Wie lange wirkt Baclofen 10 mg?

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peter1234
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Wie lange wirkt Baclofen 10 mg?

Beitragvon peter1234 » 10. März 2016, 20:54

Hallo. Zusammen. ..

Kann mir jemand sagen wie lange die wirkzeit von 1 Tablette. 10 mg ist ? Allso wieviel std hält sie ungefähr. an ?

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DonQuixote
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Re: Wie lange wirkt Baclofen 10 mg?

Beitragvon DonQuixote » 10. März 2016, 22:32

Hallo Peter

Eine einzelne Tablette bringt eigentlich nichts. Man muss ja Baclofen mindestens drei Mal täglich nehmen. Der Abbau von Baclofen im Körper erfolgt mit einer ziemlich kurzen Halbwertszeit von lediglich 3,5 Stunden. D.h. nach 3,5 Stunden sind 50 % abgebaut und nach insgesamt 7 Stunden sind 75 % abgebaut und so weiter. Details siehe auch im „Baclofen-Rechner“.

Deshalb empfiehlt der „Baclofen-Leitfaden“ vier Einnahmen pro Tag:

  • Medikament: Lioresal ®, 10 mg Tabletten
  • Angenommene therapeutisch wirksame Dosis: 200 mg / Tag

  • Medikament: Lioresal ®, 25 mg Tabletten
  • Angenommene therapeutisch wirksame Dosis: 200 mg / Tag

Dieses Protokoll ist sehr, sehr vorsichtig langsam und versucht, Nebenwirkungen möglichst aus dem Weg zu gehen. Man kann das Tempo der Aufdosierung, wenn man das Medikament (Baclofen) gut verträgt, aber auch etwa verdoppeln.

DonQuixote

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peter1234
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Re: Wie lange wirkt Baclofen 10 mg?

Beitragvon peter1234 » 11. März 2016, 07:12

Hallo Don Quixote,

danke für. die schnelle und ausführliche Antwort.
Wenn Morgens kein verlangen ist, kann ich dann nicht erst Mittags mit Tabletten anfangen ? Also nach Bedarf? Oder muss eine gewisse Dosis im Körper sein.

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Chinaski
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Re: Wie lange wirkt Baclofen 10 mg?

Beitragvon Chinaski » 11. März 2016, 07:54

Hallo Peter,
es ist wichtig das ein gewisser Medikamenten Spiegel im Blut ist damit erst gar kein Craving auftritt.
Demnach ist eine Verteilung auf mehrere Einzeldosen besser.
Sollte trotzdem Craving auftreten nimmst du die doppelte Tagesration Baclofen und zerkaust sie.
Chinaski

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Papfl
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Re: Wie lange wirkt Baclofen 10 mg?

Beitragvon Papfl » 11. März 2016, 09:08

Moin zusammen!

@Chinaski

Chinaski hat geschrieben:Sollte trotzdem Craving auftreten nimmst du die doppelte Tagesration Baclofen und zerkaust sie.

Das hast Du glaube ich ein bisschen missverständlich ausgedrückt... [smile] .

@Peter

Es ist in der Tat (vor allem zu Beginn der Baclofen-Therapie) wichtig, erstmal einen gleichmäßigen "Baclofen-Spiegel" über den Tag verteilt aufzubauen, damit sich Deine Biochemie umstellen kann. Dafür sind die Dosierungshinweise im Leitfaden für die Anwendung bzw. hier im Forum gute Anhaltspunkte. Später dann, wenn Du ungefähr weißt, wo Deine individuelle Erhaltungsdosis liegt, kannst Du die Einnahme dann auch an die Cravingzeiten anpassen.

Ein Beispiel: Mal davon ausgegangen, Du erreichst in einigen Wochen eine Stufe von 60 mg/Tag (z. B. verteilt auf 4 x 15 mg oder 3 x 20 mg), bei der Du kaum oder keine Nebenwirkungen und kaum oder gar kein Craving mehr hast (also Deine ideale persönliche Erhaltungsdosis). Dann könntest Du in Erwägung ziehen, die Rationen anders zu verteilen, z. B. weil Du tagsüber arbeiten musst und Dein Trinkverlangen ohnehin erst gegen Abend einsetzt. Beispielsweise auf 15 mg - 15 mg - 30 mg.

In der Anfangsphase, in der sich Deine Biochemie noch in der Umstellung befindet, könnte eine Einmalration von 30 mg eventuell noch mit zu viel Nebenwirkungen einher gehen.

Das betrifft auch die sog. Notfalldosis, auf die sich @Chinaski oben bezieht. Bleiben wir bei Deinem Beispiel: 60 mg/Tag wäre Deine ideale Erhaltungsdosis. Nun kann es aber mitunter vorkommen, dass in bestimmten Situationen trotzdem Craving auftritt (auch wenn es normalerweise weitestgehend verschwunden war). Zum Beispiel bei besonderen Triggern oder Herausforderungen. Da hat es sich dann bewährt, zusätzlich zur Erhaltungsdosis akut einmalig eine Notfallration einzunehmen und diese gegebenenfalls auch zu zerkauen, damit der Wirkstoff schneller ins Blut gelangt. Die kann dann bis zur doppelten Einzelration eines Tages betragen, wenn Deine Biochemie entsprechend eingestellt ist. Also bei 3 x 20 mg pro Tag könnte die einmalige Notfallration in einer akuten Cravingsituation bis zu 40 mg betragen. So viel braucht man aber normalerweise gar nicht, um das spontane Craving wieder einzudämmen.

