der alkohol, meine dramen und ich
Verfasst: 25. Oktober 2012, 19:56
ich habe mir vorher die texte der anderen nicht durchgelesen, deswegen weiß ich nicht, was man hier so schreiben "sollte". ich tippe einfach mal drauf los.
erstmal die grunddaten zu meinem leben: ich bin männlich, gehe auf die vierzig zu (wurde dieses jahr 30), bin „polymorph“ gestört (schönes wort oder?), schwul (auch das noch...), und, welch wunder, süchtig.
Jetzt folgt, der einfachheit halber ein text über meine sucht- und krankheitskarriere, den ich in einer berühmt-berüchtigten berlin entgiftung in berlin schreiben und vortragen musste (etwas ausführlicher aber immer noch extreme kurzfassung):
meinen ersten indirekten kontakt mit alkohol hatte ich bereits als kind in meiner „familie“ , in der meine leibliche „mutter“, mein erzeuger als auch meine großmutter soffen und gewalt, meine verwahrlosung (ich brachte mir mit elf alleine zähneputzen bei) sowie jahrelanger seelischer sowie missbrauch an mir vorherrschten.
Mit 14 jahren fragte ich meinen erzeuger, was er denn von schwulen hält (ich hatte schon so eine vorahnung...) und die antwort war: „schwule sind krank, pervers, abartig und kinderschänder!“. Da ich auf keinen fall ein kinderschänder werden wollte, beschloss ich dünn und klein wie ein kind zu bleiben.
Mit 15 jahren nahm ich deswegen 42 kilo in 7 monaten ab und litt an starken ängsten, woraufhin ich wegen magersucht das erste mal in eine posychosomatische behandlung kam. ich hatte meine erste sucht!
Leider kehrte ich nach dieser kur, die eine der schönsten erinnerungen meiner jugend sind, in diese „familie“ zurück, in der sich nichts geändert hatte. Alle soffen munter weiter.
Mit 16 versteckte ich eine 2 liter Weinbrandflasche vor meiner „mutter“ in meinem zimmer (als ob sie das abgehalten hätte...).
Dort staubte sie friedlich einige monate vor sich hin. Ich entwickelte jedoch in dieser zeit eine schwere depressive symptomatik die zudem gepaart war mit heftigen wutausbrüchen. So trat ich einmal ein loch in die wand meines zimmers. Anfassen und mich beruhigen durfte mich schon lange niemand mehr. Bei berührungen verkrampfte ich mich.
Irgendwann nach der schule, in mir herrschte nur noch tiefe verzweiflung, nahm ich einen schluck aus dieser flasche – und * zack * ich schlief sofort ein. Ich konnte meine probleme in mir und um mich vergessen! Und so einfach!
Mein konsum steigerte sich in den nächsten 5 monaten von ein paar schluck aus dieser flasche hin und wieder nach der schule zu einer dreiviertel flasche „hartem“ 2-3 mal die woche. Die flaschen sammelte ich alle in meinem schrank, da es im ganzen kaff nur einen einzigen glascontainer gab und ich konnte sie ja schlecht im hausmüll entsorgen. Alkohol wurde mein persönliches antidepressivum. Nur nachdem der rausch vorbei war – katzenjammer. Also nachkippen. Der bekannte teufelskreis.
Ich wurde für mehrere monate in die kinder-und jugendpsychiatrie auf die geschlossene eingewiesen, da mein immer desolatrerer zustand auch meinen lehrern nicht entging und sie meine zugedröhnten „eltern“ darauf aufmerksam machten. Dort erster selbstmordversuch. Borderline-diagnose (die spinnen doch!!!).
Nach dem aufenthalt blieb ich noch einige monate trocken, doch entwickelte ich eine bulimie und erste selbstverletzungen begannen. Da war ich mittlerweile 17. irgendwann griff ich wieder zum alk, diesmal jedoch tetra-pack wein (klappert nicht). Wieder 3-4 mal die woche vollräusche. Gleichzeitig begann ich mich zu prostituieren, nicht da ich das geld brauchte. Ich sehnte mich nach nähe, konnte diese aber nur besoffen und bekifft ertragen.
Mit 18 zog ich zu meiner ehemaligen psychiatrielehrerin (für mich wurde sie meine „mom“) und ihrem mann, die mir viel gaben (ich ließ langsam wieder ungefährliche berührungen zu). Was sie so alles mit mir erlebt haben....ist eine eigene „geschichte“.
Trotzdem...es herrschte immer noch chaos in mir und meiner seele.
Mit 19 zog ich in eine eigene wohnung, soff, kiffte, fresskotzte, schnitt....aber ich bin immer noch ganz „normal“ in meinen augen. Kam mehrfach in die klinik, ließ mich jedesmal gegen ärztlich rat entlassen (wie gesagt: „normal“).
dennoch beendete ich mit 21 die 12. klasse. Danach wieder ein loch. Ich floh nach berlin, lebte dort auf der straße, bei drückern, strichern, drogenabhängigen (einmaliger konsum von heroin und koks). Durchgehend besoffen und bekifft. ca. 8 wochen lang. Irgendwann rief meine „mom“ die polizei in berlin an und bat um mithilfe, die dies auch tat und mich als „hilflose, selbstgefährdete person“ suchte. Sie fing mich, als ich barfuß in ein 5 sterne hotel ging und dort nach einem zimmer fragte (schwankend, lallend). Ich kam mal wieder in die klapse. Dort das erste mal entzugserscheinungen (und meinen ersten krampfanfall). Wieder borderline-diagnose, diesmal auch alkoholabhängigkeit. Pfffff...ich doch nicht.
Nach mehreren wochen (monaten?) wurde ich in meine heimat „zurückeskortiert“ (ich frage mich, warum sie mir nicht getraut haben...) . Ich zog nach berlin, begann eine schauspielausbildung – aber meine probleme nahm ich mit, deswegen schaffte ich die ausbildung nicht. Ich pendelte jahre zwischen krankenhaus und – je nachdem wo ich lebte (eigene wohnung, obdachlosenheim, notunterkunft) hin und her. Alles wurde extremer: mein suff (bis zu 5 promille), schnitte am brustkorb und im gesicht, bulimisache attacken bis zu 12 mal am tag.
Der suff ist bei mir das gefährlichste. Einmal (einmal!) schaffte ich es durch eine lange therapie und danach betreutes wohnen für 13 monate. Doch unerwartete und unerwiderte liebe brachte mich zum straucheln – und die abwärtsspirale begann von neuem. Ich weiß, ich bin süchtig. Aber ich weiß, ich kann abstinent leben. Durch einen arzt, dem ich einfach die wahrheit gesagt habe („ich will nicht an meiner sdauferei verrecken! Ich nehme schon baclofen und ich will dass sie mich kontrollieren und es mir weiter verschreiben!“) komme ich nun auch ohne internet an die tabletten.
Bin jetzt bei einer dosis von 3 x 12,5. bisher komnme ich gut damit zurecht. So, soviel zu mir
ich hoffe ich habe hier nicht den rahmen gesprengt (?)
liebe grüße
maniac krypto
erstmal die grunddaten zu meinem leben: ich bin männlich, gehe auf die vierzig zu (wurde dieses jahr 30), bin „polymorph“ gestört (schönes wort oder?), schwul (auch das noch...), und, welch wunder, süchtig.
Jetzt folgt, der einfachheit halber ein text über meine sucht- und krankheitskarriere, den ich in einer berühmt-berüchtigten berlin entgiftung in berlin schreiben und vortragen musste (etwas ausführlicher aber immer noch extreme kurzfassung):
meinen ersten indirekten kontakt mit alkohol hatte ich bereits als kind in meiner „familie“ , in der meine leibliche „mutter“, mein erzeuger als auch meine großmutter soffen und gewalt, meine verwahrlosung (ich brachte mir mit elf alleine zähneputzen bei) sowie jahrelanger seelischer sowie missbrauch an mir vorherrschten.
Mit 14 jahren fragte ich meinen erzeuger, was er denn von schwulen hält (ich hatte schon so eine vorahnung...) und die antwort war: „schwule sind krank, pervers, abartig und kinderschänder!“. Da ich auf keinen fall ein kinderschänder werden wollte, beschloss ich dünn und klein wie ein kind zu bleiben.
Mit 15 jahren nahm ich deswegen 42 kilo in 7 monaten ab und litt an starken ängsten, woraufhin ich wegen magersucht das erste mal in eine posychosomatische behandlung kam. ich hatte meine erste sucht!
Leider kehrte ich nach dieser kur, die eine der schönsten erinnerungen meiner jugend sind, in diese „familie“ zurück, in der sich nichts geändert hatte. Alle soffen munter weiter.
Mit 16 versteckte ich eine 2 liter Weinbrandflasche vor meiner „mutter“ in meinem zimmer (als ob sie das abgehalten hätte...).
Dort staubte sie friedlich einige monate vor sich hin. Ich entwickelte jedoch in dieser zeit eine schwere depressive symptomatik die zudem gepaart war mit heftigen wutausbrüchen. So trat ich einmal ein loch in die wand meines zimmers. Anfassen und mich beruhigen durfte mich schon lange niemand mehr. Bei berührungen verkrampfte ich mich.
Irgendwann nach der schule, in mir herrschte nur noch tiefe verzweiflung, nahm ich einen schluck aus dieser flasche – und * zack * ich schlief sofort ein. Ich konnte meine probleme in mir und um mich vergessen! Und so einfach!
Mein konsum steigerte sich in den nächsten 5 monaten von ein paar schluck aus dieser flasche hin und wieder nach der schule zu einer dreiviertel flasche „hartem“ 2-3 mal die woche. Die flaschen sammelte ich alle in meinem schrank, da es im ganzen kaff nur einen einzigen glascontainer gab und ich konnte sie ja schlecht im hausmüll entsorgen. Alkohol wurde mein persönliches antidepressivum. Nur nachdem der rausch vorbei war – katzenjammer. Also nachkippen. Der bekannte teufelskreis.
Ich wurde für mehrere monate in die kinder-und jugendpsychiatrie auf die geschlossene eingewiesen, da mein immer desolatrerer zustand auch meinen lehrern nicht entging und sie meine zugedröhnten „eltern“ darauf aufmerksam machten. Dort erster selbstmordversuch. Borderline-diagnose (die spinnen doch!!!).
Nach dem aufenthalt blieb ich noch einige monate trocken, doch entwickelte ich eine bulimie und erste selbstverletzungen begannen. Da war ich mittlerweile 17. irgendwann griff ich wieder zum alk, diesmal jedoch tetra-pack wein (klappert nicht). Wieder 3-4 mal die woche vollräusche. Gleichzeitig begann ich mich zu prostituieren, nicht da ich das geld brauchte. Ich sehnte mich nach nähe, konnte diese aber nur besoffen und bekifft ertragen.
Mit 18 zog ich zu meiner ehemaligen psychiatrielehrerin (für mich wurde sie meine „mom“) und ihrem mann, die mir viel gaben (ich ließ langsam wieder ungefährliche berührungen zu). Was sie so alles mit mir erlebt haben....ist eine eigene „geschichte“.
Trotzdem...es herrschte immer noch chaos in mir und meiner seele.
Mit 19 zog ich in eine eigene wohnung, soff, kiffte, fresskotzte, schnitt....aber ich bin immer noch ganz „normal“ in meinen augen. Kam mehrfach in die klinik, ließ mich jedesmal gegen ärztlich rat entlassen (wie gesagt: „normal“).
dennoch beendete ich mit 21 die 12. klasse. Danach wieder ein loch. Ich floh nach berlin, lebte dort auf der straße, bei drückern, strichern, drogenabhängigen (einmaliger konsum von heroin und koks). Durchgehend besoffen und bekifft. ca. 8 wochen lang. Irgendwann rief meine „mom“ die polizei in berlin an und bat um mithilfe, die dies auch tat und mich als „hilflose, selbstgefährdete person“ suchte. Sie fing mich, als ich barfuß in ein 5 sterne hotel ging und dort nach einem zimmer fragte (schwankend, lallend). Ich kam mal wieder in die klapse. Dort das erste mal entzugserscheinungen (und meinen ersten krampfanfall). Wieder borderline-diagnose, diesmal auch alkoholabhängigkeit. Pfffff...ich doch nicht.
Nach mehreren wochen (monaten?) wurde ich in meine heimat „zurückeskortiert“ (ich frage mich, warum sie mir nicht getraut haben...) . Ich zog nach berlin, begann eine schauspielausbildung – aber meine probleme nahm ich mit, deswegen schaffte ich die ausbildung nicht. Ich pendelte jahre zwischen krankenhaus und – je nachdem wo ich lebte (eigene wohnung, obdachlosenheim, notunterkunft) hin und her. Alles wurde extremer: mein suff (bis zu 5 promille), schnitte am brustkorb und im gesicht, bulimisache attacken bis zu 12 mal am tag.
Der suff ist bei mir das gefährlichste. Einmal (einmal!) schaffte ich es durch eine lange therapie und danach betreutes wohnen für 13 monate. Doch unerwartete und unerwiderte liebe brachte mich zum straucheln – und die abwärtsspirale begann von neuem. Ich weiß, ich bin süchtig. Aber ich weiß, ich kann abstinent leben. Durch einen arzt, dem ich einfach die wahrheit gesagt habe („ich will nicht an meiner sdauferei verrecken! Ich nehme schon baclofen und ich will dass sie mich kontrollieren und es mir weiter verschreiben!“) komme ich nun auch ohne internet an die tabletten.
Bin jetzt bei einer dosis von 3 x 12,5. bisher komnme ich gut damit zurecht. So, soviel zu mir
ich hoffe ich habe hier nicht den rahmen gesprengt (?)
liebe grüße
maniac krypto