Erfahrungsberichte WilloTse

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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GoldenTulip
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon GoldenTulip » 3. März 2013, 12:07

Für passend befunden,
LG Conny

schiff.jpg
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 4. März 2013, 11:47

Tach zusammen!

Schon wieder ein Update:
es funktioniert nicht, es hat keinen Sinn. Ich werde mein Ziel wohl nicht erreichen. Ich weiß langsam nicht mehr weiter.

Aber der Reihe nach. Das Cravingchen vom Freitag und Samstag kam am Sonntag nicht wieder, trotz der „nur“ 150 mg/d.

Und heute? Bombenwetter, sturmfreie Bude, frei, eine Hand voll geiler Schachpartien offen (@Conny: ich spiele wieder, wenn Du Lust hast? Findest mich unter Klarnamen. `N Match für Dich bin ich aber nicht, bestenfalls Sparringspartner...). Dazu noch gute-Laune-Jazz auf simfy, Mathe für Fortgeschrittene auf dem Tisch. Besser geht’s nicht, oder? Doch, klar. Geht.

Da war es wieder, das Cravingchen. Also, Fünfe sind dann auch mal gerade, ich habe mir 'n paar Bierchen geholt, Köstritzer. Nicht unbedingt meine Hausmarke, aber immer mal wieder gern getrunken. Süffig, mild, gerade recht für einen perfekten Vormittag.

Die erste Flasche war schlecht. Das passiert heutzutage noch? Sauer. *würg*
Nach zwei Schlucken weggeschüttet.
Die Zweite ist genauso. Schmeckt wie ausgekotzt. Wie kann man sowas trinken??
Jemand Interesse an vier ungeöffneten Flaschen Köstritzer?

Ich dosiere ab morgen dann 162,5. Falls nächsten Montag das Cravingchen dann doch wieder vorbeischaut, gebe ich mir mal eine Flasche von meinem absoluten Lieblingsriesling. Wenn das dann auch nix gibt, weiß ich echt nicht mehr weiter.
Heute werde ich mein Ziel, mich wenigstens ein ganzklitzekleines bisschen zu betrinken, wohl nicht erreichen.

Das Leben rockt. Bild

Willo
Zuletzt geändert von WilloTse am 28. März 2013, 07:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon GoldenTulip » 4. März 2013, 12:24

Lieber Willo,

ich schreibe nicht viel hier, um mich selbst nicht unter Druck zu setzen.

Ich habe eine neue Perspektive ausgemacht. Ich beschäftige mich inzwischen nicht mehr mit Nicht-Trinken = Good, Trinken = schlecht.
Ich konzentriere mich allein auf den Widerstand.

Ich habe so schöne, leichte, freudvolle Erlebnisse gehabt, wenn ich trinkfrei, energetisch aufgeladen und optimistisch in den neuen Tag geblickt habe, dass ich nicht mehr verstehen konnte, wieso ich wie am Gummiband in den anderen Raum zurückgezogen werde.
Danach galten andere, alte Regeln. Ich hatte keinen Zugriff mehr auf die nüchterne Seite.

Man könnte nun denken, das Problem sei gelöst, indem man sich nicht mehr in den irritierenden, unkontrollierten Raum begibt.

Das ist ein Trugschluss, meiner Meinung nach. Warum?
Weil es diesen Raum gibt. Weil er eine Daseinsberechtigung hat.
Er drückt Zweifel aus, lässt sich nicht vereinnahmen, man hat eine persönliche Geschichte in ihm, er war und ist wertvoll und der einzige Weg, der mir einfällt, ist Wertschätzung auszudrücken. Ihm zu danken, für die Auswege, die Hilfen, den Optimismus, die Kreativität, die Bindungsfähigkeit und Zärtlichkeit, die darin liegt, sich ihm anzuvertrauen.

Dich brauchen wir jetzt nicht mehr, der Mohr hat ausgedient und darf gehen.
Nach allem, was er getan hat?
Ich wäre stocksauer, wenn ich mich mit ihm identifizierte.

