Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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chillhouse75
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Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon chillhouse75 » 2. Oktober 2016, 22:05

Hallo und guten Abend,

ich bin Mark, 41 Jahre alt und leide seit ca. 2 Jahren unter allabendlichem Craving mit den hier viel diskutierten Folgen wie Konsum von bis zu 1 Fl. Wein am Abend + meist, aber nicht immer harter Alkohol und inzwischen auch massivem Übergewicht (BMI > 40). Ich bin mit meinem Latein mehr oder weniger am Ende und möchte gerne ernsthaft etwas gegen die Sucht tun, da es so nicht weiter gehen kann...

Ich habe mehrere Trennungen hinter mir, bin PTBS-belastet und inzwischen in der 4. Psychotherapie. Mit der Schulmedizin bin ich weitestgehend "durch", man sagt mir meist, das sei alles gar nicht so schlimm, denn ich sei ja "eigentlich gesund", aber nur "zu fett" und "inkonsequent" und alles sei nur eine Frage der Willenskraft und ich solle "doch einfach weniger trinken" und "mich mehr bewegen". Aber so einfach ist das nicht und ich weiß wie es ist, schlank zu sein, da ich nicht immer unter Übergewicht gelitten habe.

Ich denke, dass ich nicht der einzige hier bin, dem es so geht - alle Disziplin hilft nichts gegen den Alltag und die eigene Vergangenheit... dabei bin ich an sich ein sehr fleißiger, gewissenhafter und disziplinierter Mensch, aber bei diesem Thema benötige ich Unterstützung ... an Generika und dubiose ausländische Seiten mit fragwürdigem Deutsch und Englisch traue ich mich nicht heran und ich denke, dass das hier im Forum auch nicht empfohlen wird.

Wer kann mir helfen? [help]

LG
Mark

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Papfl
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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon Papfl » 3. Oktober 2016, 10:50

Hallo Mark!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] . Schön, dass Du da bist [smile] .

Zunächst mal ist es wichtig, dass Du weißt, dass die Rückfälle nichts mit Willensschwäche oder fehlender Disziplin etc. zu tun haben. Schuld daran ist das sog. Craving. Unser Beitrag über Craving erklärt einiges und kann auch so manches Schuld-, Scham- und Versagensgefühl nehmen bzw. relativieren.

"Sucht" hat zwei Komponenten. Und das wird in der traditionellen Suchttherapie oft "vergessen":

  • Den "Trinkzwang" (physisches Craving), gegen den Betroffene nichts tun können, weil es sich dabei um biochemische Vorgänge handelt, die durch eigenes Zutun nicht beeinflussbar sind und
  • den "Trinkdrang" (psychisches Craving), oft ausgelöst aus Mangel an Alternativen zum Alkohol, um bestimmte Gemütszustände zu erreichen (Belohnung, Entspannung, "Kick", Hochgefühl, Hemmungs- oder Angstlosigkeit etc.). Hier können Betroffene selbst aktiv werden, indem sie sich beispielsweise andere Strategien suchen, um sich zu belohnen, sich zu entspannen, Ängste abzubauen etc.
    --> verhaltenstherapeutische Ansätze.

Bei ersterem (physisches Craving) kann Baclofen helfen: Durch den jahrelangen Alkoholkonsum ist die Biochemie aus dem Gleichgewicht geraten. Das "Hirn" hat bezüglich des Suchtmittels in gewisser Weise ein Eigenleben entwickelt, das man willentlich nicht mehr beeinflussen kannst. Ständig wiederkehrendes Gedankenkreisen um Alkohol ist die Folge, bis man sich irgendwann auf gar nichts anderes mehr konzentrieren kann und letztlich trinken MUSS.

Dagegen kann man einen Tag, eine Woche, vielleicht auch Monat(e) ankämpfen, aber irgendwann holt einen der "alte Freund" doch wieder ein. Ganz abgesehen davon, dass so ein ständiger Kampf um die Abstinenz auch nicht gerade das ist, was man sich unter angenehmem Leben für gemeinhin so vorstellt.

