Margolottas Erfahrungen

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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argentina
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon argentina » 29. Januar 2012, 18:35

Hallo Margolotta,

Schön das du auch mal deine trinkfreien Tage ausgerechnet hast. ich finde 131 Tage schon mal ok, das sind 4 Monate, auch wenn sie nicht am Stück waren, aber immerhin.

Finde es auch toll das du nun schon seit dem 30.12. trocken bist und hoffe das hält bei dir an. Deine Bac Einheiten und auch Uhrzeiten entsprechen ähnlich den meinen und ich glaube auch nach wie vor das viele kleine Einheiten besser wirken.

Ansonsten toi toi toi,

Lg Argentina

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Margolotta
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon Margolotta » 4. Februar 2012, 19:32

Guten Abend zusammen,

ich lese hier brav mit, komme aber gerade nicht so viel zum Schreiben. Meinen Zwischenstandsbericht muss ich nun aber doch loswerden. Ich bin den 36sten Tag trinkfrei und komme mit den 75 mg Bac gut klar. Nebenwirkungen sind eigentlich keine vorhanden. Mein Kurzzeitgedächtnis lässt nach wie vor etwas zu wünschen übrig, aber ich bin mir nicht sicher, ob das vom Bac kommt oder unterm Strich der Trinkerei zu schulden ist. Jedenfalls schreibe ich mir alles Wichtige auf, damit mir nichts durchgeht. Meine Konzentrationsfähigkeit verbessert sich langsam, was ich mal auf die regelmäßge Meditation und das Nicht-Saufen zurückführe.

Aktuelle Problemzone ist definitiv das Essen. Gestern hatte ich einen bulimieschen Anfall, bei dem ich froh war, dass ich es auf einen beschränken konnte. Das Ende vom Lied war heute dann eine schöne Depri-Stimmung. Die Selbstzerfleischung, die sonst kam, habe ich "wegmeditiert". Gebracht hätte sie mir sowieso nichts. Den Auslöser kann ich nicht benennen: Mir ging es gut, mir war nicht langweilig oder sonst irgendetwas. Vielleicht hätte ich einfach nichts Süßes essen sollen?
Ich versuche jetzt mal an der Nahrungszusammensetzung zu schrauben. Vielleicht bringt mir das ja die Erleuchtung in diesem Bereich.

Dank der heutigen miesen Stimmung hatte ich einen vermehrten Trinkwunsch, der sich aber nach der letzten Bac-Dosis weitestgehend erledigt hat. Notfalls gibt es halt noch eine halbe Tablette oben drauf. Im Haus haben wir zwar ohnehin nichts mit Umdrehungen, aber notfalls leider eine Trinkhalle um die Ecke. Wobei ich glaube, dass meine bessere Hälfte mich bremsen würde, da ich ihm eh schon von meinem Essanfall erzählt habe. Momentan fällt mir die sonst übliche Heimlichtuerei schwer, weil ich mir beim Verschweigen ständig etwas in den Bart murmeln muss. Ich bin halt komisch! Da habe ich ihm auf seine Nachfrage und sanftem Bohren, einfach mal eine ehrliche Antwort gegeben. [blus] Es hat geholfen.

LG Margolotta
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rockine1
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon rockine1 » 4. Februar 2012, 20:20

Hallo Margolotta,

kann ich mir gut vorstellen, dass es besonders schwierig ist, zwei „Baustellen“ gleichzeitig zu erledigen, und dass sich bei einem Rückfall gleich wieder der „Teufelskreis“ schließen möchte.

Als ich noch auf hoher Dosis von Bac war, war mir das Essen eher egal (hab sogar ein paar Kilo abgenommen), aber seit ich wieder wenig nehme, hab ich festgestellt, dass ich enorm viel Appetit auf Süßes habe (und die Kilos sind wieder drauf). Ich glaube schon, dass das viel mit dem Zucker im Alk (zumindest im Wein/Sekt) zu tun hat, den wir jetzt ja weniger zu uns nehmen (und ist ja schließlich auch Nervennahrung).

Find ich übrigens super, wenn Du Deinem Partner gegenüber ehrlich bist. Er scheint ja auch sehr verständnisvoll zu sein. Ich habe es bis heute nicht geschafft, mich irgendjemandem gegenüber zu outen. Dabei ist gerade das ja eine große „Stärke“, wenn man auch seine Schwächen zugeben kann.

Liebe Grüße

Rockine
(Ich hinke Dir alktechnisch ja einen Tag hinterher. Du willst sicher nicht, dass ich Dich überhole, also bleib stark!)

