Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon dandelion » 4. Dezember 2011, 14:58

Liebe Freunde und Leidensgenossen,

am 23.11.2011 kamen endlich meine Päckchen mit 2x150 Tabletten a 25mg aus Spanien (mit Umweg über England - sehr clever, wie ich meine). Die Lieferung war außerdem als A5-Briefcouvert getarnt. Sehr schön. Ich habe am 20. Oktober bestellt und wie vom Lieferanten angekündigt, ca. 1 Monat warten müssen. Also alles gut. Ich habe zwischendurch noch eine Mail mit dem Status der Abwicklung (Rezept wurde erstellt) erhalten.

Kurz zu mir: Ich habe mich am 20.10.2011 hier im Forum angemeldet und wurd herzlich empfangen. Mehr zu dieser Zeit in diesem Thread. Ich habe seit diesem Zeitpunkt durchgehalten - dank Pascoflair, Johanniskraut und der Hilfe von GoldenTulip, Milli, Spud und Pater Peter ;) und dem Willen, mich selber wieder so zu akzeptieren, wie ich nun mal ohne Alkohol bin.

Mein Dank gilt an dieser Stelle allen genannten Beteiligten.

Am Freitag, dem 02.12.2011 habe ich nun mit der Einnahme von Baclofen begonnen und steige an dieser Stelle rückblickend mit meinem Tagebuch ein. Ich denke und hoffe, ich kann Einigen bis Vielen die Angst vorm Einsatz von Baclofen nehmen.
Zuletzt geändert von dandelion am 4. Dezember 2011, 15:37, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Tag 1

Beitragvon dandelion » 4. Dezember 2011, 15:22

Tag: Freitag, 02.12.2011

Dosierung: 4x6,25mg um 8-, 13-,18- und 23 Uhr

Wirkung:
Craving: wenig
Angst: unverändert
Depression: unverändert

Nebenwirkungen:
leichter Schwindel, Zigaretten schmecken ausgesprochen übel, Trägheit, Müdigkeit (2x Kurzschlaf tagsüber traumlos), nachts 8h Tiefschlaf, traumlos

Bemerkungen:
Die Wirkung/Nebenwirkungen setzten innert 1/2h ein. Durch unverändertes Angstempfinden fahre ich mit der Einnahme von Pascoflair fort, obwohl vor gleichzeitiger Einnahme mehrerer GABA-Rezeptor-Antagonisten gewarnt wird. Verspühre jedoch keine Nachteile.
Zuletzt geändert von dandelion am 4. Dezember 2011, 15:43, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Tag 2

Beitragvon dandelion » 4. Dezember 2011, 15:33

Tag: Samstag, 03.12.2011

Dosierung: 4x6,25mg um 8-, 13-,18- und 23 Uhr

Wirkung:
Craving: wenig, aber leicht erhöht
Angst: wenig, wollte einkaufen gehen, raus aus der Wohnung, mich zeigen
Depression: Eintritt einer Umkehrung hin zum Hochgefühl, bin ausgesprochen lustig und gut drauf

Nebenwirkungen:
kaum Schwindel, Zigaretten schmecken wieder besser, nachts 8h Tiefschlaf, traumlos

Bemerkungen:
Das leicht gestiegene Craving erkläre ich mir durch das starke Hochgefühl (Schwester "Gut drauf" und Bruder "schlecht drauf" waren für mich gute Gründe zu "Feiern").
Die antidepressive Wirkung von Baclofen ist beachtlich, erstaunt mich. Fühle mich seit Ewigkeiten erstmals befreit, sorglos und irgendwie leicht. Dazu kommt eine, wie ich finde, gesunde Scheissegal-Einstellung. Gesund: weil ich trotzdem meiner selbstständigen Arbeit nachgehe, da ich muß. Also kein Realitätsverlust. Habe heute viel gelacht, sogar über schlechte Witze im Fernsehen. Das Leben fühlt sich gut an. Könnte ständig heulen vor Freude!

Benutzeravatar

milli
Beiträge: 29
Registriert: 7. Oktober 2011, 08:46
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon milli » 4. Dezember 2011, 16:40

Hi Dandelion

also wenn das keine Freude ist!

Möge es so weiter gehen.

Werde weiter lesen, wie es dir so ergeht!

LG
milli

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon dandelion » 4. Dezember 2011, 17:00

Hallo milli,

ich freue mich sehr, von Dir zu hören!
Wie läuft es bei Dir mit Bac? Du nimmst es ja gegen Angst- und Panikstörungen, oder?
Hoffe, es geht Dir (auch) gut!

Ganz liebe Grüße
Dandelion

Benutzeravatar

argentina
Beiträge: 548
Registriert: 5. August 2011, 01:00
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon argentina » 4. Dezember 2011, 23:46

Hallo Dandelion,
Ich kann mich merkwürdigerweise gar nicht mehr an dein Vorstellungs Thread erinnern, habe ihn dann aber gelesen. Ich finde es erstaunlich das du schon 8 Jahre trocken warst und dann doch wieder "abgestürzt " bist. Ein anderes Forumsmitglied hatte ein ähnliches Problem und ich bin dann ehrlich gesagt immer etwas überrascht wie ihr es auch ohne Bac so viele Jahre geschafft habt trocken zu bleiben und dann doch wieder "abzurutschen". Wahrscheinlich sattel ich mal wieder mein Pferd von hinten auf wenn ich mich nun mit solchen Fragen beschäftige und nicht mit meiner aktuellen " Wie bleibe ich trocken?, wie unterbinde ich den Trinkwunsch"?

Baclofen kann gerade am Anfang sehr euphorisch wirken, bzw. dir in deinem Fall die Depressionen nehmen und das freut mich sehr für mich. Da du aber eh schon ohne Bac 4 Wochen abstinenz warst, denke ich das du es mit Bac erst recht schaffen wirst. Im Notfall nehme eine Notfall Ration ( in deinem Fall ca. 6 mg).

Ansonsten freue ich mich auf weitere Berichte von dir und wünsche dir ganz viel Glück!!!!!!!!!!!

Lg, Argentina

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon dandelion » 5. Dezember 2011, 12:04

Hallo liebe Argentina,

vielen lieben Dank für Deine Wünsche. Deine Gedanken freuen mich sehr.
Zum oberen Teil Deines Beitrages habe ich in Deinem Thread geantwortet.

GLG Dandelion

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Tag 3

Beitragvon dandelion » 5. Dezember 2011, 12:31

Tag: Sonnatg, 04.12.2011

Dosierung: 4x6,25mg um 10-, 14-,18- und 23 Uhr

Wirkung:
Craving: keins
Angst: wenig
Depression: keine, aber das Hochgefühl vom Vortag ist etwas abgeflaut

Nebenwirkungen:
kein Schwindel, keine Müdigkeit, nachts 10h Tiefschlaf, traumlos

Bemerkungen:
Nun, nach dem Hochmut kommt bekanntlich der Fall, aber nicht ins bodenlose. Das abgeflaute Hochgefühl habe ich ein bisschen erwartet, da sich der Körper vermutlich konditioniert. Außerdem war Sonntagfeeling angesagt, Ihr kennt das bestimmt, Sonntag ist ein komischer, melancholischer Wochentag. Ich hasse Sonntage (genau so wie Montage ;)). Was mich freut ist der ausgebliebene Gedanke an Alkohol, der treulose Freund hat sich nicht blicken lassen! Dennoch denke ich viel über mich und uns nach. Was wollen wir, was fehlt uns... (SEHN SUCHT ist der Treffer Argentina)
Noch drei Dinge:
Da ich kreativ tätig bin, kann ich mit Freude vermelden, dass sich ein Schub neuer Ideen und Tatendrang eingestellt hat. Gut, es sind auch ein paar Furzideen dabei, aber es macht Spaß! Der war mir ja etwas abhanden gekommen (Burn out). Also ein Grund zum Feiern (habe gestern mind. 5 Kaffees getrunken und Weihnachtsplätzchen gegessen, was so gar nicht meine Art ist, aber paßt ja zum Sonntag). Ich weiß, hört sich ein bisschen homo an, aber vielleicht legen sich die Kaffeekränzchen-Sympthome wieder. Ist aber auch egal. Es stellt sich also ein neues Genussverhalten ein.
Ich sehe schärfer. Das ist mir beim Rauchen auf dem Balkon aufgefallen (zum Glück nicht auf dem Klo), bestimmte Details einer Anlage konnte ich (völlig neues Phänomen) erkennen. Sehr krass. Vielleicht wird ja auch die Augenmuskulatur entspannt. (Bin Brillenträger)
Mein permanentes Sodbrennen ist weg und da ich schon seit Jahren Omeprazol nehme ist das eine deutliche Verbesserung meines Lebensniveaus. Auch äußerst erfreulich, dennoch hielt sich das Hochgefühl etwas bedeckt. :(
Ich wünsche mir, das mir diese neue Sympthomatik erhalten bleibt, was will man mehr. Und oh Hochgefühl. bitte komm zurück.

Benutzeravatar

argentina
Beiträge: 548
Registriert: 5. August 2011, 01:00
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon argentina » 5. Dezember 2011, 21:08

Hallo Dandelino
Und noch einmal ich....es ist selten das jemand so ausführlich antwortet ( auf meinen Tread) und ich weiß jetzt auch gar nicht wo ich antworten soll, weil es überschreitet sich, aber ich denke es lesen eh alle mit.

Sag, Hast du die Weihnachtsplätzchen auch selbst gebacken ?( Scherz am Rande). Ich hatte auch am Anfang von Bac das Gefühl das ich Dinge tue die ich sonst nicht tue. Auffällig war und ist auch das ich seit Bac entweder total viel esse oder gar nichts. Ich habe auch mal irgendwann erwähnt ob andere mit Bac abgenommen haben, ich habe sicher 2 oder 3 kg abgenommen und das trotz Heißhunger auf entweder Schokolade oder Salziges ( Tendenz eher zum Letzteren!).

Du hast etwas ganz wichtiges angesprochen, die sogenannte SEHN SUCHT. Viele sagen und behaupten das sowieso JEDE Sucht einer SEHNSUCHT zu Grunde liegt. Von Herzen kann ich nur JA sagen, allerdings bin ich mir noch nicht im klaren darüber nach was ich mich den nun sehne. In vielen anderen Forumbeiträgen erkenne ich auch das selbe Symtom wieder, das viele nicht wissen WONACH sie eigentlich suchen und wieso Alkohol dann zur Kummerkiste wird.

Ich kann auch nicht beschreiben wonach ich mich sehne, weil mein Lebenswandel bisher zu chaotisch war/ ist. Gerade gestern habe ich mit meiner Mutter telefoniert und sie sagte mir das sie Weihnachten wahrscheinlich alleine verbringen wird. Ok ich lebe in Argentininen, hierher wird sie eh NIE kommen, aber mein Bruder lebt in unserer Stadt ( Hamburg) aber da er mit seiner Familie bei seinen Schwiegereltern feiern wird, will sie dort nicht hin. Ich verstehe weder meine Mutter noch meinen Bruder, ich würde mir ( auf gut wienerisch) einen Haxen ausreißen um Weihnachten bei meiner Mutter zu verbringen, aber ich kann es nicht. Ich hasse nicht nur den Sonntag, sondern ich hasse auch den Dezember!!!!!!! Ich weiger mich mit Händen und Füßen auch nur irgendeinen Weihnachtsschmuck in mein Haus zu stellen, Ich habe es Jahrelang getan und als dann Weihnachten kam und ich dann alleine hier saß ( Sohn beim Vater und dessen Familie) war alles nur noch schlimmer. Also gibt es diese Weihnachten NICHTS; rein gar NICHTS was mich auch nur annähernd an Weihnachten erinnern könnte ( bei über 30 Grad eh schwer).

