Ist ein Outing sinnvoll?

Was im Baclofen-Alltag so alles schief- oder gut läuft
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Rigget
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Rigget » 7. Februar 2013, 14:04

Hallo chinaski,

Mit diesem Problem bin ich genau so umgegangen. Dieser ständige Druck warum trinkst du nichts mehr ging mir damals so auf den keks. Denn es wussten ja eh schon alle das mit mir was nicht stimmte, wenn wie ich sich am Abend einer drei Flaschen wein in sich reinschüttet ist das nicht normal.

Und seitdem habe ich meine Ruhe, und die leute aus meinem Umfeld die meine Entscheidung nichts zu trinken nicht akzeptieren haben meist selbst ein Alkoholproplem.

Lg
Klaus
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Findus » 7. Februar 2013, 14:13

Klaus, durchaus richtig in Deinem Fall.

Ich gebe an dieser Stelle mal zu bedenken, dass das nicht immer eine persönliche Entscheidung sein muss, da kann noch ein anderer Faktor ganz entscheidend sein:

Es gibt Berufe, in denen es nicht möglich ist, weiter zu arbeiten, wenn dies mehr als den dafür allernotwendigsten Leuten bekannt ist. Und sei der/die Betreffende schon Jahrzehnte lang trocken.

Für mich wird sich kein Personalchef dieser Welt mehr interessieren, welch ein Glück. Aber es hätte noch vor wenigen Jahren mein abruptes berufliches Ende bedeutet.

Hätte ich dann "unbedingt dazu stehen" gewollt, gut, auch eine Entscheidung. Hin zu einem anderen Beruf.
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Rigget » 7. Februar 2013, 14:50

Hallo all

@Findus
Glaube mir ich bin nicht mit einem Schild um den Hals hängend rumgelaufen wo draufstand " Vorsicht Alki "
Und da ich mein lebenlang selbstständig war Wusste es mein Chef [shok]

Was ich damit meine mein engstes Umfeld weiß bescheit,und das ist gut so, hat mich vor manchem Rückfall bewahrt.

Lg
Klaus
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Susann » 7. Februar 2013, 14:54

Hallo Chinaski!

Also ich habe mich auch geoutet, zumindest vor meinem Partner und meiner lieben Schwester, immerhin.

Aber bei mir hat sich dadurch nichts geändert, mir wurde im Prinzip auch keine Hilfe angeboten. Ich glaube sogar, man hat mich nicht erst genommen.

Mein Partner meinte nur, das Schaffen wir schon. Gut, er hat sich dann eine Woche frei genommen, ist am nächsten Morgen nach meiner "Beichte" mit mir zu meinem Hausarzt gefahren und wir haben die Sache dort besprochen. Mein Hausarzt, eigentlich ein Doc, dem ich immer vertraut habe und wo ich Jahre lang in Behandlung war (jetzt nicht mehr), hat gemeint, er könnte mir gar nicht helfen und gibt mir eine Überweisung ins Krankenhaus zum Entzug. Dass ich das auf keinen Fall wollte, kann man in meinem Thread nachlesen, also habe ich zu Hause den ersten Entzug probiert. Mein Partner war bei mir, das war ja noch ok und lieb und nett von ihm. Ich habe mich eine Woche lang krank schreiben lassen und er stand mir bei und Gott sei Dank ist alles gut gegangen, also mir ist nichts passiert. ABER BITTE NICHT NACHMACHEN. Aber man soll ja hier ehrlich sein, wie es wirklich war und kein Blatt vor den Mund nehmen.

Nach dieser Woche war ich dann soweit wieder fit, arbeiten zu gehen und prompt kaufte mein Partner wieder normal Weinflaschen ein und bot mir abends ein Glas an. Er meinte in etwa, komm schon, ein oder zwei kannst du doch trinken, ich trinke doch auch meine ein zwei Bier. Ist doch nichts dabei. Tja, und das hat alles wieder zunichte gemacht.

