Wechselwirkungen zwischen Baclofen und Gabapentin

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lohnik82
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Wechselwirkungen zwischen Baclofen und Gabapentin

Beitragvon lohnik82 » 22. Januar 2017, 13:34

Hallo, bin neu hier.
Ich wollte mal fragen, ob jemand zusätzlich zu Baclofen auch noch Gabapentin nimmt.
Gabapentin wird sowohl beim Alkoholentzug eingesetzt und zur Rückfallprophylaxe.
Meine Tochter hat ein Alkoholproblem. Hat zwei Jahre nicht getrunken. Jetzt trinkt sie leider wieder.
Ist zur Zeit in Entgiftung. Sie hat zwei Jahre Gabapentin genommen, hat es dann abgesetzt. Ich weiss nicht, ob der Rückfall damit zusammenhängt.
Zur Zeit ist sie in der Entgiftung. Will wieder Gabapentin nehmen. Das bekommt sie vom Neurologen auch wegen der Nervenschmerzen. Baclofen verschreibt er ihr nicht. Er kennt sich damit auch nicht aus. Hat wohl noch nie gehört, dass Baclofen gegen Alkoholsucht hilft. Sie will es trotzdem nach der Entlassung versuchen. Da sie eine Packung zu Hause hat. Weiss aber nicht, ob es sich mit Gabapentin verträgt. Wir konnten auch Infos dazu finden.
Kennt sich vielleicht jemand aus?

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Papfl
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Re: Wechselwirkungen zwischen Baclofen und Gabapentin

Beitragvon Papfl » 22. Januar 2017, 16:43

Hallo lohnik82!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Meines Wissens wird Gabapentin oder mittlerweile eher das "Nachfolgepräparat" Pregabalin (Handelsname "Lyrica") in der akuten Entzugsphase manchmal prophylaktisch gegen mögliche Krampfanfälle gegeben. Ich persönlich halte nicht viel davon, diese Medikamente langfristig zur Behandlung der Alkoholsucht bzw. der vermeintlichen Unterdrückung von Craving ("Trinkzwang"/"Trinkdrang") einzusetzen. Zumal es Hinweise darauf gibt, dass sich bei längerer Anwendung von Pregabalin ein Suchtpotential entwickeln kann.

Ich sehe ehrlich gesagt auch keinen Sinn darin, Gabapentin parallel zu Baclofen einzunehmen. Baclofen schafft das eigentlich ganz alleine und ist meines Erachtens hier die bessere Alternative. Bin aber kein Mediziner, vielleicht können @jivaro oder @DoctorBAC noch ein paar Zeilen dazu schreiben.

lohnik82 hat geschrieben:Sie will es trotzdem nach der Entlassung [mit Baclofen] versuchen. Da sie eine Packung zu Hause hat.

Das würde ich an ihrer Stelle auf jeden Fall ausprobieren. Die besten Erfolge mit Baclofen erzielt man nämlich erfahrungsgemäß bei abstinentem Beginn. Trotzdem wäre es sinnvoll, nach einem baclofenerfahrenen und -verschreibenden Arzt Ausschau zu halten, weil man - wenn mit Baclofen Erfolge erzielt werden - mit einer Packung nicht weit kommt und Baclofen - obwohl es NICHT süchtig/abhängig macht und es auch KEINE Toleranzentwicklung gibt - nicht abrupt abgesetzt werden sollte. Wir helfen Euch gerne dabei, einen geeigneten Ansprechpartner in Eurer Umgebung zu finden (Näheres dazu unten).

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im Leitfaden für die Anwendung, der sich als gute Orientierungshilfe erwiesen hat bzw. in den Dosierungstabellen hier im Forum. Dabei braucht's schon etwas Geduld. Man sollte der Biochemie ein paar Monate Zeit geben, sich umzustellen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt.

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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lohnik82
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Re: Wechselwirkungen zwischen Baclofen und Gabapentin

Beitragvon lohnik82 » 23. Januar 2017, 10:30

Vielen Dank fuer die schnelle Antwort. Ich werde es meiner Tochter ausrichten.


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