Familie

Hier erhalten Angehörige von Alkoholabhängigen Rat und Hilfe sowie auch Arztvorschläge. Und sie können dort lesen, wie andere mit dem Problem umgehen.
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Maria67
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Beitragvon Maria67 » 2. September 2016, 21:04

Hallo an alle....mein Name ist Maria und ich bin die Stimme meines Bruders...Er ist 49 Jahre alt und seit 10 Jahren schwerer Alkoholiker....Es fing alles an, als seine Frau ihn betrogen hat...mit seinem besten Freund...Die Scheidung kam...er fing an zu trinken,um schlafen zu können...vergessen zu können, sagte er. Dachte, kann jederzeit aufhören...Hat er aber nicht...schafft er nicht...Das allerschlimmste für ihn war, die Kinder zu verlieren! Trost gab ihm Alkohol...Ihr fragt euch bestimmt, warum wir als Familie nicht reagiert haben? Nun, wir wohnen 150 km voneinander entfernt und haben es anfangs nicht mitbekommen...Er kam selten, musste viel arbeiten, hieß es...Ich bin seine einzige Schwester, wurde misstraurisch und fand heraus, dass er ein Problem hat...Das war vor 8 Jahren...Wir haben gemeinsam geweint, viel gesprochen, es gab Kuren, Entzugsklinik..nichts hat geholfen, er wurde immer rückfällig...Jetzt bin ich hier und schreibe euch-für ihn...er kann das nicht, seine kognitiven Fähigkeiten sind katastrophal! Seine Hände zittern, sodass er nicht mal ein Glas halten kann und er hat nie gelernt mit dem PC umzugehen...Er will aber aufhören zu trinken und wir haben darüber gesprochen, über Baclofen und das Forum. Für uns gibts wieder Hoffnung, wenn wir einen Arzt finden, der das Medikament verschreibt!
Ich möchte nicht mehr weinen..ich möchte wieder ruhig schlafen...ich habe nur einen Bruder...auch unsere Mutter leidet sehr darunter...aber das kennt ihr...
L.G. Marie

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Papfl
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Re: Familie

Beitragvon Papfl » 2. September 2016, 21:16

Hallo Maria!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Und super, dass Du Deinem Bruder helfen möchtest [good] . Die Mär, dass alkoholabhängige Menschen von ihrer Umwelt erst ganz fallen gelassen werden müssen, damit sie alleine wieder aus ihrer "Sucht" herausfinden, hält sich leider hartnäckig - ist aber Quatsch. Bei jeder anderen Krankheit "predigt" man immer wieder, wie wichtig die Unterstützung durch Familie und Freunde bei der Genesung sein kann, nur die "Süchtigen" sollen es bitteschön alleine schaffen.

Trotzdem können Betroffene ihre Abhängigkeit natürlich nur mit einem guten Stück Eigeninitiative und "Arbeit an sich selbst" überwinden. Du kannst Deinen Bruder bei seinem Weg aus der Abhängigkeit begleiten und unterstützen, aber gehen muss er ihn alleine [pardon] . Wie ich Deinen Zeilen entnehme, will Dein Bruder ja auch selber aufhören. Das ist gut [good] .

Maria67 hat geschrieben:Jetzt bin ich hier und schreibe euch-für ihn...er kann das nicht, seine kognitiven Fähigkeiten sind katastrophal! Seine Hände zittern, sodass er nicht mal ein Glas halten kann und er hat nie gelernt mit dem PC umzugehen...Er will aber aufhören zu trinken und wir haben darüber gesprochen, über Baclofen und das Forum.

Kommt das Zittern aktuell vom Entzug oder ist das bereits chronisch? Und: Trinkt denn Dein Bruder im Moment Alkohol? Das ist nicht schlimm [pardon] , wäre aber noch wichtig zu wissen, bevor wir gemeinsam überlegen können, wie die ersten Schritte einer Baclofen-Therapie für Deinen Bruder aussehen könnten.

