Erfahrungsbericht DonQuixote

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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argentina
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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon argentina » 16. Februar 2012, 03:20

Hi Don Q

Sehr lustig dein Video [lol]

Erzähl doch auch einmal ein bisschen wie es dir so geht.

Warte neugierig.

Lg Argentina

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DonQuixote
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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 16. Februar 2012, 09:49

Hallo Forum

Immer noch auf der Suche nach einem Arzt / Therapeuten, der einer „off label use“-Therapie mit Baclofen gegen Alkoholsucht aufgeschlossen gegenüber steht, habe ich meiner örtlichen Suchtberatungsstelle in YYYYYY, per Mail und anonym, folgende Nachricht geschickt:

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich bin 52 Jahre alt, wohnhaft in YYYYYY. Mein Alkoholkonsum war bereits kritisch ab ca. 1984. Wirklich alkoholabhängig bin ich seit ca. 1995. Zuletzt lag mein Alkoholkonsum bei einem Äquivalent von ca. 2 Liter Wein pro Tag. Alles durcheinander, Bier, Wein, Schnaps. Das ging schon morgens nach dem Aufstehen los. Durch das Buch „Das Ende meiner Sucht”, von Olivier Ameisen, Verlag Antje Kunstmann, München, ISBN 978-3-88897-585-1, bin ich auf das Medikament Baclofen gestoßen. Ich habe das Medikament in einer Internet-Apotheke bestellt und nehme es seit dem 15.01.2012. Meine ersten Erfahrungen machen Mut. Die derzeitige Medikamentendosis liegt bei etwas über 110 mg/Tag und der tägliche Alkoholkonsum bei 0,5 bis 1,0 Liter Bier/Tag (siehe Anlage).


Ich würde das Medikament gerne weiter einnehmen und die Dosis gegebenenfalls auch weiter erhöhen. Dies möchte ich jedoch unter ärztlicher Begleitung tun, um erstens nicht mehr von der Internetapotheke abhängig zu sein und zweitens, therapiebegleitend, Nierenfunktion, Leberwerte und das Blutbild zu kontrollieren.


Ich weiß, dass an der Psychiatrischen Universitätsklinik XXXXXX letztes Jahr eine klinische Studie zur Suchtbehandlung mit Baclofen lief, außerdem sind mir im benachbarten XXXXXX zwei Psychiatrie-Praxen bekannt, welche Baclofen bei Suchterkrankungen verschreiben.


Die Frage an Sie ist nun, ob Sie Arzt-Praxen in YYYYYY kennen, welche das Medikament Baclofen bei Alkohol-Abhängigkeit einsetzen. Ich wäre auch gerne bereit, vor einer Behandlung eine XXXXXX sowie einen XXXXXX zu unterzeichnen (Siehe Anlagen).


Mit bestem Dank für Ihre Rückantwort sowie mit freundlichen Grüßen

Anlagen:

  • XXXXXX
  • XXXXXX
  • XXXXXX
  • XXXXXX
  • XXXXXX
  • XXXXXX

Das war vor zwei Wochen. Vielleicht haben die das nicht besonders eilig mit Ihrer Suchtberatung oder vielleicht hecken die grad eine besonders sorgfältig recherchierte Antwort aus? To be continued ...

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GoldenTulip
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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon GoldenTulip » 16. Februar 2012, 10:04

Hallo DonQuixote,

ich nehme an, bei den Anlagen ist eine Haftungsfreistellung dabei, richtig? Die FAQ von O. Ameisen ist auch ganz nützlich, weil kurz und auf den Punkt gebracht http://www.olivierameisen.com/de/faq

Klingt doof, aber wie wäre es, die Gelben Seiten mal stumpf abzutelefonieren/ anzumailen (Psychiater, Neurologen).
Wenn Du sagst, in welchem Einzugsgebiet Du wohnst, kann dir vielleicht auch jemand aus dem Forum per PM weiterhelfen?!
Bereich FFM weiß ich z.B. jemanden - da lohnt ja auch mal eine Tagesreise um sich die schöne Skyline anzusehen ;-)

LG Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 16. Februar 2012, 10:30

Hallo argentina
argentina: Erzähl doch auch einmal ein bisschen wie es dir so geht.

Ich werde so in ca. 10 Tagen ein generelles Update meines ersten Berichtes machen und alle dort enthaltenen Punkte wieder aufgreifen. So viel vorab: Es geht mir ganz gut. Baclofen-Dosis zurzeit bei 130 mg/Tag, Alkoholkonsum bei konstant einer Dose (0,5 Liter) Bier pro Tag, manchmal sind es auch zwei (Siehe Statistik).

Gruß DonQuixote

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon dphn » 16. Februar 2012, 10:48

ich finde das gut, Don obwohl ich es nicht machen würde. Ich frage zwar auch gelegentlich nach Bac, neige aber eher dazu mir es weiterhin zu bestellen oder aus dem Urlaub mitzubringen.

Überlegen wir doch mal ganz simpel. Kann es sein, dass ich ein Medikament verweigert bekomme, was mir wirklich hilft und zudem kein eigenständiges Abhängigkeitspotential besitzt? Ich habe es irgendwo satt, mit Ärzten oder Suchtberatungsstellen über sowas zu sprechen, da meiner Ansicht nach in D erst die Welt viereckig werden muss, bevor da irgendwas passiert. Vielleicht haben die Kliniken auch Angst, dass weniger Patienten zur Entgiftung kommen, fals Bac TATSÄCHLICH helfen sollte. Der Wirtschaftszweig Sucht sieht sich da vielleicht in Gefahr. Mit uns wird schließlich auch ne Menge Geld verdient und durch Bac wird auf einmal an den grundlegenden Einstellungen und Sichtweisen der Therapeuten gerüttelt. "Ist Sucht vielleicht doch heilbar...?"