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argentina
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon argentina » 4. Februar 2012, 21:31

Hallo Margolotta,

36 Tage sind doch schon mal super gut!! Glückwunsch.

Was denn bulimischen Anfall angeht...da kenne ich mich auch nicht aus, wieso weshalb warum, was mich aber aufhorchen lassen hat ist das du deinem Lebensgefährten von deinem Rückfall erzählt hast, das ist nämlich etwas was ich nun auch an mir feststelle - ich kann zu meinen Schwächen stehen und das fühlt sich gut an. Das heißt jetzt nicht das ich mich überall oute, aber wenigstens kann man seinem gegenüber Partner ehrlich sein - geteiltes Leid ist halbes Leid [smile].

Mache dir auf jeden Fall nicht zu viele Vorwürfe, ich denke das du vom Alk weg bist ist das wichtigste. Hast du mal daran gedacht das irgendwelche Hormonschwankungen deinen "Heißhunger" auslösen könnten? Achte mal darauf zu welchen Zeitpunkten (in Verbindung mit dem Monatszyklus) diese Heißhungerattacken auftauchen - vielleicht hilfts.

Lg Argentina

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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon Margolotta » 5. Februar 2012, 17:02

Hallo Ihr Zwei,

vielen Dank für Eure Beiträge.

Ich glaube schon, dass das viel mit dem Zucker im Alk (zumindest im Wein/Sekt) zu tun hat, den wir jetzt ja weniger zu uns nehmen (und ist ja schließlich auch Nervennahrung).

@Rockine: Da wird etwas dran sein. Ich habe früher sehr gerne lieblichen Rotwein, Sekt mit Sirup oder Likör und Cocktails getrunken. Alles Sachen, die zuckertechnisch nicht ohne sind und die ich regelmäßig in mit hinein geschüttet habe.
Damit muss das Hirn erst einmal klarkommen. Es fehlt etwas.

Hast du mal daran gedacht das irgendwelche Hormonschwankungen deinen "Heißhunger" auslösen könnten? Achte mal darauf zu welchen Zeitpunkten (in Verbindung mit dem Monatszyklus) diese Heißhungerattacken auftauchen - vielleicht hilfts.


Ich merke zumindest, dass es in der Woche vor der Regel besonders schlimm ist, was aber grundsätzlich nicht ungewöhnlich ist.

Wenn ich Zucker in Form von Schokolade oder Gebäck konsumiere, kann es sein, dass ich Dauerhunger oder besser gesagt Appetit habe. Das ist aber an jedem Tag so, wenn es mich überkommt.
Ich schätze auch mal, dass mein Magen ziemlich "ausgeleiert" ist aufgrund der Mengen, die ich zeitweise in mich reingestopft habe.
Es ist alles nicht so einfach! Ich bin schon froh, dass es an der Alk-Front so gut läuft.

LG Margolotta
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon argentina » 5. Februar 2012, 17:35

Hallo Margolotta,
Hab ich mir gedacht das es die Tage vor den Tagen sind wo es am schlimmsten ist...fast alle Frauen ticken da ein bisschen anders. Bei mir sind das auf jeden Fall die Tage wo ich am ehesten mit einm Alk. Rückfall rechnen muss, aber da ich das weiß kann bin ich noch mehr auf der Hut als sonst.

Ich glaube nicht das dein Magen "ausgeleiert" ist, er war ja nie lange "voll". Isst du denn an anderen Tagen "normal"? Ich fühle mich selbst heute noch unwohl wenn ich vollgefressen bin und das nach fast 15 Jahren no Bulimie.

Deine Ernährung wirst wahrscheinlich dementsprechend umstellen müssen, aber damit kenne ich mich ehrlich gesagt auch nicht so aus.

Lg, Argentina

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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon Margolotta » 5. Februar 2012, 17:51

@argentina: Grundsätzlich ernähre ich mich gesund und esse fast nie Fastfood oder Fertiggerichte. Ich lege großen Wert auf frische Lebensmittel, entsprechend wird gekocht. Auf der Arbeit gibt es Vollkornschnittchen oder Müsli mit Obst etc..
Süßes versuche ich zu meiden. Manchmal gelingt mir das aber nicht und dann artet es oft in einen Mampftag aus, auch wenn es nicht zum Erbrechen kommt.

