Wild Child + Baclofenstart

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 30. März 2017, 16:21

Hi zusammen, [hi_bye]

Lucidare hat geschrieben:Diese Situation kann man durchaus als "Hamsterrad" bezeichnen. Der Alk macht die Seele rauh und empfindlich, verändert das Wesen, man ist schnell genervt und ungeduldig, wird änsgtlich und das schlechte Gewissen gibt es gratis dazu. Dann auch noch der Frust, dass es mit der Baclofen-Therapie nicht so richtig vorangeht. Das erzeugt ein gewisses Grundrauschen.


Das ist echt treffend ausgedrückt. Als Hamsterrad habe ich meine Situation selbst vor kurzem bezeichnet. Ich renne weiter, obwohl mir das Tempo viel zu schnell ist und ich merke wie meine Kräfte nachlassen.
Aber stehen bleiben geht auch nicht, aus Angst vor Überschlag.
Wahrscheinlich hattest Du es aber nicht präzise so gemeint. Für mich fühlt sich das gerade so an und das kenne ich auch aus so einigen anderen Situationen in meinem Leben.

Und was die Auswirkung von Alkohol anbelangt, stimmt das total was Du schreibst. Im Augenblick entlastet er und glättet die Seele. Aber eigentlich macht er sie kaputt. Und dann braucht man ihn, um überhaupt noch funktionieren zu können. Da kann wohl jeder hier sein ganz eigenes Lied von singen.

Grundrauschen aus Frust, Angst und Gereiztheit? Ja, stimmt leider auch.
Was soll ich sagen? Stimmt alles, was Du geschrieben hast.

Aber das Gefühl, dass man echt ein Arsch sein muss, um klar zu kommen, bleibt trotzdem bestehen. Ich bin ja eigentlich ganz froh, dass ich gerade nicht mehr alle Wut mit mir selbst ausmache, sondern das auch mal zeige, wenn andere über meine Grenzen latschen, mich ignorieren oder einfach nur mies behandeln.
Trotzdem will ich kein Arsch sein. Davon gibt es schon genug auf der Welt. Damit hat sich jemand echt vertan. Letztlich geht es für mich darum ein vernünftiges Gleichgewicht zu finden.
Mehr emotionaler Abstand wäre schon gut. :grbl

Liebe Grüße
Wild Child

Bild
"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Lucidare » 30. März 2017, 18:14

Hi Wild Child,

die Karikatur ist echt spitze! [lol]

Wild Child hat geschrieben:Was soll ich sagen? Stimmt alles, was Du geschrieben hast.


Der untere Teil der Geschichte auch?

Trotzdem will ich kein Arsch sein.


Nein, charmanter Popo geht auch. Hört sich auch wesentlich freundlicher an. :vic

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 30. März 2017, 19:48

Hi zusammen,

und *lach*: Ja,ich liebe diese Karikatur auch sehr!
Und charmanter Popo klingt doch schon wesentlich besser....
Damit könnte ich mich schon fast identifizieren! Ist wohl die Königsdisziplin das Ganze nonchalant rüber zu bringen. doppd

Der "Rest der Geschichte" ist aus meinem Erfahrungsbereich so weit weg, dass ich es gar nicht beurteilen kann. Ich finde es klingt gut.
[sorry]

Kampf klingt wohl deshalb nach Aggression - und nach Anstrengung und Angst - weil er das ist.
Mein "täglich Brot" seit sehr sehr langer Zeit.
Würde ich nicht gegen mich selbst und die Dämonen in mir kämpfen, wo wäre ich dann wohl jetzt?
Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.
Vielleicht käme ja dann, wenn ich aufhöre zu kämpfen, ein "ultimativer Absturz", der dann tatsächlich mal von anderen Menschen aufgefangen werden würde.
Und ich dürfte vielleicht ein "Getragen sein" erleben....den echten Umbruch, der mir Vertrauen zurück geben würde sozusagen.
Kurz weh tun beim Aufprall, aber dann der Wiederaufbau auf festem Boden?
Vielleicht.*lach*. Ich glaube da nicht dran.

Wahrscheinlich käme dann der endgültige Absturz ohne Halt und ich ende sabbernd in der Geschlossenen! Da, wo mich etliche schon vor langer Zeit gesehen haben!
Das halte ich für sehr viel wahrscheinlicher als einen positiven Ausgang.
Bei all den Abstürzen, die ich erlebt habe, war Hilfe selten bis gar nicht vorhanden...
Egal wie sehr ich sie gebraucht hätte. Aber wer weiß schon, "was wäre wenn..."?