Würde man @Chinaskis Rat befolgen...

Chinaski hat geschrieben:Sollte trotzdem Craving auftreten nimmst du die doppelte Tagesration Baclofen und zerkaust sie.

...hieße das, Du müsstest die doppelte Tagesration (also in Deinem Beispiel 120 mg) zusätzlich zur eigentlichen Tagesration von 60 mg zerkauen und hättest dann unterm Strich 180 mg Baclofen intus. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache...

Von den Beispielen zurück zur Realität: Ich würde mich an Deiner Stelle jetzt erstmal am Leitfaden orientieren, bis Du einen Eindruck davon hast, wie Baclofen bei Dir wirkt und in welchem Tagesdosis-Bereich Nebenwirkungen auftreten bzw. das Craving sich legt. Erst dann ist es m. E. sinnvoll, die Einnahmezeitpunkte an die Cravingzeiten anzupassen.

Und wie immer gilt dabei: GEDULD!

Du machst das schon [good] !

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Wie lange wirkt Baclofen 10 mg?

Beitragvon DonQuixote » 11. März 2016, 16:11

Hallo @All

Papfl hat geschrieben:Später dann, wenn Du ungefähr weißt, wo Deine individuelle Erhaltungsdosis liegt, kannst Du die Einnahme dann auch an die Cravingzeiten anpassen.

Ich würde das noch weiter fassen und zitiere mal meinen Beitrag vom 14. Mai 2015:

DonQuixote hat geschrieben:Seid gegrüßt

Zur Frage der Verteilung der Dosis im Tagesverlauf, genauer gesagt zum Thema „Gleichmäßiger Baclofen-Spiegel“ versus „Ausrichtung auf die Craving-Zeiten“, bin ich auf einen interessanten Forums-Beitrag von Sylvie Imbert vom 20. April 2015 gestoßen. Sylvie Imbert ist Präsidentin der französischen „Association Baclofène“ und Leiterin des zur Association zugehörigen Forums. Hier nun die Übersetzung dieses Forums-Beitrages:

Sylvie Imbert am 20. April 2015 hat geschrieben:
Zur Frage von „Gleichmäßiger Baclofen-Spiegel“ versus „Ausrichtung auf die Craving-Zeiten“ konnte ich letzte Woche mit drei führenden Baclofen verschreibenden Ärzten sprechen:

Philippe Jaury sagte mir, dass das gezielte Ausrichten auf die Craving-Zeiten sehr viel effizienter, und dass dadurch die maximale Dosis für die Erreichung des therapeutischen Erfolges auch geringer sei. Ebenfalls sprach er davon, dass Patienten, denen von Anfang an Abstinenz oder eine starke Reduzierung ihres Alkoholkonsums gelingt, mit einer geringeren Dosis auskommen. Dies bestätigt, was ich auch schon vermutete.

Bernard Granger: Auch er wendet das gezielte Ausrichten auf die Craving-Zeiten mit Erfolg an.

Renaud de Beaurepaire geht noch weiter: Eine gleichmäßige Verteilung im Tagesverlauf während des ersten Monats, um das Gehirn an das Medikament zu gewöhnen. Danach erfolgt eine Verschiebung hin zu den Craving-Zeiten, bis hin zu einer einzigen Dosis ca. eine Stunde vor der üblichen Trinkzeit, sofern der Patient das verträgt. Dies ist insbesondere für diejenigen geeignet, welche nur abends Craving verspüren. Vorteil: Tagsüber gibt es keine Nebenwirkungen.

Er lässt seine Patienten frei entscheiden und jeden für sich selbst die individuelle Abstimmung der Einnahmezeiten treffen. Viele Patienten adaptieren jedoch seine Strategie.

DonQuixote

Es geht also darum, bereits in der Phase der Aufdosierung und bei der Findung der Erhaltungsdosis die Craving-Stunden gezielt anzuvisieren. In der Anfangszeit, sagen wir mal „die ersten Wochen“, ist eine gleichmäßige Dosisverteilung über den Tag, im Sinne einer Angewöhnung der „Hirnchemie“, sicher sinnvoll, aber im weiteren Verlauf kann dann bei den weiteren Erhöhungsschritten eine Verlagerung hin zu den Craving-Zeiten stattfinden.

Wenn ich das richtig verstanden habe, @Peter1234, stehst Du da erst ganz am Anfang Deiner Baclofen-Therapie, also würde ich mir da noch nicht so einen Kopp machen und erst mal „die nächsten Wochen“ mit dem Standard-Modell fortfahren.

DonQuixote

P.S.

Chinaski hat geschrieben:Sollte trotzdem Craving auftreten nimmst du die doppelte Tagesration Baclofen und zerkaust sie.

Wie @Papfl bereits erwähnte, handelt es sich wohl um einen Tippfehler. Eigentlich müsste es heißen: „Sollte trotzdem Craving auftreten nimmst du das Doppelte der nächsten anstehenden Dosis, das kann auch als zusätzliche Dosis im Sinne einer „Notfall-Dosis“ geschehen.“

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Re: Wie lange wirkt Baclofen 10 mg?

Beitragvon Chinaski » 11. März 2016, 21:02

Hallo Peter,
@Papfl, @DonQ vielen Dank für die Richtigstellung.
Da habe ich einen Fehler gemacht.
Sorry!
Die beiden haben dir die Vorgehensweise ja genau erklärt.
Also weiterhin alles gute für dich.
Chinaski


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