Ich neige eher dazu, mal einen Zeitungsbericht zu veröffentlichen und darzustellen wie unser Hilfesystem funktioniert und was nicht funktioniert. Eine N3 Baclofen kostet die Krankenkasse 25 EUR, ein Tag Entgiftung kostet rund 200 EUR. Letzteres wird immer wieder von den Kassen übernommen und dann beklagen sie sich noch, dass sie kein Geld haben und etwaige Überschüsse werden nicht an die Versicherten weitergegeben. Vielen Dank dafür.

LG
Dirk
»Entscheide Dich, ob Du Leben oder Sterben willst. Nur darum geht es.«

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 16. Februar 2012, 11:10

Hallo GoldenTulip

GoldenTulip: Klingt doof, aber wie wäre es, die Gelben Seiten mal stumpf abzutelefonieren/ anzumailen (Psychiater, Neurologen).

Ja, find ich auch ein bisserl doof. Einzugsgebiet, jetzt ganz generell, ist die Schweiz. In meiner Nachbarstadt, ca. 25 km von mir zu Hause entfernt, habe ich im Internet zwei Praxen gefunden, die Baclofen gegen Alkoholsucht verschreiben. Ziel soll jedoch sein, dass ich zu Fuß, mit Fahrrad oder meiner Rosinante dort hingehen kann.

Wenn ich in einer Woche noch nichts von meiner örtlichen Suchtberatungsstelle gehört habe, dann werde ich mal die Holzverarbeitende Industrie anrufen, die Mail auf Papier ausdrucken und der Beratungsstelle anonym in den Briefkasten werfen. Hey, vielleicht lesen die ja gar keine Mails oder sie landete im Spam-Filter wegen *hüstel* unerlaubter Medikamentenwerbung. who knows ...

Gruß DonQuixote

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 16. Februar 2012, 11:25

Hallo dphn

Ja das mit dem „Wirtschaftszweig Sucht“ hat schon was. Einen gewissen Interessenskonflikt kann man sicher nicht abstreiten. In Sachen Baclofen-Studien ist jedoch, nicht nur international, schon so viel aufgegleist worden, das wird sich auf Dauer auch durchsetzen.

Meint DonQuixote

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HerrPhoenix
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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon HerrPhoenix » 16. Februar 2012, 16:32

Grüezi Herr Don,

an Deiner Stelle würde ich bei einem dieser Bac-Ärzte - ggf. bei beiden Ärzten nach einander, bis Du eben Dein Ziel erreicht hast (Bac-Rezept) - telefonisch nen Termin vereinbaren. Direkt vor dem Ersttermin und sagen wir den ersten beiden Kontrollterminen würde ich dann wahlweise mir verschwitzte Jogging-Klamotten, Velo-KLamotten nebst Velo oder gar Reiter-Klamotten nebst Ross-Anhänger und natürlich nicht zu vergessen Deine gutmütige und folgsame TrakehnerTochter (sonst würde es unglaubwürdig rüber kommen) in bzw. ans Auto/Hänger packen.
Bild

De Chare ein Dorf vor der Praxis abstellen. Den kurzen Zwischenweg dann mit einen der o. g. Fortbewegungsarten überbrücken und verschwitzt, völlig außer Puste aber mit einem freudigen Lächeln den Doc begrüßen.

Auf seinen erstaunten Blick hin würd ich dann so was zu ihm sagen wie:
Ja, bin über mich selbst erstaunt, seit ich Bac nehme, hab ich mich zu einem richtigen Energie-Sport-Bündel entwickelt. Ich entdecke an mir da gerade täglich immer neue interessante Facetten. Ach, da wir grad schon beim Thema sind – könnten Sie sich vorstellen mich bei meinem, bereits erfolgreich begonnenen, Bac-Weg zu unterstützen?

Zumindest die Variante mit dem Velo im Auto würd ick, völlig ernsthaft gemeint, versuchen. Denn so abwägig ist das ja gar nicht, dass jemand wie Du, also im besten Mannes-Alter, bei schönem Wetter, 25 km zum Arzttermin radelt. Das Argument (sie sind mit dem Kfz da), kann er schon mal nicht mehr ziehen. Grundsätzlich verschreibt er ja bei anderen Patienten Bac off-label und Du bist ja sogar schon einige Zeit Bac-Nutzer.

Die andere, und ebenfalls von mir ernst gemeinte pragmatische Option wäre, dass Dir die ersten 3 Termine einfach ein Fahrer begleiten würde. Der sollte allerdings unbedingt den Arzt ebenfalls mit Handschlag begrüßen. Sog. Glaubhaftmachung.

Finde, das hat was! Finde, beide Varianten hätten gute Aussichten auf Erfolg (Bac-Rezept + zukünftige Einnahme unter ärztlicher Kontrolle).

„Kannst Du Deine (*)Feinde nicht besiegen
so verbünde Dich mit ihnen
Man muss mit den (*)Wölfen heulen
nur LAUTER!“
Gez. Phantomias (Donald Duck)

(*) So steht es halt geschrieben in einem der Klassiker der Weltliteratur. Diese Bac-Ärzte sind natürlich das genaue Gegenteil davon.

