Alwin stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Alwin
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Alwin stellt sich vor

Beitragvon Alwin » 22. Mai 2017, 18:30

Hallo,
Ich heiße Alwin, bin 65 Jahre alt und Rentner. Ich arbeite noch im sozialen Bereich, trinke seit vielen Jahren regelmäßig. Mal kontrolliert mal weniger. Früher Bier und Roséwein und häufig Wacholder oder Obstler; heute Rotwein zur Belohnung und Entspannung nach der Arbeit. Benötige aber keine Zigaretten dazu.
Der langjährige Alkoholkonsum hat mich auch geistig unbeweglich gemacht. Oft war es erforderlich, dass ich mich wieder für den nächsten Tag in Form bringen musste, um die tägliche Arbeit zu schaffen - oft habe ich auch Termine kurzfristig abgesagt. Auch Beziehungen scheiterten immer wieder am Alkohol.
Dazu kommen meine Schlafstörungen, gegen die ich Zolpidem nehme.
Als ich in dem 3Sat TV- & Kulturmagazin April bis Juni 2017 vor einiger Zeit etwas über das Medikament „Baclofen“ gelesen habe, war ich begeistert, weil ich gerne ohne die dämpfende Wirkung von Alkohol (besonders am nächsten Tag) leben und nicht mehr abhängig von Alkohol sein möchte. Ich möchte wieder wach am Leben teilnehmen.
Ich würde gerne bei einem Arzt eine Baclofen-Therapie machen, um den Alkohol hinter mir zu lassen und „frei“ von der Sucht zu werden.
Ich wäre sehr dankbar für die Adresse eines Arztes, der die Therapie unterstützt.
Grüße
Alwin

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Lucidare
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Re: Alwin stellt sich vor

Beitragvon Lucidare » 23. Mai 2017, 07:05

Moin Alwin,

herzlich willkommen im Forum.

Unser Admin @DonQuixote wird sich sicher bald bei Dir melden. Falls Du zwischenzeitlich Fragen hast, frage einfach. Es wäre hilfreich, wenn Du Deinen derzeitigen Konsum ein wenig näher beschreiben könntest, also wie oft und in welcher Menge ect.. Natürlich nur, wenn Du magst.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Papfl
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Re: Alwin stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 23. Mai 2017, 17:17

Hallo Alwin!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Leider vergessen Ärzte und Therapeuten allzu oft die Biochemie, die sich bei abhängigen Menschen über die Jahre verändert hat und die sich als scheinbar unüberwindbare "Hürde" beim Kampf um die Abstinenz entpuppt. Oder sie wissen es einfach nicht [unknown] , weil sie in punkto Sucht auf dem Stand ihrer Approbation stehen geblieben sind und die neuen Entwicklungen im Bereich Hirnchemie, Stoffwechsel, Neurobiologie etc. seit der Jahrtausendwende nicht mehr verfolgt haben.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Da wir die Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann mit allen Infos bei Dir melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl

P.S. Zolpidem (Stilnox®) kann übrigens auch abhängig machen [shok] . Bei Baclofen ist das nicht der Fall. Da das Medikament nicht an GABA-A-Rezeptoren sondern im GABA-B-System wirkt, besteht kein Suchtpotential. Baclofen hat auch keine berauschende Wirkung. Und es gibt keine Toleranzentwicklung. Wer einmal seine ideale persönliche Dosis gefunden hat, kann dabei bleiben und muss nicht immer mehr zu sich nehmen, um "wieder" Wirkung zu spüren.
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Alwin stellt sich vor

Beitragvon Alwin » 23. Mai 2017, 17:53

Hallo Lucidare,
danke für Deine Nachricht. Mein Rotweinkonsum beträgt täglich eine Flasche. Manchmal etwas mehr. An den Wochenenden oft bis zu zwei Flaschen am Freitag und Samstag. Sonntags nur eine Flasche oder etwas (ein Glas) mehr, weil ich montags eben arbeiten muss. Ich habe immer einen kleinen Vorrat, der mir "Sicherheit" gibt.
Viele Grüße
Alwin

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Re: Alwin stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 23. Mai 2017, 18:05

Hallo nochmal, Alwin!

Da Du momentan noch trinkst, hier der wichtige Hinweis, bitte nicht abrupt mit dem Alkoholkonsum aufzuhören, weil das gefährlich werden kann (Stichworte: Krampfanfall, Delir). Man kann eine Baclofen-Therapie bei - für alkoholabhängige Personen - "mäßigem" Konsum (eine Flasche Wein am Tag würde ich da gerade noch dazu zählen) auch nach der Devise "So viel Alk wie nötig, so wenig wie möglich" beginnen, d.h. den Alkohol langsam reduzieren und das Medikament gemäß den bewährten Dosierungstabellen parallel dazu langsam einschleichen:

Gut möglich, dass Du nach dieser Methode in ein paar Wochen komplett auf den Alkohol verzichten kannst.

Papfl
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Re: Alwin stellt sich vor

Beitragvon Alwin » 23. Mai 2017, 18:33

Hallo Papfl,
besten Dank für Deine Nachricht mit den Hinweisen zur Baclofen-Therapie. Ich werde mich damit informieren und auseinandersetzen, weil ich mehr darüber wissen möchte, was die Therapie ausmacht und bedeutet und wie sie hilft.
Allerdings bin ich auch der Meinung, dass ich mein Problem mit dem Alkohol nicht einzig mit einer "Tablette" lösen kann.
Aber, ein Umdenken hat schon begonnen. Das merke ich selbst an und in mir und darüber bin ich froh.
Viele Grüße
Alwin

Gerade habe ich auch Deine zweite Nachricht erhalten, Vielen Dank.

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Re: Alwin stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 23. Mai 2017, 22:56

Hallo Alwin

Vielen Dank für Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes. Damit konnte ich Dir soeben eine Mail mit Arztvorschlägen für Deine Region zusenden, und zwar an die Mail-Adresse, mit der Du Dich hier im Forum registriert hattest. Und ja klar „einzig mit einer Tablette" ist das Problem noch nicht aus der Welt geschafft, aber Baclofen schafft für den Ausstieg aus der Alkoholabhängigkeit schon mal sehr gute Voraussetzungen.

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