Feste meiden oder Konfrontation

Was im Baclofen-Alltag so alles schief- oder gut läuft
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syck82
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Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon syck82 » 30. Oktober 2015, 12:30

Hallo zusammen,

würde gerne einen kleinen Erfahrungsaustausch hinsichtlich eurer Aktivitäten in der Freizeit machen. Es geht um die Aktivitäten, bei denen Alkohol getrunken wird wie: Discotheken, allgemeine Feiern oder Weihnachtsmärkte am Abend.

Ich meide vollkommen solche Lokalitäten, weil ich Angst habe einen Rückfall zu bekommen. Ich habe mich gestern mit einem Freund getroffen, mit dem ich mich früher öfters zum Trinken verabredet habe. Die erste Stunde war ok, aber ich merkte nach ca. 2 Stunden, dass ich Suchtdruck bekomme. Ich werde mich auch weiterhin mit diesem Freund verabreden, zumal wir abgemacht haben, dass er in meiner Abwesenheit kein Alkohol trinkt. Er hält sich auch daran und es gibt keine Diskussionen.

Jetzt frage ich mich, ob ich mich zu sehr einschränke in euren Augen, wenn ich diese ganzen Lokalitäten meide? Es macht mir eigentlich nichts aus, weil ich auch früher nicht so oft Abends unterwegs war. Das hat mir kein Spaß gemacht. Ich hattte die meiste Zeit für mich alleine getrunken. Trotzdem macht es mir irgendwie ein schlechtes Gewissen.

Es kommen Fragen auf wie: Ist es richtig solche Orte zu meiden? Verzerre ich meine eigene Realität? Muss ich mich auch irgendwann zwingen, solche Orte zu besuchen, um es zu trainieren der Verführung stand zu halten? Sowas geht mir eben durch den Kopf. Wisst ihr es ist eigentlich alles ok.Ich fühle mich soweit gut, aber dann kommen die eben erwähnten Gedanken. Ich weiß nicht ob ich mir selbst zuviel Druck mache.

Es sind halt immer diese Pro und Kontra Gedanken:
Pro: Mach dir kein Stress, Rom wurde nicht in einem Tag erbaut
Kontra: Du musst auf Feste gehen, um zu lernen damit umzugehen.
etc.
etc.

Andererseits kann ich mir einen Rückfall nicht leisten. Ich habe durch die Arbeit und meine "Studium" volles Programm. Ich bin schon etwas älter und Fortbildungen und Studiengänge die durch den Arbeitgeber finanziell Unterstützt werden, ergeben sich nicht alle Tage. Es ist sozusagen beruflich gesehen meine letzte Chance so einfach einen größeren Karierresprung zu machen.

Viel Dank an Euch

p.s. 100mg Baclofen, 100mg Doxepin / täglich / ca. 125 Tage trocken

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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon WilloTse » 30. Oktober 2015, 12:53

Hallo syck82!

Ja, das ist eine spannende Frage - und Du wirst dazu wohl auch komplett gegensätzliche Meinungen hören. Ich persönlich:

mir macht das nichts aus, ich bin sowieso kein großer Partygänger, und betrunkene Leute animieren mich sogar eher zum nüchtern bleiben. Selbst, wenn die Frage: "Will ich jetzt auch ein Bier?" noch mit "ja" beantwortet werden könnte, die Frage: "Will ich in zwei Stunden auch so einen Blödsinn lallen, wie die?" führt dann immer zum "nein!".

Also von daher: kein Problem für mich. [pardon]

Aber: wenn es Dich (noch) zu sehr stresst, lass' es halt (noch) sein.

Ich weiß, schlauer bist Du jetzt wahrscheinlich auch nicht...

