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Hallo aus Koblenz
Verfasst: 28. Oktober 2014, 14:17
von edgarM
Hallo zusammen,
ich heisse Edgar, bin 46 und seit ca. 20 Jahren Alkoholiker. Der Missbrauch ging schon vorher los. Vor dem letzten Entzug war mein Maximum bei 8 Litern Bier pro Tag.
Ich habe bereits verschiedenes versucht, der Sucht zu entkommen - leider ohne Erfolg.
Eine dreimonatige Entwöhnung in einer Rehaklinik war dann die Krönung aller Versuche. Das möchte ich nicht noch einmal durchmachen. Auf Alk verzichten, egal wie schwer es mir fällt aber gleichzeitig keine Behandlung der Prädiagnose von posttraumatischem Streßsyndrom und Depression. Nun, das ist jetzt zwei Jahre her. Gleich danach habe ich wieder angefangen zu trinken. Bis vor kurzem konnte ich mehr oder weniger problemlos kalt entziehen. Seit ein paar Wochen aber hatte ich am ersten Tag erhebliche Kreislaufstörungen, die sich mit einsetzender Panik dann hochschraubten, bis mir schwarz vor den Augen wurde. Also ging ich letzte Woche noch einmal zum Entzug ins Krankenhaus. Alles lief problemlos und ich wurde in "stabilem Zustand" entlassen. Die Werte sind alle ok und mein körperlicher Zustand auch.
Im Krankenhaus habe ich dann das Buch von Herrn Dr. Ameisen gelesen und bin über weitere Recherche auf dieses Forum hier gestoßen. Gut, dass es dich gibt!
Heute war ich bei meiner Hausärztin, die sich zwar Baclofen gegenüber aufgeschlossen zeigte, dass Risiko aber nicht eingehen wollte und mir eine Überweisung zum Neurologen mit auf den Weg gab. Heute habe ich so ziemlich alle Neurologen in der Nähe antelefoniert mit null Ergebnis, bzw. einem Termin Anfang Dezember. So lange kann ich nicht warten. Ich glaube kaum, dass ich bis dahin kontrolliert und in Maßen trinken kann. NO WAY! Die Suchtberatungsstelle der AHG in Koblenz kannte natürlich Baclofen, empfehle es aber nicht, weil nicht garantiert ist, dass es bei jedem wirkt. Nunja, über die Argumentation kann man sich wundern aber auch als Anstoß in die richtige Richtung werten.
Ich bekam dann noch das Angebot, für 12 Wochen die dortige Tagesklinik zu besuchen mit individuellem Therapieplan. Vielleicht gehe ich darauf noch ein. Eine alternative Hypnosebehandlung möchte ich machen, kann aber erst erfolgen wenn ich abstinent bin.
Tja, da sitze ich nun, 5 Flaschen Bier auf Ratio für heute gekauft. Das wird gehen, vorerst. Vielleicht kennt wer einen Neurologen im Raum Koblenz, der mir sofort helfen kann. Freue mich über jeden Hinweis, ansonsten muss ich irgendwie bis Dezember aushalten.
Viele Grüße, Edgar
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 28. Oktober 2014, 14:47
von Papfl
Hallo Edgar,
herzlich willkommen im Forum. Du schreibst, Deine Hausärztin zeigte sich aufgeschlossen gegenüber Baclofen. Wäre es eventuell eine Option, ihr ein paar der Infos, die wir hier im Forum über Baclofen gesammelt haben, vorbei zu bringen und sie nochmal um ein (erstes) Rezept (zur Überbrückung der Wartezeit) zu bitten?
Es ist nachvollziehbar, dass eine Ärztin, die das Medikament nicht ausreichend kennt bzw. mit Baclofen als Therapieoption bei Alkoholabhängigkeit noch keine Erfahrungen gesammelt hat, etwas skeptisch ist und die Verantwortung lieber (an den Neurologen) weiter leitet.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass Du mit Deiner durchaus nachvollziehbaren Argumentation ("Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt 'einigermaßen' nüchtern durchhalten kann") und den fundierten Informationen von uns auch bei Deiner Hausärztin Erfolg haben könntest.
