Angststörung und Benzodiazepinabhängigkeit
Verfasst: 25. Dezember 2014, 19:43
Hallo an alle!
Ich bin durch die google-Suche auf dieses Forum aufmerksam geworden.
Ich habe ein Benzodiazepinproblem, aus dem ich keinen Ausweg sehe.
Ich leide seit 20 Jahren an einer Angststörung. Habe im Laufe der Jahre diverse stationäre und ambulante Therapien gemacht, welche alle wenn überhaupt nur einen kurzzeitigen Erfolg erbrachten, durch Verhaltenstherapie und Expo-Übungen wurden die Angstzustände teilweise sogar noch schlimmer. Daruafhin habe ich vor ca. 7 Jahren angefangen am Morgen 1 mg Tavor einzunehmen. Anfänglich nur 2- bis 3-mal pro Woche, später täglich 1 mg. Ich habe die Dosis nie gesteigert, aber ohne das 1 mg ging es nicht.
Anfang dieses Jahres, genauer gesagt im Januar, ging es mir nicht sehr gut und ich dachte, ich probiere mal, das Tavor abzusetzen. Vielleicht brauche ich es ja nicht mehr und komme ohne besser zurecht, dachte ich so bei mir. Damit fing für mich die Hölle an.
Ich habe mich erst belesen, bin auf das Ashton-Manual gestoßen und wollte das Tavor langsam reduzieren. Das klappte erst besser als angenommen und ich wurde übermütig. Ich hab innerhalb von 6 Wochen von 1 mg auf 0,25 mg reduziert. Als ich bei 0,25 mg angelangt war, ging es mir schlecht, ich konnte nicht mehr denken, bekam Panik und bin wieder auf 1 mg gegangen. Dann dachte ich, dass das doch irgenwie gehen muss und habe auf Diazepam umgestellt. Das war ein sehr großer Fehler aus jetziger Sicht, denn das Diazepam hat nicht so gewirkt wie Tavor. Ich bekam fürchterliche Panikzustände, konnte nicht mehr allein in meiner Wohnung sein, nirgends mehr hingehen. Ich wollte wieder zurück zu dem Tavor, aber das hat nach dem Diazepam nicht mehr gewirkt. Ich brauchte plötzlich 3 mg Tavor und auch das half nicht mehr. Es ging mir sehr schlecht. Daraufhin bin ich in eine Entzugsklinik gegangen und die 3 mg Tavor wurden relativ schnell runterdosiert. Es ging mir so schlecht, dass ich nach 5 Wochen die Klinik verlassen habe, nach Hause bzw. zu meinen Eltern ging und wieder Tavor nahm. Innerhalb von 2 Wochen musste ich wieder 3 mg nehmen und trotzdem ging es mir hundeelend. Ich konnte nicht mehr allein sein, musste bei meinen Eltern wohnen und durchlitt trotzdem die Hölle. Ich hatte nur noch Panik, hatte Todeswünsche, konnte nicht mehr denken.
Also ging ich wieder in die selbe Entzugsklinik, machte innerhalb von 5 Wochen wieder einen Entzug und danach eine Sucht-Reha. Diese habe ich allerdings nach 10 Wochen abgebrochen (15 Wochen hatte ich bewilligt bekommen), da es mir in dieser Reha ebenfalls hundselend ging. Ich war dort die einzige Benzo-Abhängige und die einzige Angstpatientin. Ich habe dort den Ärzten immer wieder gesagt, wenn wir nichts gegen diese furchtbaren Angstzustände finden, habe ich keine Chance frei von Benzos zu sein. Ich würde nicht mal die Heimfahrt (2 Stunden) überstehen. Aber irgendwie wurde das nicht ernstgenommen. Ich habe also abgebrochen, bin wieder nach Hause bzw. zu meinen Eltern gegangen und nahm wieder Tavor. Innerhalb von 2 Wochen war ich wieder bei 3 mg Tavor, wieder alles ganz schlimm, wieder schlimme Gedanken, so dass mich meine Eltern auf meinen Wunsch hin in die Notaufnahme der Psychiatrie brachten. Denn eines war klar, in die Suchtklinik brauchte ich nicht mehr zu gehen, dort war ich nicht richtig.
Jetzt bin ich 4 Wochen hier im Krankenhaus, bin seit 2 Wochen wieder auf Null mg Tavor und es geht mir nicht gut. In meinem Kopf kreisen die Gedanken wie Geier. Und ich weiss nicht wie es weitergehen soll. Ich kann nicht mehr mit Tavor sein, da es nicht mehr hilft, aber irgendwie geht es ohne auch nicht.
