Meine Vorstellung

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Moskitaa
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Meine Vorstellung

Beitragvon Moskitaa » 16. Juni 2016, 10:58

Hallo, ich möchte mich gern vorstellen, ich bin neu hier und habe gestern das erste mal per Zufall von Baclofen gehört.

Ich könnte mir vorstellen dass es das Richtige für mich ist.
Ich bin zweifache Mutter von kleineren Kindern, habe früher sehr viel getrunken im Vergleich zu jetzt, nämlich eine Flasche Wodka am Tag. Heute trinke ich auch nahezu täglich, aber nur noch abends und nur noch bier und Sekt. Doch es geht mir nicht gut damit und ich möchte da raus kommen.
liebe Grüße, Moskitaa

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Papfl
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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon Papfl » 16. Juni 2016, 11:49

Hallo Moskitaa!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Als "Newcomerin" ist es sicherlich sinnvoll, sich ein bisschen in die Baclofen-Therapie "einzulesen". Weil man angesichts der vielen Veröffentlichungen und Texte zum Thema leicht den Überblick verlieren kann, gebe ich Dir für den Beginn mal ein paar der wichtigsten Links an die Hand:

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung.

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Wie viel Bier und Sekt trinkst Du denn momentan pro Tag? Ich frage deshalb, weil es theoretisch zwei Möglichkeiten für den Beginn einer Baclofentherapie gibt:

In beiden Fällen gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit, ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes. Dann auf dieser Stufe (bei der erste Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter. Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis [smile] .

Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Die Erfolge stellen sich bei abstinentem Beginn in der Regel schneller ein, weil Alkohol und Baclofen - vereinfacht gesagt - biochemische Gegenspieler sind, die sich gegenseitig ein Stück weit antagonisieren ("neutralisieren") können. Das ist aber nicht immer möglich. Je nach aktueller Trinkmenge kann es mitunter gefährlich sein, den Alkohol abrupt abzusetzen (Krampfgefahr, Delir), deshalb kann in solchen Fällen eine vorherige professionelle Entgiftung oder - wenn der Konsum nicht allzu hoch ist - die zweite Methode (langsames Ausschleichen von Alkohol und langsames Einschleichen von Baclofen) sinnvoller sein.

Du solltest aber wissen, dass Baclofen keine Wunderpille ist, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann dabei helfen, die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen danach einzudämmen. Es schlägt einem das Glas aber nicht aus der Hand.

Vielmehr kann es Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben:

Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Wahrscheinlich brauchst Du auch einen kompetenten Ansprechpartner in Deiner Nähe, der Dir gegebenenfalls Baclofen verschreiben könnte. Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich gegen Abend bei Dir mit allen Infos melden.

So, erst mal durchschnaufen nach all den vielen Infos... [whistle] ...ich denke, wenn Du die Therapie mit der nötigen Geduld und Entschlossenheit angehst, kann Baclofen wirklich eine große Unterstützung für Dich sein.

Und Hut ab :-!? : Von einer Flasche Wodka pro Tag auf "nur" noch Sekt und Bier runter zu kommen, ist auch schon eine reife Leistung. Respekt good !

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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon Moskitaa » 16. Juni 2016, 15:21

Vielen lieben Dank für diese nette und ausführliche Antwort :) ich hab schon angefangen mich hier einzulesen.
Ich trinke derzeit zwischen fünf und acht Bier am abend oder ein bis zwei Flaschen sekt.
Alle zwei Wochen schaffe ich es mal einen Tag abstinent zu bleiben. Da merke ich schon leichte körperliche entzugserscheinungen. Nicht so heftig wie zu meiner harten trinkerzeit als ich schon am morgen mit hochprozentigem angefangen habe, aber ich kann schlecht schlafen, wache nassgeschwitzt auf und bin grundsätzlich tagsüber ohne das trinken recht zittrig und irgendwie neben mir. Ich habe auch schon überlegt meinen Hausarzt darauf anzusprechen. Er ist auch substitutionsarzt für heroinabhängige und kennt meine suchtgeschichte seit vielen jahren. Vor fünfzehn Jahren war ich selbst mal bei ihm wegen Heroin substituiert, aber davon bin ich nun lange weg. Ich könnte mir vorstellen dass er auch gegenüber baclofen aufgeschlossen ist.
Viele liebe grüße

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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon Papfl » 16. Juni 2016, 17:25

Hallo Moskitaa!

Moskitaa hat geschrieben:Ich könnte mir vorstellen dass er [mein Hausarzt] auch gegenüber baclofen aufgeschlossen ist.

Das wäre natürlich die optimale Lösung [good] . Vielleicht kannst du ihm ja ein paar Infos zur Baclofen-Therapie ausdrucken und beim nächsten Termin mitnehmen:

Bezüglich "Überzeugungsarbeit beim Hausarzt" kannst auch mal einen Blick in den Thread Kooperation statt Konfrontation werfen.

