Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Benutzeravatar

Thread-Starter
Argentina1
Beiträge: 540
Registriert: 16. April 2012, 00:50
Hat sich bedankt: 87 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon Argentina1 » 8. Juni 2012, 01:05

Hallo in die Runde!

Ihr kennt es glaube ich alle: Den Saufdruck oder Craving, das reine Suchtverlangen, kann mit Hilfe von Baclofen abgestellt werden, meistens sogar schon mit einer geringen Dosis.

Jeder Neuling, Nicht Alki und auch Alki mag nun denken: Klasse, wenn der SD weg ist, brauche, muss, werde ich auch nichts mehr trinken. Und am Anfang einer Bac Therapie stellt man euphorisch fest das es auch so ist...Juppie man ist geheilt!

Nach einiger Zeit jedoch stellt sich bei einigen von uns in gewissen Situationen ein erneutes Gefühl ein: Der Trinkwunsch (TW). Aus vielen Erfahrungsberichten in der Bac Therapie weiß man nun das dieser TW ein erneutes Problem darstellt. Die einen Bac Beführworter sagen : Dosier hoch bis du nicht mehr deiner selbst bist, dann ist dir der Alkohol egal ABER ( ein hoher Prozentsatz sagt auch): dann ist dir eh alles egal, auch wenn dich morgen ein LKW überfährt. Ist das eine Lebensqualität? Ich denke nein, vor allem nicht, wenn beim runterdosieren und beim "ich bin wieder normal" Zustand sich wieder der Gedanke an Alk regt.

Kurzum, was machen wenn der Feind TW auftritt??? Meditieren, Joggen bis zum umfallen, lesen, kalt duschen, hemmungsloser Sex ( wurde hier einigemale erwähnt [smile] ), das eigene Leben reflektieren, etc, etc.?

Vor allem für Neulinge in der Bac Therapie könnten Hinweise sehr nützlich sein, aber auch uns alten Hasen, die noch immer am TW zu knabbern haben, könnte ein Erfahrungsaustausch helfen: Wie bekomme ich den TW weg? Bekommt man ihn überhaupt weg?

In diesem Sinne LG an alle und lasst mich / uns wissen wie ihr den TW meistert.

Argentina

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon DonQuixote » 8. Juni 2012, 11:49

Hallo erst mal. Großartig, Argentina, dass Du das Thema aufgreifst [good]

Am Anfang wollte ich nicht an irgendwelche TW`s glauben. Solche Schilderungen waren für mich einfach SD, man ist noch verdammt süchtig und säuft dann halt. Aber TW`s MUSS es geben, nur schon deshalb, weil moderat Konsumierende, die nie süchtig gewesen waren, manchmal trinken und manchmal nicht. Was, anderes als TW`s, sind das denn?

Ich spreche bewusst von „TW`s“ (Mehrzahl). Da hätten wir zunächst mal den TW, den Annie Rapp beschreibt: „Der Umstand, dass Alkohol immer noch als das beste Mittel zur Angstlösung empfunden wird.“ Das Wort „Angstlösung“ kann man dort auch durch etwas anderes ersetzen. Hier ist klar, dass der TW grösser ist, als der Wunsch, aus der Sucht auszusteigen.

Dann gibt es den TW aus Glück, Freude, Jubel, Euphorie, Besinnlichkeit etc. wie das @betalbatim beschreibt. Das kommt dem TW der oben beschriebenen, gelegentlichen, nie süchtig gewesenen Konsumenten wohl am nächsten.

Gelegentlicher Konsum nagt natürlich dann am Selbstwertgefühl und an der Lebensqualität, wenn man sich strikte Abstinenz als Ziel für seine Baclofen-Therapie vorgenommen hat. Man vergisst, dass das gar nicht zwingend das Ziel sein soll. Ziel ist erst mal eine markante Reduktion der Trinkmenge. Und dann halt moderater Konsum, ob jetzt strikt nach den Kriterien der WHO oder auch etwas darüber. Wenn am Ende die totale Abstinenz steht, warum nicht? Das kann aber jeder für sich selbst entscheiden.

