Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Suchtreisender
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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Suchtreisender » 15. September 2016, 11:22

Der mangelnde Respekt zeigt sich unter anderem darin, dass unüberlegt sinnlose Gefahren wie Gaststättenbesuche oder Grillabende und dergleichen besucht werden und dabei der trügerische Glaube entsteht, dass der Alk nun aus dem Suchtgedächtnis verbannt wäre. Das Nächste ist, dass zu Hause sehr sorglos mit Alkohol umgegangen wird, der steht dann ein-fach irgendwo rum weil der Mann/die Frau eben nicht auf Alk verzichten will, obwohl das Problem des Partners bekannt ist – sehr rücksichtsvoll vom Partner/in übrigens.


Das sehe ich anders: letztendlich sollte es Ziel eines jeden trockenen Alkoholikers sein, irgendwann wieder weitestgehend am "normalen" Leben teilzunehmen und sich nicht überall auszuschließen und abzukapseln, wo Alkohol mit im Spiel ist. Oder noch schlimmer, dort dann übel gelaunt die Stimmung zu beeinträchtigen. Inwieweit es eine Gefahr darstellt, ab einem gewissen Zeitpunkt Gaststättenbesuche oder Grillabende in der Freizeit einzuplanen, muss jeder für sich selbst beantworten. Bei manchen von uns geht das früher, bei manchen eben später oder gar nicht. Drum sind wir ja auch "Individuen". Mangelnden Respekt vor dem Alkohol kann ich da nicht erkennen.

Dass der Partner zuhause Alkohol trinkt, finde ich auch nicht rücksichtslos. Es ist doch MEIN Problem, dass ich es (warum auch immer) verlernt habe, mit Alkohol im normalen Dosen umzugehen, das war und ist nicht das Problem meines Partners. Es wäre daher aus meiner Sicht eher mangelnder Respekt meinem Partner gegenüber, wenn ich von ihm/ihr verlangen würde, auf einen Teil seiner Lebensqualität zu verzichten. Da muss ich dann schon eher meinem persönlichen Willen in den Arxxx treten, wenn er nicht in der Lage ist, anderen gegenüber tolerant zu sein.

Nichts für ungut....
Der Suchtreisende....

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DonQuixote
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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon DonQuixote » 15. September 2016, 17:53

Hallo @Purzelbaum und @Suchtreisender

Ihr habt irgendwie beide recht. Natürlich macht es keinen Sinn, nach erst einer Woche Baclofen-Therapie ein Oktoberfest zu besuchen, einfach mal um zu schauen, „wie es wirkt“. Und natürlich wird man auf Dauer auch gewisse Gepflogenheiten überdenken müssen, z.B. die Teilnahme an Stammtischen, sonstigen Tafelrunden oder Events, deren einziger Daseinszweck manchmal das Erreichen eines rasch- und höchstmöglichsten Vollrausches zu sein scheint.

Mittel- und langfristig, und da bin ich jetzt wieder ganz bei @Suchtreisender, muss man sich aber im Alltag gewissen Situationen stellen können und stellen dürfen. Die mit der Baclofen-Therapie angestrebte Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol darf nicht in Isolation und Sektiererei enden, sie soll vielmehr in eine gelebte Souveränität münden.

Danke Euch beiden für Eure Beiträge [good] .

Vom DonQuixote

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Purzelbaum » 19. September 2016, 08:14

Wie ich geschrieben habe, geht es mir um die Warnung vor Risiken in der Anfangseuphorie.

Selbstverständlich - für mich jedenfalls - ist es unerlässlich, sich mit Alkohol auseinander zu setzen und irgendwann auch mit dem Alkohol im direkten und erweiterten Umfeld zu leben. Ich halte überhaupt nichts davon zu versuchen, dem Alkohol auf immer und ewig aus dem Weg zu gehen - weil das einfach nicht funktioniert. Ich finde es schlimm und auf gewisse Weise unverantwortlich, wenn in einigen Foren und SHG's die Risikominimierung zu weit getrieben wird. Zu weit ist für mich zum Beispiel, wenn verlangt wird, nicht in die Nähe von Weihnachtsmärkten zu gehen. Es wird sich auch nicht auf Dauer vermeiden lassen, im Supermarkt am Schnapsregal vorbei zu gehen u. s. w. Da finde ich es viel schlimmer, plötzlich und unvorbereitet in Situationen mit Alk zu gelangen, weil nie gelernt wurde, mit solchen Situationen umzugehen.

Ich nehm es wie es kommt, wenn bei mir gegrillt wird gibt es natürlich - für die die wollen - Alk und ich hab für Besuch auch immer was zu Hause, ich geh auf Weihnachtsmärkte und an Schnapsregalen vorbei - mich stört es inzwischen nicht mehr. Im ersten halben Jahr - so ungefähr - gab es zu Hause keinen Alk und das war gut so.

Noch was zu den Angehörigen "Suchtreisender": Ich finde, dass so viel Rücksicht verlangt werden kann. Wenn meine Frau Lungenkrebs - der wird hier ja gern als Beispiel strapaziert - hätte, würde ich ihr zu Hause auch nicht die Hütte voll qualmen, du vielleicht? Und nicht zuletzt hat auch der Verwandte/Bekannte was davon, wenn der Alki nicht mehr säuft.

(Und immer schön daran denken, dass es mir hier um die Zeit der Anfangseuphorie geht.)

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Purzelbaum » 20. Februar 2017, 15:43

Inzwischen bin ich vier Jahre trocken - immer noch ohne Bac - und zufrieden bin ich inzwischen auch.

Ich könnte jetzt nicht schreiben, in welcher Situation ich mich mit Alk besser fühlen würde als ohne. Klar gibt es ab und zu mal einen Moment, in dem ich an Alk denke aber dann frag ich mich: Was könnte der Alk jetzt verbessern? Und die Antwort ist: Nichts.

Das liegt sicher am geänderten Belohnungssystem, veränderter Stressbewältigung und dem Ablegen von bestimmten Gewohnheiten. Gut, das war nicht von Anfang an einfach aber wenn ich nicht irgendwann mit Veränderungen angefangen hätte - auch wenn manche nicht einfach waren - würde ich heute noch saufen. Versuche mit ab und zu mal einem Glas und Ähnlichem habe ich vorher jahrelang gemacht und die sind immer gescheitert. Früher oder später hatte mich der Alk immer wieder im Griff wenn ich mit solchem Unsinn wie "ein Glas geht ja mal" anfing. Erfolg gibt es meiner Meinung nach nur bei Konsequenz (Gut, weiter saufen ist auch konsequent.)

Ich schreibe nicht viel aber ich lese hier fast jeden Tag. Wenn ich dann lese, dass jemand daran denkt, sich mit einem Glas Wein "was Gutes" zu tun, da geht mir der Hut hoch. Was tut man sich denn Gutes mit einem Glas Wein, wenn man mit dem Saufen aufhören will?

Oder da säuft XY tage- oder wochenlang nichts und dann muss XY unbedingt wegen schlechter Stimmung oder wegen einer Depression oder wegen was auch immer plötzlich saufen. Nö, XY muss nicht wegen irgendwas saufen, das plötzlich passiert. XY hat nur auf einen Grund gewartet endlich wieder saufen zu können, weil sich XY vorher überhaupt nicht auf so eine Situation vorbereitet hat und im Grunde ja auch gar nicht wirklich mit der Sauferei aufhören will - noch nicht. Ich kenne das, Ausreden waren bei mir auch immer herzlich willkommen. Ach ja, was der Säufer doch für ein bemitleidenswerter Mensch ist, wirklich bedauerlich. So wird das aber nichts - denke ich.

Lasst euch nicht von mir ärgern. Kopf hoch Freunde und denkt mal drüber nach. Ich wünsch viel Erfolg.

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon andi » 21. Februar 2017, 05:48

Hallo Purzelbaum,

danke für dein Zwischenbericht. Mir geht's in vielen Dingen wie dir.

Die Frage ist, warum können die Leute mit Wille und Baclofen als Hilfe und Stütze nicht aufhören, liegt vielleicht auch in der Hartnäckigkeit des Alkoholismus. Die Sucht ist schon ein harter Brocken. Ich stelle immer wieder fest, je länger ich davon entfernt bin, desto unwichtiger und uninteressanter ist es.

