Was soll ich schreiben, was nicht so viele von Euch auch schon verfasst haben? Also fange ich mal einfach an. Ich bin 44 Jahre alt, habe zwei Töchter (18 und 10), bin glücklich verheiratet, habe einen Job und eigentlich ist alles gut..... ABER: Ich bin Alkoholikerin. (Wen wunderts hier?)
Angefangen hat das mit ungefähr 26 Jahren, vorher habe ich nie Alkohol getrunken, wohl auch, weil ich magersüchtig war und Alkohol mir wesentlich zuviele Kalorien hatte. Ein Jahr zuvor hatte ich mich von meinem vorherigen und langjährigen Freund getrennt und bin in einem "Kneipenmilieu" gelandet. Einerseits, weil ich dort gearbeitet habe, um Geld für mein Studium zu verdienen, und andererseits, weil ich mich dort neu verliebt hatte. Wie wahrscheinlich bei allen, fing es ganz harmlos an, doch mit dem nächsten Kummer wurde es mehr, und dann immer mehr. So ist es wohl auch passiert, dass ich mit meinem damals neuen Freund und heutigem Ehemann nicht vorsichtig war und ich bald schon ein Kind erwartete. Ich weiß nicht, ob das alles eine Rolle spielt, aber ich war recht überfordert, wollte das Kind (!) und trotzdem auch mein Studium beenden und später arbeiten. Dann bemerkte ich, dass das so in einer Kleinstadt nicht gut funktionierte und trank aus Frust letztendlich jeden Abend. Zu Beginn 2-3 Gläser Wein, später eine Flasche am Abend. Ich habe mein Studium beendet, doch brachte mir das gar nichts, weil ich durch die familiäre Situation total ortsgebunden war. Also habe ich in der freien Wirtschaft angeheuert - und mein Disaster wurde noch schlimmer. Denn, zumindest damals, waren die Tagungen eher ein abendliches Gelage als beruflich orientiert - vielleicht zur Mitarbeitermotivation...
Der Job war so gar nicht meins. Der Druck, die Kontrolle, die Zahlen, aber gutes Geld. Also half nur Trinken. 2003 habe ich meine zweite Tochter zur Welt gebracht, wir haben ein Haus gekauft und alles war bestens - nun aber reichte mir der Kinderstress als Ausrede, abends zuzulangen. (Zumindest nach der Stillzeit). Nach drei Jahren Elternzeit fing ich bei der Firma wieder an und brach nach drei Monaten mit BurnOut zusammen (warum wohl?).
Kündigte, machte mich selbstständig, war motiviert, hoffnungsfroh, alles lief bestens, bis meine Branche dann zusammenklappte
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Und etwa ein Jahr später stürzte mein Mann, so unglücklich, dass er fast querschnittsgelähmt geworden wäre. Es geht jetzt, aber nicht so wirklich richtig gut. Und was meint Ihr, was passiert ist (?). Ich trank noch mehr. Im Frühjahr 2009 bin ich zur AA gegangen, fand das aber wenig hilfreich, mir die ganzen Geschichten der anderen anzuhören, zumal ich solche Geschichten kenne, seit ich zehn Jahre alt war. Denn damals trat mein Vater der AA bei, wir haben viele Urlaube mit der Gruppe unternommen. Das war gut! Gefeit hat es mich aber nicht. Nach immer mal ein paar Tagen "ohne" und viel zuvielen Tagen "mit" habe ich mich im Herbst 2009 selbst zur zehntägigen Entziehung angemeldet. Danach ging es noch sechs Wochen gut. Und dann fing ich wieder an. In der Zwischenzeit hatte ich von dem Ameisen Buch gehört und es gelesen.
Als es bei mir wieder losging, war ich so verzweifelt, dass ich zu meinem Hausarzt gegangen bin und ihn um ein Rezept gebeten habe. Zwar zögerte er, verschrieb es mir aber auf Kassenrezept.
Die erste Zeit war Klasse! Ich brauchte und wollte gar nichts trinken. Doch dann wurde ich leider hochmütig, dachte es ginge..........
AA, Entziehung, Psychotherapie, nichts hat mir geholfen.
Nun bin ich so ziemlich am Ende. Meine Leberwerte sind übelst und mir geht es absolut schlecht (fett geworden, Übelkeit, Appetitlosigkeit, aufgequollen, Depressionen...das Typische)
Und ich verstehe mich selbst nicht. Und ich bin unglücklich - so unglücklich, dass ich teils schon an Selbstmord denke. Denn ich weiß, ohne Alkohol würde alles besser - aber ich habe mein Gehirn und inzwischen teils sogar meinen Körper so daran gewöhnt, dass ich es einfach nicht schaffe, nicht einen Tag/Abend lang.
Nun will ich wieder aufhören - aber allein der Gedanke daran macht mich so nervös, als würde ich einen Freund verlieren. Was natürlich totaler Quatsch ist! Feind! Mein größter Feind!
Ich habe noch zwei der Baclofen Packungen hier, ich weiß, dass es wirkt, weiß aber durch die vorhergehenden Erfahrungen auch, dass man Wollen muss und nicht meinen sollte, dass man trotzdessen locker lustig weitermachen darf.
Länger als gewollt, das war meine Vorstellung, obwohl ich schon seit drei Jahren in diesem Forum herumflüstere
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Bis bald! In froher Hoffnung auf Unterstützung!
Liebe Grüße an alle!