Never change a running system...und Totgesagte leben länger.
Und deshalb "kämpfe" ich.
Auch aus der Geschlossenen habe ich mich rauskämpfen können.
Es war ein sehr harter und ein sehr langer Kampf, der immer noch andauert.
Aber er war gut und richtig. Glaub ich.
Im Ergebnis steht ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung. Ich erhalte mich selbst aus meiner Arbeitskraft heraus und bin auf keine "Betreuung" angewiesen.
Mit Abstrichen schon, ja!
Besonders, was meinen Alkoholismus anbelangt.
Aber ist das nicht immer noch besser, als ohne Alternativen in der Geschlossenen zu hocken???

Kraft aus der Erkenntnis gewinnen, dass ich was ändern muss?
Diese Erkenntnis ist leider nichts Neues für mich.
Dabei habe ich diesmal so viel mehr Unterstützung dabei, als jemals zuvor.
Keine Pole-Position, aber immerhin noch im Rennen.
:grbl [black_eye]
Aber Umsetzten in die entsprechende Handlung bzw. Unterlassung klappt nicht. Wie sollte ich Kraft aus einer Erkenntnis ziehen können, die ich nicht in die Tat umsetzen kann???

Ich will hier nicht zu negativ rüberkommen. Das bin ich gar nicht.
Ich bin froh, dass ich diese Chance bekomme und werde es weiter versuchen.

Die Angst, es nicht zu schaffen ist sehr groß. Ich habe keinen größeren Kritiker als den in mir selbst.
Aber genau den kann weder ich, noch irgendwer sonst zum Schweigen bringen.
Der ist genau so ein beharrlicher Begleiter in meinem Leben wie die Sucht.
[sorry]

Liebe Grüße und vielen Dank
Wild Child
"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Lucidare » 31. März 2017, 14:07

Hi Wild Child,

Wild Child hat geschrieben:Würde ich nicht gegen mich selbst und die Dämonen in mir kämpfen, wo wäre ich dann wohl jetzt?
Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.


Die Angst, es nicht zu schaffen ist sehr groß. Ich habe keinen größeren Kritiker als den in mir selbst.
Aber genau den kann weder ich, noch irgendwer sonst zum Schweigen bringen.
Der ist genau so ein beharrlicher Begleiter in meinem Leben wie die Sucht.


ich kopier' jetzt der Einfachheit halber mal was rein:

Lucidare hat geschrieben:Ich habe mir mal die Frage gestellt, warum warst Du so, warum bist Du immer wieder über Deine eigene Leistungsgrenze gegangen? In Südamerika kauen Sie Kokablätter, unsereiner hat einen Drink genommen. Ich glaube die Antwort darin gefunden zu haben, dass ich meine Angststörung als zu großen Makel empfunden habe. Ich wollte einfach "normal" wirken. Was wiederum blöd ist, wen man nicht wirklich weiß, was "normal" ist. Wenn man meint, man ist nie gut genug oder man hat nie genügend getan, vor allem vor sich selbst, ergibt sich daraus eine nach oben offene Richterskala, die in das Unendliche reicht. Daraus ergab sich dann auch die Schwierigkeit, meine eigenen Leistungen anzuerkennen. Dieses tiefe Gefühl der Befriedigung, genug geleistet zu haben, gab es für mich nicht. Belohnungstrinken war die Alternativ.


Und bitteschön keiner soll merken, dass ich krank bin. Fatale Situation. So war das bei mir jedenfalls. Du hast ja auch noch das eine oder andere Päckchen zu tragen und das mit der Selbstkritik kann ich vollends nachvollziehen. Man kämpft gegen sich selbst, verliert und ist dann auch noch sauer auf sich selbst. [wacko] Ich habe eher anderen verziehen, als mir selbst.

Im Ergebnis steht ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung. Ich erhalte mich selbst aus meiner Arbeitskraft heraus und bin auf keine "Betreuung" angewiesen.


Ist das nicht ein Grund ein bisserl Stolz zu sein. [angel] Ich weiß, auch das kann schwierig sein.

Kraft aus der Erkenntnis gewinnen, dass ich was ändern muss?
Diese Erkenntnis ist leider nichts Neues für mich.


Es gibt eine Menge Leutchen die das nicht erkennen oder sich aufgeben oder aus Egoismus nix tun. [pardon]

Aber es wird so langsam nach und nach zumindest etwas weniger. Zufrieden bin ich damit nicht.


Auch kleine Erfolge sind Erfolge. So zack, zack, heute die Pille und übermorgen um 8:00 ist alles erledigt, funktioniert in den seltensten Fällen. [mocking]

Ich will hier nicht zu negativ rüberkommen. Das bin ich gar nicht.
Ich bin froh, dass ich diese Chance bekomme und werde es weiter versuchen.


Nö, bei mir nicht. Du machst auf mich einen ziemlich reflektierten Eindruck.

Aber heben sich Bac und Alkohol nicht auch irgendwie gegenseitig sozusagen auf?
Also ist es doch das Blödeste, was man machen kann, zu trinken und Baclofen zu nehmen.


