salut...
Verfasst: 1. Februar 2013, 22:38
salut.
wo fange ich an?
ich bin 48 Jahre und wohne im norden der republik (und: lese seit ein paar wochen mit). ich habe nach zwei jahrzehnten massiven drogenmissbrauchs, mit langen phasen der polytoxikomanie und des alkoholkonsums fast eineinhalb jahrzehnte abstinent gelebt. danach der rückfall, doch der reihe nach.
ich hatte durch die grenznähe (nl) des ortes, in dem ich aufwuchs, sehr schnell kontakt zu den sogenannten 'weichen drogen', der besuch der 'smart shops' folgte dann später. halluzinogene waren aber nicht meine welt, weil sie mir die filterung meiner wahrnehmung, die ich suchte, nicht gaben. ich habe erst sehr viel später begriffen, dass ich keine bewusstseinserweiterung bzw. -veränderung brauche, sondern eher eine bewusstseinsreduzierung. alkohol blieb dabei logischerweise ein ständiger, sekundärer begleiter (in relativ geringen mengen), da er mir die reduzierung der reizüberflutung erlaubte. noch später, in der abstinenten zeit, habe ich gelernt, diese wahrnehmungsfähigkeit endlich auch positiv zu nutzen.
durch einen umzug nach berlin (damals noch restberlin und rostberlin^^) kamen die 'harten drogen' unweigerlich hinzu. ich konnte mich der endgültigkeit der abhängigkeit aber lange entziehen, durch 'hopping'; polies, die nicht wahllos eingeworfen haben, die ihre sucht einer (wie auch immer gearteten) gesetzmässigkeit unterwarfen, kennen es: erkennst du strukturen einer abhängigkeit zu einer substanz (abhängigkeits- oder entzugssyndrome bei dir oder denjenigen, die mit dir begannen), wechselst du zur nächsten. dieses funktioniert wunderbar. eine weile. über jahre. es folgt aber auch der rattenschwanz: du erlebst eine unglaubliche verkürzung der akzeptanz beim 'zurückhüpfen', du hast entzüge kalter und eiskalter natur, einschliesslich des totalen verlustes des sozialen umfeldes. wechselst du die droge, wechselst du den freundeskreis.
lange rede, kurzer sinn: durch permanente substitution blieb irgendwann nur noch alk übrig (die verfügbarkeit und die gesellschaftliche akzeptanz möge nicht vergessen bleiben...) ich habe mich dann nach einiger zeit daran versucht, mich von dieser letzten droge zu lösen. was folgte, waren zwei jahre kampf. ich hatte ungefähr zehn, zwölf stationäre entgiftungen - insgesamt mehr, als mit den illegals; quer durch alle krankenhäuser meines neuen wohnortes (neuer arbeitgeber...) sowie meines geburtsortes, dazu ungezählte entzüge zu hause. aber nach einer letzten tortur daheim machte es 'bling'. dieser schalter der willenskraft, an den so viele nicht glauben, legte sich um. ich habe gedacht, du bist es dir wert, dieses mal klappt es. und es klappte.
bling. silence.
schwer zu erklären, es folgten vierzehn jahre abstinenz. und vierzehn jahre leben.
ende oktober 2012 dann ein rückfall. zwei, drei wochen mit wein. [das steck ich weg, nicht nur gedacht, auch getan, entzug im wohnzimmer...]. mitte dezember, nach massivem privaten impact, der absturz. ich habe mich in knapp zwei wochen in grund und boden gesoffen (gottseidankkeinehardcoreillegals). die uralte geschichte: notarzt. einweisung. zwei wochen stationär (weihnachten und jahreswechsel inklusive).
auf der station erfuhr ich von einer mitgefangenen, dass sie ihre sucht mit baclofen kontrolliert, bzw. im griff hat (einen riesen dank, b.). entlassen am sonntag morgen, hatte ich zeit, im netz nach informationen zu suchen. dann nägel mit köpfen: montag morgen die hausärztin (danke ch.) besucht. montag mittag mit dem rezept zur apo am hauptbahnhof (war natürlich vorrätig, reisende bestellen ja nix *g*)...
das war vor drei wochen. ich habe mit 3 x 6.25 (viertel 25er) begonnen und bin seit gestern bei 4 x 25. ich fühle eine gewisse gelassenheit, aber keine gleichgültigkeit. ich werde also in schritten höher dosieren. nebenwirkungen? müdigkeit. aber ich empfinde sie als angenehm, da ich nach dem wegfall des alkohols wieder starke schlafstörungen hatte.