Signalisiere ihr, dass Du Dich um einen Termin beim Neurologen bemüht hast, aber vor Dezember keinen bekommst, und dass Du gerne ein Rezept für die Überbrückung bis dahin hättest, bevor jetzt wieder alles den Bach runter geht...(überspitzt formuliert
![smile [smile]](https://www.forum-baclofen.com/images/smilies/smile.gif)
).
Und verspreche ihr, sie auf dem Laufenden zu halten, wie's Dir mit der Medikation geht. Kann durchaus sein, dass - falls Du nach zwei, drei Wochen von Erfolgen berichten kannst - der Weg zum Neurologen überflüssig wird, weil Deine Hausärztin Dir dann Baclofen weiterhin verschreibt.
Bei einem erneuten Besuch dort würde ich mitnehmen:
Auszüge aus dem (den solltest Du für Dich natürlich auch lesen)
und eventuell die und die , falls Deine Ärztin sich rechtlich absichern möchte.
Du hast jetzt echt gute Chancen, einigermaßen bei null Alk mit der Baclofen-Therapie zu beginnen, was erfahrungsgemäß den bestmöglichen Erfolg mit sich bringt.
Unser Admin @DonQuixote wird sicherlich parallel auch nach einem Neurologen/Arzt auf unserer Ärzteliste aus Deinem Einzugsgebiet schauen, aber ich halte den oben skizzierten Vorschlag für machbar und den besseren, weil Ihr Euch bereits kennt.
Alles Gute einstweilen und falls Du weitere Fragen hast, immer gerne
Papfl
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 28. Oktober 2014, 14:57
von GoldenTulip
Hallo Edgar und herzlich willkommen hier
PTBS ist kein Sonntagsspaziergang; Alkoholselbstmisshandlung leider oft eine Folge davon. Ich war über zwei Jahre parallel zu diesem Forum in einem Traumaforum. So richtig Scheiße ist, dass, selbst wenn man die Anlässe einigermaßen bewältigt hat, einem die Bewältigungsstrategien in vielen Triggern erhalten bleiben.
Du bist hier nicht auf Dich allein gestellt, wenn ich was helfen kann, sag bitte Bescheid. Was Sucht und Trauma angeht, gilt für mich das Reißverschlussprinzip: Man sollte am besten beides gleichzeitig behandeln, statt mit so Killersätzen wie "kommen Sie mal wieder, wenn Sie clean sind", um sich zu werfen. Falls Du gern liest und etwas Geld übrig hast, schau mal hier rein:
Ziemlich akademisch gehalten, aber wenn man das abkann, nützlich. Gerade auf der neuronalen Ebene entlastend, nicht selbst Schuld zu sein.
Nach 8 Litern sind 5 Halbe völlig ok, nimm noch hochdosiertes Vitamin B (12) und Pascoflair (Passionsblume) plus Magnesium und Calzium dazu, dann bist Du körperlich auf der sicheren Seite. Wenn das nicht funktioniert und Du Panik hast, geh in die Klinik zum Entzug. Man fängt ja nicht an, aufzuhören, um daran zu sterben, gell
Lieben Gruß
Conny
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 28. Oktober 2014, 15:41
von edgarM
Danke Papfl für den startegischen Vorschlag,
ich bin da heute zum Termin mit dem festen Willen, die Ärztin überzeugen zu können, aber ohne notwendige aussagekräftige Argumente - schwarz auf weiss - ist das schwierig. Ich wage doch noch einmal einen Termin mit Papier im Gepäck und mehr Wissen. Sie hat zwischendurch schon so geguckt, wo ich dachte, ja jetzt sagt sie zu.
Aber ihre Sorge gilt den Auswirkungen auf den Kreislauf von Baclofen. Dass alle Werte im grünen Bereich sind, hat sie nicht umstimmen können.
Also morgen zweiter Anlauf!
Eine zweite Option stünde noch im Raum. Mein Bruder hat Baclofen "rumliegen". Es ist übrig von einem Therapieversuch bezgl. Händezittern. 10mg Tabletten. Aber so ganz ohne Arzt auf Selbstmedikation zu gehen ist nicht so mein Ding. Habe ja null Erfahrung.
Viele Grüße
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 28. Oktober 2014, 15:59
von edgarM
Danke Conny,
die Vitamine bekomme ich alle in der Apotheke? Werde gleich morgen losgehen.
