Ballantines stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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ballantines
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Ballantines stellt sich vor

Beitragvon ballantines » 14. August 2020, 11:52

Guten Tag

Danke für dieses Forum.
Ich bin 38 Jahre alt, weiblich, berufstätig und trinke fast täglich Wein. Dies tue ich seit ca 10 Jahren wobei ich in meiner Jugendzeit schon regelmässig getrunken habe (Vodka mit Red Bull) an den Wochenenden. Bei mir wars damals schon immer etwas mehr als bei den anderen. Angefangen regelmässig zuhause zu trinken habe ich, als ich mit dem Rauchen aufhörte. Dies war vor 10 Jahren.

Ich kann, wenns sein muss bis zu 6-8 Tage nichts trinken, tue dies jedoch nie freiwillig. Würde die soziale Kontrolle durch meinen Partner wegfallen, würde ich täglich trinken. Ich nutze auch jedes Abendessen bei Freunden, oder mit Freunden im Restaurant um zu trinken. Wenn ich das Restaurant verlasse nach 2 Gläsern Wein, geh ich mir auf dem Heimweg Wein besorgen um zuhause noch 5dl nachzutrinken da ich einfach nach 2 dl Wein nicht aufhören kann.
Ich freue mich immer auf den Abend an dem ich es mir (und meinem Partner) schönreden kann, dass es angemessen ist heute zu trinken. Da fallen mir Tausende gute Gründe ein... ihr kennt das ja. Mein Partner trinkt übrigens nicht. Ich trinke alleine.
Grundsätzlich kann ich wenn ich nicht unter Beobachtung stehe so zw. 0.75-1.0 Liter Wein trinken. Obschon diese Menge dann doch schon eher die Ausnahme darstellt. Ein „kleines Fläschchen“ mit 0.5 dl kann ich jeweils gut „verteidigen und kleinreden“ ohne dass dies dann grössere und unangenehme Diskussionen mit sich bringt. Auf die Dauer geht das jedoch nicht mehr. Ich merke wie das Seil dünner wird...

Ich bin 100% berufstätig. Bisher weiss aus meinem Bekanntenkreis wohl keiner so richtig über mein Problem Bescheid. Man weiss natürlich, dass ich Wein „mag“ und trinkt mit mir gerne 1-2 Gläser... dass ich damit jedoch dann am Abend nicht aufhören kann, ahnt glaub niemand. Bei 4-6 dl täglich lasse ich es dann bleiben, damit ich am nächsten Tag arbeiten kann.

Ich weiss, viele von euch tranken das 5 fache an Alkohol. Trotzdem weiss ich, dass ich ein Problem habe. Ich weiss, was das Wort Saufdruck bedeutet-weil ich es verspüre. Ich kenne die Gedanken vor dem nach Hause fahren noch heimlich irgendwo etwas trinken zu gehen um den Schein zuhause zu wahren.
Ich habe gestern mit Dr. Vera Schnell telefoniert. Und sie hat mir bezüglich Baclofen vieles erklärt. Ich habe jedoch kein Rezept und möchte meinen Hausarzt aus versch. Gründen nicht darum bitten. Nun bin ich auf der Suche nach etwas Arzt der mir Bac verschreibt. Ich habe DonQuixote deshalb eine Nachricht geschrieben.

Ich habe noch ein paar Fragen:
Ich trinke immer nur Abends gegen 19.00 Uhr. Weshalb muss ich mit Baclofen schon morgens starten? Könnte ich nicht mittags/nachmittags die erste Dosis von 5 mg (zu Beginn) einnehmen und dann abends eine zweite Dosis.
Ich denke, ich hätte dann vielleicht weniger NW und wäre tagsüber fiter (ich lese überall, dass Bac müde macht und das bereitet mir Sorgen.)

Danke fürs Lesen...

Herzliche Grüsse
Ballantines

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Chinaski
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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Chinaski » 14. August 2020, 13:43

Hallo Balentines,

Herzlich willkommen hier im Forum :vgn

Balentines hat geschrieben das:
Weshalb muss ich mit Baclofen schon morgens starten? Könnte ich nicht mittags/nachmittags die erste Dosis von 5 mg (zu Beginn) einnehmen und dann abends eine zweite Dosis.


