Sind wir eine Sekte?

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pragha
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Sind wir eine Sekte?

Beitragvon pragha » 21. Januar 2013, 20:31

Alle Kriterien einer Sekte sind erfüllt:
wir haben einen Heilsbringer, Meister , O. Ameisen
wir haben das heilige Buch, The end of my addiction
wir beurteilen andere Lösungen zum Heil vernichtend, Nalmefen, AA, evidenzorientierte Therapien,Abstinenzorientierung
wir glauben nur an DIE Lösung, wir müssen die Erkenntnisse des Meisters nur richtig anwenden; die richtige Dosierung finden
wir glauben zu versagen, wenn wir nicht mit Baclofen die Gesundung/Heilung finden
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fetsecht
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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon fetsecht » 21. Januar 2013, 20:41

*g*
deinen film moechte ich gerade nicht erleben :wink:

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DonQuixote
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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon DonQuixote » 21. Januar 2013, 20:46

Hallo pragha

Ja, einige Elemente sind vorhanden und eine gewisse Gefahr, uns selbst in diese Ecke zu drängen oder von außen so gesehen zu werden, besteht. Kritisches Denken und Hinterfragen darf also nicht unterbleiben. Manchmal frage ich mich aber auch, ob nicht bei den Baclofen-Gegnern sektenartige Züge, mitsamt einer Lizenz zum Gelddrucken, vorhanden sind.

Meint DonQuixote

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon Ginger » 21. Januar 2013, 21:03

pragha:
Bist du sicher, dass du nicht das Forum verwechselt hast?

Gibt ja auch welche, in denen mit dem Bac gleich eine geschlossene politisch wie auch moralische Weltsicht vermittelt wird.
Erkennbar an dem oft benutzen Wort "wir".

Hab ich hier noch nie erlebt. Mir gefällt gerade die Individualität hier. Guru? Hier? Ich seh keinen.
Über den Begriff "Guru" habe ich kürzlich einen sehr treffenden Satz gelesen: Sein Ziel ist nicht wie er behauptet, eine bessere kleine Welt zu bauen, sondern endlich einmal selbst eine kleine Welt zu beherrschen.

Würde fets sich oder O. Ameisen hier guruhaft positionieren wäre ich weg. Ich will mich über Bac austauschen und erwachsen behandelt werden, d.h. ich fühle mich hier nicht ständig versucht manipuliert mit irgendwwelcher Weltsicht, die nicht meiner entspricht. Oder sogar victimisiert - das kann ich gar nicht ab.
Also: keine Sekte!

Zu mir: ich seh auch den Ameisen nicht als Guru - er hat entdeckt, dass Bac gegen Craving hilft. Nun, dafür sollte er einen Preis bekommen, von mir aus den Nobelpreis.
Für mich ist Bac, ganz unaufgeregt, schlichtweg *einer* meiner Sober-Bausteine.

Ich guck mittlerweile auch in das "my way out" forum rein. Auch interessant. So viele Wege wie es Menschen gibt.
Zuletzt geändert von Ginger am 22. Januar 2013, 11:55, insgesamt 1-mal geändert.
Der Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) sagte: „Die Frau ist Aura, und wenn sie das Haus verlässt, macht sich der Shaitan Hoffnungen (sie irrezuführen). Nirgends ist sie Allah näher als in ihrem Haus.“ (Berichtet von Ibn Hibban und Ibn Khuzaima; von al-Albani in as-Silsila as-Sahiha, Nr. 2688 als sahih eingestuft.)

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon DonQuixote » 21. Januar 2013, 22:00

Hi Ginger and all

Ganz nüchtern betrachtet sind einige sektenartige Elemente schon vorhanden. Ich denke, man muss die Argumente von @pragha schon ernst nehmen. Ich glaube auch nicht, dass das @praghas eigene Sicht der Dinge ist. Es soll einfach ein Denkanstoß sein, in welches Fahrwasser die „Baclofen-Bewegung“ NICHT geraten sollte und wie sie von Außenstehenden unter Umständen noch wahrgenommen wird.

Meint DonQuixote

Edit: pragha meint nicht dieses Forum sondern die „Baclofen-Bewegung“ ganz allgemein.

