Selincro® / Nalmefen / Nalmefene

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gretikatz
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Selincro® / Nalmefen / Nalmefene

Beitragvon gretikatz » 31. Oktober 2014, 06:25

Praxx aus dem Forum von http://forum.suchtmittel.de/ hat geschrieben:
Nalmefen ist der Versuch der Firma Lundbeck, einen uralten, nie erfolgreichen Opioidantagonisten (vergleichbar mit Naltrexon) als Hilfsmittel zur Trinkmengenreduktion wiederzubeleben.
Nalmefen ist zugelassen zur Behandlung von Alkoholikern, die bei Verminderung der Trinkmenge keine Entzugserscheinungen bekommen. Nalmefen reduziert zusammen mit einer gezielten psychosozialen Betreuung die Trinkmenge um 60% im Vergleich zu 40% durch die psychosoziale Behandlung allein.
Es darf nur von Ärzten mit besonderer Erfahrung in der Behandlung von Alkoholikern für höchstens 3 Monate verordnet werden, wenn eine Entzugsbehandlung kurzfristig nicht verfügbar oder möglich ist. Ausnahmsweise darf die Behandlung um weitere drei Monate verlängert werden.
Die Kosten betragen 180€/Monat.
Da der Stoff leberschädigend ist, darf eine Behandlungsdauer von 12 Monaten auf gar keinen Fall überschritten werden.
In Frankreich wird der Zusatznutzen gegenüber der psychosozialen Behandlung alleine als so gering eingeschätzt, dass die französische Gesundheitsbehörde eine Verordnung zulasten der Krankenkassen ablehnt.
Frankreich setzt auf Baclofen, das dort seit März 2014 von jedem Arzt zur Behandlung des Alkoholsmus verschrieben werden darf.

Sein Beitrag vom 21.9.14 ist hier abzurufen.

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DonQuixote
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Re: Selincro® / Nalmefen / Nalmefene

Beitragvon DonQuixote » 31. Oktober 2014, 18:02

Danke für das Fundstück, Gretikatz [good]

Wirklich sehr erhellend, seine Ausführungen. Ein Detail dazu:

praxx hat geschrieben:In Frankreich wird der Zusatznutzen gegenüber der psychosozialen Behandlung alleine als so gering eingeschätzt, dass die französische Gesundheitsbehörde eine Verordnung zulasten der Krankenkassen ablehnt.
Frankreich setzt auf Baclofen, das dort seit März 2014 von jedem Arzt zur Behandlung des Alkoholsmus verschrieben werden darf.

Am 7. September hatte ich einen ähnlich lautenden Leserkommentar geschrieben:

DonQuixote in einem Leserkommentar hat geschrieben:In Frankreich wird Selincro nicht auf den Markt kommen, und das hat einen Grund, den auch Sylvie Imbert schon angesprochen hatte: Die HAS (Haute Autorité de Santé), welche bei Markteinführungen von Medikamenten ein gewichtiges Wort mitzureden hat, stuft den Nutzen von Nalmefen als gering ein. Zitat: „Anhand der vorhandenen Daten kann die Kommission für Selincro, einhergehend mit einer psychosozialen Betreuung, keinen nennenswerten medizinischen Vorteil gegenüber einer alleinigen psychosozialen Betreuung bei der Behandlung des Alkoholismus (ASMR IV) erkennen.“ (Quelle …)

Die „Haute Autorité de Santé“ (HAS) ist das französische Gegenstück zum deutschen „Gemeinsamer Bundesausschuss“ (G-BA). Die Haltung der HAS hat sich nicht geändert, diejenige der Gesundheitsbehörden, wer immer das sein mag, hingegen schon. In Frankreich geht das offenbar, jedenfalls hat man sich über die Empfehlung der HAS hinweggesetzt und die Krankenkassen müssen oder dürfen die Medikamentenkosten ab 19. September übernehmen. Die soeben verlinkte Quelle vermutet, dass der Auftritt der Gesundheitsministerin Marisol Touraine im Februar dieses Jahres vor der französischen Nationalversammlung letztendlich zu diesem Schritt geführt hat.

Bon appétit, wünscht DonQuixote


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