Ich möchte versuchen dir schon mal diese Frage zu beantworten.

Das Ziel der Baclofen Therapie ist das Craving nach Alkohol zu verhindern.
Diesen Zustand erreicht man Erfahrungsgemäß am ehesten wenn immer ein gewisser Medikamenten Spiegel im Blut ist.
Es sollte bestenfalls überhaupt kein Craving mehr auftreten nicht nur zu den anvisierten Trinkzeiten.

Das heißt nicht das du bei jeder Gabe die gleiche Dosierung nehmen musst.
Du kannst auch die Dosierung im laufe des Tages zum Abend hin steigern.
Die Einteilung und Höhe der Dosierung ist nicht immer einfach und auch sehr individuell.
Da hilft nur ausprobieren und in sich hinein hören.

Wenn du dich an die vorsichtige Dosierungstabelle hier aus dem Forum hälst umgehst du weitestgehend die Nebenwirkungen.

Alles gute...
Chinaski

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Obelix » 14. August 2020, 13:59

Hallo Ballantines,

auch von mir ein herzliches Willkommen!
Ich hatte vor Dir Deine Frage zur Verteilung der Tagesdosis zu beantworten und hab gesehen, dass dies schon Chinaski in sehr guten einfachen Worten getan hat.
Ergänzen möchte ich, dass bei mir überraschenderweise schon die sehr geringe Dosis von 25 mg/Tag ausreicht. Gelegentlich nehme ich 37,5 mg. Nebenwirkungen spüre ich da kaum. Vielleicht brauchst Du ja auch keine höhere Dosis.

Eine Frage habe ich: Wer ist denn Dr. Vera Schnell? Eine Ärztin? Kann die Dir Baclofen nicht verschreiben?

lg
Obelix

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Chinaski » 14. August 2020, 14:18

Hallo Obelix,

Das ist Dr.Vera Schnell:

https://www.alternative-suchtbehandlung.de/start.html

Gruß...
Chinaski

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon ballantines » 14. August 2020, 14:20

Hallo Chinaski und Obelix

Herzlichen Dank, dass ihr mich so nett willkommen heisst.
Dr. Vera Schnell ist eine Ärztin aus Deutschland die sehr erfahren ist im Umgang mit Baclofen.
Sie hat mir gesagt, es sei ihr nicht gestattet mir ein Rezept auszustellen ohne mich vorher gesehen und untersucht zu haben. Ich bin zwar abgesehen davon ein gesunder Mensch aber ich verstehe schon.
Nun ja, der Weg nach Regensburg dauert von mir aus über 5 Stunden. Deshalb suche ich einen Arzt in meiner Nähe. Ich hoffe ich erhalte bald die Liste damit ich einen Arzt konsultieren kann.

Danke Chinaski fürs Erklären, jetzt verstehe ich.

Eine andere Frage noch: Was denkt ihr wie lange ihr Baclofen nehmen werdet? Frau Schnell spricht von ca 2 Jahren...

Herzliche Grüsse
Ballantines

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Chinaski » 14. August 2020, 14:58

Hallo Balentines,

Balentines hat geschrieben das:
Eine andere Frage noch: Was denkt ihr wie lange ihr Baclofen nehmen werdet? Frau Schnell spricht von ca 2 Jahren...


Wie lange man Baclofen nehmen muss kann dir wahrscheinlich keiner sagen.

Ich nehme es schon fast 8 Jahre und habe auch nicht vor es abzusetzen.
So wie es aussieht werde ich Baclofen bis zum Ende meiner Tage nehmen.
Das macht aber nichts da ich das Medikament sehr gut in meinen Alltag integriert habe und ich keine negativen Auswirkungen durch die Einnahmen habe.

Wahrscheinlich könnte ich es absetzten aber ich denke mir "Never change a running System".

Auch ist meine Angst zu groß das die Krankheit dann wieder ausbricht.