Und dann halt auch der TW aus Frust, Ängsten, Ungeduld, unklaren depressiven Momenten, Konflikten, Stress, Überforderung etc. In solchen Situationen einem TW nachzugeben, ist für uns als Süchtige oder ehemals Süchtige halt problematisch, denn waren es nicht oft genau diese Reflexe, die uns in die Sucht getrieben haben? Da ist es dann bis zu einem lang anhaltenden Rückfall nicht mehr sehr weit. Gut, wenn das Dank Baclofen nicht zu den ganz ursprünglichen Trinkmengen führt, aber Schade ist es trotzdem.

Liebe Grüße und nochmals Dank an Argentina von DonQuixote

Benutzeravatar

fetsecht
Beiträge: 989
Registriert: 27. Januar 2010, 11:41
Hat sich bedankt: 29 Mal
Danksagung erhalten: 71 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon fetsecht » 8. Juni 2012, 20:29

danke Argentina-1,wollte was schreiben [smile]
aber irgendwie bekomm ich das mommentan nicht auf die reihe.
ich bin so aufgewuehlt, das was ich bei euch lese, kann ich eins zu eins copy machen und dann wieder dinge, die mir so entgegen sind.

bedeutet TW = trigger = warum man trinkt? SD ist mir bekannt = saufdruck.
gruss

Benutzeravatar

Thread-Starter
Argentina1
Beiträge: 540
Registriert: 16. April 2012, 00:50
Hat sich bedankt: 87 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon Argentina1 » 8. Juni 2012, 22:51

fetsecht hat geschrieben:bedeutet TW = trigger = warum man trinkt? SD ist mir bekannt = saufdruck.
gruss


Hallo Fets, Betalbatime, Don Q und alle,
Ich finde es auch sehr schwer den TW zu erklären und warum er so anders als der SD ist. TW oder Trigger ist meines Erachtens nicht WARUM man trinkt, sondern welches die ausschlagegebenen Situationen sind. Eigentlich ist das ja nun doch wieder leicht erklärt, da wir uns oder unserem Gehirn über Jahre oder Jahrzehnte angewöhnt haben in bestimmten Situationen zu trinken und diese "Angewohnheit" ist auch ohne SD noch sehr stark vorhanden. Ich sehe ein ganz grundsätzliches Problem und das heißt Bac [cool]. Ich habe schon mehr als einmal einem TW nachgegeben, weil ich mit der Zeit gelernt habe das ich am Tag "danach" und nach der Krise, einfach nur vermehrt Bac nehmen muss ( oder auch nicht) und mit ein bisschen gutem Willen bin ich dann wieder auf Null Alkohol. Das ist natürlich sehr Klasse, aber ich werde so nie lernen auch meine Krisensituationen oder einfach nur die super gemütlichen Abende im Garten OHNE Alkohol zu meistern. Solange man das nicht lernt und dazu ist eine mindestens 6 Monate lange Abstinenz erforderlich, wird man dem TW immer wieder nachgeben. Glaube ICH!

Wahrscheinlich muss man sich bei jedem TW fragen ob er es wert ist wirklich zu trinken, aber selbst dann kommt man in so einen Teufelskreis, dann kreisen die Gedanken um soll ich oder soll ich nicht - dann könnte vielleicht wirklich eine Notfallpille helfen. Ich bin oft schon nach o,5mg mehr so benebelt das ich nicht mehr denken kann/ will. Dies wiederum hängt aber auch stark von meiner Motivation ab, an manchen Tage klatsche ich begeistert in die Hände und freue mich auf mein Glas, nein Flasche, Wein.

Tja bis jetzt weiß ich also auch nicht wie ich mich diesem TW erfolgreich und vor allem dauerhaft entgegenstellen kann. Ich habe im Moment wirklich den Wunsch mal lange, mehrere Monate, am besten Jahre, nichts zu trinken, aber länger als 7 - 14 Tage wird das meistens nichts. Motivation ist da, aber irgendwann lässt sie nach. Jetzt hatte ich gerade 12 alkfreie Tage und nun trinke ich den 3. Tag am Stück, nicht "viel", aber immerhin.....

Ich hoffe das sich noch einige andere zu Wort melden und ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!

