Immer mehr Suchtkranke durch Beruhigungsmittel

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gretikatz
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Immer mehr Suchtkranke durch Beruhigungsmittel

Beitragvon gretikatz » 22. Juni 2015, 06:40

In Vorarlberg sind geschätzte 5.000 bis 7.000 Menschen süchtig nach Beruhigungs- und Schlafmitteln. Die Folgen der Abhängigkeit sind enorm, Experten fordern ein Umdenken. Im Suchtkrankenhaus Maria Ebene sind 43 Prozent der Patienten von diesen Substanzen abhängig.


Das wird in den Nachbarländern ähnlich sein.

Seit Jahren verschreiben immer mehr Ärzte ihren Patienten Beruhigungs- und Schlafmittel: Mehr als 100.000 Packungen werden jährlich in Vorarlberg verkauft, die Tendenz ist steigend. Für Menschen etwa mit starken Krämpfen oder akuten Panikattacken sowie vor Operationen sind die sogenannten Benzodiazepine und Z-Substanzen oft unverzichtbar. Die Medikamente nehmen Ängste, entspannen Muskeln und regen den Schlaf an.

Sehr schwieriger Entzug - allerdings machen die Beruhigungmittel innerhalb weniger Wochen süchtig, der Entzug ist laut Experten schwieriger als bei anderen Süchten. Die Patienten würden extrem unter innerlicher Unruhe, Panikattacken und Schlafstörungen leiden, ...

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DoctorBAC
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Re: Immer mehr Suchtkranke durch Beruhigungsmittel

Beitragvon DoctorBAC » 27. Juni 2015, 14:40

Da muss der Suchtbegriff aber sehr gedehnt werden, um den ganz normalen Gebrauch von Tranquilizern hineinzupressen.
Zur Erinnerung: Die Substanzabhängigkeit nach ICD-10 wird wie folgt definiert:

Abhängigkeit liegt vor, wenn in den letzten 12 Monaten mindestens drei der Merkmale aus der folgenden Liste vorgelegen haben

der starke Wunsch, die Substanz zu konsumieren
Entzugserscheinungen, wenn der Konsum reduziert oder beendet wird
Dosissteigerung, um den gewünschen Effekt zu erreichen
Unfähigkeit, den Konsum zu kontrollieren (Beginn, Ende, Menge)
Vernachlässigung anderer Aufgaben oder Vergnügungen zugunsten des Konsums
Fortsetzung des Konsums trotz schädlicher Folgen

Die meisten Menschen, die regelmäßig Schlaf- oder Beruhigungsmittel nach ärztlicher Verordnung einnehmen, ohne die Dosis zu steigern, ohne merkbare körperliche oder psychische Nachteile, sind von ihren Medikamenten etwa so abhängig wie ein Hypertoniker, psychisch Kranker, Epileptiker oder Diabetiker von seinen Medikamenten oder Otto Normalbürger von seiner morgendlichen Portion Kaffee.

Eine echte Abhängigkeit mit enormen Dosissteigerungen, unkontrollierter Einnahme großer Mengen mit merkbaren Intoxikationserscheinungen ist weiterhin sehr selten und meist nur bei Polytoxikomanen zu beobachten, die auch Alkohol und/oder andere Drogen süchtig konsumieren - da kommen auch 100-200mg Diazepam pro Tag zusammen.

Die tägliche Schlaftablette führt zwar zu Problemen beim schlagartigen Absetzen, kann jedoch durch langsames Ausschleichen ohne Schwierigkeiten beendet werden - wenn die PatientInnen dies wünschen.

Ob eine erhöhte Sturzgefahr oder die Verstärkung kognitiver Defizite die Betroffenen mehr "schädigen" als ein erzwungener Entzug mit der Folge von Angst, Unruhezuständen und akuter Verwirrtheit, mag ich mal dahingestellt lassen.

Nach meinem Eindruck soll hier ein großer Patientenpool für krank erklärt werden, der nicht unbedingt einer Behandlung bedarf - die "Beruhigungsmittelsucht" ist überwiegend ein aufgeblasenes Gespenst, bei der Anwendung gleicher Maßstäbe auf andere Substanzen wäre die Welt bevölkert von "Low-Dose"-Alkoholikern, Koffeinsüchtigen, Esssüchtigen etc.
Da sollte man die Kirche doch lieber im Dorf lassen

LG

D.B.


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