Du darfst nicht vergessen das du durch die Alkoholkrankheit chronisch krank bist und nur durch das nicht trinken die Symptome zum Stillstand gebracht werden.

Gruß...
Chinaski

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Obelix » 14. August 2020, 15:53

Hallo Ballantines,

danke für die Vorstellung von Fr. Dr. Schnell erstmal!

Und auch hier gehe ich mit Chinaski konform:
Chinaski hat geschrieben:"Never change a running System".


Ich hatte meinen ersten Versuch mit Bac vor ca. 10 Jahren. War damals ziemlich aktiv im inzwischen nicht mehr aktivem Nachbarforum unterwegs. Schon damals war es Thema, ob man nach einiger Zeit aufhören kann mit Bac. Die Synapsen erholen sich denkt man sich und vl stimmt das auch...Es war auch Thema irgendwann wieder normal trinken zu können....
Meine persönliche Erfahrung mit diesem Experiment liefen leider schief. Wegen deutlicher Nebenwirkungen (damals nahm ich etwa 75mg/d) und zunehmender Wirkungslosigkeit unter (oder wegen?) gleichzeitigem Bierkonsum habe ich dann irgendwann die Behandlung abgebrochen.

Mein 2. Versuch läuft entspannt seit knapp einem halben Jahr. Ich beabsichtige keine weiteren Experimente....

Never change a running System... doppd

lg
Obelix

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon ballantines » 14. August 2020, 18:05

Danke euch beiden erneut für eure Antworten. Echt toll! doppd
Ja, da habt ihr bestimmt absolut recht.
Obelix, hast du auch keine NW und Bist du schon bei deiner Erhaltungsdosis angekommen? Bei Chinaski ist die Erhaltungsdosis ja sehr tief. Ich bin gespannt wies dann bei mir aussieht, sofern ich dann mal an das Bac rankomme.

Ich grüsse euch herzlich
Ballantines

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Chinaski » 14. August 2020, 18:14

Hallo Balentines,

Ich denke du verwechselst die Höhe der Medikation von Obelix und mir.

Obelix nimmt im Moment 25mg/tgl und bei Bedarf 37,5mg/tgl

Chinaski nimmt 3 x tgl 25mg = 75mg/tgl
Diese Medikation, meine Erhaltungsdosis nehme ich jetzt Nebenwirkungsfrei seit ca. 6,5 Jahre.

Gruß...
Chinaski
Zuletzt geändert von Chinaski am 15. August 2020, 09:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon ballantines » 14. August 2020, 22:15

Ach so.. ja, da hab ich wohl was verwechselt. :grbl
Danke Chinaski.

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon ballantines » 15. August 2020, 07:02

Guten Morgen

Was mich noch Wunder nehmen würde. Was macht ihr statt zu trinken? Ich meine, habt ihr neue Hobbys gefunden? Wie füllt ihr die Zeit, die ihr früher fürs Trinken genutzt habt?
Gibt es Tipps für Anfänger? [unknown]

Liebe Grüsse und habt einen schönen Samstag
Ballantines

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Obelix » 15. August 2020, 09:15

Guten Morgen Ballantines,

Setz Dich mal hin und schreibe eine Liste mit all den Sachen, die Du nicht oder nur eingeschränkt machen konntest oder wolltest weil Du besoffen oder verkatert warst. Oder die Du nicht möglich waren, weil Du mit Saufdruck rechnen musstest. Dinge, denen Du nicht mehr gewachsen warst, weil sie zu anstrengend waren.....usw. Schau Dir auch mal Sachen an, die Dir früher Spass gemacht haben....

Wetten das passt nicht auf ein Blatt Papier?