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon Malte » 21. Januar 2013, 22:14

[quote="Ginger"]pragha:
Bist du sicher, dass du nicht das Forum verwechselt hast?

quote]

Meister Eder! [biggrin]
Baclofen seit September 2009.

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GoldenTulip
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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon GoldenTulip » 21. Januar 2013, 22:39

So ganz ohne Einleitung finde ich das "wir " etwas ominös, ich meine gerade in diesem Forum ist von sektenhafter Struktur und Haltung nun so gar nichts zu finden.
Ob die Baclofen-Befürworter sich als Teil einer Bewegung sehen? Sicher in dem Sinne, dass es unverantwortlich ist, ein hochwirksames Anti-Craving-Mittel zurückzuhalten, weil ökonomisch nichts dabei rausspringt, im Gegenteil, es wird verhindert, der maulenden Masse eine Art Selbsthilfe an die Hand zu geben, um sich zu befreien, weil sie der Kontrollfunktion, die über den sedierenden Einfluss Alkohol ausgeübt wird, zuwiderläuft. [grammatisch editiert]

Ich habe vor einiger Zeit in einem anderen Forum zum Thema "Was macht eine Sekte aus" etwas zusammengetragen, das stell ich hier mal rein:

Gestern kam im TV eine Sendung über Scientologie. Wie immer gibt es kein Schwarz und Weiß. Ich habe das Buch von Hubbard gelesen (ist schon was her. )In der Buchhandlung ging es los, als ich es bestellte: Die Verkäuferin hat mich angesehen, als würde ich zum Frühstück auch gern kleine Kinder verspeisen...
(Als Historikerin bin ich jedoch dem Quellenstudium zugeneigt, ich muss es ja nicht gleich in die Vitrine stellen)
Etliche Methoden, die er beschreibt, sind wirksam, auch z.B. die Lernerfolge in den Mini-Thetanen-Schulen sind wohl Fakt.

Der Sektencharakter bis hin zu prä-faschistischen Strukturen ergibt sich aus Folgendem:

- Geschlossenes Weltbild: Totalitärer Anspruch der Realitäts- und Wahrnehmungsdefinierung. Hier wird kein Angebot gemacht, sondern einmal in den Fängen, gibt es nur noch Friss oder stirb.
- Soziale und mentale Isolation der Anhänger, sich "eigene Gedanken machen" wird unter Strafe gestellt.
- Menschenverachtendes Weltbild: Alles, was nicht zum Club gehört (Wir und Sie), ist minderwertig und gehört "erschossen" (Originalton Hubbard), insbesondere Behinderte (selbst schuld, schlechtes Karma) Übermenschentum und Allmachtsgedanken wären hier die Stichworte.
- Antidemokratische Zielsetzung: Abschaffung der Demokratie (Fremdeinflüsse und Gegeneinflüsse von Scientologie sollen ausgerottet werden, wahlweise Umerziehung bis hin zur Ausrottung), Ersetzen von demokratische Grundlagen wie Grundgesetz, der Trennung von Exekutive, Legislative und Jurisdiktion (http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltenteilung) durch "Ethikkommissionen".
- Ausstieg nur bei Strafe des Untergangs, Bedrohung von Ansehen Leib und Leben von Angehörigen, bei Ungehorsam Androhung von Exkommunikation unter gleichem Vorzeichen.
- Charismatische Führerpersonen (ob es da aktuell welche gibt, weiß ich nicht)
- Gehorsam statt Eigenverantwortung: Auflösung der Individualität bis hin zum Brechen der Persönlichkeit im Dienste der Sache als Programm.
- Politische Zielsetzung, nicht Privatsache: Geld, Macht und Alleinherrschaft als implizite und explizite Ziele, ich würde es problemlos neben Hitlers "Mein Kampf" einordnen.
-Tarnung der Ziele unter Maßnahmen zur Weltverbesserung (Lernfähigere Schüler, Umweltschutz, Ausschöpfen der Intelligenz und Kreativität)
- Missbrauch, Vergewaltigung und gezielte Methoden zur Selbstaufgabe der Anhänger, hier ist der Phantasie keine echte Grenze gesetzt.
- Heilsversprechen (Thetanen, die 100 Millionen Jahre leben, nie wieder krank oder blöd) die nicht eingehalten werden können, Rettung der "Auserwählten")
-Teuer, teuer, teuer (gib mir all Deinen Besitz)


Dass gerade in Hollywood mit einigen prominenten Vertretern wie Tom Cruise für Scientologie geworben wird, ist bitter.