Selbstverständlich helfen wir Euch bei der Arztsuche. Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Alles Gute einstweilen!

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Re: Familie

Beitragvon DonQuixote » 2. September 2016, 22:31

Hallo Maria

Danke für das Vertrauen, das Du uns entgegenbringst. Es macht überhaupt nichts aus, dass Dein Bruder keinen PC bedienen und hier nicht mitlesen kann. Sehr vorteilhaft wäre allerdings, wenn Du ein paar Sachen, die @Papfl weiter oben angegeben hat, ausdrucken und Deinem Bruder zum Lesen geben könntest. Das wird die Motivation bestimmt nochmal erhöhen. Je mehr davon vorhanden ist, umso besser, denn Baclofen kann es nicht alleine schaffen.

Eine Mail mit Arztvorschlag für Eure Region habe ich soeben abgeschickt. Euch beiden ganz viel Erfolg mit der nun bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

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Re: Familie

Beitragvon Maria67 » 3. September 2016, 21:00

Hallo! Vielen Dank für eure Antwort und die Ratschläge! Ich werde es befolgen, alles ausdrucken und mit meinem Bruder durchgehen. Wir gucken uns noch einmal die Beiträge und lesen die Erfahrungsberichte im Forum. Was sein Zittern betrifft: er sagte, das wären Entzugserscheinungen und die Beruhigungstabletten möchte er nicht nehmen, weil sie ihn müde machen. Er könnte dann nur schlafen, kann sich nicht konzentrieren und dadurch nicht arbeiten gehen. Es ist ein Teufeskreis, weil, um zu arbeiten, braucht er eine ruhige Hand, also trinkt er! Seine Version...Ich selbst bin ratlos und frage mich wie ich ihn weiterhin begleiten soll ??? Er hat Phasen, wo er gar nicht ans Telefon geht, sich nicht meldet u.s.w. Ist für mich das Schlimmste, das versteht er aber nicht. Ist dann sauer, wenn ich Krankenhäuser abtelefoniere und redet gar nicht mehr mit mir...Bis wir auf Baclofen "gestossen" sind, meinte er öfters, dass ihm sowieso keiner helfen kann...Ist sehr schwer so einen Menschen aufzubauen, Hoffnung zu geben. Ein anderes Problem ist, dass er Gruppentherapie hasst. Er sagt, dass es ihn unheimlich aufregt, selbst das Zuhören. Er ist halt ein Mann, der sich nicht "öffnen" kann...Es gibt bei ihm sehr viel aufzuarbeiten und ich bin keine Therapeutin! Fakt ist, er hat den Arzt in der Klinik darauf angesprochen und erzählte mir, man ist drauf nicht eingegangen...Kann es sein, oder hat er mich belogen? Ist es wirklich so, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen durch exzessives Trinken verändern kann? In den 8 Jahren, hab ich schon einiges mit meinem Bruder erlebt. Was meint ihr, soll ich meinen Bruder zum Arzt begleiten? Oder lieber nicht? Wie sehen es die Ärzte, wenn Familienmitglieder dabei sind? Andererseits wollte mein Bruder eigentlich nie, dass ich mit den Ärzten rede. Er meinte, er sei ERWACHSEN! Er kann es selbst! Also was tun?
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Re: Familie

Beitragvon Papfl » 3. September 2016, 21:51

Hallo Maria!

Du als "Angehörige" bist natürlich in gewisser Weise auch gefährdet, in eine Co-Abhängigkeit rein zu geraten. Bei aller Fürsorge kann es schnell passieren, dass man selbst auf der Strecke bleibt. Manchmal ist es schwer, die richtige Balance zu finden zwischen Unterstützung (für Deinen Bruder) und Belastung (für Dich). Wenn Du merkst, dass Dir das alles zu viel wird, ist es Dein gutes Recht, auf Distanz zu gehen. Zu Deinem eigenen Schutz.