Meine Schwester nahm mich auch nicht ernst, fragte mich zwar, wie viel ich trinken würde und meinte nur, ach was, so viel ist das doch gar nicht.

Ich würde mich nicht mehr trauen mich zu outen, eigentlich hat es alles für mich persönlich nur schlimmer gemacht. Ich habe mich nur noch geschämt, hatte immer das Gefühl, mein Partner schaut mich irgendwie komisch an und wenn es zum Streit kam, einfach nur so, hatte ich das Gefühl, er denkt, „die hat doch wieder getrunken“. Ich nahm mich einfach nicht mehr für voll. Ich weiß auch gar nicht, ob er wusste, dass ich danach wieder angefangen hatte. Doch, bestimmt wusste er es, man konnte es bestimmt riechen, oh je, wie unangenehm jetzt davon zu schreiben. Aber ich habe es dann fast ein Jahr später aus eigener Kraft geschafft, aufzuhören, also fast. 

Das sind meine Erfahrungen, aber jeder hat wie gesagt seine eigenen und sollte auch seine eigenen Erfahrungen damit machen.

LG Susann
Jeder Krise kann man nur mit absoluter Ehrlichkeit entgegentreten!

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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Findus » 7. Februar 2013, 15:03

@Klaus
So einen Chef hätte ich auch gerne gehabt [blum]. Aber ich bin von Haus aus risikoscheu und hatte den Deutschen Staat als Chef. Der "wärmende und schützende Mantel des Staates" ist für Beamte ein wahrer Segen, aber man kann sich halt doch nicht gar alles erlauben.

Niemand muss seine Abstinenz begründen, d.h. sich "outen". Alkoholismus ist ein Grund für Abstinenz, aber der Umkehrschluss ist schlicht falsch. These: Die meisten Abstinenzler sind KEINE Alkoholiker. Das lässt sich vielleicht auch daran beweisen, dass die große Mehrzahl aller Alkoholiker letztlich nicht abstinent ist, sondern trinkt. Eigentlich ganz einfach.

Ein anderes Kapitel ist es, wenn Alkoholismus aktenkundig wird (Personalakten, Krankenakten) oder wenn es z.B. Indiskretionen (Mobbing) gibt. Aber auch dagegen kann man sich mit entsprechend sicherem Verhalten durchaus zur Wehr setzen.
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Findus » 7. Februar 2013, 16:18

WarzoEcht hat geschrieben:Wenn ich viermal in der Woche in meiner Lieblingskneipe vier Viertel Wein oder mehr trinke, dann brauche ich mich nicht zu outen, genausowenig wie alle anderen Stammgäste. Ich bin geoutet.

Outen kannst Du Dich nur selber. Es ist ein aktiver Vorgang. Und er ist nienieneieniemehr rückgängig zu machen.
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Rigget » 7. Februar 2013, 18:53

Hallo alle

Das im Beruf sich Sich zu Outen ein Riesen proplem ist, ohne frage
Aber was ist mit alle wissen es !
Aber keine sagt was ??

Das geht auch nienieniemehr aus den Köpfen

Was ich damit sagen will: es wissen meist mehr als man denkt doch keiner spricht offen darüber
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Findus » 7. Februar 2013, 20:01

@Rigget
Wenn alle Mitmenschen ausnahmslos wohlwollend, hilfreich, fördernd und Mutter-Teresa-gleich wären, könnte ich mich mit einem Selbstouting eventuell anfreunden. Das sind sie leider nicht, zumindest nicht in meinem Umfeld. Mag sein, dass es im sonnigen Spanien so ist, hier im saukalten Bayern überwiegt leider die Fraktion der Unsmpathen, ich weiß das am besten, gehöre auch dazu.

Wenn man von jemand anderen "geoutet" wird, dann kann man das vehement abstreiten, gegebenenfalls auch als üble Nachrede gerichtlich verfolgen lassen, jedenfalls hat es niemals dieselbe Qualität wie ein Selbstouting. Da ist die Wahrnehmung ganz anders und ich verstehe die Therapeuten nicht, die ihren Klienten dazu raten.