Die Lösung besteht in der Flexibilität, mit der man den einen oder den anderen Raum betreten und verlassen kann.
Ich zieh bei meinen Eltern aus, möchte sie aber weiterhin besuchen. Ich nehme den selbstgebackenen Kuchen dankend mit, verwehre mich aber gegen Kontrollanrufe, ob ich gut Heim gekommen bin.

Man kann sich vom Schutz des Alkohols emanzipieren, ohne seine Schutzbedürftigkeit aufzugeben. Mnachmal ist es eben so. Wir bestimmen dann mit Glück und Fleiß, wann manchmal ist.

Conny
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon GoldenTulip » 4. März 2013, 12:32

noch eine Frage im Nachtrag:
Worin besteht das "cravingchen", wenn Du es auf der Wirkungsebene gar nicht mehr durchlässt?

LG Conny
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 4. März 2013, 12:59

Hi Conny!
GoldenTulip hat geschrieben:Worin besteht das "cravingchen", wenn Du es auf der Wirkungsebene gar nicht mehr durchlässt?

Ich bin kein Neurologe, aber laienhaft: aus der teils angeborenen, teils erworbenen Fehlversorgung meines Gehirns mit Botenstoffen, was dazu führt, dass ich aus einem Erregungszustand nicht in der biologisch programmierten Zeit wieder herunterfahre, und aus Gewohnheit.

Di - So: überwiegend Fehlversorgung, Mo: überwiegend Gewohnheit.

Derzeitige Therapie: Fehlversorgung durch Baclofen ausgleichen, Gewohnheit durch Neulernen überschreiben.

LG
Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 4. März 2013, 13:06

Zu Deinem ersten Beitrag:
GoldenTulip hat geschrieben:Man könnte nun denken, das Problem sei gelöst, indem man sich nicht mehr in den irritierenden, unkontrollierten Raum begibt.

Ich sehe das mittlerweile anders. Diesen Raum meines Lebens hatte ich untervermietet. An jemanden, mit dem ich über lange Zeit eine Menge Spaß hatte. Irgendwann wurde er aber lästig. Ich habe ihn höflich gebeten, Abstand zu wahren, ich habe mich mit ihm gestritten, bin ihm aus dem Weg gegangen, wir haben uns angebrüllt. Und: das Stalking ging immer weiter. Wo immer er mich getroffen hat, hat er mir 'ne Kante ans Knie gelabert und die Miete nicht bezahlt, er hat das Parkett versaut und die Wände beschmiert.

Jetzt hat er die Räumungsklage bekommen.

Damit ist dieser Raum erstmals wieder meiner.

LG nochmal

Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 5. März 2013, 13:36

Da @Warzo hier seine aktuellen Nebenwirkungen angesprochen hat, fällt mir auf: ich habe über meine gar nicht mehr berichtet.
WilloTse hat geschrieben:die NW sind zur Zeit nicht von schlechten Eltern. Schwindel, leichtes "Danebenstehen", Schlafstörungen, hyperrealistische Träume, ab und an Ohrgeräusche, brennende Haut an den Unterarmen, dafür das Gefühl, eine Eiskappe auf dem Kopf zu tragen, das Gefühl, das Hirn wäre irgendwie hart und würde im Schädel hin- und herrollen, das volle Programm eben.

Das ist erledigt. Sie sind weg.
Ich hatte zwischendurch noch ein paar heftige hyperrealistische Träume, Flashbacks in Momente erlittener Erniedrigungen und Augenblicke von Gewaltvorstellungen, gegen die Stephen King wie "Gute-Nacht-Geschichten für unsere Kleinsten" wirkt. Lasst mich da bitte nicht ins Detail gehen...

Das wirkt auf mich im Nachhinein wie Sperrmüll, den die Seele vor die Tür gestellt hat.
Es hätte mich vom weiter Hochdosieren abhalten können, hätte ich die anderen Programme nicht schon durch. Das war zum Teil echt übelst.

Aber: weg. Vorbei. Der Fisch ist gegessen, das Bonbon ist gelutscht.
Darüber hinaus: ich habe nicht das Gefühl, dass die Hochdosierung mir irgendetwas sonst nimmt. Kreativität, Lebenslust, Engagement? Alles nach wie vor da. Vielleicht ein bisschen mehr in Richtung Willo con Chili, aber irgendwie hänge ich mich im real life eher stärker für die Schwächeren 'rein. Und wem @Willo hinten 'reinfährt, der muss drei Wochen durch die Nase scheißen. Das war vorher aber auch schon so.
Nur: ich kann jetzt aufhören. Es gibt keine Selbstverteidungsexzesse mehr.

Letztlich fühle ich mich "icher" als jemals zuvor.
Von mir aus kann das so bleiben.

LG

Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Don » 5. März 2013, 19:42

Hallo WilloTse,
ich bin mit meiner Antwort mal in Deinen Thread gezogen, um nicht den Neuvorstellungsthread des guten Bonsai über Gebühr zu bemühen.
Vielen Dank erst einmal für Deine profunde Antwort. Wenn es großenteils so gesehen wird, wie Du beschreibst dann ordne ich mich dem unter. Einigen wir uns meinetwegen drauf: Man hätte es einen Tick besser auswerten können, aber die Daten sind ja jedem zugänglich und wie Du sagst kann man sichs ja eigentlich auch zusammendenken.
Dabei kann man das Thema nun bewenden lassen - ich will keinen weiteren Unmut stiften. Ich hab kein Problem mit dem anderen Forum und les auch hier und da weiter dort mit - es ist genug Platz für alle da. Wichtig ist die Sache, um die es uns allen geht.

LG - Don.

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon pragha » 6. März 2013, 14:39

Hallo Willo,
es freut mich, dass du jetzt deine erfolgreiche Dosierung gefunden hast. Aber ich rekapituliere mal ein wenig deine Vergangenheit mit Baclofen. Zuerst waren so 25 mg/d super, dann waren die Globuli super, jetzt sind es 150mg/d, die dir helfen und jetzt sind alle Probleme mit Alkohol vorbei. Ist eine weite Spannbreite, die jeweils für ein paar Wochen das nonplusultra waren. Würde mich interessieren wie du das mit einem nicht-Placebo-Effekt erklären willst, falls du magst.
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon fetsecht » 7. März 2013, 06:01

pragha hat geschrieben:Hallo Willo,
es freut mich, dass du jetzt deine erfolgreiche Dosierung gefunden hast. Aber ich rekapituliere mal ein wenig deine Vergangenheit mit Baclofen. Zuerst waren so 25 mg/d super, dann waren die Globuli super, jetzt sind es 150mg/d, die dir helfen und jetzt sind alle Probleme mit Alkohol vorbei. Ist eine weite Spannbreite, die jeweils für ein paar Wochen das nonplusultra waren.



Wuensche natuerlich Willo das es so klappt, aber immer sehr schnell, alles super alles klasse.

Willo, lass es erstmal auf dich einwirken, kannst du wirklich laengere zeit 150mg+ nehmen. ich wurde da [wacko] und war heile froh wieder runter zu fahren und da ging es mir ja immer eine weile supi [biggrin] , bis der kreislauf wieder zurueck kam. das a und o, ist wie kann man sich erhalten *fuermichfind*.

gruss
fetsecht

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 7. März 2013, 07:40

Tach zusammen.

Seit Beginn meiner Aufdosierung im Dezember '12 führe ich akribisch Buch über Baclofendosierung und Alkoholkonsum.

ohne Baclofen wöchentlicher Alkoholkonsum 933g
Bac <50 mg/d = alc 700g/Woche
Bac <100 mg/d = alc 587g/Woche
Bac <150 mg/d = alc 226g/Woche
aktuell Bac 162,5 mg/d = alc 0 g/Woche.