Bei fünf bis acht Bier bzw. ein bis zwei Flaschen Sekt würde ich an Deiner Stelle schon eher zur zweiten aufgezeigten Methode - also Alkohol langsam reduzieren und Baclofen parallel dazu langsam einschleichen - tendieren. Eventuell könntest Du so auch den Entzug etwas abmildern (Baclofen kann bei leichtem bis mittlerem Entzugssyndrom ähnlich helfen wie Diazepam).

Du bringst ja schon ein paar Jahre Sucht- und auch Entzugserfahrung mit und kennst Deinen Körper diesbezüglich wahrscheinlich ziemlich genau. Trotzdem verlinke ich an dieser Stelle auch nochmal auf diese Kurzfassung des CIWA-Ar (Clinical Institute Withdrawal Assessement), mit der Du die Schwere Deiner Entzugserscheinungen in etwa einordnen kannst.

Ich würde es an Deiner Stelle auf jeden Fall mal mit Baclofen probieren. Einen Versuch ist es allemal wert. Falls Dein Hausarzt nicht mitspielen sollte, weißt Du ja jetzt, wie Du an eine Adresse aus unserer Ärzteliste kommen kannst (siehe oben).

Alles Gute einstweilen!

Papfl
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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon DonQuixote » 16. Juni 2016, 17:29

Hallo Moskitaa

Willkommen im Forum!

Moskitaa hat geschrieben:Ich habe auch schon überlegt meinen Hausarzt darauf anzusprechen. Er ist auch Substitutionsarzt für Heroinabhängige und kennt meine Suchtgeschichte seit vielen Jahren. […] Ich könnte mir vorstellen dass er auch gegenüber Baclofen aufgeschlossen ist.

Ja, das ist gut möglich, und es kann von großem Vorteil sein, wenn einem der bisherige Hausarzt Baclofen verschreibt. Da Dein Hausarzt laut Deiner Beschreibung Suchtmediziner und Substitutionsarzt ist, ist die Möglichkeit groß, dass er schon von Baclofen als Therapieoption der Alkoholabhängigkeit gehört hat. Ansonsten haben wir einen sog. „Arztkoffer“ geschnürt, in welchem sich zahlreiche Papiere befinden, welche bei der Überzeugungsarbeit hilfreich sein können.

Gib Bescheid, falls es nicht geklappt haben sollte, dann schauen wir in unserer Arztliste, welcher Arzt in Deiner Region für Dich in Frage kommen könnte.

DonQuixote

Edit: Oh, das hat sich jetzt grad mit @Papfls Beitrag überschnitten [mocking] .

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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon Papfl » 16. Juni 2016, 17:33

Hi DonQ!

Doppelt genäht hält bekanntlich besser... [mocking] !

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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon Moskitaa » 18. Juni 2016, 08:56

Vielen lieben Dank, ich werde am Montag einen Termin ausmachen und berichten ob es erfolgreich war.
Drückt mir die Daumen
Liebe Grüße :)

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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon Moskitaa » 6. Juli 2016, 21:44

Hallo, ich wollte mal eine Rückmeldung geben. Also mein arzt war nicht abgeneigt gegen baclofen, wollte abee dass ich ihm ein paar Tage Zeit gebe um sich einzulesen und mit einem Kollegen rücksprache zu halten. Nun war ich heute nochmal dort und er meinte Baclofen würde er mir nicht verschreiben, da es ähnlichkeit mit Benzodiazepinen aufweisst, von denen ich in der Vergangenheit abhängig war. Stattdessen hat er mir Campral verschrieben. Könnt ihr mir da was zu sagen?
Viele liebe Grüße

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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon Chinaski » 6. Juli 2016, 22:06

Hallo Moskita,
da ist dein Arzt aber sehr schlecht informiert.
Baclofen hat definitiv kein Suchtpotential und macht nicht abhängig.

Campral habe ich auch mal genommen.
Die Wirkung war gleich Null!
Ich hatte viel Hoffnung in Campral gesetzt und viel Kraft investiert.
Gebracht hat es nichts außer das ich Zeit verloren habe.

Investiere also nicht zuviel Hoffnung in das Medikament Campral.
Gruß Chinaski

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Re: Meine Vorstellung

Beitragvon DonQuixote » 6. Juli 2016, 22:31

Hallo Moskitaa

Chinaski hat völlig recht. Baclofen hat keinerlei Abhängigkeitspotential und auch mit Benzodiazepinen rein gar nichts zu tun. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie Dein Arzt zu einer solchen Auffassung kommt. Aber jetzt, wo seine Meinung erst mal gemacht ist, wird es natürlich schwierig sein, ihn vom Gegenteil
zu überzeugen :grbl .

Was Campral betrifft: Ich halte halt Baclofen für deutlich überlegen. Falls Du es bei einem anderen Arzt versuchen möchtest, dann übermittle mir doch diskret per PN (Private Nachricht) Deinen Wohn- und vielleicht Arbeitsort, dann kann ich in unserer Arztliste mal nachschauen, wer in Deiner Region in Frage kommt.

DonQuixote


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