GoldenTulip in diesem Zusammenhang hat geschrieben:Tja, was kann helfen.
Liebevoll bezogen zu bleiben, und sich gleichsam konsequent auf sich selbst zu beziehen. Sich nicht in den Strudel zu begeben, und mit unterzugehen. Grenzen zu setzen, die einenen selbst schützen. Bis hier hin und nicht weiter. Als Fußabtreterin tust Du ihm keinen echten Dienst.
Ich bin beidseitig betroffen, als jemand, die trinkt, und habe gleichzeitig viele "Co-Anteile". Das hat mich gelehrt, in den nüchterneren Phasen des anderen Verabredungen zu treffen und ggf. auch aufzuschreiben, was verabredet worden ist. Das funktioniert in der Praxis ganz gut.
Bei Alkoholikern ist ja nicht das Problem, dass ihre Bedürfnisse "falsch" sind, sondern dass die Umsetzung oftmals nicht gut gelingt. Kommt dann diese scheußliche Lamoryanz (Ich bin das ärmste Wesen der Welt) dazu, wird es anstrengend - das killt dann auch die größte Liebe.
Mich nervt am meisten, wenn mein Gegenüber keine Verantwortung mehr für seine Handlungen/ Äußerungen zu übernehmen gewillt ist.
Er schimpft an Dir rum? Dann geh raus eine Runde um den Block. Denn wenn er es schafft, durch solches Verhalten Deine Aufmerksamkeit zu kriegen, wird er es wieder tun. Clickertraining unter Menschen, sozusagen. Belohne ihn dafür nicht mit Streit - das wirkt wie ein Verhaltensverstärker...

Fakt ist, dass Dein Bruder halt auch mal über seinen Schatten springen und wenigstens ein Stück weit entgegen kommen muss, wenn das Ganze am Ende erfolgreich sein soll. Klar, Gruppentherapien sind nicht jedermanns Sache. Und klar, will er auch mal seine Ruhe haben und nicht ständig erreichbar sein. Und sicherlich ist er mit sich und seinem momentanen Zustand/Leben nicht zufrieden und reagiert demenstprechend manchmal vielleicht etwas schroff.

Aber wenn Ihr beide etwas erreichen wollt, müssen halt auch Kompromisse her: Vielleicht könnt Ihr Euch zum Beispiel auf eine bestimmte Uhrzeit einigen, zu der Du anrufst. Muss ja nicht lang sein. Einfach, damit Du beruhigt bist und er weiß, dass sich jemand kümmert. Auf keinen Fall würde ich an Deiner Stelle jedesmal Krankenhäuser abtelefonieren und solche Aktionen. Und ehrlich gesagt würde mich diese "Bemutterung" auch stören. Dein Bruder hat ein Alkoholproblem, aber er ist kein kleines Kind :wink: . Wenn ihm tatsächlich etwas zugestoßen ist, erfährst Du das früh genug. Da brauchst Du Dich weiß' Gott nicht vorher schon verrückt machen.

Er ist es, der Hilfe braucht. Du bist es, die Hilfe anbietet. Das ist der Deal. Und da muss jede Seite ein Stück weit auf die andere zugehen.

Maria67 hat geschrieben:Beruhigungstabletten möchte er nicht nehmen, weil sie ihn müde machen.

Baclofen wird ihn am Anfang vielleicht auch müde machen [pardon] . Der Weg aus der Abhängigkeit ist eben kein Spaziergang. Baclofen kann die Straße dafür vielleicht etwas glätten, aber wer nicht bereit ist, für sein neues Leben am Anfang auch gewisse Abstriche in Kauf zu nehmen und Kompromisse einzugehen, wird nicht weit kommen.

Sorry, wenn ich das so hart sagen muss [pardon] . Und dann musst Du für Dich natürlich irgendwann auch überlegen, wie weit und wie lange Du diese Einbahnstraße mitgehen möchtest.

