Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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wiwi
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Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon wiwi » 21. Mai 2017, 21:53

Hallo zusammen,

Ich bin neu hier und suche einen Arzt, der mir Baclofen verschreibt. Ich bin 44 Jahre alt und nehme seit ca. 15 Jahren Kokain regelmäßig. Kann mir jemand einen Arzt nennen?

VG
WIWI

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DonQuixote
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Re: Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon DonQuixote » 22. Mai 2017, 21:21

Hallo Wiwi

Mit Baclofen zur Behandlung der Kokainabhängigkeit haben wir noch nicht so viel Erfahrung, aber ich kopiere Dir hier mal einen Teil eines Beitrages von @Papfl vom vergangenen Oktober rein:

Papfl hat geschrieben:Es gibt bezüglich Baclofen und Kokain ganz vielversprechende Ansätze. Um die Jahrtausendwende war das ein großes Thema. Einige Forscher(innen) sind dran geblieben, spontan fällt mir da Anna Rose Childress ein. Vielleicht kennst Du ihr beeindruckendes Video bereits. Falls nicht, findest Du es hier in der ausführlichen Fassung in unserem YouTube-Kanal, oder hier als Kurzversion im Forum.

Interessant könnte für Dich auch eine Veröffentlichung im Journal of Neuroscience aus 2014 des Teams um Anna Rose Childress sein, die Du unter anderem hier findest: Nipping Cue Reactivity in the Bud: Baclofen Prevents Limbic Activation Elicited by Subliminal Drug Cues.

Auch der etwas ältere Text Multi-center trial of baclofen for abstinence initiation in severe cocaine-dependent individuals ist nach wie vor lesenswert und im Internet frei zugänglich.

Die Vorgehensweise mit Baclofen bei Kokain ist der bei Alkohol recht ähnlich. Äquivalent zur Baclofen-Behandlung bei Alkoholabhängigkeit ist das primäre Ziel, zunächst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen. Soll heißen: Nicht erst eine Tablette schlucken, wenn das Verlangen nach Kokain "unaushaltbar" wird ("Bedarfsmedikation"), sondern quasi prophylaktisch durch eine regelmäßige Einnahme über den Tag verteilt (angelehnt an die Tabelle auf Seite 10 des Leitfadens für die Anwendung oder unsere angepassten Dosierungstabellen hier im Forum) schon im Vorfeld für einen ausgeglichenen, entspannten Gemütszustand zu sorgen, damit das Craving gar nicht erst zu stark wird.

Zumindest für die nächsten paar Monate denke ich, ist eine regelmäßige Einnahme von Baclofen gleichmäßig über den Tag verteilt sinnvoll. Baclofen ermöglicht Dir überhaupt erst ein Nachdenken vor dem Konsum und den bewussten Entschluss: NEIN, ich will JETZT nicht konsumieren. Bei Baclofen gegen Kokain-Craving reicht übrigens häufig eine relativ geringe Baclofendosis aus, die dann allerdings über Monate beibehalten werden sollte, weil gerade bei Kokain der cravingauslösende Reiz leider auch nach längerer Abstinenz noch sehr bestimmend sein kann. Nach einer gewissen Stabilisierungsphase (mehrere Monate) kannst Du dann eventuell auch mal über eine Einnahme nach Bedarf nachdenken. Das sollte aber zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Thema sein.

@jivaro hat meines Wissens schon mehrere kokainabhängige Patienten mit Baclofen behandelt und an anderer Stelle (<-- in diesen Faden kannst Du auch mal "reinlesen") unserem Forenmitglied @Versuchskaninchen (ebenfalls bezüglich Kokainabhängigkeit und Baclofen) geschrieben:

jivaro hat geschrieben:Ich möchte Dir an dieser Stelle wirklich Mut machen: Die Lust auf Kokain lässt oft sehr rasch, in einer nicht vorstellbaren Weise nach; Koks wird "fast" vergessen! Die Abstinenz ist keine Tortur mehr!

Auch in Deiner Region gibt es einen Arzt, der sich damit auskennt. Eine entsprechende Mail ging soeben an Dich raus, und zwar an die Adresse, mit der Du Dich hier im Forum registriert hattest. Alles Gute auf Deinem weiteren Weg wünscht

DonQuixote

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wiwi
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Re: Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon wiwi » 3. Juni 2017, 17:59

Hallo,

vielen Dank für die Infos.

Ich habe mir jetzt Baclofen 10 mg über eine Connection in der Apotheke ohne Rezept geholt. Ich nehme es jetzt seit 3 Tagen dreimal täglich ein und fühle mich irgendwie gepusht und euphorisiert. Gestern Abend hat dies dazu geführt, dass ich extreme Lust auf Alkohol und Zigaretten hatte. Mit dem steigenden Alkoholkonsum kam dann auch die Lust auf Koks. Das kommt bei immer mit Alkohol. Glücklicherweise konnte ich nichts organisieren. Ich hoffe, dass gibt sich mit der Zeit. Ich bilde mir aber tatsächlich ein, dass ich seit der Einnahme deutlich fitter und leistungsfähiger bin. Das ist ein ganz netter Neben effekt. Habe auch keine Lust mehr auf zuckerhaltige Softdrinks, die ich mir sonst literweise reinschütte. Das ich weniger Lust auf Koks habe, kann ich aktuell leider noch nicht feststellen.

MfG
Wiwi

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Re: Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon Lucidare » 3. Juni 2017, 18:33

Hi wiwi,

wiwi hat geschrieben:Ich habe mir jetzt Baclofen 10 mg über eine Connection in der Apotheke ohne Rezept geholt.


Wat in DE nich alles so möglich is. [cool]

Auf Koks, ohne ärztliche Begleitung. Wenigstens fängst Du moderat an.

Pass auf Dich auf und alles Gute für Dich.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon Chinaski » 3. Juni 2017, 18:34

Hallo wiwi,

wiwi hat geschrieben :. Mit dem steigenden Alkoholkonsum kam dann auch die Lust auf Koks. Das kommt bei immer mit Alkohol


Wenn du deine Trigger kennst warum rennst du dann in das offene Messer?
Baclofen und weiter wie immer das wird nicht funktionieren.

Gruß...
Chinaski

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Papfl
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Re: Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon Papfl » 3. Juni 2017, 18:51

Hallo wiwi!

Ehemals kokainabhängige Patienten vermissen oft (mehr noch als ehemals alkoholabhängige Patienten) den Kick, den Rausch, das High-Gefühl, das einem die Droge früher verschafft hatte. Das ist auch mit ein Grund, warum der Alkoholkonsum bei ehemals kokainabhängigen Patienten häufig ansteigt, wenn sie Kokain weg lassen oder einschränken bzw. die Einnahme des einen Suchtmittels nach dem anderen verlangt, um den Effekt noch zu pushen.

Diese Kicks kann Baclofen nicht ersetzen. Das Medikament kann "nur" das ständige, zwanghafte Verlangen nach der Droge eindämmen.

Wie meine Vorschreiber schon bemerkten: Um auch künftig "Highs" zu erleben, kommt man um eine gute Portion Eigeninitiative nicht herum. Leider [pardon] .

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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wiwi
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Re: Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon wiwi » 3. Juni 2017, 20:16

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Statements.

Kann sich jemand die von mir beschriebene Euphorie erklären? Die Nebenwirkungen sind doch eigentlich völlig konträr.

VG
Wiwi

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Re: Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon Chinaski » 3. Juni 2017, 21:12

Hallo wiwi,

wiwi hat geschrieben :Kann sich jemand die von mir beschriebene Euphorie erklären? Die Nebenwirkungen sind doch eigentlich völlig konträr.


Die Euphorie die du beschreibt erleben eigentlich alle die mit der Baclofen Therapie beginnen.
Diese Euphorie ist eine Begleiterscheinungen und vergeht wieder sehr schnell.
Also kein Koks Flash Ersatz auf lange Sicht.
Das Phänomen "Euphorie" wurde hier im Forum schon zahlreich beschrieben.

Gruß...
Chinaski

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Re: Wiwi hat ein Problem mit Kokain und sucht Hilfe (verschreibenden Arzt)

Beitragvon jivaro » 5. Juni 2017, 17:52

Hi Wiwi,

alle wichtigen Informationen hast Du. Nach 15! Jahren Konsum von Kokain wäre es gut eine ärztliche Begleitung zu haben. Meist beschreiben die Menschen, dass sie erst Kokain nehmen und dann Alkohol in grossen Mengen konsumieren, oft geht es wie bei Dir "Hand in Hand". Nach dieser langen Zeit haben sich sicher Gewohnheiten entwickelt, die sich möglicherweise nicht mit ein Baclofen alleine verändern lassen, ich meine u.a. sexuelle Präferenzen.
Oft gibt es auch finanzielle Schwierigkeiten.
Die beschriebene Euphorie nutzen viele Menschen zum ordnen von Dingen, die längst "überfällig" waren.

Baclofen jetzt als "Mini-Kick" zu benutzen wird auf Dauer nicht funktionieren. Ich wünsche Dir möglichst rasch eine gute Begleitung, jede Menge Geduld und Willensstärke.

Herzlicher Gruss
jivaro


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