Arnims BacsErfahrungen

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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arnimbr
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Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 5. Mai 2015, 19:29

Hallo zusammen

Hier möchte ich dann auch meine Erfahrungen und Beobachtungen zum Baclofen eintragen. Mit Süchten habe ich nun schon mein ganz Leben zu tun.Ich werde 60 und habe so um die 25 für mich festgestellt das etwas nicht stimmt. Entweder musste ich damals trinken oder kiffen. Das letzte ist kein Thema mehr. Es gab auch 2 mal 3 Jahre Alkoholabstinenz in meinem Lebenslauf. In der ersten habe ich ersatzweise Cannabis konsumiert und wie verrückt Yoga betrieben. In der zweiten gabs dann Yoga und die Suche nach Beziehungen. Alles immer in Übertreibungen. Eine Langzeit, mehere Entgiftungen und Selbsthilfegruppen waren auch auf meinem Weg.
Dann kam mal wieder die Einsicht etwas ernsthafter dagegen zu unternehmen.(Im letzten Zeitraum habe ich durchschnittlich 0,35l 32er Korn pro Abend konsumiert. Mit Ausschlägen nach unten und oben. Es war mir auch gelungen, mit Anstrengung, abstinente Tage einzulegen. War aber nur eine Frage der Zeit bis es wieder los ging.)
Also Wohnortwechsel von einer Nordseeinsel zurück aufs Festland, auch wegen möglichen SH Gruppen und Kontaktmöglichkeiten..
Ich fragte meinen Inselartzt wegen Selincro. Der bot mir eine Baclofenbehandlung an. Nach seiner Aussage hat er zwei Patienten auf dem Festland heilen können. Er gab mir seine Ameisenausgabe zu lesen und dann kam die Verschreibung. Jetzt
ist der fünfte Tag und ich bin überrascht. Mein Ziel ist Abstinenz doch ich kann plötzlich ohne Kontrollverlust kleinere Mengen trinken. Das ist ein gefährliches Spiel, was sich mir dort anbietet. Neu ist auch zwischen körperlichem und psychischem Craving zu unterscheiden. Nun gut ich bin in der Anfangsphase der Dosierungsfindung. (Jetzt auf 100mg.
Ab morgen auf 125)
Was ich auch überraschend fand:die antidepressive Wirkung des Bac. Phasenweise stellte sich Angstfreiheit ein und eine gute Stimmung ein. Das geschah auf eine andere Weise, als wie ich es von früheren Mitteln(Distraneurin, Lexotanil, Fluexotin) kenne.Hängt die Sucht wirklich in den Zellen und Synapsen?
ich freue mich über eure Reaktionen.

Gruß Arnimbr

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Papfl
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Papfl » 5. Mai 2015, 20:09

Hi Arnimbr!

Erstmal Glückwunsch zu Deinen ersten Erfolgen [good] .

Für meinen Geschmack dosierst Du allerdings etwas rasch nach oben...in 5 Tagen auf 100 mg/d ist ganz schön heftig. Wie sieht's denn mit Nebenwirkungen aus? Kann mir gar nicht recht vorstellen, dass Dein Stoffwechsel bei dem Tempo hinterher kommt... [wacko] ...

Ich würde spätestens jetzt um die 100 mg/d mal ein Zwischenpäuschen einlegen und ein paar Tage auf dieser Stufe verharren. Du kannst ja sonst gar nicht richtig abschätzen, ob Du überhaupt noch höher gehen musst, oder ob das Verlangen vielleicht schon ausreichend eingedämmt ist.

Viele suchen - nachdem sie Olivier Ameisens Buch gelesen haben - nach dem Switch-Erlebnis, das Ameisen bei 270 mg/d beschreibt. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich Dir sagen, dass nur ganz wenige (mir fällt im Moment nur ein Patient ein) ebenfalls von so einem "Switch" berichten. Für die meisten hat sich die Standardvorgehensweise nach Leitfaden eher bewährt. Ich schreibe das nur, falls Du vorhaben solltest, jetzt möglichst schnell auf die 270 mg/d hoch zu dosieren, um Ameisen "nachzueifern". So schön dieser Weg wäre, aber er führt in der Regel nicht zum gewünschten Ziel.