LG @all

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Lisbeth5811 » 22. Februar 2017, 20:33

Hallo, Purzelbaum,
es ist schön für dich, dass du seit 4 Jahren abstinent bist. Du hast sicher alles richtig gemacht mit der Ernährungsumstellung und Sport usw., aber nicht alle unserer Leidensgenossen haben diese Kraft. Und du hast offensichtlich deine jahrelangen Kämpfe gegen unseren gemeinsamen Feind vergessen, sonst würdest du dich nicht so über die erheben, die es nicht schaffen oder nur mit Hilfe von Baclofen.

Purzelbaum hat geschrieben:Das ist doch aber keine Entscheidungsfreiheit, wenn die Entscheidung nur so getroffen werden konnte wie sie getroffen wurde, weil Baclofen eingenommen wurde. Entscheidungsfreiheit ist für mich, wenn ich ohne Baclofen entscheide keinen Alk zu trinken.


Ist dann deine Nüchternheit höher zu bewerten, als die desjenigen, der sie mit Hilfe von Baclofen erreicht hat ?

Purzelbaum hat geschrieben:Klar gibt es ab und zu mal einen Moment, in dem ich an Alk denke


Weiter unten im gleichen Beitrag:

Purzelbaum hat geschrieben:Wenn ich dann lese, dass jemand daran denkt, sich mit einem Glas Wein "was Gutes" zu tun, da geht mir der Hut hoch


Sprichworte haben etwas Wahres: Hochmut kommt vor den Fall. Ich wünsche es dir nicht, aber etwas Dankbarkeit und Demut würde dir sicher gut anstehen.

Lisbeth

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Bine » 23. Februar 2017, 01:58

Hi Purzelbaum,
Purzelbaum hat geschrieben:Ich schreibe nicht viel aber ich lese hier fast jeden Tag

für mich liest sich das so, als wenn du grad drauf und dran bist auch mal wieder gerne ein Glas trinken möchtest, ansonsten weiẞ ich nicht warum du hier so negative Stimmung verteilst unter all denen die auf dem Weg sind aufhören zu wollen.
Toll das du all diese Situationen gemeistert hast, keine Frage.
Sei stolz auf dich und genieẞe den Moment. Es ist noch lange nicht vorbei.
Gruss Bine

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Purzelbaum » 23. Februar 2017, 07:09

Hallo Lisbeth 5811,

das muss sich ja überheblich lesen, wenn die Zitate von dir aus dem Zusammenhang und einfach so hin "geschleudert" werden.

Nein, meine Abstinenz ist nicht höher zu bewerten.

Entscheidend ist doch nicht der von dir zitierte Halbsatz, dass ich manchmal an Alk denke. Entscheidend ist, wie mit den Gedanken umgegangen wird und da hast du - ein Schelm, der Böses dabei denkt - weggelassen, dass ich mir in den Momenten die Frage stelle, was der Alk jetzt verbessern könnte. Wenn ich dann - wie geschrieben - zu der Antwort "Nichts" komme, warum sollte ich dann für "Nichts" Alk trinken? Wenn ich mich aber überhaupt nicht mit der Frage beschäftigen würde, dann würde ich vielleicht auch Alk trinken. Und das kann ja wohl nicht sooo schlimm sein, sich mal damit zu beschäftigen, warum gerade jetzt der Gedanke an Alk auftritt und was ich dagegen machen könnte.

Ja ich habe einige "Runden drehen müssen", bis ich soweit war aber irgendwann - vor vier Jahren eben - hat es "klick" gemacht. Was ist daran schlimm, wenn ich anderen jetzt schreibe: Ich mach das so und so ... versucht das auch mal, mir hat es geholfen? Ich denke doch, dass das Forum auch dazu da ist Erfahrungen im Umgang mit Alk zu teilen, oder?

Mit dem nächsten Zitat das Selbe. Warum zitierst du nicht auch, dass ich geschrieben habe, dass mir deshalb der Hut hoch geht, weil ein Glas Wein für einen Alkoholiker der trocken werden will doch nichts Gutes sein kann?

Hallo Biene,

ich sehe das nicht so, dass ich negative Stimmung verbreite, kann aber verstehen, dass das bei einigen so ankommt. Ich hab mir in nassen Zeiten auch gedacht, "was für ein Ar.schloch" wenn mir jemand zeigen wollte wie es besser gehen kann und ich das aber noch nicht auf die Reihe bekommen habe oder einfach noch nicht wollte. Niemand, der hier mitliest muss sich irgendwas von dem was ich schreibe annehmen.

