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Off-label-use in der ärztlichen Praxis

Verfasst: 31. März 2013, 21:16
von DonQuixote
Hallo erst mal

Eine Umfrage des französischen „Journal International de médecine“ vom 06. bis 18. März 2013 unter 429 medizinischen Fachkräften (allermeistens Ärzte) ergab, dass off-label-use von Medikamenten bei 37 % der Befragten „oft“, bei 41 % „selten“ und bei 19 % „nie“ vorkommt. 3 % machten keine Angaben.

Off-label-use kann bdeuten: Verwendung des Medikaments zu einem anderen als dem offiziell zugelassenen Zweck, höhere Dosierung, andere Anwendungsdauer und anderer Patientenkreis (insbesondere in der Pädiatrie) als in der Zulassung vorgesehen.

Der hohe Anteil von 78 % solcher auch off-label-use verschreibender Ärzte wird zurückgeführt auf den guten Informationsstand der Ärzteschaft und deren Bereitschaft, neue publizierte Erkenntnisse für ihre Patienten zu nutzen, und zwar bevor die meist sehr langwierigen Prozeduren von Pharmaindustrie und öffentlichen Zulassungsstellen abgeschlossen sind.

DonQuixote

Was ist "Off Label Use"?

Verfasst: 21. Mai 2013, 14:23
von Chinaski
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Re: Was ist "Off Label Use"?

Verfasst: 21. Mai 2013, 21:53
von DonQuixote
Danke Chinaski [good]

Dr. Renauld de Beaurepair schreibt auf Seite 19 seines Buches, dass in der psychiatrischen Praxis fast die Hälfte aller Medikamente „off label“ verschrieben werden, und dass dies vielen dieser „off label“ verschreibenden Ärzten gar nicht bewusst sei.

Über den prozentualen Anteil von Ärzten, die in Frankreich Medikamente „off label“ verschreiben, gibt es
hier ein paar Zahlen.

DonQuixote

Re: Was ist "Off Label Use"?

Verfasst: 11. August 2014, 23:41
von DonQuixote
Hallo erst mal

Ein weiterer, sehr interessanter Link zum Thema: Anwendung eines Arzneimittels außerhalb der genehmigten Anwendungsgebiete. Danke an den freundlichen Spender [hi_bye] .

DonQuixote

Re: Was ist "Off Label Use"?

Verfasst: 12. Dezember 2014, 19:47
von DonQuixote
Seid gegrüßt

Damit das in diesem „versteckten Posting“ nicht untergeht, kopiere ich das jetzt einfach mal ganz frech hier rein:

Papfl hat geschrieben:Hallo Marina,

Nur ganz kurz: Im Alltag werden sehr viele Medikamente "off-label" verschrieben. Manche Ärzte (insbesondere diejenigen, die sich nicht speziell mit Abhängigkeitserkrankungen auskennen), gehen da lieber auf Nummer sicher und sagen bei Baclofen: "Lieber nicht!"

Argumente für eine Off-Label-Verschreibung sind u.a.:

  • Es muss sich um eine schwerwiegende Erkrankung handeln (trifft bei F 10.2 zu)
  • Es müssen alle etablierten, nachweislich wirksamen und zugelassenen Therapieverfahren ausgeschöpft und erfolglos gewesen sein ("Recht auf den letzten Strohhalm": Wenn eine Krankheit lebensbedrohlich ist und alle vorhandenen Therapien erfolglos ausgeschöpft worden sind...da wird's schon schwieriger)
  • die Datenlage, dass ein bestimmtes Medikament auch off-label für einen anderen Anwendungsbereich wirksam ist, muss ausreichend sein (auch hier erfordert es ein gewisses Maß an themenspezifischem Know-How des Mediziners, um die wenigen, z.T. widersprüchlichen, kleinen randomisierten und doppelblinden Studien zu Baclofen mit niedrigen und daher kaum wirksamen Dosen gegeneinander abzuwägen)
  • "Gefährlichkeit" des Medikamentes (Hier sehe ich bei Baclofen keine Probleme, da es ja seit Jahrzehnten auch in höheren Dosierungen als 75 mg/d als Muskelrelaxans erfolgreich eingesetzt wird).
Was in unserem Fall fehlt, sind eben Vergleichsstudien z. B. gegen Acamprosat, Naltrexon oder Nalmefen (das scheitert an der Kostenfrage). Wir können nur mit Erfahrungsberichten dienen, und die sind oft wissenschaftlich nicht allzu viel wert. Vielleicht helfen ja die Ergebnisse von Bacloville und Alpadir ein bisschen weiter...die werden im Januar 2015 erwartet.

LG Papfl

Danke, Papfl, für diese Zusammenfassung des Standes der Dinge. Du schriebst ganz zum Anfang Deines Textes: „Hallo Marina. Nur ganz kurz.“ Wenn kurz, dann hast Du es immerhin sehr prägnant ausgedrückt.

DonQuixote