APunkts Schlusspunkt

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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andi
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon andi » 25. November 2016, 16:52

Hey A.!

Ich könnte ja jetzt sagen, "Kopf hoch, wird schon irgendwie werden"; tue ich aber nicht.

APunkt hat geschrieben:Und wenn mir das - derzeit mit einer Zeitvorgabe


Ehrlich; hört sich an wie ein Projekt in der Firma, wo es um Geld und nochmal Geld und ja, Profit geht. Du bist ja kein Unternehmen, kein Projekt - sondern ein Mensch. Andere Herangehensweise, was Dich persönlich und das hartnäckige Thema "Alkohol" angeht.

APunkt hat geschrieben:Aber für mein Verständnis ist die einzig schlüssige Antwort auf meine derzeitige Situation: aufdosieren. Und, da mir das sehr schwer fällt, vorsichtigstststst.

- Bin dafür -

lg
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APunkt
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon APunkt » 10. Februar 2017, 14:46

Hallo das Rund!

Ich hatte ja versprochen, mich am Ende meiner Aufdosierungsphase wieder zu melden und möchte das hiermit einlösen.
Bevor ich lang erzähle: ich komme nicht über die 25 mg hinaus, that's it. Sobald ich die 30 mg/d - Marke überklettere, habe ich mit Nebenwirkungen zu kämpfen, die man seinem Feind nicht wünscht. Stromschläge in den Händen, Alpträume, Wachträume mit halluzinativem Charakter, Gewaltphantasien, Gedächtnislücken (Sekundenschlaf??), und ein Phänomen, das ich mal "depressive Eskapaden" nennen möchte. Wie vom Blitz getroffen tiefe Traurigkeit, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.
Und nein, all' das verschwindet bei mir nicht, weder nach einer Woche noch nach vier.
Ich habe Baclofen daher Weihnachten abgesetzt.

Und - seitdem ist "es" vorbei.
Weg.
Als hätte ein Jahr mit Baclofen mich geheilt, mein ZNS repariert. Ich habe in meinem Leben gefühlte 1.000 Versuche unternommen, mit der Trinkerei aufzuhören, bestenfalls mal eine Woche geschafft und mich dabei wie ein geprügelter Hund gefühlt.

Und jetzt: vorbei. Mir geht es gut, ich bin zuversichtlich, treibe ein bisschen Sport (nichts großartiges, bisschen Kraftsport, bisschen Laufen), habe angefangen, Musik zu machen (ich wollte immer mal ein Orchesterinstrument lernen, jetzt mache ich es), habe ein paar coole Konferenzen angenommen und freue mich drauf (im März geht es los), plane ein bisschen Weiterbildung (vllt. kommt ja doch noch die Promotion, wer weiß?). Dabei bin ich jetzt nicht überkandidelt oder so, es fühlt sich alles "ganz normal" an, was immer das heißen mag.
Es gibt ab und an mal ein Bierchen oder zwei, keine Exzesse, keine Regelmäßigkeit, kein Weitertrinken, nichts.
Als hätte ich nie was gehabt in Richtung Alkoholproblem.

Ich habe mal das Internet auf links gedreht, aber nur ganz wenige Berichte gefunden, die im Zusammenhang mit Baclofen von einem derartigen Verlauf berichten, ich kann also beim besten Willen nicht sagen, woran es liegt. Dass es an meinem selbst gestalteten Begleitprogramm liegt, glaube ich eher nicht. Dazu habe ich davon eigentlich viel zu wenig auch nur halbwegs konsequent umgesetzt. [whistle]

Soll mir, ganz egositisch, aber im Grunde auch egal sein.

Kann so bleiben.
Kann einfach so bleiben. [smile]

Mich hatte mal jemand gefragt, was meine Signatur - das Cary Grant-Zitat - eigentlich soll. Für mich war das eigentlich immer mein Ziel: ich freue mich natürlich, wenn Leute mich mögen, vielleicht hier und da ein bisschen beneiden, gern so bisschen "ich" sein würden. Nur - wozu soll das gut sein, wenn ich selbst lieber alles andere wäre - nur ja nicht ich? Und mein Ziel war, dass ich "ich" sein mag.
Ist jetzt so, seit immerhin zwei Monaten.