Gruß an Dich und ROSinAnte (oute mich da mal als einer ihrer langjährigsten und größten Fans)
Herr Phoenix

P.S.
Danke für den Tatsachenbericht „Windmühlenkämpfer“ und der sich dahinter befindenden message. Hätte mich der Clip nur schon einige Jahre vorher erreicht, dann, ja dann, wären mir einige Therapiestunden erspart geblieben...tzzz...
Und
Fachpersonal! Erst mal finden - blödes Fachkräftemangelzeitalter aber auch.

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 19. Februar 2012, 19:24

Hallo erst mal

Hier ein neuer Zwischenbericht. Alte Texte sind in kleinerer Schrift, nicht mehr gültige Texte sind durchgestrichen und durch neue ergänzt. Mein erster Bericht war der da.

Soderle. Nehme nun seit 2 Wochen 5 Wochen BAC (Baclofen) Nachstehend mein erster zweiter Bericht. Statistik siehe hier und meine Vorstellung hier.

Ausgangslage:

Kritischer Alkoholkonsum bereits ab ca. 1984. Wirklich Alkoholabhängig seit ca. 1995.

Bisherige Versuche von der Sucht weg zu kommen gab es nicht. Ich war allerdings in den vergangenen Jahren schon drei Mal langfristig und während des Fastenmonats Ramadan in muslimischen Ländern. Da gab es während 6 Wochen keinen Tropfen. Das hatte ich immer als sehr wohltuend empfunden. Körperliche Entzugsbeschwerden hatte ich keine. Doch schon am ersten Tag nachdem die einschlägigen Geschäfte wieder geöffnet hatten, ging’s mit der Trinkerei sofort wieder los.

Erschwerend: Bin seit Anfang Oktober 2011 arbeitslos, deshalb keine geregelten Tagesabläufe. Alkoholkonsum entsprechend hoch, zuletzt bei einem Äquivalent von ca. 2 Liter Wein pro Tag. Alles durcheinander, Bier, Wein, Schnaps. Das ging schon morgens nach dem Aufstehen los.

Den Alkoholkonsum habe ich bereits 10 Tage vor der ersten BAC-Einnahme von einem Tag auf den anderen auf 1,0 bis 1,5 Liter Bier reduziert. Keine körperlichen Entzugsbeschwerden.



Ziel und Wege der BAC-Therapie:

Zunächst mal weg vom Alkohol. Ob totale Abstinenz oder gemäßigter Konsum lasse ich erst mal offen. Wobei letzteres natürlich problematisch ist. Ich lasse es trotzdem mal offen. Alles ist besser als der Zustand vor der BAC-Therapie.

Wenn sich dann hoffentlich bei weiterer Erhöhung der BAC-Dosis der „Switch“ einstellt, d.h. komplettes Verschwinden des Cravings, d.h. Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol, dann werde ich weitersehen. Dann wird’s wohl auf totale Abstinenz hinauslaufen. Erst mal Geduld, Geduld und nochmals Geduld.

Ich bin auch gewillt, dafür, wenigstens für einen gewissen Zeitraum, eine hohe BAC-Dosis von bis zu 300 mg/Tag in Kauf zu nehmen. Auch ein gewisses Maß an Nebenwirkungen soll mich nicht abschrecken solange sie in eindeutig positiver Relation zu den Nebenwirkungen des Alkoholkonsums stehen.

Einer sehr langfristigen BAC-Einnahme über Jahre oder sogar lebenslang stehe ich aufgeschlossen gegenüber. Wenn’s denn sein muss, muss es eben sein.


In Sachen Baclofen-Therapie gegen Alkoholsucht bin ich natürlich nach nur etwas mehr als einem Monat noch ein Küken. Das ist mir schon klar. Eine belastbare Aussage werde ich wohl erst nach sechs oder zwölf Monaten machen können.

BAC-Beschaffung:

Bei Generic4All.

Bestellung am 05.12.2011, 100 x 25 mg, Lieferung am 14.01.2012. Hat also schier unendliche 40 Kalendertage gedauert. Lieferung in die Schweiz. Keine Zoll-Probleme.

Inzwischen habe ich auch Erfahrungen mit dem Andalusienshop und mit PrivatePharmacy.EU gemacht. Nicht alle waren positiv. Einige Dinger sind noch am Laufen. Sobald ich alle Fakten zusammen habe, werde ich in einem separaten Thread darüber berichten.

Dosierung:

Beginnend am 15.01.2012 mit 3x6,25 mg/Tag, dann nach jeweils drei Tagen 3x6,25 mg zusätzlich. Einnahme morgens, mittags, abends. Jetzt bei 80 mg/Tag. Siehe Statistik.

Ich war insgesamt vier Tage auf 130 mg/Tag. Aber ich merkte auch, dass eine weitere Erhöhung wahrscheinlich nichts bringen würde. Der Erfolg ist ja durchaus ok und der kleine Rest wohl Kopfsache (siehe weiter unten, unter „Alkoholkonsum nach BAC-Einnahme“). Ich reduziere jetzt langsam wieder und bin bei 110 mg/Tag. Mal sehen, ob ich mich bei 40-70 mg einpendeln kann. Eile habe ich jedenfalls nicht.

Sonst keine anderen Medikamente.

