Abstinenz

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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GoldenTulip
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Abstinenz

Beitragvon GoldenTulip » 15. Dezember 2012, 11:41

Angeregt durch die die immer wieder auftauchenden Diskussionen, ob Alkoholsucht eine Einbahnstraße ist, die in letzter Konsequenz nur durch lebenslange Abstinenz zum Stillstand gebracht, aber nicht geheilt werden kann, mach ich hier mal speziell dazu ein Thema auf.
Es geht mir nicht vorrangig um "wissenschaftliche" Belege (auch wenn ich aktuelle Forschungserkenntnisse hier natürlich begrüße!), sondern mehr um persönliche Einschätzungen, welche inneren Grundeinstellungen und Haltungen, Erfahrungen und Wünsche in dieser Hinsicht hier so vorhanden sind.

Ich merke bei mir, dass es keinen Wunsch gibt, auf Dauer auf Alkohol zu verzichten. Mir reicht ein selbstunschädliches Trinkverhalten. Ich will wieder Wahlfreiheit haben, ob ich etwas trinke, oder nicht. Das ist mein Ziel.
Dazu gehört, dass ich für mich verstehen lerne, welche Funktionen ich da in den Raum des Alkohols delegiere, und wie ich das aufarbeiten und ändern kann.

Es wäre schön, wenn die Beiträge dazu die eigenen Erfahrungen deutlich machen, und nicht die der anderen bewerten.

Liebe Grüße
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Re: Abstinenz

Beitragvon DonQuixote » 15. Dezember 2012, 12:32

Hallo Golden

Erst mal gute Idee von Dir, dass in diesem Thread nur „Erfahrungsberichte“ geschrieben werden sollen. Für die Fachsimpelei gibt’s ja die anderen Threads. Wollte ich nur kurz schreiben. Mein eigentlicher Beitrag kommt später. Muss noch überlegen [blum]

DonQuixote

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Re: Abstinenz

Beitragvon DonQuixote » 16. Dezember 2012, 09:26

Also zu mir

Abstinenz war nie mein Ziel, es schien mir zu hoch gesteckt, es würde mich nur frustrieren. Insgeheim gehofft, die Finger gänzlich vom Alkohol zu lassen, hatte ich aber schon. Irgendwie geht’s aber nicht. Es ist überhaupt nicht der Wunsch nach Rausch, Geselligkeit, und Feiern. Ich brauch den Stoff um mich vor dem zu Bett gehen zu beruhigen, um runter zu kommen, „los zu lassen“. Für nichts weiter. So findet denn auch so gut wie jeder Alkoholkonsum erst nach 23:00 Uhr statt. Von Beginn an der Baclofentherapie, also von vor 11 Monaten, habe ich die Trinkmenge um 80 % reduziert. Richtige Abstürze, d.h. mit Erinnerungslücken oder Ähnlichem, kann ich in dieser Zeit an einer Hand abzählen. Es geht nicht alles „locker vom Hocker“, ein bisschen anstrengen muss ich mich schon, was aber beherrschbar ist. Damit kann ich gut leben.

Was das für die Zukunft bedeutet, mache ich mir heute keine Sorgen. Ob ich „geheilt“ bin? Ob Baclofen die Gier langfristig im Zaum halten kann? Ich futtere das Medikament einfach mal tapfer weiter, auch in relativ hoher Dosierung von 75 bis 150 mg. Die Nebenwirkungen sind teilweise noch ziemlich fies, vor allem plötzlich auftretende Schläfrigkeit. Das Verhältnis von Nutzen und Nebenwirkungen empfinde ich jedenfalls als eindeutig positiv.

Habe Fertig. DonQuixote

P.S. Wir hatten übrigens hier einen ganz guten Thread zu dem Thema: Moderates Trinkes, geht das? Für wen? Pro und Contra

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Re: Abstinenz

Beitragvon WilloTse » 16. Dezember 2012, 10:15

Lieber Don & all,

wenn ich Deine, meine, und viele andere Geschichten hier lese, fällt schon auf, dass - auch wenn die Abstinenz für viele noch nicht erreichbar ist oder scheint - kaum jemand auf den alten Trinkmengen hängen geblieben ist. Eine drastische Trinkmengenreduzierung um 50% und mehr ist eher Regel als Ausnahme. Da kann man doch auch mal stolz sein.
"Geheilt" ist mir ein viel zu großes Wort. Aber die Sucht weitgehend unter Kontrolle zu bekommen scheint zu gehen. Besser den Spatz in der Hand...

