Arnims BacsErfahrungen

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Papfl
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Papfl » 17. Juli 2015, 08:54

Moin Arnimbr!

Arnimbr hat geschrieben:Demnächst geht es in eine SH Gruppe. Da bin ich gespannt was für Reaktionen mich erwarten.

Was Baclofen betrifft, würde ich da nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern erstmal abchecken, wie die Jungs und Mädels in der Gruppe so drauf sind. Es gab da in der Vergangenheit in punkto Baclofen und Selbsthilfegruppe so manch' "unangenehme" Überraschung...vor allem bei AA. Und es wäre schade, wenn Du Dich da gleich am Anfang deswegen wieder ein Stück weit "isolieren" würdest.

Hast Du denn nur eine Gruppe "ins Visier" genommen, oder wirst Du in mehrere Gruppen mal "reinschnuppern", um herauszufinden, welche am besten zu Dir passt?

Ansonsten stimme ich Dir natürlich voll und ganz zu: "Akklimatisierung" in einer neuen Stadt ist schon für eingefleischte "Festlandeier" nicht immer einfach, für einen "Robinson Crusoe" wie Dich stelle ich mir das nochmal einen Ticken schwerer vor...und bewundere gleichzeitig Deinen Mut und Deine Entschlossenheit, mit der Du an die ganze Sache ran gehst/ran gegangen bist und das konsequent durchziehst [good] !

Halt die Ohren steif, auch wenn die Brise jetzt nicht mehr ganz so heftig weht!
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 17. Juli 2015, 10:58

Danke Pafl

Ich werde da auch vorsichtig sein und nicht unbedingt auf Konfrontation gehen,..doch wie ich mich kenne. Ich habe ja schon soviel Jahre mit mir zu tun. Ich werde einen Freundeskreis besuchen und meine Erwartungen nicht zu hoch hängen. Die AA ist für mich keine Option. Ich mag diese monologisieren nicht und wenn sie von den 10 Schritten sprechen käme ich dazu zu sagen warum nicht 9 oder 11 oder 12.

Grüsse von der Leda
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 14. August 2015, 11:14

Hallo zusammen

Jetzt mache ich meine Bactherapie schon über drei Monate. Trinkmengenreduzierung auf ungefähr 10%. Jetzt wieder acht Tage abstinent. Also insgesamt ein Erfolg. Warum es immer noch zu kurzfristigen Rückfällen kommt beobachte ich weiter.
Beim letzten mal war ich draußen an einem See. Eigentlich war alles gut. Dann kam der Gedanke, das Craving aus dem Nichts. Das nach 14 Tagen Trockenheit. Ich hatte keine Notfalldosierung dabei und so führte der Weg direkt zum Schnaps. Als ob ich etwas nachzuholen hätte. Nach drei Tagen wieder nüchtern mit heftigen Depressionen. Doch Backlofen ist für mich auch immer wieder die Aussicht auf Abstinenz. Ich möchte es nicht missen und es ist nicht das Mittel zum kontrollierten Trinken. Gestern eine ähnliche Situation. Ich saß in der Sonne und las einen Text. Dann kam es wieder - Wie schön wäre jetzt ein paar eisgekühlte Biere. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Die Gedanken kreisten weiter. Doch diesmal hatte ich Bac dabei und lies eine unter der Zunge zergehen. Schmeckt nicht dolle aber es half. Die Nacht darauf Schlafstörungen und auch Alkträume. Die nehme ich gerne hin wenn ich dann feststelle nicht getrunken zu haben.
Es ist ein langer Weg aber es lohnt sich.

Grüsse Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon DonQuixote » 14. August 2015, 17:57

Hallo Arnimbr
Herzlichen Dank für Deinen Zwischenbericht. Ich sag mal einfach: So weitermachen [good] .

