Beginn mit Baclofen

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Lisbeth5811
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Beginn mit Baclofen

Beitragvon Lisbeth5811 » 3. September 2016, 03:17

Hallo,

jetzt habe ich doch die Seilbahn genommen:

Zitat Chinaski in meiner Vorstellung:
Das liegt daran das konventionell Abstinente den Berg mühsam hoch steigen müssen und die meisten doch abstürzen. Andere fahren mit der Seilbahn!….

Ich hatte am 29. Juli mein letztes Glas getrunken, den Termin weiß ich genau, weil mich an dem Tag meine Freundin im Wohnwagen an der Ostsee besuchte. Da musste ich doch nüchtern sein. Und danach wollte ich versuchen, ohne die Hilfe durch Baclofen nüchtern zu werden. Das klappte auch bis Montag.

Dann geschah es: Ich hatte sehr starke Schmerzen im Hals-/Nackenbereich, trotz Schmerzmittel konnte ich meinen Kopf überhaupt nicht drehen und so fuhr ich beim Rückwärtsfahren ein Auto an, nichts Schlimmes, aber ich werde immer gleich schrecklich aufgeregt, wenn was mit dem Auto ist. Es kam, wie es immer kam: Auf den Schreck mußte ich mir erstmal einen trinken.

Das wäre ja auch weiter nicht tragisch, aber am nächsten Tag habe ich abends wieder getrunken.Tagsüber geht es, da muss ich ja funktionieren, aber abends wird der Wunsch zu trinken groß. Dann kann ich vergessen und schlafen. Es war für mich absehbar, wie es weitergehen würde. Und weil ich ja inzwischen von Baclofen erfahren hatte und mich in eurem Forum sehr intensiv informiert habe, will ich auch davon profitieren.

Ich bin also heute zu dem von Don Quixote empfohlenen Arzt gefahren. Es kostete mich doch große Überwindung. Erst suchte ich nach Ausreden, zuviel Verkehr, unbekannte Großstadt. Aber dann bin ich doch gefahren, war aufregend, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln komme ich ganz schlecht dort hin.

Der Arzt hat keine inquisitorischen Fragen gestellt, er erkannte, dass ich mich mit dem Thema Alkoholismus und seine Folgen gut auskenne und so hat er mir sofort ein Rezept ausgestellt . Die Dosisempfehlung hat er mir auch mitgegeben, es ist die gleiche, die ich mir schon bei Euch rauskopiert hatte. So habe ich heute die erste Dosis von 2x 5 mg eingenommen.

Das Teilen der winzigen Pillen ist ja wirklich schwierig, ich habe einen Tablettenteiler, aber da zersplittert die Pille sehr. So nehme ich ein kleines scharfes Messer und teile die Pille damit in zwei Teile. Wie es mir geht, kann ich noch nicht sagen, ich denke, jetzt kann es noch keine Wirkung geben.

Heute gegen 18 Uhr kam ich vom Sport und ein gemütlicher Abend stand mir bevor. Da kam wie immer der Gedanke, wie schön jetzt ein Gläschen Sekt wäre. Aber den habe ich verdrängt und bin direkt nach Hause gefahren und habe mich gleich mit einer Moorpackung für meinen Nacken langgelegt, ich war furchtbar müde.. Mal schauen, wie es weitergeht. Danke euch allen für eure Hilfestellung.

Lisbeth

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Papfl
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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Papfl » 3. September 2016, 09:32

Hallo Lisbeth!

Und Hut ab :-!? , dass Du Deinen Mut zusammen genommen und den Schritt zum Arzt gewagt hast [good] .

Lisbeth5811 hat geschrieben:Mal schauen, wie es weitergeht.

Mehr kannst Du im Moment nicht tun. Aber ich bin mir sicher: Wenn Du Dich an die Dosierungsempfehlungen hältst und gut in Dich reinhörst...