Es gibt zig Wege trocken zu werden, da kann es doch nicht verkehrt sein, eigene Erfahrungen, Meinungen und Stimmungen ... mitzuteilen um anderen auf dem Weg zu helfen. Aber na gut, siehe oben.

Noch was dazu, dass das noch nicht vorbei ist. Es wird nie vorbei sein. Zur realen Selbsthilfegruppe gehe ich auch deswegen jede Woche, um nicht zu vergessen, dass es nie vorbei ist. Wir hatten in der Gruppe letztes Jahr erst einen Rückfall nach 8 Jahren. Und deshalb - um eben nicht zu vergessen und sich Ratschläge abzuholen - empfehle ich jedem Alkoholiker regelmäßig eine Selbsthilfegruppe zu besuchen. Glaub mir, das hilft.

Ich wünsche allen hier alles Gute und jeder Tag ohne Alk ist ein guter Tag.

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Chinaski » 23. Februar 2017, 07:46

Hallo,

Ich bin seit über 4 Jahren glücklich und sehr zufrieden mit Baclofen Rückfallfrei Abstinent.

Gruß in die Runde...
Chinaski

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Purzelbaum » 23. Februar 2017, 08:50

:kl :vgn

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Anemone77 » 24. Februar 2017, 10:03

Hallo Purzelbaum, [hi_bye]

ich finde auch, dass Du sehr überheblich rüberkommst..! Nach dem Motto: 'Seht alle her... ich habe es geschafft ohne irgendwelche Pillen'! Das ist ja sehr schön für dich!!! Herzlichen Glückwunsch dafür!!! Du solltest aber auch die Süchtigen respektieren, denen es nicht so einfach gelingt ohne eine "Krücke" (Baclofen) trocken zu werden!
Die menschen sind so unterschiedlich und es muss jeder SEINEN Weg finden! Also bitte mehr Respekt!!!

Ich kann nur von mir sagen, dass ich -- weiß Gott -- alles versucht habe um trocken zu werden! Viele Entgiftungen, zwei Langzeittherapien, Gruppenbesuche, regelmäßige Besuche bei meiner Suchttherapeutin, zweimal täglich zu den AA's.... usw.. dann folgten Versuche mit Campral und Naltrexon.... leider war die Wirkung dieser Tabletten gleich Null... In den letzten 2, 3 jahren brauchte es keinerlei Auslöser mehr, wie Stress, Ängste, Traurigkeit o. ä., um bei mir Suchtdruck auszulösen. Mein mitunter extremer Suchtdruck bescherte mir immer nur kurze Trockenphasen.
Es war ein ständiger Kampf um die Abstinenz und irgendwie kein angenehmes Leben mehr.

Hier ein Zitat von Dr. Olivier Ameisen (Das Ende meiner Sucht), kennst Du ja sicherlich:

Das Verlangen eines Süchtigen nach seinem Suchtmittel ist wie der Hunger eines Verhungernden, schreibt der suchtkranke französische Arzt Olivier Ameisen. Dieselben Hormone werden freigesetzt, dieselben Gehirnregionen aktiviert. Das Gehirn stuft Alkohol als lebensnotwendig ein. „Der Gedanke an das Suchtmittel kann sich in den ruhigsten Momenten in das Bewusstsein des Süchtigen einschleichen und schnell das ganze Denken ausfüllen“, so Ameisen. Vernunft, Scham und Selbsthass konnten ihn nicht aufhalten. Als würde ein anderer seinen Körper kontrollieren, zog er los und kaufte Schnaps, so Olivier Ameisen


Genauso war es in den letzten Jahren bei mir! Jeden Tag dieser Wahnsinn im Kopf, jeden Tag dieses Gedankenkreisen nur um den Alk.... einfach nur schrecklich. Ich wollte aufhören und konnte es nicht...

Ich bin so froh Baclofen (Empfehlung meiner Suchttherapeutin) gefunden zu haben! Welch eine Erleichterung. Ich fühle mich endlich frei von diesen Zwangsgedanken. Jetzt kann ich mich wieder auf das Leben konzentrieren, was davor ja nicht möglich war. Ja, ich würde sogar sagen, dass mich Baclofen vor dem Tod bewahrt hat....

Ich sage nochmal, Menschen sind so unterschiedlich in ihrem Suchtverhalten. Manchen benötigen eben ein Medikament auf dem Weg zur Abstinenz!!! Das ist überhaupt nicht schlimm und verwerflich.

Denk mal drüber nach!

Anemone
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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Purzelbaum » 24. Februar 2017, 10:58

Anemone77 hat geschrieben:
Manchen benötigen eben ein Medikament auf dem Weg zur Abstinenz!!! Das ist überhaupt nicht schlimm und verwerflich.



Das hab ich auch nicht geschrieben, dass irgendwas daran verwerflich wäre, Baclofen zu nehmen.

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Chinaski » 24. Februar 2017, 16:09

Hallo,

bei keiner mir bekannten Krankheit ist es verwerflich ein Medikament zur Heilung oder zur Unterstützung zu nehmen.
Viele chronisch Kranke nehmen täglich Tabletten um ihren Tag zu bewältigen.
Da kräht kein Hahn danach!
Nur wir Suchtkrüppel sollen bitteschön leiden und den steinigen weg zum Gipfel nehmen während alle anderen mit der Seilbahn fahren.

Gruß
Chinaski

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Anemone77 » 27. Februar 2017, 09:46

Hallo Chinaski, doppd

super, Du hast es auf den Punkt gebracht1!!!


DANKE

LG Anemone [smile]
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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Per Asien » 19. März 2017, 13:22

Chinaski hat das sehr gut gesagt, finde ich auch. Lisbeth und Anemone haben davor auch schon sehr treffende Gedanken dazu formuliert.

Ich frage mich im Übrigen, warum jemand, der es geschafft hat, ohne Baclofen trocken zu werden, das unbedingt in einem Forum für Baclofen mitteilen muss? Extremer Geltungsdrang, Besserwissertum oder gar Trolliges andere Runterziehen wollen??

Traurig sowas. Und ich merke, ich muss vorsichtig sein, wo ich was ancklicke, selbst hier im Forum. Wen man noch am Anfang steht mit Baclofen und gerade froh ist über die ersten Veränderungen, braucht man sowas gar nicht. Ich jedenfalls nicht.

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Lucidare » 19. März 2017, 13:52

Hallo Per Asien,

erstmal Willkommen im Forum von mir!

Per Asien hat geschrieben:Ich frage mich im Übrigen, warum jemand, der es geschafft hat, ohne Baclofen trocken zu werden, das unbedingt in einem Forum für Baclofen mitteilen muss? Extremer Geltungsdrang, Besserwissertum oder gar Trolliges andere Runterziehen wollen??


Bevor Du urteilst lese Dir bitte den Thread, vor allem am Anfang durch. Irgendwo in der Mitte oder am Ende anzufangen, kann den Zusammenhang empfindlich stören. Ich denke der Forenberteiber @DonQuixote billigt auch die Meinung anderer, die nicht mit Baclofen zum Ziel gekommen sind und dies sollten wir auch respektieren. Nicht umsonst gibt es hier diese Unterkategorie. Über den Inhalt des Posts kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein, die Diskussion sollte meiner Ansicht nach aber sachlich bleiben.

Traurig sowas. Und ich merke, ich muss vorsichtig sein, wo ich was ancklicke, selbst hier im Forum. Wen man noch am Anfang steht mit Baclofen und gerade froh ist über die ersten Veränderungen, braucht man sowas gar nicht. Ich jedenfalls nicht.


Sicher, wenn man emotional aufgewühlt ist, muss man auf Ruhe achten und Aufregung vermeiden. Du musst Dir ja nicht zum Anfang im Forum das gesamte Programm geben. Die entsprechenden Links die Dir @Papfl zur Verfügung gestellt hat, sind wesentlich entspannter.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Per Asien » 19. März 2017, 14:27

Fast alle Links, die Papfl mir geschickt hatte, kannte ich schon. Weil ich ein höflicher Mensch bin, habe ich trotzdem danke gesagt. Warum Du meinst, mich belehren zu müssen, verstehe ich nicht. Mag ich auch nicht. Also lass das doch bitte künftig.