DonQuixote

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 5. September 2015, 00:57

Der lange Weg geht weiter. Nach zwei Monaten hier in der Stadt im südlichen Ostfriesland gab es einen weiteren schweren Rückfall nach einer hypomanischen Phase.(Das ist das was unter einer manisch/depressiven Phase liegt. Ich glaube bei der AA nennt man das auch Trockenrausch.)
Da bin ich zum Glück raus und stehe erneut vor einem neuen Lebensabschnitt.Nicht zum ersten Mal doch diesmal bin ich kurz vor meiem 60sten.
Eine fünfjährige Lebenspartnerschaft ist beendet oder auch geklärt. Das meine Sucht mit Beziehungen zu tun haben ist mir eigentlich auch nicht neu. Da sind alte Muster am wirken, die mir meist nicht zugänglich sind. Mit der Klarheit einer Abstinenz platzt die vermeintliche Liebe dann einfach. Für was hat man sich gegenseitig gebraucht?
Das Ich, das Du und das im Gleichgewicht mit der Flasche.Das wäre etwas für einen Extrathreat. Vielleicht unter dem Tiltel Alkohol und gestörte Selbstliebe oder: Wie benutzen wir unsere Drogen um im menschlichen Gleichgewicht zu bleiben. So etwas ist auch immer Thema in den Langzeittherapien. Ein sehr schmerzhaftes für viele.
Viele Beziehungen und ganze Familien gehen auch kaputt wenn der Alk sich verabschiedet hat.
(Da gibt es dann die nüchternen Familienväter, die sich plötzlich in die Kindererziehung einmischen und das Gefüge der
Gemeinschaft durcheinanderbringen - nur als Beispiel. Die nüchterne Partnerin die beginnt Ihre Interessen zu verfolgen und die Rolle der immer Fürsorglichen aufgibt, wäre ein weiteres.

Das soll jetzt nicht zu bitter klingen. Ich bin froh vom Alkohol mit Bac immer wieder los zu kommen. Doch beides zusammen Bac und Alk geht bei mir nicht. Klartext: Bac und kontroliertes Trinken ist ein Irrweg. Es muß meistens noch mehr kommen.

Optimistische Grüße in die Runde

Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon gretikatz » 5. September 2015, 08:16

arnimbr hat geschrieben:Mit der Klarheit einer Abstinenz platzt die vermeintliche Liebe dann einfach.

Viele Beziehungen und ganze Familien gehen auch kaputt wenn der Alk sich verabschiedet hat.
(Da gibt es dann die nüchternen Familienväter, die sich plötzlich in die Kindererziehung einmischen und das Gefüge der
Gemeinschaft durcheinanderbringen - nur als Beispiel. Die nüchterne Partnerin die beginnt Ihre Interessen zu verfolgen und die Rolle der immer Fürsorglichen aufgibt, wäre ein weiteres.


Du hast Recht. Schau mal hier und suche bei "Blick ins Buch" die Seite 169. Hier wird gut beschrieben, wie solche Systeme funktionieren.
Leider habe ich vom Verlag keine Genehmigung erhalten, wörtlich aus dem Buch zu zitieren.

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Lucidare
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Lucidare » 6. September 2015, 11:42

Hallo arnimbr,

danke für Deinen höchstinteressanten Hinweis mit dem "Trockenrausch". Ich habe daraufhin einige Berichte im Netz gelesen. Man kann darüber denken wie man will aber man (ich) erkennt sich da doch schon wieder.

Ich wünsch' Dir weitehin alles Gute und viel Erfolg.

LG
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 12. September 2015, 08:59

Hallo
Ich glaube meine Dauerdosierung gefunden zu haben. 3x25mg sollte reichen. Eine Notfalldosierung (oder vorzeitig) ist nicht ausgeschlossen. Immer etwas dabeihaben. Es kann sehr plötzlich kommen. Gestern sah ich einen Film indem Sekt angeboten wurde. Kaltes perlendes Getränk.Der Trigger war da. Dann gabs kaltes Mineralwasser mit einem Schuß Zitrone. Der Trigger war weg.
Ein schönes Wochenende an alle

Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Papfl » 12. September 2015, 09:33

Hallo arnimbr!

Das freut mich zu hören [good] . Mir hat das damals ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit gegeben - zu wissen, dass ich meine Erhaltungsdosis gefunden hatte. Wenn es Dir gelingt, diese 3 x 25 mg ganz routiniert ohne viel Aufhebens in den Tagesablauf zu integrieren, bist Du einem ganz "normalen" Leben wieder ein großes Stück näher gekommen.