Ich kann nicht mehr zurück, also wieder Tavor nehmen und es selbst langsam runterdosieren. Sobald ich wieder anfange es zu nehmen, brauche ich innerhalb kürzester Zeit 3 mg und das reicht nicht mehr. Ich habe mich belesen und weiss, dass ein Benzo-Entzug sehr, sehr lang dauern kann. Aber es hier im Krankenhaus aussitzen geht auch nicht, da ich zum einen nicht unendlich hier bleiben kann und zum anderen die Ärzte hier der Meinung sind, dass jetzt wieder meine Grunderkrankung da ist, die sie mit Konfrontationstherapie behandeln wollen. Ich schaffe es aber derzeit nicht, diese Konfrontationstherapie zu machen. Ich bin froh, wenn ich die Tage irgendwie überstehe. Außerdem denke ich, dass mir Konfrontationsübungen nicht helfen, haben sie ja bisher auch nicht. Sonst wäre ich ja gar nicht in die Abhängigkeit geraten.
Ich kriege es einfach nicht hin. Ich habe das Gefühl, nicht mehr denken zu können. Ich kann keine positiven Gedanken entgegensetzen. Ich fühle mich hundselend, hab eine Menge Symptome, die nur Entzugserscheinungen sein können. Und ständig habe ich diesen "Suchtdruck". Ich wache auf und habe das Gefühl Tavor zu brauchen um den Tag zu überstehen. Ich habe Weihnachten freiwillig in der Klinik verbracht, weil ich nirgends hingehen kann. Ich bekomme dann Panikattacken und dann ein ganz starkes Verlangen nach Tavor.
Ich weiss nicht wie ich dies durchstehen soll. Wenn ich aber wieder mit Tavor anfange, komme ich aus dem Kreislauf nie raus und fange wieder von vorn an. Aber das Verlangen ist sehr groß. Nur eine Tavor und es würde für den Moment aufhören. Mit dem Tavor konnte ich die letzten 7 Jahre Dinge machen, die ich vorher aufgrund der Angsterkrankung nicht hinbekommen habe. Ich hatte also durch das Medikament eine bessere Lebensqualität. Das macht es noch schwerer, jetzt völlig darauf verzichten zu wollen. Ich weiss, ich kann und darf es nicht mehr nehmen, aber ich bereue den Tag im Januar dieses Jahres, an dem ich den Absetzversuch gestartet habe.
Das war die Kurzfassung meiner Geschichte. Lieben Dank fürs Lesen. Meint ihr, Baclofen wäre auch was für mich?
Viele Grüße
Hermann
Ich bin durch die google-Suche auf dieses Forum aufmerksam geworden.
Ich habe ein Benzodiazepinproblem, aus dem ich keinen Ausweg sehe.
Ich leide seit 20 Jahren an einer Angststörung. Habe im Laufe der Jahre diverse stationäre und ambulante Therapien gemacht, welche alle wenn überhaupt nur einen kurzzeitigen Erfolg erbrachten, durch Verhaltenstherapie und Expo-Übungen wurden die Angstzustände teilweise sogar noch schlimmer. Daruafhin habe ich vor ca. 7 Jahren angefangen am Morgen 1 mg Tavor einzunehmen. Anfänglich nur 2- bis 3-mal pro Woche, später täglich 1 mg. Ich habe die Dosis nie gesteigert, aber ohne das 1 mg ging es nicht.
Anfang dieses Jahres, genauer gesagt im Januar, ging es mir nicht sehr gut und ich dachte, ich probiere mal, das Tavor abzusetzen. Vielleicht brauche ich es ja nicht mehr und komme ohne besser zurecht, dachte ich so bei mir. Damit fing für mich die Hölle an.
Ich habe mich erst belesen, bin auf das Ashton-Manual gestoßen und wollte das Tavor langsam reduzieren. Das klappte erst besser als angenommen und ich wurde übermütig. Ich hab innerhalb von 6 Wochen von 1 mg auf 0,25 mg reduziert. Als ich bei 0,25 mg angelangt war, ging es mir schlecht, ich konnte nicht mehr denken, bekam Panik und bin wieder auf 1 mg gegangen. Dann dachte ich, dass das doch irgenwie gehen muss und habe auf Diazepam umgestellt. Das war ein sehr großer Fehler aus jetziger Sicht, denn das Diazepam hat nicht so gewirkt wie Tavor. Ich bekam fürchterliche Panikzustände, konnte nicht mehr allein in meiner Wohnung sein, nirgends mehr hingehen. Ich wollte wieder zurück zu dem Tavor, aber das hat nach dem Diazepam nicht mehr gewirkt. Ich brauchte plötzlich 3 mg Tavor und auch das half nicht mehr. Es ging mir sehr schlecht. Daraufhin bin ich in eine Entzugsklinik gegangen und die 3 mg Tavor wurden relativ schnell runterdosiert. Es ging mir so schlecht, dass ich nach 5 Wochen die Klinik verlassen habe, nach Hause bzw. zu meinen Eltern ging und wieder Tavor nahm. Innerhalb von 2 Wochen musste ich wieder 3 mg nehmen und trotzdem ging es mir hundeelend. Ich konnte nicht mehr allein sein, musste bei meinen Eltern wohnen und durchlitt trotzdem die Hölle. Ich hatte nur noch Panik, hatte Todeswünsche, konnte nicht mehr denken.