so weit. ersteinmal.
shadok
wo fange ich an?
ich bin 48 Jahre und wohne im norden der republik (und: lese seit ein paar wochen mit). ich habe nach zwei jahrzehnten massiven drogenmissbrauchs, mit langen phasen der polytoxikomanie und des alkoholkonsums fast eineinhalb jahrzehnte abstinent gelebt. danach der rückfall, doch der reihe nach.
ich hatte durch die grenznähe (nl) des ortes, in dem ich aufwuchs, sehr schnell kontakt zu den sogenannten 'weichen drogen', der besuch der 'smart shops' folgte dann später. halluzinogene waren aber nicht meine welt, weil sie mir die filterung meiner wahrnehmung, die ich suchte, nicht gaben. ich habe erst sehr viel später begriffen, dass ich keine bewusstseinserweiterung bzw. -veränderung brauche, sondern eher eine bewusstseinsreduzierung. alkohol blieb dabei logischerweise ein ständiger, sekundärer begleiter (in relativ geringen mengen), da er mir die reduzierung der reizüberflutung erlaubte. noch später, in der abstinenten zeit, habe ich gelernt, diese wahrnehmungsfähigkeit endlich auch positiv zu nutzen.
durch einen umzug nach berlin (damals noch restberlin und rostberlin^^) kamen die 'harten drogen' unweigerlich hinzu. ich konnte mich der endgültigkeit der abhängigkeit aber lange entziehen, durch 'hopping'; polies, die nicht wahllos eingeworfen haben, die ihre sucht einer (wie auch immer gearteten) gesetzmässigkeit unterwarfen, kennen es: erkennst du strukturen einer abhängigkeit zu einer substanz (abhängigkeits- oder entzugssyndrome bei dir oder denjenigen, die mit dir begannen), wechselst du zur nächsten. dieses funktioniert wunderbar. eine weile. über jahre. es folgt aber auch der rattenschwanz: du erlebst eine unglaubliche verkürzung der akzeptanz beim 'zurückhüpfen', du hast entzüge kalter und eiskalter natur, einschliesslich des totalen verlustes des sozialen umfeldes. wechselst du die droge, wechselst du den freundeskreis.
lange rede, kurzer sinn: durch permanente substitution blieb irgendwann nur noch alk übrig (die verfügbarkeit und die gesellschaftliche akzeptanz möge nicht vergessen bleiben...) ich habe mich dann nach einiger zeit daran versucht, mich von dieser letzten droge zu lösen. was folgte, waren zwei jahre kampf. ich hatte ungefähr zehn, zwölf stationäre entgiftungen - insgesamt mehr, als mit den illegals; quer durch alle krankenhäuser meines neuen wohnortes (neuer arbeitgeber...) sowie meines geburtsortes, dazu ungezählte entzüge zu hause. aber nach einer letzten tortur daheim machte es 'bling'. dieser schalter der willenskraft, an den so viele nicht glauben, legte sich um. ich habe gedacht, du bist es dir wert, dieses mal klappt es. und es klappte.
bling. silence.
schwer zu erklären, es folgten vierzehn jahre abstinenz. und vierzehn jahre leben.
ende oktober 2012 dann ein rückfall. zwei, drei wochen mit wein. [das steck ich weg, nicht nur gedacht, auch getan, entzug im wohnzimmer...]. mitte dezember, nach massivem privaten impact, der absturz. ich habe mich in knapp zwei wochen in grund und boden gesoffen (gottseidankkeinehardcoreillegals). die uralte geschichte: notarzt. einweisung. zwei wochen stationär (weihnachten und jahreswechsel inklusive).
auf der station erfuhr ich von einer mitgefangenen, dass sie ihre sucht mit baclofen kontrolliert, bzw. im griff hat (einen riesen dank, b.). entlassen am sonntag morgen, hatte ich zeit, im netz nach informationen zu suchen. dann nägel mit köpfen: montag morgen die hausärztin (danke ch.) besucht. montag mittag mit dem rezept zur apo am hauptbahnhof (war natürlich vorrätig, reisende bestellen ja nix *g*)...
das war vor drei wochen. ich habe mit 3 x 6.25 (viertel 25er) begonnen und bin seit gestern bei 4 x 25. ich fühle eine gewisse gelassenheit, aber keine gleichgültigkeit. ich werde also in schritten höher dosieren. nebenwirkungen? müdigkeit. aber ich empfinde sie als angenehm, da ich nach dem wegfall des alkohols wieder starke schlafstörungen hatte.
so weit. ersteinmal.
shadok