WilloTse hat geschrieben:Wichtiger als die Abgrenzung der Konzepte gegeneinander scheint mir, mal die Schnittmenge herauszuarbeiten. Und die lässt sich - etwas überspitzt - zusammenfassen mit: jeder ist seines Glückes Schmied. Dazu muss er allerdings festlegen (@Conny: Standpunkt einnehmen), was sein ganz persönliches Glück denn bitteschön sein soll. Und diesen Standpunkt kann man auch gelegentlich (nicht täglich, dann ist es keiner) verändern. edit: auf diese Weise "konstruiert" man sich sicher ein Stück weit seine Wirklichkeit, allerdings meiner Meinung nach eher im Kontext des sozialen Konstruktivismus, weniger des radikalen.
Willo: ich würde lieber die Abgrenzungen vornehmen (ist so mein Ding, bin vermutlich ein Spalter
Jeder ist seines Glückes Schmied ist m.E. wieder etwas anderes als das Thomas Theorem.
Mit diesem wurde ich in den 90igern konfrontiert und seitdem bin ich ihm immer wieder begegnet, habe es sozusagen in meinem eigenen Leben studiert und für treffend befunden.
Der radikale Konstruktivismus kommt aus der Systemtheorie und auch dieser habe ich mich intensiv gewidmet und mich lange damit befasst, bis ich sie "erfasst" hatte.
"Jeder ist seines Glückes Schmied" ist eine Aussage, der ich zustimme - doch mit Ausnahmen, manche haben so miese Startbedingungen, dass sie es auch mit der besten Schmiedetechnik nicht mehr ausgleichen können. Dennoch schaffen es auch hier welche, ihr Leben zu einem lebenswerten zu machen.
Das Thomas Theorem liefert - in seiner genialen Kürze - das Modell dafür, den Mechanismus.
Gibt übrigens eine interessante Diskussion von Hans Magnus Enzensberger, der die Schwachpunkte des radikalen Konstruktivismus/Thomas-Th. anspricht.
Die Selbstwirksamkeitserwartung höre ich zu ersten Mal, da möchte ich mich erst mal etwas hinein lesen, bevor ich dazu was sage. Deshalb mag/kann ich mich auch nicht an einer längeren Diskussion beteiligen. abgesehen von der Zeit - bei mir funktioniert ja die eine These, also - zurück ins Leben heisst es für mich.
"Glück" - nichts wird doch so inflationär benutzt wie dieses Wort. Sollte ich mein Glück erst definieren müssen und dann darauf hinarbeiten, dann könnte es mir gut passieren, dass ich das Ergebnis nicht mehr erlebe. Ich kann doch nur für mich aktuell die Richtung bestimmen und unterwegs die kleinen Etappenziele, die auch längere Ruhephasen darin sein können, genießen. Oder erleiden.
Ich habe "mein Leben" so, wie ich es leben will, gefunden, ich weiss, warum ich so viel trank (mal von der Lust am Rausch abgesehen, die zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben, "kick-seeking") - aber alles alles half mir nicht, meinem selbstzerstörerischen Treiben ein Ende zu bereiten.
Zurück zum Theorem.
Rockine: in deinen Aussagen finde ich mich auch wieder. Ich fühlte mich auch ne Zeitlang ziemlich alleine hier, eher so die "abstinente Spaßbremse". War vermutlich anders, aber - mein Glaube ist mein Himmelreich
Die nachlassende Getriebenheit - merkwürdig. Wenn ich mal für zwei Wochen nichts trank war das aber noch nicht der Fall, das stellte sich erst in den letzten 3-4 Wochen ein.
Dennoch stellt sich mir eine Frage: warum hantiere ich bereits seit mehr als anderthalb Jahren mit dem Bac herum und habe es jetzt erst seit mehr als zwei Monaten geschafft, konsequent einen Schlussstrich zu ziehen?
Es ist und bleibt ein Faktor x dabei, den ich nicht kenne. Der Rest ist kurz gesagt Thomas Theorem. Ich habe für mich entschieden, dass ich ein Suchtgedächtnis habe, meine Erfahrungen alle haben mir das leidvoll bestätigt und ich habe die Konsequenz gezogen. Und da gibt es auch keine Ausnahmen. Ich teste nicht mehr, ob ich denn wirklich eins habe...
Prof. Körkel ist sicherlich eine interessante Option. Aber - nicht für mich, wie ich beschloss.
Für dich, Willo, mag das ein gangbarer Weg sein, es hört sich ganz danach an.
Wesentlich ist doch, dass wir unsere jeweilige Entscheidung respektieren. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand vernünftiges Trinken lernen möchte.
Ich mag aber auch keine Belehrungen (dies betrifft jetzt nicht dich), dass es jedem möglich sei. die Tendenz dazu glaube ich immer mal wieder herausgelesen zu haben.
Als ich Bac nahm mit der Erwartung, der Trinkwunsch in seiner Härte verschwände und ich könnte dann ja ab und zu nen kurzen Rausch genießen - das hat eben nicht funktioniert. Also habe ich meine Strategie verändert. Und es hat "Click" gemacht. Anders kann ichs nicht ausdrücken - diesen Begriff fand ich früher immer doof^^
Wäre schon interessant, zu wissen, was den Ausschlag letztendlich gegeben hat.
Vielleicht spielt das Treffen mit einigen Gleichgesinnten eine Rolle, das ich in letzter Zeit wahrnehme? Menschen, die sich auch entschlossen haben, abstinent zu leben, alles Suchtmenschen, nicht nur Alkohol (wäre für mich nicht in Frage gekommen) und ohne die Leier der üblichen "Kampftrockenen" ?
Aber auch ich würde nie sagen "niemals wieder werde ich Alkohol anrühren". Ich wünsche es mir schon. Aber - wer weiss, was in meinem Leben noch passieren wird?
Da bin ich wieder ganz bei Rockine's Ausführungen.
Lange lebte ich mit der Vorstellung, wenn das Leben mal ganz unerträglich werden würde, ich dann immer noch Suizid begehen könne. Ich hab keinen begangen, aber - alllein die Vorstellung hat mir geholfen, zu leben.
Liebe Grüße
Ginger
Der Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) sagte: „Die Frau ist Aura, und wenn sie das Haus verlässt, macht sich der Shaitan Hoffnungen (sie irrezuführen). Nirgends ist sie Allah näher als in ihrem Haus.“ (Berichtet von Ibn Hibban und Ibn Khuzaima; von al-Albani in as-Silsila as-Sahiha, Nr. 2688 als sahih eingestuft.)