Ja, Alkohol antagonisiert die Wirkung von Baclofen. Hebt Sie also auf. Der Plan ist, Baclofen laut Dosierungstabelle einzuschleichen und gleichzeitig den Alkohol auszuschleichen. Nicht der Plan ist, die Alkoholmenge gleichbleibend zu lassen oder zu erhöhen und gleichzeitig die Dosis in das Unendliche zu steigern. Wenn man nach Plan vorgeht, "gewinnt" Baclofen dann die Oberhand und kann seine Wirkung entfalten. Obwohl ich Zweilfel hege, dass diese Taktik bei z.B. 2-3 Flaschen Wodka am Tag aufgeht.

Ist wohl die Königsdisziplin das Ganze nonchalant rüber zu bringen.


Alles Übungssache. :wink:

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Chrissie16
Beiträge: 41
Registriert: 25. September 2016, 08:14
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 6 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Chrissie16 » 1. April 2017, 08:10

Wild Child, über Wut habe ich mir auch viele (besorgte) Gedanken gemacht.
Sie kommt bei mir einfach aus dem Nichts und ich kann zum Feuerball werden.
Das ist seit gestern anders, plötzlich kann ich das Ganze völlig anders sehen:

https://www.sein.de/wut-die-missverstandene-emotion/

LG, Chrissie

Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 1. April 2017, 08:59

Hallo zusammen! [hi_bye]

Hallo Lucidare und Chrissie!
Vielen Dank für Eure umfangreichen Antworten. Das ist unglaublich. Ich habe mich lange nicht mehr getraut, hier zu schreiben, weil ich dachte, dass ich auch das "falsch" mache. Dass niemand was mit meinem Schreiben anfangen kann und ich dann alleine bleibe, mit dem Gefühl, dass ich Quatsch geschrieben habe.
**Lach** Lucidare hat dazu so einiges Passendes geschrieben.
Ich habe ja dann doch wieder geschrieben und mir einfach gesagt: Ist doch egal. Dann antwortet halt keiner, aber ich bin es wenigstens mal los. Reicht doch!

Und dann das.
Es ist so viel, was ich darüber denke. Auch der Beitrag mit der Wut. Es stimmt ja. Wer keine Wut zeigt, tritt auch nicht wirklich in Beziehung. Wut ist sehr vorbelastet. Als Opfer von unkontrollierten Wutanfällen und gleichzeitig auch selbst ein jähzorniges Kind, habe ich mir das im Erwachsenenalter mehr und mehr verboten. Über Dampfkessel die erhitzt werden und was dann unweigerlich irgendwann passiert, brauche ich hier wohl niemandem etwas erzählen.
Ich habe Angst vor meiner Wut. Sie ist mit Scham verbunden.


Meine Ärztin hat mir das übrigens auch gesagt: Ich muss jetzt langsam tun mit Baclofen. Der Konsum muss runter. Beides zusammen kann üble Nebenwirkungen habe.
Ich habe heute morgen noch mal um 5mg auf 25-20-25-20 erhöht. Dann werde ich es erst mal einfrieren, bis ich mit weniger Alkohol auskomme.


Ich würde gerne mehr schreiben, es gibt so viel zu Euren Antworten zu sagen. Aber das läuft nicht weg.

Gerade ruft mein Leben und ein paar Aufgaben warten,
bis mein Freund am Nachmittag kommt - ab da ist trocken bleiben auch kein Problem mehr.
Aber es geht mir gut heute. Bis zum Nachmittag halte ich es aus.
Und auf meine Aufgaben habe ich sogar Lust. Griiins. Keine Ahnung, was los ist. Vielleicht der Frühling?
Egal....genießen! [smile]

Ich wünsche Euch allen ein schönes, sonniges Wochenende.
Liebe Grüße

Wild Child
"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Lucidare » 1. April 2017, 20:36

Wild Child hat geschrieben:Egal....genießen! [smile]


[good]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 2. April 2017, 12:01

Hallo zusammen! [hi_bye]


Lucidare hat geschrieben:Und bitteschön keiner soll merken, dass ich krank bin. Fatale Situation. So war das bei mir jedenfalls. Du hast ja auch noch das eine oder andere Päckchen zu tragen und das mit der Selbstkritik kann ich vollends nachvollziehen. Man kämpft gegen sich selbst, verliert und ist dann auch noch sauer auf sich selbst. [wacko] Ich habe eher anderen verziehen, als mir selbst.


Ich finde es gar nicht so schlecht, dass andere andere nicht merken sollen, dass ich krank bin. Besonders im Job.
Ich glaube, das wäre sonst so, dass ich entweder einen "Mitleidsfaktor" bekäme und / oder nicht ernst genommen werden würde = Entwertung.
Das erste mal, wo ich einen "Profit" aus meinen Störungen gezogen habe, war als ich für einen Schwerbehinderten Ausweis gekämpft habe. Und ihn bekommen habe!
[angel]
Es war schwer, der Moment im Personalbüro und bei meinem Chef.... Es zu zeigen, es zu sagen. Glücklicherweise hat mich aber keiner gefragt warum - so oder so: Ich hätte es nicht gesagt.
Nun bekomme 5 Tage mehr Urlaub im Jahr und nur darum ging es mir.