Begleitende Therapien:

Bisher keine. BAC-Einnahme als Selbst-Therapie. Werde das erst mal ein bis zwei Monate so weitermachen und dann hoffentlich positive Resultate vorweisen können. Eine positive Tendenz zeichnet sich ja jetzt schon ab. Danach dann Suche eines Arztes um BAC kontrolliert einnehmen und das Medikament auf Rezept erhalten zu können.

Bemühungen, einen Arzt / Therapeuten zu finden, der einer „off label use“-Therapie mit Baclofen gegen Alkoholsucht aufgeschlossen gegenüber steht, sind im Gange. Ich mache sonst in keiner Selbsthilfegruppe mit, außer in diesem Forum natürlich.

Craving nach BAC-Einnahme:

Alkohol-Craving vom ersten Tag an deutlich reduziert. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir irgendetwas fehlt. Ich befriedige dieses Gefühl durch die übermäßige Einnahme von Essen, Zigaretten und Kaffee. Siehe auch nachstehend bei „Nebenwirkungen“.

Das Craving ist immer dann am höchsten, wenn Konzentration und Kopfarbeit gefordert sind. Vor allem auch abends.


Craving ist jetzt voll ok. Damit könnte ich leben.

Alkoholkonsum nach BAC-Einnahme:

Konstant bei 1,0 bis 1,5 Liter Bier/Tag.. Höchstwert 2,0 Liter anlässlich einer Einladung zum Abendessen.

Das Abendessen hat sich übrigens in identischer Besetzung wiederholt. Die Anderen tranken wie üblich maßvoll ihren Wein oder ihr Bier. Ich blieb beim Tee. Es kostete mich nicht die geringste Mühe.

Ich habe mich recht stabil bei einer Dose Bier (0,5 Liter) pro Tag eingependelt. Warum jetzt diese eine Dose noch? Es wäre eigentlich so leicht. Ich könnte problemlos um 23:00 ins Bett gehen, eine viertel Stunde lesen und dann ratzpfatz einschlafen. Aber ich tu‘s nicht. Diese eine Dose soll jetzt noch sein und an der süffle ich dann zwei Stunden rum. Alte Gewohnheit? Belohnung? Verdrängung? Sucht? Ich hab keine Ahnung.

Erschwerend kommt hinzu, dass mein Alkohol-Bunker noch prall gefüllt ist. Alles was das Trinkerherz begehrt. Bier, Wein, Schnaps in wirklich großen Mengen. Bier habe ich allerdings am 25.01.201 nachgekauft. Insgesamt 12,0 Liter. Tönt erst mal paradox, ich weiß. Der Gedanke ist folgender: Wenn ich schon dem Craving nicht widerstehen kann, dann soll es wenigstens Bier sein und nicht etwa Wein oder Schnaps.


Nebenwirkungen Allgemein:

Nachstehend eine Aufzählung von Nebenwirkungen. Ich schreibe auch manchmal zu allgemein bekannten und oft genannten Nebenwirkungen. Auch wenn ich davon nichts spüre. Einfach nur um zu sagen, dass ich eben nichts spüre. Das kann für den einen oder anderen von Euch ja auch nützlich sein.

Dann ist die eine oder andere „Nebenwirkung“ vielleicht gar nicht der BAC-Einnahme geschuldet sondern ganz simpel ein Ergebnis des stark verminderten Alkoholkonsums. Eine saubere Trennung ist da sicher nicht möglich. Das muss sie für mich vorläufig auch nicht sein. Ich versteh das im Moment eher als „Gesamtpaket“.


Nebenwirkung Schwindel:

Ganz klar vorhanden. Mehr als das: BAC macht mich richtig high, jedenfalls ab einer Dosis von 75 mg/Tag. Nicht total unangenehm, aber auch kein wirklich hinzunehmender Dauerzustand. Mal sehen was sich noch ergibt.

Nebenwirkung Kopfschmerzen:

Ja, die gibt es. Aber wirklich nur schwach. Die vergehen dann auch nach ein bis zwei Stunden wieder. Absolut erträglich.

Keinerlei Kopfschmerzen mehr.

Nebenwirkung Konzentrationsfähigkeit:

War ab einer Dosis von 75 mg/Tag ganz klar reduziert. Wenn ich im Job wäre, wäre das sicher nicht ganz unproblematisch. Auch beim Autofahren muss ich verdammt aufpassen. Autofahren muss ich glücklicherweise zurzeit jedoch so gut wie nie.

Konzentration immer noch eher schwach, ich arbeite aber dennoch genauer, präziser und gehe planmäßiger vor.

Nebenwirkung Alkoholverträglichkeit:

Das ist für mich bisher die erstaunlichste Nebenwirkung. Schon nach geringen Mengen Alkohol bin ich so was von zugedröhnt. Mir bekommt das Zeug nicht mehr. Es schmeckt auch eklig und kostet schon fast Überwindung es zu schlucken. Nicht unangenehm diese Nebenwirkung und sicher irgendwie auch zielführend.

Nebenwirkung Essen, Rauchen, Kaffee:

Wie gesagt wird das Alkohol-Craving nach Essen, Zigaretten und Kaffe umgelenkt.
Unglaublich, was ich an Essen in mich hineinstopfe. Mit einem BMI-Index von 28,4 bin ich so schon nicht eben der schmalste. Nach Maßstab des Idealgewichtes bei 1,83 m Körpergröße habe ich 10 bis 20 Kg zu viel auf den Rippen.
Zigarettenkonsum ist ebenfalls extrem angestiegen. Zwei Packungen pro Tag gehen zurzeit schon drauf. Das ist die doppelte Menge von vorher.
Kaffee ist auch so ein Thema. Davon trinke ich auch viel zu viel.