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Bine » 19. März 2017, 22:47

Hi Purzelbaum und @ All,
also ich habe es so verstanden, nochmal :-!? für 4 Jahre ohne Alkohol. Und auch ohne Baclofen.
Es funktioniert, ist aber sehr schwierig, ich habe es selber mal 1 Jahr "ohne alles" geschafft.
Danach auch noch eine gewisse Zeit mit "kontrolliertem Trinken".
1 Jahr ?
Nun mal was zu der Ursprungsfrage: Einmal Alki, immer Alki ?
Ja, das ist wohl so. Und da nützt einem Baclofen auch nicht unbedingt was, wenn man nicht immer wieder achtsam ist und auf sich aufpasst, es nimmt einem das Craving und das ist schon mal eine groẞe Erleichterung, ich kenne das, da ich nach einem Entzug, nur mit meinem Willen, geschafft habe nichts mehr zu trinken und das war manchmal nicht einfach. Die "Trinkanfälle" haben sich mit der Zeit verlängert, kamen immer seltener, aber sie waren da. Sie zu überstehen war manchmal nicht leicht.
Jetzt und heute wäre ich so dankbar gewesen, wenn ich damals schon Bac gehabt hätte. Da hätten vielleicht auch schon 5mg mal sporadisch eingenommen was gebracht.
Dann wäre ich sicher besser damit klar gekommen. Und verwerflich finde ich es auch nicht.
Gut, das ist eine eigene anerzogene/selbst herbei geführte Krankheit, aber andere haben auch Krankheiten und nehmen täglich Medikamente damit sie überleben/weiter leben können.
Chinaski hat geschrieben:Nur wir Suchtkrüppel sollen bitteschön leiden und den steinigen weg zum Gipfel nehmen während alle anderen mit der Seilbahn fahren.

Nee, das muẞ nicht sein. Wir haben oft genug schon den steinigen Weg genommen.

Lisbeth5811 hat geschrieben:Purzelbaum hat geschrieben:Das ist doch aber keine Entscheidungsfreiheit, wenn die Entscheidung nur so getroffen werden konnte wie sie getroffen wurde, weil Baclofen eingenommen wurde. Entscheidungsfreiheit ist für mich, wenn ich ohne Baclofen entscheide keinen Alk zu trinken.

Kannst du für dich ja machen, is deine Entscheidungsfreiheit !
War aber Angriff auf die Leute die sich für Baclofen entschieden haben.
Dir alles gute für die nächsten Jahre. Bleib sauber auch ohne Bac.
Vergiss das nie : Einmal Alki immer Alki ! Is so !
Aber ich bin dann lieber Alki mit meinem Glas Wein vorerst, als mit der ganzen Portion die ich mal in mich rein gefüllt habe. Und mach mir den Stress mit "NIE WIEDER" nicht mehr.

Gruẞ Bine

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Purzelbaum » 20. März 2017, 08:15

Moin Bine,

was ist nicht schwierig im Leben, nicht mal weiter saufen.

Nur mit dem Willen allein, wird das – meiner Meinung nach – nichts mit dem Trockenwerden. Da musst du dein ganzes Leben ändern – Bekannte austauschen, Gewohnheiten ändern, Hobbys ändern… manchmal auch Wohnort und Arbeitsstelle. Niemand sagt, dass das einfach ist. Aber irgendwann musste ich wissen was ich will: Leben oder weiter saufen.

Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, bin ich froh, dass ich kein Baclofen zur Hand hatte. Ich hätte mich nur auf eine neue Krücke gestützt und wäre wieder nicht allein gelaufen. (Noch mal: Ich will damit keinen von Euch – oder überhaupt – angreifen, das ist meine Meinung aus meinen Erfahrungen heraus.)

Noch dazu, dass ja Baclofen nie dazu gedacht war, Abstinenz zu erzeugen. Es sollte von jeher dazu dienen, Alkohol kontrolliert trinken zu können – so hab ich das jedenfalls verstanden.

Ich wollte lange Zeit kontrolliert Alkohol trinken können – so lange, bis ich mich gefragt habe, was es mir jetzt in diesem Augenblick positives (gutes) bringen würde, einen Wodka oder Weinbrand oder … zu trinken. Die Antwort war, dass es mir nichts Positives bringen würde. Nicht vom Geschmack her, nicht von der Wirkung her, eben Nichts.