Ich selbst wage mich öfter mal an schwierige neue Sachen auf der Gitarre.
Habe das MTB-Fahren wiederentdeckt. (Wegen meiner COPD nun elektrisch unterstützt) Das ist etwas, wo die Endorphine besonders gerne Karusellfahren mit mir, wenn ich mit 30 km/h durch den Wald schwebe. [dance]
Dann habe ich etliche alte Kontakte wieder aktiviert.
Lesen ist auch so etwas das den Horizont erweitert hat. Und (ausgewählte) Musik bewusster anhören. (Klassik war da z.B. sehr beeindruckend)

Ich habe aber auch den Kontakt zu meinen Saufkumpanen zunehmend eingeschränkt. Es war zwar interessant zu sehen wie wenig mich die Sauferei von anderen unter Bac getriggert hat....aber die Treffen und Gespräche haben mir einfach oft nicht mehr viel gebracht.

Vielleicht hilft Dir meine kurze Darstellung.

lg
Obelix

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Chinaski » 15. August 2020, 09:38

Hallo Balentines,

Alternativen und ein Hobby sind ein ganz wichtiger Baustein um die Zeit des nicht trinkens sinnvoll zu gestalten.

Ich habe mir einen Hund zugelegt und meine Frau hat auch noch einen Hund mitgebracht.
Seitdem sind diese zwei Hunde mein Hobby und mein ein und alles.

Wir verbringen viel Zeit in der Natur mit Spaziergängen oder Ausflügen in die Umgebung.
Die Hunde zwingen good mich einen strukturierten Tagesablauf einzuhalten und Verantwortung zu übernehmen.

Ich freue mich "fast" jeden Morgen mit ihnen Spazieren gehen zu können was früher unmöglich gewesen wäre.

Gruß...
Chinaski

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon ballantines » 15. August 2020, 13:58

Guten Nachmittag ihr beiden

Herzlichen Dank für eure tollen Ideen und Gedanken-wie recht ihr habt. :kl
Ich bin schon selbst sehr gespannt welche Dinge ich neu erlernen werde und womit ich meine Zeit verbringen werde. Malen könnte mir vielleicht noch Spass bereiten, denke ich jetzt gerade spontan.
Die Idee mit einer Liste finde ich toll, danke dafür! doppd

Darf ich nochmal was fragen? [blus]
Wie war das bei euch an trinkfreien Tagen? Hattet ihr da auch immer eine depressive Verstimmung? Wenn ha, hat Bac da auch geholfen?

Liebe Grüsse und bis bald
Ballantines

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Chinaski » 15. August 2020, 15:35

Hallo Balentines,

Während ich noch getrunken habe hatte ich sehr starke Depressionen.

Nach dem Beginn der Baclofen Therapie sind diese sehr schnell verschwunden.
Zum einem durch das weglassen des Alkohls der Depressionen auslösen kann und zum anderen durch Baclofen das eine Angst lösende Wirkung hat.

Heute habe ich mal einen schlechten Tag aber keine Depressionen mehr.

Gruß...
Chinaski

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Obelix » 15. August 2020, 18:20

Hallo Ballantines,

ich wollte zunächst Chinaskis Antwort kopieren....aber bei mir ist es doch ein bisschen anders.

Vor 10 Jahren, meinem 1. Versuch, war es wirklich der Hammer wie ich binnen 1 Woche aktiv wurde und lebensfroh nach teilweise heftigen Depressionen in den Jahren zuvor.

Auch bei meinem jetzigen Versuch ging es abgesehen von anfänglicher Müdigkeit in die Richtung aktiver und glücklicher zu leben. Allerdings spüre ich in den letzten Wochen eine deutliche Tendenz zu Derpressionen. Das hat mit einschneidenden, anstrengenden und traurigen Erlebnissen in den letzten Monaten und speziell den letzten Wochen zu tun. Das ist der Grund, warum ich die Dosis etwas erhöht habe. Ich hoffe so auf Antidepressiva oder eine weiteren Therapie bzw. Coaching verzichten zu können.

Wenn Du vor allem deshalb fragst, weil Du Angst wegen des fehlenden Rausches depressive Verstimmungen zu bekommen, kann ich Dir Hoffnung machen, dass Dich Alkohol nicht mehr interessieren wird mit Baclofen. Du wirst vermutlich deutlich lebensfroher werden... [biggrin]

Oder meintest Du gelegentliche trinkfreien Tage während Du bzw. wir ansonsten noch getrunken haben?

ballantines hat geschrieben:Wie war das bei euch an trinkfreien Tagen? Hattet ihr da auch immer eine depressive Verstimmung? Wenn ha, hat Bac da auch geholfen?