Wichtig ist viel trinken. Den Umgang mit nichtalkoholischen Getränken musste ich dabei erst neu lernen. Früher hatte ich so gut wie nie etwas getrunken, das keinen Alkohol enthielt. Zuckerhaltiges vermeide ich, ich saufe Wasser wie ein Pferd. Inzwischen auch kein kohlensäurehaltiges mehr, einfach nur Wasser vom Hahn. Das ist unbeschränkt verfügbar und unschlagbar günstig.

Nebenwirkung „Klare Sicht“:

Ebenfalls erstaunlich. Ich sehe und denke viel klarer. Wie wenn ein Nebel von mir abgefallen wäre, der mich Jahre und Jahrzehntelang umschwebte. Wie weggeblasen. Ist vielleicht aber keine BAC-Nebenwirkung sondern einfach nur das Verschwinden des Alkoholnebels oder vielleicht beides. Jedenfalls sehr angenehm.

Oft habe ich den Eindruck, dass Baclofen leicht euphorisierend wirkt. Oder ist es einfach nur die Freude, meinen Alkoholkonsum auf praktisch Null gesenkt zu haben?

Nebenwirkung Sozialverhalten:

Sehr wichtiger Punkt. Seit meiner Jugend leide ich unter einer ziemlichen Sozialphobie. Sicher mit ein Grund für meine Alkoholsucht. Ich gehe Sozialkontakten möglichst aus dem Weg. Ich habe längst aufgehört, mich dafür zu schämen. Es ist einfach so wie es ist. Trotzdem belastet es mich sehr.

Seit der kurzen Zeit der BAC-Therapie empfinde ich bei Sozialkontakten die sich nicht vermeiden lassen eine gewisse Gelöstheit. Ich sage mehr als nur ein knurrendes „Guten Tag“. Manchmal komme ich sogar richtig ins plaudern. Nicht übermäßig, aber für meine Verhältnisse schon richtig viel. Auch meiner Frau gegenüber bin ich entspannter und toleranter.
Meistens hat sie ja sowieso Recht.

So kann’s meinetwegen weitergehen.

Nebenwirkung Schlafverhalten:

Ebenfalls sehr angenehm. Durch den erhöhten Kaffekonsum gehe ich zwar sehr spät zu Bett, so zwischen 01:00 und 02:00. Wenn es aber so wie ist, falle ich in Minutenschnelle in einen tiefen, unterbrechungs- und traumlosen Schlaf. Morgens wache ich dann total ausgeruht und fit auf. Kein Vergleich zum vorherigen, total chaotischen Schlafverhalten. Fühlt sich toll an.

Nebenwirkung Träume:

Der in anderen Berichten oft genannte und meist als unangenehm empfundene Effekt von „glasklaren Träumen“ trat bei mir nicht auf. Das Gegenteil war der Fall. Solche Träume, die ich vorher eigentlich jede Nacht hatte, sind seit der Einnahme von BAC vom ersten Tag an verschwunden. Ich empfand diese wirklich heftigen Träume zwar nicht negativ. War manchmal echt spannend und unterhaltsam.

Das ging oft so weit, dass ich aufwachte, mich kurz umblickte, wieder einschlief und nahtlos weiter träumte. Ich vermisse diese Träume nicht im Geringsten.


Solche „glasklare Träume“, manche sagen auch Alpträume oder Albträume dazu, kommen manchmal wieder. Nicht in dem Ausmaß wie früher, aber manchmal eben. Einmal war es besonders heftig.

Nebenwirkung Tagesmüdigkeit:

Ist bei mir überhaupt nicht der Fall. Im Gegenteil. Das sonst übliche Nickerchen am Nachmittag entfällt ersatzlos.

Ich habe jetzt täglich Schlafattacken, allerding nie vor 17:00 Uhr. Viele von Euch kennen das. Wenn man nicht aufpasst, kippt man fast vom Stuhl. Das kostet jeweils ziemlich Überwindung, dagegen anzukämpfen. In meiner Situation geht das. Aber wenn man in einem Job ist?

Nebenwirkung Motivation:

Na ja, könnte besser sein. Ich habe mir da eigentlich mehr erhofft. Weniger von der BAC-Einnahme natürlich, umso mehr jedoch von der Reduzierung des Alkohol-Konsums. Lange liegengebliebenes bleibt leider weiter liegen. Ich erledige nur grad das Nötigste oder was mir Lustgewinn verschafft. Aber was soll‘s. Ohne Reduzierung des Alkohol-Konsums wird eh nichts besser. Also einfach auf Kurs bleiben.

Nebenwirkung Kurzzeitgedächtnis:

Das war bei mir immer schon problematisch. Ist jetzt genau so schlecht wie vorher.

App sei Dank verpasse ich nie eine Pilleneinnahme und nehme sie zeitlich sehr regelmäßig. Einkaufen gehe ich nur mit Einkaufszettel aber das war früher auch schon so.

Nebenwirkung Nägelkauen:

Den Hang zum Nägelkauen habe ich seit meiner frühen Jugend. Nicht extrem, bis zu blutenden Fingerkuppen, aber doch unschön. Ist bereits in den ersten Tagen der BAC-Einnahme wie weggeblasen. Inzwischen benutze ich sogar schon eine Nagelfeile.