Lg Argentina

Benutzeravatar

WarzoEcht
Beiträge: 516
Registriert: 19. Januar 2012, 06:39
Hat sich bedankt: 102 Mal
Danksagung erhalten: 50 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon WarzoEcht » 9. Juni 2012, 10:47

Gelöscht wegen Zwangsouting.
Zuletzt geändert von WarzoEcht am 26. März 2013, 11:05, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

GoldenTulip
Beiträge: 2661
Registriert: 15. Juli 2011, 21:41
Hat sich bedankt: 297 Mal
Danksagung erhalten: 257 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon GoldenTulip » 9. Juni 2012, 15:41

Hallo Ihr Lieben,

ich bin froh, dass argentina mein altes Thema aus der Versenkung und damit aus dem Bann der
Autodafe geholt hat. Dass diese Debatte so interessiert aufgenommen wird, bedeutet mir, dass die Unterscheidung von Craving und Trinkwunsch ein zentrales Moment in der Bac-gestützten Alkoholtherapie darstellen dürfte. Abstinenz oder MT, Willensentscheidung oder Charakterschwäche, körperlicher Entzug und psychische Abhängigkeit: hier sind wir mittenmang.


Ich bin mal so frei mich selbst zu zitieren, weil der Beitrag nicht mehr online "erhältlich" ist (hatte ich aber abgespeichert). In einem zweiten Post schreibe ich dann gleich, wie ich nach einem knappen Jahr darüber denke.

Im anderen Forum schrieb ich am 28. August 2011:
„Die Hydra war eine übergroße Wasserschlange mit neun Köpfen, von denen acht sterblich waren und der in der Mitte stehende neunte unsterblich.“
Acht Craving-Köpfe, Nummer neun der TRINKWUNSCH?! So die Ausgangsthese.

Baclofen nimmt den Suchtdruck, schlägt dir aber nicht das erste Glas aus der Hand.
Wie wahr.

Nach der Entgiftung hatte ich direkt auch mit BAC angefangen (5-5-5) und ca alle 3 Tage hochdosiert. Bis Tag 6 (Zählung ab „Conny allein zuhaus“) lief alles ok. Ich war teils hyperaktiv, bin dann spazierengegangen oder hab mich im Haushalt/ Garten abreagiert, dann wieder kaputt und etwas lethargisch gefühlt, psychisch nicht sehr stabil; nach dem Entzug wohl ziemlich normale Reaktionen.
Starken Suchtdruck verspürte ich nicht..

Tag 3 war ein Sonntag. Da hab ich immer Sekt getrunken. Ich geriet in leichte Not, was ich ohne mein Ritual machen sollte, und hab mich für Biona*e im Weinglas entschieden. Das ging soweit.
An Tag 5 kreisten meine Gedanken um alkoholfreies Bier und wie man den Wein beim Kochen ersetzen könnte. Alkfreier Sekt und Traubensaft. Soso.
Tag 6 war ich einkaufen. Gourmet-Abteilung: Lecker Essen, alkfreies Bier und echten Wein zum Kochen. Verkocht ja, der Alkohol.

Wenn – ja wenn man ihn ins Essen tut 8-| Gut selbst ausgetriggst, Mademoiselle du Champagne.

Mein Freund war abends weg, ich war am Bügeln und so schnell wie ich das 2. Glas Rotwein intus hatte, konnte ich nicht mal blinzeln.
Ich hätte weinen mögen vor Dankbarkeit und Erleichterung, endlich wieder alles „normal“. Keine Spur von schlechtem Gewissen. Mein Recht als freier Bürger.
Es wurden dann insgesamt 3 Gläser (ich verabscheue Rotwein als Getränk) und der Damm war gebrochen.
Zwölf Tage getrunken, nachgezählt hab ich nicht mehr, wohl so 6 Bier oder 1-2 Flaschen Sekt am Tag, die „übliche Menge“ halt. Bac hab ich weitergenommen, die Mengenangaben sind aber geschätzt.
Ich hab wohl gehofft, durch Dosissteigerung lässt die Trunksucht nach. Noch keine Ahnung gehabt, dass Bac die Anti-Craving-Wirkung weitgehend einbüßt bei gleichzeitigem Konsum.

Am 13. Tag hab ich wieder die Kurve gekriegt (bekommen, mein Liebster war nicht wirklich amused über meinen Rückfall-Vorfall).
Ich hab dann ziemlich widerständig 4 Tage lang nichts getrunken und mich über Rückfälle, Vorfälle etc. schlau gemacht. Mir 15 Bücher dazu bzw. zu Sucht im allgemeinen bestellt.
Not bildet.

