Seid gegrüßt
Die "Hauptfigur" des oben genannten Videos ist ja Dr. Anna Rose Childress, wenn man so sagen will. Sagt Euch der Name sonst noch etwas? Ich wurde erst gestern ganz zufällig darauf aufmerksam:
Olivier Ameisen in seinem Buch hat geschrieben:Eines Tages im November 2000 fiel ihr (Anm. DonQ: einer Freundin von Olivier Ameisen] in der U-Bahn eine liegen gelassene Ausgabe der New York Times in die Hände. Darin las sie einen Bericht über eine Forscherin an der University of Pennsylvania, die die Wirkungen eines muskelrelaxierenden Medikaments namens Baclofen auf das Verlangen von Kokainsüchtigen nach ihrer Droge untersuchte. Joan riss den Artikel heraus und schickte ihn mir nach Paris.
Ich war in einem schweren Rausch versunken, als der Artikel eintraf. Ich starrte ihn an und schob ihn beiseite. Ein paar Tage später erinnerte ich mich vage daran und suchte ihn, konnte ihn aber nicht finden. Ich vermute, ich habe Schnaps darauf verschüttet, und die Putzfrau hat ihn weggeworfen.
[…]
Erst im November dieses Jahres erinnerte ich mich dunkel wieder an den Artikel aus der New York Times, den Joan mir zwölf Monate zuvor geschickt hatte. Ich rief Joan an und bat sie, den Bericht ausfindig zu machen und mir noch einmal zu schicken, was sie tat.
Diesmal war ich nicht benebelt, als er kam, und ich las fasziniert, was die Psychologin Dr. Anna Rose Childress, die sich an der University of Pennsylvania mit Suchterkrankungen befasste, bei ihren Untersuchungen mittels Positronenemissionstomografie (PET) herausgefunden hatte: Bei einem kokainabhängigen Patienten, dem gegen Krämpfe das Muskelrelaxans Baclofen verabreicht wurde, zeigte sich eine deutliche Dämpfung der Gehirnaktivität. Der Patient berichtete, sein Verlangen nach der Droge habe stark nachgelassen. Ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen, aber ich stellte mir die Frage: Konnte Baclofen mir helfen, mit dem Trinken aufzuhören?
Tja, und was dann folgte, ist Geschichte, Ihr kennt sie.
Das Team der University of Pennsylvania um Dr. Anna Rose Childress, Dr. Teresa Franklin und andere verspricht sich offenbar viel von der Sache und forscht unablässig weiter auf diesem Gebiet. Nehmt mal zum Beispiel
diese Studien hier (in dem Thread sind mehrere genannt). Oder die eben erst im April 2014 erschienene
Nipping cue reactivity in the bud: baclofen prevents limbic activation elicited by subliminal drug cues. Danke an den Tippgeber im Hintergrund, der mir die Studie im Volltext schon vor geraumer Zeit zugesteckt hatte, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, das Ding zu sichten und einzuordnen. Aber sicher kann man sagen, dass die Forschung mit Baclofen auch in dieser Richtung ständig weiter geht.
DonQuixote
P.S. Die Langversion des englischen Videos gibt es jetzt auch
auf unserem Youtube-Kanal