LG
Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WarzoEcht » 7. März 2013, 10:45

gelöscht wegen Zwangsouting.
Zuletzt geändert von WarzoEcht am 24. März 2013, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.

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pragha
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon pragha » 7. März 2013, 14:34

Re: Erfahrungsberichte WilloTse<

Du hast noch nicht geantwortet, das war eine kritische Frage, kein happygolucky. Was ist placebo, bist du überhaupt gaberg im Mangel?
pragha

Beitragvon pragha » 6. Mär 2013, 14:39
Hallo Willo,
es freut mich, dass du jetzt deine erfolgreiche Dosierung gefunden hast. Aber ich rekapituliere mal ein wenig deine Vergangenheit mit Baclofen. Zuerst waren so 25 mg/d super, dann waren die Globuli super, jetzt sind es 150mg/d, die dir helfen und jetzt sind alle Probleme mit Alkohol vorbei. Ist eine weite Spannbreite, die jeweils für ein paar Wochen das nonplusultra waren. Würde mich interessieren wie du das mit einem nicht-Placebo-Effekt erklären willst, falls du magst.
pragh

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 7. März 2013, 15:19

pragha hat geschrieben:das war eine kritische Frage, kein happygolucky

O.k., das konnte ja keiner ahnen.

Erklärung:
Globuli = Placebo oder, wenn wir der Homöopathie grundsätzlich Wirksamkeit unterstellen wollen, zu geringe Wirkmenge.
Niedrigdosierung = klar erkennbare Wirkung, im Verbund mit anfänglicher Euphorie hinreichend, auf Dauer unzureichende Wirkmenge.
162,5 mg/d = hinreichende Wirkmenge.

Ob das stimmt? Woher soll ich das wissen? Mein MRT ist kaputt und falls Dir eine Methode bekannt ist, Placebowirung bei sich selbst sicher zu diagnostizieren, lass' es mich bitte wissen.

LG
Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon pragha » 7. März 2013, 16:15

Hi Willo,
du hast an alle Konzepte/Dosierungen geglaubt. Was ist jetzt anders? Wie empfindest du das?
pragha

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 8. März 2013, 05:05

Hi pragha,
pragha hat geschrieben:Was ist jetzt anders? Wie empfindest du das?

mit der Frage kann ich etwas anfangen.

alle bisherigen Konzepte (ich nenne sie mal: Niedrigdosierung, homöopathischer, geisteswissenschaftlicher und meditativer Ansatz) führten für einen gewissen Zeitraum (neue Besen kehren gut. Und ja, ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich gegenwärtig wieder mit einem neuen Besen kehre) zu einem Sieg über den Alkohol. Es gelang, oft mühelos, am Getränkemarkt vorbeizufahren. Das erfüllte mich mit Freude, Zufriedenheit, einem Stück Stolz.

Das ist weg.
Ich empfinde im Zusammenhang mit Alkohol - nichts.
Ich kann über ihn reden, schreiben, nachdenken. Ihn beim Einkaufen sehen, 'dran vorbeigehen, bemerken oder auch nicht bemerken. Kein Durst, keine inneren Verhandlungen, kein Sieg, kein Nachzählen der Tage, kein Triumph, kein Stolz, kein Verlangen, kein Bedauern. Nichts.

Es ist, als hätte das Thema Alkohol in meinem Leben nie exisitert.

Das ist anders.

LG
Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 15. März 2013, 13:48

Tach zusammen,
Zeit für ein kleines Update.

Seit einer Woche genau bin ich nun auf 175 mg/d, verteilt auf vier Dosen 50 - 50 - 50 - 25 um 6:00 - 10:00 - 14:00 - 18:00 Uhr.
Nebenwirkungen: ich schlafe wie ein Stein. Ich bin der Typ, der den Wecker auf 4.30 Uhr stehen hat, damit morgens ein bisschen Ruhe zum Lernen, Meditieren, im-Tag-ankommen ist, und der dabei normalerweise um 4:29 Uhr von allein aufwacht.