Das du besser siehtst finde ich klasse um nicht lustig zu sagen. Baclofen kann so unterschiedlich sein, das es manchmal wirklich lustig ist die Phänomäne zu lesen!!! Bleib auf jeden Fall erst einmal ein paar Tage auf deiner Dosis ( die ich eh als Anfangsdosis hoch finde!). Und ich freue mich wieder von dir zu hören!!!!!!!!

Lg, Argentina,

PS ja Heimwh habe ich,

Benutzeravatar

milli
Beiträge: 29
Registriert: 7. Oktober 2011, 08:46
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon milli » 6. Dezember 2011, 08:49

Hi Dandelion

bei mir geht es auf und ab. Ich erhoffe mir ja auch eine Verbesserung der Migräne und bin jetzt bei 70mg.
Hatte zwei Wochen keine Migräne und fühlte mich stabiler
nun wieder seit fünf Tagen Höllenmigräne und vor allem:
unglaublich schmerzhafte Krämpfe in der Schultermuskulatur
Sollte doch Baclofen Muskelkrämpfe beheben.
Fand zwar hier

http://www.kompendium.ch/MonographieTxt ... MonType=fi

folgende Aussage:
"Einzelne Patienten zeigten eine erhöhte Muskelspastizität als paradoxe Reaktion auf das Arzneimittel."

Frage mich nun, ob ich zu diesen gehöre und bin ratlos.

LG

milli

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon dandelion » 6. Dezember 2011, 14:22

@Argentina

Hallo Du, freut mich, wieder von Dir zu hören. Deinen Beitrag in Deinem Thread werde ich mich auch noch widmen.
Erstmal zu diesem:

Ich halte es für selbstverständlich, ausführliche Antworten auf Fragen zu geben, bin es aber auch von Berufswegen gewohnt, so ausführlich wie möglich alles dazulegen um weiteren Frage-Antwort-Sessions vorzubeugen. Das ist hier natürlich etwas Anderes. Auch habe ich hier schon mehrmals gelesen, das es recht ruhig ist in diesem Forum, was ich als sehr schade und als verschenktes Potiential empfinde. Aber vllt. können wir ja etwas daran ändern. :)
Es kann natürlich auch mal vorkommen, das ich keine Zeit habe, aber i.d.R. antworte ich immer.
Das sich die Themen überschneiden und man nicht immer einem roten Faden folgen kann, ist gerade bei uns ein bisschen erwartungsgemäß, spiegelt es doch unsere Gedankengänge innerhalb vieler "Paralleluniversen" wieder. Wir können uns ja gegenseitig beim Sortieren helfen.

Die Plätzchen hat meine Freundin unter Blut und Tränen für den Rest der Familie gebacken. Davon ist eine Charge in die Hose gegangen, derer ich mich dann gewidmet habe. Ich fand sie super, aber sie entsprachen nicht den Ansprüchen meiner Freundin.
Meine Essgewohnheiten waren schon immer ein Grauen für jeden Arzt, also nicht wie ich esse ;), sondern was und wann. Meistens ess ich den ganzen Tag nichts und Abends schlage ich mich dann voll. Außer in Trinkphasen, da habe ich manchmal tagelang nichts oder sehr wenig gegessen, oder vollgedröhnt Nachst noch einen Döner verschlungen. Mein Sodbrennen kam nicht von ungefähr. Und jetzt ist es auch so, allerdings habe ich auch den Eindruck, das ich gerade essen kann was ich will, ohne zuzunehmen. Hatte damit allerdings noch nie ein Problem, mein Höchstes waren 96kg bei 1,90m. Ich könnte mir vorstellen, das man durch die Einnahme von Baclofen evtl. auch ein wenig an Muskelmasse verliert und nicht zu vergessen, ist die entwässernde Wirkung, die hier Einige beschreiben. Diese Pinkelei ist bei mir auch eingetreten. Hatte ich bei den Nebenwirkungen ganz vergessen, zu notieren.

Ich denke auch, das die Sucht aus einer Sehnsucht, also einer Unzufriedenheit (z.B. mit sich selbst oder der Erwartung an die Umwelt) entspringt. Vielleicht muß man hier in seiner Vita sehr weit zurückgehen, um den Ursprung zu finden. Bei mir persönlich gibt es da schon ein paar Punkte, welche Trigger-Potential haben. Das hatte sich auch schon in Teilen während meiner Langzeittherapie gezeigt (es gibt auch sehr gute Therapeuten). Nicht neu ist ja, das viele zukünftige Verhaltensmuster in der Pupertät entstehen und dort dann schon die falsche Abzweigung zum flaschen oder schwierigeren Weg nehmen. Viele Probleme entstehen aber auch autosuggestiv. So habe ich immer Leute beneidet, die vor großem Publikum nicht nur frei reden, sondern auch entertainen können. Ich denke, das durch meine Denkweise daraus eine Angst entstanden ist, genau da zu versagen. Ich bin quasi irgendwann falsch abgebogen. Nun versuche ich diese Kreuzungen zurück zu verfolgen, um den richtigen Weg zu nehmen, vielleicht gibt es aber auch eine Abkürzung dorthin. Ich hoffe Du kannst mir noch folgen... Genauso verhält es sich bei meinem Verhälnis zum Glücklichsein, mein größter Wunsch (sicher auch bei Dir und allen Anderen) ist es, einfach glücklich und zufrieden zu sein, unabhängig von materiellen Werten oder Leistungsdruck. Leider funktioniert das so nicht ganz, da man dabei auch noch (über)leben muß. Ich habe mich da teilweise so verrannt, dass ich vor lauter glücklich sein MÜSSEN die wirklich glückbringenden Momente übersehe oder verderbe. Vielleicht ist das auch ein Ansatz für Dich, das Streben nach- oder die Vollkommenheit nicht vom Leben zu erwarten, sondern in kleinen Bereichen des Lebens mit sehendem Auge zu finden und durch die Kenntniss derer evtl. zu vermehren.
Das alles gipfelt letztendlich in dem Wunsch, jemand anderer zu sein als man nun mal ist und genau da sehe ich den Casus knaxus. Wenn ich an- oder betrunken bin, erreiche ich einen Zustand von Selbstbewußtsein und Selbstzufriedenheit, welchen ich nüchtern nie erreiche (oder mir einrede, ihn nicht erreichen zu können). Sämliche Hemmungen sind wie weggeblasen, aber das ist man eben nicht wirklich. Noch nicht.

Ich habe wärend den 8 Jahren Abstinenz durch Erfolge fast annähernd diesen Zustand erreicht, aber eben nur annähernd, weil es mit Kampf verbunden ist. Es ist nicht einfach da, sondern man muß etwas dafür tun. Und in den letzten Jahren, war ich es sehr oft leid zu kämpfen. Ich denke, auch diese Sichtweise ist ein Fehler. Eine unserer Hausaufgaben wird es sein, das Leben nicht mehr als Kampf zu sehen, die Erwartungen ans Glück runter zu schrauben und aktiver am Leben teil zu nehmen und somit schöne Dinge und Erlebnisse zu sammeln (Mal mit Freunden ein lustiges Spiel spielen, ohne zu trinken habe ich völlig verlernt und bin dann sogar angespannt. Oder wie oft liege ich sinnlos vor der Glotze und könnte was Sinnvolleres tun, das macht mich unzufrieden. Dich auch?).

Wenn das nur alles so einfach wäre! Aber irgendwo und irgendwann muß man damit anfangen. Kleine Ziele. Versuch z.B. Deine Gedanken zu ordnen, z.B. indem Du hier schreibst, hilft mir auch bei der Aufarbeitung, wie man unschwer erkennen kann. ;) Oder schreib es in ein Buch. Hab mir gerade auch paar Paperblanks zu diesem Zweck bei Amazon bestellt. Einiges will man ja hier nicht unbedingt kund tun.

Tja, das mit Deiner Familie kann ich in ähnlicher Weise nachvollziehen, nur bin ich der Bruder, der mit der Mutter hin und wieder Probleme hat. Mutter klammert zu sehr, weil Tochter weg ist. Da braucht es viel Verständnis und Diplomatie.
Ja, und Weihnachten verbinde ich mit vielen leidvollen Geschichten in der Familie, ich hasse es auch, weil es voller Depression und Melancholie steckt und meinem Streben nach Glück einfach im Weg steht. Da können wir uns also die Hände reichen.

Das mit dem Sehen ist immernoch so, fasziniert mich total. Aber ich wünschte ich würde in anderer Hinsicht noch klarer sehen. Und da ist sie wieder, die Sehnsucht. Mit wieviel mg hast Du angefangen? Haben gestern um 6,25mg erhöht. :( Merke aber kaum Nachteile, könnt mit meiner Konstitution zusammen hängen. Bericht siehe unten. Ich freue mich auch über Deine Berichte und Antworten.
Leider kann ich Dir beim Heimweh kaum helfen, außer das Du permanent Deine Muttersprache benutzen darfst (sollst, kann leider kaum Spanisch). Ist es eine Option zurück zu kehren? Hast Du deutsche oder argentinische Freunde vor Ort, die dem Alkohol wenig bis gar nicht zusprechen? Arbeitest Du? (Wenn ich fragen darf?)

GLG Dandelion

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon dandelion » 6. Dezember 2011, 15:40

@milli

Hi milli,

schön, wieder von Dir zu hören, allerdings ist es weniger schön, dass es Dir nicht gut geht.

Ich wußte nicht, dass Bac auch bei Migräne helfen soll. Vermutlich hast Du schon alles erdenkliche ausprobiert, hast Du auch mal Deine Halswirbelsäule checken lassen? Oder bist Du mal regelmäßig zur Nackenmassage gegangen? Vllt. kommen die Schmerzen daher?

Übrigens treten bei Menschen mit Angststörungen vermehrt HWS-Probleme auf, welche eine migräneähnliche Symptomatik manifestieren können. Ich habe mir einst ein Buch von Robin McKenzie gekauft, es heißt "Behandle Deinen Nacken selbst". Hatte auch Kopfschmerzen und Daumen bzw. Zeigefinger meiner rechten Hand zeigten Empfindungsstörungen, Schuld war der Computer-Arbeitsplatz. Seit dem ich immer wieder die Übungen aus dem Buch gemacht habe, ist das weg. Wenn es anfängt mache ich einfach wieder die Übungen. Bei mir reichen nur ein paar davon. Nicht alle aus dem Buch müssen helfen. Ich kann die auch gerne mal beschreiben, wenn Du das Buch (ist bisschen überteuert für hässliche s/w-Fotos) nicht kaufen willst. Sag Bescheid, falls Du Interesse hast.

Was Anderes, was bei Migräne helfen soll ist Cannabis (hoffe, Vorschlag und Link sind hier kein Problem), ich weiß allerding nicht, wie der Stand bzgl. Verschreibung bei Migräne ist. Hab da noch irgendwas im Hinterkopf, bei Chemos wird es teilweise auch verschrieben. Wenn Du kein Suchtpotential aufweißt, ist das vllt. einen Versuch wert. Btw: ich habe in jungen Jahren selber ab und zu mal was konsumiert und bin nie davon abhängig geworden, vom Alkohol aber schon. Möchte aber mit dieser Aussage keine weiteren Diskussionen lostreten. Vorsicht ist auf jeden Fall geboten.

Dann gibt es noch die verschiedensten Migräne-Auslöser in Nahrungsmitteln, bei mir waren das Schokolade auf nüchternen Magen und Weiswein. Hatte es aber eh selten und seit dem ich diese Dinge meide, gar nicht mehr (15 Jahre).

