Meltemi stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Meltemi
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Meltemi stellt sich vor

Beitragvon Meltemi » 8. Januar 2017, 13:51

Hallo zusammen ich bin Meltemi,

ich trinke seit über 20 Jahren Alkohol - nahezu jeden Abend. In der Regel trinke ich eine Flasche Wein pro Abend, manchmal mehr. Nur ab und zu gelingt es mir die Menge zu reduzieren oder gar nichts zu trinken. Etliche Male habe ich versucht meine Sucht in den Griff zu bekommen, um nicht irgendwann völlig abzustürzen. Leider ohne dauerhaften Erfolg. Dabei trinke ich nicht um mit Problemen klar zu kommen - nein es geht mir eigentlich gut. Ich habe einen tollen Mann, der mich auch hierbei unterstützt und mein Job bringt mir nicht nur Geld sondern auch Spaß ! Ich denke ich trinke um mich zu belohnen - für einen guten Tag genauso wie für schwierige Situationen, die ich meistern musste....
Ich will raus aus dem Teufelskreis. Vor einem Jahr etwa habe ich das erste Mal von Baclofen gelesen und hoffe, dass mir hier jemand weiterhelfen kann einen Arzt zu finden, der mich behandelt und mir das Medikament verschreibt.

Viele Grüße
Meltemi

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Papfl
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Re: Meltemi stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 8. Januar 2017, 16:38

Hallo Meltemi!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] . Schön, dass Du da bist [smile] .

Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen. Wenn man plötzlich nicht mehr trinkt, gilt es natürlich alternative Strategien zu entwickeln, um eben diese gewünschten Effekte - die zugegebenermaßen über Alkohol (zumindest eine Zeit lang) viel leichter zu erreichen sind - wieder herzustellen. Das braucht Zeit. Und eventuell auch eine psychotherapeutische Begleitung, die dabei helfen kann, wieder zu lernen, wie man das Leben auch ohne Alkohol genießen kann.

Dummerweise helfen alle guten Ratschläge, Tipps und Therapien wenig, wenn die Gedanken ständig um Alkohol kreisen und der Kopf für nichts anderes frei ist. Baclofen setzt genau da an.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Erfahrungsgemäß ist es - zumindest in der Anfangsphase - daher wichtig, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen (z. B. mit drei bis vier Einnahmezeitpunkten im Abstand von +/- 4 Stunden) und das Medikament dabei langsam in kleinen Schritten aufzudosieren. Wie man dabei am besten vorgeht, steht im Leitfaden für die Anwendung, der sich als gute Orientierungshilfe erwiesen hat bzw. in den Dosierungstabellen hier im Forum.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt.

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Eine guten Start wünscht

Papfl
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Re: Meltemi stellt sich vor

Beitragvon Meltemi » 8. Januar 2017, 17:05

Vielen Dank für Deine Antwort !
Es tut gut Menschen kennenzulernen, die einen verstehen. Und die Aussicht durch das Medikament den eigenen Willen zurückbekommen zu können, macht mir große Hoffnung!

Viele Grüße
Meltemi

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Re: Meltemi stellt sich vor

Beitragvon Bine » 9. Januar 2017, 00:19

[hi_bye] Hi Meltemi,
du hast geschrieben :
Etliche Male habe ich versucht meine Sucht in den Griff zu bekommen, um nicht irgendwann völlig abzustürzen. Leider ohne dauerhaften Erfolg.

Ich glaube das geht hier vielen/allen so. Sonst wären wir nicht hier [help] .
Ich habe 2 Krankenhaus Entgiftungen hinter mir neben diversen zu Hause. Habe nach dem ersten KH Aufenthalt 1 Jahr durchgehalten, danach wurden die Trinkpausen kürzer [shok] .
Und bin jetzt seit einem halben Jahr mit Bac unterwegs [schritte] . Und bis auf einen Ausrutscher vor kurzem is alles okay, es ist mir leichter gefallen nichts zu trinken, vorerst tagsüber (war Spiegeltrinker), und mittlerweile klappt es manchmal auch abends schon nichts zu trinken. Braucht aber auch alles seine Zeit, 20 Jahre kann man nicht mit einer Woche abschmeiẞen, auch mit Baclofen nicht. Man braucht wirklich mit SICH und auch mit Baclofen ne Menge Geduld und auch eigenen Willen. Aber es wird von Anfang an besser, kann ich dazu sagen. Mir hilft es sehr good .
Dir viel Glück erstmal.
Gruss Bine
Ich denke ich trinke um mich zu belohnen - für einen guten Tag genauso wie für schwierige Situationen, die ich meistern musste....

Oh das hatte ich fast vergessen, Gründe gibt es zu Hauf, wenn man trinken möchte/muẞ. Da findet sich immer sehr leicht ein Grund :mst .

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Re: Meltemi stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 9. Januar 2017, 09:45

Hallo zusammen!

Bine hat geschrieben:Oh das hatte ich fast vergessen, Gründe gibt es zu Hauf, wenn man trinken möchte/muẞ. Da findet sich immer sehr leicht ein Grund :mst .

An dieser Stelle bietet es sich eigentlich an, mal wieder auf einen etwas älteren Thread - Die W-Fragen - zu verweisen.

Papfl
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Re: Meltemi stellt sich vor

Beitragvon Bine » 10. Januar 2017, 01:27

Hi @ all und danke Papfl,
für den Hinweis/Link auf diesen Thread, habe eben gelesen und muẞ sofort ein Zitat einfügen.
Mitunter sieht man aber auch ein zu ideales Ich (geht mir zumindest so) - das ist dann eher ungesund, z.B.:
Muss ich allen meinen Ansprüchen genügen?
Muss ich perfekt sein?
Muss ich anderen immer gefallen?
Muss ich immer zu 100% funktionieren?
Mit ja beantwortet kann dies nur zu Stress, mangelnder Selbstsicherheit, Angst, etc. - eben Unzufriedenheit führen. Man müsste/sollte also den inneren Anspruch (und ebenso den äußeren!) in Frage stellen und wieder eine Wohl-Balance herbeiführen. Wir sind Menschen, machen Fehler und sind trotzdem wertvoll - jeder für sich und auch für die anderen.

-meistens/immer wollen wir unseren eigenen Ansprüchen genügen !
-wollen immer perfekt sein !
-wollen immer anderen gefallen !
-wollen immer 100% funktionieren !
Also mit ja beantwortet..... führt zu Stress, Angst nicht funktioniert haben zu können, etc.
Treibt einen in den Alkohol.
Aber auch da muẞ man wohl erst mal drauf kommen (nach Jahren) und darüber nachdenken, warum eigentlich ???
"Normale Menschen" ohne Alkoholproblem kommen ja auch damit klar, aber sie stellen wohl auch nicht so hohe Ansprüche an sich selber. Sie stellen diese Ansprüche gar nicht erst, dürfen Versagen oder Fehler machen.
Na und, dann ist es so.
Ich bin mittlerweile soweit, das ich auch mal nein sagen kann, nein das mache ich jetzt nicht, geht gerade nicht, möchte ich nicht, sollen doch alle anderen von mir denken was sie wollen, ich muẞ damit (mit mir) umgehen können. Auch ich bin mal wichtig.
Heiẞt nicht das ich alles in Schutt und Asche verfallen lasse, aber mal nein zu was sagen können, wo man vorher schon weiẞ, das es einem Stress macht und diesen Trinkdruck wieder aufkommen lässt, is mal ne Maẞnahme.
Wenn ich dann was durchgesetzt hatte war es als wenn mir eine groẞe Last von den Schultern gefallen wäre. Und ich habe mich richtig erleichtert gefühlt.
Sonst war es so, ah okay, klar mach ich, ich schaff das schon, trink ich halt n bischen mehr dann klappt dat schon.
Und hat auch immer geklappt. Bis nichts mehr ging.
Auch ich muẞ nicht mehr immer funktionieren, darf Fehler machen. Und gefallen muẞ ich erstmal mir wieder, dann gefalle ich auch anderen wieder.
Wozu, Warum ? Da finde ich keinen Unterschied, Hauptsache man stellt sich diese Fragen überhaupt mal.
Mein Unterschied wäre "ICH DARF NICHTS MEHR TRINKEN" umwandeln in
"ICH DARF, ABER ICH MÖCHTE NICHTS MEHR TRINKEN".
Und "ICH MUẞ AUFHÖREN ZU TRINKEN" in "ICH MÖCHTE AUFHÖREN ZU TRINKEN". Druck weg nehmen.
Upps langer Text, aber das hat mich so angesprochen.
Gruss Bine

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Re: Meltemi stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 10. Januar 2017, 21:02

Hallo Meltemi

Eine E-Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an die Adresse, mit der Du Dich hier im Forum registriert hattest. Gutes Gelingen für alle Deine Vorhaben in 2017 wünscht

DonQuixote ... / [crazy_pilot] \ ...

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Re: Meltemi stellt sich vor

Beitragvon Meltemi » 17. Januar 2017, 13:01

Hallo zusammen,

ich war die letzten Tage leider nicht online und hätte dabei fast eure mutmachenden Nachrichten nicht gesehen. Aber jetzt funktioniert der Router wieder.
Den Kontakt zu dem Arzt habe ich erhalten und auch gleich versucht einen Termin zu bekommen. Ich muss mich aber mich eine Weile gedulden, denn natürlich hat er großen Zulauf. Ich soll mich aber Mitte Februar wieder melden.
Die Hoffnung, dass ich jetzt doch noch etwas ändern kann tut mir im Moment gut und hält mich bei der Stange mein tägliches Pensum deutlich zu reduzieren. Tagsüber ist das für mich eh kein Problem gewesen (da trinke ich nicht) aber ab ca 18:00 Uhr schaltet sich mein Trinkergedächnis wieder ein. Oft zunächst nur mit einem flüchtigen Gedanken an Alkohol, der im laufe des Abends dann immer konkreter und intensiver wird. Ich versuche den Druck zu mindern in dem ich 1-2 Gläser Wein ganz bewusst auf dem Sofa zelebriere und es dabei auch belassen kann. Mit der Aussicht auf baldige Unterstützung geht das soweit ganz gut. Ich bin sicher, dass mir Baclofen dabei helfen wird und dann auch größer völlig abstinente Abschnitte möglich sind.
Sobald ich die Behandlung beginnen kann melde ich mich wieder und berichte wie es mir ergeht - so oder so.

Euch allen noch einen schönen Tag!
Meltemi


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