Baclofen und Cannabis …

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Fiona
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Baclofen und Cannabis …

Beitragvon Fiona » 8. April 2015, 11:30

… scheinen nicht kompatibel – zumindest nicht in meinem Körper.

Was mit MS bedingten Spastiken begann, deutet auf einen unerwarteten, dennoch freudig begrüßten Wendepunkt in meinem Leben hin.

Heute ist mein 17. Tag mit Baclofen, allerdings und darum soll es in diesem thread gehen, mein 10. Tag ohne Drogen. Ohne craving und ohne die bislang zum Entzug von mir eingesetzten Medikamente der *zepam-Liga.

Wie ich mittlerweile u.a. hier gelesen habe, ist der Ansatz, baclofen zur Linderung der Entzugssymptomatik einzusetzen zwar noch in den Kinderschuhen, aber aufgrund meiner eigenen Erfahrung ein durchaus erfolgversprechender.

Ob und wie sich mein abhängiges Konsumverhalten mittel- bzw. langfristig entwickelt – ich werde berichten. Vorerst erfreue ich mich an meiner unerwarteten Freiheit. [biggrin]

LG Fiona

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baclofino
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Re: Baclofen und Cannabis …

Beitragvon baclofino » 8. April 2015, 13:12

Hi Fiona,
..mein 10. Tag ohne Drogen. Ohne craving und ohne die bislang zum Entzug von mir eingesetzten Medikamente der *zepam-Liga.

na, besser gehts doch kaum [biggrin]
ps. mal wieder ne dumme Frage oder besser gesagt zwei.. Wie äußert sich denn MS generell auf Rauschmittel oder halt speziell bei Dir aus ? Sind einige Symptome der Krankheit mit Borderline zu vergleichen oder liege ich da völlig falsch?
Aber wichtiger ist, alles Gute und weiter so:) Baclofino

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Papfl
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Re: Baclofen und Cannabis …

Beitragvon Papfl » 8. April 2015, 13:54

Hallo Fiona!

Ich freue mich ganz arg für Dich und mit Dir über Deine neue, unerwartete Freiheit [good] .

Fiona hat geschrieben:Wie ich mittlerweile u.a. hier gelesen habe, ist der Ansatz, baclofen zur Linderung der Entzugssymptomatik einzusetzen zwar noch in den Kinderschuhen, aber aufgrund meiner eigenen Erfahrung ein durchaus erfolgversprechender.


Ich habe noch eine weitere, recht aktuelle wissenschaftliche Studie zum Thema (all zu viele gibt es ja leider nicht, wie Du selbst schon bemerkt hast) gefunden:

Bruce Imbert, Nathalie Labrune, Christophe Lancon & Nicolas Simon (2014). Baclofen in the management of cannabis dependence syndrome. Therapeutic Advances in Psychopharmacology, 4 (1), 50–52.

In der Original-Zusammenfassung heißt es dort...

Abstract hat geschrieben:Cannabis is the most commonly used illicit drug in the world. However, only few
studies have shown the efficacy of pharmacologic agents in targeting cannabis withdrawal
symptoms or reducing the reinforcing effects of cannabis. Baclofen has been shown to reduce
cannabis withdrawal symptoms and the subjective effects of cannabis. We think that the
clinical utility of baclofen for cannabis dependence is a reasonable approach. A case report
using baclofen is presented and provides preliminary support for the use of baclofen in the
management of cannabis dependence.


...was frei übersetzt in etwa bedeutet...

Freie Übersetzung hat geschrieben:Cannabis ist weltweit die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Trotzdem gibt es nur wenige Studien, die die Wirksamkeit von pharmakologischen Mitteln im Hinblick auf Cannabis-Entzugssymptome und Eindämmung der Konsumauswirkungen untersucht haben. Baclofen hat gezeigt, dass es Cannabis-Entzugssymptome und subjektive Folgen des Cannabiskonsums lindern kann. Wir denken, dass der klinische Einsatz von Baclofen bei Cannabisabhängigkeit ein vernünftiger Ansatz ist. Wir berichten [in dieser Studie] von einem Fallbeispiel mit Baclofen, das für die Verwendung von Baclofen bei der Behandlung von Cannabisabhängigkeit spricht.

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Fiona
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Re: Baclofen und Cannabis …

Beitragvon Fiona » 8. April 2015, 20:25

baclofino hat geschrieben: Wie äußert sich denn MS generell auf Rauschmittel oder halt speziell bei Dir aus ?

wie bei jedem gesunden Menschen auch: Konsum führt zu [wacko]


baclofino hat geschrieben: Sind einige Symptome der Krankheit mit Borderline zu vergleichen oder liege ich da völlig falsch?