So einfach käme ich wohl nicht aus meiner 30-Jahre-Sauf-Nummer raus. Borowiak, Körkel, Flügler, Eberst usw. usf. erhellten jede/r auf seine Weise meinen geistigen Horizont.

Vielleicht Moderates Trinken, vielleicht irgendwann wieder Normal Trinken (Nach dem Ende meiner Sucht)? Selbst das Saufni*-sektenähnliche-Forum hab ich mir in weiten Teilen reingezogen – ist ja nicht jeder Gedanke aller Teilnehmer nur Bullshit,

Mit neuer Munition im Gepäck habe ich durchgesetzt, wieder ab und zu ein Bier trinken zu dürfen, ohne dass mein Umfeld gleich Pestilenz!! ausruft.

Und das war auch gut so und hat mir tatsächlich geholfen: Der Druck, nur noch an erfolgender Abstinenz gemessen zu werden, hat mich wahnsinnig gemacht.

Mein zweiter Abschnitt mit Alkohol (von mir dann in Feldstudie umgetauft) verlief von der Trinkmenge her deutlich gemäßigter als der erste. Bac weiterhin genommen und aufdosiert.
Zur Zeit liege ich bei 75-100mg/Tag, verteilt auf 6-7 Portionen, bis auf leichte Wuschigkeit, manchmal Muskelziepen und Müdigkeit keine weiteren Nebenwirkungen mehr (vorher Kopfdruck und starke Nackenmuskelschmerzen).

Für mich die wichtigste Erkenntnis ist die, zwischen Suchtdruck und Trinkwunsch unterscheiden zu wollen, zu können. Ich analysiere mich, schreibe viel auf, rede mit den Lieben im RL und im Forum. Im Trinkwunsch liegt der Hase im Pfeffer, da hilft auch kein Antabus (kann man absetzen), kein Notfallkoffer (kann man auch Sekt mit reinpacken), kein Redesponsor (ich diskutiere das Thema sowieso am liebsten, wenn ich was getrunken habe).

Klarheit, Übung, Ehrlichkeit, Offenheit, Mut und Geduld sind mir die besseren Ratgeber. Achso, und gut essen, ich verwechsel immer Hunger und Trinken-Wollen.

Ich trinke seit vorgestern Mittag übrigens wieder nichts mehr. Diesmal freiwillig, aus eigenem Antrieb.
Ist im dritten Anlauf also auch eine neue Chance für/ mit Baclofen, seine Wirksamkeit zu entfalten. PT bin ich ja auch dabei zu organisieren. Naturgemäß ist hier der Ausgang der Geschichte offen. Wer ewig strebend sich bemüht, den können wir erlösen ist da mein derzeitiges Motto.
Und zur für mich geeigneten baclophilen Bac-Therapie kann ich beisteuern, dass DRUCK das letzte ist, was ich dabei gebrauchen kann.

[edit: eingefügt: Zu Craving und Wunsch zu Trinken:
Craving - außer in den Trinkphasen! - sehr gut beherrschbar, hab mir wenns doller wurde auch stets 10-25mg mehr eingeworfen.
Absolut beherrschbar
Trinkwunsch - hab ich dann beide Male nachgegeben. Hier konzentriert sich meine derzeitige Ursachenforschung- mit hoffentlich nicht allzuvielen zukünftig notwendigen Feldversuchen.
Darüber schreibe ich mal ausführlicher, weil hier der Hase für mich im Pfeffer liegt.]

Soviel Auftakt erstmal zu Hydra III, es folgt demnächst noch eine Gegenüberstellung von Craving und Trinkwunsch, wie ich es erlebe, über Diskussion zum Thema freue ich mich,
Liebe Grüße
Conny

PS:für die Rechenfaulen:
45 Tage Bac, davon 12 ohne Alkohol
Zuletzt geändert von GoldenTulip am 9. Juni 2012, 16:20, insgesamt 1-mal geändert.
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

Benutzeravatar

GoldenTulip
Beiträge: 2661
Registriert: 15. Juli 2011, 21:41
Hat sich bedankt: 297 Mal
Danksagung erhalten: 257 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon GoldenTulip » 9. Juni 2012, 16:16

so, und nun aktueller.

Für mich ist inzwischen der Unterschied sehr klar:
Craving= körperliches Nachschubverlangen
Trinkwunsch= Wunsch nach Bewusstseinsveränderung.

Saufdruck kommt von zuviel Alkohol, Schnaps, englischer Woche, aus einer Trinkschleife heraus und ist Ergebnis von Entzugserscheinungen:
- morgens direkt weitertrinken wollen
- Kreislaufprobleme
- leichte Übelkeit
- Angstanflüge
- Depressionen

also: ich trinke, um mich wieder "normal", nüchtern (sic), alltagstauglich und arbeitsfähig zu fühlen. Dazu gehört auch, nicht rumzuzittern und sozial möglichst unauffällig zu sein.

Das kann ich mit Baclofen bis zu einem gewissen Grad reduzieren/ steuern. Die Angstzustände werden milder, ich werde schläfrig, verliere (mit der entsprechenden Grundausrichtung) auch die Trinklust.
Wenn ich dann noch ordentlich esse und meine Nerven nicht wegen emotionalen Stresses am Boden liegen, funktioniert es super.

Trinkwunsch ist die "Black-Box", die m.E. nicht durch Bac geknackt wird, sondern wo einem nur die Zeit gegeben wird, an dieser Baustelle zu arbeiten.

Ob "Bacardi-Feeling", EM, Weihnachten, Geburtstag, das Treffen mit einem lieben Freund - oder einfach nur ein ereignisreicher Tag mit dem Unterton "Well-done", da gehen viele (ich mit Sicherheit) in die Knie.
Das Belohnungssystem ist schließlich dafür da, belohnt zu werden. Bei mir funktioniert da kein Wannenbad mit Lavendel.

Ich hab's gemerkt, als ich die Tage wieder von einer "Englischen Woche" runterkam:
Es ist ein starkes Bedürfnis, die Realität auszuknocken. Ich war so froh, wieder nüchtern und normal zu sein. Und doch und doch:
Nothing compares to you.

Eine sehr kippelige Angelegenheit. Ich habe kein anderes Glückskonzept. Das ist das, worum wir uns kümmern sollten.

Meiner Meinung nach helfen (mir) nur ein straight durchgeführtes Verhaltenskonzept und bewusst geänderte Routinen. Wenn- dann.

Soviel zum Trinkwunsch

Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

Benutzeravatar

GoldenTulip
Beiträge: 2661
Registriert: 15. Juli 2011, 21:41
Hat sich bedankt: 297 Mal
Danksagung erhalten: 257 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon GoldenTulip » 9. Juni 2012, 16:48

so, weiter im Text.

Es gibt eine unglücklche (?) Verzahnung. Nach dem 4., 6., 8. Bier oder Wein übernimmt der Körper vollständig die Kontrolle. Die Craving-Fraktion. Dann kann man sich mit etwas Erfahrung mit Bac wieder auf Normalnull runterfahren.
Bis zum nächsten Mal. Saufen ohne Reue, abgesehen davon, das man es so eigentlich nicht gestalten wollte.
Alles irgendwie nicht Sinn der Sache.
Die Fragen werden dann anders:
Will ich Alkohol als Fluchtweg überhaupt aufgeben?
Will ich z.B. einen Urlaub ohne alte Muster verbringen?
Wenn ja- was brauche ich, um das zu schaffen?
Wie bringe ich mich in eine Verfassung, diesen Umstand zu begrüßen, statt alles nur auszuhalten?

Ich war immer eine Gegnerin der Vorstellung von Suchtgedächtnis - inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher.

Da kommt eine Menge Arbeit auf einen zu.

LG Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

Benutzeravatar

rockine1
Beiträge: 174
Registriert: 16. Juni 2011, 16:07
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon rockine1 » 13. Juni 2012, 12:47

Hallo in die Runde,

ich schreib mal, was ich im Moment über Trinkwünsche (die unbestreitbar und auch stark vorhanden sein können) denke:

Alles, wirklich ALLES wird von unseren Gedanken bestimmt und ausgelöst (auch die Trinkwünsche).

Ich habe mich bis zum Schluss an jeden nur erdenklichen Trinkwunsch geklammert (egal welcher!) und er kam auch immer, weil ich mir immer noch nicht vorstellen konnte, dass gerade ich mal nicht mehr trinken würde und natürlich weil ich den Alk vermisst habe.

Erst jetzt, seit ich erkannt habe, dass es ja sogar NOCH besser ist, ERST MAL gar nicht mehr zu trinken, konnte ich mich gedanklich von ihm lösen.

Ich weiß, ich hab da gerade leicht reden, aber gegen TW hilft nur eins: Ihm nicht nachgeben und ihn verdrängen. Wir sind doch Verdrängungskünstler. Wie viele Jahre (!) konnten wir mit großem Erfolg unsere Sucht verdrängen? Das hat gar nichts mit der Situation zu tun, warum wir den TW haben.

Erst durch das erfolgreiche Übergehen des TW kommen die Glücksgefühle auf, die wir haben wollen, wenn wir endlich nicht mehr abhängig sind, und dann treten die Trinkwünsche auch nicht mehr in dieser starken Form auf bzw. sie treten in den Hintergrund.

Da ich mir täglich Gedanken darüber mache, warum ich z. Zt. keinen TW verspüre, habe ich auch noch ein paar andere Erkenntnisse daraus gezogen. Die werde ich gelegentlich mal in meinem Thread schreiben.

Wünsche Euch weiterhin alles Liebe. Der Kampf ist noch lange nicht verloren, glaubt mir.

Rockine

Benutzeravatar

WarzoEcht
Beiträge: 516
Registriert: 19. Januar 2012, 06:39
Hat sich bedankt: 102 Mal
Danksagung erhalten: 50 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon WarzoEcht » 13. Juni 2012, 15:03

Gelöscht wegen Zwangsouting.
Zuletzt geändert von WarzoEcht am 26. März 2013, 11:05, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

rockine1
Beiträge: 174
Registriert: 16. Juni 2011, 16:07
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Trinkwunsch TW vs. Saufdruck SD

Beitragvon rockine1 » 13. Juni 2012, 23:33

Hallo Warzo,

nein, leider hab ich keine Tricks/Alternativen parat, wie man gegen einen aktuellen, starken TW angehen kann. Drum sag ich ja: Augen zu und durch.

Aber ich weiß jetzt, wie der TW (zumindest bei mir) gar nicht mehr so stark hervor kommt und das hat auf jeden Fall mit meinem Umdenken zu tun. Ich gehe jetzt total differenziert an die Sache ran.

Meine Gedanken beeinflussen EINDEUTIG meinen TW.

Wenn z. B. heute Abend ein Fest ist, dann dachte ich früher: Oh Mann, wäre das schön, da was zu trinken. Eigentlich kannst Du ja mal wieder. Du hältst das eh nicht ohne aus, oder doch? Soll ich oder soll ich nicht? Mit Baclofen kannst Du ja auch morgen wieder aufhören, usw. So lange ich so dachte, kam der TW immer auf!

Heute denke ich eher so: Achtung, Gefahr im Anmarsch. Ich WILL momentan nicht trinken und werde es heute nicht tun (ohne wenn und aber). Zweifel lasse ich nicht zu, ich weiß ja, dass es auch ohne Alk geht. Ich stelle mir alle möglichen Fragen: Will ich morgen wieder bei Null anfangen? Nein. Will ich wieder 6 Wochen depri-mäßig abhängen (wie es bei mir im Jan./Feb. der Fall war)? Nein, auf gar keinen Fall. Was ist denn jetzt eigentlich SO schlimm daran, wenn ich heute auf dem Fest nicht trinke? Eigentlich gar nichts, wird wahrscheinlich trotzdem lustig. Will ich meinen momentan superguten Ist-Zustand in Gefahr bringen? Nie und nimmer. Wenn ich mir diese Gedanken mache, kommt bei mir kein TW auf, den ich großartig bekämpfen müsste.

Und ja, am besten sind jetzt die Tage danach. Froh, erleichtert, überglücklich, fit, gut gelaunt. Was will man mehr?

Ich weiß nicht, ob ich damit ein wenig weiter helfen konnte, aber unsere eigenen Gedanken bestimmen sämtliche unserer Gefühle und Handlungen. Ist natürlich schwierig, wenn man die letzten 20 Jahre (so wie ich) anders gedacht hat. Aber man kann das lernen und es funktioniert, da bin ich ganz sicher.

Lg

Rockine


Zurück zu „Fragen und Antworten zu Baclofen und Alkohol“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste