GoldenTulip V : Kein Wunder....

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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GoldenTulip
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 29. Mai 2013, 18:31

Für die P!NK-Fans hier, hab es endlich geschafft, sie live zu sehen (in Stuttgart)
Bild

Right from the start
You were a thief
You stole my heart
And I your willing victim
I let you see the parts of me
That weren't all that pretty
And with every touch you fixed them
Now you've been talking in your sleep oh oh
Things you never say to me oh oh
Tell me that you've had enough
Of our love, our love

Just give me a reason
Just a little bit's enough
Just a second we're not broken just bent
And we can learn to love again
It's in the stars
It's been written in the scars on our hearts
We're not broken just bent
And we can learn to love again

I'm sorry I don't understand
Where all of this is coming from
I thought that we were fine
(Oh we had everything)
Your head is running wild again
My dear we still have everythin'
And it's all in your mind
(Yeah but this is happenin')
You've been havin' real bad dreams oh oh
You used to lie so close to me oh oh
There's nothing more than empty sheets
Between our love, our love
Oh our love, our love

Just give me a reason
Just a little bit's enough
Just a second we're not broken just bent
And we can learn to love again
I'll never stop
You're still written in the scars on my heart
You're not broken just bent
And we can learn to love again

Oh tear ducts and rust
I'll fix it for us
We're collecting dust
But our love's enough
You're holding it in
You're pouring a drink
No nothing is as bad as it seems
We'll come clean

Just give me a reason
Just a little bit's enough
Just a second we're not broken just bent
And we can learn to love again
It's in the stars
It's been written in the scars on our hearts
That we're not broken just bent
And we can learn to love again

Just give me a reason
Just a little bit's enough
Just a second we're not broken just bent
And we can learn to love again
It's in the stars
It's been written in the scars on our hearts
That we're not broken just bent
And we can learn to love again
Oh, we can learn to love again
Oh, we can learn to love again
Oh oh, that we're not broken just bent
And we can learn to love again

[ Just Give Me A Reason Lyrics an http://www.songtextemania.com/ ]
Just Give Me A Reason Lyrics

http://www.clipfish.de/musikvideos/vide ... ate-ruess/
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Suse » 2. Juni 2013, 02:13

Hi Conny,

Pink nicht zu mögen ist fast schwer. Ich kanns nicht ändern, stehe eben viel mehr auf Melancholie

http://www.youtube.com/watch?v=w0t1YKpJKvE

oder

http://www.youtube.com/watch?v=VZgoWX9lwGY

Ich beneide dich für dieses Erlebnis!


Alles Gute und bis bald, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 2. Juni 2013, 06:18

Hi Suse,

ja, es war toll , ich hab mitgesungen und applaudiert wie ein Teenie [clapping].
Familyportrait ist auch eines der anrührendsten Stücke für mich. Genial ist ihre Zirkusnummer mit Sober, das ist ganz großes Kino, hab ich bestimmt schon 100 Mal auf DVD gesehen, auch vom Text her hier im Forum nicht off-topic ....
Eins der besten Online-Videos:
http://www.youtube.com/watch?v=wAe2_2bFjwk

LG Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 2. Juni 2013, 06:41

So, was mich beschäftigt zur Zeit ist, wann ich eigentlich davon sprechen kann, wieder Entscheidungsfreiheit zu haben, ob ich etwas trinke oder nicht.*
Mich für's Trinken zu entscheiden, ist dabei der weniger schwierige Teil [biggrin].

Meine derzeitigen 50% machen sich durchaus bemerkbar, es ist auch körperlich sehr entlastend, nicht verkatert zu sein. Es hat aber auch etwas von "sich von zu Trinkereignis zu Trinkereignis zu hangeln" ("darfst ja bald wieder")- und da fehlt mir die klare Ausrichtung auf ein "es geht genausogut ohne".

Um mich an diese Ausrichtung heran zu pirschen, werde ich ab vorgestern 23 trinkfreie Tage einschieben (23, weil die für mich für eine magische Zahl ist). Das geht dann bis zum 23.06. erstmal.
Der Zeitraum ist lang genug, um die Hängepartien auszusetzen, aber nicht sooo lang, um den Versuch nach 4 Tagen mit einem "schaffst Du eh nicht" wieder abzubrechen.

Ich habe hin und her überlegt, ob ich das hier als "guten Vorsatz" in meinen Beitrag reinschreiben soll oder nicht, denn es macht mir schon Druck, das dann nicht nur einzuhalten sondern auch iwie öffentlich zu rechtfertigen, falls es nicht klappt.
Ich habe mich dann dafür entschieden, weil ich mir das Hintertürchen gern zusperren möchte, es nur halbherzig anzugehen.

Auch mit dem (selbstgemachten) Druck muss ich ja mal irgendwann lernen umzugehen, und warum dann nicht jetzt.
Ich hab schon ein bisschen Muffensausen, dass ich bei größerem Stress umkippe [sad], andererseits wie soll ich es einüben und neue Trampelpfad-Erfahrungen machen, wenn ich es nicht tue.