Ja, ziemlich [nea]. MS ist - nach herrschender Meinung - eine Auto-Immunerkrankung. Leider hält das Immunsystem eines MS-Kranken die Ummantelung der Nervenzellen für einen zu bekämpfenden Fremdkörper und zerlegt dementsprechend diese isolierende Schicht. Übrig bleibt so etwas wie ein Stromkabel ohne Isolierung. Folge: schlecht oder gar nicht mehr leitendes Kabel, was sich - je nach Lage und Ausmaß des Schadens - in diversen Funktionsstörungen (z.B. Spastik) äußert. (Ein eventuell mitlesender Mediziner möge mir diese - zugegeben grobe - Vereinfachung verzeihen.)

@ Papfl - danke für die Unterstützung meiner Recherchen.

LG Fiona

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Re: Baclofen und Cannabis …

Beitragvon Fiona » 3. Juli 2015, 11:28

Fiona hat geschrieben:Ob und wie sich mein abhängiges Konsumverhalten mittel- bzw. langfristig entwickelt – ich werde berichten.

Vorab: ich bin immer noch, bzw. nach einem mehrtägigen Rückfall glücklicherweise wieder, clean und arbeite soeben an meinem 50. Tag ohne Suchtmittel. Das ist für mich ohne die schützende Käseglocke eines Klinikaufenthaltes - auf freier Wildbahn sozusagen - der absolute high score [biggrin].

Da ich nicht mehr gezwungen bin, Tabak zum Rauchen anderer Substanzen zu verwenden, sind auch endlich die Zigaretten aus meinem Leben verschwunden [angel] und ich dampfe momentan mit Wonne (nikotinhaltiges) Himbeerliquid.

Ansonsten bin ich derzeit bei 62,5 mg Baclofen am Tag und werde diese Dosierung auch beibehalten. Die MS-bedingte Spastik würde sicherlich auch mit weniger klar kommen - ich bin teilweise schon recht wackelig auf den Beinen -, aber bei dem Versuch, auf 50 mg zu reduzieren, tauchte das mir nur allzu bekannte "mir fehlt was - Gefühl" auf. Dieses Gefühl ist für mich, insbesondere nach dem letzten Rückfall, ein deutliches Warnsignal. Und ehrlich gesagt, ich bin lieber ein wenig wackelig auf den Beinen als wieder im Drogensumpf zu versacken.

Womit ich nun zu einem Dankeschön an Mellchen und Papfl komme [hi_bye] . Ich verfolge Euren Dialog in Mellchens Bericht mit Interesse und kann immer wieder etwas für mich mitnehmen.
Papfl hat geschrieben:
Baclofen vermag es glücklicherweise, diesem typischen biochemischen Ablauf im "suchtgeprägten Hirn" einen Riegel vorzuschieben. Weil Du durch die konsequente, regelmäßige Einnahme des Medikaments einen gleichbleibenden "Baclofenspiegel" in Deinem GABA-System aufgebaut hast, können diese Automatismen nicht mehr so stattfinden, wie sie das bei Abhängigen für gewöhnlich tun.

Dank Baclofen aber konntest Du überhaupt erst reflektieren: Du MUSSTEST nicht mehr zwingend trinken

oder was auch immer konsumieren
Papfl hat geschrieben: Du KONNTEST frei entscheiden, ob Du das JETZT wirklich möchtest.

Dieser entscheidende Gedanke Nehm' ich jetzt einen Schluck oder lass' ich's bleiben? wäre für einen nicht behandelten süchtigen Menschen in der Form wahrscheinlich gar nicht mehr möglich gewesen, weil das "biochemische Verlangen" solche Gedanken nicht mehr zulassen würde.


Das kann ich nur unterschreiben. Klar, ich bemerke den Suchtimpuls (bei mir ist es üblicherweise der Impuls, mich mittels irgendeiner Substanz der Realität zu entziehen) trotz Baclofen, aber ich kann mich ihm gedanklich widmen ohne ihm nachgeben zu müssen. Ich kann tatsächlich das umsetzen, was ich in der Therapie gelernt habe und noch immer lerne. Sprich: ich kann in Ruhe an mir und meinen Fluchtimpulsen arbeiten.

Danke fürs Zulesen [smile] und frohe Grüße, Fiona


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