WarzoEcht hat geschrieben:[
Zum anderen, wenn Dein Freund sich solche Sperenzchen leistet, dann könnte man eigentlich himmelfroh sein, dass der (möglicherweise) Liter Wein kein halber Liter Vodka war.
.... Und so leicht es mir herausgerutscht wäre, hätte ich das Verhalten Deines Freundes fast als beschämend, empörend und verantwortungslos gebrandmarkt. ...Ich frage mich bloß, wie es zwei Suchtkranke (falls Du dich überhaupt so harsch definierst - ich bin mir da nicht so sicher) schaffen sollen, gesund und erfolgreich zusammenzuleben? Das funktioniert, ist immer wieder zu lesen, "normalerweise" nicht.
@ Warzo und alle,
Das es quasi unmöglich ist das zwei Süchtige zusammenleben lebe ich ja vor!
Es ist eigentlich nicht möglich, weil der eine Süchtige oft der Auslöser für den anderen ist seine Sucht fortzusetzen.
Genauso ist es fast unmöglich sich zu trennen, weil man emotional viel zu labil ist. Ich sehe das mittlerweile ganz deutlich und ich fühle mich oft in die Ecke gedrängt oder die Hände gefesselt und nicht in der Lage mich weder aus der Alksucht noch von meinem Freund zu trennen. Beide tun mir nicht gut, beide machen mich kaputt und unglücklich und dennoch geht es nicht „sie“ abzuschütteln.
Klar ist sein Verhalten empörend, ich bin auch mehr als einmal nach einer seiner Spielnächten ausgerastet, aber mittlerweile weiß ich das er wirklich süchtig ist und welche Vorwürfe soll ich ihm machen? Ich selbst schaffe es auch nicht aus meiner Sucht auszubrechen. Es gibt nur einen Unterschied, er weiß nicht das er süchtig ist (Spiel und Benzos, was schlimmer ist mag ich nicht zu urteilen), das geht nicht in seinen Kopf rein.
Heute morgen kam er glücksstrahlend um 6. 30 Uhr nach Hause, er hatte unglaubliche 60 Pesos ( 10 Euro!!!!) gewonnen, zog sich um und fuhr zur Arbeit, obwohl halb betrunken. Er freute sich wie ein Kind der den Weihnachtsmann sieht, immerhin hatte er nichts verloren, sondern sogar gewonnen, auch wenn der Betrag lächerlich ist, hatte niemanden Krankenhausreif geschlagen und war nicht total betrunken.Heute Mittag als er von der Arbeit kam sagte er immer noch glücksstrahlend „Siehst du wie gut ich das kontollieren kann?!“
Aber wem sagt er das? Ich klopfe mir auch auf die Schulter wenn ich mir schön rede das ich NUR 1liter Wein getrunken habe, statt 2. Das Suchtverhalten / Suchtdenken ist lächerlich, heute schaffe ich es nur „wenig“ zu trinken und er nichts zu verlieren, aber morgen sieht die Sache anders aus ( ich trinke 3 Liter und er verspielt alles). Man schöpft Mut aus diesen lächerlichen Erfolgen, ich sehe es mittlerweile wirklich so, denn es sind keine Erfolge, es ist reines „schön gerede“ um den Glauben zu bewahren das man seine Sucht unter Kontrolle hat und es ist auf eine gewisse Weise tröstlich zu wissen das es viel schlimmere Zeiten gab ( sowohl was meinen Alk Konsum, als auch seine Spielsuchts angeht).
Wirklich problematisch ist das es Situationen gibt, wo einer die Sucht des anderen „fördert“. Das ist auch im Moment nach wie vor mein größtes Problem. Mein Freund ist leider nach wie vor mein TW Auslöser Nr.1 und ich bin nach wie vor sein Spielauslöser Nr1. Und ich ärger mich darüber, was zu Problemen mit ihm führt. Es kann nicht sein das ich wegen ihm trinke, das ich emotional so labil bin. Ich weiß das ich gestern nichts getrunken hätte wenn er nicht um 19 Uhr verkündet hätte das er KURZ spielen geht und ich weiß das ich nicht jetzt um 14 Uhr schon einen ungezügelten TW hätte, wenn er nicht erst um 6.30 Uhr nach Hause gekommen wäre. Sowohl gestern, als auch heute sind das absolut keine TW/SD Zeiten, das ist reine Kopfsache und damit komme ich nicht zurecht. Ganz zu schweigen von seinen Vorwürfen das man mich nüchtern nicht erträgt, seine Frage : Na trinkst du heute? Alles TW Auslöser die zu 99 % zum Griff zur Flasche führen. Da hilft bei mir nichts, da kann ich mir noch so oft sagen „Tue es nicht, du wirst es morgen bereuen“, ich könnte mir Rockines Ratschläge ausdrucken und an die Wand kleben, da gibt es bei mir keinen Halt, mein Freund und sein Verhalten sind mein TW Auslöser Nr.1.
Fakt ist das sobald ich mein Alkproblem einigermassen „ unter Kontrolle“ zu glauben habe und mehrere trinkfreie Tage habe, dies unweigerlich zu Problemen mit meinem Freund führt und ich wieder trinke. Trinke ich wieder, klappt es mit meinem Freund aus welchem Grund auch immer besser. Er wirkt dann friedlicher, ist häuslischer, etc.
Ehrlich gesagt stehen mir wirklich gerade die Tränen in den Augen, weil mir beim schreiben soviele Dinge bewusst werden und ich wie ein Ochse vorm Berg stehe und nicht weiß wie ich das alles bewältigen soll. Das ist alles kein Mitleids erhaschen, ich weiß im Moment einfach nur nicht weiter. Letzte Nacht, als die Stunden so verstrichen und er nicht kam, dachte ich mir nur „ Packe deine Sachen, verkauf das Haus, schnapp dir deinen Sohn und zieh weg, weit weg“ Aber ist fortlaufen eine Lösung? Würde ich nicht mit 100% Sicherheit auch in einem anderem Land einen ähnlichen Mann treffen? Würde ich nicht auch in einem anderen Land früher oder später wieder zur Flasche greifen, sobald halt der Alltag eintritt? Als ich damals todunglücklich mit meinem Ex Mann zusammen lebte, aber wenigstens in Saus und Braus lebte, wünschte ich mir immer den Prinzen auf dem weißen Pferd herbei der mich rettet und als ich meinen jetzigen Freund kennenlernte dachte ich ( obwohl er ohne Pferd kam) DAS ist er!! Das ist mein Prinz! Wer hätte gedacht das er zu meinem Albtraum wird?
So, ich glaube ich werde mich etwas aus der Realität wegbeamen.
Euch allen ein schönes Wochenende. Argentina
PS: War etwas länger als geplant.