Mit leicht zittrigen Grüßen hoch oben vom Trapez
Conny

* Da interessiert mich auch speziell Eure Meinung zu - gerade von den Verfechtern absoluter bzw. lebenslanger Abstinenz, die davon ausgehen, dass Alkoholabhängigkeit nur zu stoppen, aber nicht zu heilen ist.
Da wird teils von Rückfall nach 10 Jahren !! gesprochen, wenn wieder etwas getrunken wird. Ich meine, genau das ist das eigentlich "nasse Denken".
Nehmen wir mal an, ich tränke über einen Zeitraum von 1-5 Jahren alle drei Wochen 2 Flaschen Sekt - ist das dann Heilung oder sind die Wochen dazwischen immer nur "Trinkpausen"?
Lässt sich das von außen überhaupt einschätzen? Hängt es davon ab, wie ich mich in der ganzen Zeit fühle, also ob mit dem andauernden Wunsch nach "Mehr" oder "Häufiger" zu kämpfen habe, oder ob ich mit dem Setting zufrieden bin?
Was würde der gute alte Jellinek mit seinem Suchtgedächtnis dazu sagen?
Was sagt Ihr?
[hi_bye]
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon WilloTse » 2. Juni 2013, 07:23

GoldenTulip hat geschrieben:was mich beschäftigt zur Zeit ist, wann ich eigentlich davon sprechen kann, wieder Entscheidungsfreiheit zu haben, ob ich etwas trinke oder nicht.

Wenn Dir die Perspektive "23 Tage ohne" keinerlei Angst und der Tag 19, von dem Du nichtmal mehr weißt, dass es der Tag 19 ist und an dem Du mit Deiner Lieblingsfreundin im Biergarten warst, keinerlei schlechtes Gewissen mehr macht.

Viel Spaß auf dem Weg dahin! (Das meine ich ernst).

GoldenTulip hat geschrieben:Nehmen wir mal an, ich tränke über einen Zeitraum von 1-5 Jahren alle drei Wochen 2 Flaschen Sekt - ist das dann Heilung oder sind die Wochen dazwischen immer nur "Trinkpausen"?
Lässt sich das von außen überhaupt einschätzen? Hängt es davon ab, wie ich mich in der ganzen Zeit fühle, also ob mit dem andauernden Wunsch nach "Mehr" oder "Häufiger" zu kämpfen habe, oder ob ich mit dem Setting zufrieden bin?

Wie wäre es damit: das hängt nur davon ab, wie Du es für Dich definierst?

LG
Willo

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Papfl
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Papfl » 2. Juni 2013, 11:30

Hi Conny!

Kann nur von mir berichten, wie ich's für mich (zurzeit) gelöst habe:

Das "Fristen-setzen" (in Deinem Fall jetzt 23 Tage) habe ich aufgegeben. Ist mir echt zu stressig, weil es bei mir immer in "Rechnerei" ausgeartet ist. Genauso wie das "ich trinke nur 3 'Einheiten' pro Tag" (eine Einheit ist entweder eine Halbe Bier, 1/4 l Wein oder dreimal 0,02 l Schnaps). Bei ersterem konnte ich es nicht lassen, die Tage zu zählen, bis die Frist vorbei war (meist mit dem Ergebnis, dass ich dann am Tag X doppelt und dreifach gebechert habe), und bei den Einheiten häuften sich immer wieder die Ausnahmen: Heute vier, dafür morgen nur zwei. Nee, doch fünf und morgen dafür nur eine...

Außerdem kreisen die Gedanken bei diesem Prozedere zwangsläufig dauernd irgendwie um Alkohol. Mit "Entscheidungsfreiheit" hat das m. E. nichts zu tun.

Mit dem "Nie wieder!" (Therapie, AA, etc.) konnte ich mich auch nicht anfreunden. Momentan sage ich mir einfach: "Ich trinke zurzeit nichts". Ohne Datum, Menge, etc.. Das schließt nicht aus, dass ich - wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte - doch mal was trinke. Aber das ist dann wirklich ausnahmsweise.

Mit dieser Einstellung lebe ich jetzt schon seit gut einem Jahr abstinent (Baclofen nehme ich seit August 2012 - konstant 4 x 12,5mg / Tag - davor war ich bereits ca. drei Monate "trocken"), weil sich bislang noch keine Gelegenheit ergeben hat, die sooooo außergewöhnlich war, dass sie die Ausnahme gerechtfertigt hätte. Das P!nk-Konzert hätte ich vielleicht als solche "durchgehen" lassen... [mocking] .

Was ich damit sagen will: Mir fällt es leichter, das "Ich trinke nichts" als status quo zu definieren und gelegentliche Ausnahmen zuzulassen (deren Termin ich nicht festlegen kann, weil sie sich wirklich zufällig oder spontan ergeben sollten), als einen Kalender zu führen, wann ich wie und wie viel trinken darf.

Als Nebeneffekt dieser Vorgehensweise stelle ich dabei fest, dass ich mir die Frage, ob das jetzt wirklich eine Ausnahmesituation ist, ziemlich genau stelle. Bis jetzt war es bei genauerer Betrachtung noch nie der Fall. Wurde immer mit "...soooo besonders ist das jetzt ja nun auch wieder nicht" beantwortet...

Wie gesagt: Das war bis jetzt so, kann aber morgen schon anders sein...Ich weiß nicht, ob diese Einstellung der "Entscheidungsfreiheit" näher kommt, aber bei mir funktioniert's (toi toi toi) bis jetzt ganz gut.

