse,

besser spät als nie: danke für Euren Zuspruch!
Ich hatte mich die ganze Zeit in einem anderen Thread getummelt, der sich mit dem (meinem) Baclofen-Start beschäftigt.
Es funktioniert erstaunlich gut, ich nehme es jetzt seit 12 Tagen und hatte nur EIN ernsthaftes Craving, nach 5 Tagen, das ich nicht in den Griff bekam - da hab ich getrunken. Es ging aber im Großen und Ganzen um Einsamkeit und Weggesperrtsein mit dem Kinde, während draußen die Welt tobt und alle eine Beziehung haben, bloß die übriggebliebene, verkorkste tournesol nicht.

Altes Schema, altes Muster, same procedure as every time.

Jetzt bin ich wieder auf Linie und seit acht Tagen ist alles friedlich.
Wie geht's Euch so?

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