Durch die entspannende, hemmende Wirkung von Baclofen kann im Idealfall das physische Craving eingedämmt werden, d. h. man muss nicht mehr ständig an Alkohol denken und gewinnt ein Stück weit seine Entscheidungsfreiheit zurück:

Aus dem Trinkzwang "Ich MUSS jetzt unbedingt etwas trinken, koste es was es wolle" wird ein "Ich KÖNNTE jetzt etwas trinken, kann's aber auch lassen oder auf später verschieben."

Baclofen "schlägt einem also das Glas nicht aus der Hand", aber es hilft dabei, wieder eigene Entscheidungen zu treffen und nicht mehr "fremdbestimmt" zu sein. Das ist ein wichtiger erster Baustein auf dem Weg aus der Abhängigkeit. Wenn das Denken nicht mehr ständig vom Suchtmittel bestimmt ist, wird der Kopf frei, um Maßnahmen gegen die andere Komponente des Cravings - den "Trinkdrang" (psychisches Craving) zu entwickeln.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist also

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen etc., die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im Leitfaden für die Anwendung bzw. in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum, die sich als gute Orientierungshilfen erwiesen haben.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich gegen Abend bei Dir mit allen Infos melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
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DonQuixote
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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon DonQuixote » 3. Oktober 2016, 21:04

Hallo Mark

Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus. Viel Erfolg bei Deiner hoffentlich schon bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote

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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon chillhouse75 » 10. Oktober 2016, 18:43

Hallo zusammen,

und zunächst mal vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Bin noch gar nicht dazu gekommen, alles zu lesen, aber dafür gab es heute die gute Nachricht, dass mein Hausarzt bereit war, mir das Medikament privat zu verschreiben und mich zu unterstützen, da die nächste Station ansonsten die Magen-OP oder eine Entzugsklinik wären.

Ich fange heute also mal mit 15 mg an und schaue wie es mir gehen wird ... halte euch auf dem Laufenden :-!?

Viele Grüße

Euer Mark

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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon Kunorhaistes » 10. Oktober 2016, 21:05

Mach mal lieber langsam!
Sich gleich am ersten Abend 15mg anzutun kann ganz schön heftig sein!
Morgens Smirnoff, mittags Gorbatschow, abends Korsakow...

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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon andi » 11. Oktober 2016, 09:00

Kunorhaistes hat geschrieben:Mach mal lieber langsam!
Sich gleich am ersten Abend 15mg anzutun kann ganz schön heftig sein!


Hab mir das Selbe gedacht. Eher mit 5mg anfangen und in ein paar Tagen steigern, der Körper muss sich erstmal gewöhnen, nicht das es nach hinten los geht.

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DonQuixote
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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon DonQuixote » 12. Oktober 2016, 20:10

Hallo Mark

Ich hoffe Du hast das richtig verstanden: Baclofen muss man drei bis vier Mal täglich einnehmen. Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit, ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes :wink: .

Dann auf dieser Stufe (bei der erste Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter. Irgendwann kommst Du an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann Deine Erhaltungsdosis [smile] .

Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Ein „Standard-Schema“ für die langsame Dosissteigerung (sogenanntes Einschleichen) findest Du in unserem Leitfaden auf Seite 10. Ich kopiere das Modell mit den 10-mg-Tabletten mal hier rein:

  • Medikament: Lioresal ®, 10 mg Tabletten
  • Angenommene therapeutisch wirksame Dosis: 200 mg / Tag

Dieses Protokoll ist sehr, sehr vorsichtig langsam und versucht, Nebenwirkungen möglichst aus dem Weg zu gehen. Man kann das Tempo der Aufdosierung, wenn man das Medikament (Baclofen) gut verträgt, aber auch etwa verdoppeln.

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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon chillhouse75 » 13. Oktober 2016, 00:04

Oh ok danke ...

Naja ich hab halt die Packungsbeilage gelesen und da stand was von 15 mg Anfangsdosis, aber es stimmt schon, nachdem ich die erste Pille geschluckt hatte, stellte sich nach ein paar Minuten ein leicht komisches Gefühl ein, als ob etwas in mein Gehirn eindringt und da anfängt zu arbeiten :-D Habe aber generell einen recht guten Zugang zu mir selbst und denke nicht, dass es mich umbringt, wohl aber, dass es eine Art von Sedierung auslöst.

Ich freue mich sehr über die Tabelle und vor allem die Anleitung mit dem Thema Nebenwirkungen - denn ich merke durchaus, dass ich tagsüber müde bin (ständiges Gähnen) und abends ohne Probleme "tot" ins Bett falle ABER das finde ich alles nicht so schlimm, denn abends schlafen zu können, ist eine sehr schöne Erfahrung, da endlich das ewige Grübeln wegfällt ;-) Denke aber, dass jeder Fall anders ist und sein muß, so wie es auch verschiedene Trinkertypen gibt oder nicht? [blus]

Die Tabletten nehme ich bevorzugt abends, weil ich tagsüber leistungsfähig und konzentriert bleiben möchte und gemerkt habe, dass mich die Tabletten ein wenig beim Autofahren einschränken in dem Sinne, dass ich komplizierte(re) Fahrmanöver zu vermeiden versuche und generell etwas vorsichtiger bin. Ich werde nun wie beschrieben warten bis die Nebenwirkungen abklingen oder nicht mehr auffallen und dann langsam die Dosis steigern, indem ich dann auch morgens eine ganze oder halbe Tablette nehme.

Bei einer Zieldosis von 200 mg/d werde ich allerdings mit meinen 100 Stück wohl nicht lange hinkommen und daher hoffe ich, dass ich weniger brauche, denn mein Trinkverlangen ist bisher nicht wirklich weniger geworden - allerdings empfinde ich das Trinken nicht mehr so intensiv als "Befreiung" und brauche es gefühlt nicht mehr so wirklich zum Einschlafen. Der Ersatz gegen andere Getränke dürfte also hoffentlich bald leichter fallen, denn irgendwas muss der Mensch ja trinken oder? :kst

Eine gute Nacht wünscht euer

-Mark

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Papfl
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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon Papfl » 13. Oktober 2016, 17:34

Hallo Mark!

Um Himmels Willen...Zieldosis 200 mg [shok] . Das bedeutet erstmal nur, dass die Tabelle die einzelnen Dosierungsschritte bis 200 mg aufzeigt. So viel ist aber oft gar nicht nötig. Achte einfach darauf, welche Nebenwirkungen auftreten und wie stark das Craving ist. Gut möglich, dass Du bereits bei 50 mg/Tag komplett cravingfrei bist. Wenn Nebenwirkungen auftreten, einfach einen Zwischenstopp einlegen [smile] .

Bei der Baclofen-Therapie ist weniger manchmal mehr. Geduld und achtsames "Reinhören in sich selbst" sind der Schlüssel zum Erfolg.

Das wird schon good !

Papfl

P.S. Eine gleichmäßige Verteilung über den Tag (morgens, mittags, abends) wäre zumindest in der Anfangsphase ganz gut. Wenn Du das langsam angehst, ist meist auch die Müdigkeit nicht so heftig.
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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon chillhouse75 » 29. November 2016, 19:50

Hallo zusammen,

ich bin es nochmal.

Aus meiner Sicht gibt es inzwischen eine gute und eine schlechte Nachricht bzw. Unsicherheit.

Ich habe das Medikament anfangs einigermaßen vertragen, wobei tatsächlich starke Müdigkeit auch und vor allem tagsüber dazu führte, dass ich mich oft hinlegen und ausruhen musste und dabei häufig auch eingeschlafen bin. Auch das beschriebene "Neben-sich-stehen" ist bei mir aufgetreten. [wacko]

Lange Rede kurzer Sinn -- nachdem ich irgendwann bei 125 mg/d angelangt war und das Craving gefühlt nur leicht weniger wurde, ich aber das Gefühl hatte, dass meine Nieren das alles nicht so witzig finden (ich hatte mal Steine...), habe ich angefangen, den Versuch abzubrechen und auszuschleichen und dachte mir na toll, alles für die Katze.

Inzwischen bin ich bei "nur noch" 40 mg/d und was ich bemerkenswert finde ist, dass mit dem VERRINGERN der Dosis das Craving tatsächlich nachließ und ich seit nunmehr 5 Tagen gar nichts mehr trinke, obwohl Alkohol im Haus ist. Ich habe einfach keine Lust drauf, auch wenn es heute abend einen kleinen Rückschlag gab und mein Hirn wieder meldet: Schütte es zu.

Ich muß allerdings dazu sagen, dass ich es zwischenzeitlich scheinbar geschafft habe, dem Alkoholkonsum andere Dinge "emotional überzuordnen" und bin parallel in Verhaltenstherapie. Ich habe außerdem eine Frau kennengelernt und möchte ihr, die selber wohl so gut wie nichts trinkt, nicht von Anfang an als Alki gegenübertreten.

Was ich zusammenfassend sagen kann, ist, dass ich nicht wirklich viel schlauer geworden bin, da mir nicht klar ist, was kausal mit was zusammenhängt, aber bei mir haben sich folgende Dinge verändert / ereignet, die in der Summe wohl zur zumindest aktuellen und relativ problemlosen Abstinenz geführt haben:

- Finanzielle Not mit "Rücken zur Wand" und Handlungszwang
- Jemanden kennengelernt, die selbst nichts oder kaum trinkt
- Ausschleichen des Baclofen
- Einsicht, dass der Wunsch nach Gewichtsabnahme und Trinken einfach nicht zusammen passen
- Verhaltenstherapie mit dem Ziel der Selbstannahme und Selbstabgrenzung

Und das Beste an der Aktion: Ich war kürzlich in der Sauna und dort gab es einen "Männeraufguß". Was ich nicht wußte war dass es dazu mehrere kleine Gläser Bier gab, die ich auch getrunken habe, aber nachdem sich bei mir hierdurch ein unangenehmes Völlegefühl einstellte, habe ich zuhause nicht weitergetrunken und sah auch keine Notwendigkeit. [dance]

Wer es "nur" mit Baclofen schafft - Glückwunsch! Mir war das am Ende zu "riskant" und mein Körper eventuell schon zu fertig von Vorerkrankungen. Aber die Kombination mehrerer Faktoren hat es am Ende dann bisher doch gebracht.

Ich empfehle dann an dieser Stelle noch einen Buchklassiker: "Die Kunst, ein Egoist zu sein" von Josef Kirschner. Manchmal gibt es für das Craving vielleicht doch tief liegende Ursachen, deren Erforschung sich lohnt, um dauerhaften Erfolg zu haben und bei mir war und ist es sicher die Abhängigkeit von (zwischenmenschlichen) Beziehungen, die Sehnsucht nach Anerkennung und die Angst vor der ernsthaften Beschäftigung mit mir selbst (bin Adoptivkind). Aber da hat sicher jede(r) von euch eine eigene Geschichte, die evtl. aufgearbeitet werden möchte.

Allen, die weiter kämpfen (ich zähle mich selbst bisher ebenfalls nicht als "geheilt") wünsche ich weiterhin viel Erfolg. :vic

-Mark

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Re: Allabendlicher Alkoholkonsum / Craving

Beitragvon Bine » 30. November 2016, 02:05

Hi mark,
das liest sich toll...... ja wenn es denn immer so einfach wäre.....
chillhouse75 hat geschrieben:- Verhaltenstherapie mit dem Ziel der Selbstannahme und Selbstabgrenzung

ich denke das bringt schon ne ganze Menge, sich selber so nehmen wie man eben ist und nicht so wie andere einen gerne sehen/haben würden.
Aber echt spitze das es dir so gut geht :-!? also man kann sagen weniger Bac ist bei dir mehr doppd .
Wünsch dir weiterhin alles Gute
Gruss Bine


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