Was ich sagen will ist, dass mir bewusst ich, dass es für mich schwerer ist als für andere. Aber ich sehe auch andere, die sich auf ihre Krankheit hinausreden. Und sowas mag ich nicht.
"Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden".
Hab es ja schon geschrieben: Wo wäre ich heute, wenn ich nicht gekämpft hätte? Um ein "normales" Leben.


Wild-Child hat geschrieben:Im Ergebnis steht ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung. Ich erhalte mich selbst aus meiner Arbeitskraft heraus und bin auf keine "Betreuung" angewiesen.

Lucidare hat geschrieben:Ist das nicht ein Grund ein bisserl Stolz zu sein. [angel] Ich weiß, auch das kann schwierig sein.


Doch, Lucidare. Danke für die Anmerkung.
[smile]
Es ist ein Grund stolz zu sein. Und das bin ich auch. Jedenfalls dann wenn ich auf diese Art zurückblicke, darauf hin, wo ich herkomme, wo ich schon war und wo ich heute bin.
Das hätte niemand je geglaubt und ich am allerwenigsten.

Aber das spielt im Alltagserleben doch überhaupt keine Rolle.
Im Alltag spüre ich meine Verfehlungen. Ich sehe meinen Alkoholismus.
Dass das ein großer Auslöser für Scham und Schuld ist, wissen wir alle.

Klar werden überall Drogen konsumiert. Jedes Volk hat da so seine eigenen speziellen. Es gibt bestimmt eine Menge Kiffer zum Beispiel, die gut und gechillt durchs Leben gehen und sich kein Problem daraus machen. Ist auch toll, wenn das funktioniert. Ich bin die letzte, die da den Moralapostel spielen will.

Dazu sind meine Alkoholmengen im Vergleich zu anderen Spritis extrem gering.
Allerdings nehme ich aber auch einiges an Tabletten ein, bei denen im Beipackzettel steht, dass man keinen Alkohol trinken darf, weil die Wechselwirkung unvorhersehbar sind, wie zum Beispiel ein Antidepressivum und Methylphenidat wegen ADHS. Regelmäßig.

Ich habe eine beginnende Neurophatie. Heißt, dass meine Arme und Hände nachts einschlafen.
Dazu manchmal Taubheitsgefühle in den Händen, einschlafende Beine und Füße tags sowie gelegentliche Gleichgewichtsstörungen.
( Damit meine ich jetzt nicht die, die man hat, wenn man betrunken ist).
Ich weiß, dass das von der Kombi aus Alkohol und Tabletten kommt, weil das vor sehr langer Zeit schon mal genau so war, als ich Alkohol mit einer Menge Rohypnol zusammen genommen habe.
Ein Liter Wein, manchmal mit Bier und Cognag zusammen durcheinander am Abend ( zum Lernen am Schreibtisch ) und tagsüber mehrere 2mg Rohypnol Tabletten: Damit habe ich mein Abitur dann letztlich trotz ausgeprägter Sozialphobie doch noch geschafft.
Und die Symptome gingen dann vorbei, als ich mit dieser Kombi aufhörte. Oder es zumindestens seltener und weniger wurde.
Der Zusammenhang zwischen meinem Konsum und diesen speziellen Symptomen ist einfach nicht zu leugnen!!

Auch wenn meine Mengen vergleichsweise gering sind. Sie haben Folgen. Folgen die ich spüre.
Nicht nur das körperliche, sondern auch das geistige, seelische. Blackouts, Konzentrationsschwierigkeiten, Fehler.
Alkohol macht alles kaputt. So nach und nach. Schleichend. Man merkt es kaum und bringt es wenig mit ihm in Verbindung.
Im Alltag empfinde ich das nicht so. Ich leide, kämpfe, bringe alles auf an Disziplin und Kraft, was ich habe, um meinen Job zu schaffen.
Ich schäme mich, habe Schmerzen und Angst vor Entdeckung und auch vor weiterem Verfall.
Aber dann, nach Feierabend, wenn ich dann trinke, dann wird es endlich leicht.
Ich kann im Augenblick sein, mache mir keine Sorgen, darf einfach endlich da sein.
Alkohol nimmt mich in den Arm, tröstet und zeichnet weich. Sanft. Einfach.
Etwas Musik dazu und dann geht auch der Haushalt noch.
Viel zu einfach. Kostet nicht viel, ist immer verfügbar.
Und, was macht denn der eine Tag heute schon noch aus?
Die typische Suchtgedanken eben: "Morgen höre ich auf, e h r l i c h ".