Habe ich Nebenwirkungen? Welche Nebenwirkungen sind das? Sind sie akzeptabel? Wie stark ist das Craving ("Trinkverlangen")? Kann bzw. sollte ich im Moment in kleinen Schritten weiter erhöhen, oder ist es sinnvoller, erstmal bei der jetzigen Dosierung zu bleiben, bis die Nebenwirkungen abgeklungen sind? In der Regel tun sie das nämlich binnen weniger Tage.

...wird das schon werden :vic . Es braucht halt GGG (Geduld, Geduld, Geduld).

Alles Gute weiterhin!

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon DonQuixote » 3. September 2016, 11:53

Hallo Lisbeth

Mich als Verwalter der Ärzteliste freut ganz besonders Dein Feedback bezüglich Deines Arztes, an den wir Dich vermittelt haben. Solche Feedbacks sind extrem wertvoll [good] .

Und ebenfalls ganz besonders freut es mich, von Deinen persönlichen Fortschritten in den letzten Tagen zu hören. Dann fügst Du aber auch selbstkritisch und selbsthinterfragend hinzu:

Lisbeth hat geschrieben:Wie es mir geht, kann ich noch nicht sagen, ich denke, jetzt kann es noch keine Wirkung geben.

Ja, klar, nach einer so kurzen Dauer der Baclofen-Therapie kann man das natürlich noch nicht sagen. Aber wenn Du geduldig auf Kurs bleibst, wird sich das bestimmt auszahlen.

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Chinaski » 3. September 2016, 13:47

Hallo Lisbeth,

du hast eine gute Entscheidung für dich getroffen!
Herzlichen Glückwunsch, jetzt geht es bergauf!

Aber...

Zitat Chinaski in meiner Vorstellung:
Das liegt daran das konventionell Abstinente den Berg mühsam hoch steigen müssen und die meisten doch abstürzen. Andere fahren mit der Seilbahn!….


Verlass dich nicht zu sehr NUR auf den Seilbahnführer... [good]
Die meiste Arbeit liegt jetzt immer noch bei dir.
Aber das weißt du ja selbst.

Berg Heil! Du schaffst das!

Chinaski

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Lisbeth5811 » 4. September 2016, 13:22

Hallo,
ich nehme jetzt den 3. Tag Baclofen (2 x 0,5 mg tgl.) nach der Dosierungsempfehlung. Es geht mir gut, ich habe noch keine Nebenwirkungen und denke nicht an Alkohol, ich mache ganz normal meine täglichen „to do's“. Allerdings fühle ich mich ziemlich entspannt. Als ich einige Stunden mit dem Hund unterwegs war habe ich viele ausgiebige Gespräche mit anderen Hundeleuten geführt, was ich sonst vermeide, ich bin nicht besonders redselig und grüße meist nur kurz. Zum einen, weil ich meist ziemlich angespannt durch die Gegend laufe und zum anderen wegen meiner „Fast-Gehörlosigkeit“. Aber komischerweise fühlte ich mich ruhig und friedlich und hatte Lust, mich zu unterhalten. Durch die Gedanken im Hinterkopf, ob ich wohl heute etwas trinken würde, bin ich wohl immer ziemlich verkrampft. Durch Baclofen sind diese Gedanken vielleicht weg und ich fühle mich sicher.
Allerdings ist mir was Blödes passiert: Als ich die Zeugen meines letzten Exzesses von Dienstag wegräumte, sah ich, dass in einem Piccolo-Fläschchen noch ein winziger Schluck Sekt war. Ohne jede Überlegung setzte ich an und trank es aus. Dieser Schluck hat mich zwar überhaupt nicht beunruhigt, doch hinterher wurde mir bewusst, was ich getan hatte. Aber ich hatte auch kein schlechtes Gewissen.
Ich kann euch davon ohne Schuldgefühle schreiben. In meiner Selbsthilfegruppe wäre ich hierfür gesteinigt worden. Man fühlt sich wie ein Verbrecher. Im Endeffekt verschweigt man seine Probleme.

Hier fühle ich mich verstanden und kann beichten, ohne befürchten zu müssen, in Grund und Boden verdammt zu werden. Es ist schön, keine Angst haben zu müssen.
Vielen Dank für eure aufmunternden Worte !
Lisbeth !