Da ich nicht weiß ob, wann, warum ich mich unter den gegebenen Umständen hier nochmal melde, sag' ich mal: danke für die Unterstützung, alles Gute, viel Erfolg auf dem individuellen Wege und bis vielleicht dann mal,

Euer A.
"Everyone wants to be Cary Grant. Even I want to be Cary Grant." (Cary Grant)

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon DonQuixote » 10. Februar 2017, 22:35

Hallo A.

Das ist ja großartig! Klar, die Nebenwirkungen waren bei Dir sehr heftig, selbst bei niedrigen Dosierungen. Aber die Hartnäckigkeit, mit der Du Dein Ziel verfolgtest, und die Geduld, mit der Du diese Nebenwirkungen ertrugst, haben sich am Ende ausgezahlt. Natürlich war die Dosis, bei der Du letztendlich Erfolg hattest, ungewöhnlich gering, aber auch das kommt immer wieder mal vor. Genieße Deine neue Freiheit und die zurückgewonnene Lebensqualität!

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Dr. Strom » 11. Februar 2017, 15:59

Cool, der Mann hat's drauf.
Für mich stehst du damit auf der gleichen Stufe wie Andreas Niedrig (Triathlet), er hat ein Buch über sein Leben geschrieben, Vom Junkie zum Ironman. D.h. von dir können wir in deinem Bereich nun auch große Taten erwarten. Wir werden also eine weitere Untergruppe im Forum brauchen, "Das Geniale Leben nach Baclofen", oder so. :kl

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Greta » 11. Februar 2017, 21:18

Hallo A.
das freut mich so sehr, so einen Erfolg von dir zu lesen.
:-!?
Macht mir im Moment wieder Hoffnung.

Die Idee von Dr.Storm finde ich super. Lass uns teilhaben, an deinem Erfolg.

Liebe Grüße Greta

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Papfl » 11. Februar 2017, 21:32

Hallo A.!

Was soll ich anderes schreiben...außer Chapeau :-!? ! Ich freue mich riesig für Dich [dance] !

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon andi » 12. Februar 2017, 05:14

Hallo und guten Morgen A.!

Freut zu lesen, das klappt.

lg
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon APunkt » 2. April 2017, 08:50

Guten Morgen zusammen!

So, in knapp sechs Wochen ist es so weit, ich werde 50. Statt eines roten Porsche mit Zierblondine schenke ich mir zu diesem Anlass die Abstinenz. Es war ja erklärtes Ziel meiner Therapie, bis zu diesem Tag eben die Abstinenz erreicht zu haben, und ich bin auf gutem Wege dahin. Der Alkoholkonsum ist in einem Maße zurückgegangen, dass man es wohl auch dabei belassen könnte, aber irgendwie drängt sich vermehrt die Frage auf: warum überhaupt noch?

Zu diesem Zwecke werde ich also - in gut christlicher Tradition - 40 Tage und Nächte in die Wüste ziehen, sozusagen, dabei werde ich mir auch nochmal leichte Baclofen-Unterstützung gönnen, und das Thema Alkohol dann endgültig begraben. In irgendeinem der vielen tollen Tagebücher und "Reiseberichte" hier habe ich gelesen, dass jemand sinngemäß schrieb "Jeder Mensch trinkt in seinem Leben ein Fass aus. Meins ist leer!".

Das trifft auch auf mich zu, jetzt muss ich es innen noch ordentlich putzen und ein bisschen hübsch machen, dann kann ich in guter Diogenes'scher Tradition drin wohnen.

Dr. Strom hat geschrieben: "Das Geniale Leben nach Baclofen Alkohol"
...soll dann eine sukzessive Verringerung der Arbeitslast für mich und meine Frau beinhalten. Wir haben eigentlich alles, was wir brauchen, die Kinder sind aus dem Gröbsten raus, Zeit, sich um sich selbst zu kümmern. Wir haben die letzten 20 Jahre geackert wie die Blöden, um das alles einigermaßen über die Bühne zu kriegen, das Leben auf der Überholspur ist so zur Normalität geworden, dass man es eigentlich schon gar nicht mehr merkt, wenn man 60 oder 70 Wochenstunden arbeitete. Es ist gut jetzt! Es langt, nimm' den Fuß vom Gas, lieber A.
Sicher, die nächsten zehn Jahre müssen wir noch ein bisschen konsolidieren, sonst wirds im Alter zu knapp. Aber dazu reichen 40 Wochenstunden eigentlich auch und am 60. Geburtstag fällt der Hammer aus der Hand, das muss reichen. Wenn die Diss bis dahin fertig wird - prima. Wenn nicht? So what!
Und dann sperren wir hier ab und setzen uns in ein fettes Wohnmobil und fahren ans Ende der Welt. Es gibt noch viel zu viele Orte auf diesem Planeten, an denen ich noch nicht war.