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Zuletzt geändert von Papfl am 3. September 2016, 21:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Familie

Beitragvon Chinaski » 3. September 2016, 21:53

Hallo Marie,

Was meint ihr, soll ich meinen Bruder zum Arzt begleiten? Oder lieber nicht? Wie sehen es die Ärzte, wenn Familienmitglieder dabei sind? Andererseits wollte mein Bruder eigentlich nie, dass ich mit den Ärzten rede. Er meinte, er sei ERWACHSEN! Er kann es selbst!


Dein Bruder hat recht er ist Erwachsen.
Aber du kannst ihn natürlich begleiten und ihm eine Stütze sein.
Du kannst ja ganz still dabei sitzen und zuhören!
Oft wird der Fehler gemacht über den Betroffenen zu sprechen anstatt mit ihm.
Meistens über den Kopf hinweg wie mit einem Kind...Nein wie mit einem dummen Kind.

Fakt ist, er hat den Arzt in der Klinik darauf angesprochen und erzählte mir, man ist drauf nicht eingegangen...Kann es sein, oder hat er mich belogen?


Wenn es für dich wichtig ist!?
Ja er kann gelogen haben oder auch nicht.

Meine Erfahrungen ist das wenig bis gar nicht auf persönliche Probleme eingegangen wird.
Wenn es ein komplexes Thema ist dann dauert es Jahre um so etwas aufzuarbeiten.
Wenn dein Bruder sehr ruhig ist dann braucht es auch viel vertrauen sich zu öffnen.
Das entsteht nicht mal eben so zu jemandem nur weil er Arzt oder Therapeut ist.

Wenn dein Bruder lügt möchte er dich und sich schützen.
Dich vor Enttäuschung und sich davor dich zu entãuschen.

Alles gute...
Chinaski

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Re: Familie

Beitragvon Maria67 » 14. September 2016, 21:33

Hallo, ich kann mich nicht genug für euren Rat und Unterstützung bedanken! Habe für ihn alles Mögliche ausgedruckt und ihm als Lektüre gegeben. Er hat sich über die Arzt Adresse gefreut, war aber ein bisschen verunsichert, keine Ahnung warum...Wir sind doch alles gemeinsam durchgegangen, besprochen, dachte wäre alles klar...Mal sehen, ob er das jetzt durchziehen wird. Er wird mir berichten, wie es beim Arzt gelaufen ist, also warte ich auf seinen Anruf. Versprochen hat er, sich noch diese Woche darum zu kümmern, aber er hält sich nicht an Regeln, Abmachungen oder Versprechen...Er nimmt z.Z. Medikamente,trinkt aber trotzdem weiter. Ich habe nichts mehr dazu gesagt, nur dass es seine Entscheidung wäre. Ich warte diese Woche ab und hoffe er meldet sich.
Bis bald
Gruß Marie

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Re: Familie

Beitragvon Papfl » 14. September 2016, 21:57

Hallo Maria!

Mehr kannst du im Moment nicht tun [pardon] .

Viel Kraft und hoffentlich kommt er in die Gänge [clapping] !

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Re: Familie

Beitragvon Chinaski » 15. September 2016, 00:47

Hallo Marie,

Er hat sich über die Arzt Adresse gefreut, war aber ein bisschen verunsichert, keine Ahnung warum...


Das ist die Angst vor dem ersten Schritt.

Die Angst wieder zu stolpern.
Die Angst sich und andere wieder zu enttäuschen.
Die Angst vor Vorwürfen.
Die Angst vor Langeweile und leere.
Die Angst es nicht zu schaffen.
Die Angst vor der Ausweglosigkeit.


Stell dir vor du stehst an einem Abgrund und du siehst keinen Boden.
Dann sollst du Springen!!!
Angst?
Dir fallen 1000 Gründe ein warum du nicht Springen kannst und willst.

Leicht geschubst hast du deinen Bruder.
Springen muss er nun selbstständig!