Rufmord kann man nicht verhindern - Rufselbstmord hingegen schon, indem man einfach zu allen Dingen schweigt, mit denen man sich selbst belasten könnte.

Das kann natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ich werde es nicht tun, früher nicht, heute nicht und solange noch ein Funke von Restverstand in mir glimmt auch in Zukunft nicht. Das nenne ich Perlen vor die Tiere mit der Steckdosennase werfen o.ä.
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon GoldenTulip » 7. Februar 2013, 20:08

Hallo Ihr,

ich bin da auch zwiegespalten. Nach Jahren der Leugnung war es für mich privat eine große Erleichterung, mein "Lebensthema" nicht mehr zu verstecken. Und natürlich haben sich die Freunde und Bekannten schon lange vor mir Gedanken gemacht oder Urteile gebildet. Für die war es wiederum eine Erleichterung, dass ich mich endlich selbst kümmere und aktiv etwas zu ändern versuche.
Da ich am Ende gar nicht mehr arbeitsfähig war, hab ich dann dem AG auch reinen Wein eingeschenkt. Augen auf und durch. Ich habe den Vorteil, dass ich recht mobil zu der Zeit war, und räumlich auch Abstand dazwischen bringen konnte. Das kann ja nicht jeder. Und die Stigmatisierung, die man sich da auflädt, ist schon enorm. Man muss nicht Jenny Elvertshagen sein, um danach einen leichten Verfolgungswahn zu bekommen, dass man dauernd beobachtet und kontrolliert wird.

Sagen wir mal so: Wenn ich das Gefühl hätte, das ganze Thema wäre für mich durch, kann ich mir vorstellen, weiterhin offensiv damit umzugehen. Solange ich selbst noch rumtrudel würde ich es im beruflichen Kontext hier niemandem auf die Nase binden.

Die Leute schauen dann immer so komisch- halb herablassend, halb selbst ertappt oder sie wissen einfach nicht oder zu gut, auf was sie sich da einlassen.
In Arbeitsbeziehungen würde ich das nicht noch einmal so machen, da würde ich mir eine andere Krankheit audenken, die gesellschaftlich nicht so mies angesehen ist. Burnout klingt viel tüchtiger als Schnapsdrossel

LG Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Ginger » 7. Februar 2013, 21:36

Hallo euch,

für mich hätte ein Outing keinen einzigen Vorteil. Ist aber eine sehr individuelle Sache wie man sieht.
Manchem hilft es, die soziale Kontrolle ist dann höher, wie ja auch Jenny E.-E. es sagte, sie meinte das glaub ich im positiven Sinne.
Bei mir wissen die engsten Freunde, dass ich keinen Alk trinke und auch warum. Alkohol spielt aber auch keine Rolle, weder beruflich noch privat. Hatte aber auch nie ein Problem, statt Sekt in der Öffentlichkeit Orangensaft zu trinken, das war so selbtverständlich, dass nie jemand danach gefragt hat.

Ich sehe im Outing eher Fallstricke wie Umdeutungen:

WarzoEcht hat geschrieben:NIE UND NIMMER würde ich mich am Arbeitsplatz outen. Es würde mir nur Nachteile bringen. Jeder Fehler (Fehler passieren!) würde auf meinen Alkoholismus geschoben.


Ein Tag mal krank und schon würde vermutlich spekuliert. Muss nicht sein, wäre aber mein Bedenken.

(...) ich müsste das in aller Regel geheuchelte Mitleid ertragen müssen.


Und das auch noch. Oder noch Schlimmeres - zum Beispiel echtes Mitleid....
Der Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) sagte: „Die Frau ist Aura, und wenn sie das Haus verlässt, macht sich der Shaitan Hoffnungen (sie irrezuführen). Nirgends ist sie Allah näher als in ihrem Haus.“ (Berichtet von Ibn Hibban und Ibn Khuzaima; von al-Albani in as-Silsila as-Sahiha, Nr. 2688 als sahih eingestuft.)