Ich habe gelesen, das man bei Personen mit Muskelspasmen ergänzend zu Bac hoch dosiertes Magnesium verschreibt. Ich würde dir Magnesium aus der Apotheke in Pulver oder Tablettenform empfehlen, aber nicht die Brausetabletten. Sollte gegen die Verspannungen helfen, auch wenn die bei Dir, wie ich vermute, eine unmittelbare Folge der Kopfschmerzen sind. Ist leider ein Teufelskreis, Schulter- und Nacken-Verspannungen erzeugen Kopfschmerzen und umgekehrt. Ich hoffe, dass Du mit hoch dosiertem Magnesium die Verspannung in den Griff bekommst, dann lösen sich evtl. auch die Kopfschmerzen.

Denk nicht über Paradox-Symptome nach, sonst machst Du Dich nur verrückt. Probier erstmal ein bisschen rum.

Rauchst Du? Nikotin kann auch Migräne auslösen oder verstärken.
Siehst Du eine spürbare Verbesserung bzgl. Ängste durch Baclofen?

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen, sag Bescheid wegen den Übungen.

Gute Besserung
Dandelion

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Tag 4

Beitragvon dandelion » 6. Dezember 2011, 16:22

Tag: Montag, 05.12.2011

Dosierung:
0800 - 6,25mg
1300 - 6,25mg
1800 - 12,50mg
2300 - 6,25mg

Wirkung:
Craving: keins
Angst: kaum
Depression: keine

Nebenwirkungen:
leichter Schwindel, leichte Müdigkeit nach 12,5mg, nachts 8h Tiefschlaf-traumlos, vermehrt Harndrang

Bemerkungen:
Stimmung scheint sich auf dem Stand von Sonntag einzupegeln, also keine Depression aber auch kein extremes Hochgefühl. Tatendrang ist auch etwas vermindert. Habe trotzdem gut und mit Spaß gearbeitet. Nach der letzten Einheit, so gegen 23:30 beamt es mich regelrecht weg, habe mühe mich wach zu halten. Gehe ins Bett, lese max. eine Seite und kann nicht mehr. Mir wird dann regelrecht schwindelig und ich MUSS schlafen. Schlafe dann komplett und gut durch. Aber ohne bewußte Träume. Schade.
Sehe immernoch viel besser (ohne das es mir aufgefallen wäre, dass ich trotz Brille vorher schlechter sah)
Habe heute einen unliebsamen Termin abgesagt, auf den ich null Bock hatte, eine leidige Verpflichtung. Sonst hab ich da immer ein massiv schlechtes Gewissen. Jetzt gar keins, erfüllt mich sogar mit Stolz. Wird ein Nachspiel ohne wichtige Konsequenzen haben, ist mir aber wupp.
Wo ist das sch... Hochgefühl hin???

Benutzeravatar

P4T3R
Beiträge: 294
Registriert: 22. September 2011, 08:41
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon P4T3R » 6. Dezember 2011, 17:39

Hi Dandelion schön das du dich auch für Baclofen entschlossen hast,

die NW die du beschreibst, mit dem vermehrten Harndrang, haben mit Baclofen nichts zu tun [cool] .

Dieses Hochgefühl was du am Anfang hast, das traumlose Träumen, Schwindelgefühl und das du extrem schnell müde wirst so das man sich fast nicht mehr kontrolliert und einfach wegpennt ist auch normal und alles vergeht mit der Zeit, bei manchen nach paar Tagen und bei manchen taucht es erst garnicht auf. Jedenfalls biste auf dem richtigen Weg. [good]

Mach weiter so und lass dich nicht unterkriegen. [twiddle]
It said some lives are linked across time, connected by an ancient calling that echoes throught the ages.

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon dandelion » 6. Dezember 2011, 18:46

Hi PATER,

danke für Deine Meldung und Deine Wünsche. Das wird schon, ist ja jetzt nicht so, dass ich mordsmäßig leide.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, also werd mich ich auch tierisch dran gewöhnen.

Hm..., dann liegt das mit dem Harndrang wohl am Alter und heißt beginnende Inkontinenz... [twiddle]
Mal Flachs beiseite, hab das Phänomen bei Einigen gelesen. Auch hier. Aber ist wohl nur temporär. [good]

Hab bei Dir mitgelesen, scheint ja ganz gut zu laufen, das freut mich und macht mir Mut.

Liebe Grüße
Dandelion

PS: Für welche Konfession bist Du tätig?

Benutzeravatar

circe
Beiträge: 47
Registriert: 16. April 2011, 22:10
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon circe » 6. Dezember 2011, 20:54

@ liebe milli

sehr schöner text von dir. danke.
auch ich hatte dies schon vor jahren erleben müssen mit den nackenbeschwerden und gefühlsstörungen in den fingern bis gar nichts mehr ging. (5 fache diskushernie c2 - c7). mit training geht das gut.

nur zu deiner äusserung mit dem magnesum möchte ich noch etwas ergänzen. es ist richtig, dass magnesium auch eine muskelentspannende wirkung hat. nur in grober form, wie man es normal in apotheken erhält, wirkt das nur solange man es einnimmt. es ist zu grobstoffig um in die einzelnen zellen zu gelangen. ich empfehe da von omida das MAGNESIUM PHOSPHORICUM in der potenz D6. also verkleinertes phosphorisiertes magnesium. man kann davon auch abends eine "heisse sieben" machen.

dies versteht sich so, dass magnesium phosphoricum die nr. 7 der schüsslersalze hat. diese heisse aufgiessen. so 7 stück oder 9 (jedenfalls ungrade) und dann gut umrühren und trinken. es hilft auch zum schlafen. allerdings aufgepasst bei lactoseintolleranten menschen! der gehaltstoff ist reine lactose.

ich wünsche dir Dadelion ganz viel kraft durchzuhalten und steigere nicht zu schnell hoch. nimmt dir mehr zeit bitte.

happy samichlaus

Benutzeravatar

argentina
Beiträge: 548
Registriert: 5. August 2011, 01:00
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon argentina » 6. Dezember 2011, 23:57

Hallo Dandelido und alle,

Ich freue mich das du sooo schön ausführlich antwortest und obwohl ich meine Antwort auf einen Thread beschränke wollte, sehe ich das es „unmöglich“ sein wird, weil du soviele interessante Dinge schreibst, das ich auf beide antworten muss. Aber nun erst einmal hier.

Vorweg freue mich für dich das du so gut mit Bac zu recht kommst, auch wenn ich Circe rechtgeben muss nicht allzu schnell hoch zu dosieren. Deine NW sind soweit normal und nun widerspreche in auch PATER ( wie du ihn nennst), der vermehrte Harndrang IST eine NW von Baclofen, das schreiben fast alle hier und ich hatte ihn auch, aber das legt sich nach 3-4 Tagen. Das kaum wach bleiben können hatte ich auch vom ersten Tag an und auch egal mit welcher Dosis. Für mich ist es eine der schönsten NW !! Lesen verstärkt das meiner Meinung auch noch, mir verdrehen sich regelrecht die Augen nach hinten und Schwupp bin ich weg. Wenn ich meinem Freund glauben schenken darf ( und wieso auch nicht) schauen wir oft noch Fernsehen und vielleicht sage ich auch noch einen Satz und von einer Sekunde auf die andere liege ich komatös schlafend neben ihm! Es gibt auch Tage bzw. Nächte, an denen ich MERKE wie ich einschlafe, hört sich absurd an und ich kann es nicht näher beschreiben, aber es ist so.
Verblüfft hat mich deine Aussage das man eventuell auch Muskelmasse verlieren kann, das hat hier noch keiner erwähnt. Damit kannst du aber gut recht haben, da ich mich wirklich sehr dünn fühle ( trotz „normal Gewicht“ ), allerdings ist da dann nicht nur Muskelmasse sondern auch Fett verschwunden, besonders da wo es nicht verschwinden sollte!! Ein großer Esser war ich auch nie, hat mich einfach nie interessiert, schon als Baby anscheinend nicht, denn ich habe meine Eltern in den Wahnsinn getrieben alles schön auszuspucken was sie mir gaben-J)

Ich gebe dir auch vollkommen Recht damit das viele Probleme in der Pubertät entstehen. Ich glaube ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meinem Körper, bis meine Mutter mir bei einem Badeausflug und ich im Badeanzug sagte: „Du siehtst aus wie ein Walross“ ( 66 kg bei 175 cm, nicht WIRKLICH fett oder? Aber 6 kg mehr als heute). Die Folge waren mehrere Jahre Bulimie und ein total gestörtes Verhältnis zu meinem Äußeren, was dann später durch meinen Ex noch bestärkt wurde ( du bist zu fett, deine Haare sehen wie Stroh aus- bin blond und Naturlocken, Löwenmähne) . Paradoxerweise wurde ich aber auch sehr oft und von vielen verschiedenen Menschen gefragt wieso ich nicht Model geworden bin und selbst heute mit 39 werde ich das noch gefragt. Ok, vielleicht bin ich „zu klein“ aber alles andere stimmtJ. Nur hat mich diese Erkenntnis auch gut 15 Jahre gefordert und damit wahrscheinlich eine meine beste Zeit. Die Suche nach dem Glück ist auch heute noch ein ständiger Begleiter von mir, wohl ähnlich wie bei dir. Einen materiellen Wunsch hatte ich eh nie, Erfolgsdruck auch nie. Ich wollte eigentlich immer nur das vor allem meine Eltern mich so akzeptieren wie ich bin, da sie aber beide materiell und Erfolg orientiert waren / sind, prallten da zwei Welten aufeinander. Auf Folge ihres Drucks rebellierte ich, ging meiner größten Leidenschaft nach ( Polo, hört sich jetzt paradox an). Mein Ex ist Poloprofi ( typisch Argentinier) und wir gingen damals nach Österreich ( ich 18, er 23). Ich habe meinen Job als „Pferdepflegerin“ geliebt, für meine Eltern war es die Hölle. Das ich selbst Poloturniere spielte ( das ergab sich so als Teil meines Jobs, auch wenn Ausnahme, aber ich war sogar sehr gut) war ihnen auch egal, selbst das ich im Fernsehen war interessierte sie nicht. Interessant wurde aber alles als 2001 mein Sohn zur Welt kam.... der Sohn eines Polospielers!!!!!!!!!!! Für mich war das weniger witzig weil ich dadurch meinen Job verlor und seitdem trinke ich glaube ich auch. Für meine Eltern war es toll, plötzlich, da eigentlich wir beide unsere Jobs verloren, kamen wir wieder nach Deutschland und mein Mann spielte dort. Meine Eltern hoch erfreut das sie ins VIP Zelt konnten ( wegen Schwiegersohn) und ich fand das VIP Zelt toll weil ich ohne zu bezahlen eine Champagner Flasche nach der anderen trinken konnte. Die Trennung später von meinem Mann war das schlimmste für meine Eltern....

Sinnlos vor der Glotze liegen kenne ich nicht, weil ich es als unentspannend finde auf spanisch fernzusehen. Aber ich weiß dennoch was du meinst!!!!!!!!!!

Ach ja und ehe ich es vergesse, ja ich arbeite, ich übersetze und gebe privat unterricht in deutsch und englisch. Sage dies nach belieben ab ( und immer öfter!!) Bin zu sehr mit meinen Problemen beschäfftigt.

Gehe jetzt zum nächsten Thread. BESOS

Benutzeravatar

argentina
Beiträge: 548
Registriert: 5. August 2011, 01:00
Hat sich bedankt: 14 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon argentina » 7. Dezember 2011, 00:01

@ Milli.
Ich habe zwar keine Migräne Probleme aber die Nackenschmerzen treten bei mir immer auf wenn ich Streß habe. Bei mir hilft dann gut Diclofenac, keine Ahnung ob es das in Deutschland unter dem gleichen Namen gibt.

Lg, Argentina

Benutzeravatar

milli
Beiträge: 29
Registriert: 7. Oktober 2011, 08:46
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon milli » 7. Dezember 2011, 09:01

Hi Dandelion

vielen Dank für deine Ratschläge und die Aufmunterung, kann es grad gebrauchen..

Magnesium nehme ich in hochdosierter Form im Präparat "Migravent " ein, zusammen mitB2, Coenzym10 und weiteren Vitaminen.
Die Ängste habe ich nach wie vor, bin angespannt und wie gesagt, voller Schmerzen.

Vorher war ich allerdings 7 tage recht gut beieinander und musste keine Sz.mittel nehmen, da dachte ich, es hilft.
Jetzt, 5 Tage in diesem Zustand, beginne ich zu zweifeln.

Wenn ich lese, wei es Beruhigung bewirkt und die Ängste besänftigt bei anderen, kommt mir schon die Idee, dass ich nicht geeignet bin dafür ( oder umgekehrt )

LG
milli

Benutzeravatar

Thread-Starter
dandelion
Beiträge: 86
Registriert: 20. Oktober 2011, 10:52
Danksagung erhalten: 1 Mal
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: Baclofen-Tagebuch von Dandelion

Beitragvon dandelion » 7. Dezember 2011, 11:42

Hallo Argentina,

ich habe beschlossen, meinen Spaziergang heute mal auf später zu verschieben, weil der Dialog mit Dir (dito) so interessant ist und ich Deine Beiträge nicht lesen kann, ohne sofort zu antworten. Zum Theme 2 Threads: erstens können wir ja parallel und zweitens kristallisieren sich hier zwei verschiedenen Themen heraus, das eine mehr persönlich das andere eher fachlich orientiert, ist aber noch sehr gemischt. Mal sehen, wo es hingeht.

Ich werde nun Euren Rat beherzigen und die aktuelle Dosis erstmal für 1 Woche beibehalten, Dank an dieser Stelle auch an Circe. Allerdings denke ich, das diese auch mit der körperlichen Konstitution variiert werden kann (habe irgendwo gelesen, das Kinder über 10 Jahre max. 2,5mg Bac pro Kilogramm Körpergewicht nehmen sollen). Aber ihr habt schon recht, man sollte es nicht übertreiben, im schlimmsten Fall vertrage ich es nicht mehr, was verhärende Folgen hätte. Apropos PATER, ich denke schon, das die Schreibweise P4T3R eben dieses bedeuten soll, aber mir ist es zu kompliziert, ständig zum Num-Pad zu wechseln.

Genau, das mit dem Einschlafen beschreibst Du super gut, das es die Augen nach hinten verdreht. Wie eine plötzliche Ohnmacht. UND... ich merke auch wei ich einschlafe, nicht immer, aber doch recht häufig. Das ist, als würde man aufhören zu schwimmen und sinkt langsam unter die Wasseroberfläche. Eher so ein Weggleiten. Ich verspühren dann auch so eine Art kleine Panik, ein ganz kurzer Gedanke, man könnte nicht mehr aufwachen.

Bei der Reduktion der Muskelmasse bin ich mir ziemlich sicher, da ich auch eine ganz defizile Schwäche spüre, die natürlich auch von der mangelnden Muskelspannung kommt. Ich habe auch den Eindruck, das meine Oberschenkel etwas dünner geworden sind. Aber wie gesagt, kaum merklich, wenn ich still stehe spühre ich die leichte Schwäche, nicht wenn ich mich bewege. Und ja, bei allem was Du hier zum Essen und zu den Aussagen deiner Mutter/Eltern sagst bin ich völlig d'cor. Wenn ich das heute überdenke, war meine Kindheit fast schon grausam, gerade in den Anfängen der Pupertät. Nur war ich nicht das Walross, sondern der Spargeltarzan, wobei das im Gegensatz zu Dir, zutraf. Als Kind schon wollte ich nicht essen, habe die letzten Bissen gesammelt um sie später los zu werden, wurde aber gezwungen, so lange sitzen zu bleiben, bis ich es runter geschluckt hatte, wenn ich erwischt wurde. Und auch ich habe die Erwartungen meiner Eltern nicht erfüllt, war immer das schwarze Schaf, nicht gut genug in der Schule und sportlich bin ich andere Wege gegangen, als mein Vater es wollte. Immer hörte ich, dass ich nicht gut genug bin, dass ich zu schwach bin, das ich zu dünn bin (mit 12 1,77 bei 54kg). Bis ich selber an mir keinen guten Faden mehr lies und von Unsicherheiten geprägt war. Was wie bei Dir zur Rebellion führte. Nach der Scheidung meiner Eltern habe ich so ziemlich alles ausprobiert, was verboten war. Durch meine damaligen Freunde und den Einfluss der Musik (Ärzte, tote Hosen, The Cure, Ann Clark, Sisters of Mercy etc.) wurde ich zum Punk. Was allerdings null politisch motiviert war. Damals hätte ich mich genau so gut den Skinheads oder den Grufties anschließen können, so labil wie ich war. Zum Glück ging diese Phase nur ein paar Jahre und ich entkam der Kriminalität ohne weitere Folgen (wir sind in Keller anderer Leute eingebrochen und haben Alk geklaut, keine Wertgegenstände oder sinnlos rumgeprügelt). Wenn ich das heute betrachte, ist es doch beachtlich, was Eltern alles in ihre Kinder pojezieren möchten. Sie wollen nur Dein Bestes, aber immer auf des Messers Schneide. Gerade die Bezugspersonen sind es eben, welche die Möglichkeit haben einen derart nachhaltig zu verletzen. Ich wollte das immer besser machen und das ist mir gelungen, ich habe bis dato keine Kinder, der Wunsch ist allerdings da.
Wie man sieht, ist es wirklich so, wir werden sehr früh geprägt und das bei einem Hirn, welches noch keine Kreuzungen kennt. Als Erwachsener überträgt man gern seine Erfahrungen auf das Kind und erwartet, das dieses genau so empfindet und reagiert wie man selbst. Aber woher sollten denn reifen Schlussfolgerungen kommen?

Komischer Weise konnte ich mich später auch nie über den Zuspruch des anderen Geschlechts beklagen, habe mich auf Grund der konditionierten Sichtweise sogar darüber gewundert: "Was wollen die nur mit mir?" Bis ich, ähnlich wie Du, sehr spät begriffen habe, dass ich Qualitäten habe, etwas gut kann und jemand bin und wohl auch nicht gerade hässlich. Leider ist die Labilität in Form von extremer Sensibilität und Empfindsamkeit geblieben und so habe ich immer vermeintliche Reaktionen anderer hinterfragt - hast Du was falsch gemacht, wie sehen dich die anderen, kommst du gut an, hoffentlich machst du dich jetzt nicht zum Horst... Wie im letzten Thread schon beschrieben, man wäre gern anders, oder ein Anderer. Frei von Zwängen und Ängsten. Einerseits beneide ich rücksichtslose, gefühlsfreie Egoisten, andererseits möchte ich so auch nicht sein.

Dein Leben ließt sich auch äußerst abwechslungsreich, ich glaube, das ist bei vielen von uns der Fall. Ständig irgendwie auf Achse, man wird nie wirklich heimatverbunden, egal wo man hingeht. Der Alkohol hat uns Zigeunerblut beschert, aber sicher ist das auch ein Sinnbild der ständigen Suche. Einen Ort finden, an dem man zu Hause ist, auch in sich selbst. Wir sehnen uns nach Beständigkeit und Abwechslung gleichermaßen. Wir sind nie mit dem IST-Zustand zufrieden, wenn wir etwas erreicht haben. Weil wir umdenken müssen, weil wir unsere Erwartungen runter schrauben müssen, weil wir die Augen öffnen müssen. Und dann sind natürlich Jobverlust bei gleichzeitiger Mutterschaft und der damit verbundenen hohen Verantwortung die besten Voraussetzungen für einen eh schon sensiblen, labilen Menschen. Nie ist es ein Wunder, wo uns der Weg hingeführt hat. Zu dem sind wir Extrem-Grübler und somit prädestiniert. Ich kannte mal einen Penner, mit dem ich mich hin und wieder unterhielt, wenn ich von einer Sauftour auf dem Heimweg war, er nennt sich selber Elvis und saß immer vorm Kaufhof über einem Abluftschacht mit einer Elvispuppe und einem Kassettenrekorder mit Elvis-Songs. Wenn ich mich richtig erinnere, war er Literatur-Professor der gerne dem Wein zusprach. Der Verlust seiner Familie warf ihn völlig aus der Bahn. Damals war ich erstaunt, das ein so intelligenter Mensch so tief fallen kann, so wenig Selbstschutzmechanismen hat. Heute habe ich ein völlig anderes Bild von "Gestrandeten". In der Mehrzahl sind es nach meiner Erfahrung intellektuelle Grübler. Es gibt jene mit hohem Intelligenzquotient, welche wenig Suchtanfällig sind, und es gibt den Typus hoher IQ gepaart mit hohem Emotionalquotient - Prädisposition pur. Durch die Bank weg fiehlen alle in meiner Therapie in diese Sparte. Selbst Arbeiter, die ihren Job ausübten, weil sie sich entweder nicht mehr zutrauten oder den Weg des geringsten Widerstands gingen. Dennoch bin ich der festen Überzeugung (Hoffnung?), dass wir gerade dadurch befähigt sind, die Intelligenz gegen die Sucht zu verwenden. Höre auf zu grübeln, fange an zu denken. Mittlerweile weiß ich, grübeln bedeutet Depression, denken erzielt Ergebnisse. Wenn Du anfängst zu grübeln, warte bis Du denken kannst.

Conny hat in einem der Threads, ich glaube sogar bei Dir, geschrieben: Vermeide Nachdenken. Aber ich glaube, sie meint wirres, zielloses grübeln, grübeln darüber, was man falsch macht. Dann stimme ich ihr vollkommen zu, ich bin jedoch ferner der Meinung, das man nachDENKEN muß, darüber, was man alles richtig machen kann. Also zielgerichtetes Denken in kleinen Schritten. Das muß man auch wieder lernen. Das Chaos im Kopf beseitigen und dann aufräumen. Eins nach dem Anderen, Geduld! Wenn Du merkst, das Dein Denken in Sackgassen resultiert, dann bist Du beim Grübeln angekommen. Dann geh frische Luft schnappen oder power Dich aus und fang danach nochmal von Vorne an. Anders geht es nicht. Und ja, Du brauchst dringend ein Hobby oder Du stürzt Dich in Deine Tätigkeit als Privatlehrerin oder besser beides. Denn was Du gerade machst ist der falsche Weg, etwas, dass ich Dir voraus habe, meine Ängste fesseln mich immernoch an die Wohnung. Laß es nicht so weit kommen. Nimm Deine Termine wieder wahr und noch mehr, mach nicht den selben Fehler wie ich, gib Dir nicht die Zeit zum Grübeln sondern nur zum Denken. Ich habe am Freitag einen gesellschaftlichen Geschäfts-Termin, die Weihnachtsfeier eines Kunden und ich hab solche Angst davor, dass ich schon wieder überlege, ihn abzusagen. Habe Angst, dort im Mittelpunkt zu stehen weil ich namentlich genannt werde. Es ist grausam, ich schwanke zwischen "Ach was, hab Dich nicht so kindisch, früher warst Du auch souverän." und "Mein Gott, was ist wenn ich zittere, ich kein Wort rausbringe, wenn es peinlich wird?". Jetzt, da ich das schreibe, zittere ich, sobald ich aufhöre, darüber zu grübeln, ist die Angst weg. Wenn ich DENKE, dass ich es einfach auf mich zukommen lassen sollte und DENKE, dass ich namentlich erwähnt werde, weil ich einen guten Job gemacht habe, ist es erträglicher. Trotzdem weiß ich noch nicht, ob ich es schaffe. Die Frage ist, ist es Geduld oder Feigheit, wenn ich es lasse? Für mich fühlt es sich wie Feigheit an, was wiederum Zwang impliziert. Ich sollte den Termin wahrnehmen.

Geh jetzt auch zum nächsten Thread. ;)


Zurück zu „Erfahrungsberichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste