Die Veränderung als Grafik

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Dr. Strom
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Re: Die Veränderung als Grafik

Beitragvon Dr. Strom » 10. September 2022, 11:20

Hallo in die Welt,
ein Update nach fast 4 Jahren, dass ich schon so lange hier nicht mehr gepostet habe, war mir nicht bewusst. So schnell vergeht die Zeit.

Ich bin seit nun rund 18 Monaten ohne Alkohol unterwegs. D.h. ich trinke nicht mehr. In diesem Zeitraum ist mir eine Flasche Wein, eine Flasche Sekt und eine kleine Flasche Weinbrand die Kehle runtergeflossen. Alles geschenktes Zeug. Gekauft habe ich mir in dieser Zeit nichts mehr.

Und wieso hat das dann plötzlich funktioniert mit Baclofen?

Baclofen alleine war es nicht, es waren die "äußeren Umstände". Oder der Zufall.
In Stichworten geht das so:
mitte 2018 von Freundin getrennt
Herbst 2018 neue Freundin kennengelernt, diese baute zu der Zeit ein Haus ca. 60km entfernt
diese mir bis dato unbekannte Region richtig liebgewonnen. Ich bin kein Stadtmensch
Frühjahr 2019 neue Freundin stellt fest, dass sie mich nicht liebt
hin und her
2019 den Entschluss gefasst meine Stadwohnung aufzugeben und mir ein Haus in der für mich neuen Region zu kaufen
Haussuche beginnt, Finanzierung kein Problem
2020 Corona
Ende 2020 Haus gefunden, die Vorbereitungen Kauf/Verkauf/Bank/Notare/Umzug beginnen
März 2021 der Umzug letzten Flaschen Bier in mitten von Kisten getrunken, fester Vorsatz ins neue Haus kommt mir kein Alkohol
Da ich in ein Dorf ohne Einkaufsmöglichkeiten gezogen bin, war das schon mal enorm hilfreich. Denn in den ersten Wochen hatte ich durchaus das Verlagen zu trinken. Aber Faulheit siegt und der Kampf im Kopf konnte gewonnen werden. Auch hatte ich durch den Umzug u. Renovierung viel zu tun.

Und ich konnte dranbleiben. Sicherlich hat mir dabei geholfen schon vorher einmal für mehrere Wochen ohne Alkohol ausgekommen zu sein. Wenn das einmal ging, dann geht das auch ein weiteres mal.
Aus Wochen wurden Monate, mit 3 Aktionen bei denen ich geschenkte Flaschen geöffnet hatte. Fühlte sich total überflüssig an, habe es aber als so ist es akzeptiert und einfach auf Winter und/oder zu wenig Baclofen zurückgeführt.
Ach ja, durch home office wurde meine Einnahmen viel regelmäßiger.

Schlussendlich stehe ich im Moment verdammt gut da. Täglich noch 50mg Baclofen. Das mag sich nach viel anhören, aber ich merke schon, dass es wenig ist, denn meine allgemeine Grundstimmung hat sich für mich verschlechtert. Aber immerhin weiß ich nun um die Zusammenhänge und weiß, dass Alkohol mir nicht hilft. Dann heißt es einfach nur warten, und dann hellt sich meine Stimmung auch schon wieder auf.

Hier noch eine Grafik, die ich leider in dieser Form erst 2020 aufgebaut habe und mir deutlich gezeigt hatte, dass mein Konsum doch wieder in die Höhe ging.
In dieser Grafik entspricht jeder Punkt die Summe an konsumierten Biereinheiten der letzten 12 Monate. Stichwort: gleitender Durchschnitt. In dieser Darstellung sind dann alle Tags-, Wochen-, u. Monatsschwankungen raus. Die Grafik zeigte mir dann ganz klar an, in welche Richtung es geht. Und in 2020 sah das nicht gut aus. Hatte ich irgendwie auch erwartet, aber das Ausmaß war mir nicht bewusst.

Durch diese 12 Monate Aufsummierung sieht man natürlich meine 0-Konsum Monate auch erst mit entsprechender Verzögerung in der Grafik. D.h. Obwohl ich seit Mitte März 2021 nicht mehr trinke, ist die Kurve erst im April 2022 bei Null. Und ab dann bleibt sie auch da. Alles bezogen auf die linke Skala. Die rechte Skala ist meine kreierte Maßzahl, die sich in dieser kumulierten 12-Monats-Durchschnittkurve dann mit dem absoluten Konsum deckt.

Verlauf_08_2022.jpg


Das habe ich alle geschafft, ohne Hilfe. Doch ich hatte Hilfe: Corona und die Reaktionen darauf: home office.
Denn meine Arbeitsumgebung war vorher ein Großraumbüro, laut. Das hat mich belastet.
Meine Stadtwohnung war in einem Altbau, entsprechend hellhörig. Lärm der lieben Nachbarn im Innenhof. Idioten mit Fahrrädern und Sonstigen E-Fahrzeugen auf den Gehwegen. Blendende Fahrradlampen. Deppen in Mengen. D.h. jede Menge Gelegenheiten am Tag, um mir auf den Wecker zu gehen.
Nun lebe ich in einem Haus in einem Dorf. Himmlische Ruhe. Weiterhin home office. Das ist meine Welt.
Und meine Hobbys explodieren förmlich, denn ich habe so viel Zeit dafür.
Fernsehe läuft fast nicht mehr. Auch ist mir das viel zu langweilig geworden.

Das waren 6 Jahre Entwicklung mit Baclofen.

Ein Persönlichkeitsmerkmal von mir ist Beharrlichkeit und Ausdauer. Das hat mir sicherlich sehr geholfen.

Meine Dosierung geht langsam runter. Wenn ich so weiter mache, wäre ich in 14 Monaten bei 0mg. Mal sehen.
:-!?


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