Neustart

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Mary
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Re: Neustart

Beitragvon Mary » 22. Oktober 2015, 09:15

Hallo,
irgendwie scheine ich einen tief verwurzelten Aberglauben zu haben, den Tag nach dem ich geschrieben habe "es klappt" , habe ich irgendwie die ganze Zeit gefürchtet," jetzt gehts wieder schief ". Aber nix da, es läuft immer noch. Das ist definitiv das erste Mal in den letzten Jahren, das ich nichts trinke, obwohl mein Sohn nicht da ist. Sonst war das für mich immer der "Freibrief", weil ich mich dann endlich mal nicht zusammenreißen und mal nicht funktionieren mußte.
Ich habe aktuell nicht das geringste Bedürfniss nach Wein. Soll ich jetzt trotzdem weiter aufdosieren ? Im Moment komme ich mit den 70 mg gut klar, d.h. bin tagsüber aktiv und abends wenn noch die AD`s dazukommen (die ich seit vielen Jahren nehme) schön müde. Lernen muß ich ganz klar mit Situationen anders umzugehen, bzw. auch sie zu vermeiden.
Nächste Woche, gehe ich z.B. in ein Konzert, auf das ich mich sehr freue, aber außer 1 Mal in der Stillzeit, war ich noch nie auf einem Konzert ohne etwas zu trinken. Meiner Freundin, hab ich neulich Tee statt wie sonst Wein angeboten, das war ein kurzer Abend..........
Mit meinem Freund, treffe ich mich in "ungefährlichen" Zusammenhängen (heute geht es zu Ikea [biggrin] ).
Das sind die Dinge, bei denen ich neu lernen muß und ich fürchte da hilft mir mehr Bac nicht, oder ?
LG Mary
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.............

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GoldenTulip
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Re: Neustart

Beitragvon GoldenTulip » 22. Oktober 2015, 09:29

Hallo Mary,

Nächste Woche, gehe ich z.B. in ein Konzert, auf das ich mich sehr freue, aber außer 1 Mal in der Stillzeit, war ich noch nie auf einem Konzert ohne etwas zu trinken. Meiner Freundin, hab ich neulich Tee statt wie sonst Wein angeboten, das war ein kurzer Abend..........
[...] Das sind die Dinge, bei denen ich neu lernen muß und ich fürchte da hilft mir mehr Bac nicht, oder ?


Doch, ich denke schon, dass Baclofen da hilft, wenn auch mehr als eine Art Backoffice-Methode.
Es nimmt nicht den Trigger als solchen weg, aber über die bewusste Erfahrung, es auch ohne Alk zu schaffen, gibt es Hintergrundsicherheit. Oder kann es geben. Ich habe z.B. nie das Bedürfnis gehabt zu Trinken, nur weil jemand vor meiner Nase Bier getrunken hat.
Mach doch ein kleines Experiment: Erlaube Dir, nach dem Konzert einen Drink zu nehmen, falls unbedingt "erforderlich". Falls nicht, dann bist Du echt über diesen Punkt hinweg. Ist ein wenig riskant, - wenn Du Dir das noch nicht geben möchtest, dann gehst Du nicht auf's Konzert. Nur wie soll das auf Dauer werden? Es geht ja um leben ohne Alkohol, Tote trinken eh nicht [biggrin]

Lieben Gruß
Conny

ps: Nimm Dir eine halbe Tablette als Notfalldosis mit auf die Veranstaltung. Dann kannst Du, wenn es einen heftigen Trinkwunsch geben sollte, dagegen angehen und drehst nicht am Rad.
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Papfl
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Re: Neustart

Beitragvon Papfl » 22. Oktober 2015, 10:08

Moin Mary!

Mary hat geschrieben:...irgendwie scheine ich einen tief verwurzelten Aberglauben zu haben...

Was Du beschreibst geht in eine Richtung, die in der Psychologie als "Self-fulfilling prophecy" ("Selbsterfüllende Prophezeiung") bezeichnet wird: Man ist so fest davon überzeugt, dass etwas geschehen wird (z. B. weil es bisher immer so war...), dass dieses Ereignis dann auch tatsächlich eintrifft, weil man sich unbewusst dementsprechend verhält.

Glücklicherweise ist die Wirklichkeit oft anders [good] . Auch wenn etwas 100 mal auf eine bestimmte Art und Weise abgelaufen ist, kann es beim 101. Mal komplett anders sein [smile] . Gerade, wenn man sein Leben komplett "umkrempelt", wie das beim Ausbrechen aus "abhängigen" Verhaltensmustern der Fall ist, ist es sogar viel wahrscheinlicher, dass sich die Dinge ändern.