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Chinaski » 4. September 2016, 14:02

Hallo Lisbeth,

Das freut mich das es bei dir gut läuft!

Hier fühle ich mich verstanden und kann beichten, ohne befürchten zu müssen, in Grund und Boden verdammt zu werden.


Hier wird niemand in Grund und Boden gestampft.
Was du hier maximal bekommst sind gut gemeinte Ratschläge oder Erfahrungswerte.

Einem Krebskranken macht man auch keine Vorwürfe wenn die Metastasen sich nicht in Luft auflösen sondern noch mehr werden.

Zu einer Krankheit gehören Symptome.
Bei der der Alkohol Krankheit sind es eben Craving / Vorfall / Rückfall!
Schlimmstenfalls endet ist sie tödlich.

Ich zb. habe für mich verinnerlicht das ich chronisch krank bin und gehe auch offen damit um.

Das erlaubt mir einen Blick von außen.
Die Krankheitsauslösenden Faktoren erkennen und versuchen daran zu arbeiteten.
Bei mir ist einer der Faktoren zb.Vergeben und Verzeihen!
Manches kann Mann/Frau aber nicht ändern...das ist dann halt so!

Alles gute...
Chinaski

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Miezekatze » 8. September 2016, 08:06

Ich habe vorsichtshalber mit 6mg am tag angefangen. Seit 5.9. Alles gut.
Für ev. Nebenwirkungen habe ich Vomacur zu hause. lg

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Papfl
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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Papfl » 8. September 2016, 12:21

Hallo Miezekatze!

Wenn man sich an den Leitfaden für die Anwendung bzw. an die auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum hält, kann man eventuelle Nebenwirkungen in den meisten Fällen auf ein Minimum reduzieren.

Es ist jetzt wichtig, immer aufmerksam in sich reinzuhören: Habe ich Nebenwirkungen? Welche Nebenwirkungen sind das? Sind sie akzeptabel? Wie stark ist das Craving ("Trinkverlangen")? Kann bzw. sollte ich im Moment in kleinen Schritten weiter erhöhen, oder ist es sinnvoller, erstmal bei der jetzigen Dosierung zu bleiben, bis die Nebenwirkungen abgeklungen sind? In der Regel tun sie das nämlich binnen weniger Tage.

Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis dann irgendwann kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Deshalb ist es auch nicht sinnvoll, eventuelle Nebenwirkungen gleich wieder mit anderen Medikamenten zu unterdrücken. Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs) und die Frage, ob sie nach kurzer Zeit wieder verschwinden, sind ja ein wichtiges Indiz, um die ideale individuelle Erhaltungsdosis auszuloten.

Man hält sich solange an das Aufdosierungsschema, bis erste Nebenwirkungen auftauchen oder das Craving (Trinkverlangen) verschwindet. Bei den Nebenwirkungen handelt es sich meist nur um erhöhte Müdigkeit oder ein leichtes "Neben-sich-stehen", also nichts Weltbewegendes. Dann auf dieser Stufe verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Dann überprüfen, wie's um das Craving bestellt ist: Besteht nach wie vor Verlangen, dann sollte die Dosis wieder langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter. Schritt für Schritt [schritte] .

Alles Gute weiterhin!

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Lisbeth5811 » 8. September 2016, 19:20

