Moin Checke (und natürlich @andi, hat sich überschnitten
)!
Herzlich willkommen im Forum
. Schön, dass Du da bist
.
Vielleicht erstmal ein paar allgemeine Infos vorweg
: Eigentlich ist Baclofen kein Bedarfsmedikament. Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, war ursprünglich
a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und
b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (
physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.
Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im
Leitfaden für die Anwendung, der sich als gute Orientierungshilfe erwiesen hat.
Im Rahmen dieses Therapieplans kann man dann durchaus - wenn das Trinkverlangen plötzlich mal besonders stark sein sollte - eine "Notfallration" Baclofen (die Höhe ist abhängig von der jeweils aktuellen Tagesdosis) einnehmen, um das Trinkverlangen in akuten Situationen zusätzlich zu unterbinden.
checke hat geschrieben:Dann passiert wider was, das ihn emotional aufwühlt …Frage: Ist Baclofen für ihn auch geeignet?
Das ist eine berechtigte Frage. Da Dein Mann nach eigenen Angaben in den Phasen des "Nicht-Trinkens" kein Craving (also kein unbändiges Verlangen nach Alkohol) verspürt, fiele Punkt b) (siehe oben) praktisch weg.
Bleibt Punkt a), denn in den Phasen zwischen den Abstürzen scheint sich ja "irgendwas" aufzustauen, das dann regelmäßig in Trinkeskapaden "explodiert". Baclofen könnte durch seine entspannende, beruhigende Wirkung (evtl. in Kombination mit Psychotherapie) vielleicht im Vorfeld dazu beitragen, dass es gar nicht erst zum Ultimo kommt.
Wenn der Hintergedanke indes ist, lediglich kurz bevor es wieder soweit ist, eine Tablette einzuwerfen, um dann nicht oder zumindest weniger zu trinken, wird das mit Baclofen so wohl eher nicht funktionieren
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Hast Du schon mal etwas von Nalmefen (Selincro®) gehört? Dieses Medikament wäre vielleicht eher für einen solchen Einsatz geeignet. Das käme auf einen Versuch an. Und darauf, wie "gut" das Medikament (Nebenwirkungen) vertragen wird. Wobei ich im Moment nicht weiß, inwiefern Selincro® noch verschrieben/unterstützt wird, seit sich die Herstellerfirma Lundbeck immer mehr vom deutschen Markt distanziert (aktuell scheint der ausgehandelte GKV-Erstattungspreis für Selincro® jedenfalls noch zu bestehen).
Nalmefen (Selincro®) nimmt man 1-2 Stunden vor dem geplanten Trinkereignis ein. Und bei manchen Patienten funktioniert das auch. Sie trinken dann tatsächlich weniger.
Die allerwichtigste Frage ist aber: Wie steht eigentlich Dein Mann zu der ganzen Sache? Will er denn überhaupt etwas an seiner Situation ändern, oder geht der Wunsch eher (oder "nur") von Dir aus? Ohne Eigeninitiative des Betroffenen würde nämlich keines der genannten Medikamente Sinn machen. Die viel gepriesene "Pille gegen die Pulle" gibt es nicht. Medikamente können unterstützen. Aber ohne eigenes Zutun geht's halt (leider) nicht.
Wurden denn schon mal Versuche in Richtung Entspannung, Autogenes Training, PMR etc. unternommen? Gibt es Therapieerfahrungen? Eventuell professionelle Entgiftungen? Der "kalte" Entzug nach mehreren Flaschen Wodka ist ja auch nicht gerade ungefährlich...
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Soweit erstmal von mir...
Papfl