Baclofen und Tablettensucht

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prinzessin
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Baclofen und Tablettensucht

Beitragvon prinzessin » 24. Oktober 2016, 20:19

Hallo liebes Forum,
bitte euch um Hilfe.
Eine Freundin, .die ich im Entzug kennenlernte, ist genauso verzweifelt wie ich.
Nur ist sie tablettenabhängig
Nach zwei Hüftoperationen wurde ihr Tilidin verschrieben sie trotz Entzugstherapien nicht loskommt.
Kann Baclofen auch ihr helfen?
Wir möchten doch so gern noch ein bisschen unsere Enkel und Urenkel auf ihrem Lebensweg begleiten.
Liebe Grüße,
eure hoffnungsvolle Prinzessin

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DoctorBAC
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Re: Baclofen und Tablettensucht

Beitragvon DoctorBAC » 28. Oktober 2016, 20:37

Hallo Prinzessin,
sorry, hab' deinen Beitrag jetzt erst gesehen. Tilidin ist ein "Opioid", das auf ganz andere Weise wirkt. Opioide machen ein starkes körperliches Entzugssyndrom. Gegen die Entzugserscheinungen von Tilidin ist Bclofen wirkungslos.
Es kann jedoch nach einer Entgiftung zur Rückfallprophylaxe eingesetzt werden. Zur Wirkung bei Opioidabhängigkeit gibt es nur Einzelfallberichte und Tierversuche.
Deine Freundin sollte in einer Klinik entgiften. Erst danach ist ein Behandlungsversuch mit Baclofen zur Stabilisierung der Abstinenz möglich und möglicherweise wirksam.

LG

Ulrich

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jivaro
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Re: Baclofen und Tablettensucht

Beitragvon jivaro » 30. Oktober 2016, 16:46

Liebe Prinzessin,

ich bin nicht ganz der Ansicht von Ulrich.
Ich habe einige Patienten beim "ausdosieren" von Opiaten begleitet, allein gegen die körperlichen Entzugserscheinungen scheint Baclofen eine gute Wirksamkeit zu besitzen. 2 Patientinnen waren Opiate zur Schmerzbekämpfung verordnet worden, dann sollten sie möglichst rasch abdosieren und merkten, dass das nicht so einfach möglich war. Eine Patientin hatte eine frühere Suchtanamnese, die Opiate waren trotzdem verordnet worden. In beiden Fällen war es möglich die Entzugssymptome mit Baclofen ausreichend zu behandeln.

Ein Kollege setzt Baclofen auch beim Ausdosieren von Substitutionsmitteln (Opioide) erfolgreich ein (hier: Buprenorphin). Es klappt.
Ganz schlicht gefasst: Baclofen scheint bei "allem" was Dopamin freisetzt hilfreich zu sein.

Es wäre allerdings wichtig, zunächst zu wissen um wieviel Tilidin bzw. "Tabletten" es sich handelt, wie lange die Behandlung erfolgte, seit wann nun die Sucht besteht und welche "Entzugstherapien" erfolglos waren.
Wichtig ist in jedem Fall eine gute ärztliche Begleitung und im Falle der Freundin sicher auch eine gute psychotherapeutische Begleitung.

LG jivaro

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jivaro
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Re: Baclofen und Tablettensucht

Beitragvon jivaro » 1. November 2016, 13:59

Ergänzung:
Bei einer Substitutionstherapie die Dosen des Substitutes durch Baclofen zu verringern, wie gelegentlich zu hören, funktioniert nach meiner Erfahrung NICHT.

LG jivaro

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DoctorBAC
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Re: Baclofen und Tablettensucht

Beitragvon DoctorBAC » 1. November 2016, 23:33

Interessant... danke für die Info! Gerade beim Ausschleichen der letzten Reste eines Substituts könnte das hilfreich sein. Werde ich mal ausprobieren - ich habe bisher nur bemerkt, dass der Beikonsum weniger wird, wenn substituierte AlkoholikerInnen Baclofen bekommen. Bisher benutze ich eher Tianeptin, ein µ-agonistisches Antidepressivum.
Bin mal gespannt, wie das mit BAC funktioniert.

LG

Ulrich


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prinzessin
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Re: Baclofen und Tablettensucht

Beitragvon prinzessin » 8. November 2016, 17:20

Lieber Ulrich, lieber jivaro,
vielen Dank für eure Hilfe!
Habe eure Nachricht an meine Freundin weitergeleitet und wir sind guter Hoffnung, dass wir diesmal an die richtige Tür geklopft haben.
Konnte nicht eher antworten. Meine Tage sind einfach zu kurz seit ich seit 10 Tagen erfolgreich Baclofen nehme.
Lese viel im Forum und gebe Infos an meine Freunde und andere Betroffene weiter.
Liebe Grüße
Prinzessin


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