Mr.B. ("der Buddha") würde sagen: Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus.

Manchmal denke ich: recht hat er. Wir haben ohne großes Theater auf 60, 70, 80% des früher Gesoffenen den Korken 'draufgelassen. Und jetzt regen wir uns um die letzten 20% auf? Das wird schon. Ich sag's ja ungern, aber GGG.

Auch von mir einen schönen Sonntag und LG

Willo

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Re: Abstinenz

Beitragvon WarzoEcht » 16. Dezember 2012, 14:07

gelöscht wegen Zwangsouting.
Zuletzt geändert von WarzoEcht am 24. März 2013, 17:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Abstinenz

Beitragvon WilloTse » 16. Dezember 2012, 16:27

GoldenTulip hat geschrieben:Es wäre schön, wenn die Beiträge dazu die eigenen Erfahrungen deutlich machen

Die Erfahrungen - meine Erfahrungen - sind zwiespältig. Es gab Abstinenzzeiten, in denen habe ich mich so sauwohl gefühlt, dass ich mir gar nichts anderes mehr vorstellen konnte. Diese wurden (und, wie wir vor ein paar Tagen ja sehen konnten, werden) aber immer wieder durch Trinktage unterbrochen, in denen ich mir auch nichts anderes vorstellen kann.

Mittlerweile hat sich aber zwischen den Ohren etwas entscheidendes getan: ich will auf meine Insel zurück, wenn was schief geht. War bisher immer eher ein "Mist, ich darf eigentlich nie mehr trinken" - Gefühl vorherrschend, ist es jetzt eher ein "Mist, ich hab' wieder was getrunken". Ich kann Dir nicht sagen, was diesen "switch" ausgelöst hat. Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass der Weg, wie auch immer er aussehen mag, für die eine oder andere Überraschung gut ist.

Ich hatte eine ganze Zeit lang - in Absprache mit meiner Ärztin - ein Muster, das alle 7 - 14 Tage einen Trinktag als "Druckabbau" eingebaut hatte. Das war im Grunde nicht schlecht, führte interessanterweise auch nicht dazu (was ich befürchtet hatte), dass ich an den "geplanten" Trinktagen mir die Kante geben musste, weil's im Kalender stand. Also an dieser Stelle nix mit self fulfilling prophecy.
Grundgedanke war eigentlich Abstinenz, mit einem gnädigen Verzeihen alle 14 Tage.

Allerdings habe ich dabei auch gravierende Fehler gemacht: ich habe immer wieder versucht, die Abstinenzzeiten gewaltsam zu verlängern. Obwohl alles in mir nach "Entlastung" schrie, habe ich weder Bac hochdosiert noch einen Trinktag eingelegt. Und das führt dann - spätestens nach 49 Tagen :wink: - zu drei Flaschen Riesling und drei Litern Bier binnen acht Stunden. Das kann's dann auch nicht sein.

Im Moment ist mir dieser Tag noch zu gewärtig, um was zu ändern und ich liege bei (für mich) stolzen 50mg Bac/d. Damit ist der Tiger im Käfig. Nicht mehr, nicht weniger.
Im Januar habe ich dann wieder einen ausführlichen Termin bei meiner Dottoressa, da werde ich, wenn die technischen Daten o.k. sind, wieder in Richtung 250g Alkohol/Woche, zur Not halt alles am Samstagabend, gehen. Das ist zwar kein Traumergebnis, aber lieber mit Bronze im Ziel als entkräftet beim Notarzt. Und ich war noch nie jemand, der dann am nächsten Morgen im Bad stand und sein Rasierwasser gesoffen hat. Aufhören war nie mein Problem. Nicht wieder anfangen ist mein Thema.
Abstinenz an sich ist meine Grundidee, selbstbestimmter Konsum wäre natürlich ein Traum. Ich betrachte beides aber immer nur aus den Augenwinkeln. Wenn ich scharf 'draufzusteuere, liege ich jedesmal wieder in der Grütze.

Also, wie vorhin schon zitiert: Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus. (Siddhattha Gotama)

Ansonsten geht es mir mittlerweile wie Argentina: je mehr ich mich mit diesem ewigen Thema beschäftige, desto größer wird das Problem.

LG
Willo

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Re: Abstinenz

Beitragvon Argentina1 » 16. Dezember 2012, 22:45

WilloTse hat geschrieben:Also, wie vorhin schon zitiert: Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus. (Siddhattha Gotama)

Ansonsten geht es mir mittlerweile wie Argentina: je mehr ich mich mit diesem ewigen Thema beschäftige, desto größer wird das Problem.