Kreislaufprobleme und darauf folgende Panik kommt nur bei starkem Trinken am Vortag. Aufwachen, es geht für ein paar Stunden noch ganz gut aber dann gehts los. Feuchte, zittrige Hände, unkontrollierbares Kopfwackeln, Herzrythmusstörungen. Und das trotz gutem Frühstück, was ja immer noch geht.
Den Buchtip schaue ich mir an, ich mag wissentschaftliche Sprache, auch wenn ich Seiten mehrmals lesen muss...

Mein Trauma ist leider nie richtig behandelt worden. Ging immer unter und es blieb bei der Diagnose - depressive Periode. Ich fange auch erst langsam an, selbstbewusster den Ärzten gegenüber zu handeln und zu argumentieren. Das ist keine Periode, das geht schon so, seit ich denken kann. Ich habe die ersten 4 Jahre meines Lebens - auf gut deutsch - Scheiße gefressen. Verwarlosung als Säugling, unsere Mutter hat vier Kinder einfach alleine gelassen und ist abgehauen. Heute weiss ich, dass ich damals Todesangst gehabt haben muss - zwei Wochen lang. Danach Kinderheim in den 80ern - toll war das sicher nicht. Erinnerungen sind nicht vorhanden.
Der Hypnosetherapeut meint, dass er keine Chnace hat, wenn ich nicht einigermassen klar im Kopf bin.
Kontrolliertes Trinken geht ein paar Tage gut aber dann muss ich wieder Termine absagen.
Ich bleibe drann!
Viele Grüße
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 28. Oktober 2014, 17:16
von Papfl
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 29. Oktober 2014, 01:06
von Suse
Hallo Edgar,
Herzliches Willkommen hier bei uns. Dem bereits geschrieben ist nicht viel hinzuzufügen. Mein Hausarzt gab ganz zu Beginn auch erst vor, sich selbst informieren zu wollen. Dann bin ich am nächsten Tag hin mit einigen Unterlagen des Arztkoffers und -zugegebenermaßen- panischen Tränen.
Ich hoffe, es klappt bei dir, auch ohne panische Tränen
Die von Conny genannten Ergänzungsmittel musst du nicht zwangsläufig in der Apotheke kaufen. Zwar werden die dort zu kaufenden Mittel vielleicht mehr geprüft, als die aus der Drogerie. Aber ich habe beide Sorten ausprobiert und denselben Effekt verspürt. Bei Rossmann oder DM oder sonstwo erhälst du B. Vitamine Komplex, also alle, die unser geschädigtes Nervenkostüm braucht. Calcium, Magnesium gibt es dort günstig als Brausetabletten, Kalium ist wichtig, um das Herzklabattern zu beruhigen. Hilft wirklich.
Wenn du deine Leberentgiftung ein wenig unterstützen möchtest, obwohl die Werte bei dir scheinbar okay sind?, Besorge dir ACC Acetylcystein, das allerdings gibt es nur in der Apotheke (günstiger, logisch, in Online Apotheken).
Das Cystein hilft über diverse Stoffwechselwege nicht nur gegen Husten, sondern ist ein Grundbaustein für ein Molekül, das eben für die Entgiftung notwendig ist.
upps. Habe mich hinreißen lassen zur Biochemie.
All das nützt natürlich nur, wenn du schnellstmöglich die Baclofen. Therapie aus den Rippen deiner Hausärztin leiern kannst. Ich hoffe, es gelingt dir. Allein die Motivation, erstmal damit anfangen zu können, bringt schon soviel.
Dafür wünsche ich dir alles Gute,
Lieben Gruß, Suse
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 8. Dezember 2014, 06:18
von edgarM
Hallo zusammen,
nach einigen Wochen im Standby-Modus habe ich heute endlich meinen Termin beim Neurologen.
Ich bin auf gut Deutsch völlig am A*sch. Habe mich mit 3-4L Bier am Tag über Wasser gehalten. Trinke ich mehr, kommen am nächsten Tag die Panikattacken. Ich bin sehr, sehr aufgeregt, was der heutige Termin bringen wird. Ich hoffe, die Sprechstundenhilfe hat auch richtig zugehört, als ich nach einer Baclofenbehandlung fragte. Mir kommen gerade Zweifel und der Horror, dass die ganze Warterei für die Katz war und der Arzt mir kein Baclofen geben wird. Nochmal warten stehe ich nicht durch!