Meinen Alkhoholkonsum schreibe ich seit Sommer 2016 akribisch auf.
Ich errechne mir den Wochendurchschnitt um eine überschaubare Vergleichszahl zu haben.
Im Ganzen ist es seit dem wie bei jedem anderen Süchtigen auch: Langsamer aber stetiger Anstieg.
Seit Mitte Januar 2017 nehme ich Baclofen. Steigere in ganz langsamer Dosierung hoch.
Immer getreu dem Leitfaden und Abstimmung mit meiner Ärztin. Manmal auch mit Stopps, wenn es Unsicherheiten gibt.
Seitdem ist der durchschnittliche Konsum minimal gesunken.
Trendlinien lügen nicht!
Minimal - wirklich nur minimal. Aber gesunken.

Trotzdem habe ich Angst. Gerade weil der Konsum eigentlich mehr hätte sinken müssen. Andere Dinge ändern sich. Ich stehe gerade erst wieder auf.
Ursprünglich wollte ich nur aufhören zu trinken wegen meines Jobs, damit ich den nicht verliere.
Ich wollte überhaupt gar keine Hoffnung mehr haben.
Ich wollte nicht wieder aufsteigen aus meinem Sumpf und Loch:
Wenn ich nicht aufsteige, kann ich auch nicht wieder hinfallen.

Aber inzwischen ist so viel mehr daraus geworden. Darin finde ich mich noch nicht wirklich zurecht.
Auf einmal möchte ich wieder was vom Leben. Habe Hoffnung und damit eben auch Angst.
Es ist alles eingerostet.
"Wer sich nicht bewegt fühlt seine Fesseln nicht."
Daran habe ich mich gehalten. Jahrelange. Aber jetzt bewege ich mich und ecke überall an.
Es tut weh. Es ist schrecklich schwierig und ungewohnt. Es ist unsicher und mühsam.
Aber aufgeben will ich nicht.

Liebe Grüße von
Wild Child

Der Name kommt übrigens von Enyas: "Wild Child"
"Ever close your eyes
Ever stop and listen
Ever feel alive
And you've nothing missing
You don't need a reason
Let the day go on and on"

[url=Ever close your eyes Ever stop and listen Ever feel alive And you've nothing missing You don't need a reason Let the day go on and on]Enya "Wild Child"[/url]
"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]

Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 2. April 2017, 12:04

"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]

Benutzeravatar

jivaro
Beiträge: 182
Registriert: 17. August 2011, 22:07
Hat sich bedankt: 59 Mal
Danksagung erhalten: 171 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon jivaro » 3. April 2017, 00:05

Wild-Child hat geschrieben:Ich stehe gerade erst wieder auf.

Wie schön. Niemand sagt, dass das leicht ist. Hab Mut!

Wünsche Dir einen guten Start in die Woche und jede Menge GGG...
Lieben Gruss
jivaro

Benutzeravatar

laggard
Beiträge: 422
Registriert: 26. März 2016, 21:11
Hat sich bedankt: 212 Mal
Danksagung erhalten: 68 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon laggard » 3. April 2017, 23:34

Hallo Wild Child [hi_bye]
auch wenn hier mal keiner antwortet, wird es von vielen gelesen
...also weiterschreiben good
In deiner berufl Situation finde/fand ich mich wieder ...allerdings hat sich die Situation vor ca 1,5 Jahren erheblich zu meinen Gunsten verändert
Der Job bzw das Verhältniss zu meinem Chef war damals nur unter Alkohol zu ertragen
Er war damals meine Stütze /meine Lösung
Wie oft in meinem Leben
Heute brauche ich ihn eigentlich nicht mehr
Er ist aber geblieben und ich weiss zZ nicht , wie ich ihn los werde [unknown]
Ich bin in Psychotherapie und erhoffe mir hier Hilfe
Das ist aber ein anders Thema

jivaro hat geschrieben:Aber dann, nach Feierabend, wenn ich dann trinke, dann wird es endlich leicht.
Ich kann im Augenblick sein, mache mir keine Sorgen, darf einfach endlich da sein.
Alkohol nimmt mich in den Arm, tröstet und zeichnet weich. Sanft. Einfach.
Etwas Musik dazu und dann geht auch der Haushalt noch.
Viel zu einfach. Kostet nicht viel, ist immer verfügbar.
Und, was macht denn der eine Tag heute schon noch aus?
Die typische Suchtgedanken eben: "Morgen höre ich auf, e h r l i c h ".


Ein Bekannter(mittlerweile trocken) hats mal so ausgedrückt:Wenn alles warm und weich wird
Aber gerade mit diesem Verhalten verlierst du regelmässig deine MItte /dein Selbstbewusstsein/dein Ich

Wahrscheinlich kommen die ersten Zweifel an Bac
..alles nur eine Frage der Dosis/Verträglichkeit
Bei mir kam der Durchbruch bei 125 mg

Bleib dran .... doppd

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Lucidare » 4. April 2017, 12:33

Hi Wild Child,

Ich finde es gar nicht so schlecht, dass andere andere nicht merken sollen, dass ich krank bin. Besonders im Job.
Ich glaube, das wäre sonst so, dass ich entweder einen "Mitleidsfaktor" bekäme und / oder nicht ernst genommen werden würde = Entwertung.