Nebenwirkung Hund:

Nichts. Einfach nur nichts. Mein Hund gehorcht nicht besser als früher. Da ist noch viel Arbeit angesagt.

Immer noch nichts. Und dann guckt er noch frech, der Satansbraten.

Fazit:

Erst mal so weit so gut. Ich bin zwar erst halbtrocken fast trocken , aber immerhin das. Geduld, Geduld, Geduld. Der Zukunft sehe ich jedenfalls mit einiger Zuversicht entgegen. Der Grundstein ist schon mal gelegt, jetzt muss ich nur noch ein Haus drauf bauen *uff*

Der Grundstein ist gelegt, der Rohbau steht, jetzt mache ich mich an die Abdichtung (sic!) von Dach und Keller.

Berichten werde ich hier nicht täglich. Nicht weil es zu aufwändig wäre. Vielmehr verzettelt man sich bei täglichem Bericht halt gerne und verliert vielleicht das große Ganze aus den Augen. Die Statistik sollte jedoch stets Tagesaktuell sein. Ihr könnt dann auch ruhig nachfragen, falls an einem gewissen Tag mal 10 Bier auftauchen sollten.

Gruß und bis demnächst

DonQuixote

Edit 1 und 2: Tippfehler
Zuletzt geändert von DonQuixote am 21. Februar 2012, 17:23, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon interrupted » 19. Februar 2012, 21:23

Mahlzeit,

die Frage ist evtl. etwas off Topic, aber es würde mich brennend interessieren von wo generics4all bzw. privatepharmacy.eu verschickt haben.

Danke!

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 19. Februar 2012, 22:04

Hallo interruptet

Bei privatepharmacy.eu kam das in luftgepolstertem Brief. Herkunft des Ursprungsbriefes war nicht ersichtlich. In Malta wurde er dann in einen weiteren Umschlag gesteckt und abgeschickt.

Bei generics4all weiß ich es nicht mehr. Ich behalt‘s aber mal im Auge. Falls der Allmächtige in seiner schier unendlichen Weisheit und Güte das auch so vorgesehen hat, sollte nämlich noch eine Sendung ankommen.

Gruß DonQuixote

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 25. Februar 2012, 11:33

Hallo interrupted

interrupted hat geschrieben:Die Frage ist evtl. etwas off Topic, aber es würde mich brennend interessieren von wo generics4all bzw. privatepharmacy.eu verschickt haben.


Die Sendung von generics4all kam in gepolstertem Brief, abgesandt in Wakefield, UK.

Gruß DonQuixote

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 25. Februar 2012, 11:43

Hallo erst mal

DonQuixote hat geschrieben:Wenn ich in einer Woche noch nichts von meiner örtlichen Suchtberatungsstelle gehört habe, dann werde ich mal die Holzverarbeitende Industrie anrufen, die Mail auf Papier ausdrucken und der Beratungsstelle anonym in den Briefkasten werfen. Hey, vielleicht lesen die ja gar keine Mails oder sie landete im Spam-Filter wegen *hüstel* unerlaubter Medikamentenwerbung. who knows ...


Immer noch keine Nachricht von denen. Ich hab's jetzt getan, die Mail ausgedruckt und eingetütet. Sancho Panza! Rühr dich, du Tunichtgut! Wir reiten zur Stadt in dieses Räubernest!Bild

Gruß DonQuixote

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon interrupted » 25. Februar 2012, 15:44

DonQuixote hat geschrieben:Hallo interrupted

interrupted hat geschrieben:Die Frage ist evtl. etwas off Topic, aber es würde mich brennend interessieren von wo generics4all bzw. privatepharmacy.eu verschickt haben.


Die Sendung von generics4all kam in gepolstertem Brief, abgesandt in Wakefield, UK.

Gruß DonQuixote


Danke! :)

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 29. Februar 2012, 13:58

Hallo erst mal

So, ich habe nun Nachricht von meiner örtlichen Suchtberatungsstelle erhalten. Sie entschuldigen sich, dass es so lange gedauert habe. Mit dem Medikament Baclofen haben sie bis jetzt wenig Erfahrung. Jedoch, ich zitiere:

Meine Suchtberatungsstelle hat geschrieben:An unserem zweiten Standort, XYZ-Straße, wird gegenwärtig dieses Medikament sporadisch unter ärztlicher Aufsicht erprobt, dort ist es vor allem wegen täglicher Präsenz der Patienten im Rahmen der Substitutionsprogramme gut möglich und kontrollierbar.


Also ich weiß nicht, ob das meine Schuhnummer ist. Und das hier:

Meine Suchtberatungsstelle hat geschrieben:Ich empfehle Ihnen sich an Ihren Hausarzt zu wenden, dieser könnte auch in Rücksprache mit uns die entsprechende Aufdosierung vornehmen. Sollte dies nicht möglich sein, können Sie auch den HA wechseln.


reißt mich nicht grad vom Hocker. Die wichtigsten Kriterien für eine ärztliche Begleitung (z.B. Mischkonsum mit anderen Drogen, Nebenerkrankungen, Interaktion mit anderen Medikamenten, hohe Dosierung jenseits von 100 mg/Tag, übermäßiger Alkoholkonsum trotz Baclofen-Einnahme, notwendige psychiatrischer Begleitung etc.) liegen bei mir ja nicht vor. Mit meiner Dosierung bin ich mittlerweile wieder runter auf 75 mg/Tag. Das scheint gut zu funktionieren.