Erfahrungsgemäß lassen auch die Trigger mit der Zeit nach. Du kannst das etwas beschleunigen, indem Du Dir bewusst "Gegen-Trigger" schaffst. Zum Beispiel besonders auf Dinge achtest, die Dir jetzt gelingen und Spaß machen und die unter Alkohol gänzlich unmöglich gewesen wären. Dahingehend, dass Du die neu gewonnenen Erfahrungen/Erlebnisse/Möglichkeiten/Chancen auf keinen Fall mehr missen möchtest.

Wenn es doch ab und an juckt, würde ich an Deiner Stelle zunächst als Notfalldosis eine halbe Tablette (12,5 mg) nehmen. Meist verschwindet das Verlangen dann schon. Falls nicht, kannst Du nach +/- 30 Minuten nochmal eine halbe Tablette nachlegen.

Kühles Mineralwasser mit einem Spritzer Zitrone ist übrigens auch mein Favorit... doppd .

Ein schönes Wochenende und Chapeau :-!? !
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 6. Oktober 2015, 07:48

Hallo zusammen
Ein weiterer Zwischenbericht.
Jetzt bin ich das erste mal seit Meheren Jahren fünf Wochen durchgehend Abstinent. Ein Erfolg den ich weiterführen will. Ich habe doch noch mal aufdosiert und bin jetzt bei 150mg am Tag. Immer noch habe ich Alktäume und bin dann froh wach zu werden und festzustellen das es nur ein Traum war. Das wird hoffentlich auch mal nachlassen. Mein einsetzendes Craving spüre ich auch an anderen Verhaltensweisen. So muss ich mich zum frühstücken zwingen. Ich beginne den Tag hungrig mit Kaffee und zögere das Frühstück hinaus. Dann werde ich untertourig und habe dann mit dem Frühstück einen Kick.(Seretoninausschüttung)Muss dann wieder aufpassen nicht zuviel zu essen das ich dann überfüllt bin.
Eine merkwürdige Art sich etwas zu besorgen. Ich merke es auch wenn ich in vielen Kleinigkeiten Übertreibungen entwickle.Zulange am Rechner oder zu lange Atemtechniken. (Pranayamas aus dem Yoga mit denen ich gut vertraut bin).
Es ist die für mich die alte Geschichte möglichst keine Mittelmäßigkeit an den Tag zu legen. Die Arbeit und die Selbstbeobachtung gehen weiter.
Optimistische Grüsse an alle Mitkämpfer und Mitkämpferinnen.

Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Papfl » 6. Oktober 2015, 08:51

Moin Arnimbr!
...und herzlichen Glückwunsch zu fünf Wochen Abstinenz am Stück :-!? !

arnimbr hat geschrieben:Ein Erfolg den ich weiterführen will.

Finde ich gut good . Es kommt übrigens gar nicht so selten vor, dass Patienten, die zu Beginn der Baclofen-Therapie noch mit einer Trinkmengenreduktion bzw. der Möglichkeit des sog. "kontrollierten" Trinkens "liebäugelten", im weiteren Verlauf der Therapie den Weg der Abstinenz einschlagen.

Was die Alk-Träume anbelangt: Auch wenn diese ab und an "nerven", so sind sie doch ein deutliches Indiz dafür, dass auch im Unterbewusstsein eine gewisse Verarbeitung der "Suchtvergangenheit" stattfindet.

arnimbr hat geschrieben:Immer noch habe ich Alktäume und bin dann froh wach zu werden und festzustellen das es nur ein Traum war.

Die Träume können im übertragenen Sinne zeigen, dass Du Dich - wenn Du nicht getrunken hast - "gut" und "erleichtert" fühlst. Würdest Du hingegen trinken, hättest Du eher negative Gefühle.

Wenn man diese Träume "verhaltenstherapeutisch" interpretiert, kann man durchaus davon profitieren. Weil Du indirekt lernst, dass "nicht zu trinken" für Dich einen positiven Effekt hat.

Optimistische Grüße [smile] zurück vom
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Lucidare » 22. Oktober 2015, 11:41

Hallo Arnimbr,

Du hattest hier geschrieben:

Ich muss dazu sagen das ich mit das Vollabstinenzziel habe. Jetzt 7 Wochen.