Wenn es mich allerdings richtig überkommt, schmeiße ich nur noch die fettigsten Sachen zusammen in den Topf oder die Pfanne und dann geht es los.
Früher bin ich strategisch einkaufen gegangen, wenn ich wusste, dass ich alleine zu Hause bin. Es ging nur ganz oder gar nicht. Da wurde dann die Auslage beim Bäcker geplündert und noch extra fettiger Kram für den herzhaften Part gekauft.
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon argentina » 5. Februar 2012, 20:14

Ich weiß kenne ich noch von früher!! Bin auch geplant einkaufen gegangen....aber das ist halt ein Teil des Krankheitsbildes.

Wichtig ist dennoch in meinen Augen das du vor allem vom Alk weg bleibst und das machst du zur Zeit ja sehr gut!!!

Alles Gute weiterhin,
Argentina

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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon Margolotta » 10. Februar 2012, 20:44

Hallo zusammen,

heute war ein Tag zum in die Tonne werfen - Arbeit nervt halt manchmal. Nach dem Dienst hat es mich zwischenzeitlich doch in den Fingern gejuckt Wein zu kaufen. Ich habe dann aber nach dem Sport nur einen Abstecher über das Reformhaus gemacht, um meinen Lieblingstee zu besorgen. Daher kann ich den 43sten abstinenten Tag in Folge melden.

Bac-Menge: 75 mg
NW: Kurzzeitgedächtnis nach wie vor schlecht (dafür hat ein schlauer Mensch Notizbücher erfunden [biggrin] )
Schlaf: super! Komme derzeit sogar mit weniger Schlaf aus als früher, was ich aber eher auf die Meditation schiebe
Stimmung: allgemein gut, Stress gibt es halt immer mal wieder [dance]

LG Margolotta
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon argentina » 10. Februar 2012, 21:46

Bravo [clapping] !!

Klasse das du dem Streß nicht nachgegeben hast, man sieht das du tolle Fortschritte machst.

Was ich dich neulich noch fragen wollte und irgendwie frage ich es eh gerade jeden, willst du mit Bac noch weiter hochgehen? Ich weiß du warst schon mal bei über 80mg, aber den berühmten Switch hast du ja auch nicht erreicht oder?

Lg, Argentina

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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon Margolotta » 10. Februar 2012, 22:10

Danke, argentina!

Momentan möchte ich nicht weiter hochgehen, da ich mit den 75 mg gut klarkomme.
Ich war auch schon bei 87,5 mg. Eine bessere Wirkung als mit 75 mg habe ich nach meinem persönlichen Empfinden nicht damit erzielt. Ich war einfach nur abends schneller müde. Daher bleibe ich bei den 75 mg, solange ich damit gut fahre. Da ich kaum NW habe, halte ich mir aber stets die Option offen noch weiter hochzugehen.

Die Switch-Frage finde ich schwer. Mir ist Alk zumindest so gleichgültig, dass ich jetzt keine Probleme habe andere trinken zu sehen, in eine Bar zu gehen und nur alkfreie Cocktails zu trinken etc.. Das war vorher definitiv anders. Ich erinnere mich noch an einen Familiengeburtstag (Zeit vor Bac), wo ich es gerade mal wieder mit Abstinenz versuchte. Das war ein Krampf. Zum Ende des Abends habe ich nur noch einen Punkt an der Wand des Restaurants fixiert, um den Abend trinkfrei ausklingen zu lassen. Es hat funktioniert, aber der Spaßfaktor war gleich Null. Das ist jetzt völlig anders. Die ultimative Gleichgültigkeit habe ich aber wohl (noch?) nicht erreicht, sonst hätte mich der heutige Stress nicht triggern können?! [unknown] Vielleicht sind das aber auch nur die 10% Eigenarbeit, die man mit Bac noch hat.

LG Margolotta
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon dphn » 10. Februar 2012, 23:35

Toll Margolotta. Dein Beitrag macht mir auch richtig Mut, dass es bei mir auch so wird. Ich sehe mich auf dem Weg und glaube auch bzgl. Dosierung, dass es bei mir ähnlich sein kann. Mit 50 mg doch deutlich weniger SD. Hätte ggf. noch leichte Trinkgedanken, könnte mir aber durchaus jetzt auch vorstellen keinen Alk zu trinken, wenn ich fortging und trotzdem Spaß zu haben. Bei mir war es auch immer dieser "Krampf" den du beschrieben hast.

LG
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon Margolotta » 20. Februar 2012, 19:50

Guten Abend zusammen,

mal wieder ein Update zu mir. Ich nehme nach wie vor 75 mg Bac und fahre sehr gut damit. Mein Kurzzeitgedächtnis ist unterirdisch und wird es wohl auch bleiben - wirkt halt beides an den GABA-Rezeptoren. Nun ja, besser schlechtes Kurzzeitgedächtnis durch Bac, als durchs Trinken.

Abstinent bin ich nun mehr den 53sten Tag. So lange am Stück bin ich -glaube ich- das letze Mal 2002 nüchtern gewesen.
Mittlerweile muss ich allerdings kreativ werden, was mein Umfeld angeht. Mein Lebensgefährte ist natürlich informiert, bei dem soll es allerdings auch bleiben. Ich finde es zwar sehr schön, wenn jemand sich frisch und fröhlich outen kann, zu der Fraktion zähle ich aber nicht. Der eine Kreis Freunde hat den Umstand des Nichttrinkens einfach hingenommen und es war gut. Bei einigen anderen musste ich mir da schon etwas einfallen lassen, da nachgefragt wurde. Zwei habe ich zumindest über meine Therapie informiert und gesagt, dass ich aufgrund der Einnahme von Medikamenten keinen Alkohol konsumieren darf - wirklich gelogen ist das ja eigentlich auch nicht. Nichtsdestotrotz musste ich auf einer Feier unbedingt den selbstgemachten Likör antesten. Was habe ich getan? Pseudomäßig genippt und den Rest des Pinnchens bei einer passenden Gelegenheit im Mundraum mit aufs Örtchen getragen und entsorgt. Ja, das hätte man mit etwas mehr Ar*** in der Hose anders lösen können, aber mir fiel halt nichts besseres in dem Moment ein.
Der nächste Cocktailabend wird auch erst dann angesetzt, wenn ich wieder trinken "darf". Ehrlich gesagt, je mehr ich darüber nachdenke, desto angepisster bin ich. Ist es nicht völlig egal, was man an einem Mädelsabend in sich reinschüttet? Muss ich mich vorher unbedingt mit Prosecco vor-abfüllen? Das könnte ich natürlich exakt so artikulieren, nur für die aufgrund der neuen Töne erfolgende "Inquisition" habe ich gerade so gar keine Muße.
Auf den nächsten Familiengeburtstag "freue" ich mich auch schon riesig. Wenn mein Paps keine Schmerzmittel mehr schlucken muss, bin ich fest für die Rotweinorgie eingeplant. An Weihnachten wurde ich schon quer beäugt, als ich Heilig Abend nichts getrunken habe. (Meinen Absturz habe ich ja erst am 1. Weihnachtstag eingeläutet mit Früchtebowle bei der Familie meiner besseren Hälfte.)

Vielleicht liegt es auch an meiner miesen depressiven Grundstimmung, dass ich mir zu viele Gedanken mache. Ich habe pausenlos Angst jemandem vor den Kopf zu stoßen. Eigentlich sollte es mir wohl völlig egal sein, wer was denkt, aber an dem Punkt bin ich einfach nicht.

Trinkwunsch habe ich derzeit kaum und wenn dann nur sehr kurz. Mich triggert auch fast gar nichts, aktuell nicht einmal Stress oder Langeweile.
Mein Suchtgedächtnis scheint sich derzeit auf die Nahrungsaufnahme eingeschossen zu haben. Ich muss mich absolut zusammenreißen, sonst hänge ich mit dem Kopf über der Schüssel. Ich bin sehr froh, dass ich die letzten Tage nicht alleine zu Hause war. Das letzte was ich brauchen kann, ist eine mal wieder verätzte Speiseröhre.

LG Margolotta
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon GoldenTulip » 20. Februar 2012, 20:03

Liebe Margolotta,

ich verstehe dich sehr gut, außerhalb eines eingeweihten Umfelds ist Selbststigmatisierung, Gestatten Margo - Alkoholikerin, keine gute Idee und Ausreden erfinden zu müssen, für das Menschenrecht, selbst zu entscheiden, was man Trinken möchte - ätzend.

"Wenigsten ein gaaanz kleines Stückchen von der Schwarzwälder-Kirsch...?" (Ich hasse die Kombination Kirschen und Schokolade) da hat man überhaupt kein Problem zu sagen, so was mag ich nicht, das wird respektiert.

Wer Alkohol nicht (mehr) mag, hat definitiv ein Problem. Vegetarier werden ist einfacher. Rauchen aufhören wird beklatscht.

Denkbare Lösung: "Ich habe festgestellt, dass meine Lebensqualität sich deutlich verbessert hat, seit ich keinen Alkohol mehr trinke. Ich bin besser gelaunt, habe mehr Energie und mir fehlt dabei überhaupt nichts. Nein, danke. Ich hätte gern Orangensaft"

Glaub mir, dann denkt jede/r der Anwesenden erstmal an seine eigenen Gewohnheiten.
Meinst Du, das könnte funktionieren?

Liebe Grüße
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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dphn
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon dphn » 21. Februar 2012, 09:24

ja Margolotta. Unsere Gesellschaft, die macht es uns nicht leicht. Oder ist es doch unsere Sucht? Hängen wir einfach noch zu sehr an unserem Suchtmittel?
Ich fühle mich auch oft unwohl, wenn ich Alk ablehne. Ich hacke dann auch darauf rum, dass Nichtrauchen einfacher ist, ja sogar "beklatscht" wird. Und was mache ich? Ich rauche, aber trinke nicht. Verhalte mich also völlig falsch.

Dennoch liegt es nur daran, weil wir süchtig sind und an nichts anderem. Meine Mutter ist ein gutes Beispiel. Die kann Alkohol nicht gut vertragen und trinkt deshalb keinen. Sie mochte noch nie Alkohol in ihrem Leben. Sie hat nicht das geringste Problem damit, auf das "Nippen" zu verzichten. Die Leute gucken zwar auch öfters ein wenig blöd, wenn sie nicht trinkt. Es interessiert sie aber nicht die Bohne.

LG
Dirk [hi_bye]
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon Margolotta » 21. Februar 2012, 10:37

Guten Morgen zusammen,

danke für Eure Antworten.

Denkbare Lösung: "Ich habe festgestellt, dass meine Lebensqualität sich deutlich verbessert hat, seit ich keinen Alkohol mehr trinke. Ich bin besser gelaunt, habe mehr Energie und mir fehlt dabei überhaupt nichts. Nein, danke. Ich hätte gern Orangensaft"

Glaub mir, dann denkt jede/r der Anwesenden erstmal an seine eigenen Gewohnheiten.
Meinst Du, das könnte funktionieren?


Das finde ich gut, Conny! Es könnte in der Tat funktionieren.
Ich werde jetzt erst einmal die anstehende Fastenzeit nutzen um weiter auf Alk und Süßkram zu verzichten. Mit letzterem habe ich arge Probleme und dann gibt es leider kein Halten mehr bei mir. Ich bin aber auch nicht konsequent genug gewesen in der Vergangenheit und habe die Zuckervermeidung irgendwann schludern lassen.

ja Margolotta. Unsere Gesellschaft, die macht es uns nicht leicht. Oder ist es doch unsere Sucht? Hängen wir einfach noch zu sehr an unserem Suchtmittel?


Sehe ich an der Stelle anders. Ich will ja auf das Trinken verzichten und muss mir nun etwas einfallen lassen, warum ich nicht mehr trinke. Ob ich noch daran hänge oder nicht, ist doch an der Stelle nur für mich wichtig und für meine uninformierte Umwelt egal.
Wenn ich noch nie getrunken hätte, würde das wie bei Deiner Mutter keinen interessieren. Wenn man vorher Kampftrinkerin war, muss man definitiv mit Nachfragen leben. Ich finde daher Connys Vorschlag sehr gut. Vielleicht interessiert es mich dann auch nicht mehr die Bohne. [smile]


LG Margolotta
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon dphn » 21. Februar 2012, 13:35

Stimmt schon. Connys Argumentation ist richtig, sie ist aber gleichzeitig auch eine Rechtfertigung. Du musst überlegen, ob du das so willst. Du musst nämlich grundsätzlich mal gar nichts und dich schonmal gar nicht für dein Nichttrinken rechtfertigen. Natürlich kommen Nachfragen, wenn du früher getrunken hast. Es reicht aber zu sagen, dass du es jetzt nicht willst. Sind dir die Leute aber wichtig im Leben kannst du gerne mehr dazu sagen.

LG
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon argentina » 21. Februar 2012, 15:45

Hallo Dirk und Margolota,

Dirk ich gebe dir Recht das man sich eigentlich gar nicht rechtfertigen muss, aber ich glaube man wird sehr schnell in die Situation hineingedrängt sich zu rechtfertigen. Ich weiß noch das früher meine Oma mich fast in den Wahnsinn getrieben hat das ich doch noch "ein Stück" Kuchen essen soll, oder noch ein paar Bohnen oder halt egal was, halt das was es zu essen gab. Das war ein ständiger Kampf zwischen uns und der auch des öfteren in einen Wutanfall meinerseits ausgeartet ist. Mehr als essen kann man nicht und wenn man satt ist, ist man satt, aber meine Oma konnte das merkwürdigerweise nie verstehen. Ich kann mir vorstellen das manche Bekannte in Margolottas Umkreis da auch ähnlich unnachgibig sein können und man dann leicht genervt ist. Ich kann es mir zumindestens so vorstellen, korrigiere mich wenn ich mich irre Margolotta.

Ansonsten denke ich mal das deine Alk Sucht sich komplett auf deine Bulimiesucht verlagert hat, was ja nicht verwundernswert ist. Dennoch denke ich das es besser so rum ist, als andersrum, obwohl mit Bulimie ja nun auch nicht zu spaßen ist.

Ansonsten finde ich es aber ganz Klasse wie du das alles meisterst!! Hut ab und weiter so!

Alles Liebe, Argentina

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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon dphn » 21. Februar 2012, 19:11

ja klar, argentina. Es ist ja auch deine Oma...

ich erinnere mich an kleinere Feierlichkeiten auf der Arbeit. Ich fing an mit den anderen zu trinken, ich trank auch gerne mehr und war oft bei den Letzten die gingen. Alleine in der Wohnung betrank ich mich richtig oder blieb unterwegs hängen und trank hier und dort was. Der Sucht total verfallen konnte ich nicht mehr aufhören.
Diesen Personen erzähle ich nur, dass ich keinen Alkohol trinken will. Mein Blick dazu sagt den Rest, da stellt auch keiner eine Frage mehr. Ich esse aber dafür mehr. Manche von denen wissen vielleicht auch, dass ich Alki bin, ich habe da nicht so den Überblick, weil sie nicht direkt mit mir zusammenarbeiten und anderen Organisationseinheiten zugeordnet sind.
Und dann gibt es auch tatsächlich Personen, denen ich sogar sage, dass es besser für mich ist nicht zu trinken, weil ich Probleme damit habe. Diese Leute sind mir wichtig und sie akzeptieren es auch sofort und einige finden das sogar richtig gut.

LG
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Re: Margolottas Erfahrungen

Beitragvon Margolotta » 21. Februar 2012, 20:41

Hallo Ihr Zwei,

das ist wohl mein Dilemma. Ich will mich nicht rechtfertigen, mache es aber unterm Strich dann doch, damit bloß keiner die falschen bzw. eigentlich eher die richtigen Schlüsse zieht.
Ich finde Connys Lösungsvorschlag aber in jedem Fall gut, weil er sogar der Wahrheit entspricht. Ich fühle mich besser, ich habe mehr Energie und mir fehlt nichts (oder sagen wir mal sehr selten fehlt mir etwas [whistle] ).

@argentina: Da hast Du mit Sicherheit nicht unrecht. Die Essstörung versucht sich gerade mit Macht nach vorn zu kämpfen - Stichwort: Suchtverlagerung.
Bac hilft wohl auch bei Binge Eating und Bulimie, aber in Größenordnungen an die ich mich nicht herantraue. Hier möchte ich einen anderen Weg gehen und es ohne schluckbares Helferlein schaffen. Ich habe mich schon einmal selber aus dem Sumpf gezogen, das geht auch noch einmal. Dieses Mal habe ich sogar therapeutische Hilfe.
Ich war immerhin gut 7 Jahre frei von Bulimie.
Derzeit habe ich wieder ein Esstagebuch gestartet, umschiffe Schoki, Gebäckteilchen & Co. und koche nur portionsweise. Das hilft.
Beim letzten Mal habe ich einen Monat lang nur Fertiggerichte gegessen. Jetzt denkt sicher jeder: Warum das? Hat einen recht sinnigen Hintergrund. Das Zeug ist für eine Person portioniert und das hilft enorm, wenn man so jedes Mengengefühl bei der Nahrungsaufnahme verloren hat. Den Tipp hatte ich aus einem Ratgeber zum Thema.

Bei der Abwägung Bulimie oder Alk bin ich skeptisch, ob Bulimie das kleinere Übel ist. Ich würde eher sagen, bei der Bulimie gehen "andere Sachen kaputt", als beim Alkoholismus. Teilweise haben beide Süchte die gleiche Zerstörungskraft.

Ansonsten noch: Danke! Ich bleibe am Ball [smile]

LG Margolotta
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