Jetzt bin ich der Typ, der morgens um 4:32 von einer schlaftrunkenen, genervten Gattin wachgerüttelt wird mit der Frage: "Warum hörst Du Deinen Sch***-Wecker nicht???" [biggrin]
Ansonsten: ab und an leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen, absolut nichts dramatisches. Sonst nix mehr.

So etwa ab 125 mg/d, ganz eindeutig ab 150 mg/d hatte ich - rückwirkend betrachtet - klar eine ganz andere Wirkung als bisher. Ich bin im Supermarkt an draußen (Trinktemperatur!!) aufgebauten Kisten Augustiner Edelstoff (hmmmmmm...) vorbeigelaufen, und da war: nichts. Es hätte eine Palette Hundefutter oder Damenbinden dort stehen können. Da war auch kein Stolz, kein Gefühl des Sieges, kein Nachzählen der Tage oder sonstwas. Da war einfach - nichts. Hatte ich oben ja beschrieben.

In bestimmten, alltäglichen Situationen, mit denen ich nie gelernt habe, umzugehen (die altbekannte Unterforderung in der Überforderung) kam aber noch gelegentlich eine - ja, was? - Trinkerinnerung möchte ich's mal nennen. Es gab in diesem Zeitraum noch zwei Trinkereignisse. Nichts wildes, aber immerhin auch nichts abstinentes.
Ab 162,5 mg/d war's auch damit vorbei. Es war einfach weg. An Tagen wie oben beschrieben habe ich noch zweimal vergeblich versucht, mir einen anzutrinken. Es ging schlichtweg nicht. Das Bier war widerlich, eine Flasche habe ich mir noch 'reingequält, die zweite dann irgendwann nach zwei Stunden warm weggeschüttet.

Ich habe dann noch auf 175 mg/d erhöht, einfach, um noch ein bisschen Sicherheit und diese Tablettenhalbiererei los zu haben. Wenn jetzt nichts weiter passiert, werde ich daran nichts mehr ändern. Dann werde ich das auf jeden Fall mal sechs Monate halten, dann beginne ich eine PT (das Thema: "was fange ich mit diesen bestimmten Tagen an, wenn ich mich nicht mehr betrinken möchte" muss ich ja wohl irgendwie nachholen. Das habe ich tatsächlich nie gelernt. Was macht der Normalo, wenn er 'nen Scheißtag hat?)
Dieses Vorgehen ist mit meiner Dottoressa (irgendein liebender Gott, der sich dafür zuständig fühlt, schenke ihr ein laaaaanges und glückliches Leben) so abgesprochen. Auch eine Freigabe zur weiteren Erhöhung habe ich, falls doch noch was vorfallen sollte.

Ein vor gefühlt hundert Jahren geprägter Spruch von @Elgarlopin, tausende Male zitiert, lautete: "Baclofen schlägt Dir nicht das Glas aus der Hand!"

Gegenwärtig kann ich nur sagen: doch, tut's.

LG Euch allen

Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 29. März 2013, 05:57

Tach zusammen.

Zwei hochgradig spannende Wochen sind 'rum. Es gab eine mutwillig herbeigeführte bierlastige Situation, alte Masche: Langeweile trifft Lustlosigkeit. Man könnte sich natürlich aufraffen und was besseres tun als den Korkenzieher zu holen. Allein, es fehlt am Aufraff.
Na gut. Ich komme immer näher daran, ab Sommer dann wirklich mal in Richtung PT zu gehen, denn mit diesen Situationen werde ich irgendwie umgehen lernen müssen. Ich habe dann kurzzeitig abdosiert (bitte erkläre mir jetzt niemand, wie blöd das war) und habe prompt meine Lieblingsgetränke aufdosiert. Das Elend währte drei Tage, ab 150 mg/d war's dann wieder vorbei.

Ansonsten: alles im Lot. Interessanterweise triggert mich dieser Forenzoff überhaupt nicht mehr. Das wären bis vor kurzem erhebliche Trinkanlässe gewesen.

LG
Willo
50-50-50, Rückführung auf 75-50-50 für dieses WE geplant

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 3. April 2013, 09:55

Tach zusammen.

100 Tage der konsequenten Hochdosierung sind vorbei, Zeit für erste Zahlenspiele.



Eins fällt sofort auf: wie nicht anders zu erwarten, sinkt der Konsum deutlich mit steigender Dosierung, wobei nicht so sehr die getrunkene Menge an den Trinktagen gesunken ist (das auch, aber eben nicht so gewaltig), als vielmehr die Zahl der Abstinenztage drastisch ansteigt.

Wichtig dabei: meine Dosierung war nicht ganz so linear, wie das hier den Anschein hat. Es gab gelegentlich Tage (insbesondere nach ein oder zwei Trinktagen), in denen das Gefühl "hat ja doch alles keinen Zweck" überhand nahm und ich wieder angefangen habe, abzudosieren. Ich kann nur jedem ans Herz legen, ein taggenaues Trinktagebuch zu führen, denn dann fällt schnell auf, dass diese "Gefühle" schlicht falsch sind.

Der weitere Fahrplan ist also klar: nach Faustformel muss ich noch ungefähr 25 mg/d 'draufpacken, um die angestrebte Abstinenz zu erreichen. Mache ich dann auch so.

edit 11:20 Uhr: wurde vorhin unterbrochen, sorry. Weiter im Text.
Zu meiner Gefühlslage: auch, wenn sich das oben so nicht erkennen lässt, gilt immer noch, was ich am 8. März schon schrieb:
WilloTse hat geschrieben:Es ist, als hätte das Thema Alkohol in meinem Leben nie exisitert.

Mir ist klar, dass das nach obiger Tabelle verrückt klingt. Aber zwei Dinge muss man dabei sehen: dieser Zustand tritt bei mir bei +150 mg/d ein und: es gibt immer noch bestimmte Settings, in denen ich irgendwie ausweichen möchte und mir nichts besseres einfälllt, als Alkohol. Hier erwarte ich ab Sommer mit PT eine nachhaltige Veränderung.

Nebenwirkungen: was sich gehalten hat (leider), sind gelegentliche, blitzartig auftretende Gewaltphantasien. Das kenne ich so von mir nicht und bringe es mit Bac in Verbindung. Nicht schön, aber auch kein Drama. Und, was ich nicht loswerde, sind gelegentliche, kurze Missempfindungen in den Händen. So ein lichtes Prickeln, ungefähr, wie wenn man gestern in die Brennnesseln gefasst hat und heute diese Stelle berührt. Es "bitzt" so ein bisschen, ab und an. Auch das: nicht toll, aber überhaupt nicht schlimm.

So, nu bin ich aber fertig. Ende edit.
Nächste Bilanz in 100 Tagen. [cool]

LG
Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 4. April 2013, 08:45

Nachtrag:

Weit eindrucksvoller als in der Tabelle sieht man die simple Linearität im Verhältnis Trinkmenge/Baclofen im resultierenden 100-Tage-Diagramm: (man beachte das Bestimmtheitsmaß. Hammer, oder?)

Bild

Renaud de Beaurepaire hat geschrieben:In der Regel, jedenfalls bei den von ihm betreuten Personen, bedürften die Patienten keiner Psychotherapie. Es gebe sicher Ausnahmen, wenn z.B. ein Wille oder ein Nutzen zum Ausstieg aus der Sucht nicht klar erkennbar sei. In allen anderen Fällen reiche die simple und verständnisvolle Einnahme des Medikaments (01:04:49).

hier
Sieht aus, als hätte er Recht.
Und das mir. [lol]

LG
Willo


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