Die übliche Vorgehensweise bei der Findung der individuellen Idealdosis ist: Aufdosieren, bis (erste) Nebenwirkungen auftreten. Auf der Stufe verharren, bis die Nebenwirkungen wieder abklingen. Weiter aufdosieren, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Wieder auf dieser Stufe verharren, bis die Nebenwirkungen abklingen und so weiter...

Solange, bis die Nebenwirkungen irgendwann auch nach 1-2 Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas darunter befindet sich dann die Erhaltungsdosis.

Und was den Beikonsum von Alkohol betrifft...das hast Du ja selbst bereits als "gefährliches Spiel" erkannt. Gerade, wenn Du mit dem Gedanken spielen solltest, noch viel höher zu dosieren, kann das in der Tat in die Hose gehen. Mit Alkohol und hoch-dosiertem Baclofen sollte man vorsichtig sein.

Aber das wird Dir Dein Arzt sicherlich auch gesagt haben. Er scheint ja Erfahrung mit Baclofen zu haben.

arnimbr hat geschrieben:Hängt die Sucht wirklich in den Zellen und Synapsen?

Zum Teil schon...nähere Infos dazu findest Du im "Craving-Thread"...

Ansonsten weiterhin toi toi toi und halt' die Ohren steif [hi_bye] !

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 6. Mai 2015, 12:57

Danke für die Antwort Papfl

Es kommt mir auch so vor das die Dosiserhöhung etwas schnell geht. Werde das mit meinem Doc besprechen. Ich suche aber nicht den schnellen Switch sondern halte mich an die vorgeschlagene Dosierung. Wenn es zu heftig wird, fange ich an zu stagnieren. Heute war der Vormittag nicht so gut nach dem morgens die Einnahme auf 50mg erhöht wurde. Jetzt mittags geht es wieder. Werde eine Runde Mittagsschlaf halten.

Gruss Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 14. Mai 2015, 20:57

Hallo

Ich halte die Ohren steif. Bin jetzt auf einer Dosierung von 225mg angekommen und das sollte wohl reichen. Es stellten sich Nebenwirkungen ein, die ich aber in Kauf nehme. Es ist halt schon eine grössere Angelegenheit für den Stoffwechsel sich umzustellen. Ich habe den Beikonsum von Alk vor drei Tagen eingestellt. Es ging gar nicht auf den eindeutigen Switch zu warten und Alk zu trinken. Nur nicht zu schnell aufgeben ist mein neuer Erfahrungsstand.

Bis bald

Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Papfl » 14. Mai 2015, 21:18

Hallo arnimbr!

Danke für Dein Update. Ich halte es auch für sinnvoll, jetzt mal inne zu halten und ein paar Tage bei der aktuellen Dosierung zu bleiben.

Behalte bitte die Nebenwirkungen im Auge und auch, wie bzw. ob sich das Verlangen nach Alkohol (Craving) äußert.

Je nachdem, wie diese Beobachtungen ausfallen, müsstest Du dann gegebenenfalls die Dosierung nach oben oder unten "nachjustieren".

Du bist ja in kompetenter ärztlicher Betreuung...insofern werdet Ihr "das Kind schon schaukeln" [smile] .

arnimbr hat geschrieben:Ich habe den Beikonsum von Alk vor drei Tagen eingestellt.

Chapeau [good] !

