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Alkoholiker- Sind die Gene schuld?

Verfasst: 9. Februar 2012, 07:18
von fetsecht
Dieses post wurde abgetrennt von hier, sollte den redefluss nicht aendern.


WarzoEcht hat geschrieben:Nochmal: Alkohol ist kein genetisches Schicksal.


Alkoholabhängigkeit ist nach neuen wissenschaftlichen Untersuchungen zu einem großen Teil genetisch bedingt. Mehrere Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Alkoholabhängigkeit zu etwa 50 bis 60 Prozent genetisch determiniert ist. 40-50% sind durch Umweltfaktoren erklärt.

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Re: Hallo bin auch neu hier

Verfasst: 9. Februar 2012, 08:01
von GoldenTulip
Moin!
Eine 50/50 Verteilung halte ich für plausibel, wobei es sich beim genetischen Faktor um eine Prädisposition handeln dürfte.
Da heißt, wenn Jack (genetisch vorbelastet) und Jill (genetisch unvorbelastet) unter vergleichbaren sozialen Bedingungen aufwachsen, hat Jack es ungleich schwerer, sich z.B. in der Pubertät aus einem trinkenden Umfeld zurückzuziehen - ihm "schmeckt es besser", soll heißen, er springt auf die positiv erlebten Wirkungen des Alkohols stärker an, bleibt eher "kleben" als Jill, die gebotene Alternativen (z.B. Schokolade [biggrin] )bereitwilliger annimmt, ihr "bringt das Trinken nichts".
In meiner Familie (beide Eltern tranken, Mutter letztlich daran gestorben, Vater inzwischen über 20 jahre trocken) haben zwei Geschwister (nach der experimentellen Phase) dem Alkohol früh den Rücken gekehrt, zwei nicht. Unabhängig vom Geschlecht.
Determinierend (unausweichlich bestimmend) ist weder das eine noch das andere, dazu ist das Zusammenspiel sozialer, psychischer und individueller Faktoren viel zu komplex. Hochkomplex - Statistik verschleiert hier mehr, als dass sie aufklärt.

Ob das "Vorbild" trinkender Eltern abschreckt oder zur Identifikation führt (oder beides -sehenden Auges in den Untergang) muss offen bleiben, weil die Frage falsch gestellt ist.

Wie die richtigen Fragen lauten, überlege ich an dieser Stelle grade.

Liebe Grüße, Conny

Re: Hallo bin auch neu hier

Verfasst: 9. Februar 2012, 12:34
von DonQuixote
Hallo erst mal

Fets: denke das auch letztens im spiegel online gelesen zu haben.

Das müsste eigentlich der da vom 20.10.2010 gewesen sein.
FAZIT: […] müsse noch in weiteren Studien untersucht werden, […] unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass es weitaus komplexer ist.

Was den genauen biochemischen/genetischen MECHANISMUS betrifft, ist man, wie Warzo auch schrieb, noch nicht zu einem Durchbruch gelangt. Was die VERERBBARKEIT betrifft, weiß man mehr:
ZITAT: Konkret bewiesen gilt die genetische Beteiligung bei Alkohol. Das bedeutet, dass für Kinder von alkoholabhängigen Eltern eine sehr viel höhere Wahrscheinlichkeit besteht, ebenfalls alkoholabhängig zu werden, als für Kinder von nicht alkoholabhängigen Eltern.

Hergeleitet wird dies aus der Adoptionsforschung. Quelle, eine von vielen nur, gibt’s hier. Aber eben, es gilt wie immer, dass Wahrscheinlichkeit nicht Wirklichkeit ist. Zum Glück. Hier noch der Eintrag zu Alkoholismus im deutschen Wikipedia Nachschlagewerk. Immer mal wieder lesenswert. Dort findet man, nebst vielem andern natürlich, noch mehr zum Themenkreis „Genetische und Soziale Faktoren“

Gruß DonQuixote

@fets:

Da die Frage immer mal wieder auftaucht, wäre es vielleicht lohnenswert, die Thematik in einen separaten Bereich zu verschieben.

Re: Hallo bin auch neu hier

Verfasst: 9. Februar 2012, 12:44
von fetsecht
DonQuixote hat geschrieben:Das müsste eigentlich der da vom 20.10.2010 gewesen sein.


danke, das war er!

DonQuixote hat geschrieben:@fets:

Da die Frage immer mal wieder auftaucht, wäre es vielleicht lohnenswert, die Thematik in einen separaten Bereich zu verschieben.


das ist eine gute ueberlegung, ab wo sollte ich das trennen? wos anfaengt mit den genen? also bei mir zu warzoecht?

gruss
fetsecht

Re: Hallo bin auch neu hier

Verfasst: 9. Februar 2012, 12:48
von DonQuixote
ich suchs dir raus ...

Re: Hallo bin auch neu hier

Verfasst: 9. Februar 2012, 13:42
von DonQuixote
Hallo fets

Um den Thread nicht zu verunstalten, würde ich Postings nur kopieren, nicht verschieben. Im Ursprungsthread einen Hinweis machen, dass weitere Diskussionen zum Thema Genetik/Vererbung etc. am neuen Ort geführt werden sollten.
Kopieren würde ich dann die Nummern: 4150, 4151, 4152, 4153, 4157, 4158, 4159, 4161, 4170 und 4172.

Gruß DonQuixote

Edit: Soeben kam noch die 4180 dazu

Re: Hallo bin auch neu hier

Verfasst: 9. Februar 2012, 14:10
von Ginger
WarzoEcht hat geschrieben:@Ginger & all

Komplett entschlüsselt schon seit zwölf Jahren durch Human Genome Project (HUGO, international, öffentliche Forschung = Unis etc.) und etwas schneller durch J. Craig Venter (Celera Genomics, USA, privat, Schnellverfahren, aber nicht schlecht). Das war ein riesiges Wettrennen. Die US-Privatindustrie hat gewonnen. Einige Millionen Dollar versus hunderte Millionen = Eklat).



Dafür hatte ich meine Rechnerkapazität zur Verfügung gestellt. War interessant zu beobachten, auch wenn ich es nicht verstand, mein PC faltete den ganzen Tag über Proteine [smile]


Aber schnell wich die Euphorie, denn man kannte zwar nun alle Gene und ihre Orte, konnte sich für sie auch leicht Funktionen ausdenken, kannte aber nicht die Eiweiße, für die sie den Code liefern.


Und das erforscht man nun an den Knock-out-Mäusen? Wäre meine nächste Frage gewesen, das meinte ich auch mit "Entschlüsselung".


Vom Alkoholgen oder von den Alkoholgenen habe ich noch nichts gehört, (das wäre ja auch als DIE Sensation durch die Medien gefunzt), aber rufe doch einfach mal beim EMBL an (Kontakte schicke ich Dir privat). Die sind sehr nett und werden vermutlich Restzweifel beseitigen. Kannst das Ergebnis dann hier posten.


Ein direktes Alkoholgen gibt es bestimmt nicht.
Was aber vererbt wird, ist beispielsweise die Konstitution der Leber, das Detoxifikationssystem P 450 (das verstoffwechselt alles, was dem Körper zugeführt wird), hier ist das die Alkoholdehydrogenase. Und wenn das "günstig" gestaltet ist, man also viel Alkohol verträgt (nicht mit dem Enzym Meos zu verwechseln, das sich erst bilden muss), dann ist die Wahrscheinlichkeit, in einer Krisensituation zu einem enspannenen Mittel zu greifen, höher, wenn man schon mal "gute" Erfahrungen damit gemacht hat. (Das wäre die Erklärung von Conny, nur auf der biologischen Schiene). Erst wenn das Detoxsystem schwächer wird (so in den 40er/50er Lebensjahren, dann beginnen oft die Schwierigkeiten. Klar ist das komplizierter, aber jeder kann sich das ja ergoogeln bei Interesse.

Beispiel: den meisten Asiaten fehlt dieses Enzym ADH komplett, die laufen nach 2 Bier krebsrot an. Das ist in jedem Fall erblich. Und dass die Alkoholiker werden ist ergo sehr unwahrscheinlich..


Meine Haupt-Nachricht sollte sein: Es gibt in Sachen Alkohol nichts Mechanistisches. Wenn also doch einmal ein Alkoholgen und die Eiweiße (und mRNA = ganz aktuelle, sehr wichtige genetische Richtung, erst ~fünf Jahre jung) gefunden würden (was ich nicht erwarte), dann bedeutet das beim Alkoholismus nicht Unabwendbarkeit. Es würde nichts ändern. Es würde auch die Chancen auf Heilung bzw. Schadensbegrenzung zunächst nicht beeinflussen ...


D'accord, mechanistisches oder deterministisches gibts nicht. So einfach ist das Leben wohl nicht gestaltet.


@fets: ich bin auch der Auffassung, dass mehr vererbt wird als erlernt. In den 90ern kippte das mal wieder (von "erlernt" zu "vererbt"). Gibt oft böses Blut in diesen Diskussionen. In dieser hier nicht, aber ansonsten, weil oft ideologisch argumentiert wird.

Don.: danke für deine Erklärung zum Einfügen eines Links, Fets: danke noch für deine Erklärung zur Editierfunktion letztens.

LG Ginger