Schönen Sonntag!
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 2. Juni 2013, 15:37

Danke Euch beiden,

Außerdem kreisen die Gedanken bei diesem Prozedere zwangsläufig dauernd irgendwie um Alkohol. Mit "Entscheidungsfreiheit" hat das m. E. nichts zu tun.


und

Wenn Dir die Perspektive "23 Tage ohne" keinerlei Angst und der Tag 19, von dem Du nichtmal mehr weißt, dass es der Tag 19 ist und an dem Du mit Deiner Lieblingsfreundin im Biergarten warst, keinerlei schlechtes Gewissen mehr macht.


sind nicht soooo weit auseinander, denke ich. Und es stimmt ja, nur ich selbst kann da bemaßstaben, was für mich ok ist.

An diesem Punkt bin ich noch nicht, mich ohne die Aussicht auf Alkohol so angstfrei und zufrieden zu fühlen, wie mit.
Ich bleib erstmal bei meinem Plan mit den 23 Tagen und sammel Erfahrungen. Dann seh ich weiter,

LG Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Rettungsflugsaurier » 2. Juni 2013, 19:36

Hallo tulpe,

Rückfall nach 10 Jahren? Ist es nicht viel naheliegender, das in diesem Fall die betroffene Person einfach zum 2. Mal in die Falle getapt ist?

Die Märchen von "Ein Bier nach 10Jahren (echter) Abstinenz - und du bist sofort wieder drauf" glaub ich keine Sekunde. Funktioniert schon deshalb nicht, weil a) der Körper selbst Alkohol produziert und wir b) andauernd unbewusst Alkoholika zu uns nehmen.

Jetzt könnte mann ggf argumentieren, das es eben nichts ausmacht, wenn es unbewusst passiert. Aber dann müsste im Umkehrschluss auch das reine Bewusstsein - also der Gedanke an Alk reichen um rückfällig zu werden, ohne das tatsächlich konsumiert wurde.

Werd ma meinen Weinhändler bitten in Zukunft die Alk Angaben auf den Flaschen zu Überkleben. Vlt. bin ich dann ja trocken [pardon]
Mal angenommen, ich nehme mir vor, heute gar nichts zu tun -
und ich schaffe das auch.
Hab ich dann was erreicht, oder nicht ?

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 2. Juni 2013, 20:07

@Retti,

Werd ma meinen Weinhändler bitten in Zukunft die Alk Angaben auf den Flaschen zu Überkleben. Vlt. bin ich dann ja trocken


Dann empfehle ich begleitend die Teilnahme am Straßenverkehr nur noch im Bobby-Car [biggrin]

Aber dann müsste im Umkehrschluss auch das reine Bewusstsein - also der Gedanke an Alk reichen um rückfällig zu werden, ohne das tatsächlich konsumiert wurde.


Diesen Gedanken finde ich nicht so absurd, wie er scheinbar klingt: Jeder missbräuchliche Konsum beginnt im Kopf, das Trinken ist quasi nur eine "Abschlusshandlung".
Und wenn im Kopf nix passiert (positiv gemeint), dann passiert eben auch nach einem Glas nichts.
So ist das bei den "Normalos", die ich kenne. Wenn die Stress haben, lassen sie sogar eher ihr angebrochenes Bier stehen, um der Situation angemessen begegnen zu können.
Und dieses gesunde Verhalten kann man sich wieder antrainieren (oder auch erstmals aneignen).

Dafür braucht man Energie. Die hat man nur nüchtern, darum....
...den Rest kann hier inzwischen wohl jeder selbst ausfüllen,

LG Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 4. Juni 2013, 09:26

Kurzer Bericht über mein Befinden bislang.
Gestern gegen späten Nachmittag hatte ich den Wunsch, was zu trinken. Ich stand so am Herd, kochte vor mich hin, und war sogar soweit, am Weißwein für die Sauce rumzuriechen, und hörte dieser Stimme zu die flüsterte:
"Nor ein wonziges Glöschen - nor einen Schlock, dos morkt doch keinor....."

Ja Hergottsakra, wedelt denn hier der Schwanz mit dem Hund !!

Hätte ich nicht damit gerechnet, dass sich diese Stimme meldet, und ohne den Plan 23, hätte ich ein Glas getrunken. So ging es dann, weil ich vorbereitet war und dachte, nee, nich an Tag 4.
Morgen gibt's Freibier, heute nicht. Und zwar bis zum 23. Juni.

Ich versuche, diese Impulse stumpf mit Skills zu beantworten. So, Fake it till you make it -mäßig. Sonntag bin ich ab in die Wanne, immer mal ein Eis und zwischendurch viel Kaffee und Ablenkung.
Ich merke, das ist eine andere Hausnummer als immer mal drei Tage ohne.

Der Fluchtweg ist versperrt [shok]
Ich muss mich mit meinen Gefühlen auseinandersetzen [shok] [shok]

Trotzdem waren meine trinkfreien Übungstage der letzten Wochen wichtig. Es geht schon auch darum, mir selbst überhaupt zuzutrauen, es hinzubekommen. Und da bin ich einigermaßen zuversichtlich.

Nur noch 20 Tage - dann darf ich wieder [lol]

Sry, mir hilft diese Vorstellung zwischendrin leider, und der Gedanke daran, wie stolz ich dann auf mich bin und wie toll mein Freund es vielleicht finden wird, wenn ich das durchziehe (er weiß nichts von meinem "Projekt23").
Und es "allen da draußen" gezeigt zu haben, Recht zu behalten mit meinem Weg, ach mir fallen tausend Gründe ein, wenn ich grad am Schwächeln bin.