Viele Grüße
Willo

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GoldenTulip
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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon GoldenTulip » 30. Oktober 2015, 13:03

Hallo syck,

Ich habe mich gestern mit einem Freund getroffen, mit dem ich mich früher öfters zum Trinken verabredet habe. Die erste Stunde war ok, aber ich merkte nach ca. 2 Stunden, dass ich Suchtdruck bekomme. Ich werde mich auch weiterhin mit diesem Freund verabreden, zumal wir abgemacht haben, dass er in meiner Abwesenheit kein Alkohol trinkt. Er hält sich auch daran und es gibt keine Diskussionen.


Ich nehme an, Du meinst in Deiner Anwesenheit. Wenn Du nach einer bestimmten Zeit unruhig wirst, dann verabrede doch ggf. vorher eine begrenzte Zeitspanne des Treffens?!

Alles zusammen eine gute Frage und ich bin da ambivalent,
sie pauschal zu beantworten, da jeder anders auf verschiedene Trigger reagiert. Vielleicht kann man je nach Personen, Anlässen und Situationen unterscheiden?!
Von Konfrontation halte ich tendenziell wenig. Wenn ich Flugangst habe, fliege ich eben nicht. Ich muss mit Spinnenphobie keine Riesenspinnen an mir rumkrabbeln lassen.
Ich renn ja auch nicht in der Arena rum und domptiere Löwen...

Ich würde sagen, wenn ich mich beeinträchtigt fühle, etwas tun tun, das ich gern täte (ein liebes Ritual wie mit Kollegen übern Weihnachtsmarkt zu bummeln), dann sage ich bei engeren Vertauten die Wahrheit (will nicht mehr so gern trinken, weil ich mich am nächsten Tag nicht konzentriert fühle), bei entfernteren "ich trinke nichts, weil ich noch fahren muss", und ansonsten "ich nehme Antibiotika, ich darf nicht".
Da gibts auch noch Plan vier: Ich bestelle einen alkoholfreien Punsch als wär's da normalste der Welt.
Schließlich drängt man dem nichtrauchenden Kollegen auch keine Zigarette auf, nach dem Motto "einmal ist keinmal".

Respektiere Dich und Deine Bedürfnisse, dann tun es auch die meisten anderen; und wenn Du befürchtest, selbst dem nicht gewachsen zu sein, dann sag mit einer plausiblen Erklärung ab. Lügen ist ausdrücklich erlaubt zum Selbstschutz.

Und manches macht nüchtern tatsächlich keine Freude - wie, sich unter lauter betrunkenen Menschen aufzuhalten.

Dann kocht man halt alternativ mit Freunden ein Adventsmenue, backt Kekse oder so mit Gleichgesinnten und verzichtet auf den Weihnachtsmarktbummel.

Ansonsten probier's mal mit einem schlichten "Nein danke, ich hätte jetzt lieber einen Tee".

Ich mein, man muss ja auch bedenken, dass die Erwartung anderer Menschen, man sollte jetzt unbedingt ein Nervengift zu sich nehmen (weil ihnen danach der Sinn steht) auch nicht so der Burner ist....

Lieben Gruß
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Lucidare
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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon Lucidare » 30. Oktober 2015, 14:42

Hallo Syck82,

Syck82 hat geschrieben:
Ich meide vollkommen solche Lokalitäten, weil ich Angst habe einen Rückfall zu bekommen. Ich habe mich gestern mit einem Freund getroffen, mit dem ich mich früher öfters zum Trinken verabredet habe. Die erste Stunde war ok, aber ich merkte nach ca. 2 Stunden, dass ich Suchtdruck bekomme. Ich werde mich auch weiterhin mit diesem Freund verabreden, zumal wir abgemacht haben, dass er in meiner Abwesenheit kein Alkohol trinkt. Er hält sich auch daran und es gibt keine Diskussionen.


Papfl hat geschrieben:
...mit einer gelegentlichen "Notfallration" von 12,5 mg in "brenzligen" Situationen.


Tablette unter der Zunge zergehen lasssen, wirkt schneller. Haben hier im Forum schon einige so gehandthabt.

Zur Sicherheit kannst Du das ja mit Deinem Freund mal testen. Wenn es zu schlimm wird, kannst Du immer noch gehen.