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 19. Mai 2015, 20:39

Hallo
Seit einigen Tagen bin ich auf einer Dosierung 6x25mg also 150mg am Tag. Das fühlt sich schon besser an. Durch eine schwere Bronchitis und noch einem Zahnvorfall kann ich es noch nicht so genau einschätzen. Ich habe aber auch die Möglichkeit die Tabletten zu vierteln und auf diese Weise noch rauf oder runter zu dosieren. Dann. n vielleicht noch mit einer Notfalldosierung zu arbeiten. Gestern war ich in einer Situation in der ich unbeobachtet hätte trinken können. Im Hotel noch in die Gaststube zu gehen. Hatte aber keine Lust auf Spielchen. Habe mir das nicht unter Anstrengung weggedrückt, sondern einfach gelassen. Ich halte nach wie vor die Stoffwechselveränderungen für gravierend und nicht zu unterschätzen. Besser auf den Körper hören lernen.

Gruss Arnimbrr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 28. Mai 2015, 21:10

Meine Zwischenbilanz nach knapp 1 Monat Baclofen Einnahme. Meine Trinkmenge ist erheblich zurückgegangen und ich hatte die Hälfte der Tage Abstinenz. Es stellt sich ab und zu das Bedürfnis nach einem Rausch ein. Ich kann es besser zurückhalten auch mit einer Aufdosierung. (so um die 150 mg am Tag komplett). Die Nebenwirkungen lassen sich für mich nicht gut ausrechnen. So habe ich zwischendurch richtig depressive Hänger. Die halte ich durch ohne sie gleich mit Drogen zu bearbeiten.
Es entspricht halt einer Diagnose die ich schon vor über einem Jahrzehnt bekommen habe. F32.8, in etwa verdeckte Depression.
Was mir jetzt so ein wenig abgeht ist die (Muskel)Spannung mit der ich mich früher in solchen Phasen bearbeitet habe. Ich habe seit 30 Jahren mit Yoga zu tun und spiele immer noch Badminton wenn ich die Gelegenheit habe. Dieses Gegensteuern funktioniert im Moment leider nicht. Ich hoffe das wird in Zukunft besser.
Liebe Grüsse
Arnimbrr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Papfl » 29. Mai 2015, 09:21

Hallo Arnimbr!

Dieses "Bedürfnis nach Rausch" ist ein ureigenes Anliegen, das sich nicht so ohne Weiteres abschalten lässt. Genauso, wie wir lieber die positiven Erinnerungen im Gedächtnis behalten und die negativen gerne verdrängen, um uns nicht "unnötig" zu belasten, sehnen wir uns hier und da nach einer Auszeit. Einfach mal alles um einen herum vergessen und sich in Hochstimmung versetzen...vollkommen legitim.

Machen ja auch viele mit Alkohol oder auch anderen Drogen. Aber gerade für "unsereins" ist es oft schwierig, eine solche "Flucht" auf ein paar Ausnahmen im Monat zu begrenzen.

Deshalb ist es umso wichtiger, an dieser Stelle nach Alternativen zu suchen. Was Du ja auch tust [good] .

Mir zum Beispiel hilft die Musik - besser gesagt: das Musizieren - dabei sehr. Vor allem bei gemeinsamen Auftritten mit anderen Musikern können da mitunter richtig schöne Glücksgefühle entstehen.

Bei Dir scheint das ein Stück weit Sport zu sein, was momentan wohl nicht so richtig funktionieren will. Da dass nun leider überhaupt nicht mein Metier ist... [blus] ...kann ich da wenig behilflich sein.

Gibt es denn eine Möglichkeit, konkret an der Muskelspannung zu arbeiten? Irgendein Training, das nicht nur Muskelaufbau sondern auch die Spannung fördert?

Hier sind doch sicherlich einige "Sportskanonen" im Forum unterwegs, die diesbezüglich ein paar Tipps haben... [pardon]

Also bitte Jungs und Mädels, gerne her damit... [smile]

Papfl
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Eva » 30. Mai 2015, 07:54

Guten Morgen Arnim!

Eine Möglichkeit die Muskeln zu kräftigen geschieht über die "progressive Muskelentspannung". In diesem Begriff steckt zwar das Wörtchen "Entspannung", aber durch den Mechanismus "Anspannung" und "Entspannung" kommt es neben der beruhigenden Wirkung zu einer Erhöhung der Muskelspannung. Als weiteren positiven Aspekt kann ich den der "Achtsamkeit" nennen. Gerade in der Suchttherapie müssen die Betroffenen wieder ein positives Körpergefühl entwickeln. Damit meine ich: Sich auf der körperlichen Ebene wieder spüren und sich selber lieb haben.

https://www.youtube.com/watch?v=JlbQUjJzO6o

Ich gratuliere dir zu deinem tollen Erfolg und wünsche dir ein wunderschönes Wochenende.

Eva
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe, bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in Andere, neue Bindungen zu geben. Und jeden Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben (aus Hesse' Stufenlied).

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 9. Juni 2015, 13:48

Danke für eure Tipps. In meiner über 30 jährigen Suchtkarriere bin ich schon den merkwürdigsten Biographien begegnet. So bin ich auch Yogaübungsleiter gewesen . Ca. 10 Jahre lang habe ich Kurse gegeben und habe einen Teil meines Lebensunterhaltes damit verdient. Eigentlich bin ich Spezialist für Entspannungstechniken und habe einiges ausprobiert. Vor 20 Jahren habe ich als Späteinsteiger mit der Musik begonnen. Nachdem ich mich an verschiedenen Instrumenten ausprobiert habe(Digerido,Percussion,Schlagzeug,Sitar) bin ich dann am Klavier gelandet.(Für die Fachleute hier, und das sind glaube ich nicht wenige, ein Roland mit 84er Tastatur) Das steht auch noch hier und kommt dann mit nach Leer(Ostfriesland) in die neue Wohnung.
Wie viele Süchtige habe ich alles sehr intensiv,manisch betrieben und das Mittelmaß geht mir schnell verloren.Ich bin jetzt halt vor meinem letzten Ortswechsel und werde dieses Jahr 60. [crazy_pilot] Meine Bacdosierung ist nach wie vor bei 3x75mg und ich bin nicht durchgängig abstinet. Die Trinkmengenreduzierung liegt so bei 80 Prozent. Ich traue dem Braten noch nicht so recht. Spiele jetzt mit dem Gedanken mir die Deadline zu setzen. Erster Tag, in der neuen Wohnung, am neuen Ort, Null Alkohol. Doch wie oft habe ich das in meinem Leben schon versucht. [nea]
Liebe Grüsse und auch weiterhin Danke für alle Anmerkungen
Arimbrr der die Hoffnung noch längst nicht aufgeben hat

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon DonQuixote » 9. Juni 2015, 17:40

Hi Arnim

Gratulation zu Deinem Erfolg. Und viel Glück bei Deinem Umzug auf's Festland :wink: .

Wünscht DonQuixote

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 21. Juni 2015, 12:58

Hallo

Jetzt sind es noch wenige Tage bis ich ans Festland umziehe. Es ist schon eine angespannte Situation und das Bac hilft mir nicht in Totalabstürze zu geraten. Die Nebenwirkungen sind für mich immer noch schwer abzuschätzen vor allem wenn dann noch der Beikonsum dazukommt. Der ist zum Glück nicht regelmäßig und seit Beginn der Baclofeneinnahme ist die getrunkene Menge deutlich zurückgegangen.(auf 10-20%). Trotzdem habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen wenn ich dann doch was trinke. Kommt es von der jahrzehntelangen Prägung erneut gegenüber dem Alkohol zu versagen? Ich weiß es handelt sich um eine Rückfallerkrankung. Es wird wohl immer ein Kampf bleiben. Aufgeben werde ich nicht.

Einen schönen Sonntag wünscht Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon baclofino » 21. Juni 2015, 13:52

Hi
@arnim,Jetzt sind es noch wenige Tage bis ich ans Festland umziehe.

sorry, hab gerad gesucht, aber von wo nach wo findet der Wohnungswechsel statt? Viel Glück!
Trotzdem habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen wenn ich dann doch was trinke.

Auch wenn man es nicht sollte aber welcher Alki kennt das nicht..Genau, ein Kampf wirds immer bleiben aber bei geringen Schäden kannst Du damit leben oder?
Vielleicht ist der Umzug ein neuer Lebensabschnitt und Du fühlst Dich besser. Wünsch es Dir! LG Andi

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 21. Juni 2015, 15:37

Danke Andi
Ich ziehe von Baltrum nach Leer. Ich habe das auch gesucht, eine Stadt mit der Möglichkeit einer Selbsthilfegruppe und auch Fachärzten. Dafür ist die Insel zu klein. Obwohl ich hier einen Arzt gefunden habe der mir Bac zur Behandlung vorgeschlagen hat. Der neue Lebensabschnitt soll nicht vom König Alkohol regiert werden.

Gruss Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 16. Juli 2015, 23:33

Hallo
Dann möchte ich mich mal wieder zurückmelden. Bin jetzt auf dem Festland und auch wieder online. Die Wohnung ist fast fertig. Hartz 4 läuft auch. Es fühl sich gut an. Manchmal fühle ich mich dann doch alleine in der fremden Stadt aber es dauert bis sich Kontakte aufbauen. Anfangs habe ich mich noch mal gehen lassen, bin jetzt aber 14 Tage abstinent.(Bac Dosierung 100mg am Tag). Mehr darf es auch nicht sein, denn dann nehmen bei mir die Nebenwirkungen zu. Eine Notfalldosierung ist damit nicht ausgeschlossen. Demnächst geht es in eine SH Gruppe. Da bin ich gespannt was für Reaktionen mich erwarten.
Grüsse
Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Papfl » 17. Juli 2015, 08:54

Moin Arnimbr!

Arnimbr hat geschrieben:Demnächst geht es in eine SH Gruppe. Da bin ich gespannt was für Reaktionen mich erwarten.

Was Baclofen betrifft, würde ich da nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern erstmal abchecken, wie die Jungs und Mädels in der Gruppe so drauf sind. Es gab da in der Vergangenheit in punkto Baclofen und Selbsthilfegruppe so manch' "unangenehme" Überraschung...vor allem bei AA. Und es wäre schade, wenn Du Dich da gleich am Anfang deswegen wieder ein Stück weit "isolieren" würdest.

Hast Du denn nur eine Gruppe "ins Visier" genommen, oder wirst Du in mehrere Gruppen mal "reinschnuppern", um herauszufinden, welche am besten zu Dir passt?

Ansonsten stimme ich Dir natürlich voll und ganz zu: "Akklimatisierung" in einer neuen Stadt ist schon für eingefleischte "Festlandeier" nicht immer einfach, für einen "Robinson Crusoe" wie Dich stelle ich mir das nochmal einen Ticken schwerer vor...und bewundere gleichzeitig Deinen Mut und Deine Entschlossenheit, mit der Du an die ganze Sache ran gehst/ran gegangen bist und das konsequent durchziehst [good] !

Halt die Ohren steif, auch wenn die Brise jetzt nicht mehr ganz so heftig weht!
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 17. Juli 2015, 10:58

Danke Pafl

Ich werde da auch vorsichtig sein und nicht unbedingt auf Konfrontation gehen,..doch wie ich mich kenne. Ich habe ja schon soviel Jahre mit mir zu tun. Ich werde einen Freundeskreis besuchen und meine Erwartungen nicht zu hoch hängen. Die AA ist für mich keine Option. Ich mag diese monologisieren nicht und wenn sie von den 10 Schritten sprechen käme ich dazu zu sagen warum nicht 9 oder 11 oder 12.