Eine Therapie für 3 Monate Tagesklinik ist auch beantragt. Ich möchte mich nicht nur auf Bac verlassen. Ausserdem brauche ich eine Möglichkeit, wieder Struktur in mein Leben zu bringen. Mitte Januar gehts los. Im Moment kriege ich nur noch das absolut Nötigste geregelt. Wäsche waschen, Kochen, Hygiene. Letztere lässt mittlerweile auch zu wünschen übrig. Am besten gehts noch meinem Hund, den ich besser versorge als mich. Ich kann kaum noch unter Menschen gehen. Ständig denke ich, mein Gegenüber merkt, dass ich abhängig bin. Meine Familie habe ich auch schon ewig nicht mehr besucht. Jetzt stehen die Feiertage an. Frohlocken überall. Mir graust es vor dem familiären Weihnachtstreffen.
- "Und? Was machst du so Edgar? Gehts dir gut?"
- "Nein, mir geht es nicht gut. Siehst du das nicht?"
- "Ich finde das total toll, dass du wieder was unternimmst gegen deine Sucht."
- "Ja ich auch."
- "Und sonst?"
Am liebsten würde ich allen ins Gesicht ko*z*n: Keine Sau von euch hat mich auch nur angerufen, als ich damals drei Monate zur Entwöhnung war! Hätte ich mir was gebrochen oder eine andere Krankheit, wäre es vielleicht anders gewesen.
Also, wenn es heute schief läuft, kein Weihnachten für mich. Zuhause sitzen und die völlige Isolation so richtig spüren.
Tolle Aussichten...
Notfallplan: Was zu kiffen besorgen und so richtig durchbraten, bis ich nix mehr merke. Alternativen sehe ich im Moment keine. Meine beste Freundin kann mir auch nicht über die Tage helfen. Beziehungsstress, weil ihr Partner schwerst eifersüchtig auf mich ist.
Sorry, ich musste das gerade mal loswerden.
10:30 Uhr ist der Termin. Bitte, bitte, bitte keine Enttäuschung!
Viele Grüße, Edgar
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 8. Dezember 2014, 06:56
von GoldenTulip
Guten Morgen, Edgar,
jo, Weihnachten ist der Vorhof der Hölle, wenn man sich einsam fühlt.
Ich wünsche Dir erstmal alles Gute für den Termin heute. Wenn der's nicht ist, der Neurologe, mein ich, dannn wird sich ein anderer Arzt finden (PN an DQ), ganz bestimmt. Ich musste auch eine Stunde Zugfahrzeit einbringen, um an Bac zu gelangen.
Wenn Dir so vor dem Familientreffen graust, kannst Du es nicht vielleicht zeitlich abkürzen und danach etwas mit einem Freund unternehmen? Und / oder - btw. ich bin am Heiligabend auch allein und hier online, falls Du jemanden zum Reden haben möchtest,
lieben Gruß,
bitte erzähle, wie der Termin beim Neurologen war,
Conny
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 8. Dezember 2014, 07:39
von edgarM
Hallo Conny und danke für dein Angebot,
ich schiebe nur gerade den Horror und bin super aufgeregt. Wippende Knie und eine Ziggi nach der anderen. In zwei Stunden sitze ich wenigstens schon mal im Auto und bin auf dem Weg. Ich kann eigentlich ganz gut für mich alleine sein aber die letzten Wochen haben Spuren hinterlassen. Letztes Jahr habe ich die Feiertage regelrecht genossen - alleine zu sein. Apropos AUTO? Wenn ich Baclofen ab heute nehmen könnte, wie sieht es da mit Autofahren aus? Ich wohne auf dem Dorf und der nächste Supermarkt ist eine Stunde zu Fuß entfernt. Ausserdem kann ich meinen Hund nicht draussen anleinen - der ist speziell und schnappt gerne mal nach jemand Fremden, der ihm zu nahe kommt. Da sollte ich wohl für die ersten Tage ordentlich einkaufen...kein Bier.

Viele Grüße, Edgar
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 8. Dezember 2014, 08:52
von GoldenTulip
Hi Edgar,
also, auch wenn der Neurologe Dir Baclofen verschreibt, ist nicht sicher, dass die Apotheke Baclofen vorrätig hat, eigentlich eher nicht. Und nein, nach der Ersteinnahme (am besten am Abend vor'm Zubettgehen) würde ich keine Experimente machen. Du weißt noch nicht, wie Du reagierst. Kaufe besser vorher ein, und auch viel Wasser, Tee o.ä., weil sonst der Körper nicht nur Alk, sondern auch die gewohnte Flüssigkeitszufuhr einfordert. Und hol dir Vitamin B-Komplex, trink Brühe, und gönne Dir Magnesium und Kalzium. Das mein ich wirklich Ersnt. Im Bier sind etliche "gute" Beigaben enthalten, und die mit zu "entziehen" macht keinen Sinn. Iss auch was Ordentliches.
Toll, dass Du einen Hund hast (wie heißt er?). Der bewertet nichts und ist einfach da. Es gibt nicht Wertvolleres als ein geliebtes Tier, um wieder zu sich selbst zu finden, Und dann hast Du schon einen guten Plan, sofern Du unruhig wirst, geh einfach mit dem Racker raus!
herzlich
Conny
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 8. Dezember 2014, 09:18
von GoldenTulip
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 9. Dezember 2014, 00:19
von Suse
Hi Edgar,
Ich hoffe sehr, dass du Gutes berichten kannst von deinem Arzttermin. Doch selbst wenn nicht, melde dich. Schon allein das Schreiben wirkt der Einsamkeit ein wenig entgegen!
Alles Gute, ich hoffe, von dir weiter zu lesen, bis dahin lieben Gruß, Suse
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 9. Dezember 2014, 06:47
von edgarM
Meine Vorahnung war leider richtig. "Wieso sollte ich sie mit Baclofen behandeln, ich bin kein Suchttherapeut?"
Ich war enttäuscht, wütend und verzweifelt. ´Ich hatte ausdrücklich von einer Baclofenbehandlung bei Alkoholsucht gesprochen bei der Terminanfrage. Ich habe ihn regelrecht angeschnauzt, er solle seiner Sprechstundenhilfe sagen, am Telefon genauer zuzuhören. "Ja, aber die ist doch kein ausgebildeter Arzt."
Das fand ich schon so richtig frech. Baclofen hört sich ja nicht an wie eine Brausetablette. Und spätestens bei dem Wort Alkoholabhängigkeit sollte jedem Depp klar sein, was mein Anliegen ist.
Das Gespräch verlief dann fast nach Standard. Wieviel Alkohol am Tag, wie lange schon und so weiter. Ich habe mich zweimal entschuldigt für meinen forschen Ton mit dem ich meine "Karriere" beschrieb. Er ging dann auch während des Gesprächs raus und ließ mich einfach da sitzen. Es sollte ein TÜV für Ärzte geben - im speziellen für Neurologen und Psychiater. Ich war offensichtlich in keiner guten Verfassung - gelinde gesagt. Nach Suicidgedanken hat er überhaupt nicht gefragt, was fahrlässig ist. Nach so einem derben Rückschlag hätte ich ja auch den endgültigen Schlußstrich ziehen können, wenn ich denn Selbstmord gefährdet wäre. Er sprach dann noch Selinco an, aber ich hatte den Eindruck, er wollte mich einfach nur loswerden. Keine weiteren Informationen, was das genau für ein Medikament ist und auch kein Angebot, mich damit zu behandeln. "Ok, auf Wiedersehen dann und viel Glück." Das werde ich brauchen, antwortete ich. Kein Händedruck weil die Sprchstundenhilfe erneut im Zimmer stand und er offensichtlich wichtigeres zu tun hatte, als mir noch Aufmerksamkeit zu geben.
Im Auto rief ich dann völlig aufgelöst bei meinen Hausarzt an. Nicht die bereits erwähnte Ärztin, das war damals eine Vertretung. Ich bekam sofort einen Notfalltermin und nach 10 Minuten Gespräch hielt ich ein Privatrezept in den Händen. Er interessierte sich auch sehr für Baclofen. Er wusste noch nicht, dass es auch Off Label bei Alkoholsucht eingesetzt wird. Er liess sich noch den Buchtitel von Dr. O. Ameisen von mir aufschreiben und erwähnte, er habe viele Patienten, die Suchtprobleme hätten. Zur Zeit behandele er mit Lyrica.
Ich hätte früher zu ihm hingehen sollen. Aber mit dem Termin beim Neurologen damals fühlte ich mich auf der sicheren Seite.
Ok, heute fange ich mit der Dosierung an. Vorher noch einkaufen und in die Drogerie wegen Vitamin B-Komplex, Magnesium und Kalzium. Danke Conny für den Hinweis.
Ich habe ein wenig Bammel aber freue mich auch, dass es endlich losgehen kann.
Viele Grüße, Edgar
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 9. Dezember 2014, 08:28
von Papfl
Hallo Edgar,
da ziehe ich ganz explizit den Hut vor Dir *gibt's leider kein Smiley für*, dass Du in solch einer Ausnahmesituation noch so die Nerven und den Überblick behalten hast. Chapeau!
Und: Du hast jetzt Baclofen und einen Arzt, mit dem Du offensichtlich Deine Probleme auch auf einer vertrauensvollen Ebene besprechen kannst. Das ist eine Menge wert...
Einige Ärzte sind bei der medikamentösen Behandlung von Alkoholabhängigkeit nach erfolglosen Versuchen mit Acamprosat oder Naltrexon auf die Verschreibung von Pregabalin (Lyrica) umgestiegen. Das scheint allerdings nicht ganz unproblematisch zu sein, weil Vieles dafür spricht, dass Pregabalin - im Gegensatz zu Baclofen - abhängig machen kann.
Wenn Du Deinem Arzt, anderen Patienten und Dir ("Engagement in eigener Sache zeigen", das mögen die Ärzte
![smile [smile]](https://www.forum-baclofen.com/images/smilies/smile.gif)
) etwas Gutes tun möchtest, dann bringe Deinem Doc doch diese drei Publikationen (in deutscher Sprache) über Baclofen zum nächsten Termin mit.
Einen guten Start wünscht
Papfl
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 9. Dezember 2014, 12:41
von edgarM
Danke, ja das war eine Ausnahmesituation. Mir war aber auch völlig egal, ob der Herr sich in seiner Ehre als Arzt verletzt fühlt. Die Sprüche, die da kamen waren einfach nur erbärmlich durchschaubar und oberflächlich. Nach Wochen Warterei hatte ich ganz einfach die Nase voll. Alkoholiker sind willensschwach - na klar.
Danke auch für die Dateien. Genau sowas wollte ich meinem Arzt auch mitbringen. Hätte ich aber länger suchen müssen.
Tja, ich traue mich nicht so recht, anzufangen. Der Suchtdruck ist ja noch da und eben habe ich eine Flasche Bier aufgemacht. Mein Plan ist nun, morgen früh 5mg zu nehmen. Dann kurz vor Mittag, gleiche Zeit wie jetzt, wo der Druck aufkommt noch einmal 5mg und dann evtl. Abends noch eine 5mg Dosis. Je nachdem, wie es mir geht.
Vitamine und Co sind hier, 5 Liter Rinderbrühe köcheln gerade vor sich hin und ausreichend Bitter Lemon für den Flüssigkeitsbedarf ist auch vorhanden. Den Bierkonsum möchte ich täglich um eine Flasche reduzieren - ich denke das ist möglich.
Grüße, Edgar
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 9. Dezember 2014, 22:03
von DonQuixote
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 10. Dezember 2014, 18:55
von GoldenTulip
Hallo Edgar,
einen ganz lieben Gruß von mir und eine Extraportion Mitgefühl - Ärzte sind zuweilen sowas von derb und erschreckend ahnungs- und empazhielos- eine Schande für den Berufsstand.
Schei* drauf; nützt nichts, über verschüttete Milch zu jammern oder zu phantasieren.
Jetzt ist erstmal soweit alles gut. Du hast Baclofen und jeden Tag um ein Bier zu reduzieren halte ich für eine gute Vorgehensweise in Deinem Fall.
Herzlich
Conny
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 10. Dezember 2014, 19:20
von edgarM
Hallo Conny,
hat auch ohne Reduzieren geklappt. Mir geht es gut, wie lange nicht mehr.
Viele Grüße...
![dance [dance]](https://www.forum-baclofen.com/images/smilies/dance2.gif)
Re: Hallo aus Koblenz
Verfasst: 10. Dezember 2014, 19:22
von GoldenTulip
Das ist die Hauptsache,
und Bussi,Conny