Hallo,
ich habe an den ersten 5 Tagen jeweils 2 x 5 mg genommen.Obwohl mein Lieblingssekt im Supermarkt direkt als Sonderangebot im Weg stand und mein Blick automatisch dorthin ging, hatte ich überhaupt keine Lust darauf. Ich hatte auch keine Nebenwirkungen, die ich auf Baclofen zurückführen würde, mein Blutdruck war zwar zeitweise sehr niedrig und müde bin ich auch sowieso manchmal tagsüber.
Seit gestern nehme ich nun 4 x 5 mg, also tgl. 20 mg. Und da merke ich doch einige Nebenwirkungen: Morgens leichte Kopfschmerzen und Schwindel. Aber, was sehr unangenehm ist: Baclofen ist ja ein Muskelrelaxans und das macht sich unangenehm bei meinen Schließmuskeln bemerkbar, wenn Ihr wisst was ich meine. Nach einigen Tagen soll die Dosis ja nochmal erhöht werden.. Ob es dann noch schlimmer wird ? Das wäre fatal, da heißt es dann abwägen.
Aber es ist wunderbar, frei von der Sucht die Tage zu genießen, es ist, als hätte ich nie getrunken. Das ist vielleicht die Anfangseuphorie, weil ich endlich was unternommen habe. Außerdem handle ich eher verstandesmäßig und sage mir, wenn ich Baclofen schon nehme, dann wäre es doch kontraproduktiv, jetzt Alkohol zu trinken. Wenn nur die Nebenwirkungen nicht schlimmer werden, davor habe ich doch etwas Angst.
Aber kommt Zeit, kommt Rat. Jedenfalls bin ich froh, hier so freundlich und verständnisvoll aufgenommen worden zu sein, so dass ich keine Scheu habe, mich hier mitzuteilen.
Danke, Lisbeth

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Papfl » 8. September 2016, 19:41

Hallo Liesbeth!

Und Gratulation zu Deinen ersten Erfolgen mit Baclofen [good] !

Lisbeth5811 hat geschrieben:Nach einigen Tagen soll die Dosis ja nochmal erhöht werden.. Ob es dann noch schlimmer wird ?

Die Dosierungsliste ist kein "Muss". Ich würde an Deiner Stelle jetzt abwarten, wie Du die 20 mg/Tag verträgst. Oder anders ausgedrückt: Ob Du nach 5 Tagen mit 20 mg/Tag noch immer Nebenwirkungen verspürst und vor allem, ob noch Craving besteht. Wenn Du kein Trinkverlangen mehr hast, dann brauchst Du vorläufig auch nicht mehr höher dosieren. Dann einfach erstmal bei der Erhaltungsdosis von 20 mg/Tag bleiben.

Du merkst sehr schnell, ob Du damit auskommst, oder ob sich das Craving zurück meldet. Falls es das tut, kannst Du ja wieder eine Stufe höher dosieren. Vielleicht bist Du aber auch schon am Ziel angekommen, und Deine individuelle Erhaltungsdosis liegt tatsächlich bei +/- 20 mg/Tag. Wenn dann noch in seltenen Situationen vereinzelt akutes Trinkverlangen auftreten sollte, gibt's ja auch noch die Notfalldosis (in Deinem Fall momentan wenn's "brenzlig" wird 5-10 mg extra zur eigentlichen Tagesration).

Das wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Aber alles in allem sieht's doch schon prima bei Dir aus :kl ...

Viel Erfolg weiterhin wünscht
Papfl
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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Lisbeth5811 » 24. September 2016, 12:51

Hallo,
ich bin am 23. Tag meiner Baclofen-Einnahme und will berichten, wie es mir ergangen ist.
Ich habe die Dosierungsanleitung genau beachtet. Zunächst habe ich keine Nebenwirkungen gespürt. Ich hatte auch kein Trinkverlangen. Ich war dann 10 Tage an der Ostsee und hatte einen wunderschönen Urlaub. Und dort habe ich zweimal 2 Piccolo Sekt getrunken. Aber nicht, weil ich unbedingt musste, sondern ich wollte es gerne, weil der Tag so schön war und ich habe es wirklich genossen. Nicht so wie früher, als ich dann immer ein schlechtes Gewissen hatte, nein, ich war zufrieden und dann war auch Schluss.
Und dann hatte ich die Dosierung 40 mg täglich. Aber ich wurde immer müder, meine Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit ließ erheblich nach. Ich fühlte mich ständig erschöpft, aber innerlich unruhig, ich hatte einen starken Harndrang. Und so ist es bis heute, ich habe ehrlich gesagt, etwas Angst. Ich habe dann nicht hochdosiert auf 50 mg, sondern bin bei 40 mg geblieben und werde ab heute herunterdosieren auf 30 mg (10 – 5 - 5 - 10).
Allerdings habe ich kaum einen Trinkwunsch, bis vor einigen Tagen. Ich hatte soviel ärgerlichen Kleinkram, die Handwerker kamen nicht, mein Bagatellschaden mit Auto belief sich plötzlich auf 1.500 €, meine Nachbarin hatte die Blumen während meines Urlaubs vertrocknen lassen und mit allem stand ich allein da. Da war mir so, als sollte ich alles wegtrinken, ich habs aber nicht getan. Der Drang war auch nicht so stark, dass ich nicht hätte widerstehen können.
Nächste Woche gehe ich zu meinem Arzt, mal schauen, was der sagt.
LG. Lisbeth