Und das ist für mich das Entscheidende und das, was es mir mittlerweile relativ leicht macht abstinent zu leben. Es ist kein Verzicht mehr, weil ich nicht weiß auf was ich durch Abstinenz verzichten müsste.

Auf was ich verzichten müsste wenn ich wieder saufe, muss ich hier nicht aufzählen, das weiß jeder selbst.

Und noch was: Es geht mir „auf den Sack“, dass ich immer wieder lese, dass ich hier Jemanden angreifen würde obwohl ich jedes Mal schreibe, dass ihr machen könnt was ihr wollt und ich hier nur meine Meinung und meine Erfahrungen, ohne eine Wertung eures Verhaltens, schreibe. (Na gut, es gab auch bei mir eine Zeit, in der ich mich ständig von Irgendjemandem persönlich angegriffen fühlte, die ist seit 4 Jahren vorbei.)

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Re: Seit 3 Jahren trocken. Ohne Baclofen. Aber auch zufrieden?

Beitragvon Lucidare » 20. März 2017, 08:45

Hi Bine,

die Wege sind nun mal individuell und daraus ergeben sich auch verschiedene Meinungen. Für mich ist das mit dem Alkohol wie mit dem Krieg und der Liebe. Es ist (fast) jedes Mittel erlaubt. Ob nun die totale Abstinenz oder kontrolliertes Trinken, Hauptsache die Systeme sind wieder im grünen Bereich. D.h, der Alkohol hat keinen Einfluss mehr auf mein Handeln und meine Gesundheit. Es gibt Empfehlungen, dass z.B. die Dame nicht mehr als ein Glas (12g Alk.) und die Herren nicht mehr als 2 Glas (24g Alk.) Wein am Tag mit zwei trinkfreien Tagen die Woche konsumieren sollen.

Purzelbaum hat geschrieben:Ich schreibe nicht viel aber ich lese hier fast jeden Tag. Wenn ich dann lese, dass jemand daran denkt, sich mit einem Glas Wein "was Gutes" zu tun, da geht mir der Hut hoch. Was tut man sich denn Gutes mit einem Glas Wein, wenn man mit dem Saufen aufhören will?


Ja, alles richtig. Es ist sicher besser, über einen gewissen Zeitraum total auf Alkohol zu verzichten. Meiner Meinung nach sollten das eher Jahre als Monate sein. Ich muss jetzt nochmal aus @Papfels exzellenten Craving-Beitrag zitieren.

Papfl hat geschrieben:Was hier so einfach und einleuchtend klingt, ist für den Einzelnen mit viel Arbeit verbunden. Der Weg aus der Abhängigkeit ist anstrengend. Und das geht auch nicht von heute auf morgen, weil man stellenweise sein Leben komplett umkrempeln muss. Es gilt, alternative Wege, neue Strategien zu entwickeln, um das Leben auch ohne Suchtmittel wieder genießen zu können. Aber es geht. Von Tag zu Tag besser. Psychotherapie, eigene Lernerfahrungen und das "Reinhören" in sich selbst können dabei wichtige Hilfsmittel sein.


Im Grunde gibt es immer Gründe für's Trinken. Es gibt genügend Menschen, die sich einfach nur mal in der Menge vertan haben, weil es immer so lustig ist. Die hören auf, schütteln sich einmal und weiter geht's. Schwierig wird es, wenn ich Dinge verändern muss. Wie z.B. den nervigen Job, den ich nur noch im Suff ertrage. Sicher kann man sich etwas Neues suchen. Was ist aber, wenn die Nerven so blank liegen, dass ich das nicht kann? Oder ich habe ein gewisses Alter, wo es schwer ist, etwas zu finden? Wie schaffe ich es mich zu arrangieren? Diese Probleme, oder Trigger, müssen vielfach gelöst werden, da sonst immer die Gefahr eines Rückfalls besteht.