Du bist auf einem sehr guten Weg [good] . Jetzt ist es wichtig, die "alten" Erfahrungen (z. B. "Konzerte sind nur mit Alkohol richtig gut") mit neuen Erfahrungen ohne Alkohol "positiv zu überschreiben". @GoldenTulips Vorschläge wären eine Möglichkeit. Sich zu sagen "JETZT im Moment möchte ich noch nicht trinken, später vielleicht" kann durchaus dazu führen, dass man sich später dann sagt: "Es war so toll ohne Alk, JETZT brauch' ich ihn auch nicht mehr" und ohne etwas zu trinken nach Hause geht.

Eine andere Möglichkeit der "Positiven Überschreibung" wäre, wenn Du Dir anstatt das Geld in Alk zu investieren ein Andenken an das Konzert "gönnst". Einen Konzertmitschnitt auf einem USB-Stick zum Beispiel (gibt's ja manchmal), oder ein T-Shirt, ein Tour-Plakat. Oder Du verbindest den Konzertabend einfach mit einem gemütlichen, kleinen Essen vorweg... [unknown] ?!?

Überhaupt ist es wichtig, die Zeit, die Du jetzt ohne Alkohol verbringst (auch die Stunden ohne Deinen Sohn), bewusst mit schönen Momenten/Erlebnissen/Unternehmungen zu füllen. Das muss gar nichts Teures sein. Schnapp' Dir wenn Du magst mal einen Veranstaltungskalender aus Deiner Umgebung...ist manchmal echt verblüffend, was da alles an Aktivitäten und Freizeitangeboten zu finden ist. DU solltest für DICH entdecken, dass es auch sehr schöne Momente ganz ohne Alkohol geben kann. Das war bislang aufgrund des ständigen Cravings gar nicht möglich. Aber Baclofen verschafft Dir diese Freiheit. Es liegt an Dir, dieses Geschenk zu nutzen.

Und "By the way": Solltest Du Dir beim Konzert trotz aller Vorsätze doch ein Bierchen gönnen, gilt auch hier: Es muss nicht gleich ausarten...Nur weil das 100 mal so war, muss es beim 101. Mal nicht auch wieder so sein :wink: .

Du machst das schon doppd !

Papfl
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Re: Neustart

Beitragvon DonQuixote » 22. Oktober 2015, 20:30

Hallo Mary

Ich gratuliere zu Deinen Erfolgen. Und dann noch:

GoldenTulip hat geschrieben:Nimm Dir eine halbe Tablette als Notfalldosis mit auf die Veranstaltung. Dann kannst Du, wenn es einen heftigen Trinkwunsch geben sollte, dagegen angehen und drehst nicht am Rad.

Die sogenannte Notfalldosis kann ruhig auch bis zu einem Viertel oder sogar Drittel der aktuellen Tagesdosis betragen.

Weiterhin viel Erfolg wünscht

DonQuixote

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Re: Neustart

Beitragvon Mary » 25. Oktober 2015, 13:46

Hallo,
und lieben Dank für die Antworten. Mit der Frage ob ich weiter hochdosieren soll, bin ich immer noch nicht wirklich weiter. I.M. fühle ich mich sehr gut und es triggert mich aktuell nichts. Freitag hab ich nach dem Einkaufen eine Freundin vor der Kneipe sitzend getroffen (Raucherinnen Schicksal) und sie hat mich gefragt ob ich mich dazu setze, ich habe ohne darüber nachzudenken ein alk freies Weizen bestellt und mich gefreut doch noch eins zu kriegen, denn das zu Hause war alle und der Fahrradkorb voll mit Limo. Ich weiß, das dass nicht heißt, das es nicht auch wieder "kippen" kann. Also meint Ihr ich bleibe erstmal bei den 70 mg, oder sollte ich weiter hoch gehen ?
LG Mary
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Re: Neustart

Beitragvon Papfl » 25. Oktober 2015, 14:06

Hallo Mary!

Wenn Du mit 70 mg/Tag gerade gut klar kommst, würde ich dabei bleiben und statt konstant eine höhere Dosis einzunehmen (die es ja offensichtlich gar nicht braucht), lieber die Option "Notfallration" verstärkt in Betracht ziehen.