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Papfl » 24. September 2016, 14:19

Hallo Lisbeth!

Vielen Dank für Dein Update [good] !

Wenn Du bereits bei 30 mg/Tag quasi "cravingfrei" warst und bei 40 mg/Tag diese unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs) hattest, die Dich erheblich einschränken und nicht nachlassen, war das wahrscheinlich bereits ein Aufdosierungsschritt zu viel.

Deshalb ist es vollkommen legitim, wieder eine Stufe runter zu gehen. Es wäre vielleicht zu überlegen, ob Du gleich auf 30 mg/Tag abdosierst oder vorher vielleicht noch einen Zwischenschritt bei 35 mg/Tag einlegst.

Ich schätze mal, dass Deine ideale individuelle Erhaltungsdosis um den Dreh (+/- 30 bis 35 mg/Tag) liegt. Irgendwo in diesem Bereich muss wohl der Punkt sein, bei dem es wenig oder gar keine Nebenwirkungen und kaum oder gar kein Craving (Trinkverlangen) gibt.

Wenn Du die ideale Dosis gefunden hast, würde ich diese erstmal beibehalten und - sollte das Craving doch mal ausnahmsweise Überhand nehmen - mit der Notfalldosis arbeiten (in Deinem Fall ausnahmsweise 5 bis 10 mg zusätzlich zur eigentlichen Tagesration bei akut auftretendem Trinkverlangen).

Ansonsten Hut ab :-!? für das bisher Erreichte und großen Respekt :vgn !

Papfl
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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Lisbeth5811 » 6. Dezember 2016, 09:21

Hallo zusammen !
Seit September nehme ich Baclofen und bin bei einer Dosis von 20 mg pro Tag. Ich fühle mich ganz gut damit, als Nebenwirkung habe ich sehr starken Harndrang, aber damit kann ich leben. Der Trinkwunsch hält sich in engen Grenzen, ich habe in den ersten Wochen überhaupt keinen Alkohol getrunken und danach wurde ich dann etwas leichtsinnig und habe während meines Urlaubs in Gesellschaft mal ein Glas Rotwein getrunken, mehr schmeckte mir nicht. Und hier zu Hause habe ich einmal einen starken Ausreißer gehabt, als würde der Teufel mich reiten – ich hatte keinen Trinkzwang – und habe ¾ Liter Rotwein getrunken. Es ist mir ganz schlecht bekommen, ich fühlte mich danach beängstigend krank im Kopf. Seitdem trinke ich keinen Alkohol mehr. Ich denke, dank Baclofen,
Nun der Schock: Es wurde hier im Forum immer gesagt, dass Baclofen die Leber nicht schädigt, sondern, wenn überhaupt die Nieren. Ich habe jetzt mein Blut untersuchen lassen. Alle Werte sind ok, nur die Leberwerte haben sich unglaublich verschlechtert. Im Juli hatte ich noch 25 und jetzt 60, GGT .
Ich habe meinem Hausarzt Baclofen gebeichtet, er schaute in seinen PC und sagte, dass Baclofen sehr wohl Leberschädigungen hervorrufen könne und ob ich das nicht absetzen könne. Ich möchte das eigentlich nicht, denn es geht mir sehr gut, was meinen Alkoholkonsum angeht. Was ist das kleinere Übel ? Ich weiß, das ist meine Entscheidung, ob sich das wieder reguliert?
Eine ratlose Lisbeth

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Chinaski » 6. Dezember 2016, 09:36

Hallo Lisbeth,

Schön von dir zu hören.