Komme einfach nicht umhin, Dir auch zu gratulieren! doppd

LG
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon chrisnee » 5. November 2015, 09:15

Hallo Arnim,
komme aus dem beschaulichen Papenburg, habe auch kurzzeitig mal mit bac herumexperentiert. Wäre schön mal einen Gesprächspartner in der Nähe zu haben. Finde es super, dass du schon so stark reduzieren konntest.
Bin auf weitere Erfahrungen gespannt.
Gruß Chris

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 5. November 2015, 16:39

Pn ist unterwegs.
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 14. November 2015, 13:56

Hallo zusammen.
Ein weiterer Zwischenbericht mit dem Untertitel: Bac und Veränderungen im Belohnungssystem.
Nach über zwei Monaten Abstinenz fing es mich an zu jucken. Eine andere Situation, ein anderes Setting und der Gedanke zu trinken kam. Ich habe das frühzeitig gemerkt und begonnen aufzudosieren. Der Gedanke blieb. Also einen Abend mir fünf Flaschen Bier geholt und 0,2L Wodka.(Der Beschleuniger). Es blieb bei diesem einen Abend und die letzte Flasche Bier ist dann im Ausguss gelandet. Es stellte sich kein Belohnungsgefühl ein. Ich war nur blöd angesoffen. Es war nichts in mir, das diesen Zustand erneut anstrebenswert machte. Ich weiß natürlich nicht ob das noch mal kommt. Zur Zeit sieht es nicht so aus. Vielleicht ist das der langfristige Lernprozess der durch Bac begünstigt wird.

PS: Ich habe auch kein den schlechtes Gewissen diesen Abend getrunken zu haben. Im Gegensatz zu den Selbstvorwürfen und Schuldzuweisungen die mich früher immer begleitet haben. Sucht ist eine Rückfallerkrankung. Wenn ich das für mich feststelle muß ich nicht den Rückfall suchen und begünstigen.

Grüße
Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Papfl » 14. November 2015, 20:30

Hallo arnimbr!

Von dem "Phänomen", dass Alkohol nach einer gewissen Zeit der Baclofen-Einnahme einfach nicht mehr so "schmeckt", wie man es in Erinnerung hatte, habe ich auch schon öfter gehört. Auch, dass die erwünschte Wirkung (hier: Belohnung, aber auch Rausch oder Entspannung) nicht mehr so empfunden wird wie früher, scheint nicht selten zu sein.

Einmal mehr ein Zeichen dafür, dass Alkohol im Laufe einer erfolgreichen Baclofen-Therapie allmählich an Bedeutung verliert und der Blick wieder auf nachhaltigere Alternativen gelenkt werden kann.
Ich muss an dieser Stelle echt mal den Hut vor Dir und Deinem bisherigen Weg ziehen :-!? ...wie Du das alles bislang gemeistert hast - auch mit dem Umzug und so weiter - echt klasse!

Papfl
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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 12. Dezember 2015, 15:38

Hallo zusammen

Da ich einen schweren Rückfall hatte, zähle ich nicht zu den Erfolgsgeschichten hier. Doch ich gebe nicht auf. Erst mal wieder
richtig klar werden und vom S…Alk erholen. Ich habe dabei meine ehemalige Lebensgefährtin so schwer enttäuscht das
sie wohl jeden Kontakt zu mir ablehnt und kann es ihr nicht verdenken.
(Ich war zum Katzen versorgen und Haus betreuen auf der Insel und habe einen Koller bekommen.
Erst noch selbst Alk gekauft und dann an ihre Vorräte im Keller gegangen, die sie weggeschlossen hatte.
Ein Ersatzsschlüssel war schnell gefunden. Dann einen Tag früher abgefahren um ihr ja nicht unter die Augen zu
kommen. Ich war ansatzweise paranoid.)
Dann ging es noch eine Woche zu Hause weiter. Meist mit Wodka zum Schluss mit 3 Flaschen Wein.
Ich hoffe heute den Absprung zu schaffen. Bac habe ich tagsüber auch genommen. (2X50mg)
Am Abend war das Gummiband zum Alk wieder stärker.
Der Rückfall hatte sich angedeutet und ich wollte es nicht sehen. Die Zeit vor Weihnachten
ist immer kritisch bei mir. Da hatte ich vor einigen Jahren schon mal einen Rückfall gebaut der mich in die Entgiftung brachte.
Eine ähnliche Spannung hatte ich auch die Wochen vor dem 4.12.. Hinzukam noch mein 60ster Geburtstag.
Tue ich mir leid älter zu werden? Alle werden älter. Die Angst vor dem Verlust durch die Zeit


Mehere Besonderheiten in den Wochen davor war neu. Ich weiß nicht womit es zusammenhängt.
Eine starke Aversion gegenüber manchen Menschen. Ich muß dann da weg um nicht irgendetwas zu machen
was ich später bereuen würde. Ein Senior der ständig Mundgeräusche macht(neurologische Störung). Halt ich nicht aus, muß ich sofort gehen.
Ein anderer älterer Mann, ich halte ihn zunächst für behindert und erfahre später das er Fachschullehrer ist. Der hörte sich selbst gerne reden
und konnte nicht die einfachsten Kommunikationsregeln. Das war bei mir schon körperliche Abneigung.
Hinzu kommt noch der eine oder andere Zwangsgedanke. Also Gedanken die man nicht haben will und die trotzdem kommen.
Wie ein Ohrwurm der einen nicht in Ruhe lässt.
Kennt jemand so etwas im Zusammenhang mit Baclofen?


Mein Trauma kann ich jetzt besser nachvollziehen.
Meine Mutter hatte eine problemlose Schwangerschaft. Als Kind vertrieben und lieblosen Verhältnissen
in den Nachkriegsjahren, reagierte sie mit psychosomatischer Ablehnung auf mich.
Sie bekam Nesselfieber und die Brüste mussten abgepumpt werden, damit ich zur Muttermilch kam.
Da ist diese Grunderfahrung von Ablehnung entstanden, die mich jetzt schon 60Jahre begleitet und zum
komatösen Saufexessen und selbstchädigendem Verhalten führt.
Meiner Mutter mache ich keine Vorwürfe und besuche sie auch häufig. Sie war ein Kind ihrer Zeit.

Ich werde wieder mit Bac eine Dosierung finden die mich abhält zur Flasche zu greifen.
Doch Baustellen habe ich genug und Bac allein macht es nicht.

Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Lucidare » 12. Dezember 2015, 17:33

Hallo Arnim,

arnimbr hat geschrieben:Da ich einen schweren Rückfall hatte, zähle ich nicht zu den Erfolgsgeschichten hier. Doch ich gebe nicht auf.


Bei mir hat es im ersten Anlauf auch nicht gleich funktioniert. Nicht aufzugeben ist hier genau die richtige Einstellung. Das wird schon noch eine Erfolgsgeschichte! Wie teilst Du die 2x50mg auf. Ist 4x25mg nicht besser?

Mehere Besonderheiten in den Wochen davor war neu. Ich weiß nicht womit es zusammenhängt.
Eine starke Aversion gegenüber manchen Menschen.


Nüchtern ist die Welt anfangs manchmal etwas schwer zu ertragen. Ich habe mich auch erst wieder "gewöhnen" und fleißig üben müssen. [cool] Sich umdrehen und weggehen ist, wenn's nicht auszuhalten ist, erlaubt. Immer schön langsam mit den jungen Pferden.

Hinzu kommt noch der eine oder andere Zwangsgedanke. Also Gedanken die man nicht haben will und die trotzdem kommen.
Wie ein Ohrwurm der einen nicht in Ruhe lässt.
Kennt jemand so etwas im Zusammenhang mit Baclofen?


Zwangsgedanken ja, aber nicht im Zusammenhang mit Baclofen. Welche Art von Zwangsgedanken sind das? Scham, Agression, Zukunftsängste...? Die Hirnmaschine braucht eine Zeit, um wieder genügend eigene Glückshormone zu bilden. Durch den Alk ist alles durcheinander geraten. Hier stellt sich die Frage, ob die Gedanken auszuhalten sind oder wieder zu einem Rückfall führen. Wenn dem so ist, würde ich mir auf alle Fälle noch mal Hilfe suchen.