Hi Willo,
Klug dein Buddah [smile] . Wie ich neulich schon schrieb, meine große Wende kam, als ich Bac und Alk den Rücken zu wendete. Scheint das ich es wie der Buddah gemacht habe, das Probleme löste sich daraufhin "fast" von selbst und mir geht es so gut wie Jahren nicht (seit Monaten, also keine kurz vorübergehende Phase).

Dir weiterhin viel Erfolg, Argentina

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Re: Abstinenz

Beitragvon Rettungsflugsaurier » 17. Dezember 2012, 19:43

Das Ziel kann doch nur sein:
zufriedene Abstinenz oder eben (noch) nicht Abstinenz.

Wie Don schon schreibt: "Insgeheim gehofft, die Finger gänzlich vom Alkohol zu lassen, hatte ich aber schon. Irgendwie geht’s aber nicht."
So bringt das leben dann auch keinen Spass. Entweder ich kann mich mit dem was ich tue (Abstinenz...) arangieren, oder ich muss weiter suchen, weil ich dann eben meinen Weg noch nicht gefunden habe.
Oder anders: Solange ich sage "Nein, ich darf nicht" ist der Kreis noch nicht geschlossen. Wenn irgendwann mal ein "Nein, ich brauch nicht" draus wird, dann kann ich ggf. von zufriedener Abstinenz reden. Aber Wie Connie schon schreibt, wollen auch das eben längst nicht alle, und das ist auch OK. Vieleicht macht dieses Forum ja auch gerade einen wandel durch und wir lösen uns etwas von der engen Verknüpfung zu BAC. Denn eins hat das Forum doch nun bei ALLEN Frequent Users hier erreicht: Wir reflektieren, hinterfragen (auch uns selbst) und beschäftigen uns viel aufmerksamer mit der Thematik Alk & Sucht! Das alleine ist doch schon als Erfolg zu werten. Nicht selten führt das dann auch ganz automatisch zu erheblicher reduzierung der Trinkmenge, weil man eben viel bewusster im Umgang mit Alkohol ist.
Und wenn wir dann zusätzlich auch noch Hilfestellung für Newbees leisten können, dann ist das in meinen Augen wirklich toll.

[hi_bye]
Mal angenommen, ich nehme mir vor, heute gar nichts zu tun -
und ich schaffe das auch.
Hab ich dann was erreicht, oder nicht ?

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Re: Abstinenz

Beitragvon GoldenTulip » 17. Dezember 2012, 20:48

Hallo @ Euch,

erstmal ganz herzlichen Dank für die informativen und offenen Antworten, die ihr gegeben habt.

Meine Auseinandersetzung mit dem Thema Abstinenz begann - abgesehen von den 8 trinkfreien Tage nach der Entgiftung - als ich nach drei Treffen aus der Suchtberatungsgruppe rausgeflogen bin, weil ich da mit meiner Ambivalenz diesbezüglich plus Baclofen "nur Unruhe in die Gruppe bringe". Oh, Hilfe gibt es - aber nur wenn Du KAPITULIERST. [shok]

Nicht mein Ding, mal abgekürzt formuliert.

Ob es theoretisch "Leber- Mao-Gaba-Serotonin-Dopamin-Gen-erfahrungs- oder studienenwert-technisch" möglich ist, seine Gehirnautobahn mit neuen Ausfahrten zu bestücken, interessiert mich nicht.
Mich interessiert einzig und allein, ob ich dem Impuls, mir Alkohol zuzuführen, etwas entgegenzusetzen habe.

Und ich habe dem etwas entgegenzusetzen, wie ich vor allem in den letzten 3 Monaten gelernt habe. Mit Unterstützung. Mit hemmungsloser Trinkerei zwischendurch. Mit Krone-Richten ohne Ende. Mit Beziehungsstress, mit Bac- Absetzen, mit Bac ganz bisschen wieder nehmen, mit Lesen, anderen Thema-Foren und und und.

Mein Ansatz ist und bleibt, der Seelenpein -extra nicht in Anführungsstrichen- auf den Grund zu gehen. Ich hab mich vertan in der Zeitspanne, die ich dafür brauche, naja, anderthalb Jahre "Rumeierei" sind aber auch nicht weltrekordsverdächtig, und heute habe ich es geschafft,
Ärger auszuhalten, Verärgerung auszudrücken. Ihn nicht runterzuschlucken. Das ist mir schwer gefallen. Und ich hab geschafft, den Anflug von dissoziativem Wegschwimmen dabei abzuschütteln.

Ich weiß nicht, ob ich eine bessere Schwimmerin wäre, wenn man mich einfach ins kalte Wasser der Abstinenz entlässt:
Geht sie unter - gut. Schwimmt se oben- Hexe. Verbrennen.

Ok, zurück.
Ohne Alternative zur Abstinenz hätte ich mich zu Tode getrunken. Abstinenz war und ist für mich derzeit nicht machbar. Schon die Vorstellung nicht.
Ich brauche Zeit. Zeit, mich neu zu erfinden, zu identifizieren, neue Wege zu probieren.

Der "Cut", ab heute lebe ich abstinent, mein Weg war ein Irrweg, ist für mich nicht haltbar. Ich brauche große Anstrengung, mir die Freude, die ich an der Klarheit habe, zu erobern. Die Gefühle nicht zu betäuben.
Es geht besser langsam.
Und- dank Baclofen und dem was sich seit dem entwickelt hat- nicht mehr in Richtung [verdrängender] Wirkung.

Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
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Re: Abstinenz

Beitragvon GoldenTulip » 25. Februar 2013, 17:15

So, hab den Beitrag umgebettet, hatte mich in den Theoriebeitrag verlaufen.
..........

ich bin wütend, sauer und ratlos, weil ich mich nicht mehr finde.
Was weiß denn ich, ob ich abstinent sein will. Ich merke, wie der Konsum meiner Leiterbahnen beeinflusst. Nach drei trinkfreien Tagen bricht sich etwas Neues Bahn, das dem entgegengesetzt ist. Und nach drei weiteren Tagen "real Life" breche ich ein, und habe keine Kraft, das Neue weiter zu verfolgen.
Dann will ich "nach Hause".
Kommt das in der Formel auch vor?

Mit dem Suchtgedächtnis komme ich mir abgespeist vor, als wäre ich nur zu blöd, mich mal endlich für den richtigen Weg zu entscheiden. Ich kann einfach nicht glauben, dass meine Wahrnehmung und meine Widerstände nur daher kommen.

Das mit der Kapitulation widerspricht meinem inneren Gefüge dermaßen, dass ich es nicht kann.
Bitte gib mir einen dritten Weg, jenseits von "Ich bin Conny und Alkoholikerin". Als wäre damit alles gesagt.

Das ist voll unmetaphysisch, billig und dann-
trink ich mich lieber zu Tode.

Ich glaube das nicht. Missing Link. Ich mach das auch nicht so. Never.

Conny
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Re: Abstinenz

Beitragvon Argentina1 » 25. Februar 2013, 18:02

Re: Wechselwirkung Baclofen ↔ Alkohol

Beitragvon Argentina1 » 25. Feb 2013, 16:40
Hallo Conny,

Ich glaube dein Zeitpunkt ist einfach noch nicht gekommen. Du kommst mir oft total überfordert vor was Bac / Alk angeht und das kenne ich nur zu gut, denn diese Phase hatte ich letztes Jahr auch mal. Es gab bei mir sogar Momente wo ich es bereut habe mit der Bac Therapie angefangen zu haben, weil nichts vorwärts ging (zumindest nicht schnell genug), mein ganzes Leben sich nur noch um Bav, Alk, hoch dosieren, abdosieren, Nebenwirkungen, Craving, TW, Forum etc. drehte und ich mir so furchtbar süchtig vor kam und mit schrecken daran dachte das das jetzt bis ans Lebensende so weitergeht.

Vielleicht bekommst du auch gerade etwas Panik weil es manche im Forum „schaffen“ und du dir nach wie vor sehr schwer tust, aber sich nun auch noch damit zu kastein bringt nichts Conny. Ist es denn persönlich für dich sehr schlimm das du trinkst oder kannst du einigermaßen damit leben? Denn wenn es so ist (die Phase hatte ich bis vor kurzem ja auch noch), dann ist es doch vielleicht überhaupt nicht nötig das du aufhörst zu trinken und dann kommt man auch mal wieder zurück zum „realen“ Leben und kümmert sich um andere Dinge, als nur Bac, Bac und noch mal Bac. Ich will dir das Getrinke natürlich nicht schön reden, aber ich kenne dich ja nun auch schon eine Weile hier im Forum und es tut mir persönlich sehr Leid das du dich so „quälst“.