Soll heißen: Wenn Dich etwas triggert oder das Craving stärker wird, dann eventuell vorläufig erstmal 10-20 mg extra zur Erhaltungsdosis nach Bedarf nehmen. Wenn Du merkst, dass Du alle +/- zwei Tage zur Notfalldosis greifen musst, kannst Du immernoch über eine generelle Erhöhung nachdenken. Dann sind 70 mg/Tag vielleicht doch zu wenig.

Als jemand, der seit über drei Jahren konstant seine Erhaltungsdosis beibehält, kann ich Dir sagen, dass es immer mal Tage gibt, in denen eine gewisse Form von "Trinkverlangen" wieder mal auftaucht. Die Vorstellung, mit Baclofen auf immer und ewig in allen Situationen komplett cravingfrei zu sein, ist m. E. utopisch. Wäre auch irgendwie beängstigend. Ich will mich ja schon auch weiterhin spüren können :wink: .

Aber es handelt sich nicht um diese Art von Craving, die Dein Denken lahm legt. Baclofen ermöglicht mir den rationalen Umgang mit und in solchen Situationen. Ich weiß inzwischen, was mir (außer Alk) gut tut. Auf solche Dinge kann ich zurück greifen. Und gegebenenfalls auch auf eine "Notfallration", wenn's die Situation erforderlich macht. Oder anders ausgedrückt: Ich bin nicht mehr "Getriebener", sondern "Entscheider".

Liebe Grüße in den Sonntag vom
Papfl
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Konzert

Beitragvon Mary » 28. Oktober 2015, 16:19

Hallo,
hier nur eine kurze Meldung von mir. Das Konzert von dem ich kürzlich noch als "nächstem Härtetest" schrieb war gar keiner. Das Konzert war super und zwar mit alk freiem Bier. Ich hatte überhaupt keine Lust zu trinken (ohne Notfalldosis).
Die Rituale fehlen mir, das Glas Wein vorher und nachher mit meinem Freund auf dem Balkon o.ä. das ist schon komisch, aber dabei hilft mir keine Pille, die Lücken muß ich selber füllen.
Insgesammt, "läuft" es also weiterhin super !
LG Mary
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Re: Neustart

Beitragvon Lucidare » 28. Oktober 2015, 16:43

doppd
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Neustart

Beitragvon Mary » 3. November 2015, 08:57

Hallo,
4 Wochen "ohne" kann ich heute feststellen. Insgesammt habe ich jetzt seit dem 25.09 36 Tage ohne Wein und 2 mit. Die letzten 4 Wochen jetzt durchgehend. Was war es an den 2 Tagen ? Beim ersten Mal ganz klar der Wunsch mich "wegzubeamen" nix mehr zu fühlen. Beim zweiten Mal der Wunsch nach "Normalität" (so wie ich sie bisher gelebt hab). Und das ist glaube ich für mich i.M. auch das schwerste. So viele Situationen und Menschen, die immer mit Wein trinken verknüpft waren.
Nach Alk selber habe ich in den letzten 4 Wochen nur 1 Mal das Bedürfnis gehabt und das war zu händeln. Ich kann schlecht mit Gefühlen umgehen, sowohl negativen als auch positiven, die muß ich ganz schnell "weghaben" und das ging mit Wein super. Tagsüber (hab ich ja nie getrunken) gehts, aber Abends wenn es draussen kalt und dunkel ist, mag ich auch nicht mehr raus um mich abzureagieren.
Aber, mir geht es gut, auf die letzten 4 Wochen bin ich ein bißchen stolz und so soll es auch weitergehen. Ich bleibe bei den 70 mg die unerwünschten Nebenwirkungen sind weg. Ich bin für meine Verhältnisse recht entspannt und viel angstfreier und das wirkt sich sehr positiv auf mein Leben aus.
Wünsche allen einen schönen Tag
LG Mary [hi_bye]
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Re: Neustart

Beitragvon Lucidare » 3. November 2015, 09:18

Hallo Mary,

Glückwunsch zu den vier Wochen. Du darfst sogar verdammt stolz auf Dich sein.

doppd

LG
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Re: Neustart

Beitragvon fetsecht » 3. November 2015, 19:20

Mary weiterhin alles gute good

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2 Monate und 2 Tage minus 2 tage

