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Kalzium als Baclofen ergänzendes Therapeutikum

Verfasst: 15. September 2014, 14:30
von WilloTse
Liebe Leuts,

nach Gesprächen mit zwei Medizinerinnen, die mich auf die "aktuelle" Studienlage hinwiesen, muss ich mich bei Euch entschuldigen.

Ich habe versäumt, diese Information zeitnah durchzureichen. Als ich dies Gespräch am WE führte, habe ich gelacht und darauf verwiesen, dass "wir" das längst wissen. Um dann heute festzustellen, dass kein Wort davon in diesem Forum steht.

Also: nehmt zusätzlich Kalzium!

Ich nehme dies hier, zwei Stück am Tag. (geht wahrscheinlich auch billiger, wegen der Bioverfügbarkeit aber bitte auf Vit. D achten!

Der obige Link ist aus der "Zeit", gut zu lesen und echt spannend. Ich spare mir daher das Zitieren aus dem Artikel.

LG
Willo

Re: Kalzium als Baclofen ergänzendes Therapeutikum

Verfasst: 15. September 2014, 17:09
von DonQuixote
Ach Willo

WilloTse hat geschrieben:Liebe Leuts, nach Gesprächen mit zwei Medizinerinnen, [...] muss ich mich bei Euch entschuldigen. Ich habe versäumt, diese Information zeitnah durchzureichen. Als ich dies Gespräch am WE führte, habe ich gelacht und darauf verwiesen, dass "wir" das längst wissen. Um dann heute festzustellen, dass kein Wort davon in diesem Forum steht.

Wir sind Langstreckenläufer, keine Sprinter. Ein solches tagelanges Versäumnis vergeben wir Dir [mocking]. Danke, dass Du es mit extremster [mocking] Verspätung dann doch noch gepostet hast.

DonQuixote

Re: Kalzium als Baclofen ergänzendes Therapeutikum

Verfasst: 15. September 2014, 22:24
von jivaro
..also das wussten wir doch schon...

http://www.alkohol-und-baclofen-forum.d ... ral#p26879

..nicht böse gemeint..

LG jivaro

Re: Kalzium als Baclofen ergänzendes Therapeutikum

Verfasst: 16. September 2014, 10:39
von WilloTse
Moin DonQ!

Es geht doch nicht um zwei Tage, sondern um die Zeitspanne 12/2013 bis jetzt...

Und liebe Jivaro, davon, dass das bei Euch im für Gastleser nicht durchsuchbaren Forum unter "Neurobiologie der Sucht" bzw. "Gefunden in der Grauzone" einmal kurz erwähnt wird, wissen das die Menschen in diesem Forum und draußen in der Welt noch lange nicht. Ist auch nicht bös gemeint.

Lediglich @Fallada hat es einmal auf den Punkt gebracht: ein paar blöde Kalzium-Brausetabletten verbessern Deine Rückfallprophylaxe!

Und ich Pfosten weiß das seit bald einem Jahr und praktiziere es seit einem halben - und vergesse, diese wichtige Information weiterzureichen. Tut mir leid, dass ich mich darüber ärgere...

LG Willo

Re: Kalzium als Baclofen ergänzendes Therapeutikum

Verfasst: 9. Oktober 2014, 15:51
von Papfl
Hallo zusammen!

Kleine Ergänzung für alle, die sich näher für dieses Thema interessieren:

Spanagel, R. et al (2014) - Acamprosate Produces Its Anti-Relapse Effects Via Calcium
(Neuropsychopharmacology (2014) 39, 783–791)