Purzelbaum hat geschrieben:Das liegt sicher am geänderten Belohnungssystem, veränderter Stressbewältigung und dem Ablegen von bestimmten Gewohnheiten. Gut, das war nicht von Anfang an einfach aber wenn ich nicht irgendwann mit Veränderungen angefangen hätte - auch wenn manche nicht einfach waren - würde ich heute noch saufen. Versuche mit ab und zu mal einem Glas und Ähnlichem habe ich vorher jahrelang gemacht und die sind immer gescheitert. Früher oder später hatte mich der Alk immer wieder im Griff wenn ich mit solchem Unsinn wie "ein Glas geht ja mal" anfing. Erfolg gibt es meiner Meinung nach nur bei Konsequenz (Gut, weiter saufen ist auch konsequent.)


Für mich ist hier der Unterschied zwischen dem was @Papfl sagt und dem was @Purzelbaum sagt, nicht sehr groß.

Pruzelbaum hat geschrieben:Oder da säuft XY tage- oder wochenlang nichts und dann muss XY unbedingt wegen schlechter Stimmung oder wegen einer Depression oder wegen was auch immer plötzlich saufen. Nö, XY muss nicht wegen irgendwas saufen, das plötzlich passiert. XY hat nur auf einen Grund gewartet endlich wieder saufen zu können, weil sich XY vorher überhaupt nicht auf so eine Situation vorbereitet hat und im Grunde ja auch gar nicht wirklich mit der Sauferei aufhören will - noch nicht. Ich kenne das, Ausreden waren bei mir auch immer herzlich willkommen. Ach ja, was der Säufer doch für ein bemitleidenswerter Mensch ist, wirklich bedauerlich. So wird das aber nichts - denke ich.


Lieber Purzelbaum, Du musst hier bitte ganz klar unterscheiden. Der Alkoholmissbrauch kann Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) auslösen. Umgekehrt können psychische Erkrankungen den Alkoholmissbrauch auslösen. Wenn dies der Fall ist, O. Ameisen hat es schon mal formuliert, muss der Betroffene erst einmal therapierbar gemacht werden. D.h, simpel gesagt, der Alk muss weg um überhaupt zu erkennen, was ist durch den Alk ausgelöst und was ist die Grunderkrankung um diese behandeln zu können. Wenn Du unerträgliche Schmerzen hast und vermeintlich nichts hilft außer drei Bier, was würdest Du tun? Sicher scheint das der bequeme Weg zu sein, weil man denkt es gibt keine Alternativen. Dies Alternativen müssen aber auch gefunden werden und das ist auf Anhieb nicht immer einfach. Meine "Medizin" herzugeben war für mich undenkbar. Das hat für die Umwelt sicher Streckenweise kindische Züge angenommen, für mich war es aber todernst. Ja klar, ich habe über die Jahre immer wieder Versuche untenommen, die Krankheit (Angststörung) in den Griff zu bekommen, was leider nicht so richtig funktioniert hat und sicher war der Konsum nicht immer dramatisch, trotzdem, diese Gemengelage aufzulösen ist eine richtige Aufgabe.

Zum Thema vorbereitet sein: Meine Grunderkrankung, die Angststörung, schlummert im Moment. Damit fällt für mich der Grund weg, zu konsumieren. Wenn ich (bitte nicht nachmachen!!) auf einer Veranstaltung mal (selten) ein Glas Sekt trinke, ist das eben so. Ein Zweites schenke ich mir, weil ich vom Ersten schon ganz leicht angeschiggert bin. Nun hat sich vor einigen Monaten, trotz aller Vorbereitung aufgrund eines Ereignisses, bei mir auch mal der berühmte Hebel umgelegt. Ich möchte das durchaus als Fernsteuerung bezeichnen. Kurzum: Ich habe mir die Birne zugeschüttet. Genau einmal. Kurios war, dass sich in dem Fall eine richtige Sättigung nicht einstellen wollte. Ich habe dann abgebrochen. Mich hat das ziemlich erschrocken gemacht und ich war schon ein paar Tage ziemlich angegrabbelt. Ich habe, Gott sei Dank, ziemlich schnell die Kurve gekriegt. Ich wollte einfach nicht wieder dahin zurück, wo ich hergekommen bin. Was ich damit sagen will ist, Vorbereitung ist gut, was mache ich aber wenn doch der (unwahrscheinliche) Fall eintritt? Habe ich ein "Notfallprogramm"? Wer kann helfen?

LG
Zuletzt geändert von Lucidare am 20. März 2017, 14:54, insgesamt 1-mal geändert.
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne


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