Ich wünsche dir und deinem Bruder alles alles gute.
Chinaski

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Re: Familie

Beitragvon Maria67 » 18. Oktober 2016, 20:41

Hallo zusammen,
wollte euch nur berichten, dass mein Bruder die Behandlung gar nicht angefangen hat. Wir hatten uns im September getroffen, ich habe ihn die Adresse und alle möglichen Infos zu Backlofen gegeben, es mit ihm besprochen. Er wollte sich sofort bei mir melden, nachdem er beim Arzt war. Aber es kam nichts, Stille...Er ging nicht ans Telefon, hat auf keine SMS geantwortet, bis uns seine Nachbarin angerufen hat, um zu sagen, dass er in der Klinik ist. Wieder auf Entzug. Er hat wochenlang getrunken. Tja, gestern das erste kurze Gespräch mit ihm. Irgendwie verstehe ich es nicht, er schien so fest entschlossen zu sein, endlich damit aufzuhören. Was mache ich jetzt? Wie kann ich noch argumentieren, damit er mit der Behandlung anfängt? Habt ihr ein Rat?
Gruß Marie

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Re: Familie

Beitragvon Mary » 18. Oktober 2016, 22:21

Liebe Maria,
ach ich habe nicht wirklich einen Rat, wollte Dich nur wissen lassen, dass ich mit Dir fühle und Dir / Euch alles Gute wünsche. Ich war in der selben Situation wie Du und hatte niemandem zum reden, oder um mich auszutauschen. Das ist schlimm und man ist sehr einsam. Du hast uns und das ist vielleicht etwas. Bleib dran, lass Ihn nicht hängen, aber pass auf DICH auf !!!
LG Mary
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.............

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Re: Familie

Beitragvon Maria67 » 19. Oktober 2016, 21:15

Danke Mary,danke Chinaski und allen die uns beistehen. Heute habe ich mit meinem Bruder telefoniert. Bis Sonntag bleibt er in der Klinik. Sein Blutdruck ist immer noch sehr hoch, aber es geht ihm "gut"...na ja, sein Kopf funktioniert wieder, sagt er...Eine Psychologin war heute zur Visite und ihm eine Einzellterapie zugesagt. Morgen erfährt er mehr, wie es ablaufen sollte. Mal sehen...Manchmal denke ich, es wäre nicht schlecht, wenn er Antidepressiva bekommen würde? Was meint ihr? Wäre es nicht hilfreich wenn ihn seine Gedanken "zerfressen" und er, um zu vergessen trinkt?
Er sagte mir auch, dass er auf jeden Fall mit der Baclofen Behandlung anfangen möchte, aber überzeugend klingte es nicht. Manchmal denke ich, er erwartet von mir, dass ich mit ihm wie mit einem kleinen Kind vom Arzt zu Arzt gehe, die Behandlung einleite, Sitzung beim Psychologen mitmache, ihn Rund um die Uhr betreue, ständig aufpasse. Würde es etwas bringen? Wohl kaum, oder doch? Jedes Jahr verbringt er bei uns die Weihnachtstage, Silvester, Ostern, Urlaub. Und jedes mal das Gleiche- er geht mal "Zigaretten" holen und kommt betrunken zurück, oder ich muss ihn suchen. Die ganze Familie ist da und er verschwindet um zu trinken. Es ist eine schreckliche Krankheit. Ich werde bestimmt meinen Bruder nicht aufgeben, aber ich fühle mich hilflos. Er ist wirklich einsam, sein bester Freund ist halt Alkohol sagte er mal...
Das was mich aber jetztz freut ist, ich kann ihn jeden Tag anrufen und mit ihn reden :kl
L. G. Marie

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Re: Familie

Beitragvon andi » 19. Oktober 2016, 21:43

Hallo Marie,

es ist wirklich nicht schön, wie es um deinen Bruder steht. Wichtig ist jetzt, keinen Druck auf ihn aufzubauen - Alkoholiker mögen das ganz und gar nicht. Vielleicht in kleinen Schritten, aus der Weite geholt ihm klar machen, das er wichtig ist, dabei nicht aufdringlich sein. Ist ein sensibles Thema.