Beitragvon Mary » 27. November 2015, 22:22

ist meine aktuelle Zwischenbilanz. Ab 25/9 wollte ich nichts mehr trinken. Das klappte 1 Woche, 1 Tag nicht, 1 Tag ja und 1 Tag nicht. Seitdem bin ich bei Null Alk, also insgesammt 2 Monate. Ich schreibe das so genau auf, weil ich so verdammt perfektionistisch bin und dies vermutlich auch einer der Gründe für das Trinken war und ich diesen Grund ganz offensichtlich (noch) nicht ablegen kann.
Andere hätten vielleicht einfach 2 Monate geschrieben, aber das käme mir wie Betrug vor.
Irgendwie zwanghaft, oder ?
Mit diesem Thema beschäftige ich mich in den letzten Tagen viel.
Warum muß alles immer 100, besser noch 150 Prozentig, sein bei mir ???
Auch das mit dem "mir mal was gönnen", abschalten einfach etwas schönes für mich tun, klappt immer noch nicht. Ich bereite es umfangreich und sehr arbeitsintensiv vor, Zimmer putzen, aufräumen, Sachen kaufen usw. usw. Da fällt mir immer ganz viel ein, was alles erledigt werden muß, bevor ich es mir dann schön machen kann, um dann im Anschluß total müde zu sein und ins Bett zu gehen und am nächsten Tag, habe ich ein neues Projekt und/oder zu viel zu tun.
Aber ich denke viel drüber nach und arbeite daran.
Das nicht trinken, fällt mir (bis auf 1-3 Ausnahmen) erstaunlich leicht. Ich habe überhaupt keine Lust Wein zu trinken.
Eher überlege ich, wie ich es vermeiden kann und dabei möglichst wenig auffalle. Mein Umfeld wartet glaube ich so ein bißchen darauf, das ich endlich wieder "normal" werde.
Ich habe von 70 mg Bac jetzt auf 60 mg reduziert (in 2 Schritten), weil ich zwar geschrieben hatte, ich habe keine UAW`s bei 70 mg, aber das stimmte nur insofern, das ich wirklich Abends kaum noch die Augen offenhalten konnte. Dies war mir am Anfang sehr recht, aber im Laufe der Zeit fand ich es zunehmend unangenehm, das mir so mitten im Reden, Lesen o.ä. einfach die Augen zuklappen. Da möchte ich wieder mehr Selbstkontrolle.
Und auch mit 60 mg, ist bisher kein TW o.ä. aufgetreten.
Soweit mal ein kurzer Zwischenbericht von mir.
Ich bin sehr froh, dass das Forum wieder läuft !
Danke an Don und alle die ggf. noch daran beteiligt waren !
LG Mary [hi_bye]
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WilloTse
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Re: Neustart

Beitragvon WilloTse » 28. November 2015, 06:36

Guten Morgen Mary,

und herzlichen Glückwunsch zu Deinem Erfolg! Da kannst Du richtig stolz auf Dich sein, gute Arbeit! [good]

Mary hat geschrieben: Ich schreibe das so genau auf, weil ich so verdammt perfektionistisch bin und dies vermutlich auch einer der Gründe für das Trinken war und ich diesen Grund ganz offensichtlich (noch) nicht ablegen kann

Diese innere Perfektionistin in Dir - mach' sie Dir zur Freundin!
Sie hat eine Menge guter Eigenschaften, z.B. weiß sie am besten, was genau Du alles schaffen könntest.
Nur: jemand muss sie bremsen. Denn alles wirst Du niemals perfekt hinbekommen.
Also heißt es sortieren.
So blöd das klingt: einen Tagesplan machen.
Welches Potenzial steht mir heute zur Verfügung? Kann ich voll 'reinhauen oder bin ich erkältet, alle Knochen tun weh und der Kopf dröhnt?
Kein Mensch kann den Everest besteigen mit einer Grippe. Du nicht, ich nicht, und Reinhold Messner auch nicht.
Diesen Punkt übersieht der innere Perfektionist ganz gern mal.

Und dann einteilen: was ist heute wirklich lebenswichtig? Wie lange brauche ich dafür?
Was habe ich jemandem versprochen, das heute getan werden muss? (Eine ganz wichtige Lektion: halten, was man versprochen hat. Nichts versprechen, was man nicht halten kann!). Wie lange?
Ganz wichtig: unvorhergesehene Ereignisse, mindestens 15% Deiner 16 Stunden Wachzeit (also etwa 2,5 Stunden) dafür in Reserve halten.
Und alle diese Dinge machst Du, und zwar fertig. Wenn Du sie heute nicht zu 100% fertig hinkriegst, liefere sie mit 90% ab! Das reicht völlig!
Und Deine innere Perfektionistin, die passt darauf auf, dass Du den Plan auch einhältst, die "Lieferzeiten" einhältst und Dir mindestens eine Stunde am Tag nur für Dich nimmst, komme, was da wolle.
Einfach, damit Du auch morgen und übermorgen und überübermorgen wieder sichere 90% liefern kannst.
Denn jeden Tag 110% zu liefern, ist die zuverlässigste Methode, nach einer Woche, einem Monat oder einem Jahr mit "Burnout" (oder Rückfall) bei sicheren 0% Leistung anzukommen.
Das kann auch Deine Perfektionistin nicht wollen.

Und: wenn an einem Tag wirklich nichts dazwischen gekommen ist und alles reibungslos gelaufen ist, dann hast Du an dem Tag Deine zweieinhalb Stunden Reserve über.
Da kannst Du Dir ja eins der Tagesprojekte nochmal vornehmen und auf 100% bringen. Das ist dann auch kein Zwang, das macht dann einfach nur Spaß!

Viele Grüße und
viel Erfolg weiterhin wünscht

Willo

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Re: Neustart

Beitragvon Papfl » 28. November 2015, 08:32

Moin Mary!

Und :-!? vor Deiner Motivation und dem "Am Ball bleiben"!

Ich kann @WilloTse nur beipflichten: "Versuche, die Perfektionistin in Dir zu Deiner Helferin zu machen!" Und ganz wichtig:

WilloTse hat geschrieben:Wenn Du sie heute nicht zu 100% fertig hinkriegst, liefere sie mit 90% ab! Das reicht völlig!

Wenn Perfektionisten wie Du (und sicher auch viele andere hier) die Dinge zu 90 Prozent "abliefern", entspricht das in der Regel weit über 100 Prozent von dem, was "Normalsterbliche" so bringen. Das ist also mehr als genug [smile] .

Meist ist es auch noch so, dass gerade die letzten paar Prozent, die Perfektionisten immer noch "oben" drauf setzen wollen, mit unverhältnismäßig viel Kraft, Druck und Anstrengung verbunden sind. Oder anders ausgedrückt: Die 10 Prozent, die Deiner Meinung nach noch zu den 100 Prozent fehlen, kosten meist genau so viel Aufwand (oder manchmal sogar noch mehr) wie die 90 Prozent, die bereits geschafft sind. Und da kann man wirklich die Frage stellen: Lohnt sich das?

Überhaupt dann, wenn die meisten "Außenstehenden" diese 10 Prozent Mehraufwand gar nicht würdigen? Häufig nehmen sie das nicht mal wahr, weil "perfektionistische" 90 Prozent für sie schon mehr als genug sind. Nur eben für Dich selbst nicht :wink: . Aber daran lässt sich arbeiten...sag' einfach öfter mal: Jetzt isses aber auch gut good !

Ein schönes Wochenende wünscht
Papfl
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Re: Neustart

Beitragvon Lucidare » 28. November 2015, 08:49

Hallo Mary,

in einem meiner Jobs musste ich versuchen, die Zukunft zu berechnen. Das funktioniert natürlich nur bedingt. Es gibt in der BWL eine schöne Weisheit:

Lieber annähernd richtig als zu 100% falsch


Der Spruch hilft mir immer, wenn's mal nicht zu 150% läuft. [cool]

Papfl hat geschrieben:Oder anders ausgedrückt: Die 10 Prozent, die Deiner Meinung nach noch zu den 100 Prozent fehlen, kosten meist genau so viel Aufwand (oder manchmal sogar noch mehr) wie die 90 Prozent, die bereits geschafft sind. Und da kann man wirklich die Frage stellen: Lohnt sich das?


Dem stimme ich zu 200% zu. :skl

LG
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Blöde Stimmung

Beitragvon Mary » 3. Dezember 2015, 22:46

Das schlimme am nüchtern sein, ist das man alles fühlt. Ich weiß nicht, ob das mal jemand gesagt hat, ich es irgendwo gelesen habe o.ä. aber der Spruch trifft einfach meine Stimmung heute Abend.
Es gibt so Tage, heute war bei mir, so einer, an denen ich mir einfach einen Puffer, eine Dämmung o.ä. zwischen mir und der Welt wünsche.
Alk hat da zuverlässig funktioniert. So ganz ohne ist schwer. Vom Kopf her alles klar und ich will ja auch keinen Wein mehr trinken (und habs auch nicht getan), aber wenn mal alles schräg läuft ist es schwer.
Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke, ich wollte gar nicht trinken nur nicht alles fühlen.
OK, ich glaube klarer wird`s heute nicht mehr.
Bin froh, das dieser Abend gleich um ist.
Grüße Mary
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Re: Neustart

Beitragvon Lucidare » 4. Dezember 2015, 07:27

Hi Mary,

sieh es positiv. Du hast den Tag ohne Wein überstanden! good

Ich denke mal, mit der Zeit werden die schweren Tage auch nicht mehr so schwer. Man gewöhnt sich 'dran...


LG
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Einer dieser Tage

Beitragvon Mary » 14. Dezember 2015, 21:55

war heute, an dem es wirklich kritisch war. Es fing an mit einem Arzttermin heute morgen, zu dem ich ganz entspannt hin bin, weil ich diesmal wirklich nichts negatives erwartet hatte und zack war dann alles gar nicht so gut.
War schon mal eine harte Nummer für mich (mit langer komplizierter Krankheitsgeschichte im Background).
Weitergings mit unerwartet hohen Rechnungen usw. usw.
Mein Sohn ist chronisch schlechtgelaunt und pubertiert so, immer austeilend, vor sich hin............
Statt mir das alles zuhause weiter reinzuziehen und mich da immer mehr reinzusteigern um dann letzendlich eine Flasche Wein aufzumachen um das Ganze runterzuspülen, bin ich mal rausgegangen und war ganz spontan beim Frisör.
Die Stimmung war danach trotzdem noch so im Keller, das ich mir auf dem Rückweg Wein gekauft habe.
Dann habe ich erstmal Bac genommen, gegessen und der junge Mann hat sich entschuldigt.
Jetzt sitzen wir beide hier mit Tee und Keksen und ich bin so zufrieden mit mir, wie schon lange nicht mehr.
Dieser Break und das etwas "für mich" tun war eine sehr gute Erfahrung, weil ich ja theoretisch weiss, dass das richtig ist, es aber praktisch sonst nicht tue.
So hat dieser doofe Tag letzlich einen schönen, harmonischen Abschluß gefunden (und "die Haare schön" hab ich auch noch [biggrin] )
LG Mary
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Re: Neustart

Beitragvon GoldenTulip » 15. Dezember 2015, 17:51

Liebe Mary,

das hast Du prima gemacht!!! doppd

Genau dies sind die neuen Trampelpfade, die Dein Gehirn braucht, um umzulernen, nach Alternativen Ausschau zu halten und am Ende festzustellen, dass es nicht nur genauso gut, sondern besser geht ohne Alkohol.
Du kannst richtig stolz auf Dich sein - schön, dass Du darüber hier berichtet hast,

lieben Gruß
Conny

ps: Noch als Ergänzung:

ich wollte gar nicht trinken nur nicht alles fühlen.


Hast Du mal überlegt, wie Du selbst dazu beiträgst, was Du fühlst? Da ist viel an Denken mitbestimmend.

Nimm mal Deinen so vor sich hinpubertierenden Sohn, der grad schlecht zu bändigen ist. So was kann man als unberechenbar und ohnmächtig erleben, oder glücklich und froh sein, wie er sich stetig vom Rockzipfel löst, seinen eigenen Kopf bekommt und lernt, sich abzugrenzen.
Da stecken ja auch Jahre gelungener Erziehungsarbeit hinter, die ihn dazu befähigen. Quasi ist er jetzt ein altersgerechtes liebes Ungeheuer, und Du musst ihm nicht länger den Mund abputzen. Er wird selbständiger und Du hast mehr Raum für Dich.
Und nein, ich will die Konflikte nicht schönreden, aber mit etwas Gelassenheit und vertieftem Nachdenken hat vieles auch gute Seiten [dance]
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Auf die Nase gefallen

Beitragvon Mary » 28. August 2016, 17:33

Hallo,
bei mir lief es ganz lange super mit Bac und ich habe längere Zeit gar nicht oder ganz wenig getrunken. Habe immer noch täglich 10 mg Bac genommen und fühlte mich damit auf der sicheren Seite. Trugschluß, seit ca. 1 Woche hat es sich gesteigert und letzten Freitag bin ich total abgestürzt, öffentlich vor Leuten deren Meinung mir (andere Eltern aus dem Sportverein meines Sohnes) wichtig ist. Die Zeit von 1-2 Uhr Nachts fehlt mir einfach und mein Freund sagt ich wäre 2 Mal fast gestürzt. Jetzt schäme ich mich total. Also wieder aufdosieren, ich weiß ja wie es geht...........
Puh, mußte mich mal ausheulen und bin ab jetzt bestimmt wieder öfter hier.

LG Mary [black_eye]
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