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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Rigget » 7. Februar 2013, 21:59

Hallo

@Findus

Hier auf GC bin ich in meinem Bekanntenkreis als sin Alkohol bekannt weil diese Leute kennen mich nur alkoholfrei.
Hin und wieder werde ich darauf angesprochen, und wenn ich der Meinung bin das derjenige es wissen muß rede ich offen darüber.


Aber ich habe auch noch ein leben in Deutschland und einen recht großen Freundeskreis,und da bin ich genau so verfahren wenn ich der meinung war das es von Nöten sei. Sprach ich darüber Ich persönlich habe damit nur positive Erfahrungen gemacht.


Rufmord da kannst du dich rechtlich wehren. Aber wenn es ausgesprochen ist ????


So ich denke habe für meine Verhältnisse genug geschrieben

Einen schönen Abend an alle.
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Findus » 7. Februar 2013, 22:02

Natürlich bekommt das familiäre Umfeld einiges mit. Im März werden es 40 Jahre, die ich verheiratet bin, noch dazu mit einem Mann, der dem Alkohol grundsätzlich nichts abgewinnen kann. Als er 16 war, hat er sich auf einer Party derart betrunken, dass er hinterher drei Tage nur gekotzt hat, seine Mutter hat ihm einen Eimer ans Bett gestellt und ihn seinem Schicksal überlassen. Das war ihm eine solche Lehre, dass er für alle Zeit die Finger vom Alkohol gelassen hat. Früher hat mich das beelendet - ich hätte soooo gerne einen Kerl gehabt, mit dem man fröhlich um die Häuser ziehen kann.....Fehlanzeige! Stattdessen ist er am liebsten zu Hause gesessen, hat seine Kinder und Katzen bevatert, gekocht, geputzt und am Haus herumgebastelt.

Mit den Jahrzehnten wandelte sich meine Einstellung, heute bin ich froh, dass ich einen verlässlichen, anständigen Menschen an meiner Seite habe, die lustigen Kerle, die mir so gefallen haben sind heute alle entweder gestorben, krank, mental depriviert, pleite oä.

Meine Sauferei hat er nie richtig mitgekriegt, weil

a) ich zum Glück im betrunkenen Zustand nie streitsüchtig oder bösartig werde, ich ziehe mich dann zurück, lese bis mir die Buchstaben vor den Augen verschwimmen und geh dann in mein Refugium auf den Dachboden.

b) die Trinkzeiten lege ich in die ruhigen Stunden, wenn er nicht zuhause ist und glücklicherweise regeneriere ich mich sehr schnell.

c) ich auch im nüchternen Zustand immer ein bisschen verpeilt bin, so fällt der Suff nicht so auf.

Zum Glück bin ich nicht prominent und kann über Jenny E.-E. nicht urteilen - ich hätt's nicht getan.
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Fiffi » 7. Februar 2013, 23:51

Hallo an alle Lesenden

Ein berufliches Outing käme für mich niemals infrage. Schamgefühle und Furcht vor herblassendem Verhalten, vor Mitleid und Ablehnung seitens meiner Kollegen sind für mich unüberwindbare Hindernisse.

Auch privat war mein Outing keine Befreiung und keine wirkliche Erleichterung. Die wenigen Freunde, denen ich meine Alkoholsucht eingestanden habe, glaubten es nicht und nehmen das Problem bis heute nicht ernst. Natürlich ist es während mancher Festlichkeiten aufgefallen, dass mein Weinkonsum und auch mein Verhalten nicht der Norm entsprechen. Wild, laut und "beschleunigt" war ich eh schon immer, also wurde meine Ausgelassenheit meist meinem lebhaften Temperament zugeschrieben. Niemanden hat es gewundert, dass die "emotionale Selbstregulierung" bei mir nicht so geschmeidigt funktioniert wie bei anderen Menschen. Fiffi ist eben so. Jaa, DAS ist Fiffi...

Meine Schwester war anfangs richtig besorgt, hat aber niemals verstanden, dass Alkoholsucht eine Krankheit ist, die sich nicht mit Worten oder Drohungen, Liebesentzug oder Spott und Hohn heilen lässt. Da klaffen Welten zwischen uns auseinander. Eine Brücke zwischen ihnen zu bauen, ist es uns bisher nicht gelungen.

Meine Eltern wissen bis heute nichts, es wäre für sie noch ein weiterer Schandfleck, der meiner Seele anhaftet, eine Bestätigung meines persönlichen und geistigen Versagens, das sie mir immer prophezeit haben. Hatten sie recht?
Ein erwachsener Mensch müsse damit doch zurecht kommen... Meinen sie immer... auch zu Depression, Drogensucht, Zwangsstörungen ....

Mein Outing hat mir nur verdeutlicht, wie wichtig wahre Freunde sind, liebende Familie, ein behüteter Ort, an dem man sich sicher und aufghoben fühlt.



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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Zero » 8. Februar 2013, 09:33

Hallo an alle

Für mich kommt ein Outing im Familien ,- und Freundeskreis nicht in Frage.
Ich würde mich damit total in den Mittelpunkt katapultieren, und wenn ich daran denke, wie ich dann mit den Fragen nach dem "Warum?" konfrontiert werde, bekomme ich glatt Saufdruck [blus]

Kann mir lebhaft vorstellen, was dann hinter meinem Rücken geredet, spekuliert, verurteilt wird.

Ich könnte nicht mehr ICH sein, da ich ständig das Gefühl haben müsste, kontrollert zu werden. Nicht mehr alleine einkaufen gehen ( ich könnte ja in vVersuchung kommen ) , wenn ich nicht zuhause bin, würde meine Bereiche durchsucht....

Ich weiß, wovon ich rede. Mein Vater hat gesoffen wie ein Loch und sogar ich habe heimlich damals ( ich war ein Teenie )mitgemacht. Seine Flaschen wurden nicht entsorgt, dafür aber am Etikett gekennzeichnet. Alle Welt wurde informiert und aufgefordert, ihm keinen Alkohol zu geben; wir haben mit Gott und der Welt darüber geredet, nur nicht mit ihm.

Klar, das ist jetzt 40 Jahre her und damals hatte man noch nicht den Durchblick, was eine Alkoholerkrankung ist. Im Laufe der Jahre habe ich viel von der Geschichte meines Vaters erfahren und ehrlich: Heute kann ich es fast nachvollziehen, dass er in den Suff geflüchtet ist. Das aber nichts damit zu tun, dass ich selber trinke. Meine Probleme liegen woanders. Ich habe all das, was meinem Vater vorenthalten wurde...

Doch, ich schweife ab.

Da Familie & Co. für mich eben nicht in Frage kommen, habe ich mich , wie ihr wisst, entschlossen, meinem Arzt reinen Wein einzuschenken und habe ein Therapie begonnen.
Ich kann nur sagen: Es hat richtig gut getan es auszusprechen.

Ich sehe es als Mittelweg zwischen Outing und Non-Outing.

Noch eines fällt mir zur Diskussion hier ein.
Ich denke, dass unsere Gesellschaft es eher tolleriert, wenn Promis drogenabhängig sind, als wenn es ein Familienmitglied betrifft.
Spontan fällt mir dazu z.B. Joe Cokker ein, oder der Gitarrist von Mick Jagger ( komm' jetzt nicht auf den Gruppennamen...menno ) . Alles Hochkarätige Künstler, die heute wieder auf der Bühne stehen und von der Gesellschaft bejubelt werden. Harald Junhke wurde bejubelt, als er in den Entzug ging. Prima, Harald! Weiter so. Du schaffst das!...
Es gibt deren noch viele mehr.

Doch leider sind wir hier nicht prominent und MEINE Familie würde nicht jubeln, sollte ich mich outen.

Das wollte ich nur eben loswerden, bevor ich in meinen Tag starte.

LG
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Findus » 8. Februar 2013, 10:01

Guten Morgen,

es wundert, freut und beruhigt mich, dass so viele es so sehen wie ich und ein Outing als absolut unnötig, ja sogar schädlich ansehen. Die gängige Meinung vertritt doch die These, dass ein Outing befreien und erleichtern würde. Nahezu fassungslos war ich, als der Guru im "anderen" Forum die User zum Einstellen von "Ichataren", also naturgetreuen Passfotos, aufgefordert hat und diejenigen, die sich nicht entblödeten, das zu tun, mit besonderen Freundlichkeiten belohnt hat. Da bin ich aus dem Kopfschütteln nicht herausgekommen und habe ernsthaft an meinem Verstand gezweifelt.

Leute mit dieser Krankheit sind eh schon gestraft genug, sie noch mit öffentlicher Ächtung zusätzlich zu belasten, kommt einer seelischen Hinrichtung gleich. Deshalb sind mir auch die AA's suspekt, nicht alles, was sie sagen, ist falsch, ihre Erkenntnisse fußen zum Teil auf langjährigen, leidvollen Erfahrungen - aber diese hündische Demutshaltung, dieses Züchten von lebenslangen Schuldgefühlen ist nicht meins. Erinnert mich an einen Hund, der ins Wohnzimmer gepinkelt hat und dem die Schnauze immer wieder da hinein getunkt wird.

Jeder Jeck ist anders......manche brauchen das vielleicht, ich nicht.
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon GoldenTulip » 8. Februar 2013, 10:21

@ Fiffi und @all,

ich habe in Saufnix auch viele Beiträge von Co-Abhängigen und Angehörigen/ Freunden sowie Arbeitgebern und Arbeitskollegen gelesen. Aus der Außenperspektive ist Alkoholismus eine furchtbare und erschreckende Erkrankung.

Mehr oder weniger unzuverlässige, lallende, teilweise aggressive, grenzüberschreitende, stinkende, in Selbstmitleid versunkene "Partner" und Eltern, die mit Mühe und Not das Nötigste so eben grade hinbekommen. Uneinsichtig und wie ferngesteuert.

Das macht Angst, man fühlt sich hilflos und wütend und traurig zugleich. Als Kind zweier ehemals alkoholkranker Eltern fällt es mir nicht schwer, diesen Blick (auch) auf mich einzunehmen. Die Scham, die man selbst empfindet, hat ja einen realen Hintergrund an Versäumnissen und Peinlichkeiten.

Das ist der eine Teil. Der andere besteht im Unverständnis und Unkenntnis über den Charakter der Erkrankung, wie Fiffi es beschreibt: Der (geliebte Mensch) darf nicht immer so bleiben müssen. Wieso kann er nicht aus Liebe zu den Angehörigen einfach aufhören? Wieso ist ihm das wichtiger? Es hinterlässt Narben in der Seele derjenigen, die sich das machtlos (und zum Teil abhängig) mit anschauen müssen. Es ist eine ultimative Zurückweisung, denn die immer noch verbreitete Auffassung, dass es sich eher um Willensschwäche handelt, birgt auch den Keim der Hoffnung, dass der böse Spuk willentlich ein Ende finden könne. Leugnung um des Überlebens willen.
Von Gewalt, die traumatisierten Opfern von anderen unter Alkoholeinfluss angetan wurde, rede ich hier noch nicht einmal.

Das ist einer der Gründe, warum ich die TV-Beichte von Jenny E.E. nur begrüßen kann: Es fördert die allgemeine Einsicht, dass es selbst "die Besten trifft" (und nicht so klamaukhaft wie bei H. Juhnke, der eher damit kokettierend dargestellt wurde), dass man professionelle Hilfe braucht und dass mit dem Ende des Konsums noch lange nicht alles wieder gut ist.