Ich lege in der Angelegenheit erst mal eine Denkpause ein. Wenn es was Neues gibt, melde ich mich natürlich.

Gruß DonQuixote

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon dphn » 29. Februar 2012, 15:20

So ein Gezeter um eine harmlose und unschädliche Substanz mit wenig Nebenwirkungen ist für mich auch nicht nachvollziehbar. Ich schrieb ja bereits, dass ich aufgrund meiner Ängste schneller an ne Packung Tavor oder Valium komme, als an Baclofen. Bac hilft mir insbesondere bei meinen Ängsten ganz hervorragend. Ich fühle mich sogar gesund, das war zwei Jahre ohne Bac nicht wirklich der Fall.
Die o.g. Medikamente sind Benzodiazepine. Mit denen kann ich auch nicht umgehen und werde abhängig davon. Da kann ich genauso auch saufen. Alkohol ist sogar besser geeignet, weil beim Tavor Entzug hocke ich dann mindestens ein Vierteljahr auf der Entgiftungsstation. So will man das hier aber wohl in D. Ich könnte da auch aus der Haut fahren und bestelle lieber. Augen auf beim Bestellen. Es gibt immer mal wieder Gutscheine. [smile]

LG
Dirk
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DonQuixote
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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 18. März 2012, 19:46

So, hier wieder mal ein Update.

GoldenTulip schielte gestern auf meine Statistik und fragte nach. Tja, mein Alkoholkonsum ist grad haarscharf an der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenze. Sieht alles so ein bisserl aus wie der Tanz am Rande des Vulkans, dessen bin ich mir bewusst. Es fühlt sich aber gar nicht so an. Gut, der Abschuss am 06.03.12, Schwamm drüber. Aber was ist jetzt mit dem Feierabend-Bier (0,5 Liter) aus dem inzwischen längst zwei geworden sind? Das hängt sehr stark mit kräftezehrenden kopflastigen Arbeiten der letzten zwei Wochen zusammen. Einmal die Übersetzung der Doktorarbeit und davor ein anderes, für mich noch viel schwierigeres und komplizierteres Ding (Herstellung, Darstellung und Formatumwandlung von topographischen Raster- und Vektorkarten). Beides Sachen, die nichts mit meiner beruflichen Tätigkeit zu tun haben, einfach nur Hobby.

Praktisch lief das dann so ab, dass ich mit dem ersten Bier um ca. 23:00 Uhr begann um mit dem zweiten um ca. 03:00 fertig zu sein. Ich benutzte Alkohol für so was wie ein Wachmacher. Idiotisch, nicht? Tagsüber ist Craving (fast) kein Thema. Auf einer 10-Teiligen Skala irgendwo knapp über 2. Ich bin ziemlich überzeugt, dass ich ohne diese extremen Kopfarbeiten locker wieder auf einem Bier runter bin. Aber ich muss natürlich wachsam bleiben. Einverstanden?

Ich bin zurzeit nicht berufstätig und sollte mich endlich mal „vernünftig“ beschäftigen. Wie wär‘s zur Abwechslung mit Keller oder Dachboden aufräumen? Dort sieht's echt aus wie ein Trümmerfeld *grmpf*

Die schon langsam besorgniserregend gewordene „Nebenwirkung“, dass ich sinnlos Essen in mich hineinstopfte, hat sich gelegt. War wohl nur eine Art „nervöser Reaktion“ auf das Fehlen des Alkohols. Da habe ich jetzt schon fast Hoffnung, mal ein paar Pfunde abzunehmen. Auch die ziemlich gemeinen Schlafanfälle sind, bei gleichbleibender Baclofen-Dosis, verschwunden. Rauchen ist halt noch extreheem. Na ja, ganzen Tag am Computer, Hochkonzentration, was will man?

Ganz allgemein geht’s mir zunehmend besser. Ich beginne zu spüren, wieder im Leben zu stehen. Ich bin ausgeglichener, selbstbewusster, konzilianter, verständnisvoller, geduldiger, konzentrierter, genauer und geistig ausdauernder und leistungsfähiger geworden. Dass sich eine meiner negativen Eigenschaften, von denen ich gewiss auch einen ganzen Sack mit mir rumschleppe, verschlechtert hätte, würde ich nicht sagen. Ich muss das jetzt aber noch wirklich umsetzten und endlich mal vieles allzu lange Liegengebliebenes anpacken. Wie wär‘s mal mit Job-Suche (in meinem Fall Auftraggeber-Suche)? Ich bin ja nicht „arbeitslos“ geworden, ich bin Freiberufler (Ingenieur im Bauwesen) und hatte irgendwann einfach aufgehört, neue Aufträge zu akquirieren. Ich fühlte mich nicht mehr in der Lage, nicht mehr leistungsfähig genug, meinen Job auszuführen. Geld vom Staat beziehe ich nicht. In der Schweiz ist das als Freiberufler nicht möglich, ich lebe von meinen Ersparnissen. Aber ewig kann das so auch nicht weiter gehen.

GoldenTulip fragte noch nach „Wünschen und Marschroute“

Du, ich hab keine Ahnung, so klar sehe ich das nicht vor mir, einfach mal weitermachen, irgendetwas ergibt sich schon.

Schönen Gruß in den Abend

DonQuixote

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon argentina » 18. März 2012, 21:59

Hallo Don Q,

Schön von dir zu hören und noch mal herzlichen Dank für deine Übersetzungsarbeit! Da sein dir dann auch deine 2 Bier gegönnt [biggrin]. Man muss wie gesagt ein Auge drauf haben das es nicht mehr wird und man muss mit dem Konsum leben können, was du anscheinend sehr gut kannst. Ich mache ja ähnliche Erfahrungen wie du, ich fühle mich auch so gut wie lange nicht und das macht das Leben wieder lebenswert - auch wenn manchmal eine Flasche Wein dran glauben muss [biggrin] . Ich mag mich irren, aber ich glaube auch nicht das ich jeh 100% abstinent sein werde - oder wenn erst in ferner Zukunft. Ist dies schlimm? Nein ich glaube nicht! Im Moment mache ich mir ehrlich gesagt mehr Sorgen um meine 2 Schachteln Zigaretten die ich pro Tag wegrauche, als um die Flasche Wein die ich mir ab und zu mal gönne.

Ich würde an deiner Stelle auch die positven Effekte nutzen um wieder Arbeit zu suchen. Schaden kann es ja nicht, gelle? Ich versuche auch meine positive Laune und Energie in etwas nutzvolles umzusetzen und sei es nur (ähnlich wie bei dir) mal da aufzuräumen wo man sonst nicht unbedingt aufräumt.

Na gut, dir noch einen schönen Sonntagabend,

Lg Argentina

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon DonQuixote » 8. April 2012, 17:45

Hier wieder mal neuesten News vom Ritter de la Mancha (das bin ich):

Bin vom Pferd gefallen. Autsch. [black_eye] Pferd galoppiert z.Zt. ohne mich davon und Statistik sieht auch übel aus.

Lasse mich einfach gehen. Trinkbeginn ist schon am Nachmittag. Trinkmenge gegenüber früher noch moderat. Aber ist das eine Entschuldigung? Ist das ein Weg? Nein, natürlich nicht. Bei mir ist ganz einfach der Wille zurzeit nicht da. Oder sonst irgendetwas nicht da. Ist es das Craving? Janein. Ich WILL trinken, ich MUSS es nicht. Aber ist das nicht alles nur dummes Gefasel von mir, Selbstbetrug? Nur um mir nicht einzugestehen, dass ich immer noch verdammt süchtig bin? Ich muss nicht, aber ich will? Hört sich doch auch irgendwie bekloppt an. Und was soll dieser Trost: „Aber ich trinke doch viel weniger als früher!“ Ja das stimmt schon, darüber bin ich auch sehr froh, aber HEY, Leute, ich trinke ZU VIEL, Punkt. Und es wird noch mehr werden, wenn ich nichts tue, Punkt.

Was tun? „Sofort Dosis erhöhen!“ schreit die Technik-Abteilung meines Hirns. „Mann, das ist nur Kopfsache!“ brüllt die andere Hälfte des Schädels. Vielleicht mal das Herz fragen? „Hör auf die da oben!“ hämmert’s von dort zurück. Ganz schönes Tohuwabohu [wacko]

Panik? Nein. Aber Enttäuschung schon. Baclofen alleine wird’s nicht richten. ICH muss selbst mehr für den Erfolg tun. Super-Grandiose-Geniale Erkenntnis, DonQuixote, BRAVO! Wie wenn ich es nicht schon vorher besser gewusst hätte. Jetzt erst mal Staub abklopfen und zusehen, dass ich mein Pferd wieder einfange und in den Sattel komme, es wird noch ein langer Ritt werden. Und die Tagesration wird auch erhöht (Baclofen meine ich).

DonQuixote

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Re: Erfahrungsbericht DonQuixote

Beitragvon GoldenTulip » 8. April 2012, 18:14

Lieber DQ,
willkommen im Club der vom Pferd gefallenen. Wenn es so einfach wäre - Bac rein Alk raus - würde uns hier bald der Gesprächsstoff ausgehen - und es sieht nicht so aus als wäre das in absehbarer Zeit der Fall.

Es ist keine Willensentscheidung, es ist nicht das Suchtgedächtnis, es ist keine Charakterschwäche:
Zu 99 % tippe ich auf Übung, Gewohnheit, das vertraute Gefühl "zuhause zu sein". Die allumfangenden tröstenden Arme, in die es den stärksten Ritter von Zeit zu Zeit zurücktreibt, um sich dann (spiralförmig) immer weiter davon zu entfernen. Eine Loslösungsphase, bei der man ab und an mal wieder zurückschaut, um sich seiner selbst, seiner Geschichte und Entwicklung zu vergewissern.

Gib Dir mal ein bisschen mehr Zeit. Der Nachteil reflektierten Denkens besteht in dem Irrglauben, dass Einsicht entfernt mit Umsetzung zu tun haben könnte. Ich versichere Dir, das ist nicht der Fall. Bestenfalls läuft das parallel und nicht gegeneinander. Übung und Gewohnheit sind viel kleinschrittigere Prozesse, als unser grandiöser Geist sie sich auch nur vorstellen kann. Nanobereich.

Wer öfter runterfällt, kennt sein Pferd und kann es bald von vielen Seiten besteigen [biggrin].

Aufstehen, Staub abschütteln, aufsitzen und lächelnd weiterreiten

Liebe Grüße
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz


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