Kein Oktoberfest mehr in Antalya
Verfasst: 30. November 2014, 08:37
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kurier.at hat geschrieben:
AKP-Bürgermeister lässt Oktoberfest absagen Im Ferienort Antalya ist die "Wies’n" in Ungnade gefallen. Dafür gibt's geschlechtergetrennte Strände.
Die türkische Ferienregion Antalya ist um eine ihrer Tourismus-Attraktionen ärmer. Fünf Jahre lang hatte die Stadt an der Südküste trotz wiederkehrender Proteste seine Version des traditionsreichen Münchner Oktoberfestes zelebriert. Mit dem konservativen Wechsel an der Bürgermeisterspitze kam nun das endgültige Aus für die türkische "Wiesn".
Für Özgür Emeklioglu, Veranstalter des türkischen Oktoberfestes, sind die Würfel gefallen. Ohne die Unterstützung der eigenen Stadtverwaltung und "die moralische Unterstützung anderer Größen aus der Regierung" sei eine solche Festival-Organisation nur schwer machbar, zitierte ihn am Dienstag die türkische Nachrichtenagentur Dogan.
Das Ende des "Wiesn"-Festivals bedeutet für die lokale Wirtschaft einen weiteren Einnahmenverlust. Das heuer in Kraft getretene strikte Werbe- und Sponsoringverbot für Alkoholmarken und die seit dem Vorjahr geltenden rigorosen Verkaufsbeschränkungen für alkoholische Getränke tun ihr übriges, um Firmen, Gastronomiebetrieben und Ladenbesitzern das Leben schwer zu machen.
Dorn im Auge
Bereits im Vorfeld der Kommunalwahlen im diesjährigen Frühjahr hatte der jetzige Bürgermeister von Antalya, Menderes Türel, gegen das Fest Stimmung gemacht. Mit dem Sieg der regierenden AKP bei den Wahlen Ende März fiel die Urlaubsmetropole an die konservative Partei und die "Wiesn" in Ungnade.
Das Oktoberfest hatte in der Vergangenheit zigtausende Besucher aus dem In- und Ausland angezogen. Antalya gehört zu den beliebtesten Urlaubsdestination deutscher und russischer Touristen. Auch für Österreicher zählt die Region zu den Top-Reisezielen in der Türkei.
Laut Veranstalter Emeklioglu hat das fünf Jahre lang im September abgehaltene Oktoberfest der Region Antalya ein werbewirksames, multikulturelles Image verpasst. Hunderte Branchen hätten davon finanziell profitiert, betonte er gegenüber der Nachrichtenagentur Dogan.
"Orangensaft statt Alkohol"
Jährlich rund 50.000 Besucher hat das seit 2009 unter der Ägide des ehemaligen Bürgermeisters der säkulären Partei CHP, Mustafa Akaydin, etablierte Festvergnügen in den vergangenen Jahren in der Region Antalya angezogen. Nicht immer zur Freude konservativer Bewohner der Urlauberdestination und der immer frommer agierenden politischen Opposition. Kritiker hatten moniert, dass mit besonders niedrigen Alkoholpreisen beim Fest die Besucher zum Trinken animiert würden.
Schon vor zwei Jahren zog eine Gruppe von Oktoberfestgegnern mit "Orangensaft statt Alkohol"-Slogans gegen die Veranstaltung ins Feld. Ein Sprecher der Gruppe argumentierte gegenüber der türkischen Zeitung "Hürriyet", das in "Zeiten des steigenden Terrors" ein solches Fest nicht abgehalten werden sollte.
Die damalige CHP-Stadtregierung wies die Forderung zurück und stellte in einer Presseerklärung klar, dass Antalya jährlich Millionen an deutschen Urlaubern anziehe und sich mittlerweile tausende Ausländer in der Region niedergelassen hätten. Die Stadtverwaltung habe auch an sie zu denken.
Bereits ein Jahr zuvor, 2011, hatte der Verein "Grüner Halbmond" eine Kette mit Gebetsperlen am Magistratsgebäude der Stadt angebracht um gegen die "Wiesn" und ihre Alkohol geschwängerten Werbebotschaften zu protestieren. Angesichts zweier Todesfälle in der Vergangenheit sei eine Neuauflage fahrlässig, kritisierte die Wohlfahrtsorganisation. Medienberichten zufolge hatte der Verein zudem darauf insistiert, dass das Fest nicht mit der türkischen Kultur in Einklang stünde.
Geschlechtergetrennter Badestrand
Im Gegenzug darf sich Antalya seit dem 16. August 2014 eines geschlechtergetrennten Badestrandes erfreuen. Federführend dabei war wiederum Antalyas konservatives neues Stadtoberhaupt Menderes Türel: Die Umsetzung sei auf Wunsch von Frauen erfolgt, wie er versicherte.