Also ging ich wieder in die selbe Entzugsklinik, machte innerhalb von 5 Wochen wieder einen Entzug und danach eine Sucht-Reha. Diese habe ich allerdings nach 10 Wochen abgebrochen (15 Wochen hatte ich bewilligt bekommen), da es mir in dieser Reha ebenfalls hundselend ging. Ich war dort die einzige Benzo-Abhängige und die einzige Angstpatientin. Ich habe dort den Ärzten immer wieder gesagt, wenn wir nichts gegen diese furchtbaren Angstzustände finden, habe ich keine Chance frei von Benzos zu sein. Ich würde nicht mal die Heimfahrt (2 Stunden) überstehen. Aber irgendwie wurde das nicht ernstgenommen. Ich habe also abgebrochen, bin wieder nach Hause bzw. zu meinen Eltern gegangen und nahm wieder Tavor. Innerhalb von 2 Wochen war ich wieder bei 3 mg Tavor, wieder alles ganz schlimm, wieder schlimme Gedanken, so dass mich meine Eltern auf meinen Wunsch hin in die Notaufnahme der Psychiatrie brachten. Denn eines war klar, in die Suchtklinik brauchte ich nicht mehr zu gehen, dort war ich nicht richtig.
Jetzt bin ich 4 Wochen hier im Krankenhaus, bin seit 2 Wochen wieder auf Null mg Tavor und es geht mir nicht gut. In meinem Kopf kreisen die Gedanken wie Geier. Und ich weiss nicht wie es weitergehen soll. Ich kann nicht mehr mit Tavor sein, da es nicht mehr hilft, aber irgendwie geht es ohne auch nicht.
Ich kann nicht mehr zurück, also wieder Tavor nehmen und es selbst langsam runterdosieren. Sobald ich wieder anfange es zu nehmen, brauche ich innerhalb kürzester Zeit 3 mg und das reicht nicht mehr. Ich habe mich belesen und weiss, dass ein Benzo-Entzug sehr, sehr lang dauern kann. Aber es hier im Krankenhaus aussitzen geht auch nicht, da ich zum einen nicht unendlich hier bleiben kann und zum anderen die Ärzte hier der Meinung sind, dass jetzt wieder meine Grunderkrankung da ist, die sie mit Konfrontationstherapie behandeln wollen. Ich schaffe es aber derzeit nicht, diese Konfrontationstherapie zu machen. Ich bin froh, wenn ich die Tage irgendwie überstehe. Außerdem denke ich, dass mir Konfrontationsübungen nicht helfen, haben sie ja bisher auch nicht. Sonst wäre ich ja gar nicht in die Abhängigkeit geraten.
Ich kriege es einfach nicht hin. Ich habe das Gefühl, nicht mehr denken zu können. Ich kann keine positiven Gedanken entgegensetzen. Ich fühle mich hundselend, hab eine Menge Symptome, die nur Entzugserscheinungen sein können. Und ständig habe ich diesen "Suchtdruck". Ich wache auf und habe das Gefühl Tavor zu brauchen um den Tag zu überstehen. Ich habe Weihnachten freiwillig in der Klinik verbracht, weil ich nirgends hingehen kann. Ich bekomme dann Panikattacken und dann ein ganz starkes Verlangen nach Tavor.
Ich weiss nicht wie ich dies durchstehen soll. Wenn ich aber wieder mit Tavor anfange, komme ich aus dem Kreislauf nie raus und fange wieder von vorn an. Aber das Verlangen ist sehr groß. Nur eine Tavor und es würde für den Moment aufhören. Mit dem Tavor konnte ich die letzten 7 Jahre Dinge machen, die ich vorher aufgrund der Angsterkrankung nicht hinbekommen habe. Ich hatte also durch das Medikament eine bessere Lebensqualität. Das macht es noch schwerer, jetzt völlig darauf verzichten zu wollen. Ich weiss, ich kann und darf es nicht mehr nehmen, aber ich bereue den Tag im Januar dieses Jahres, an dem ich den Absetzversuch gestartet habe.
Das war die Kurzfassung meiner Geschichte. Lieben Dank fürs Lesen. Meint ihr, Baclofen wäre auch was für mich?
Viele Grüße
Hermann