Woran erkenne ich, ob ich in einer Sekte gelandet bin:

Wenn ich dazu angehalten werde, an meiner Wahrnehmung zu zweifeln, wenn mehr Antworten als Fragen kommen, wenn ich bewertet werde von Menschen, die mich persönlich nicht kennen und diese Lösungen anbieten, die allumfassend sind.


Ergo da muss schon einiges zusammenkommen, um die Kriterien einer Sekte zu erfüllen. Und die Zusammenfassung oben ist auf meinem Mist gewachsen bzw. von mir zusammengetragen worden. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Nur weil man sich für eine Sache begeistert, etwas tunnelblickig wird und Widersprüche glattbügelt, wird man noch nicht zu einer Sekte. Selbstbetrug ist ja kein Verbrechen.

Lieben Gruß
Conny
Zuletzt geändert von GoldenTulip am 21. Januar 2013, 22:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon pragha » 21. Januar 2013, 22:52

@ all
DonQuixote sei dank; meine Frage bezog sich nicht auf dieses Forum,sondern auf die Baclofen-Gemeinde insgesamt.
Und so verstehe ich auch "wir" als die Baclofenisten,zu denen ich selber gehöre.
Um so wichtiger, wieder DonQ, ist die Überprüfung des eigenen Standpunkts und das Hinterfragen von in der Gemeinde geglaubter statements.
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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon DonQuixote » 21. Januar 2013, 22:58

Danke Conny für den Text!

Doch nicht ALLE Kriterien müssen erfüllt sein, um als Sekte wahrgenommen zu werden. Und warum ich mich hier im Thread etwas engagiere? Vielleicht aus Sorge, dass die „Baclofen-Bewegung“ nicht betriebsblind wird.

Malte hat geschrieben:Meister Eder!

Mit Sicherheit nicht, der hat im Moment ganz andere Sorgen. Ein aufrichtiges „Bon courage“ an dieser Stelle, hoffentlich geht sich das gut aus.

DonQuixote

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon Malte » 21. Januar 2013, 23:14

Wenn ein selbst ernannter Suchtberater und ein niedergelassener Arzt der Meinung sind, dass es kein Sucht Gedächtnis geben würde, halte ich das für sehr gefährlich.

Verlassen sich nämlich Menschen auf diese Aussage, können sie durchaus wieder in alte Mechanismen verfallenen denen sie dann lange Zeit verhaftet bleiben.
Nur mit viel Mühe ist es dann unter Umständen möglich, wieder in ein normales Leben zurückzufinden.

Und deshalb finde ich es unverantwortlich!

Grüße
Baclofen seit September 2009.

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon GoldenTulip » 22. Januar 2013, 01:21

Hallo Malte,

ich halte ein explizites Suchtgedächtnis ebenfalls für eine Erfindung, die mehr verschleiert als erklärt.
Es gibt ein Gedächtnis, es gibt Gewohnheiten, es gibt neuronale Verknüpfungen. Die Konsequenzen daraus treffen auf nahezu alle Prägungen zu.
Die These, die hinter dem sog. Suchtgedächtnis steht, lautet, der Mensch kann alles überwinden und ändern - nur beim Alkohol und anderen Süchten kann er das nicht. Das erscheint mir absurd. Dagegen steht Baclofen als nachweisbar Gaba-beeinflussendes Medikament, die Neuroplastizität des Gehirns und eigentlich jede logische Annahme, die multikausal begründet ist. Inklusiver der Fähigkeit des Menschen, sich weiter zu entwickeln.

Ich bezweifle nicht, dass hoher oder dauerhafter Alkoholkonsum irreversibel die Leberfunktion beeinflusst. Man "verträgt " und braucht mehr für die gleiche Wirkung (bis sich das umkehrt, und schon kleine Alkoholmengen Trunkenheit und Verwirrung auslösen können, quasi Überstrapazierung gefolgt von Organversagen).

Ich bezweifle auch nicht, dass die alten gelernten Bahnen im "Belohnungssystem" wieder aktiviert werden, auch nach längerer Zeit der Trinkfreiheit.
Das heißt für mich aber, dass der Ursache, den Gründen der Sucht nicht der Boden entzogen wurde. Der Alkohol läuft eigentlich im Schlepptau mit und ist beliebig durch andere Süchte austauschbar.

Es ist nicht die Bierwerbung, die triggert, sondern das alte Reiz-Reaktionsschema. Und beeinflussbar ist an dieser Stelle die die Disposition für den Reiz.

Entschuldige, dass ich es nicht einfach ausdrücke, ich denke grade beim Schreiben und komme selbst dabei etwas in Erklärungsnot.

Wenn man satt ist, triggert einen keine Sahnetorte.
Wenn man emotional keine Spannung hat, triggert einen kein Bier, das die Spannung lösen soll.
Versuch Dich mal zu betrinken, nachdem Du ein großes Schnitzel, Knödel mit Soße, Rotkohl und Nachtisch verspeist hast.
Ich wette, es klappt nicht; der Wunsch zu trinken hat sich völlig erledigt und Du liegst nur noch pappensatt auf dem Sofa rum. Zu faul um zum Kühlschrank zu laufen.

So gesehen gibt es kein Sucht-Gedächtnis, sondern ein Spannungs-Bewältigungs-Gedächtnis. Im Alk- Fall "the easy way out". Da sich dadurch die Spannung (subjektiv und temporär) tatsächlich löst, sieht es so aus, als wäre das Gedächtnis an den Suchtstoff geknüpft.
Diese Koppelung ist aber durchaus zu ent-koppeln.
Nicht der Alkohol macht den Rückfall, sondern dass man dem Gehirn nicht beibringt, dass es andere Wege zur Entspannung und Belohnung gibt, auf die es gewohnheitsmäßig zurückgreift. Es nimmt den Weg des geringsten Widerstandes. 30 Jahre Trampelpfad.

Also nichts mit "lebenslang", höherer Macht, Kapitulation und Co. Dieses Konstrukt kann helfen, die alten Wege zu verlassen. Darin liegt ebenfalls ein Wert.

Jedoch- auf das Konstrukt eines "Suchtgedächtnisses" zu verzichten bedeutet, man muss sich auf die Suche nach den tieferen Wirkmechanismen machen.

Dazu ist die Mehrheit der Branche, egal auf welcher Seite des Tresens sie steht, zu bequem. Dauert zu lange, vermute ich. Selber denken ist auch nicht jedermanns Hobby.
Die Bemühten ausgenommen. Es führen viele Wege nach Rom.

Saufen, Entzug, Drehtür, Leugnung, Gosse, Einsicht, Abstinenz. Rückfall, Reue, Kniefall, Demut und dann ab in den Himmel der trockenen Zufriedenheit, die zum Ersatzprogramm wird.

Warum ich das so böse formuliere? Weil weiterhin der Alkohol im Zentrum der Selbstdefinition steht. Das ist ok, aber mir reicht das nicht.

Mein Gott, schon wieder vom Thread-Thema abgekommen.
Malte, Du bist Schuld

Lieben Gruß
Conny
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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon Rettungsflugsaurier » 22. Januar 2013, 07:32

Ich sehe das ähnlich wie Conny -
Im Prinzip gibt es für alles Erlebte irgendwo eine Art Gedächtnis. Wenn jetzt - wie bei dem Konsum von Alk über längere Zeit eine gewisse Regelmäßigkeit einkehrt, dann prägen sich diese "Erlebnisse" eben entsprechend tief ein. Ein ganz normaler Umstand, der genauso auf den morgendlichen Kaffee oder zB auch Sex und vieles andere abgeleitet werden könnte. Wir empfinden etwas als angenehm und positiv, ergo wollen wir mehr von dieser Empfindung und es wird zur Gewohnheit. Wenn wir dann diese Empfindung nicht mehr bekommen, dann schaltet sich eben das Gedächtnis ein und uns fehlt etwas. Das sind ganz normale Vorgänge und keinesfalls auf Süchte wie Alkohol reduziert.
Ich sehe die Baclofen bewegung auch nicht als Sekte, denn es geht ja nicht um Wunderheilung oder so, sondern um ein Medikament, welches wissenschaftlich nachweisbar gewisse körperchemische Reaktionen auslöst. Da sind zB die AA's, die ihre Sucht mit purer Disziplen und den festen Glauben an nahezu "Heilige" 11 Gebote bekämpfen wollen und demzu penibel genau einstudierten Ritualen folgen schon sehr viel näher an einer Sekte als wir. In Grundzügen mag das auch auf das andere Forum zutreffen, wo ja zuweilen auch ein "Oberguru" seine Ansichten als unumstößliche endgültige Wahrheit verkaufen will, alledings nehmen die meisten Jünger den Guru wohl nicht immer so ernst [biggrin]
Mal angenommen, ich nehme mir vor, heute gar nichts zu tun -
und ich schaffe das auch.
Hab ich dann was erreicht, oder nicht ?

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon WarzoEcht » 22. Januar 2013, 08:00

gelöscht wegen Zwangsouting.
Zuletzt geändert von WarzoEcht am 24. März 2013, 11:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon GoldenTulip » 22. Januar 2013, 08:12

Lieber warzo,

Ich finde es fatal, sich seine Weisheiten selbst zu stricken, wenn es klare, medizinische Aussagen gibt. So schwierig ist es mit dem Alkoholismus nämlich nicht.


Auch das sehe ich anders. Abgesehen davon, dass wir dann bis heute davon ausgehen dürften, dass die Erde eine Scheibe ist (Aufgepasst, Seefahrer!), konstruiert sich die Wirklichkeit mit jedem subjektiven Blick und erschafft sich neu.
Aus der Weltsicht ergibt sich Handeln, und mit jedem Handeln ändert sich die Welt.
Die Annahme "objektiver" Wahrheiten ist - auch im medizinischen Bereich- dem Grunde nach wissenschaftsfeindlich und undemokratisch. Sie können Recht haben, müssen aber nicht.
Quantenphysik, Frauenwahlrecht, Säkularisierung, Weltraumflüge - alles nicht denkbar ohne Zweifel an den "wissenschaftlich gesicherten Wahrheiten" jeder Epoche.

Aber, wie gesagt, nur meine, subjektive Auffassung,

LG Conny

Damit ich nicht so abschmetternd wirke, mal ein Beispiel.
Nimm den Lügendetektortest. Bei jemandem, der lügt, werden u.a. bestimmte Gehirnareale aktiviert, die sichtbar reagieren. Bei jemandem, der nicht die Wahrheit sagt, aber davon überzeugt ist, die die Wahrheit zu sagen (Ich bin Napoleon), passiert diese Aktivierung nicht und man sieht nichts. Auch nicht bei Puls, Atemfrequenz etc.
Wenn ich davon überzeugt bin, kein Suchtgedächtnis zu haben, wirkt sich das ebenfalls neurologisch bei mir aus. Jemand, der glaubt eins zu haben, reagiert anders. Das geht in die Richtung selffulfilling prophecy. Auch das ist wissenschaftlich belegbar.
Hat alles Grenzen, ein appes Bein ist faktisch ab. Phantomschmerz hin oder her.
Aber wenn ich morgens aufwache und mir sage: Ich bin alkoholabhängig, verbringe ich den Tag mit anderen Gedanken und Empfindungen als wenn ich davon ausgehe, ich habe ein Problem, ich löse es mit ungeeigneten Mitteln und den Alkohol zum Symptom erkläre.
Ich suche an ganz anderer Stelle nach den Hintergründen. [edit: es muss heißen: Ich habe einen anderen Blickwinkel auf mögliche Hintergründe und suche an anderer Stelle nach Lösungen] Und wieder mal: ja, auch der Alkohol selbst wird zum Problem. Aber eben nicht ursächlich, sondern als Folge. Wo Komorbiditäten bestehen zwischen Depression und Sucht, Angststörung und Sucht, Trauma und Sucht macht es wenig Sinn, den Schlüssel unter der Laterne zu suchen, nur weil da das beste Licht ist. Man sollte besser schon da nachsehen, wo man glaubt, ihn verloren zu haben.
Zuletzt geändert von GoldenTulip am 22. Januar 2013, 08:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon WilloTse » 22. Januar 2013, 08:51

Klar sind "wir" 'ne Sekte.

Ist das schlimm?
Tante Wiki hat geschrieben:Sekte (von lateinisch secta ‚Partei‘, ‚Lehre‘, ‚Schulrichtung‘) ist eine ursprünglich wertneutrale Bezeichnung für eine philosophische, religiöse oder politische Gruppierung, die sich durch ihre Lehre oder ihren Ritus von herrschenden Überzeugungen unterscheidet und oft im Konflikt mit ihnen steht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sekte

So what?

Prof. Ameisen sehe ich nicht als Heilsbringer, eher als einen mutigen (oder besser: verzweifelten) Typen, der nach einem Strohhalm gegriffen und die Kon-Tiki gefunden hat.

"Das Buch" hat mir in vielen Dingen die Augen geöffnet. Das haben andere Bücher auch, für das Problem Alkohol war es eben dieses.

Gegen Abstinenzorientierung, AA, evidenzbasierte Forschung etc. habe ich nicht das geringste. Erst, wenn sie die alleinseeligmachende Wahrheit zu besitzen meinen, fahre ich meine Schilde hoch und gehe auf Gefechtsstation. Da findet die Abgrenzung aber eher von deren als von meiner Seite statt.

Ja, und das mit dem Glauben ans eigene Versagen, wenn mal wieder ein Versuch scheitert? Systemimmanent. Einer der Gründe für mein Alkoholikerdasein. Ich bin halt ein Versager. [mocking]

LG
Willo

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon WarzoEcht » 22. Januar 2013, 10:03

gelöscht wegen Zwangsouting.
Zuletzt geändert von WarzoEcht am 24. März 2013, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon WarzoEcht » 22. Januar 2013, 10:08

Gelöscht wegen Zwangsouting.
Zuletzt geändert von WarzoEcht am 26. März 2013, 10:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon Malte » 22. Januar 2013, 12:38

Vielen Dank für die Antwort, Conny.

Trotz Baclofen hatte ich nach anfänglichen Erfolgen mit dem kontrollierten Trinken wieder Probleme.
Nach einigen Wochen steigerte sich das Verlangen und die Dosis musste kontinuierlich erhöht werden.

Liebe Grüße zurück, malte.
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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon Ginger » 22. Januar 2013, 14:35

Argentina1 hat geschrieben:Ich bin persönlich immer noch am nachdenken, wieso die Antworten der 11 Fragen, vor allem die "Positiv und negativ" Fragen nicht zusammen passen und komplett widersprüchlich sind - ausser bei dir.


Vielleicht weil ich es im Rückblick schreiben konnte. Fühle mich auch in mir kongruent.

Ich glaube an eine Suchtgedächtnis. Alles andere ist Spekulation, ich habe eins, wie immer sich das gestaltet, ich wünsche keinen weiteren Beweis desselbigen. Es kann ja auch im limbischen System sitzen - und darauf habe ich keinen Einfluß ausser den Alk aussen vor zu lassen. Das geht *bei mir* mit Bac und der Hilfe des Neocortex. Und vllt. Faktor x, den ich aber nicht kenne. Warum ist alles plötzlich so klar, also ob sich Puzzleteile, die falsch lagen, richtig zusammengefügt hätten?

Für mich sind so langsam auch die Begriffe Psychohygiene und Lebensqualität wieder lebendige, spürbare Dinge, es sind keine Thesen, über die ich nur trefflich parlieren kann, aber selbst schon lange nicht mehr emfpinde.

meint die tatsächlich gerade Ingwertee trinkende
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Re: Sind wir eine Sekte?

Beitragvon fetsecht » 22. Januar 2013, 19:08

pragha hat geschrieben:@ all
DonQuixote sei dank; meine Frage bezog sich nicht auf dieses Forum,sondern auf die Baclofen-Gemeinde insgesamt.
Und so verstehe ich auch "wir" als die Baclofenisten,zu denen ich selber gehöre.
Um so wichtiger, wieder DonQ, ist die Überprüfung des eigenen Standpunkts und das Hinterfragen von in der Gemeinde geglaubter statements.
Pragha


[wacko]

wofuer stehst du eigendlich? [hi_bye]

freue mich mehr ueber dich lesen zu duerfen!?
wenns dich plagt, auch kein thema, denke aber der, der hier eine gewisse lebensberechtigung in anspruch nimmt, sollte erst mal seine hose runterlassen. dann kann man sehen, ob man mit dem gegebenen leben kann.

finds so anmassend, wie manche so auftreten [mocking]


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