Hallo zusammen,
ich bin es nochmal.
Aus meiner Sicht gibt es inzwischen eine gute und eine schlechte Nachricht bzw. Unsicherheit.
Ich habe das Medikament anfangs einigermaßen vertragen, wobei tatsächlich starke Müdigkeit auch und vor allem tagsüber dazu führte, dass ich mich oft hinlegen und ausruhen musste und dabei häufig auch eingeschlafen bin. Auch das beschriebene "Neben-sich-stehen" ist bei mir aufgetreten.
Lange Rede kurzer Sinn -- nachdem ich irgendwann bei 125 mg/d angelangt war und das Craving gefühlt nur leicht weniger wurde, ich aber das Gefühl hatte, dass meine Nieren das alles nicht so witzig finden (ich hatte mal Steine...), habe ich angefangen, den Versuch abzubrechen und auszuschleichen und dachte mir na toll, alles für die Katze.
Inzwischen bin ich bei "nur noch" 40 mg/d und was ich bemerkenswert finde ist, dass mit dem VERRINGERN der Dosis das Craving tatsächlich nachließ und ich seit nunmehr 5 Tagen gar nichts mehr trinke, obwohl Alkohol im Haus ist. Ich habe einfach keine Lust drauf, auch wenn es heute abend einen kleinen Rückschlag gab und mein Hirn wieder meldet: Schütte es zu.
Ich muß allerdings dazu sagen, dass ich es zwischenzeitlich scheinbar geschafft habe, dem Alkoholkonsum andere Dinge "emotional überzuordnen" und bin parallel in Verhaltenstherapie. Ich habe außerdem eine Frau kennengelernt und möchte ihr, die selber wohl so gut wie nichts trinkt, nicht von Anfang an als Alki gegenübertreten.
Was ich zusammenfassend sagen kann, ist, dass ich nicht wirklich viel schlauer geworden bin, da mir nicht klar ist, was kausal mit was zusammenhängt, aber bei mir haben sich folgende Dinge verändert / ereignet, die in der Summe wohl zur zumindest aktuellen und relativ problemlosen Abstinenz geführt haben:
- Finanzielle Not mit "Rücken zur Wand" und Handlungszwang
- Jemanden kennengelernt, die selbst nichts oder kaum trinkt
- Ausschleichen des Baclofen
- Einsicht, dass der Wunsch nach Gewichtsabnahme und Trinken einfach nicht zusammen passen
- Verhaltenstherapie mit dem Ziel der Selbstannahme und Selbstabgrenzung
Und das Beste an der Aktion: Ich war kürzlich in der Sauna und dort gab es einen "Männeraufguß". Was ich nicht wußte war dass es dazu mehrere kleine Gläser Bier gab, die ich auch getrunken habe, aber nachdem sich bei mir hierdurch ein unangenehmes Völlegefühl einstellte, habe ich zuhause nicht weitergetrunken und sah auch keine Notwendigkeit.
Wer es "nur" mit Baclofen schafft - Glückwunsch! Mir war das am Ende zu "riskant" und mein Körper eventuell schon zu fertig von Vorerkrankungen. Aber die Kombination mehrerer Faktoren hat es am Ende dann bisher doch gebracht.
Ich empfehle dann an dieser Stelle noch einen Buchklassiker: "Die Kunst, ein Egoist zu sein" von Josef Kirschner. Manchmal gibt es für das Craving vielleicht doch tief liegende Ursachen, deren Erforschung sich lohnt, um dauerhaften Erfolg zu haben und bei mir war und ist es sicher die Abhängigkeit von (zwischenmenschlichen) Beziehungen, die Sehnsucht nach Anerkennung und die Angst vor der ernsthaften Beschäftigung mit mir selbst (bin Adoptivkind). Aber da hat sicher jede(r) von euch eine eigene Geschichte, die evtl. aufgearbeitet werden möchte.
Allen, die weiter kämpfen (ich zähle mich selbst bisher ebenfalls nicht als "geheilt") wünsche ich weiterhin viel Erfolg.
-Mark