Mit anderen Worten, ich nehme alles zu Hilfe, was mir gedanklich unter die Füße kommt. Es geht mir im Moment nur darum, das einmal durchzuhalten. Intrinsisch werd ich dann danach wieder [biggrin].

So, ich hoffe diese kleine Innenschau verdeutlicht, dass ich mich durch Kraut und Rüben kämpfe ab und an, es sich nicht ganz locker-flockig anlässt, ich aber wild entschlossen bin hier mal ein Prio-Eins-Ziel zu erreichen mit allen Mitteln.
Die einzige die hier die nächsten drei Wochen zu wedeln berechtigt ist meine Schaltzentrale, keine größenwahnsinnig gewordenen Extremitäten.

LG Conny
die sich grade auf dem Trapez warm macht
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Amygdala5 » 4. Juni 2013, 19:57

Danke Conny!!!

You made my day! Einen besseren Ansporn als Deine Zeilen kann ich mir gerade nicht vorstellen!!

Lass' Deinen Freund da 'raus! ! ! Schließlich weiß er nix von Deinem Projekt! [whistle] Das ist auch gut so - ist ja DEIN Projekt!!!

Gutes Gelingen, Umarmung und liebe Grüße!

Amy

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 6. Juni 2013, 09:02

Danke fürs Danke, Amy,

ich schreibe tatsächlich auch mit dem Hintergedanken, einer Zeit ohne Alkohol den Schrecken zu nehmen, mir, aber ein wenig auch Euch Zaudernden da draußen [biggrin].

Es ist ja nicht so, als wäre Zack ein Schalter umgelegt und ab geht's nach Sober-City, sondern die anfänglichen Justierungsprobleme, sich perspektivisch auf eine neue, ungewohnte Realität einzulassen sind konkrete Schwierigkeiten - jedenfalls für mich.

Heute ist also Tag 7. Gestern hatte ich wieder diesen Impact. Übrigens genau wie bei meiner letzten Beschreibung war es ein Craving-Gefühl, kein Trinkwunsch.
Also ich wollte nichts trinken, hatte aber das Gefühl, ich werd gleich irre, wenn ich nichts bekomme. So ein wühlendes Bohren im Bauch und der Kopf wird dabei ganz leer.

Ich hatte ein Bewerbungsgespräch, und schon auf dem Weg dorthin kam die Geisterstimme wieder, hier mein innerer Dialog:

GS: "Naja, wenn das klappt, hast Du definitiv was zu feiern" [wacko]
GT: " "Ja aber ich will doch grad lernen, den Belohnungstrampelpfad mit Alkohol zu verlassen. Anders belohnen!!!!" [sad]
GS: " Ja sicher, aber eine freie Entscheidung besteht doch auch darin, etwas zu trinken, wenn einem danach ist, oder? *listigguck*
GT: "Nene, eine freie Entscheidung ist es dann, wenn ich auch nichts trinke, obwohl mir danach ist!"
GS: "Nichtmal ein kleines Alsterchen?"
GT:" Richtig. Kandidat hat 100 Punkte."
GS: "Wie lange geht das jetzt noch so, wieviel mal schlafen? *seufz*
GT: "Rechne selber, Du kleines Ungeheuer!"
GS: "Soooo lange?" [shok]
GT: "Ja, aber ich koch Dir nachher was Schönes, danach gibt es ein Eis."
GS: Nagut. Wie Du meinst. Du bist der Boss [unknown]

Das klingt ganz lustig - war aber schon ernst. Geholfen hat, eine Beobachterposition einzunehmen, als die beiden so rumdiskutierten. Das war wie ein Sicherheitsnetz. Nicht unwichtig auf dem Trapez. Und den Focus unbeirrt auf die Erringung von Entscheidungsfreiheit zu richten.
Natürlich hätte mich das eine Alster nicht grandios zurückgeworfen im körperlichen Sinne, aber es hätte meine Absicht unterhöhlt, mir mein Selbstvertrauen angeknabbert.

Langsam kommt die Energie zu mir zurück, und da wird mir deutlich, wie unverhältnismäßig "Aufwand und Ertrag" in dieser Sache gewesen wären.

Der ganze Spuk verging eine halbe Stunde nach dem Essen völlig (mehr hätte glaub ich Bac auch nicht bewirken können an dieser Stelle, das nur mal nebenbei.)
Ich habe das Trinkverlangen ziemlich klar als Reflex, als gewohnheitsbedingte Reaktion auf Missempfindungen bzw. genauer als Ungleichgewichtsempfindungen / emotionalen Stress erlebt.
Es war kein Bedürfnis, sich wegzubeamen, in den Raum von Alkohol einzutreten, sondern eine komplexe Irritation, wie denn das alternative nüchterne Leben zu gestalten sein könnte (s.u.).
Was auch half, war, das ungewohnte Gefühl mit Neuland, Abenteuer und Reise zu assoziieren. Da ist Aufregung normal.
Zu trinken hätte bedeutet, den Flug abzusagen und sich wieder zuhause auf die Couch vor den Fernseher zu hocken.

LG Conny

_________________________________________-

Schon gestern habe ich mich in diesem Zusammenhang an Platons Höhlengleichnis erinnert; vielleicht macht eine Lesart der Höhle als der Raum von Alkohol dem einen oder der anderen hier auch Spaß und regt zum Nachdenken an.
Ist aus wikihttp://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6hlengleichnis kopiert und etwas länger:

Sokrates beschreibt eine unterirdische, höhlenartige Behausung, von der aus ein breiter Gang zur Erdoberfläche führt. In der Höhle leben Menschen, die von Kind auf ihr ganzes Leben dort als Gefangene verbracht haben. Sie sind sitzend an Schenkeln und Nacken so festgebunden, dass sie immer nur nach vorn auf die Höhlenwand blicken und ihre Köpfe nicht drehen können. Daher können sie den Ausgang, der sich hinter ihren Rücken befindet, nie erblicken und von seiner Existenz nichts wissen. Auch sich selbst und die anderen Gefangenen können sie nicht sehen; das einzige, was sie je zu Gesicht bekommen, ist die Wand. Erhellt wird die Höhle von einem großen, fernen Feuer, das oben auf der Erde brennt und dessen Licht durch den Gang hineinscheint. Die Gefangenen sehen nur das Licht, das die Wand beleuchtet, nicht aber dessen Quelle. Auf der Wand sehen sie ihre Schatten.[1]

Auf der Erdoberfläche befindet sich zwischen dem Höhleneingang und dem Feuer eine kleine Mauer, die nicht so hoch ist, dass sie das Licht des Feuers abschirmt. Längs der Mauer tragen Menschen unterschiedliche Gegenstände hin und her, Nachbildungen menschlicher Gestalten und anderer Lebewesen aus Stein und aus Holz.[2] Diese Gegenstände ragen über die Mauer hinaus, ihre Träger aber nicht. Manche Träger unterhalten sich miteinander, andere schweigen.[3]

Da die bewegten Gegenstände auf die Höhlenwand, der die Gefangenen zugewendet sind, Schatten werfen, können die Höhlenbewohner die bewegten Formen schattenhaft wahrnehmen. Von den Trägern ahnen sie aber nichts. Wenn jemand spricht, hallt das Echo von der Höhlenwand so zurück, als ob die Schatten sprächen. Daher meinen die Gefangenen, die Schatten könnten reden. Sie betrachten die Schatten als Lebewesen und deuten alles, was geschieht, als deren Handlungen. Das was sich auf der Wand abspielt, ist für sie die gesamte Wirklichkeit und schlechthin wahr. Sie entwickeln eine Wissenschaft von den Schatten und versuchen in deren Auftreten und Bewegungen Gesetzmäßigkeiten festzustellen und daraus Prognosen abzuleiten. Lob und Ehre spenden sie dem, der die besten Voraussagen macht.[4]

Nun bittet Sokrates Glaukon sich vorzustellen, was geschähe, wenn einer der Gefangenen losgebunden und genötigt würde, aufzustehen, sich umzudrehen, zum Ausgang zu schauen und sich den Gegenständen selbst, deren Schatten er bisher beobachtet hat, zuzuwenden. Diese Person wäre schmerzhaft vom Licht geblendet und verwirrt. Sie hielte die nun in ihr Blickfeld gekommenen Dinge für weniger real als die ihr vertrauten Schatten. Daher hätte sie das Bedürfnis, wieder ihre gewohnte Position einzunehmen, denn sie wäre überzeugt, nur an der Höhlenwand sei die Wirklichkeit zu finden. Gegenteiligen Belehrungen eines wohlgesinnten Befreiers würde sie keinen Glauben schenken.[5]

Wenn man den Befreiten nun mit Gewalt aus der Höhle schleppte und durch den unwegsamen und steilen Aufgang an die Oberfläche brächte, würde er sich dagegen sträuben und wäre noch verwirrter, denn er wäre vom Glanz des Sonnenlichts geblendet und könnte daher zunächst gar nichts sehen. Langsam müsste er sich an den Anblick des Neuen gewöhnen, wobei er erst Schatten, dann Spiegelbilder im Wasser und schließlich die Menschen und Dinge selbst erkennen könnte. Nach oben blickend würde er sich erst mit dem Nachthimmel vertraut machen wollen, später mit dem Tageslicht, und zuletzt würde er es wagen, die Sonne unmittelbar anzusehen und ihre Beschaffenheit wahrzunehmen. Dann könnte er auch begreifen, dass es die Sonne ist, deren Licht Schatten erzeugt. Nach diesen Erlebnissen und Einsichten hätte er keinerlei Bedürfnis mehr, in die Höhle zurückzukehren, sich mit der dortigen Schattenwissenschaft zu befassen und dafür von den Gefangenen belobigt zu werden.[6]

Sollte er dennoch an seinen alten Platz zurückkehren, so müsste er sich erst wieder langsam an die Finsternis der Höhle gewöhnen. Daher würde er einige Zeit bei der dort üblichen Begutachtung der Schatten schlecht abschneiden. Daraus würden die Höhlenbewohner folgern, er habe sich oben die Augen verdorben. Sie würden ihn auslachen und meinen, es könne sich offenbar nicht lohnen, die Höhle auch nur versuchsweise zu verlassen. Wenn jemand versuchte, sie zu befreien und nach oben zu führen, würden sie ihn umbringen, wenn sie könnten.[7]
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 7. Juni 2013, 17:51

Ich mache heute an Tag 8 eine Pause im Projekt 23.
Ich hab einfach keine Lust mehr heute völlig nüchtern zu sein [unknown]
Morgen geht's dann weiter auf dem Jacobsweg.

schreibt mit 0,0 Promille
Conny bzw. ihr Ghostwriter

und stapft leicht entnervt runter vom Trapez

-----
edit:
Ich vermisse den Flow, - da ist noch was zu tun, um den anders hinzubekommen. Laufen war ich schon [sad],
ich bin weder verärgert noch sonstwie getriggert.
Nicht unbedingt "Licht-aus", nur ein wenig dimmen.
Meditation kommt nicht in Frage, weil ich grad nicht mehr bei mir sein will, sondern weniger. Major Tom to Ground Control.
Für hilfreiche Erfahrungen bin ich offen, wie Ihr mit solchen Klippen umgegangen seid.
Man könnte es auch als "Ich weiß einfach nicht wohin mit mir" beschreiben. [unknown]

Und jetzt bin ich traurig.
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon agnesl » 7. Juni 2013, 18:59

hey hey Conny....
mensch lass blos nun nicht ab...
jetzt warst doch soooo gut drauf.

aber selbst wenn mal einen kleinen absacker hast bist doch desshalb kein schlechter mensch
[angel]
drück dir die daumen weiter zu machen 23days [clapping]
lieben gruss
agnesl

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Papfl
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Papfl » 7. Juni 2013, 19:13

Hi Conny!

Kopf hoch! Ist kein Grund zum Traurigsein. Vielleicht hast Du ja irgendwann Lust, Dir dieses Posting nochmal durch zu lesen.

So betrachtet ist der heutige Tag für Dich - egal aus welchem Grund - eine "Ausnahmesituation", etwas Besonderes, halt nicht die Regel. Hak' ihn unter dieser Kategorie ab und "gut isses!". Morgen geht's wieder ganz normal (also abstinent) weiter ... bis zum nächsten "Ausnahmetag".

Durch dieses Projekt-23-pipapo-Getue setzt Du Dich doch in gewisser Weise wieder unter Druck. Und hast jetzt auch ein schlechtes Gewissen bzw. bist traurig deswegen. Das verstehe ich eben nicht so ganz.

Warum sagst Du nicht einfach: Normal ist nüchtern, so will ich leben. (Aber) halt mit gelegentlichen "Ausnahmen". Fristen kannst bzw. musst Du Dir wieder setzen, wenn die Ausnahmen Überhand nehmen. Da würde ich jetzt erstmal gar nicht von ausgehen.

Probier's einfach mal aus...die Ausnahmen werden mit der Zeit immer seltener. Ich merke das ganz extrem bei den Menschen, die ich gerade mehr oder weniger in der "realen" Welt auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit begleite. Das ist toll. Ich glaube, dass sich auf diese Weise auch eher so etwas wie ein "Flow" einstellen kann, weil das Zwanghafte wegfällt. Du könntest ja jederzeit was trinken, ohne gegen irgendeine Regel zu verstoßen, willst aber halt nicht...und falls doch, kannst Du immer noch ein zweites Mal drüber nachdenken, ob es denn jetzt wirklich sein muss...und die Situation dann gegebenenfalls zur Ausnahme erklären :wink: oder eben nicht.

Manche der oben erwähnten "Patienten" scheinen gar auf dem Weg zum echten "Normalo" zu sein, der/die ab und an etwas trinkt, aber eben die meiste Zeit abstinent lebt. Und das auch ganz zufrieden. Die echten Abstürze, die es bei insgesamt 12 "Patienten" im letzten halben Jahr gab, kannst Du an einer Hand abzählen. Allerdings nehmen die alle täglich ihre individuelle Baclofendosis. Das sollte man dazu sagen.

Nimm's also mit dem Break nicht so tragisch. 8 Tage "ohne" sind ja für den Anfang auch schon ganz gut. Und nimm' dieses Posting bitte nicht als Kritik sondern als gut gemeinte Anregung, nochmal über die Ausgangsperspektive nachzudenken.

Alles Gute einstweilen!
Papfl

Nachtrag: Wenn Du Bock hast, kannst Du heute Abend mal zwischen 22:08 Uhr und 22:15 Uhr in den südlichen Nachthimmel schauen. Mit etwas Glück siehst Du da die Raumstation ISS mit bloßem Auge vorbeiflitzen. Mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern. Da gefällt's einem auf der Erde doch gleich wieder ein bisschen besser. Nicht so eng und vor allem nicht so schnell, sondern schön, schön ruhig und gemütlich [smile] .
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 7. Juni 2013, 20:24

liebe agnesl,

Danke für den Zuspruch. Ich war nicht gut drauf, ich bin gut drauf.
Mein Kopf ist meinen Möglichkeiten davongaloppiert, aber nicht zum ersten Mal.
Ich bin traurig, weil ich jedesmal denke "nu hast Du's" und anscheinend nicht lerne, dass es da nie zur Deckung kommt. Ich war auch froh, dass die Traurigkeit so schnell hinterherkam- dann bin ich nicht weit auseinander mit mir.

lieber Papfl,

Ich glaube, dass sich auf diese Weise auch eher so etwas wie ein "Flow" einstellen kann, weil das Zwanghafte wegfällt. Du könntest ja jederzeit was trinken, ohne gegen irgendeine Regel zu verstoßen, willst aber halt nicht...und falls doch, kannst Du immer noch ein zweites Mal drüber nachdenken, ob es denn jetzt wirklich sein muss...und die Situation dann gegebenenfalls zur Ausnahme erklären :wink: oder eben nicht.


Ich habe darüber nachgedacht, ob es gerade jetzt sein muss. Ich kann nur nicht zuordnen, ob es eine Ausnahmesituation war oder schlicht Suchtdruck. Es fühlte sich nichht besonders freiwillig an, und daher kommt das latente Gefühl des Scheiterns.
Andererseits ist die Perspektive, ob es gelingt oder scheitert, immer eine von außen - und ich war mit den 7 Tagen mit meiner Absichtskraft am Ende.
Kraftlos, mit Absicht dem Gegenpart etwas zu erwidern.
Das ist Fakt.
Ich vertraue darauf, dass mit jedem Mal 7 Tage ohne der Muskel der Absicht stärker wird.

Du trinkst schon viel zu lange nicht und Deine Ausnahmen scheinen beschränkt auf "absolute Notwendigkeit"- und da komm ich nicht mehr mit- da hast Du geschafft, die Messlatte so hoch zu hängen, dass ein einfaches: "Ich mag die Realität nicht so dolle" keine Schwankungen mehr verursacht.

Interessant wäre, wie Du da hingekommen bist- für mich ist dieses Lebensgefühl momentan noch außer Reichweite.

Aber nicht mehr undenkbar? ich weiß es nicht. Ich bin da ambivalent. Ich glaube an ein Recht auf Rausch, und gleichzeitig finde ich, ich möchte dieses Recht nur ausüben, wenn ich tatsächlich wählen kann. Ansonsten ist es Sklaverei.

Ich nehme mich selbst erst ernst mit meinen "Anti-Suchtgedächtnis-Thesen", wenn ich weiß, ich kann wieder wählen.
Soweit ist es noch nicht.
Mir liegt aber etwas daran. Und die Traurigkeit, es noch nicht zu können, wird meine schärfste Waffe in diesem Kampf werden.

Conny,
mit Talkum an den Händen auf dem Weg zum Trapez
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Amygdala5 » 7. Juni 2013, 20:40

Liebe Conny!

Das mit dem "Flow" ist mir auch noch ein Rätsel, der Begriff bezieht sich ja wohl nicht nur auf den sportlichen Bereich... Verstanden habe ich bislang nur: Spielerisch sollte er sein, erwartungsfrei... Mir selber gelingt so ein "Flow" ausschließlich in der Kommunikation mit Tieren. (Nüchtern, natürlich *grins* !)

..."Und jetzt bin ich traurig", hast Du geschrieben, das verstehe ich einerseits sehr gut, andererseits: So what? Du machst eine Pause am achten Tag Deines(!!!) Projektes 23 - den Tag kannst Du ja am Ende wieder anhängen! Und alle weiteren Tage, die Du pausentechnisch nutzen möchtest!

Wahr bleibt auf jeden Fall: "...jeder nüchterne Tag schlägt eine weitere herrliche Bresche in den Sumpf meiner alten Gewohnheiten."!!!

Und da bist Du (mehr als acht Tage!!!) weiter als ich! Aber wir sind hier in keinerlei Wettkampf, jeder stapft sich seinen eigenen Trampelpfad zu sich selbst... Jetzt muß ich schief grinsen, weil: Du willst ja momentan nicht "mehr" bei Dir sein - das kenne ich gut! Ich persönlich vermute: Dieses Gefühl, nicht "mehr" bei sich sein zu wollen, das ist eine uralte Falle, ein wirklich (jahrhunderte...) altes, fieses, rostiges Teil... Genau dieses Gefühl berieseln "sie" mit Werbung, Mainstreamgedankengut, Politik und bedienen es mit Alk...

Aus eigener Erfahrung kann ich Dir keinen hilfreichen Weg vorschlagen, sorry. Ich vermute aber: Bei Dir selber zu bleiben ist ein guter Ausgangspunkt! Und wenn ich mich so gar nicht mehr ertragen kann, geh' ich in die Kiste. Es dauert nicht lange, dann kommt erst die eine Katze, dann die andere Katze, dann der Hund - sooo übel kann ich nicht sein...

Morgen ist ein neuer Tag!

Alles Liebe!


Amy

Edit... Rechtschreibfehler...

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon Papfl » 7. Juni 2013, 23:01

GoldenTulip hat geschrieben:Ich kann nur nicht zuordnen, ob es eine Ausnahmesituation war oder schlicht Suchtdruck. Es fühlte sich nichht besonders freiwillig an, und daher kommt das latente Gefühl des Scheiterns.

Hi Conny!

Als "Scheitern" würde ich das nicht bezeichnen. Wenn es wirklich Suchtdruck war (im Sinne von physischem Craving), dann kanst DU nichts dafür. Da kann Deine Absicht noch so groß sein...neurobiologische Prozesse machen Dir diesbezüglich im Moment noch einen Strich durch die Rechnung. Du hast die längere Baclofenerfahrung - mal angenommen, Du hättest Baclofen nicht abgesetzt - was wäre heute passiert?

GoldenTulip hat geschrieben:Du trinkst schon viel zu lange nicht und Deine Ausnahmen scheinen beschränkt auf "absolute Notwendigkeit"- und da komm ich nicht mehr mit- da hast Du geschafft, die Messlatte so hoch zu hängen, dass ein einfaches: "Ich mag die Realität nicht so dolle" keine Schwankungen mehr verursacht.

Würde eher sagen, ich habe mich mit der Realität ein Stück weit versöhnt [smile] Klingt jetzt vielleicht ein bisschen überheblich, aber wer dem (alkoholbedingten) Tod knapp von der Schippe gesprungen ist und nach zwei Wochen aus dem künstlichen Koma - von den Ärzten längst aufgegeben - nach einem schweren Delir aufwacht, ohne irgendwelche Hirn- bzw. sonstigen körperlichen Schäden davon getragen zu haben, der weiß, dass er verdammtes Glück gehabt hat. Und der regt sich nicht mehr über Behörden, Rechnungen oder einen blöden Kommentar von der Partnerin auf...der freut sich einfach, dass er noch da ist.

Im Nachhinein frage ich mich oft, ob es soweit kommen musste, um zu begreifen, dass die vermeintlichen "Hürden" des Alltags "nüchtern" betrachtet doch nur Peanuts sind. Aber wahrscheinlich müssen manche Menschen solche Erfahrungen machen...

Das sind aber alles Kopfdinge, die jeder - wie Du das ja auch für Dich sehr intensiv immer wieder tust - für sich selbst klar kriegen und hinterfragen muss.

Suchtdruck steht auf einem anderen Blatt. Und ganz ehrlich kann ich für mich behaupten, dass ich ohne tägliches Baclofen zum jetzigen Zeitpunkt mit Sicherheit wieder rückfällig werden würde. Einfach, weil sich mein Stoffwechsel nach über zwanzig Jahren intensivem Alkoholabusus nach dieser kurzen Zeit noch nicht umgestellt haben kann.

Als ich Baclofen noch nicht kannte, hatte ich kopftechnisch zur Bewältigung des psychischen Cravings schon die selben Gedanken wie heute, habe es aber nicht geschafft, über längere Zeit abstinent zu bleiben. Weil ich gegen den Suchtdruck machtlos war (und es immer noch bin). Und das verzwungene "Trockenbleiben" um jeden Preis war eine Tortur.

Heute ist der Suchtdruck dank Baclofen Geschichte. Und nach vielen Stunden, Tagen, Wochen, Jahren... des Nachdenkens, Reflektierens, In-mich-gehens etc. kann ich der Realität gelassener ins Auge sehen, weil ja doch vieles, was nervt - wenn auch manchmal erst auf den zweiten Blick - tatsächlich in die Rubrik "Peanuts" fällt. Das gilt übrigens für alle - nicht nur für die "Scheintoten" [smile] . "Buddhismus für Dummies"!

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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 8. Juni 2013, 07:46

@Papfl
mal angenommen, Du hättest Baclofen nicht abgesetzt - was wäre heute passiert?


Ich glaube, ich hätte mit Baclofen keine 7 nüchternen Tage hinter mir gehabt. Dieser Wunsch, sich "schnell und hart und gnadenlos zu versenken", wie Willo es mal formuliert hat, auf den hat Bac bei mir keinen Einfluss gehabt in 2 Jahren. Da muss ich mich selbst korrigieren: Ich wollte nicht nur "dimmen".
Ich brauche das Gefühl, es aus eigener Kraft hinzubekommen.

120 ml Ouzo und eine Flasche Sekt, danach bin ich wie ein Stein ins Bett gefallen; heute hab ich Kopfschmerzen. Früher hab ich Alkohol besser vertragen [biggrin]

Wenn es wirklich Suchtdruck war (im Sinne von physischem Craving), dann kanst DU nichts dafür. Da kann Deine Absicht noch so groß sein...neurobiologische Prozesse machen Dir diesbezüglich im Moment noch einen Strich durch die Rechnung.


Ja und Nein. Vorher wäre ich schon an Tag 2 oder 4 eingeknickt. Tag 8 ist ein Fortschritt. Ich versuche das Geschehen von gestern heute als Information zu betrachten, Scheitern ist ein sehr emotionaler Begriff. Ich war wohl traurig und irgendwie enttäuscht von mir. Und gekränkt. Eigene Doofheit, man kann halt nicht mit Fähigkeiten für Route 2 die Strecke von Route 6 bewältigen. Kindliche Allmachtsphantasien. Mit anderen Worten ich war sauer über eine Unfertigkeit, die mir eigentlich bewusst ist. Ich werde versuchen, das prozessualer zu denken.

Liebe Amy,

ja, die Kommunikation mit Mietzi hat mir auch geholfen, mehr noch, mich aus der Depressivität geholt. Ich lerne jeden Tag von ihr und meine Seele heilt.
Ich werde bei dem Projekt bleiben, aber am nächsten Tag 8 die Pause mit einbauen- ob ich sie nutze sei dahingestellt. Mit zuviel Druck baut man nur den Gegner auf- das gilt auch für mich,

LG Conny
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Re: GoldenTulip V : Kein Wunder....

Beitragvon GoldenTulip » 8. Juni 2013, 11:11

Ich will mich ohne Alkohol so fühlen können wie mit.
Dann wird die "Gleichgültigkeit" zu einer Freiheit der Wahl der Mittel.
yepp. Das ist es.
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