@ all
Ich reagiere hier indirekt auf ein Posting von Conny in einem anderen Thread, aber weil das dort sonst wirklich "zu" off-topic wird, mache ich das in einem neuen Faden.
GoldenTulip hat geschrieben:Der "Trinkwunsch" ist hier das entscheidende, gegen das körperliche Craving gibt es ja was.
Genau hier liegt der Hund begraben. Wie bekomme ich diesen verflixten Wunsch los, in bestimmten Situationen etwas zu trinken. Überhaupt sind es vor allem die W-Fragen, die wir im Bezug auf das psychische Craving mal näher betrachten sollten.
Auf die Frage: "Warum hast Du denn jetzt wieder getrunken?" finden wir recht schnell irgendwelche Rechtfertigungen:
Stress, Beziehungskrise, Job, genervt, Auto kaputt, Langeweile (!), ...............
Dass uns dieses Warum nicht wirklich weiter bringt, wissen wir: Wenn's das Auto nicht ist, ist's der verlorene Schlüssel. Wenn's mit dem Partner mal klappt, ist der Nachbar doof...irgendeinen Grund finden wir immer, wenn wir wollen.
Deshalb habe ich mir angewöhnt, nicht mehr nach dem Warum, sondern nach dem Wozu zu fragen. "Wozu habe ich denn jetzt wieder getrunken?". Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied, weil er uns zum Entstehungskern des Trinkwunsches hinführt. Die Frage Wozu hat sehr viel mit gemachten Erfahrungen (oder dem "Suchtgedächtnis", wenn man's denn so nennen mag) zu tun. Antworten hierauf könnten beispielsweise lauten:
"...damit ich besser einschlafen kann."
"...damit ich lockerer und selbstsicherer auftrete."
"...damit ich keine Schmerzen mehr habe."
"...um meine Angst zu betäuben."
"...um meine Nerven zu beruhigen."
...
...
...
Sich die Wozu-Frage zu stellen ist nicht einfach, weil man sich unter Umständen eigene Schwächen eingestehen muss. Nämlich, dass es einem vielleicht an Selbstvertrauen mangelt, dass man in bestimmten Situationen unsicher ist, dass man vielleicht sensibler ist als andere, weniger belastbar, dass man eventuell Komplexe hat,...
Aber eine ehrlich beantwortete Wozu-Frage birgt zumindest (psychotherapeutische) Lösungsansätze: Es gibt Mittel gegen Schlafprobleme (Meditation, Entspannungsübungen, PMR, Autogenes Training), genau so wie Trainings für mehr Selbstbewusstsein, Gelassenheit, Angstbewältigung, alternative Schmerzbehandlungen (z. B. Akupunktur)...
Ich weiß, um solche Alternativen anzuwenden und sie umzusetzen bedarf es viel Kraft, Ausdauer und Übung. Eine Flasche zu köpfen ist um einiges leichter. Da steckt sehr viel Arbeit drin...aber letztendlich auch die Antwort auf unsere Ausgangsfrage: "Wie bekomme ich diesen verflixten Wunsch los, in bestimmten Situationen etwas zu trinken."
Papfl