Immer daran denken: Alles wird gut! Du hast doch den festen Willen, etwas zu ändern. good

Ich habe dabei meine ehemalige Lebensgefährtin so schwer enttäuscht das
sie wohl jeden Kontakt zu mir ablehnt und kann es ihr nicht verdenken.


War es das vielleicht ein wenig zu früh, mit der Fahrt auf die Insel? Ansonsten lass' sich den Rauch verziehen und dann startest Du einen zarten zweiten Versuch der Entschuldigung...

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon arnimbr » 15. Dezember 2015, 00:05

Hallo

Einen Nachtrag zum vorhergehendem Posting.
Nach diesem einwöchigen relativ schweren Rückfall macht mir die Bacaufnahme wesentlich mehr Schwierigkeiten als früher.
UNW wie Schwindel und Schlafstörungen und intensives luzides Träumen.

@lucidare (der Wachträumer?),
du hast mich gefragt welche Art von Zwangsgedanken mich plagen. Heute Abend war wieder ein Bericht im TV das die neue polnische Regierung daran geht die Demokratie abzuschaffen. (98% Katholiken/ohne Gott geht gar nichts). Ähnlich wie in Ungarn. Ich bekomme eine regelrechte Haßkappe und frage mich wann der katholische Gottesstaat auch uns bedroht. Ich hatte auf jeden Fall eine Stunde lang Spannungskopfschmerzen.
Ein anderes Beispiel: Wenn ich unter Menschen bin, betrachte ich die im ersten Moment nach ihrer sexuellen Ausstrahlung. Mehr die Frauen als die Männer. Zu dick, zu alt, zu jung usw. Das mögen evolutionäre Verhaltensweisen sein, mich nervt es. Ich versuche mir zu helfen in dem ich dann in die Gesichter schaue oder ihren Ausdruck erfasse.

Gruß Arnimbr

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Re: Arnims BacsErfahrungen

Beitragvon Lucidare » 15. Dezember 2015, 17:30

Hi Arnim,

das mit dem Tagträumer lasse ich jetzt mal so stehen. [cool]

arnimbr hat geschrieben:Nach diesem einwöchigen relativ schweren Rückfall macht mir die Bacaufnahme wesentlich mehr Schwierigkeiten als früher.
UNW wie Schwindel und Schlafstörungen und intensives luzides Träumen.


Ich denke mal, das hat auch mit dem Alkohol zu tun. Von 0 auf hundert und wieder zurück, da würde mir auch schwindelig werden. Stören Dich die Täume? @Papfl hat hier schon was dazu geschrieben. Unangenehme Klarträume habe ich, ohne Baclofen, auch ab und zu. Für mich ein Zeichen, dass die "Maschine" wieder anläuft.

Heute Abend war wieder ein Bericht im TV das die neue polnische Regierung daran geht die Demokratie abzuschaffen. (98% Katholiken/ohne Gott geht gar nichts). Ähnlich wie in Ungarn.


Bei den Zwangsgedanken fehlt, meine ich, im Moment noch ein wenig emotionale Distanz. Ich hätte zu meinen besten Zeiten umgestellt, um nichts mit zubekommen. "Gesunde" Menschen setzen dem Strategien und Lösungen entgegen, wie das wird schon nicht so schlimm, die werden sich schon wehren wenn es zu arg wird oder was weiß ich nicht. Ich war lange Zeit dazu nicht in der Lage. Folter pur. Aber, Gott sei Dank, gibt es auch für so etwas Mittelchen und Wege.

Ein anderes Beispiel: Wenn ich unter Menschen bin, betrachte ich die im ersten Moment nach ihrer sexuellen Ausstrahlung.


Ist das nicht normal? Jede/jeder scannt seine Mitmenschen bewußt oder unbewußt ab. Die Seele kann noch wund sein und nüchtern leidet man leicht an Reizüberflutung.

Wie etwas weiter oben schon geschrieben, auch hierfür gibt es Gehhilfen, wenn es nicht mehr zu ertragen ist. :wink:

LG
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