LG
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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon syck82 » 31. Oktober 2015, 03:32

Danke für die Antworten. Ich mache mir wieder zu viele Sorgen. Ich denke mit der Konfrontation kann ich mir noch Zeit lassen, bzw. es langsam angehen lassen. Das Risiko eines Rückfalls ist momentan einfach zu hoch und das ist es einfach nicht wert. Zumal ich auch während meiner Sauftage auch nie wirklich Lust auf Discotheken oder ähnliche Veranstaltungen hatte. Ich war heute wieder unterwegs mit meinem Kumpel und ich merkte, wie sich die Gedanken im Laufe des Abends hin zum Alkohol drängten. Wir waren in einem Restaurant essen und andere Gäste um uns herum hatten alle Alkohol getrunken. Niergends war ein Glas Cola zu sehen. Das reicht mir als Konfrontation. Ich muss ja nicht direkt vom 10m-Brett springen.

Ich hatte auch 50mg Baclofen als Notfallration. Das ist beruhigend, jedoch wissen wir alle, das es mindestens eine halbe Stunde dauert, bis der Wirkstoff seine Wirkung voll entfaltet. Das behalte ich immer im Hinterkopf.

Wenn man ein paar Tage oder Wochen abgelenkt war und nicht an die Sucht dachte, fühlt man sich in Sicherheit. So als hätte man dieses kleine Problem nicht. Ist einerseits gut und andereseits wieder blöd, wenn man wieder auf die Tatsachen aufmerksam wird.

Wünsche euch einen angenehmen Samstag

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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon Lucidare » 31. Oktober 2015, 07:29

Hallo Syck82,

Syck82 hat geschrieben:
Ich hatte auch 50mg Baclofen als Notfallration. Das ist beruhigend, jedoch wissen wir alle, das es mindestens eine halbe Stunde dauert, bis der Wirkstoff seine Wirkung voll entfaltet. Das behalte ich immer im Hinterkopf.


Heisst, Du hast 50mg als Notfallration genommen? Vielleicht zum Test ein wenig zu viel des Guten, aber wenn Du es verträgst.

Ich finde ansonsten machst Du es richtig. Langsam in's Leben eingewöhnen und wenn möglich den Druck erhöhen, wie in einer Reha.

LG
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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon syck82 » 1. November 2015, 00:36

Ich hatte einmal aus versehen fast 62,5mg genommen und es ist nichts passiert. 12,5mg war die normale Einzeldosis. Eine halbe Stunde später wollte ich 2 Tabletten Doxepin einnehmen. Leider hatte ich diese mit Bac verwechselt, sodass ich 62,5mg Baclofen fast auf einmal eingenommen habe.

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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon Lucidare » 1. November 2015, 06:41

Hallo Syck82,

Danke für Deine Antwort. Ok, dann bin ich beruhigt. Im Allgemeinen sollte man sich bei solchen Feldversuchen auch eher langsam rantasten.

LG
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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon Anna » 17. September 2016, 08:24

Hallo, ich gehe gern auf Feste bei Freunden, die zwar mal ein Glas Wein trinken, sich aber nicht abschießen. Zum Glück habe ich einige von dieser Sorte.
In so richtige Saufkneipen gehe ich nicht mehr, das macht nüchtern ja auch echt keinen Spaß. Das tu ich mir auch einfach nicht an!
Viele Grüße Anna

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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon Oliviaaushamburg » 28. Juni 2017, 11:53

Ich persönlich bin für die Konfrontation. Irgendwann muss man sich dem ja wieder stellen.

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Re: Feste meiden oder Konfrontation

Beitragvon Lucidare » 28. Juni 2017, 19:32

oliviaaushamburg hat geschrieben:Ich persönlich bin für die Konfrontation. Irgendwann muss man sich dem ja wieder stellen.


Irgendwie, irgendwo, irgendwann, wenn man es kann. Und nur dann.

LG
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