Wünsche dir viel Geduld dabei und hoffe das dein Bruder die Kurve hinbekommt.

lg
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Re: Familie

Beitragvon Maria67 » 20. Oktober 2016, 21:16

Hallo Andi, danke für deine Nachricht. Ich übe keinen Druck auf meinen Bruder, na ja, vielleicht früher, aber jetzt bestimmt nicht mehr. Er ist seit 10 Jahren Alkoholiker und irgendwann bist du nur eine Begleitperson seiner Krankheit...Suchst immer wieder neue Wege, zeigst du die ihn an und hoffst, dass er alles Mögliche versucht um daraus zu kommen. Mehr als für ihn da zu sein kann ich, glaube ich, nicht machen. Unterstützung ist wichtig, nur manchmal weiss ich nicht wie ich es noch machen soll ? Heute habe er mir bestätigt, dass er Einzeltherapie bekommt, nur der Termin steht noch nicht fest. Und er will unbedingt raus aus der Klinik, am besten morgen...es ist ihm langweilig, die Geschichten der Patienten regen ihn auf...u.s.w. So als er nicht wüsste, dass man dort ihn helfen will.
Nächste Woche hat er vor, arbeiten zu gehen und alle Termine wahr zu nehemen, die er bekommt. Ich will nicht pessimistisch klingen, aber er ist ein "Dauerpatient" in der Klinik also mache ich mir keine Illusionen, dass es diesmal besser wird. Hoffen tue ich: Einzeltherapie, Baclofen-das kann helfen, das hat er noch nicht ausprobiert...
Und es ist schön mit ihm zu reden, wenn er nicht betrunken ist. :kl
Bis bald Marie

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Re: Familie

Beitragvon andi » 20. Oktober 2016, 21:40

Hallo Marie,

Maria67 hat geschrieben: Hoffen tue ich: Einzeltherapie, Baclofen-das kann helfen, das hat er noch nicht ausprobiert...


So kann es in der Tat funktionieren, das darfst deinem Bruder auch ausrichten.

Großes Kompliment an dich :vgn , das du deinen Bruder so unterstützts - das können und machen nicht viele.

lg
andi

PS: weiter so :kl

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Re: Familie

Beitragvon Maria67 » 23. Oktober 2016, 17:16

Hallo, und danke für den Zuspruch andi [smile] ,
das habe ich ihm gestern auch gesagt. Mal sehen ob er das wahrnimmt, abwarten. :grbl
Ich habe euch hier um einen Rat gefragt, ob Alkoholiker Antidepressiva verschrieben bekommen? Ob das ratsam ist? Ob jemand damit Erfahrung hat? Ob das hilft, die Gedanken zu "beruhigen"? Ich weiss, dass mein Bruder keine bekommt. Er sagt aber, auf die Frage warum er trinkt, dass er dann besser vergessen kann, nicht nachdenken muss was passiert ist, dass seine Stimmung dann "besser" wäre...Ich weiss, dass die Medikamente abhängig machen, aber unterstützend zu der Therapie könnten die doch hilfreich sein, oder? Was meint ihr?
L.G. Marie
P.S
Heute sollte er entlassen werden, wollte sich melden...na ja, bis jetzt nichts von ihn gehört...

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Re: Familie

Beitragvon DonQuixote » 23. Oktober 2016, 23:29

Hallo Maria

Ja, es gibt schon „Antidepressiva”, die man bei Abhängigkeitserkrankungen parallel verschrieben kann, Medikamente, welche die „Stimmung aufhellen“ können, und die auch nicht „süchtig“ machen. Das ist eigentlich gängige Praxis, davor sollte man keine Angst haben. Im Grunde gilt aber als Faustregel: Je „sedierender“ das Medikament, umso „süchtig machender“ ist es. Aber einen Tipp so als Ferndiagnose kann ich natürlich nicht abgeben, das wirst Du verstehen. Wenn Du mir allerdings den Namen des vorgesehenen Medikaments nennen würdest, dann könnte ich mehr dazu sagen.

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Re: Familie

Beitragvon Lucidare » 24. Oktober 2016, 08:56

Hallo Maria,

Maria hat geschrieben:Ich habe euch hier um einen Rat gefragt, ob Alkoholiker Antidepressiva verschrieben bekommen? Ob das ratsam ist? Ob jemand damit Erfahrung hat?


DonQuixote hat recht. Es gibt Mittelchen, die sich mit Alkohol vertragen. Die Frage ist nur, bringt es was. In den meisten Fällen schießt man die (positive) Wirkung durch zuviel Alkohol wieder ab. Leider.

Unterstützung ist wichtig, nur manchmal weiss ich nicht wie ich es noch machen soll ?


Auch wenn das jetzt ein Bisschen hart klingt: Bei psychischen Erkrankungen scheitern auch die Profis oftmals. [sad] Wenn Du jetzt nicht die "passende Hilfe" findest, liegt das garantiert nicht an Deinem Angagement. Wichtig ist, dass er den festen Willen entwickelt, davon loszukommen. Für sich und nicht für andere. Lippenbekenntnisse, wie nächste Woche wird alles besser, kenne ich von mir zu genüge. Im Grund habe ich paralell darüber nachgedacht, wie ich die Trinkerei besser organanisiere, damit es nicht so auffällt, weil nichts hilft. Im Grunde erscheint die Situation für einen selbst ausweglos und dann soll man auch noch auf die einzige "Medizin" verzichten, die Linderung verspricht. Leider kann man Ihn in der Klinik nicht festnageln. Das er raus möchte, ist einerseits verständlich. Solche Klinikaufenthalte sind nicht unbedingt spassig. Andereseits kann es ein Zeichen sein, dass er schnellstmöglich zu seiner Medizin zurück will. Wenn dem so ist, wirst Du es nur mit Gewalt verhindern können. Leider.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Familie

Beitragvon Maria67 » 25. Dezember 2016, 10:33

Hallo, zuerst möchte ich Euch allen ein frohes Weihnachtsfest wünschen. Ein paar Tage Ruhe, Zeit für sich, für die Familie, für die Freunde. Zeit um Kraft zu sammeln für das neue Jahr. Ein Jahr ohne Angst und große Sorgen. Das wünche ich euch vom Herzen.
Leider kann ich euch DonQuixote und Luciarde nichts Neues berichten, außer dass mein Bruder weiter trinkt, sodass er nicht mal Weihnachten kommt. Es sind , wie du schon geschrieben hast Luciarde, Lippenbekenntinisse...nichts weiter. Da helfen keine Tabletten, keine Antidepressiva, nichts.
Hab noch eine schöne Weihnachtszeit
L.G Marie

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Re: Familie

Beitragvon Klara1 » 25. Dezember 2016, 20:25

Liebe Maria,

als Angehörige kann ich dein Bangen und Hoffen gut verstehen. Es ging/geht mir viele Jahre auch so.
Mein Mann hatte jedoch immer gesagt, dass er nicht trinken will und war auch bereit etwas
zu unternehmen. Er hat etliche Entgiftungen und 2 Entwöhnungstherapien (1x8Wochen, 1x19Wochen)
gemacht und direkt danach wieder angefangen, ist zu Selbsthilfegruppen gegangen und doch konnte
er nicht aufhören. Es erging ihm ähnlich wie Dr. Ameisen. Während einer trockenen Phase Ende Oktober
d.J. hatte ihm sein Hausarzt ein Antidepressiva verschrieben und wir sind zu einem von DonQ empfohlenen
Arzt gegangen, der ihm Baclofen verschreibt. Während dieser Zeit gab es kurze Rückfälle von jeweils 2
Tagen, doch er konnte wieder aufhören. Diesmal hoffe ich wieder, dass Baclofen in Verbindung mit dem
Antidepressiva hilft und mein Mann nie mehr trinken muss. Jedenfalls hatten wir viele Jahre keine so
gute Zeit wie die letzten Wochen.

LG Klara


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