Ich war da regelmässig mies drauf. Erst wegen Entzugssymptomen, danach wegen zunehmenden Craving und dem ständigen Kampf....Baclofen war da ja noch kein Thema.

Falls Deine Frage dahin zielt ob es eine Möglichkeit gibt zu trinken und zwischendurch ein paar Tage nicht zu trinken und stattdessen Baclofen zu nehmen, muss ich Dich enttäuschen.
Eine Einnahme "bei Bedarf" in ausreichender Dosierung (also ohne einschleichende Dosierung) ist meiner Meinung nach nicht zu empfehlen!
Das ist nicht zu verwechseln mit dem was ich zur Zeit mache. (Erhaltungsdosis 25mg...und darauf "b.Bed" 12,5 mg zusätzlich).... Würde ich, ohne überhaupt an Bac gewöhnt zu sein, 37,5mg nehmen, tät das sicher nicht gut!

Ich hoffe, mich ausreichend gut ausgedrückt zu haben.

lg
Obelix

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon ballantines » 15. August 2020, 21:32

Guten Abend ihr zwei

Danke erneut für eure Antworten. Es freut mich sehr zu lesen, dass Bac hinsichtlich Depressionen offenbar auch hilfreich sein kann.

Obelix es tut mir sehr leid, dass es dir im Moment nicht gut geht. Ich hoffe ganz fest, dass es schnell wieder bergauf geht.

Es ist so, dass ich seit vorgestern nichts mehr getrunken habe, da ich die Bac-Therapie nüchtern beginnen möchte. Wenn ich trinke, dann freue ich mich immer sehr auf den Abend. Nun habe ich natürlich keine Vorfreude mehr auf den Abend und deshalb wollte ich von euch wissen, ob ihr das kennt, dass einem depressive Gedanken beschleichen.

Nein Obelix, ich habe nicht vor weiter zu trinken. Ich meine es wirklich ernst.
Trotzdem nimmt mich wunder- ich habe heute darüber nachgedacht, was ich an der nächsten Feier (vom Job oder privat) sagen werde, wenn mir Alkohol angeboten wird. Wie handhabt ihr es wenn euch zb. am Weihnachtsfest Wein angeboten wird oder ihr zum Essen eingeladen seid? Seid ihr 100% abstinent? Weiss euer Umfeld um eure Vergangenheit und bieten die euch deshalb gar keinen Alkohol an? Wie offen geht ihr damit um?

Ich kann mir im Moment überhaupt nicht vorstellen, dass ich unter der Bac Medikation kein craving mehr verspüre. Sooo viele Jahre war der Alkohol sooo wichtig.. ein Teil von mir sogar. Unzertrennlich. Beste Freunde..

Ich habe auch manchmal ein bisschen Angst, nichts zu finden, was mich gleichermassen befriedigt wie die 3-5 Gläser Wein am Abend. Werden Feste noch witzig sein wie früher? Wo bleibt denn der Spass?
Rein theoretisch weiss ich, dass der Alkohol nicht mein Freund ist sondern mein ärgster Feind und Zerstörer. Trotzdem stimmt mich der Gedanke ihn loslassen zu „müssen“ irgendwie traurig. Ich weiss, es ist das Richtige und es muss jetzt passieren. Aber irgendwie bin ich zwischendurch ein bisschen wehmütig. Ist das nahvollziehbar? Wir haben so viel Zeit zusammen verbracht, der Rotwein und ich. Auf seine sedierende Wirkung war immer verlass.
Ich möchte aber nicht weitertrinken, es zieht mich in den Abgrund...

Ich wünsche euch einen schönen Abend

Grüsse
Ballantines

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Obelix » 15. August 2020, 23:07

Hi Bellantines,

das sind ja viele Fragen...aber ich beginne mal zu antworten.

Also zunächst finde ich es gut und richtig trocken mit Bac zu beginnen.....so das ohne stärkere Entzugserscheinungen geht, die ja schon gefährlich werden können. (Es soll auch anders gehen, indem man durch Bac es schafft langsam Alkohol zu reduzieren.) Aber wie gesagt, besser trocken anfangen. Hast Du denn einen Arzt genannt bekommen in Deiner Gegend? Es wäre ja hilfreich auch in wenigen Tagen mit Bac zu beginnen.

Das mit dem Outen war auch für mich ein Problem. Zunächst (vor 27 Jahre) als ich nach einer Langzeittherapie wieder begann zu arbeiten. Damals hatte ich mich schon im Krankenhaus während der Entgiftung geoutet, hatte dann aber nach knapp 2 Jahren, als ich rückfällig wurde ein Riesenproblem dieses geheim zu halten....Tatsächlich habe ich später die Stelle gewechselt und dann meine Alkoholsucht verheimlicht. Nun ist es schon immer so gewesen, dass ich kürzere oder längere Trinkpausen hatte, ohne die ich sicher schon unterm Torf läge. In diesen Zeiten war es ein ganz schöner Eiertanz mit dem Herumtricksen, schliesslich wollte ich den neuen Job nicht gefährden. Meist habe ich direkt nach der Schicht getrunken um bis zum Dienstantritt wieder auszunüchtern usw....Ich habe meine Quartalstrinkerei irgendwann wenigen Leuten im privaten Bereich erzählt und die Erfahrung gemacht, dass die meisten damit nicht klar kamen. Ich war damals auch als Rockmusiker unterwegs und Du kannst Dir vorstellen, dass das nochmal zusätzlich sehr speziell war. (Entweder Saufdruck und kein gutes Feeling bei der Musik, oder als einziger stocknüchtern in der Band....passte dann auch oft nicht...oder als einziger sturzbesoffen und entsprechend schlecht) Und dann diese heftigen Partys....Ich habe mich zunächst privat von vielen "Sauffreunden" getrennt und später auch von meinem Job. (Ich bin seitdem glücklicher Hausmann) Erst ohne den Druck und die Angst Job und Freunde verlieren zu können bin ich offener mit meiner Sucht umgegangen. Das war in etwa auch die Zeit meines ersten Versuchs mit Baclofen vor etwa 10 Jahren.
In den Jahren danach, wieder ohne Baclofen, habe ich im mehrwöchentlichem Wechsel getrunken oder hatte Trockenphasen. Die meisten Leute wussten bescheid und haben sich dran gewöhnt. Ich auch. Bis es immer heftiger wurde mit den Rückfällen. Und nun der 2. Start mit Bac.

Sry, für die kurze Excursion in meine Vergangenheit.

Um nochmal auf Deine Frage in dem Zusammenhang zurückzukommen:
Viele Freundschaften brachten mir nichts mehr, da es im Prinzip nur Zweckbündnisse zum Saufen waren. Und das Saufen hat mir immer weniger Spass gemacht. Und wenn ich nüchtern war hat da auch nur noch wenig gepasst, zwischenmenschlich. Ich habe meinen Bekanntenkreis vor allem deshalb auf eine handvoll Freunde reduziert. Einige trinken auch manchmal etwas. Aber das hat mich in den Trockenphasen immer wenig -und jetzt, mit Bac erst recht nicht-interessiert.

ballantines hat geschrieben:ch kann mir im Moment überhaupt nicht vorstellen, dass ich unter der Bac Medikation kein craving mehr verspüre. Sooo viele Jahre war der Alkohol sooo wichtig.. ein Teil von mir sogar. Unzertrennlich. Beste Freunde..


Das kenne ich. ich habe mit 13 angefangen zu trinken. Ab dem 15. regelmässig. Das war (und ist) Teil meines Lebens. Alkohol war und ist seit 45 Jahren mein Begleiter. War eine Krücke im Leben, dachte ich. Aber in Wirklichkeit ein Nichtschwimmer der versucht hat mich über Wasser zu halten. Und mich dabei unter Wasser gezogen. Und weißt Du was: Er kann mich am Arsch lecken! Das Craving war lange Zeit das einzige was mich immer wieder aus Trockenphasen gerissen hat. Und Bac schafft es dieses craving wirklich verlässlich zu unterdrücken.

Es ist für mich aber auch sehr hilfreich in den letzten 20 Jahren immer wieder mal therapeutische Unterstützung gehabt zu haben. Zuletzt war das ein längeres Online-Coaching mit einem selbst betroffenen und Baclofen-erfahrenen Menschen, den ich aus dem alten mittlerweile geschlossenem Baclofen-Forum kannte.
Ich möchte Dir in diesem Zusammenhang auch zu einer ambulanten Psychotherapie raten oder einem Coaching. Ersteres zumindest wird, was die Kosten angeht, im Regelfall von der Krankenkasse übernommen.
Es macht vieles sehr viel leichter, wenn man sich selbst kennengelernt hat, die Mechanismen begriffen hat, die das Leben so steuert und etwas mehr reflektiert ist.

ballantines hat geschrieben:Rein theoretisch weiss ich, dass der Alkohol nicht mein Freund ist sondern mein ärgster Feind und Zerstörer. Trotzdem stimmt mich der Gedanke ihn loslassen zu „müssen“ irgendwie traurig. Ich weiss, es ist das Richtige und es muss jetzt passieren. Aber irgendwie bin ich zwischendurch ein bisschen wehmütig. Ist das nahvollziehbar?


Ja, das ist nachvollziehbar. Du verlierst den Dreh und Angelpunkt Deines Lebens. Aber ich habe Dir im letzten Post geschrieben was Du alles gewinnen kannst.

Obelix hat geschrieben:Setz Dich mal hin und schreibe eine Liste mit all den Sachen, die Du nicht oder nur eingeschränkt machen konntest oder wolltest weil Du besoffen oder verkatert warst. Oder die Du nicht möglich waren, weil Du mit Saufdruck rechnen musstest. Dinge, denen Du nicht mehr gewachsen warst, weil sie zu anstrengend waren.....usw. Schau Dir auch mal Sachen an, die Dir früher Spass gemacht haben....


Schreib mal die Liste!

ballantines hat geschrieben:Wir haben so viel Zeit zusammen verbracht, der Rotwein und ich. Auf seine sedierende Wirkung war immer verlass.


Bac sediert auch ein wenig. Du wirst merken wie gut Du schlafen kannst, wie erholt und aktiv Du wach wirst.

Und wenn, bei einer Party wenn alle beschickert sind.... oder auch ab und an zuhause mir doch mal nach einer "Auszeit" für die Gedanken ist.... habe ich auch noch einen Substitut zur Hand. Aber das wirklich nur selten und dann ist es auch ein gesunder Genuß. (Meine Meinung)

ballantines hat geschrieben:Ich möchte aber nicht weitertrinken, es zieht mich in den Abgrund...


Genau! Deshalb! Wir wollen doch noch soviel Spass haben...statt abzukratzen!

lg
Obelix

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Re: Ballantines stellt sich vor

Beitragvon Carina » 20. August 2020, 16:23

hallo Ballantines,
hast du einen Arzt mittlerweile gefunden? Ich hab auch immer nur abends getrunken an den Wochentagen, anbden Wochenenden schon früher. Am Anfang musste ich meine Tagesdosis beeinander vor 17 Uhr nehmen um kein Craving zu bekommen. Nun nehme ich regelmässig 50 mg gegen 19 Uhr, vergesse es aber oft, so dass ich sie öfters um 21 Uhr erst nehme.Manchmal liege ich auch schon im Bett und denke daran, dass ich nichts eingenommen habe. Dann nehme ich sie noch zusätzlich. D.h ich habe überhaupt kein Craving mehr.
Vor 3 Jahren hätte ich das niemandem geglaubt, denn meine Gedanken kreisten um Alkohol....

viel Glück
Carina


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