Abstract hat geschrieben:Alcoholism is one of the most prevalent neuropsychiatric diseases, having an enormous health and socioeconomic impact. Along with a few other medications, acamprosate (Campral—calcium-bis N-acetylhomotaurinate)) is clinically used in many countries for relapse prevention. Although there is accumulated evidence suggesting that acamprosate interferes with the glutamate system, the molecular mode of action still remains undefined. Here we show that acamprosate does not interact with proposed glutamate receptor mechanisms. In particular, acamprosate does not interact with NMDA receptors or metabotropic glutamate receptor group I. In three different preclinical animal models of either excessive alcohol drinking, alcohol-seeking, or relapse-like drinking behavior, we demonstrate that N-acetylhomotaurinate by itself is not an active psychotropic molecule. Hence, the sodium salt of N-acetylhomotaurinate
(i) is ineffective in alcohol-preferring rats to reduce operant responding for ethanol,
(ii) is ineffective in alcohol-seeking rats in a cue-induced reinstatement paradigm,
(iii) and is ineffective in rats with an alcohol deprivation effect. Surprisingly, calcium salts produce acamprosatelike effects in all three animal models. We conclude that calcium is the active moiety of acamprosate. Indeed, when translating these findings to the human situation, we found that patients with high plasma calcium levels due to acamprosate treatment showed better primary efficacy parameters such as time to relapse and cumulative abstinence. We conclude that N-acetylhomotaurinate is a biologically inactive molecule and that the effects of acamprosate described in more than 450 published original investigations and clinical trials and 1.5 million treated patients can possibly be attributed to calcium.


LG Papfl

Re: Kalzium als Baclofen ergänzendes Therapeutikum

Verfasst: 10. Januar 2017, 18:21
von Klara1
Macht die Einnahme von Kalzium wirklich Sinn oder
gibt es neuere Erkenntnisse?

Les mich so langsam durch die Postings und finde immer
was Neues.

LG Klara

Re: Kalzium als Baclofen ergänzendes Therapeutikum

Verfasst: 10. Januar 2017, 20:18
von DonQuixote
Hallo Klara

Danke für Dein Interesse an diesem Thema und überhaupt am gesamten Fundus unseres Forums [good] .

Was die Prohpylaxe bei Alkoholabhängigkeit betrifft, ist die zusätzlichen Zufuhr von Kalzium zumindest – ehm - umstritten, auch wenn es in Einzelfällen vielleicht geholfen haben mag. Das gleiche gilt auch in ernährungsphysiologischer Hinsicht. Man kann das also ruhig machen, darf sich aber auch nicht allzuviel davon versprechen.

DonQuixote

Re: Kalzium als Baclofen ergänzendes Therapeutikum

Verfasst: 31. Januar 2017, 17:10
von Papfl
Hallo zusammen!

Zu diesem Thema ist gerade ein Beitrag in der Januar-Ausgabe der Fachzeitschrift European Neuropsychopharmacology (Volume 27, Issue 1, Pages 42–47) erschienen.

Darin finden die Autoren tatsächlich negative Korrelationen zwischen Kalzium und Alkohol-Craving/-konsum. Wobei "negativ" hier nicht schlecht meint. Eine negative Korrelation bedeutet im wissenschaftlichen Sinne immer "Je mehr...desto weniger". In diesem Fall also: "Je mehr Kalzium...desto weniger Craving/Konsum".

Abstract hat geschrieben:Recently, calcium was suggested to be the active moiety of acamprosate. We examined plasma calcium concentrations in association with severity of alcohol dependence and its interaction with regulating pathways and alcohol craving in alcohol-dependent patients. 47 inpatient alcohol-dependent patients undergoing detoxification treatment underwent laboratory testing, including calcium, sodium, liver enzymes as well as serum concentrations of calcitonin, parathyroid hormone and vitamin D. The psychometric dimension of craving was analyzed with the Obsessive Compulsive Drinking Scale (OCDS). The severity of withdrawal was measured with the Alcohol Dependence Scale (ADS) and with the Alcohol Dependence Scale for high-risk sample (ADS-HR). The main findings of our investigation are: a) a negative correlation of plasma calcium concentrations with alcohol craving in different dimensions of the OCDS; b) a negative correlation of plasma calcium concentrations with breath alcohol concentration; c) lowered calcitonin concentration in the high-risk sample of alcoholics; d) lowered plasma vitamin D concentrations in all alcoholic subjects. Our study adds further support for lowered plasma calcium concentrations in patients with high alcohol intake and especially in patients with increased craving as a risk factor for relapse. Lowered calcitonin concentrations in the high-risk sample and lowered vitamin D concentrations may mediate these effects. Calcium supplementation could be a useful intervention for decreasing craving and relapse in alcohol-dependent subjects.

Inzwischen haben sich übrigens auch die Hinweise erhärtet, dass die vermeintliche Wirkung von Acamprosat (Handelsname Campral®) einzig auf das darin enthaltene Kalzium zurückzuführen ist (s. unter anderem hier).

Papfl