Ich habe mich da wohl ein bisschen falsch ausgedrückt. Ich meine nicht extern, sonder intern. Mehr gegen einen selbst gerichtet. Wenn der/die Gesunde das kann, muss ich das auch können um zu beweisen, dass ich nicht krank bin.

Das erste mal, wo ich einen "Profit" aus meinen Störungen gezogen habe, war als ich für einen Schwerbehinderten Ausweis gekämpft habe. Und ihn bekommen habe!


Hast Du Dich schon mit der Tatsache arangiert, dass es einen Grund gibt, warum die SBA's nicht flächendeckend verteilt werden? :wink:

Was ich sagen will ist, dass mir bewusst ich, dass es für mich schwerer ist als für andere. Aber ich sehe auch andere, die sich auf ihre Krankheit hinausreden. Und sowas mag ich nicht.
"Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden".
Hab es ja schon geschrieben: Wo wäre ich heute, wenn ich nicht gekämpft hätte? Um ein "normales" Leben.


Das mit dem "Normal" ist nun mal philosophisch. Sicher möchte man normal sein. Was das ist, kann ich mir aber selbst noch nicht einmal schlüssig beantworten. Im Rahmen einer Gesundung möchte (oder eher "will") man verlorene Räume zurück haben und neue erobern. Das Problem für mich ist nur, das die Anzahl der Räume ungefähr gegen unendlich geht. Muss ich wirklich jeden betreten, nur um mir zu beweisen, dass ich es kann? Das wäre eine ganz schöne Hetzerei. Bestimmte Räume werde ich auch nie weder betreten. Die Türen habe ich eigenhändig zugenagelt. Ich bin das eher langsam angegangen. Kein riesen Wohnzimmer, das Kleine reicht auch vorläufig und ist wesentlich leichter aufzuräumen. Wenn das gut läuft, kann man sich immer noch vergrößern. Hauptsache ich kann mich im Kleinen bewegen. Was nützt mir das Große, wenn ich wegen psychosomatischer Beschwerden eh nur auf dem Sofa liege. Frau, Kind, Haus bauen und einen Baum pflanzen. Dinge, die laut Volksmund ein "Mann" tuen soll. Habe ich alles durch und bis auf die Kids, diese freche Brut, hat mich das nicht wirklich happy gemacht. Ich dacht immer, wenn man "normal" ist, muss man sowas machen...

Es ist ein Grund stolz zu sein. Und das bin ich auch. Jedenfalls dann wenn ich auf diese Art zurückblicke, darauf hin, wo ich herkomme, wo ich schon war und wo ich heute bin.
Das hätte niemand je geglaubt und ich am allerwenigsten.


Genau. Jeden Morgen den ich aufstehe stelle ich mir vor, dass ich auch ganz woanders sein könnte. In der Klinik z.B.. Und jeden morgen freue ich mich, dass es nicht so ist. [smile]

Dazu sind meine Alkoholmengen im Vergleich zu anderen Spritis extrem gering.
Allerdings nehme ich aber auch einiges an Tabletten ein, bei denen im Beipackzettel steht, dass man keinen Alkohol trinken darf, weil die Wechselwirkung unvorhersehbar sind, wie zum Beispiel ein Antidepressivum und Methylphenidat wegen ADHS. Regelmäßig.


*grmpff* Ich möchte an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass die Wirkung dieser Mittel durch den Alkohol durchaus zerschossen wird. :grbl

Auch wenn meine Mengen vergleichsweise gering sind. Sie haben Folgen. Folgen die ich spüre.
Nicht nur das körperliche, sondern auch das geistige, seelische. Blackouts, Konzentrationsschwierigkeiten, Fehler.


Im Alltag empfinde ich das nicht so. Ich leide, kämpfe, bringe alles auf an Disziplin und Kraft, was ich habe, um meinen Job zu schaffen.


Hier ergibt sich durchaus, sorry, ein Widerspruch. Das Hamsterrad. Auf der einen Seite schwächt man sich um auf der andere Seite viel kostbare Energie aufzuwenden, um die Schäden so gering wie möglich zu halten. [pardon]

Aber jetzt bewege ich mich und ecke überall an.
Es tut weh. Es ist schrecklich schwierig und ungewohnt. Es ist unsicher und mühsam.


Ja sicher. Deswegen soll man auch langsam machen. Je mehr Tempo, desto schmerzhafter die Ecke. :wink:

Ich wollte überhaupt gar keine Hoffnung mehr haben.