Und wenn die Abende zu lang werden, kann man ja ein Buch schreiben;-)

Euch eine Sonnenzeit und bis zum 50ten in vierzig Tagen,

Euer A.
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Papfl » 2. April 2017, 09:41

Hallo A.!

You made my day :kl ...

Alles Gute weiterhin!

Papfl
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Anna » 2. April 2017, 10:46

Hallo A., es gibt mir Mut und Kraft Deine Geschichte zu lesen.
Danke und toll gemacht, weiter so.
Viele Grüße, Anna

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon APunkt » 9. Mai 2017, 08:18

Guten Morgen, liebes Tagebuch:)

APunkt hat geschrieben:So, in knapp sechs Wochen ist es so weit, ich werde 50. Statt eines roten Porsche mit Zierblondine schenke ich mir zu diesem Anlass die Abstinenz. Es war ja erklärtes Ziel meiner Therapie, bis zu diesem Tag eben die Abstinenz erreicht zu haben, und ich bin auf gutem Wege dahin. Der Alkoholkonsum ist in einem Maße zurückgegangen, dass man es wohl auch dabei belassen könnte, aber irgendwie drängt sich vermehrt die Frage auf: warum überhaupt noch?

Noch zwei Tage.
Zeit, Bilanz zu ziehen, damit der Countdown unbelastet ist.
Ich komme von unbehandelt etwa einem Kilogramm Reinalkohol pro Woche. Meine Fresse, ich hab' s jetzt dreimal nachgerechnet, weil ich es nicht glauben kann: viermal die Woche 12 Pullen Bier sind 24 Liter. Stimmt doch, oder? Mal 5% Alkoholgehalt sind 1,2 Liter Reinalkohol, mit einer Dichte von 0,8 kommen wir also auf 0,96 Kilogramm reinsten Alkohol. Mein Gott.

Da ich Baclofen in höherer Dosierung nur sehr schlecht vertrage, kommen für mich maximal 37,5 mg Baclofen pro Tag als Hilfe infrage. Damit ist es mir gelungen, meinen Alkoholkonsum auf - realistisch - ein Viertel der Ausgangsmenge zu reduzieren. an den Rest, meine "Kernabhängigkeit", komme ich noch nicht dran. Das ist Mist, und das stinkt mir gewaltig.

APunkt hat geschrieben:Zu diesem Zwecke werde ich also - in gut christlicher Tradition - 40 Tage und Nächte in die Wüste ziehen, sozusagen, dabei werde ich mir auch nochmal leichte Baclofen-Unterstützung gönnen, und das Thema Alkohol dann endgültig begraben.

Ich habe diese vierzig Tage genutzt, um noch einmal klar die Ziele zu definieren und die Hindernisse auf dem Weg dorthin zu benennen. Ich habe versucht, diesen Restkonsum mit Hilfe kontrollierten Trinkens zu kanalisieren, vielleicht zu reduzieren und musste feststellen, dass dies nicht mein Weg sein kann. Ich habe keine Kontrolle über den Alkohol. Punktum. Das mag mal einen Tag gelingen, auch mal vier oder fünf Tage, aber dann brechen alle Dämme. Wenn ich trinke, dann trinke ich, und ich muss mir beim besten Willen nicht einreden, dass der eine Tag mit kontrolliertem Konsum mehr wert sei, als die darauf folgende Woche mit totalem Kontrollverlust.
Ich will damit nicht in Abrede stellen, dass es für eine Gruppe von Abhängigen ein Weg ist, damit klarzukommen. Ist ok. Ich gehöre zur anderen Gruppe.
Und damit ist das Ziel klar: Abstinenz ohne Wenn und Rhabarber.
Lieber nehme ich ein paar ehrliche Rückfälle in Kauf und nenne sie auch so, als mir einzureden, ich hätte alles unter Kontrolle und die leeren Flaschen unterm Schreibtisch das Normalste der Welt. Quatsch ist das. Eine Kontroll-Illusion, weiter nichts.
Das Körkel-Programm, dass ich mir vor einem Jahr gekauft habe, liegt im Altpapier, der Rest Alkohol, der im Haus ist, kommt heute in den Ausguss und dann ist Sense. Alles andere hat für mich keinen Zweck.

Was sind die Hindernisse? Zum einen offenbar meine verkorkste Hirnchemie, ich werde Baclofen also wieder auf 37,5 aufdosieren (aktuell 12,5). Meine Angst, die nach wie vor da ist: Versagensangst, Verlustangst. Das muss man benennen, und da muss ich dran. Ein halbes Jahr gebe ich mir noch, mal schauen, was daraus wird, wenn ich wirklich abstinent lebe. Wenn das dann immer noch lebensbestimmend ist, dann gibt's eine Therapie, dafür sind die Profis ja da.
Das nächste Hindernis war die Einbildung, vielleicht doch irgendwie "normal" trinken zu können, das haben wir jetzt wohl abschließend geklärt, siehe oben.

Auf der Positivliste steht einiges mehr, dass ich im Portfolio habe: immerhin vertrage ich die 37,5 mg Baclofen einigermaßen, ich muss also nicht nackig antreten. Dann ist mein Programm zur Gestaltung meiner Tage mittlerweile recht ausgeklügelt. Ich habe mich und mein (Trink-)Verhalten ausgiebig analysiert, die Muster sind recht gut erkennbar und es steht ein Modell, das genügend Ansatzpunkte aufzeigt, an denen ich die Hebel ansetze. Es war dabei vor Allem die Erkenntnis erhellend, dass nicht die "richtig guten Tage" die richtig guten Tage sind, sondern die, in denen eine gesunde Balance aus Spannung und Entspannung besteht. Und diese Tage sind besonders häufig dann anzutreffen, wenn ich einen realistischen Tagesplan habe, realistische Zielvorstellungen umsetze und um 16:00 Uhr den Rechner runterfahre und für die Familie koche, mit der Bande Musik mache oder Sport oder mich einfach mit einem guten Buch in den Garten lege.

Fokus und Balance.

In diesem Sinne: jetzt fährt der Server hoch, in der Zeit schütte ich noch die restlichen Biere in die Spüle und setze mir einen schönen Grüntee auf (die neue Ernte ist da!! [smile] ), um 16:00 Uhr fährt er runter und ich zum Wochenmarkt.

Euch einen schönen Tag und
liebe Grüße
A.
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Anna » 9. Mai 2017, 08:48

Hallo A.,
ich bewundere sehr, wie reflektiert Du bist.
Ruhephasen und die Beschäftigung mit mir selbst sind auch mein Weg. Abgelenkt habe ich mich genug.
Solltest Du allein nicht weiterkommen, so finde ich Deine Idee mit dem Therapeuten nicht verkehrt.
Bitte berichte weiter, ich drück Dir die Daumen.
LG, Anna

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Lucidare
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Lucidare » 9. Mai 2017, 09:45

Moin A.,

darf ich hier was schreiben? Wenn nich, kann ich ja löschen... [mocking]

Anna hat geschrieben:ich bewundere sehr, wie reflektiert Du bist.


Stimmt auf's Wort. [good]

Du schreibst und liest Dich für mich total anders. Aus den Wellenbewegungen ist eine kontinuierliche Linie geworden. Hier zeigt sich quasi der "wahre" @A.. Jedenfalls für mich. Ich hoffe, Du siehst das als wesentlichen Erfolg auf dem Weg zur Glückseeligkeit. [angel]

A. hat geschrieben:Das mag mal einen Tag gelingen, auch mal vier oder fünf Tage, aber dann brechen alle Dämme.


Der Weg in die Sucht, die Sucht an sich und auch der Ausstieg hat durchaus Phasen oder "Levels". Beim Ausstieg wird natürlich die Hirnchemie mit dem was der Alkohol hinterlassen hat, gefordert. Ich will jetzt nicht auf die verschiedene Botenstoffe an sich eingehen, es muss sich nur wieder ein Gleichgewicht herstellen. Zuviel Dopamin, Serotonin etc. ist auch nicht gut. Das weißt Du selbst. Dieser "5tages-Rhytmus" ist für mich eine dieser "Phasen" und einer gewissen "Normalität" geschuldet. Mir hat es unwahrscheinlich geholfen sich, wenn auch im Nachhinein, ein wenig mit diesen Dingen zu beschäftigen. Ich habe dadurch die Erkenntnis gewonnen das ich kein Freak oder "Außenseiter" bin. Natürlich nur wenn man es kann. Die Angst kann komische Wege gehen.

Ein halbes Jahr gebe ich mir noch, mal schauen, was daraus wird, wenn ich wirklich abstinent lebe.


Ein durchaus planvolles Vorgehen. :wink: Nur: Wenn dieser Plan jetzt nicht im ersten Anlauf perfekt funktioniert, sehe es nicht als personliche Niederlage. Wenn Du jetzt gewisse alkfreie Phasen hast und es Schwierigkeiten macht, könnte es sich durchaus lohnen für eine Übergangszeit, es mit Medikamenten zu unterstützen. Bei mir hat morgens eine Prise Escitalopram und abends eine Prise Mirtazapin wahre Wunder bewirkt. Nach 9 Monaten habe ich die Medikamente wieder ausgeschlichen und alles war gut.

Meine Angst, die nach wie vor da ist: Versagensangst, Verlustangst. Das muss man benennen, und da muss ich dran.


Mich hat damals mal jemand vorsichtig gefragt, ob ich in der Lage wäre, meine Angst anzunehmen. Als Angstler guckst Du natürlich blöd und verstehst das nicht. Rückblickend ist mir da einiges klarer geworden. Es ist die Angst vor der Angst. Bestimmte Situationen oder Ereignisse werfen Ihre Schatten voraus. Das setzt dann eine Spirale in Gang. Bei mir war es z. B., auf Grund meiner sozialen Phobie im Vorfelde einer Essenseinladung, dass ich die Situation im Voraus "erlebt" habe. Du kommst in eine kritische Lage, das macht Angst und jetzt musst Du trinken. Man lebt nicht immer angst- oder furchtfrei. Dieses "Annehmen", nicht sich der Angst zu stellen oder dagegen anzukämpfen, ist für mich sehr wichtig. Einfach zu sagen: "Hallo Angst, was willst Du mir sagen, was kannst Du mir tun? Mach' mal, ich werde Dich nicht stören, ich bin im Moment anders beschäftigt. Wenn Du fertig bist, können wir ja noch mal vernünftig reden". Dieser Dialog findet natürlich in Millisekunden statt. Hört sich blöd an [meise], hilft mir aber unwahrscheinlich.

Was sind die Hindernisse? Zum einen offenbar meine verkorkste Hirnchemie [...]


Yes, Sir. Die kann man aber durchaus entkorksen. Viel Erfolg dabei und vor allem Ruhe im Tun. Alles normal.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon APunkt » 9. Mai 2017, 16:51

Hallo Ihr beiden,

danke für die Nachrichten.
Lucidare hat geschrieben:darf ich hier was schreiben?

Ja, gern. [smile]

Lucidare hat geschrieben:Du schreibst und liest Dich für mich total anders. Aus den Wellenbewegungen ist eine kontinuierliche Linie geworden. Hier zeigt sich quasi der "wahre" @A.. Jedenfalls für mich. Ich hoffe, Du siehst das als wesentlichen Erfolg auf dem Weg zur Glückseeligkeit.

Ja, so empfinde ich das mittlerweile selbst auch. Dieses Bild wurde mir zwar von meinen Mitmenschen ziemlich früh zu Beginn der Behandlung schon gespiegelt, aber mir selbst kam es damals noch ganz anders vor... [sorry]

Ich weiß auch, dass ich mit der derzeitigen Trinkmenge schon sehr gut vorangekommen bin, und ich habe mir wirklich lange überlegt, ob ich es nicht dabei belassen soll und gut is. Aber das Ding ist halt: mein Trinkverhalten ist auch bei der deutlichen Reduktion noch ein süchtiges Trinkverhalten, und das hätte ich gern komplett raus aus dem Portfolio. Darum jetzt der Schritt in die Abstinenz.
Dazu kommt, dass dieses Wechselspiel der Triade Angst-Alkohol-Depression eben nicht so funktioniert, dass mit Alkohol die Angst weg und ohne da wäre oder andersrum oder sonstwie linear, sondern dass nach Weglassen vom Alkohol die Angst/Depression erstmal steigt, weshalb ich ja zu Beginn auch davon überzeugt war, dass ich mir ohne Alkohol eine massive Angstproblematik einhandeln würde. Aber so drei bis vier Tage in der Abstinenz, ganz sicher ab Tag 5, gehen die Angstwerte dramatisch zurück und selbst bei kritischer Beantwortung der entsprechenden Screenings kriege ich keine auffälligen Angstwerte mehr hin.
Und solange ich das nicht besser wusste, verzeihe ich mir diesen Fehlschluss. Aber jetzt? Nach über einem Jahr treuer Aufzeichnung und Auswertung aller relevanten Werte? Da komme ich aber in Erklärungsnot, weshalb ich mir dann doch noch das eine oder andere Mal sehenden Auges für die kommenden fünf Tage das Ich versaue, nur, um ein paar Stunden angeschickert zu sein.

Lucidare hat geschrieben:Wenn Du jetzt gewisse alkfreie Phasen hast und es Schwierigkeiten macht, könnte es sich durchaus lohnen für eine Übergangszeit, es mit Medikamenten zu unterstützen. Bei mir hat morgens eine Prise Escitalopram und abends eine Prise Mirtazapin wahre Wunder bewirkt. Nach 9 Monaten habe ich die Medikamente wieder ausgeschlichen und alles war gut.

Das behalte ich auf jeden Fall mal im Hinterkopf, danke!

Lucidare hat geschrieben:"Hallo Angst, was willst Du mir sagen, was kannst Du mir tun? Mach' mal, ich werde Dich nicht stören, ich bin im Moment anders beschäftigt. Wenn Du fertig bist, können wir ja noch mal vernünftig reden". Dieser Dialog findet natürlich in Millisekunden statt. Hört sich blöd an [meise], hilft mir aber unwahrscheinlich.

Ja, ich habe im Laufe der vergangenen 12 Monate ein ähnliches Ritual entwickelt: ich gebe der Versagensangst völlig freien Raum und schreibe die katastrophalen Folgen eines falsch gesetzten Kommas in einem Abschlussbericht (beispielsweise) auf ein Blatt Papier. Ein vollständiges Worst-Case-Szenario dieser akuten Situation, die mich in Panik und Sauflaune versetzt. In aller Regel wird mir das nach einer Minute zu dämlich, und wenn ich den vollkommenen Horror-Schwachsinn streiche und nur das absolut Unwahrscheinliche stehen lasse, schicke ich die Mail (oder was immer) ab und fertig ist das. Das funktioniert auch ganz gut, ich verbuche das mal unter "die Angst zulassen", das hat schon was.

Lucidare hat geschrieben:Die kann man aber durchaus entkorksen
[biggrin]

Anna hat geschrieben:Bitte berichte weiter,

Mach' ich, wahrscheinlich werde ich die ersten Wochen in der völligen Abstinenz auch die Schlagzahl ein bisschen erhöhen, wobei ich aber auch merke, dass ich, wenn ich zu viel und zu oft schreibe (und schreibend die Abhängigkeit durchdenke), das auch ganz gern mal in Grübelei endet.
Aber ich werde die Balance schon hinkriegen.

Viele Grüße und danke nochmal für die Tipps und guten Wünsche
A.
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon laggard » 9. Mai 2017, 20:34

Hallo APunkt,
was mich fasziniert ist deine Zielstrebigkeit
Langfristige Ziele ,Portfolio,relevante Werte ,...so ein bischen Betriebswirtschaft schadet ja bei einem selbst auch nicht [mocking]

weshalb ich mir dann doch noch das eine oder andere Mal sehenden Auges für die kommenden fünf Tage das Ich versaue, nur, um ein paar Stunden angeschickert zu sein.

Ich erkenne mich in diesem Satz sowas von wieder
....und von daher jetzt sehendes Auge in die Abstinenz :-!?
Die damit verbundenen Gefühle hattest du ja schon ausführlich beschrieben ...und sind hier im Forum durchaus nachvollziehbar [biggrin]

dass ich, wenn ich zu viel und zu oft schreibe (und schreibend die Abhängigkeit durchdenke), das auch ganz gern mal in Grübelei endet.

Das Gefühl habe ich manchmal auch -beschäftigen wir uns zuviel mit unserer Krankheit :grbl

Auf jeden Fall wünsch ich viel Erfolg

..und lass uns wissen wie´s läuft

Gruss

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Lucidare » 10. Mai 2017, 06:56

Hallo,

A. hat geschrieben:Mach' ich, wahrscheinlich werde ich die ersten Wochen in der völligen Abstinenz auch die Schlagzahl ein bisschen erhöhen, wobei ich aber auch merke, dass ich, wenn ich zu viel und zu oft schreibe (und schreibend die Abhängigkeit durchdenke), das auch ganz gern mal in Grübelei endet.


Laggard hat geschrieben:Das Gefühl habe ich manchmal auch -beschäftigen wir uns zuviel mit unserer Krankheit :grbl


Ich finde, man sollte dann und das schreiben, wie es sich gut anfühlt. Es besteht ja kein Zwang. Wenn man Angst hat, dass wertvolle Gedanken verloren gehen, kann man die auch erstmal in einem Textverarbeitungsprogramm festhalten und später veröffentlichen. Das Forum soll keinen Stress machen, finde ich.

LG
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon APunkt » 10. Mai 2017, 07:07

Hallo laggard,

danke Dir für Deine Nachricht!
laggard hat geschrieben:...so ein bischen Betriebswirtschaft schadet ja bei einem selbst auch nicht

[biggrin]
Selbst bin ich zwar kein BWLer, aber ich bin oft in interdisziplinären Teams unterwegs, und das "Wording" färbt schon ab...
Ich finde es aber auch tatsächlich erleichternd, sich selbst so ein bisschen aus der Distanz zu beobachten bei der Therapie. Nicht bei jedem Auwehchen gleich zu denken, "Mensch, das bin ja ich, ogottogott!", sondern ein bisschen mehr die Außenperspektive einzunehmen. "Wie geht es uns denn heute? Nicht so doll? Dann gehen Sie heute nicht arbeiten, melden sich krank und legen sich mit einem Kräutertee in die Sonne, Herr A.!"
So Männer im Baumarkt-mäßig: Mach' Dich zu Deinem Projekt! (YippieYaaYaa, YippieYippieYeah!) [biggrin]

laggard hat geschrieben:beschäftigen wir uns zuviel mit unserer Krankheit

Da gibt es für mich einen wesentlichen Unterschied zwischen "sich beschäftigen" - das finde ich absolut ok., Informiertheit hat noch selten geschadet - und eben der Grübelei (warum ich? Wieseo komme ich da nicht weiter? Was bin ich für ein Looser...), in die das schonmal reingleitet. Da muss man dann m.E. irgendwie die Notbremse ziehen, denn das endet nicht gut.

Viele Grüße
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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Anna » 10. Mai 2017, 07:17

Hallo A.,
meine Erfahrung ist, dass eine Beschäftigung mit der Krankheit zu Einsichten und Erkenntnissen geführt hat, auf die ich nie gekommen wäre, wenn ich einfach alles hätte laufen lassen.
Die Angst vor der Grübelfalle hatte ich auch immer und die schnappte tatsächlich brachial zu, wenn ich dann noch Alkohol dazu trank. Ich bin in Selbstmitleid gefallen, und konnte nicht mehr gerade aus denken. Alkohol verstärkt meine negativen Gefühle und vernebelt zeitgleich meine Sinne.
Ich habe dann Doxepin kennengelernt. Es beruhigte mich, vernebelte aber nicht. Es machte mich ruhig und mutig genau hinzusehen und das mal auszuhalten. Auch eine Art Handlungsfähigkeit.
Mittlerweile benutze ich das fast gar nicht mehr.

LG, Anna

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Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon Lucidare » 11. Mai 2017, 09:50

Habe ich das richtig verstanden? Glückwunsch zum Geburtstag?

[good_luck]

LG
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Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: APunkts Schlusspunkt

Beitragvon APunkt » 18. Mai 2017, 10:48

Guten Morgen das Rund!

Nur eine kurze Wasserstandsmeldung, wir drehen hier im Institut gerade ein ziemlich großes Rad und ich bin nur auf dem Durchflug. Aber da ich neulich das Gespräch hier so unvermittelt verlassen habe, wenigstens ein kurzes Lebenszeichen:

ich hatte einen Traumstart in mein abstinentes Leben! Mit ein paar Tagen Abstinenz-Vorlauf giftfrei und kerngesund den Geburtstag gefeiert, seither glücklich und zufrieden abstinent ohne jede Anstrengung, Baclofen derzeit konstant bei 25 mg/d.
Hat sich scheinbar gelohnt, das Jahr der Vorbereitung, Aufzeichnung und Überlegung wiesoweshalbwarum.

So, ich melde mich sicher wieder, aber die nächsten zwei Wochen wohl eher nicht.

Lucidare hat geschrieben:Glückwunsch zum Geburtstag

Danke [smile]

LG A.
"Everyone wants to be Cary Grant. Even I want to be Cary Grant." (Cary Grant)


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