Grüsse von der Leda
Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 14. August 2015, 11:14

Hallo zusammen

Jetzt mache ich meine Bactherapie schon über drei Monate. Trinkmengenreduzierung auf ungefähr 10%. Jetzt wieder acht Tage abstinent. Also insgesamt ein Erfolg. Warum es immer noch zu kurzfristigen Rückfällen kommt beobachte ich weiter.
Beim letzten mal war ich draußen an einem See. Eigentlich war alles gut. Dann kam der Gedanke, das Craving aus dem Nichts. Das nach 14 Tagen Trockenheit. Ich hatte keine Notfalldosierung dabei und so führte der Weg direkt zum Schnaps. Als ob ich etwas nachzuholen hätte. Nach drei Tagen wieder nüchtern mit heftigen Depressionen. Doch Backlofen ist für mich auch immer wieder die Aussicht auf Abstinenz. Ich möchte es nicht missen und es ist nicht das Mittel zum kontrollierten Trinken. Gestern eine ähnliche Situation. Ich saß in der Sonne und las einen Text. Dann kam es wieder - Wie schön wäre jetzt ein paar eisgekühlte Biere. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Die Gedanken kreisten weiter. Doch diesmal hatte ich Bac dabei und lies eine unter der Zunge zergehen. Schmeckt nicht dolle aber es half. Die Nacht darauf Schlafstörungen und auch Alkträume. Die nehme ich gerne hin wenn ich dann feststelle nicht getrunken zu haben.
Es ist ein langer Weg aber es lohnt sich.

Grüsse Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon DonQuixote » 14. August 2015, 17:57

Hallo Arnimbr
Herzlichen Dank für Deinen Zwischenbericht. Ich sag mal einfach: So weitermachen [good] .

DonQuixote

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 5. September 2015, 00:57

Der lange Weg geht weiter. Nach zwei Monaten hier in der Stadt im südlichen Ostfriesland gab es einen weiteren schweren Rückfall nach einer hypomanischen Phase.(Das ist das was unter einer manisch/depressiven Phase liegt. Ich glaube bei der AA nennt man das auch Trockenrausch.)
Da bin ich zum Glück raus und stehe erneut vor einem neuen Lebensabschnitt.Nicht zum ersten Mal doch diesmal bin ich kurz vor meiem 60sten.
Eine fünfjährige Lebenspartnerschaft ist beendet oder auch geklärt. Das meine Sucht mit Beziehungen zu tun haben ist mir eigentlich auch nicht neu. Da sind alte Muster am wirken, die mir meist nicht zugänglich sind. Mit der Klarheit einer Abstinenz platzt die vermeintliche Liebe dann einfach. Für was hat man sich gegenseitig gebraucht?
Das Ich, das Du und das im Gleichgewicht mit der Flasche.Das wäre etwas für einen Extrathreat. Vielleicht unter dem Tiltel Alkohol und gestörte Selbstliebe oder: Wie benutzen wir unsere Drogen um im menschlichen Gleichgewicht zu bleiben. So etwas ist auch immer Thema in den Langzeittherapien. Ein sehr schmerzhaftes für viele.
Viele Beziehungen und ganze Familien gehen auch kaputt wenn der Alk sich verabschiedet hat.
(Da gibt es dann die nüchternen Familienväter, die sich plötzlich in die Kindererziehung einmischen und das Gefüge der
Gemeinschaft durcheinanderbringen - nur als Beispiel. Die nüchterne Partnerin die beginnt Ihre Interessen zu verfolgen und die Rolle der immer Fürsorglichen aufgibt, wäre ein weiteres.

Das soll jetzt nicht zu bitter klingen. Ich bin froh vom Alkohol mit Bac immer wieder los zu kommen. Doch beides zusammen Bac und Alk geht bei mir nicht. Klartext: Bac und kontroliertes Trinken ist ein Irrweg. Es muß meistens noch mehr kommen.

Optimistische Grüße in die Runde

Arnimbr


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