Dann gibt es noch die fröhlichen Kneipenrunden, in denen erstaunlicherweise nicht immer der neuerdings sich als abhängig bezeichnende Nichtmehrtrinker am meisten konsumiert hat. Die anderen bechern fröhlich weiter, bis diese Spaßbremse das eigene Trinkverhalten spiegelt und problematisiert.
natürlich wird das Problem dann heruntergespielt, wer hat schon Lust, sich zur Unzeit selbst zu hinterfragen.

Warum Arbeitgeber Vorbehalte haben, muss ich glaube ich nicht speziell erläutern.

Was ich damit sagen will.

Es ist und bleibt ein Balanceakt. Das innere Geschehen und das, was außen wahrnehmbar ist, driften auseinander.
Die Zeitrechnung ist unterschiedlich.

Ich wünschte, mir würde noch ein guter, toller, hoffnungsbesetzter Schlusssatz einfallen. Tut es aber nicht.
Meine Selbstwahrnehmung und meine Ziele haben sich vielfach geändert im Lauf der Erkenntnisse. Ich fange jedesmal wieder von vorne an.
In the end wünsche ich mir, dass ich mein Leben nicht verschwendet hab.

Das ist wie kosmisches Seufzen, ein bisschen ungläubig, und auf der Herzebene weiß man schon, dass doch etwas Bestand hat, was den eigenen Horizont übersteigt.

Liebe Grüße,
Conny
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Findus » 8. Februar 2013, 11:43

WarzoEcht hat geschrieben: wenn bei seinen wunderlichen Umfragen und "Stimmungsbildern" die kompletten Leberwerte bei ihm eingereicht würden, was einer sogar schon gemacht hat. Outing-Wahn kennt offenbar keine Grenzen.


Wer hat jetzt den schlimmeren Wahn: der, der das einfordert, oder der, der's tut? [yahoo]
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon GoldenTulip » 8. Februar 2013, 14:02

oder der, den dies immer noch umtreibt, statt bei sich zu bleiben?
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon GoldenTulip » 8. Februar 2013, 14:48

Lieber Warzo,

ich bin die Letzte, die sich über solche Gefühle lustig machen würde. Dazu bin ich selbst viel zu betroffen. Es muss an einem Punkt aber mal Schluss damit sein, das bekommt ein Eigenleben, und geht emotional nur noch gegen die, die sich traumatisiert selbst daran binden. Gott ist tot the Lord ist fort.

Das sucht man sich nicht aus. Aber wenn man sich dessen bewusst ist, kann man vielleicht und hoffentlich aufhören, sich selbst weiterhin zu traumatisieren, indem man den Focus darauf gerichtet hält. Ist ohnehin nur ein Stellvertreterkrieg.

Es tut mir weh, anzusehen, wie Du and manch andere davon nicht loskommen. Es blitzt bei mir ja auch immer mal auf, da bin ich nicht frei von. Aber dieses Schwert richtet sich nur gegen einen selbst. Murks, kurzgesagt.

Ich hatte sogar eine selbstfinanzierte Coachingsitzung deswegen, und weiß, ich bin nicht die einzige, die das nicht allein auf die Kette gekriegt hat..

Also: Nichts mit divide et impera. Sondern per aspera ad astra.

Deine Freundin Conny
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Re: Ist ein Outing sinnvoll?

Beitragvon Findus » 8. Februar 2013, 14:52

Ich fürchte, "zu anderen rüberschielen und nicht bei sich bleiben" ist so alt wie die Menschheit. Vermutlich haben unsere Vorfahren schon am gerade erfundenen Feuer über die Deppen vom Nachbarstamm gelästert, die so ein nutzloses rundes Ding erfunden hatten, dass sie "Rad" nannten".

Es hat auch viel mit Abgrenzung zu tun und hat eine Ventil-Funktion.

Und vielleicht ist das ja gar nicht mal so schlecht. Es kommt immer darauf an, wer über wen.....
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