Mein Name ist Dirk, ich bin 50 Jahre alt, seit 22 Jahren verheiratet, zwei erwachsene Kinder – meine Tochter ist 21 und studiert in einer anderen Stadt und mein Sohn ist 19 und bereitet sich auf eine Ausbildung vor.
Ich bin seit 1995 erfolgreich selbständig und lebe, arbeite im eigenen Wohn- und Geschäftshaus.
Meine Hobbys sind Volleyball, Tennis, und Golf. Ab und zu fahre ich im Sommer auch mal ein paar Kilometer Rennrad.
Wir haben einen relativ großen Freundeskreis und so ist fast jedes Wochenende irgendwas los.
Ich habe eine lange Trinker-Karriere. Sie reicht zurück bis in meine Jugend, wo ich bereits ab ca. 16 angefangen habe mich von dem Biervorrat meines Vaters im Keller zu bedienen. Ich muss dazu aber sagen, dass von Seiten meiner Eltern keine Alkoholabhängigkeit vorliegt. In den Verwandtschaftsgraden von beiden gab es jedoch Familienmitglieder mit erheblichen Alkoholproblemen.
Im Laufe der Zeit, hat es immer schon unkontrollierte Trinkmuster bei mir gegeben. Das ging fast immer damit einher, dass ich heimlich Alkohol beschafft, versteckt und aus Flaschen getrunken habe. Wie vermutlich bei vielen von euch, ist erst relativ spät die Einsicht gekommen, dass ich was ändern muss.
So z.B. habe ich vor Jahren einen Kurs „KT“ Kontrolliertes Trinken „erfolgreich“ absolviert. Der Therapeut, den ich nach Strich und Faden belogen habe war jedenfalls zufrieden mit mir.
Das war auch alles noch die Zeit, in der ich ein sogenannter funktionierender Alkoholiker war. Das bedeutet, dass bis auf meine Frau, vermutlich keiner unserer Verwandten, Freunde und Mitarbeiter bemerkt hat, dass ich ein Alkoholproblem habe.
Letztes Jahr im Mai musste ich wegen einer Schleimbeutelentzündung überraschend stationär in eine Klinik. Dort stellte man ein Vorhofflimmern bei mir fest. In der Anamnese outete ich mich dann auch gegenüber dem Arzt in Bezug auf meinen problematischen Alkoholkonsum. Zu diesem Zeitpunkt waren das etwa 2-3 Flaschen Wein pro Tag. Im Krankenhaus erhielt ich parallel zu meiner Behandlung meinen ersten Entzug. Er war für mich fast nichts zu spüren und nach drei Tagen wurden die Medikamente auch wieder ausgeschlichen. Es folgte eine Phase von ca. 8 Wochen totaler Abstinenz in der ich mich auch wohl fühlte. Während dieser Zeit, habe ich auch einige Besuche in einer Selbsthilfegruppe gemacht. Dort habe ich mich jedoch nicht so richtig wohl gefühlt. Die meisten Teilnehmer hatten eine 20-jährige Abstinenz und mehr hinter sich und es herrschte natürlich der Grundtenor des absoluten Verzichts vor. Ich konnte mich auch nicht so richtig mit den Schicksalen dort identifizieren, weil die meisten Teilnehmer dort erst ganz unten waren und alles verloren hatten bevor sie „trocken“ wurden. Das war ja (bis zu diesem Zeitpunkt) bei mir noch nicht der Fall. Ich hatte ja noch Familie, Firma, Haus und Führerschein.
In einem gemeinsamen „All-incl.“ Urlaub im letzten Jahr mit Frau und Kindern habe ich dann erstmals wieder zum Glas gegriffen. In der Folgezeit haben sich meine alten Trinkmuster wieder aufgebaut. Dazu gehörte es Wein im Sechserpack zu organisieren, im eigenen Lager zu verstecken und aus Flaschen zu trinken.
Die für mich beunruhigende Entwicklung dabei ist, dass ich im Unterschied zu „früher“ jetzt schon am Vormittag anfangen muss zur Flasche zu greifen. In der Regel sind es dann zu Mitternacht drei Flaschen Rotwein. Versuche, dass zu reduzieren verlaufen an manchen Tagen mit den Ergebnis von 2-Flaschen. (und dann bin ich schön mächtig stolz auf mich)
Ich habe nächsten Dienstag einen Termin bei meinem Hausarzt (der auch seit langem im Bilde ist was mein Suchtproblem angeht) Dort geht es um das Thema Selincro. Ich sollte ihm die letzten zwei Wochen Alkoholkonsum dokumentieren und habe eigentlich vor wieder eine „Schwindelliste“ auszuhändigen.
Für mich erscheint Baclofen ein guter Ansatz zu sein und ich werde meinen Hausarzt auch darauf ansprechen. Ich freue mich im Forum dabei zu sein und einen hier Weg zu finden, der mir aus der exzessiven Phase heraushilft.
LG GolfseglerStatistik: Verfasst von golfsegler — 3. Februar 2018, 12:14
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