Was Baclofen bei der Leber bewirkt dazu können dir hier die Fachleute bestimmt etwas genaues dazu schreiben.
Ich an deiner Stelle würde mich nicht verrückt machen.
Der Wert ist für eine Frau ja nur minimal erhöht und ob das wirklich an Baclofen liegt????
Vielleicht liegt die Ursache ja ganz woanders.

Lass einfach nach 2-3 Monaten eine neue Untersuchung machen und schau dann wie der Wert ist.

Alles Gute...
Chinaski

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon jivaro » 6. Dezember 2016, 13:04

Liebe Lisbeth,

Baclofen kann sogar Patienten mit schwerer Leberzirrhose gegeben werden (bereits alte Studien aus 2000), da es die Leber nicht schädigt.
Einzig denkbare Erklärung wäre einen "Allergie" gegen den Wirkstoff, was mir so bislang nicht begegnet ist. 20mg Baclofen sind eine sehr, sehr niedrige Dosis. Es erscheint mir wirklich äusserst unwahrscheinlich, dass Baclofen diese Veränderung hervorgerufen hat. Der Wert 60 ist noch nicht sehr hoch. Wie sehen die anderen Leberwerte aus GPT (ALAT) und GOT (ASAT), AP?
Nimmst Du andere Medikamente, die "Pille"? Schlimmstenfalls sollte noch einmal ein Gastroenterologe auf Deine Werte schauen falls die anderen Werte stark erhöht wären! Sonst Kontrolle in einigen Wochen.

Baclofen schädigt die Niere nicht, wenn diese aber nicht richtig arbeiten kann Baclofen nicht korrekt ausgeschieden werden und "Kummuliert", die Dosis muss dann angepasst werden, oft ist eine Baclofenbehandlung dann nicht möglich, ganz wichtig zB. Dialysepatienten dürfen kein Baclofen erhalten.

GLG jivaro

http://www.apotheken-umschau.de/laborwerte/gamma-gt-ggt

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Kunorhaistes » 6. Dezember 2016, 15:38

Locker bleiben, Werte überprüfen lassen. Eine alte Regel lautet:

"Wer misst misst Mist."
Morgens Smirnoff, mittags Gorbatschow, abends Korsakow...

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon miboe » 6. Dezember 2016, 20:43

Hallo Lisbeth,

ich nehme nun seit fast 2,5 Monaten Baclofen. Bei mir liegt die Erhaltungsdosis
momentan bei 200 mg (50-50-50-50 mg). Also erheblich höher, als deine Dosis.
Die 200 mg hatte ich bereits nach gut 4-6 Wochen erreicht.

Bei meinen Blutwerten hat sich das mehr als positiv bemerkbar gemacht.
Mein GGT liegt bei 20, der GOT bei 22 und der GPT bei 15 sowie der MCV-Wert bei 75,3 (also eher unter dem Normwert).

Ich hatte noch nie so gute Werte. Ich kann mir bei dir wirklich schlecht vorstellen, dass dein GGT durch das Baclofen erhöht wurde. Aber beobachte es weiter, denn man weiß ja nie, was von was kommt. Es wäre wirklich Schade, wenn es am Baclofen liegen würde.

LG

Michael

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Lisbeth5811 » 7. Dezember 2016, 16:15

Hallo,
danke für Eure Rückmeldungen. Seit der Blutuntersuchung im Juli hat sich meine Medikamenteneinnahme gar nicht verändert, bis auf Baclofen seit September. Ich nehme gelegentlich Schmerzmittel, u.a. Arcoxia und ein leichtes Antidepressivum, Insidon, 2 x täglich. Es ist schon verwunderlich, ich hatte immer sehr gute Blutwerte und seitdem ich nicht mehr bzw. kaum Alkohol trinke sind die Leberwerte so schlecht - ?
Im Juli hatte ich GPT 27 und GOT 19 und wie gesagt GGT 25, AP 94.
Bei der jetzigen Blutentnahme hat mein Arzt nur den Wert GGT mit 60 aufgeführt und der Normalwert soll 0 – 40 sein. Das ist zu hoch und ich soll in 2 Monaten wieder zur Untersuchung kommen.
Es wäre schade, wenn ich Baclofen aufgeben müßte, es geht mir gut damit. Aber vielleicht ist es auch nur der Placebo-Effekt. Egal, ich möchte es weiter nehmen. Heute habe ich in meiner Tageszeitung gelesen, das bei einer Studie in der Charité Baclofen nur bei 2 von 10 Patienten gewirkt hat.
Ich war im Urlaub in Marokko. Ob ich mir da etwas geholt haben kann ? Grübel, Grübel.
Gruß
Lisbeth

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon DonQuixote » 7. Dezember 2016, 20:31

Hallo Lisbeth

Wie Dir @Jivaro (sie ist praktizierende Ärztin) bereits schrieb, musst Du Dir wegen des lediglich leicht erhöhten GGT von 60 keinerlei Sorgen machen. Du kannst Baclofen bedenkenlos weiter einnehmen. Messungen des GGT unterliegen bei ein und derselben Person auch markanten Schwankungen, sei dies saisonal oder sogar von Tag zu Tag. Auch die Ernährung spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Wie gesagt: Ein GGT von 60 ist alles andere als beunruhigend. Einfach mal abwarten, was die nächste Messung in zwei Monaten ergibt. Und eine hoffentlich nicht allzu indiskrete Frage: Hast Du oder neigst Du zu Übergewicht?

Und dann noch:

Lisbeth hat geschrieben:Heute habe ich in meiner Tageszeitung gelesen, dass bei einer Studie in der Charité Baclofen nur bei 2 von 10 Patienten gewirkt hat.

Kannst Du mir den Link zu dieser Tageszeitung angeben? Die Darstellung ist nämlich völlig falsch. Wie es sich tatsächlich verhält, kannst Du unserer Deutschen Teilübersetzung der Studie entnehmen, dort gibt es auch einen Link zum Englischen Original.

Und dann noch:

Lisbeth hat geschrieben:Ich war im Urlaub in Marokko. Ob ich mir da etwas geholt haben kann? Grübel, Grübel.

In solchen Ländern ist es natürlich immer möglich, dass man über die Nahrung von einer Leberinfektion (Hepatitis A) heimgesucht wird. Das hättest Du aber gemerkt, denn damit geht es einem nämlich eine gute Weile lang wirklich – zu Deutsch – dreckig. Siehe Beschreibung der Symptome in obigem Link. Alles in allem sehe ich wie gesagt keinen Grund zur Beunruhigung

DonQuixote

P.S. Für mitlesende und vielleicht noch antwortende Ärzte: Lisbeth ist laut ihrer Vorstellung 72 Jahre jung, falls das im Gesamtzusammenhang irgendwie eine Rolle spielen sollte.

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Re: Beginn mit Baclofen

Beitragvon Lisbeth5811 » 10. Dezember 2016, 16:20

Hallo,
lieber DonQ, du darfst natürlich nach meinem eventuellen Übergewicht fragen, wir sind ja hier ganz unter uns … [mocking]
Ja, leider kämpfe ich seit Jahren – seit ich aufgehört habe zu rauchen – mit meinem Übergewicht. Aber das habe ich schon länger und kann nicht die Ursache für die rapide Verschlechterung meiner Leberwerte von Juli bis jetzt sein.
Wie dem auch sei, ich werde Baclofen weiter nehmen, zumindest bis zur nächsten Blutuntersuchung und dann schauen wir weiter.
Der Artikel über „Pillen gegen die Alkoholsucht“ stand in meiner Tageszeitung vom 7. Dezember, und zwar ist das die „Westfälische Rundschau“.
LG Lisbeth


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