Vielleicht doch noch mal so eine Art Urlaub machen, Seele baumeln lassen, sich um andere Dinge im Leben kümmern, versuchen mal nicht an Bac, Alk und Forum zu denken – ich weiß ist fast unmöglich. Einfach um mal wieder aus der Spirale raus zu kommen.

Hoffe ich konnte dich ein bisschen aufmuntern!

Lg Argentina

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Re: Abstinenz

Beitragvon Don » 25. Februar 2013, 18:28

GoldenTulip hat geschrieben:ich bin wütend, sauer und ratlos, weil ich mich nicht mehr finde...

Du brauchst nicht wütend, sauer, ratlos sein, Conny. Es werden hier augenscheinliche Zusammenhänge mathematisch nachmodelliert - so weit, so gut. Gaußsche Glockenkurve schön, keiner aber weiß ob wir die hier anwenden können (Stichwort "Fat Tails"). Es liest sich vieles hier sehr interessant, wirklich.
Aber in einem kann ich Dich beruhigen: Das allerste, was man sich bei Statistiken immer wieder vergegenwärtigen sollte ist: Wende niemals Statistiken auf den Einzelfall (hier das Individuum) an. Damit würde man auch mathematisch gesehen Schiffbruch erleiden und das ist auch der Grund, weshalb Du Dich im Einzelnen bei diesen Betrachtungen nicht wiederfindest.
Die "Formel" beschreibt das lediglich für uns alle insgesamt - nicht!!! für Dich, mich oder sonst jemanden Einzelnen!

LG - Don.

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Re: Abstinenz

Beitragvon Chinaski » 25. Februar 2013, 21:39

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Zuletzt geändert von Chinaski am 21. Juni 2014, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Abstinenz

Beitragvon Argentina1 » 25. Februar 2013, 22:08

Hi Chinaski und alle,

@ Chinaski, ich stimme vollkommen mit dir überein,obwohl ich persönlich auch nichts gegen den moderaten Konsum habe. Ich fahre im Moment auch auf der "trockenen" Schiene und fühle mich glücklich und ausgeglichen dabei. Das war aber nicht immer so, deswegen kann ich auch Conny und ihren Frust sehr gut verstehen. Einerseits möchte man nicht mehr trinken, aus xyz Gründen ( lass ich jetzt mal dahin gestellt), andererseits ist der nüchterne Zustand aber so schwer zu ertragen, das man doch wieder in den Rausch flüchtet. Das da auch Bac nicht hilft, ist glaube ich klar und braucht keine Erklärung, Statistiken etc. Ich glaube das es für diese Leute auf die Dauer zu einem massiven Problem wird, das sie weder mit der einen, noch mit der anderen Situation zufrieden sind und sich ihr Leben irgendwann um nichts anderes mehr dreht, verbunden mit verminderten Selbstachtungsgefühlen, Gewissensbissen, etc.

Ich selbst war bis vor einigen Wochen auch noch in dieser Lage, moderates Trinken passte mir plötzlich nicht, nur alleine die Erinnerungen wie ich an den früheren trinkfreien Tagen GELITTEN habe, ließ mich schon davor abschrecken es noch nicht einmal zu versuchen. Postings in denen Abstinenzler hier schrieben das sie froh sind nicht mehr trinken zu müssen, das sich das Leben nüchtern viel besser anfühlt, etc. waren für mich unbegreiflich nach zu vollziehen, aber irgendwann auch verlockend, dann so verlockend das ich doch beschloss es noch mal zu versuchen und dieses mal scheint es problemlos zu klappen, sogar ganz ohne Bac.

Dennoch bleibt aber die Frage: "WAS können die anderen machen die es wollen, aber die es nicht schaffen?". Wie lernt man das ein nüchternes Leben doch schön ist? Ich habe leider selber keine pausible Antwort, da es für selbst noch Neuland ist und ich auch nicht erklären kann woher mein Wandel kommt. Aber wenn jemand eine schlaue Idee hat, dann kann derjenige antworten. Ich denke da wären viele hier dankbar.

Lg, Argentina [hi_bye]

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Re: Abstinenz

Beitragvon Malte » 25. Februar 2013, 23:16

Seit ca. 3 Wochen habe ich einen so genannten Rückfall und trinke jeden 2. Tag 3 l Bier.

Es ist sehr schwierig eine Medikation unter Baclofen zu finden, die einem hilft, von diesen Anläufen wieder frei zu werden.

Kaspertheater à la Conny hilft keinem Menschen und nicht einmal ihr selbst!

Über die Beiträge von Conny bin ich sehr verärgert!

Grüße aus Hamburg.
Baclofen seit September 2009.

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Re: Abstinenz

Beitragvon Papfl » 25. Februar 2013, 23:46

@ alle

Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir ["Alkoholiker"] unsere Ansprüche an das Leben auch sehr hoch schrauben. Da schwingt immer so eine Art Schwarz-Weiß-Malerei mit.

Ich übertreibe jetzt mal: Im Suff ist alles prima. Nüchtern ist die Welt nur schwer zu ertragen. Stimmt ja auch! [smile]

Das geht aber nicht nur uns, die wir ein Problem im Umgang mit Alkohol haben, so. Das gilt für alle Menschen. Das Leben ist nunmal an vielen Stellen kein Zuckerschlecken. Und jeder hat so seine Stolpersteine über den Tag verteilt. Ob "Alkoholiker" oder nicht.

Nur haben wir uns (so war es zumindest bei mir lange Zeit) ein verquertes Anspruchsdenken angewöhnt. So nach dem Motto: Jetzt habe ich doch aufgehört zu trinken, jetzt muss doch auch alles gut werden. Dabei hat das eine mit dem anderen - wenn überhaupt - nur bedingt etwas zu tun.

Es wird nicht auf einmal alles gut, nur weil wir mit dem Trinken aufgehört haben. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Für jeden. "Alkoholiker" oder nicht. Auch wenn wir uns das gerne anders wünschen würden.

Der Typ mit dem Presslufthammer vorm Haus nervt meinen Nachbarn mit Sicherheit genauso wie mich. Und irgendjemand im zweiten Stock regt sich bestimmt auch über die Mieterhöhung auf, die gerade per Post reingeflattert kam. Und ich glaube nicht, dass die alleinerziehende Mutter, die unter mir wohnt, vor drei Jahren geahnt hat, wie sie heute über die Runden kommen muss. That's life!

Deshalb lautet meine Devise seit geraumer Zeit: Akzeptieren und das beste draus machen statt betäuben und verdrängen. Und die Augen offen halten für die schönen Dinge im Leben. Die gibt es nämlich auch. Man muss nur (wieder) lernen, sie zu seh'n. Dabei hilft mir Baclofen. Reimt sich sogar! [smile]

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Abstinenz

Beitragvon Argentina1 » 26. Februar 2013, 00:46

Hi Malte, Papfl, alle

@ Malte, ich finde es nicht so ganz fair das du Connys Verhalten als Kaspertheater hinstellst, weil ich mir nicht vorstellen das sie das alles mit Absicht macht. Ich höre aus ihren Berichten schon eine tiefe Verzweiflung heraus, die ich weder ihr noch sonst jemanden wünsche.

Für dich selbst hoffe ich das du bald wieder aus deinem "Rückfall" herausfindest!!!

@Papfl,
Deine Bericht klingt wie immer sehr logisch für mich und genau der selbe Gedanke kam mir heute auch. Ich wage es mal zu behaupten das ich mittlerweile sowieso zweifle ob ich eh jemals so waaaaaaahnsinnig süchtig war oder ob ich nicht "nur" ein schweres Problem - Bewältigung Problem habe, dem ich mich jetzt mutig stelle [smile] . Der Irrglaube "wenn ich nicht mehr trinke wird alles gut!" ist weitverbreitet und eine schlichte Illusion unsererseits, genauso wie die beliebten Aussage " wenn xyz Faktor nicht wäre, würde ich auch nicht trinken" - ist auch gelogen, auch eine Illusion von uns, wahrscheinlich um uns selbst zu belügen, den "anderen Faktoren" die Schuld zu geben um sich die Schuld an der Misere nicht selbst einzugestehen. Es ist aber leider so dass nur wir selbst dafür verantwortlich sind, nicht das Wetter, oder die Langeweile, oder dein Nachbar, dein Partner (mein TW Auslöser Nr. 1), etc. Wahrscheinlich muss man auch erst das erkennen, um sich auf die Abstinenz psychisch vorzubereiten, sie zu meistern, die reale Welt überhaupt zu akzeptieren wie sie ist, anstatt in einer Scheinwelt zugedröhnt zu leben - mal Hand aufs Herz: DAS kann es ja nun auch nicht gewesen sein!! Und genau das ist es auch was ich im Moment am nüchtern sein spannend finde - ich nehme meine Umwelt wieder war und so soll es toi,toi,toi auch bleiben.

Lg, Argentina

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Re: Abstinenz

Beitragvon WilloTse » 26. Februar 2013, 04:12

Hi Conny & all!

Zunächst mal "danke" für's Verschieben der Beiträge. Und natürlich für die Beiträge.

GoldenTulip hat geschrieben:Dann will ich "nach Hause".
Kommt das in der Formel auch vor?

Nein. Die "Formel" ist, bestenfalls, das Stück Holz, mit dem ich mein kaputtes Steuerruder flicken kann.
Je genauer es passt, desto präziser die Steuerung.

Den gebrochenen Mast richtet sie nicht wieder auf, die zerrissenen Segel näht sie nicht wieder zusammen, die Leckagen dichtet sie nicht und die kaputten Lenzpumpen repariert sie nicht. Und ganz gewiss versenkt sie nicht die königliche Marine.
GoldenTulip hat geschrieben:Das mit der Kapitulation widerspricht meinem inneren Gefüge dermaßen, dass ich es nicht kann.

WilloTse am 10. August 2012 hat geschrieben:Bac plus Sauffreiheit ist für viele tatsächlich eine Befreiung. Das sei ihnen von Herzen gegönnt. Für Typen wie uns (und ein paar andere) ist es die Kapitulation, die endgültige und totale Niederlage. Keine verlorene Schlacht, shit happens. Der verlorene Krieg.

Mein gegenwärtiges Verhalten muss Dir wie genau diese Kapitulation vorkommen.
Ist es eine? Ich weiß es nicht, ich entscheide es auch jetzt nicht.
Ich habe für mich einsehen müssen, dass ich mit gesteuertem Konsum nicht klarkomme. Es bringt mir einfach nichts. Zwei Gläser Wein am Tag bringen Sodbrennen. Zwei Flaschen Wein an einem Tag der Woche bringen einen goldenen Tag und zwei Tage Depression und Kopfschmerzen. Zwei Flaschen Wein jeden Tag bringen jeden Tag zum Leuchten, allerdings um einen Preis, den ich nicht mehr zu zahlen bereit bin.

Abstinenz ist für mich die einzige Lösung, die mir noch eingefallen ist.

GoldenTulip hat geschrieben:Was weiß denn ich, ob ich abstinent sein will.

Willst Du doch nicht, oder? Vielleicht ist der Zeitpunkt noch nicht gekommen, um es mit @Argentina zu sagen. Vielleicht wird das niemals Dein Weg. So what?

Der Wunsch nach Wiedererlangung der uneingeschränkten Souveränität über den Alkoholkonsum, ohne selbstschädigendes Verhalten, mit dem Recht auf gelegentliche und selbstkontrollierte Abstürze, ohne Krücken und Strichlisten ist kein "nasses Denken". Allerdings entspricht die Übung dem Schwierigkeitsgrad eines eingesprungenen dreifachen Rittberger mit vierfacher Doppelschraube unter gleichzeitigem Absingen der nordkoreanischen Nationalhymne im Originaltext. Bei den Winterspielen in Seoul.
Ich weiß nicht, wie wichtig es Dir ist, dafür zu trainieren.

Was mir gegenwärtig hilft, ist, mich anzunehmen (wieder einmal, seit der Erkenntnis, ein Eydeet zu sein).
Was habe ich unter dieser ganzen sensation-seeking-Scheiße gelitten. Du musst das doch jetzt mal durchziehen. Bring' das doch mal zu Ende. Triff' doch endlich mal eine Entscheidung und steh' dazu.Bild
Warum eigentlich? Ist es denn sooo schlimm, alle drei Wochen ein neues Projekt aus dem Boden zu stampfen und das letzte halbfertig jemand anderem zum Schleifen und Polieren durchzureichen? Muss ich den schwarzen Gürtel in Daihatsu machen, wenn mir nach dem gelben schon langweilig wird und ich es lieber mal mit Kunstspucken probieren würde? Oder kann ich genau DAS dafür nutzen, mein Leben so bunt zu machen, dass ich den Ethanolgoldglanz nicht mehr vermisse?

Und wenn diese blöde kleine Pille mir dafür die Zeit verschafft, ja, dann fress' ich sie halt. Mal sehen, was sich noch so ergibt im Restleben.

GoldenTulip hat geschrieben:Bitte gib mir einen dritten Weg, jenseits von "Ich bin Conny und Alkoholikerin".


Vorschlag, als grobe Richtung: Ich bin Conny.

LG
Willo

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Chinaski
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Re: Abstinenz

Beitragvon Chinaski » 26. Februar 2013, 08:05

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Zuletzt geändert von Chinaski am 21. Juni 2014, 12:54, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Abstinenz

Beitragvon GoldenTulip » 26. Februar 2013, 09:02

Liebe Argentina und Don,

herzlichen Dank, dass ihr so schnell und unbürokratisch mit "umgezogen" seid!

@all
Ich bin nicht sehr schnell gerührt, aber Eure lieben und verständnisvollen Antworten ließen mich dann doch etwas schlucken. Danke dafür.

Ich merke im nachhinein, wie stark mich die Bac-Alk und Formel- Diskussion getriggert hat und auch die Tatsache, dass etliche hier einen abstinenten Weg einzuschlagen zumindest versuchen. Als wäre für alle nur für mich kein Platz in der Arche [cray]

Ich hatte vor zwei Wochen den ersten ernsthaften Versuch unternommen, wenigstens für 3 Wochen nichts zu Trinken und das hat drei Tage super geklappt: Niedriges Bac 37,5 mg und es funktionierte außer ganz leichten Gedankenanflügen ohne Craving und ohne Trinkwunsch.

Es ging mir super und ich war erfreut und erleichtert, weil ich merkte, wie die Energie zurückkam und ich endlich wieder mehr auf die Reihe bekommen habe.
Dann kam der fiese Einbruch. Ich musste am vorletzten Sonntag Schach spielen, und hatte eine irrsinnige Angst, während der Partie beim Ziehen zu zittern. Ich hatte -wohlgemerkt- keinerlei Entzugserscheinungen und zitterte zu Hause gar nicht. Ich hab mir nur leider im Zuge meiner "Karriere" eine massive Sozialphobie eingefangen, ich tattere dann aus Angst vorm Zittern rum, da kann man sich herrlich reinsteigern.
So einen Mannschaftskampf sagt man aber nicht mal eben ab.
Ich hatte die Wahl zwischen erhängen und erschießen- und hab mir dann vor dem Spiel zwei Piccolo reingezogen. Alkohol wirkt nämlich auch angstlösend, die Sozialphobiker unter Euch, falls vorhanden, dürften das kennen.
(Mannschaft und ich haben auch gewonnen, das am Rande).

Danach bin ich psychisch völlig eingebrochen. Ich hab mich zwar relativ schnell wieder gefangen, aber es kam so eine "wie sollst Du das jemals auf die reihe kriegen"-Stimmung bei mir auf. Traurig, frustiriert und ziemlich entmutigt.
Wütend auf mich war ich natürlich auch, das hätte ich ja mal vorher mit einbeziehen können, es war absehbar, und ne Woche vorher abzusagen wäre rein technisch kein Problem gewesen. Das hatte ich aber verpennt.

Ich habe dann einen recht realistischen Plan gemacht, wie ich mit solchen Situationen zukünftig umgehen kann. Trotzdem hat es unterirdisch gebrodelt und einem Teil von mir war das "Scheitern" auch Recht, und dieser Anteil blüht unter Alkoholeinfluss förmlich auf und hat mir mit seinem "siehste, ist eh zwecklos" nochmal so richtig einen reingewürgt.

Ich muss jetzt mal tief Luft holen, ein bisschen Gras über die Sache wachsen lassen (Scherz^^) und meinen neuen Anlauf etwas entspannter angehen lassen. Danke @argentina an dieser Stelle. Ich darf mich mit meinen neuen Trampelpfaden selbst nicht so unter Druck setzen, dass ich irgendwann in Kaninchenstarre verfalle, wenn ich damit überfordert bin.

Ich bin immer noch am sortieren und werde Eure Antworten mit einbeziehen.

@Malte
ich wünsche Dir, dass Du die Kurve zurück wieder hinbekommst. Ich kann mir vorstellen, dass in Deiner Gefühlslage solche Beiträge von mir nicht sehr hilfreich sind. Ich muss mich aber in erster Linie um mich selbst kümmern, und wenn ich immer danach schaue, welcher Beitrag von mir was bei wem auslösen könnte, komme ich nicht vom Fleck.

Sieh es mir also nach; und ich hoffe, dass mein "Kasperletheather" für Dich mit dieser Erklärung etwas verständlicher geworden ist.

Liebe Grüße
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz


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