So blöd wie sich das anhört, aber das war für mich ein Schlüssel zum "Erfolg". Ich habe von mir nichts mehr erwartet. Ich habe aufgehört zu Kämpfen. Ich habe der Angst gesagt, tobe Dich aus, Du hast gewonnen. Was sie dann auch getan hat. Und wie. Lustig ist anders. Da ich von mir nichts, überhaupt nichts mehr erwartet habe, war alles was danach gekommen ist, mehr wie ich erwarten konnte.

Auf einmal möchte ich wieder was vom Leben.


Dieser Laden hat aber keinen Ladenschluß. Der hat 7/24 geöffnet. Also kein Grund zu Hamsterkäufen. [mocking]

LG

P.S.: Ich weiss, das Leben ist endlich. Da denken wir jetzt aber mal nicht dran. [angel]
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 4. April 2017, 15:46

Hallo Forum [hi_bye]

Und danke an jeden der meinen Endlos-Text gelesen hat. Echt Respekt!
Und auch vielen Dank an die Antworten! good

Ja, ich habe da ja schon diesen Schlenker in meiner Einstellung gemacht und nutze das Forum jetzt dafür, mir Dinge von der Seele zu schreiben und mir Anregungen und neue Perspektive reinzuholen.

Man kann die Frage nach "Normalität" durchaus philosophisch betrachten.
Es gibt eine Menge innerer Ebenen, in denen ich wirklich gar keine Ahnung habe, was das wohl heißen mag.
Beim äußeren Rahmen weiß ich aber, was es für mich heißt,
vielleicht war das aber so auch einfach schlecht formuliert.
Vielleicht sollte ich es eher den "Mindeststandard" nennen, den ich brauche und will:
Selbstständig und finanziell unabhängig sein, meinen Job gut machen, Körper und Haus einigermaßen in Ordnung haben, nicht mehr Schmerzen erleiden müssen, als unvermeidbar sind und bei anderen möglichst wenig Schaden anrichten.

Das wird durch den Alkohol gefährdet.

Und das war der einzige Grund, warum ich damit aufhören wollte.
Jetzt merke ich aber, wie schwierig es ist aufzuhören, mit dieser Einstellung, dass ich eigentlich nur funktionieren möchte.
Es ging mir nicht darum, Lebensqualität zu bekommen, neee...wollte ich gar nicht.
Bloß kein Wohlgefühl oder Freude mehr zulassen. Kann ja nur im Absturz enden. War ja immer so.
Wer liegen bleibt, kann schließlich nicht mehr hinfallen, oder? Zwingend einfache Logik.
Im Winter kann man dann den Ofen auch mal auslassen.
Und Menschen kann man sich auch sehr leicht vom Hals halten. Möglichst weit weg -am Besten gar keinen Kontakt mehr.
Unternehmungen? Neues entdecken oder ausprobieren? Wozu? Saufen reicht doch vollkommen aus als Freizeitbeschäftigung.

Leben ist für mich wie Gartenarbeit:
Ich tue es nur, weil es sich nicht vermeiden lässt. Die Biotonne muss halt voll werden.

Sicher könnte man jetzt Argumente hervorholen, warum der Vergleich hinkt.
Das ist aber wirklich nicht nötig.
Gerade war ich aus oben genannten Gründen im Garten und ich finde, dass das für mich der perfekte Vergleich ist: "Hoffentlich bin ich bald fertig mit dem Scheiß hier."
Es ist halt nicht mein Ding. War es nie. Nun hab ich aber nun mal diesen Garten ( dieses Leben),
muss ich halt mit fertig werden.

Ich bin trotzdem froh, dass ich mich wieder traue auf zustehen.
Auch wenn ich dann wieder hinfallen kann - und sicher auch noch oft genug werde.
Leben ohne Hoffnung ist ein einziges Jammertal ... jedenfalls für mich.

Liebe Grüße und genießt die Sonne [smile]

Wild Child
"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Lucidare » 4. April 2017, 19:09

Hi Wild Child,

Wild Child hat geschrieben:Ja, ich habe da ja schon diesen Schlenker in meiner Einstellung gemacht und nutze das Forum jetzt dafür, mir Dinge von der Seele zu schreiben und mir Anregungen und neue Perspektive reinzuholen.


Ich hoffe, es bleibt dabei. Manchmal tut alles weh, was man hört oder gesagt bekommt.

Ich bin trotzdem froh, dass ich mich wieder traue auf zustehen.
Auch wenn ich dann wieder hinfallen kann - und sicher auch noch oft genug werde.
Leben ohne Hoffnung ist ein einziges Jammertal ... jedenfalls für mich.


good

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

jivaro
Beiträge: 182
Registriert: 17. August 2011, 22:07
Hat sich bedankt: 59 Mal
Danksagung erhalten: 171 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon jivaro » 5. April 2017, 12:10

"Normal" ist der Durchschnitt - und da will eigentlich keiner dazugehören! [whistle]
Die Definition von NORMAL ist bislang nicht erfolgt - warum wohl?

