Über die Nebenwirkungen würde ich mir jetzt nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen. Bei der Baclofen-Behandlung gegen Alkoholabhängigkeit hat es sich bewährt, das Medikament langsam aufzudosieren bis zu dem Moment, an dem erste UAWs (unerwünschte Arzneimittelwirkungen) aufkommen. Dann hält man ein paar Tage inne und wartet, ob die Nebenwirkungen abklingen. Ist das der Fall, kann man weiter langsam aufdosieren. Dieses "Spiel" wiederholt sich bis zu dem Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach 1-2 Wochen nicht mehr abklingen. Etwas darunter liegt dann das, was wir hier als ideale individuelle Erhaltungsdosis bezeichnen.
Zu den Nebenwirkungen zählen in erster Linie Müdigkeit/Schläfrigkeit, manchmal leicher Schwindel oder leichte Kopfschmerzen. Sicher gibt es da individuelle Unterschiede, aber keine der Nebenwirkungen ist meines Wissens dauerhaft. Wenn Patienten mit den UAWs während oder nach der Aufdosierungsphase partout nicht klar kommen bzw. diese in keinem Verhältnis zur erfahrenen Verbesserung stehen, dann wird eben wieder ausgeschlichen und der Therapieversuch schlug fehl. Ich kenne keinen einzigen Fall, bei dem die Nebenwirkungen - spätestens nach Absetzen des Medikamentes - nicht wieder verschwunden wären. Also keine Spätdyskinesien oder extrapyramidale Störungen etc., wie sie z. B. nach langer Behandlung mit Neuroleptika auftreten können - falls Du sowas meinst.
In Deinem Fall ist das hohe Aufdosieren aber wahrscheinlich gar nicht notwendig, weil das physische Craving bei Dir - als "Nicht-stoffgebunden-Süchtige" - nicht so ausgeprägt sein dürfte. Der Fokus läge eher auf der Anxiolyse und der antidepressiven Wirkung.
Dass man die meisten Medikamente, die in den biochemischen Stoffwechsel eingreifen, in Schritten auf- und auch wieder abdosieren sollte, ist halt so. Aber im Grunde auch nicht weiter schlimm. Wie ich eingangs schon geschrieben habe: Es ist eine ganz persönliche Abwägungsentscheidung. Wie sehr nervt mich der Ist-Zustand, und wie viel bin ich bereit dafür zu geben, dass sich was ändert.
Gerade bei Ängsten oder trauriger Verstimmung merkt man in der Regel recht schnell, ob man sich mit Baclofen besser fühlt oder eher nicht. Insofern werden sich auch die Nebenwirkungen - wenn überhaupt vorhanden - erstmal in Grenzen halten und auch die vermeintliche "Absetzproblematik" bleibt überschaubar. Vielleicht kommst Du ja mit einer Mini-Dosis (+/- 25 mg) über den Tag verteilt nebenwirkungsfrei ganz gut klar. Dann wären die ganzen Bedenken im Vorfeld gar nicht nötig gewesen. Und wenn nicht, kannst Du immer noch entscheiden, ob Du weiter hoch gehen möchtest oder nicht.
Liebe Grüße vom
PapflStatistik: Verfasst von Papfl — 6. April 2015, 16:30
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