LG jivaro

Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 5. April 2017, 16:31

[hi_bye]

jivaro hat geschrieben:"Normal" ist der Durchschnitt - und da will eigentlich keiner dazugehören! [whistle]




Normal = Durchschnitt = IQ von 100.
Doch ja ...... ich glaube, da würde ich gerne dazu gehören.
Wo doch jeder weiß, dass Dummheit eine Krankheit ist, unter der nicht der Betroffene selbst leidet.
[angel]

Nein, ich werde nicht aufgeben. Hab doch grad erst angefangen.
Sturheit ist eine meiner besten schlechten Eigenschaften.
Wenn auch mit Heulen und Zähneklappern.

Danke für den Zuspruch.

Liebe Grüße
Wild Child
"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Lucidare » 5. April 2017, 17:34

Hi Wild Child,

Wild Child hat geschrieben:Sturheit ist eine meiner besten schlechten Eigenschaften.


[biggrin]

Nenn es nicht Sturheit, nenn es Kontinuität.

Von wegen nonchalant und so... [mocking]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 5. April 2017, 18:32

Aaaaargh.......Kontinuität ist fast noch schlimmer als Geduld.

Beides Fremdwörter.

Vielen Dank Lucidare. Ehrlich. Du hast ja recht.
:-!?

Nonchalant ist die Königsdisziplin!
Ich wäre aber gerade für "Durchschnitt" schon echt dankbar. ;-)

Kennst Du das mit den Polen? Je weiter die Pole auseinander sind,
umso mehr ähneln sie einander in Wirklichkeit.
Sprich: Eine 10°Grad Drehung ist um vieles bedeutsamer als eine um 180°Grad Drehung.
Wie wahr!

Liebe Grüße
Wild Child
"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Lucidare » 5. April 2017, 20:44

Wild Child hat geschrieben:Kennst Du das mit den Polen?


Nö, großer Bahnhof. Gibt's 'nen Link für Blonde? [unknown]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
Wild-Child
Beiträge: 32
Registriert: 19. Januar 2017, 19:04
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Wild Child + Baclofenstart

Beitragvon Wild-Child » 6. April 2017, 16:58

Hi zusammen [hi_bye]

Das mit den Polen....ich habe leider so gar keine Ahnung mehr, wo ich das ursprünglich mal aufgeschnappt habe, und habe leider auch im Internet nichts dazu gefunden.
Es meint, dass das Gegenteil einer Sache viel näher an der Sache ist,
als wenn man sich nur wenige Schritte entfernt....

Ich versuche das mal mit Beispielen zu erklären:

Wenn aus einem Kettenraucher ein militanter Nichtraucher wird, dann hängt dieser immer noch an der Kippe, nur von einer anderen Perspektive aus. Klar ist das besser für die Gesundheit, aber es gibt wenig Änderung im eigentlichen zugrunde liegendem System.

Wer von "ganz negativ" in "ganz positiv" wechselt, bleibt im Grunde in seinem Muster....
Nur die Vorzeichen ändern sich.

Wenn mir Erfolg im Job und gute Leistung so wichtig sind, dass ich dafür regelmäßig über meine Grenzen gehe, passiert es zwangsläufig, dass ich dann irgendwann erschöpft und frustriert bin. Vor allem auch, weil andere komischerweise nicht genauso alles für den Job tun.
Wenn ich dann ins Gegenteil umschlage und eine Haltung annehme wie " Ist mir alles egal, macht doch was ihr wollt....", dann löse ich damit nicht das eigentliche Problem.
Wirklich anfangen zu lösen kann ich dann, wenn ich akzeptiere, dass mir meine Arbeitsqualität wichtig ist, aber ich trotzdem auch Grenzen habe.
Dann kann ich anfangen, realistische und angemessene Grenzen zu setzten.

Die eigentliche Kunst ist, sich in kleinen Schritten von seinem "Pol" ( = ein Extrem ) wegzubewegen,
ohne direkt wieder in ein anderes Extrem zu wechseln.

Für mich heißt das, langsam Schritte in ein besseres Leben zu gehen.
Nicht zu warten, bis ich aufhören kann zu trinken, weil ohne das "eh nichts einen Sinn hat",
sondern trotzdem weiter zu versuchen, den Boden auf dem ich gehe, begehbarer zu machen.
Auch wenn es nicht "perfekt" läuft.
Dass ich versuche mich neu zu orientieren und Wege suche ohne gleich alles ändern zu müssen,
von dem ich erkenne, dass es nicht optimal läuft. Nicht zu viel erwarten.

Ich kann es leider auch nicht besser erklären.

Liebe Grüße
Wild Child
"Do you want to feel well? Off your ass and on your feet!" [schritte]


Zurück zu „Erfahrungsberichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste